Vermissen nach Erstgespräch

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Fly1
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Vermissen nach Erstgespräch

Beitrag Di., 31.08.2021, 10:23

Hey :) Ich bin hier gerade neu im Forum und wollte fragen, ob es Leute mit dem selben Problem gibt und mir jemand vlt etwas helfen kann.
Ich mache seit ca. einem Jahr eine Therapie. Verstehe mich mit meiner derzeitigen Therapeutin gut, jedoch merke ich, dass ich mich nicht so wohl fühle wie bei einer Therapeutin bei der ich mal ein Erstgespräch hatte (ihre Warteliste ist leider voll). Ich habe sogar starke Sehnsucht zu der Therapeutin (glaube weil ich mich sehr geborgen in ihrer Praxis gefühlt hatte) und führe sogar ständig innere Dialoge mit ihr, obwohl sie nicht mal meine derzeitige Thera ist. Ich kann mich aufgrund dessen nicht wirklich auf meine derzeitige Therapie komplett einlassen und das stört mich wirklich sehr.
Hat jemand Erfahrung damit und kann mir sagen wie das Problem gelöst wurde?

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Anti Lope
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Beitrag Di., 31.08.2021, 10:38

Hallo Fly1,

wäre es nicht eine Option genau das mit deiner aktuellen Therapeutin zu besprechen? Das kostet vermutlich Überwindung, aber es dürfte dich am Ende weiterbringen ;)

Alles Gute
Anti Lope
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Charlie Foxtrott
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Beitrag Di., 31.08.2021, 11:00

Na, ich würde abraten, das zu thematisieren. Denn dann sagt die jetzige:"Wenn es Ihnen bei mir nicht passt, dann gehen Sie doch woanders hin." Bei der Marktlage muss man ja ständig auf Zehenspitzen gehen, um die hochsensiblen Theras auch nicht vor den Kopf zu stossen und denen auch nur den geringsten Zweifel an Vertrauen und Motivation zu geben. Oder an Ausdrucksproblemen (habe ich bspw.).

Meine Meinung: Du sollst Dich in einer Therapie nicht geborgen fühlen (das kannst Du bei Partner*in/Freunden) sondern klar und präzise Behandlungsziele bearbeiten. Dafür bedarf es Vertrauen in ein konstruktives Arbeitsbündnis, gern kollegial, aber Geborgenheit? Bei Deinem Chef musst Du Dich doch auch nicht geborgen fühlen. Also, bei der Marktlage und den astronomischen Wartezeiten würde ich persönlich alles nehmen, was gezielt am Thema arbeitet und einen dabei nicht beleidigt. Egal, ob sympathisch oder nicht.

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Anti Lope
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Beitrag Di., 31.08.2021, 11:46

Charlie Foxtrott hat geschrieben: Di., 31.08.2021, 11:00 Na, ich würde abraten, das zu thematisieren. Denn dann sagt die jetzige:"Wenn es Ihnen bei mir nicht passt, dann gehen Sie doch woanders hin." Bei der Marktlage muss man ja ständig auf Zehenspitzen gehen, um die hochsensiblen Theras auch nicht vor den Kopf zu stossen und denen auch nur den geringsten Zweifel an Vertrauen und Motivation zu geben. Oder an Ausdrucksproblemen (habe ich bspw.).
Wie die Therapeutin reagiert kannst du nicht wissen. Ich habe die Erfahrung gemacht, alles ansprechen zu können, egal wie unangenehm das war. Das hat mich am Ende immer ein Stück weitergebracht.
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Fly1
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Beitrag Di., 31.08.2021, 12:03

Erstmal vielen Dank für die schnellen Antworten. Ich glaube es wäre kontraproduktiv, wenn ich das meiner derzeitigen Therapeutin erzählen würde. Sie würde mich zwar nicht vor die Tür setzen, aber ich glaube dass sie es sehr persönlich nehmen würde. Hatte mal leichte Kritik geäußert und sie nahm das auch sehr schnell persönlich:/

