Psychiater redet Unfug - kann ihn nicht mehr ernst nehmen

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miss_jalandar
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Psychiater redet Unfug - kann ihn nicht mehr ernst nehmen

Beitrag Mo., 28.06.2021, 23:57

Liebes Forum,

habe hier schon öfter mitgelesen und hoffe, dass Euch vielleicht was Schlaues zu meinem Problem einfällt.

Ich bin wegen schweren Depressionen seit ein paar Wochen in Behandlung bei einem ambulanten Team aus Psychiatern und psychiatrischen Pflegern, die aufsuchend arbeiten und mich dreimal pro Woche zu Hause besuchen. Bin eigentlich sehr zufrieden und zu dem Pfleger, der am öftesten kommt, habe ich schon eine gute Verbindung aufgebaut, die es mir ermöglicht, frei über alles zu sprechen, was mich so bewegt.

Soweit so gut. Wäre da nicht dieser Psychiater, der ab und zu mitkommt. Mit dem kann ich mittlerweile gar nichts mehr anfangen. Das Blöde ist, das er für mich den Vogel abgeschossen hat mit einer Bemerkung, die gar nichts mit mir und der Behandlung zu tun hat. Wo man natürlich sagen könnte, das ist doch eigentlich egal aber es IST MIR EINFACH NICHT EGAL sonst würde ich nicht die ganze Zeit drüber nachdenken und nun sogar hier reinschreiben.

Und das ging so: Der Arzt ist 2010 in D-Land eingewandert und stammt aus Aserbaidschan. Wisst Ihr noch, Aserbaidschan? Im Jahr 2012 war da der EU Song Contest. Sonst hört man nicht sehr viel darüber und ich bezweifele, dass mein Psychiater schon viele Deutsche getroffen hat, die ir_gend_was über sein Land wissen oder es auch nur auf Anhieb auf der Weltkarte finden würden. Macht ja auch nix ... aber ich war zufällig vor einigen Jahren in Aserbaidschan. Habe das Land komplett von West nach Ost durchquert. Es ist zwar nicht so groß aber wir waren damals mit dem Fahrrad unterwegs und da haben wir für die paar Hundert Kilometer mehrere Wochen gebraucht. Inklusive unzähliger Kontakte mit den Einheimischen, diversen Erlebnissen, gute und schlechte, Kontakte / Konflikte mit der Staatsmacht  etc. pp. Echt einiges erlebt dort.

So.

Mit dem Psychiater bin ich von Anfang an nicht warm geworden und dann dachte ich, bringe ich das Gespräch mal auf sein Land erzähle von damals. Netter Smalltalk ... Reiseanekdoten ... dann Thema Korruption und Menschenrechte (übelste Probleme dort)... Und dann ist er auf einmal ganz verwundert: Korruption? Hat er nie was davon mitbekommen. Wann ich dort war. Ach, 2010. Jaja ... aber mittlerweile ist da alles in Ordnung. 

Joa. 

Die Aussage habe ich erstmal (verwundert) hingenommen aber jetzt bereitet sie mir schlaflose Nächte. Natürlich habe ich schon Google bemüht und mich davon überzeugt, dass in Aserbaidschan - DAMALS WIE HEUTE - von Wahlbetrug über Vetternwirtschaft, Korruption, Folter, Verfolgung von Oppositionellen uvm ALLES dabei ist, WOBEI es natürlich "Demokratische Republik Aserbaidschan" heißt und sie auf dem Papier sogar die Frauen gleichberechtigt haben (in einem muslimischen Land!) ... also alles super oder?!?

Mich beschäftigen nun vor allem folgende Fragen, die ich hiermit an Euch weitergebe:

- Warum sagt er so einen Bullshit?

- Wie soll ich ihn noch ernst nehmen?

- Bin ich hier die Verrückte oder wer eigentlich?

- Und wie soll ich damit umgehen, dass ich mittlerweile null Bock mehr habe, dem irgendwas privates über mich zu erzählen?

