Sehnsucht nach Ex-Therapeut

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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kaputt
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Sehnsucht nach Ex-Therapeut

Beitrag Do., 02.09.2021, 00:01

Huhu,

habe noch immer Kontakt zu einem ehemaligen Therapeuten. Ich darf ihm jederzeit mailen.

Er war der erste, der mir gezeigt hat, wie es sich anfühlt angenommen zu werden, halt so akzeptiert werden wie man ist. Er hat mich immer verstanden ich konnte über alles reden.

Ich weiß, das ist sein Job schon klar und es war und ist keine echte Beziehung aber trotz vermisse ich das so wahnsinnig.

Er ist nun weiter weg und wollte mich ja auch nicht ambulant behandeln weil er auch gesehen hat dass die Distanz nicht mehr so gegeben war. Von der Entfernung wäre es noch machbar. Es macht mich schon der Gedanke fertig ihn wahrscheinlich nie wieder zu sehen.

Habe dieses Thema mit ihm allerdings nie angesprochen. Naja jetzt ist es zu spät.

Mein Kopf sagt mir auch dass mir dee Kontakt nicht gut tut daher möchte ich das eigentlich auslaufen lassen.

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alatan
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Beitrag Do., 02.09.2021, 05:01

kaputt hat geschrieben: Do., 02.09.2021, 00:01 Mein Kopf sagt mir auch dass mir dee Kontakt nicht gut tut daher möchte ich das eigentlich auslaufen lassen.
Gute Idee. Und was ist deine Frage?

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kaputt
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Beitrag Do., 02.09.2021, 09:37

alatan hat geschrieben: Do., 02.09.2021, 05:01
kaputt hat geschrieben: Do., 02.09.2021, 00:01 Mein Kopf sagt mir auch dass mir dee Kontakt nicht gut tut daher möchte ich das eigentlich auslaufen lassen.
Gute Idee. Und was ist deine Frage?
Es ist halt gefühlsmäßig so schwer auszuhalten. Ich weiß nicht wie ich das hinbekommen kann. Daher wollte ich noch paar Sichtweisen von außen die da neutral sind.


No Twist
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Beitrag Do., 02.09.2021, 09:43

Was genau vermisst du denn? Hat er dir etwas geben können, was du woanders nicht so einfach findest? Vermisst du ihn in seiner Funktion? Oder fehlt dir einfach, dass da jemand ist? Es gibt ja ganz verschiedene Gründe einen Menschen zu vermissen und ich denke, es lohnt sich, mal zu überlegen, warum genau man eine Person vermisst und daraus dann abzuleiten, was vielleicht grundsätzlich fehlt?

Ich denke auch, dass es sinnvoll sein könnte, keinen Kontakt mehr zu ihm zu haben. Ich denke, so ein Angebot sich zu melden, bezieht sich besonders auf Krisensituationen, wo der ehemalige Patient bzw. die ehemalige Patientin nicht alleine sein soll. Aber es bringt doch gar nichts, wenn man eine beendete Therapie noch über E-Mail künstlich verlängert. Das zögert doch die richtige Ablösung nur hinaus und kann nicht im Sinne des Erfinders sein.
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chrysokoll
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Beitrag Do., 02.09.2021, 09:54

kaputt hat geschrieben: Do., 02.09.2021, 09:37 Es ist halt gefühlsmäßig so schwer auszuhalten. Ich weiß nicht wie ich das hinbekommen kann.
ja, sowas IST eine Weile schwer auszuhalten.
Wird aber nur verlängert und nicht verbessert wenn du weiter immer wieder Kontakt hast.

Hast du denn eine neue Therapie?
Wenn du weiter Behandlungsbedarf hast wäre es wichtig dass du dir eine neue Therapie suchst.
Oder eben Beratung, Gruppentherapie, Selbsthilfegruppe. Du kannst schon aktiv werden und für dich sorgen

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kaputt
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Beitrag Do., 02.09.2021, 10:07

Im Moment habe ich keine Therapie. Sehe es auch nicht mehr notwendig an. Nur mit ihm konnte ich halt über alles reden, wurde immer verstanden. Das ist auch bei Therapeuten keine Selbstverständlichkeit.

Ansonsten rede ich mit niemandem so offen, auch wenn ich paar gute Kontakte habe. Habe das Gefühl manche Dinge kann und will ich nur mit ihm. besprechen

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chrysokoll
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Beitrag Do., 02.09.2021, 10:15

du kannst dich bewusst dafür entscheiden den früheren Therapeuten erst einmal nicht mehr zu kontakten, ausser im absoluten Notfall. Nicht mehr "einfach so".