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Sadako
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Beitrag Di., 31.08.2021, 14:14

Hallo Fly,

Ich denke es wäre schon wichtig, das du das Thema in deine jetzige Therapie bringst, insbesondere, weil du ja beschreibst, dass du dich auf die jetzige Therapie nicht gut einlassen kannst.
Es kann auch eine Art Schutzmechanismus sein, der dich daran hindert, heikle Themen anzufassen…

Ich würde denken, dass eine Therapeutin, die es nicht aushält, dass du Phantasien und Wünsche an eine andere Person hast, die ja nicht mal kennst für schlicht ungeeignet in ihrem Fach halten.
Du thematisierst ja nicht etwas, was sie tut oder lässt sondern etwas, was bei dir geschieht.

Was die Frage angeht, ob so etwas wie Geborgenheit oder emotionale Sicherheit in einer Therapie wichtig ist … kommt darauf an.
Manche gehen eine Therapie an, wie eine Autoreparatur, für andere ist es sehr wichtig einen emotionalen Halt in der therapeutischen Beziehung zu finden.
Hängt vielleicht von der Persönlichkeit und auch von der Störung ab, wegen der man Hilfe sucht.
Wichtig ist da nicht, wie andere das sehen, sondern, was dein Wunsch und dein Gefühl dazu ist.
Du bist ja die Person um die es geht und du musst herausfinden, welche Bedingungen du für eine gute Therapie brauchst.

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chrysokoll
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Beitrag Di., 31.08.2021, 19:20

Fly1 hat geschrieben: Di., 31.08.2021, 10:23 Ich kann mich aufgrund dessen nicht wirklich auf meine derzeitige Therapie komplett einlassen und das stört mich
genau das ist glaube ich die zentrale Aussage und Erkenntnis - du lässt dich bewusst oder unbewusst damit nicht komplett auf die aktuelle Therapie ein. Das zu erkennen ist schon mal sehr wichtig.
Diese Schwärmerei und Sehnsucht nach jemand den du nur einmal getroffen hast kann natürlich wunderbar ablenken und hat wenig mit der Realität zu tun. Vermutlich wäre auch die andere Therapeutin nicht absolut ideal, das ist ja niemand.

Du möchtest das nicht mit der aktuellen Therapeutin besprechen, das verstehe ich. Auch wenn genau das gut wäre, denn diese Sehnsucht und das "nicht ganz einlassen" sind ja wichtige Punkte.

Was du aber auch allein tun könntest: Die Entscheidung treffen dich wirklich auf diese aktuelle Therapie die du machst einzulassen. Ja, das erfordert eine aktive Entscheidung.
Kennst du Methoden zum Gedankenstopp? Die könntest du einsetzen wenn du immer wieder anfängst von der alten Therapeutin zu träumen oder in inneren Dialog mit ihr trittst.
Was passiert wenn du dann jedes Mal ganz bewusst STOPP zu dir sagst und diesen inneren Dialog auf die aktuelle Therpeutin umschwenkst?

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Beitrag Di., 31.08.2021, 20:31

Fly1 hat geschrieben: Di., 31.08.2021, 12:03 . Hatte mal leichte Kritik geäußert und sie nahm das auch sehr schnell persönlich:/
Würde es etwas merkwürdig finden, wenn sie solche Dinge persönlich nimmt. Es geht ja nicht um sie als Person sondern um dich als Person in der Therapie. Du kritisierst ja nicht ihre Arbeit.