Klar, natürlich das Gespräch suchen. Werde ich auch, in 3 Tagen habe ich wieder die Ehre. Bis dahin kann ich vielleicht aus Euren Reaktionen erkennen, ob ich da eher total überreagiere oder ob mein Unwillen, mich diesem Menschen weiter zu öffnen, für manche auch nachvollziehbar ist

Danke allen fürs Lesen .... ich weiß, irgendwie seltsames Problem aber vielleicht kennt das ja jemand dass man mit einem Arzt / Therapeuten einfach nichts anfangen kann, von der fachlichen Kompetenz mal ganz abgesehen sondern eher was er / sie sonst noch so von sich gibt.
Liebe Grüße und gute Nacht.

*From another planet*

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anou
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Beitrag Di., 29.06.2021, 00:36

Hey miss_jalandar,

Überhaupt kein seltsames Problem, ich kann Dich sehr gut verstehen. Über die konkrete Aussage kann ich nicht viel sagen, da sich mein Wissen über Aserbaidschan tatsächlich auf "macht bei Eurovision mit/EM ist teilweise dort" beschränkt. Aber meiner Meinung nach klingt es ganz so, als würde es zwischen dem Psychiater und Dir zwischenmenschlich einfach nicht passen, unabhängig von der konkreten Aussage. Wenn er Dir gleich von Anfang an unsympathisch war weiss ich ehrlich gesagt auch nicht ob sich das "lohnt" zu versuchen auszusprechen und zu lösen.

Hättest Du denn die Möglichkeit, in dem Setting nur den Psychiater zu wechseln und den Rest vom Team gleich zu behalten? Vielleicht könntest Du es mal mit dem Pfleger, mit dem du schon etwas eine Beziehung aufgebaut hast, besprechen? Ich war mal in einem ähnlichen Setting mit Team aus Ärzten und psychiatrischen Pflegern, wo ich es mit einem der Psychiater überhaupt nicht gut konnte. Ich habe dann jeweils um entweder einen Termin bei dem noch jemand anderes aus dem Team dabei ist (Pfleger oder Assistenzarzt) oder einen anderen Psychiater/andere Psychiaterin gebeten. Hat ganz gut geklappt ohne das ich das jemals gross direkt ansprechen oder begründen musste (was für mich ein grosses Hindernis ist, keine Ahnung ob das bei Dir auch so ist). Das war aber bei mir auch eher als kurzfristige Zwischenlösung um die Wartezeit auf einen Therapieplatz bei einer Psychotherapeutin zu überbrücken gedacht, daher war ich dort auch nicht soo interessiert daran eine stabile Beziehung aufzubauen. Wenn dieses Setting bei Dir längerfristig gedacht ist: Umso wichtiger, dass du dich wohl fühlst!

Das Du dich einem Menschen, der Dir unsympathisch ist nicht weiter öffnen willst ist sehr verständlich und meiner Meinung nach darfst du diese Gefühle auch ernst nehmen.

Liebe Grüsse
Anou

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lisbeth
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Beitrag Di., 29.06.2021, 05:19

miss_jalandar hat geschrieben: Mo., 28.06.2021, 23:57 - Warum sagt er so einen Bullshit?
Vorab: Das ist jetzt reine Spekulation, denn ich war nie in Aserbaidschan noch kenne ich Menschen, die aus A. kommen...

Ich könnte mir vorstellen, dass das so ein klassisches kulturelles Missverständnis ist, dass Menschen aufgrund ihrer kulturellen Prägung Dinge ganz unterschiedlich wahrnehmen und deuten.
Solche Dinge sind nicht "logisch". Da geht es nicht um stimmt/stimmt nicht.

Möglicherweise hast du sein Herkunftsland mit deinen Bemerkungen unbeabsichtigt "beleidigt" und bist ihm damit zu nahe getreten. Da geht es womöglich darum, das Gesicht nicht zu verlieren. Wie gesagt, das ist nicht logisch, und auch wenn klar ist, dass er persönlich nix dafür kann, welche Verhältnisse in Aserbaidschen herrschen. Sicher wird er auch seine Gründe gehabt haben, nach D zu kommen, aber darüber wird er vermutlich nicht mit fremden Menschen reden, und schon gar nicht mit Patienten...

