Zwang über die Therapeutin zu sprechen.

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Alicorn
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Zwang über die Therapeutin zu sprechen.

Beitrag Di., 27.07.2021, 12:41

Hallo liebe Forumsgemeinschaft,

Ist es in Ordnung, wenn ich einfach sofort loslege? Werde mich bestimmt auch mit meinen Erfahrungen revanchieren, wenn es mir möglich ist und passt.

Seit 2 Jahren bin ich bei meiner Therapeutin und wir verstehen uns gut. Vorher war ich bei einer Anderen, was mächtig in die Hose ging und wodurch ich meine jetzige noch mehr zu schätzen weiß.
Und da fängt mein Problem an.
Sie ist mir, glaube ich, zu wichtig geworden. Ich habe permanent den Drang über sie zu sprechen, mit Freunde und Familie. Die sind mittlerweile total genervt und finden mich extrem abhängig. Aber irgendwie brauche ich den Abgleich von Außen, dass das was zwischen mir und der Therapeutin läuft gut ist. Das resultiert aus der sehr schlechten Erfahrung aus der vorangegangen Therapie. Ich traue meinem Urteil nur noch sehr bedingt.
Dazu mischt sich auch eine große Angst, von ihr verlassen zu werden und die Angst etwas zu übersehen, was sie von mir entfernen könnte.
Was einmal fast passiert ist. Da gab es eine Phase wo ich sehr traurig war und nicht mehr ganz nahbar war, da wollte die Therapeutin die Therapie beenden. Das hat mir sehr zugesetzt. Jetzt habe ich mich aber gut im Griff und die traurige Seite ist nicht mehr sichtbar. Dadurch geht die Therapie weiter, was mich sehr erleichtert. Trotzdem bin ich dadurch noch mehr auf der Hut und mein Drang ist noch größer geworden über die Therapeutin und mir zu sprechen.
Die Anderen haben recht, dass ich abhängig bin, aber ich habe mit kaum einen anderen Menschen so einen regelmäßigen Kontakt, wie mit ihr.
Jetzt zwinge ich mich, nicht mehr über sie zu sprechen und merke wie schwer mir das fällt. Auch habe ich nen Termin abgesagt, um mir und die Anderen zu beweisen, dass ich nicht abhängig bin.
Ich merke jetzt schon wieder, wie groß der Drang ist, habe aber das Gefühl nirgends damit hin zu können. Kann einer von euch das nachvollziehen?
Über einen Rat würde ich mich sehr freuen.
LG
Alicorn

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MisterZett
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Beitrag Di., 27.07.2021, 14:11

Hallo, liebe Alicorn!
Sie ist mir, glaube ich, zu wichtig geworden. Ich habe permanent den Drang über sie zu sprechen, mit Freunde und Familie.
Im Grunde genommen ist das ja auch etwas Normales, denn die Bewunderung und Wertschätzung für eine Person lässt sich ja gerade bei jungen Menschen, wie es bei den Teenagern und ihren Stars ist, beobachten. Manche älter gewordene Menschen aber haben eben noch ein gewisses Nachholbedürfnis, bis sie gerade dadurch an innerer Festigkeit gewinnen können. ;)

Liebe Grüße von Mister Zett
Der Weise äußert sich vorsichtig, der Narr mit Bestimmtheit über das kommende Wetter.
Wilhelm Busch

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Hasenmaus123
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Beitrag Di., 27.07.2021, 14:24

Für mein Kind bin ich der größte Held. In meiner Kindheit hatte ich keinen Helden, dies hole ich jetzt einfach nach. Irgendwann bin ich mein eigener Held und bin stark genug.

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Alicorn
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Beitrag Di., 27.07.2021, 15:37

Hallo Mister Zett und Hasenmaus123,

Danke für eure Sicht. Also ist das "nur" ein Nachholen?
Weder hatte ich als Kind nen Held, noch war ich verrückt nach irgend nem Star. Damit konnte ich nie etwas anfangen.
Aber der Gedanke, die Therapeutin könnte meine Heldin sein, finde ich interessant.
Liebe Hasenmaus123, ich finde es es klingt sehr liebevoll und zuversichtlich, wenn du schreibst, dass du irgendwann mal dein eigener Held sein wirst!