Könnte ja zB sein, dass du ein Problem mit Nähe hast. Und deshalb zur Sicherheit nur imaginäre Nähe zu einer Person aufbaust, die gar nicht verfügbar ist anstatt zur verfügbaren Person.
Wenn du jetzt nie die Beziehungsebene thematisierst bleibt das jetzt halt zwischen dir und der Therapeutin ein ungelöstes Problem.
Your Choice.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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peppermint patty
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Beitrag Mi., 01.09.2021, 15:30

Wenn ein Gespräch bereits so stark Sehnsüchte heraufbeschwört, bin ich nicht soo sicher, ob dies tatsächlich die geeignete Therapeutin ist.
Ich finde es schon wichtig, sich sicher und gut aufgehoben bei einer Therapeutin zu fühlen. Definitiv! Dabei geht es aber um eine gute Arbeitsatmosphäre, die eine ausgewogene Balance zwischen Nähe und Distanz voraussetzt.
Diese notwendige innere Distanz scheint bei besagter Therapeutin bei dir nicht gegeben zu sein, was, so kommt es bei mir an, schon jetzt zu Abhängigkeit und Bedürfnisbefriedigungswünschen führt. Diese magst du in deiner jetzigen Therapie nicht bearbeiten. Aber geht es nicht eigentlich um deine Themen, die Anlass zur Therapieaufnahme sind?

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 01.09.2021, 20:03

Fly1 hat geschrieben: Di., 31.08.2021, 12:03 Ich glaube es wäre kontraproduktiv, wenn ich das meiner derzeitigen Therapeutin erzählen würde. Sie würde mich zwar nicht vor die Tür setzen, aber ich glaube dass sie es sehr persönlich nehmen würde. Hatte mal leichte Kritik geäußert und sie nahm das auch sehr schnell persönlich:/


Das ist natürlich kein so gutes Zeichen. Wir Menschen haben ja eigentlich ganz gute Antennen was das intuitive Einschätzen anderer Menschen angeht. Evtl hast du bei der anderen Therapeutin ein "gutes Gefühl" gehabt weil sie eine Persönlichkeit ist, die dir empathisch zugewandt war. Und du ebenfalls intuitiv wahrnimmst dass diese Therapeutin selbst Probleme hat und weniger empathisch ist (was sich darin zeigt, dass sie Kritik an ihrer Arbeitsweise persönlich nimmt)

Egal ob es jetzt bei der ersten Therapeutin einen Therapieplatz gäbe oder nicht, ein Therapeut der sachlich vorgebrachte Kritik an der Arbeitsweise nicht professionell annehmen kann und sich dann bemüht auf deine Bedürfnisse einzugehen, bei dem würde ich keine Therapie machen. Das wäre Zeitverschwendung.

Das ist eigentlich einer der Tests die man machen sollte, wenn man bei einem Therapeuten probatorische Sitzungen macht, mal irgenwas kritisch hinterfragen und sehen wie der Therapeut so reagiert. Wenn er oder sie da nicht absolut professionell und positiv drauf reagiert, umgehend beenden.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 01.09.2021, 20:19

wobei ich so etwas nie auf eine Vermutung begründen würde.

Ich möchte Fly hier nichts unterstellen, aber sie will das ja nicht ausprobieren. Was ich durchaus verstehe.
Nur neigen viele Patienten zu allen möglichen Vermutungen und Interpretationen bei ihren Therapeuten, interpretieren Blicke, Gesichtsausdrücke, Seufzer in die eine wie andere Richtung. Das mache ich auch.

Fly "glaubt" ja nur dass die Therapeutin das persönlich nehmen würde.
Es könnte sich lohnen das anzusprechen

Und unabhängig davon könnte es sich lohnen sich wirklich auf diese reale Therapie einzulassen und auch mal innere Dialoge mit genau dieser aktuellen Therapeutin zu versuchen und zu führen statt von einer fernen, fantasierten, unerreichbaren Therapeutin zu träumen

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 02.09.2021, 10:57

chrysokoll hat geschrieben: Mi., 01.09.2021, 20:19

Fly "glaubt" ja nur dass die Therapeutin das persönlich nehmen würde.
Es könnte sich lohnen das anzusprechen
Es muss angesprochen werden. Entweder reagiert sie gut und professionell, dann ist das super produktiv für die Therapie, oder sie reagiert genervt und fühlt sich persönlich kritisiert. Dann ist das ein Zeichen dafür dass der Therapeut nix taugt und man sich jemand anders suchen sollte damit weitere Therapie einen Sinn hat.

In beiden Fällen profitiert man davon das zu klären.

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