Eine gute Freundin von mir stammt aus Sizilien. Mit ihrer Familie dort hat sie sich komplett überworfen, und letztlich war die Flucht vor der Familie (und deren langem Arm) für sie der Hauptgrund, nach D zu kommen. Sie schimpft selbst immer wieder über ihre Eltern, ihre Geschwister, und alle anderen. Aber wehe, jemand von außerhalb wagt es, etwas Kritisches über ihre Familie zu sagen, dann fängt sie reflexhaft an, alle zu verteidigen und man könnte meinen, das wären alles Heilige. Für mich ist denkbar, dass bei deinem Psychiater ein ähnlicher Reflex einsetzt...
miss_jalandar hat geschrieben: Mo., 28.06.2021, 23:57 - Wie soll ich ihn noch ernst nehmen?
Hm. Indem du versuchst zu trennen zwischen beruflich und privat. Dass er sich zu einem nicht-medizinischen Thema anders verhält als du es erwarten (und richtig) finden würdest, heißt ja nicht automatisch dass er als Arzt unfähig sein muss.
miss_jalandar hat geschrieben: Mo., 28.06.2021, 23:57 - Bin ich hier die Verrückte oder wer eigentlich?
Falsche Frage. Darum geht es hier gar nicht (siehe oben).

Wie nun damit umgehen, ist natürlich nochmal eine ganz andere Frage.
Falls du innerhalb dieses Programms den Arzt wechseln kannst, würde ich das versuchen. Wobei ich vermute, dass da die Patientenwünsche nur eine kleine bis gar keine Rolle spielen, ähnlich wie in einem stationären Setting. Da landet man bei einem Arzt oder Therapeuten, und das ist dann einfach so.

Die Idee, den Pfleger, mit dem du dich gut verstehst, mal drauf anzusprechen finde ich auch ganz gut. Ohne da jetzt zu sehr in die Details einzutauchen, denn du weißt ja auch nicht, welches Verhältnis die miteinander haben....

Falls dir dein/e ambulante/r Psychiater/in diese Leistung verordnet hat, wäre es vielleicht noch eine Idee, ihn oder sie darauf anzusprechen...

Alles Gute!
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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alatan
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Beitrag Di., 29.06.2021, 05:37

Interessant und erschreckend ist, wofür die Solidargemeinschaft blechen muss....

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Griselda
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Beitrag Di., 29.06.2021, 07:22

Ärzte sind in solchen Ländern Teil des korrupten Systems. Ohne kleine Aufmerksamkeit behandeln die nicht. Wenn du im Krankenhaus den Ärzten und Schwestern nichts zukommen lässt, schauen die nicht nach deinem Angehörigen. Ist leider so, auch 2021.
Plus - du bist eine Frau, von dir wird er sich nichts sagen lassen, egal ob du recht hast oder nicht und egal wie lang er schon hier in Deutschland ist.

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Sadako
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Beitrag Di., 29.06.2021, 08:17

Ehrlich gesagt finde ich es schwierig mit einem Arzt der einen behandelt auf so eine Ebene zu gehen.
Solche Diskussionen um Politik sind immer ein Minenfeld und es ist wenig sinnvoll das in einem Kontext wie deinem zu besprechen.
Es wäre allerdings Aufgabe des Psychiaters gewesen, das abzubiegen.

Was die inhaltliche Ebene angeht… ich finde es schwierig wenn wir uns erlauben von außen über die Situation in einem anderen Land zu urteilen.

Mir kommen da schmerzhaft Erinnerungen zurück an Gespräche mit Leuten in u.a Australien, die fest davon überzeugt sind, dass die meisten Leute in Deutschland Hitler verehren und beinharte Nazis sind. Ich habe mich ganz schön bescheiden gefühlt und das obwohl ich eine sehr kritische Haltung zu vielem habe, was in diesem Land abgeht.