LG Alicorn

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Pinguin Pit
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Beitrag Di., 27.07.2021, 15:47

In einer Therapie auf der Hut sein, bloß nichts machen, was die Therapeutin "verärgert" und zum "Abbruch zwingt". Wo, wenn nicht in der Therapie, sollten ALLE Gefühle Raum bekommen?
Du passt Dich nur an: Deiner Therpeutin, Deinem Umfeld, redest nicht mehr darüber und sagst sogar eine Stunde ab, um zu beweise, dass Du nicht abhängig bist. Ich finde, dass hört sich nicht gut an, bringe diese Themen mal in die Stunen ein, warum Du das machst.
Die Vergangenheit ist nicht tot - sie ist nicht einmal vorbei. (William Faulkner)

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Alicorn
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Beitrag Di., 27.07.2021, 16:13

Hallo Pinguin Pit,

Ich bin mir nicht sicher, ob wirklich immer alles in der Therapie Raum einnehmen darf. Schließlich sind Therapeuten auch nur Menschen. Als ich den Durchhänger hatte und dadurch mein Inneres in der Therapie sichtbar wurde, ist die Therapie in Schieflage geraten. Die Therapeutin wollte beenden, so schnell wie möglich. Auch wenn es sich komisch anhört, hat es mir trotzdem geholfen, mich zusammenzureißen. Dadurch zerfließe ich nicht mehr. Es geht mir besser, wenn ich auf der Hut bin. Und seit ich darauf achte, mich nicht so zu zeigen, läuft es wieder gut und die Therapeutin will die Therapie mit mir weiter machen. Sie hat mir bisher auch sehr geholfen, daher bin ich darüber erleichtert.
Ansprechen möchte ich das in Therapie nicht. Nicht das die Therapeutin sich von mir hintergangen fühlt.
Und warum ich das mache? Darauf gebe ich mir wohl selber besser die Antwort... Verlustangst würde ich sagen.

LG Alicorn

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Pinguin Pit
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Beitrag Di., 27.07.2021, 16:43

Was für ein Inneres wurde denn da sichtbar? Welche Therpieform?
Ich mache ja eine analytische Therapie und der Analytiker musste sich sehr viele schwer verdauliche und grausame Phantasien über ihn anhören. Aber das hatte alles Platz dort und war sehr wichtig für den gesamten Prozess. Niemals hätte der die Therapie deswegen beendet.
Liegt vielleicht auch an der Richtung
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Montana
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Beitrag Di., 27.07.2021, 17:15

Alicorn hat geschrieben: Di., 27.07.2021, 16:13 und dadurch mein Inneres in der Therapie sichtbar wurde, ist die Therapie in Schieflage geraten. Die Therapeutin wollte beenden, so schnell wie möglich. Auch wenn es sich komisch anhört, hat es mir trotzdem geholfen, mich zusammenzureißen. Dadurch zerfließe ich nicht mehr. Es geht mir besser, wenn ich auf der Hut bin.
Egal, welche Therapierichtung: DAS ist einfach furchtbar!
Ich kenne das selbst und verhalte mich wie du. Genau das (!!!) war Thema meiner letzten Stunde. Es ist nicht meine erste Therapie und es ist absolut neu, nicht sofort sanktioniert zu werden bei einer "falschen" Aussage. Alles zuvor, wo ich mich ausschließlich den Wünschen der Therapeuten angepasst habe, war für'n Popo. Wirklich. Ich war froh, Therapie zu haben, denn es fühlte sich tausendmal besser an als nichts, aber es war nicht gut und hat nichts gebracht.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 27.07.2021, 17:45

Alicorn hat geschrieben: Di., 27.07.2021, 12:41 Was einmal fast passiert ist. Da gab es eine Phase wo ich sehr traurig war und nicht mehr ganz nahbar war, da wollte die Therapeutin die Therapie beenden. Das hat mir sehr zugesetzt. Jetzt habe ich mich aber gut im Griff und die traurige Seite ist nicht mehr sichtbar. Dadurch geht die Therapie weiter, was mich sehr erleichtert.