Und ebenso versuchen, mit deinen Kontakten offen zu reden.
Man kann nie mit allen über alles reden, aber man kann es versuchen, bewusst sich an Freunde wenden wenn etwas ist. Da zeigt sich dann auch schnell ob es echte Freunde, gute Kontakte sind.

Dieses Gefühl absolut verstanden zu werden gibt es natürlich nur in Therapie.
Man muss sich aber immer klar machen: Das ist eine professionelle, bezahlte Haltung


No Twist
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Beitrag Do., 02.09.2021, 10:24

Nur mit ihm? Meinst du nicht, dass es sogar noch schöner wäre, wenn das Gegenüber, mit dem so offen reden kannst, dass dich versteht, dafür nicht bezahlt wird und nicht nur 50 min die Woche Zeit dafür hat?

Vielleicht kannst du es so sehen, dass du erstmals diese Erfahrung machen durftest, eine sehr positive Erfahrung und das du jetzt auch an deine Umwelt mit ein paar Ansprüchen herantreten darfst? Dass du dir langfristig vielleicht wirklich ein Umfeld schaffst, wo du mit den Menschen offen umgehen kannst? Ich finde es schade, dass du das nicht während der Therapie erreicht hast, diesen Therapeuten als gute Erfahrung zu nutzen und diese Erfahrung in dein eigentliches Leben zu integrieren...

Bei mir lief es in einer Therapie darauf hinaus, dass ich gemerkt habe, dass es gut ist, auch mal mit Freunden über mich und meine Probleme zu reden, dass ich nicht den Anspruch an mich haben sollte, immer cool und stark zu sein, zu wirken. Das hat meine Freundschaften, die ich damals hatte, total positiv beeinflusst, weil sie ehrlicher geworden sind. Vielleicht wären meine Kontakte ohne Therapie sogar oberflächlich geblieben, wieder verlaufen, aber ich konnte so die Grundlage schaffen für aufrichtige Beziehungen, in denen ich wirklich sein darf.

Deshalb ist mein Rat, dass du ihn nicht zum einzigen Menschen erklärst, mit dem du offen reden kannst, sondern auch in deinem Umfeld mal sanfte Versuche machst. Vielleicht überrascht es dich positiv, was du für ein Umfeld hast? Ich plädiere nicht dafür, dass Freunde ein Therapieersatz sind - aber ich denke schon, dass man auch denen was zumuten können sollte, nämlich auch mal über tiefere Themen zu sprechen, auch mal über Probleme zu reden. Und wirkliche Freundschaften, so wie ich sie verstehe, sind eben nicht oberflächlich, sondern erlauben auch ehrliche Gespräche. Ich für meinen Teil musste diese Offenheit erst lernen, weil ich früher gelernt habe, dass Schwäche zeigen, mir schadet, ich dafür sozusagen noch eines oben drauf bekomme. Und ich bin immer noch sehr dankbar dafür, dass ich in der Therapie damals umlernen konnte, dass dann auch in Freundschaften anders erleben konnte. Das hat mir die Therapie erst ermöglicht und ich würde dir wünschen, dass du auch die Erfahrung machst, dass du auch mit anderen Menschen als deinem Therapeuten positive Erfahrungen machen kannst!
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Anti Lope
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Beitrag Do., 02.09.2021, 10:43

Hallo kaputt,

ich kenne das Gefühl, die Sehnsucht auch sehr gut. Seit meinem Ende gab es allerdings genau null Kontakt zum Analytiker. Das war nicht einfach und der Wunsch groß, doch wieder in diesen Raum eintauchen zu dürfen.

Ich habe schon während meiner Therapie sehr regelmäig meine Gedanken und Gefühle in einem Tagebuch festgehalten. Nach der Therapie habe ich das weitergeführt und bin dazu übergegangen den Therapeuten im Buch persönlich anzusprechen, also so, als würde ich mit ihm reden. Oft genau zu dem Zeitpunkt an dem ich normalerweise in der Stunde gewesen wäre. Mir hat das sehr geholfen. Mit der Zeit wurde das immer weniger und die Sehnsucht ist zwar nicht weg, aber ich kann das gut als Teil des Ablösungsprozesses annehmen und aushalten.