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Di., 29.06.2021, 10:59

Also, ich war mal bei einem Gynäkologen, der hat während der Untersuchung (also in einer ziemlich ausgelieferten Position) nach der Konfession gefragt und dass man doch lieber die seine annehmen solle. Auch wäre es Pflicht der Frau, verheiratet zu sein und Kinder zu bekommen. Dort gehe ich nie wieder hin. Nun ist der Unterschied, dass er ambulant war, es Ersatz gibt und er von sich aus Themen angesprochen hat, die das Selbstbestimmungsrecht der Patientin berühren.
Eure Ebene sehe ich als eine nichtprofessionelle an. Ist mir ja auch egal, welche Partei mein Zahnarzt wählt oder so.

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Beitrag Di., 29.06.2021, 11:27

du hast diesen Psychiater ja schon vorher unsympathisch gefunden und sein Verhalten bestätigt jetzt eigentlich nur deine Antipathie. Ich würde dem garantiert nichts privates erzählen. Kann wer anderer statt ihm kommen?
Oder falls das nicht geht, dann würde ich einfach in Gegenwart dieses Psychiaters eisern schweigen bzw. nur das medizinisch/organisatorisch Nötige kommunizieren. Du kannst ja den Pfleger mal fragen, welche Möglichkeiten du hast, den unsympathischen Psychiater aus deinem Reich zu verbannen bzw. seine Anwesenheit auf ein Minimum zu reduzieren.

Find übrigens dass du, trotz des ernsten Inhalts, sehr amüsant schreibst. Hoffe, noch öfter in diesem Forum von dir zu lesen.

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reddie
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Beitrag Di., 29.06.2021, 12:18

Sag einfach, dass du aus Glaubensgründen nicht von Männern behandelt werden willst. Das wird er verstehen und die Leitung auch. 😉

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Beitrag Di., 29.06.2021, 12:54

ja, nur dann dürfte sie der Pfleger auch nicht mehr behandeln :-((

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miss_jalandar
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Beitrag Di., 29.06.2021, 18:18

lisbeth hat geschrieben: Di., 29.06.2021, 05:19
miss_jalandar hat geschrieben: Mo., 28.06.2021, 23:57 - Warum sagt er so einen Bullshit?
Möglicherweise hast du sein Herkunftsland mit deinen Bemerkungen unbeabsichtigt "beleidigt" und bist ihm damit zu nahe getreten.
Liebe Lisbeth, hast nicht unrecht - wobei ich eingangs ausführlich auf die hilfsbereite Bevölkerung und Gastfreundschaft eingegangen bin... aber ja, es ist natürlich weder logisch noch ein passendes Gesprächsthema.
alatan hat geschrieben: Di., 29.06.2021, 05:37 Interessant und erschreckend ist, wofür die Solidargemeinschaft blechen muss....
Danke Alatan für diesen ebenfalls berechtigten Einwurf, dem ich nur entgegenhalten kann dass ich wenigstens außerhalb der (wertvollen) Treffen mit den Herrschaften versuche, meine Gedanken & Gefühle zu sortieren, damit die Behandlung auch was bringt außer dass ich über verschiedene Ansichten von Weltpolitik nachgrüble. Danke dass Ihr mir (unentgeltlich!) dabei helft ... und ja, ich bin mir durchaus bewusst dass wir in einem Wunderland leben und es ein absolutes Privileg ist, Mitglied im deutschen Gesundheitssystem zu sein (ich war lange genug draußen und habe für Krankenbehandlungen selbst gezahlt. Obwohl ich jetzt nicht mehr zahlen muss, überlege ich dennoch jedes Mal ausführlich, ob eine Inanspruchnahme wirklich nötig ist. Im aktuellen Fall habe ich sehr lange gewartet und mich letztendlich v.a. von meiner Umwelt überreden lassen).
Griselda hat geschrieben: Di., 29.06.2021, 07:22 Ärzte sind in solchen Ländern Teil des korrupten Systems. Ohne kleine Aufmerksamkeit behandeln die nicht. Wenn du im Krankenhaus den Ärzten und Schwestern nichts zukommen lässt, schauen die nicht nach deinem Angehörigen. Ist leider so, auch 2021.
Plus - du bist eine Frau, von dir wird er sich nichts sagen lassen, egal ob du recht hast oder nicht und egal wie lang er schon hier in Deutschland ist.
Hallo Griselda, vielen Dank für diese Meinung!!! Dass es jetzt jemand anders so knallhart aufschreibt, ist unglaublich beruhigend. Tatsächlich könnte ich einfach diese Standpunkte übernehmen und dann direkt zum Grübeln aufhören warum der Typ so daherredet....! Denn wenn Deine Erklärungsansätze auch nur ungefähr in die richtige Richtung geht ... tja dann gibts eigentlich keine offenen Fragen, sondern ich brauch' mir nur noch klar werden, ob und wie ich mit ihm arbeiten kann der eben nicht.
Sadako hat geschrieben: Di., 29.06.2021, 08:17 Ehrlich gesagt finde ich es schwierig mit einem Arzt der einen behandelt auf so eine Ebene zu gehen.
Solche Diskussionen um Politik sind immer ein Minenfeld und es ist wenig sinnvoll das in einem Kontext wie deinem zu besprechen.
Es wäre allerdings Aufgabe des Psychiaters gewesen, das abzubiegen.