Das hört sich wirklich ungesund an.

Eine Therapeutin die was taugt wird selbstverständlich bei einer Klientin die traurig ist und sich zwischenzeitlich nicht mehr emotional öffnen kann NICHT die Therapie beenden. Im Gegenteil. Genau wegen dieser Probleme gehst du da ja hin. Das wäre so wie wenn der Lungenfacharzt sagt, "ne, Patienten die husten, die behandel ich nicht" oder ein Automechaniker der sagt, "also ne, einen Getriebeschaden, da müssen sie sich jemand anders suchen"

Und wenn du dich zusammennehmen und "funktionieren" musst nur damit du weiter Stunden bei ihr haben kannst, dann ist deine Therapie als Therapie völlig nutzlos.

Ich würde es DRINGEND bei der Therapeutin ansprechen, dass du das Gefühl hast funktionieren zu müssen und deine echten Emotionen nicht zeigen zu dürfen weil sie sonst die Therapie beendet. Dann kann es eine total gute Reaktion geben und ihr könnt endlich darüber wie es dir wirklich geht reden, oder aber diese Therapeutin ist nicht die richtige für dich und du musst weitersuchen.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 27.07.2021, 17:58

Alicorn hat geschrieben: Di., 27.07.2021, 16:13
Ich bin mir nicht sicher, ob wirklich immer alles in der Therapie Raum einnehmen darf. Schließlich sind Therapeuten auch nur Menschen.
Also ja, verbale Übergriffigkeit, sagen wir mal Beleidigungen muss ein Therapeut sich nciht bieten lassen. Aber ansonsten ist es deren Job. Wenn sie das nciht können, dann war es der falsche Job für sie. So wie jemand der keine Lust hat Dreck an den Händen zu haben lieber nicht als Automechaniker arbeitet.

Alicorn hat geschrieben: Di., 27.07.2021, 16:13 Als ich den Durchhänger hatte und dadurch mein Inneres in der Therapie sichtbar wurde, ist die Therapie in Schieflage geraten. Die Therapeutin wollte beenden, so schnell wie möglich.
Die Therapeutin taugt nichts. Du brauchst jemand anders.
Evtl auch mal stationär, da gibt es dann auch Gruppentherapien, Kunsttherapie, körperorientierte Therapie, Ergotherapie etc wo nicht immer nur geredet wird, und viele verschiedene Ansprechpartner. Es ist wahrscheinlich dass du in einer guten, zu deinem Problem passenden Klinik zumindest mit einem Teil dieser Therapeuten gut zusammenarbeiten kannst, und es gibt andere Betroffene zum Reden. Das kann sehr gut tun und da kann man mit den passenden Betroffenen wahnsinnig viel urteilsfreies Verständnis für die eigenen Lage finden wo du dich fallenlassen kannst so wie du bist.
Alicorn hat geschrieben: Di., 27.07.2021, 16:13Auch wenn es sich komisch anhört, hat es mir trotzdem geholfen, mich zusammenzureißen. Dadurch zerfließe ich nicht mehr. Es geht mir besser, wenn ich auf der Hut bin. Und seit ich darauf achte, mich nicht so zu zeigen, läuft es wieder gut und die Therapeutin will die Therapie mit mir weiter machen. Sie hat mir bisher auch sehr geholfen, daher bin ich darüber erleichtert.
Ansprechen möchte ich das in Therapie nicht. Nicht das die Therapeutin sich von mir hintergangen fühlt.
Sich zusammenreißen ist sinnvoll, wenn man mal kurzfristig vor einer Prüfung Angst hat und trotzdem hingeht. Ständiges Wedgrücken von Emotionen und Zusammenreissen um zu funktionieren ist immer ungesund und wird dir IMMER früher oder später auf die Füsse fallen, weil es ganz einfach deine Systeme komplett überlastet und dich von dir selbst nur immer weiter entfremdet.


Du musst dich garnicht zusammenreissen. Und wenn dich jemand so wie du bist nicht haben will, dann solltest du aufstehen und gehen. Die dürfen in einem freien Land so eine Meinung natürlich haben, aber die musst du dir nicht geben. Für solche Leute ist deine Lebenszeit zu schade.