Was die inhaltliche Ebene angeht… ich finde es schwierig wenn wir uns erlauben von außen über die Situation in einem anderen Land zu urteilen.
Hallo Sadako, ich stimme Dir bisschen zu, vor allem dass das Thema in dieser Situation total unpassend war. Nun ja ... der Arzt hat mich ja davor schon eher ... "genervt" sag' ich mal, so dass ich nicht mehr bereit war, mit ihm meine Probleme zu wälzen, sondern es für mich einfacher war, das Gespräch auf ein ganz anderes, für mich unverfängliches Thema zu lenken, natürlich nicht nur zufällig eines, das IHN vielleicht mal aus der Reserve lockt. Von mir aus kann man auch von niederen Instinkten meinerseits ausgehen, weil ich (aus Selbstschutz und / oder Bosheit) an seiner Fassade kratzen wollte, damit mal jemand anders die Hosen runterlässt ... anyway war ich weder unfreundlich noch unverschämt und habe vorwiegend von meinen persönlichen Erfahrungen während der Reise durch sein Land gesprochen (und das mit den Missständen nur kurz angesprochen), also ja, ich komme zwar von außen aber ich habs mir wenigstens angeschaut und auch viel recherchiert. Habe damals als Autorin gearbeitet und für paar Magazine und eine Zeitung geschrieben, auch zwei Bücher veröffentlicht und von dieser (und anderen) Reise(n) berichtet. Da ich dabei eine gewisse Reichweite hatte / habe, war es mir wichtig, keinen unausgegorenen Blödsinn zu schreiben sondern ausschließlich wahre Geschichten, garniert mit Hintergrundinformationen über die jeweiligen Länder, die ich so sorgfältig wie möglich zusammengesucht habe.

Und sorry, aber wenn er ein guter Psychiater wäre, geübt in Gesprächsführung und daran gewohnt, auch mit unerwarteten Themen konfrontiert zu werden, dann hätte ich eine andere Reaktion erwartet. So wie: "Frau Jalandar, das Thema ist sicher interessant (vielschichtig / whatever) aber ich weiß nicht, warum wir darüber jetzt während Ihrer Behandlung reden sollen"... ZUM BEISPIEL. Oderoderoder.

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miss_jalandar
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Beitrag Di., 29.06.2021, 18:22

Tja, jedenfalls habe ich die letzten beiden Treffen mit dem freundlichen Pfleger damit verschw...- also verbracht, ihm meine Irritation begreiflich zu machen und seine Statements sind so: "Er ist eben jetzt ihr Arzt..." "... hat ja thematisch nichts mit der Behandlung zu tun" und natürlich "sprechen Sie es direkt mit ihm an". So, das mache ich auch und zwar übermorgen, bin sehr gespannt wie es läuft!

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miss_jalandar
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Beitrag Di., 29.06.2021, 18:30

captcha hat geschrieben: Di., 29.06.2021, 11:27 du hast diesen Psychiater ja schon vorher unsympathisch gefunden und sein Verhalten bestätigt jetzt eigentlich nur deine Antipathie. Ich würde dem garantiert nichts privates erzählen. Kann wer anderer statt ihm kommen?
Oder falls das nicht geht, dann würde ich einfach in Gegenwart dieses Psychiaters eisern schweigen bzw. nur das medizinisch/organisatorisch Nötige kommunizieren. Du kannst ja den Pfleger mal fragen, welche Möglichkeiten du hast, den unsympathischen Psychiater aus deinem Reich zu verbannen bzw. seine Anwesenheit auf ein Minimum zu reduzieren.

Find übrigens dass du, trotz des ernsten Inhalts, sehr amüsant schreibst. Hoffe, noch öfter in diesem Forum von dir zu lesen.
Lt. Pfleger kann momentan nicht einfach jm. anderes kommen, habe ihm schon gesagt dass ich mich natürlich weiterhin mit dem Herrn unterhalten kann, übers Wetter z.B. oder über Laubfrösche vielleicht...?

Danke für die Rückmeldung dass es sich wenigstens amüsant liest, Schreiben war früher mein Beruf und ist immer noch meine Berufung. Die schlimmste Vorstellung wäre die, dass ich meine Leser langweile ;) ... bei anderem Kontext würde ich jetzt Werbung für mein Buch machen aber ... sagen wir mal so, schreib' mir gerne eine PM wenn Du von mir Amüsantes ohne doofen Beigeschmack lesen magst :)

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Beitrag Di., 29.06.2021, 18:40

miss_jalandar hat geschrieben: Di., 29.06.2021, 18:30 Laubfrösche vielleicht...?
unbedingt! ;)
miss_jalandar hat geschrieben: Di., 29.06.2021, 18:30 Schreiben war früher mein Beruf und ist immer noch meine Berufung.
Ach daher kommt das! Ja, dann solltest du das Schreiben unbedingt beibehalten.
Vielleicht gibt der grässliche Psychiater eine tolle Romanfigur ab. :->
Oder für eine Reportage über ambulante psychiatrische Dings, was auch immer das heisst.
Oder du betrachtest ihn ab sofort als Studienobjekt und testest jede Woche, wie er auf verschiedene Gesprächs-Stimuli reagiert, Laubfrösche zum Beispiel? ;)

ah, genau und danke für das Buchangebot, ich geh nur leider gerade unter in Sachen, die ich bereits lesen sollte :->

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saffiatou
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Beitrag Di., 29.06.2021, 19:17

Hast du mal überlegt, dass dein Psychiater zu dir kommt, weil er dich behandeln lassen will und keinen Lehrgang über sein Land braucht! Das ist schon ganz schön arrogant was da von dir kommt. Du hast das Land einmal bereist und schwingst dich als Fachfrau auf….

Vielleicht hat es Gründe, warum er gerade mit dir nicht darüber reden will. Einmal sicher, weil es in dieser Behandlung um dich geht und nicht um ihn. Ich finde schon alleine deinen threadtitel anmaßend. Er spürt sicher auch deine Abneigung.


Diese Allgemeinplätze über korrupte Ärzte, weil sie aus anderen Ländern kommen, finde ich dermaßend daneben und beleidigend.

Es gibt gute und schlechte Ärzte, in jedem Land. Mir manchen Ärzten kommt der eine gut zurecht und mit manchen der andere. Ich habe auch negative sehr Erfahrungen mit Ärzten gemacht, von den besten Ärzten waren auch einige aus nicht EU Ländern.
never know better than the natives. Kofi Annan

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