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peppermint patty
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Beitrag Di., 27.07.2021, 18:55

Hallo Alicorn,

Ich kann mich den Vorschreiber*innen nur anschließen, gerade die traurigen und schweren Gefühle gehören in Therapie. Diese sorgen auch nicht für eine Schieflage, die Schieflage entsteht wenn du diese Gefühle unterdrücken musst und nicht benennen darfst. Auch ist es nicht gut, dass dich die Therapeutin nur anzunehmen scheint, wenn du gut drauf bist und funktionierst. Genau das Gegenteil davon solltest du erleben.

Ich finde es sehr traurig, diese Worte zu schreiben, weil dir diese Therapeutin so ans Herz gewachsen und für dich so wichtig geworden ist. Auch die vergangene ungute Therapieerfahrung macht es für dich sicherlich noch schwerer, zu lesen, dass diese Therapie auch sehr ungute Seiten zu haben scheint. Von daher tut es mir echt leid, dass zu schreiben was ich ehrlich denke.

Hat dir deine Therapeutin denn schon bei den Themen helfen können, wegen der du in Therapie bist? Machst du Fortschritte? Und wie sieht es mit anderen sozialen Kontakten aus?

Vielleicht kannst du dich mal an eine Beratungsstelle wenden, um dort von deiner Therapie erzählen? Dann bekommst du ein persönlicheres Statement von einem Profi.

LG, pp

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Thread-EröffnerIn
Alicorn
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Beitrag Di., 27.07.2021, 19:17

Hi,

danke für eure Rückmeldungen.
Ich mache eine Analytische Therapie. Die Gefühle die sich gezeigt hatten, waren Traurigkeit und Angst. Und in der Phase hatte ich eher Rück- als Vortschritte gemacht. Ich habe mich nicht weiterentwickelt, so die Worte der Therapeutin. Vielleicht war es ihrerseits nur ein aufwecken um mich wieder auf die richtige Spur zu bringen. Zumindest hat es mich dazu bewegt mich wieder selber zusammenzureißen.
Sie bedeutet mir sehr viel, denn sie hat mir auch sehr geholfen. Daher möchte ich sie unter keinen Umständen verlieren.
Soziale Kontakte habe ich, auch Freunde die mir nahe stehen, trotzdem ist es mit ihr nochmal anders. Darum rede ich oft mit Freunde und Familie über sie. So, dass die mittlerweile genervt sind.
Wenn es nach denen gehen würde, dann fänden die, dass ich aufhören sollte mit Therapie. Aber das möchte ich nicht hören.

LG Alicorn

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Pianolullaby
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Beitrag Di., 27.07.2021, 19:27

merkst Du, dass Du sie für alles in Schutz nimmst, insbesondere dafür dass sie Dir zeigt, dass Du nicht Du sein darfst bei ihr?
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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peppermint patty
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Beitrag Di., 27.07.2021, 19:37

Alicorn hat geschrieben: Di., 27.07.2021, 19:17 danke für eure Rückmeldungen.
Wie ist es für dich die Meinungen der user hier zu lesen, die ihre Befürchtungen gegenüber der Therapie/Therapeutin äußern? Was macht das mit dir, wenn ich fragen darf? Kannst du diese wirklich an dich heranlassen?

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Alicorn
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Beitrag Di., 27.07.2021, 20:39

Ich darf ja sein wie ich will. Nur an manchen Ecken passt es nicht. Den perfekten Therapeuten gibt es doch nicht. Und in Vergleich zur vorherigen Therapeutin ist sie wirklich toll.

Wie geht's mir mit den Meinungen der User? Es ist nicht das was ich erwartet hatte. Tatsächlich habe ich den Drang die Therapeutin in Schutz zu nehmen. Mir ging es eher darum, dass ich so viel über sie rede, schon fast zwanghaft.
Daher wehrt sich alles in mir dagegen, das die Therapeutin nicht so gut sein sollte.
Es ist ja nur eine Sache, wo es nicht rund läuft.

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