Manchmal ist es mittlerweile sogar so, dass wenn der Gedanke kommt, dort sein zu wollen, sich ein Gefühl einstellt, das sagt "Nope, brauch ich gar nicht, ich kann das alleine" :lol:
"Wenn ich einen grünen Zweig im Herzen trage, wird sich der Singvogel darauf niederlassen."
chinesisches Sprichwort


diesascha
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Beitrag So., 05.09.2021, 09:05

Hallo Kaputt ,

Mensch , ich kann deine Sehnsucht nach dem Therapeut sehr gut nachvollziehen , ich habe gerade vorgestern meine Therapie nach drei Monaten bei einem Thera beendet , wg zu heftiger Übertragungsliebe und gehe gerade durch die Hölle, ich war in Therapie wg. Depressionen die allerdigs mom. im Griff sind , er weiss das auch das ich sehr heftige Gefühle für ihn habe , dennoch möchte er gerne Reflektieren und mit mir sprechen , das möchte ich aber nicht , habe ihm alles geschrieben , mich so von ihm verabschiedet , dabei Roz und wasser geheult (tu ich immer noch ) aber ich musste da raus , er war immer seeeeehr distanziert aber trotzdem sehr empatisch ,hinzu kommt das er in seinem Privathaus behandelt , man hat also etwas einsicht in sein privatleben , hölle da nicht mehr hinzu gehen..,aber es bringt ja nichts ,ich will mich ja verändern.... .... die Ratschläge hier hören sich sehr gut an, ziehe daraus etwas Kraft ,da ich kaum jemand zum reden habe .... ich habe ihm auch oft über email geschrieben obwohl er nicht so der email typ ist , er ist eher vom alten schlag und spricht von angesicht zu angesicht , das jetzt nicht mehr tun zu dürfen ist echt übel und ich hoffe , es geht schnell vorbei , suche gerade eine Therapeutin nach Möglichkeit ..... aber sich angenommen zu fühlen , das jemand in deine seele schaut tut so verdammt gut ... ich kann dich sehr sehr gut verstehen ....allein der Gedanke man sieht ihn nie wieder , tut so weh...
alles liebe ...

und alle die mit der Übertragungsliebe zu tun haben , Hut ab , die damit umgehen können ....

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kaputt
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Beitrag So., 12.09.2021, 05:11

No Twist hat geschrieben: Do., 02.09.2021, 10:24 Nur mit ihm? Meinst du nicht, dass es sogar noch schöner wäre, wenn das Gegenüber, mit dem so offen reden kannst, dass dich versteht, dafür nicht bezahlt wird und nicht nur 50 min die Woche Zeit dafür hat?
Hauptsache ich werde mal verstanden. Da istces mir egal, das es halt nur ein professioneller Kontakr ist. Im wirklichen Leben scheint es so etwas nicht zu geben. Ist dann halt besser als Nichts.

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Shukria
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Beitrag So., 12.09.2021, 05:58

Das stimmt schon, das du im realen Leben niemanden finden wirst der sich zu 100% so auf Dich einstellt wie ein bezahlter Therapeut.

Im realen Leben hat man Freunde die einen zu großen Teilen verstehen können aber nicht alles und die ein eigenes Leben haben und nicht immer Zeit, Energie, Lust sich auf Dich einzustellen. Wo es Phasen gibt wo Du Ihnen viel geben musst weil sie gerade viel Unterstützung brauchen und du parallel wenig ziehen kannst aus dem Kontakt.

Dieses Imperfekte und die Gegenseitigkeit hast du in einer Therapie nicht. Dafür bieten Freunde andere Dinge, keine Bezahlung, du lernst mehr kurze Strecken auf eigenen Beinen zu stehen, Spontanität, eine selbstbestimmte Beziehung, mehr Alltag... mit welchem Therapeuten trifft man sich schon zum ins Kino gehen, zum Sport, für gemeinsamen Urlaub oder Spielenachmittage/abende, Grillen...

Vielleicht traust du dich einfach noch nicht dich anderen zu öffnen, selber mal zuzuhören, aushalten das der andere einen zwar mag aber grad gar nicht versteht oder konträrer Meinung ist...

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Beitrag So., 12.09.2021, 08:44

Das erwarte ich gar nicht, dass mich mein Umfeld immer zu 100% versteht und immer meiner Meinung ist. Auch mein Thera hat mir immer ehrlich gesagt was Sache ist. Auch Therapie ist für mich mehr als nur Bestätigung.

Aber ich fühle mich halt immer unverstanden auch wenn ich paar gute Kontakte habe. Mir ist klar in einer echten Beziehung auch mal das Gegenüber Hilfe braucht. Das ist für mich auch kein Thena und ich bin für meine Freunde da.

Es geht mir nicht um die 100% Aufmerksamkeit, dass es immer nur um mich dreht. Da kann ich auch mal den anderen unterstützen.

Ich sehne mich einfach nur mal danach verstanden zu werden. Und das bekomme ich nirgends anders.


Waldschratin
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Beitrag So., 12.09.2021, 10:31

Was verstehst du denn genau unter "verstanden werden"?

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kaputt
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Beitrag So., 12.09.2021, 16:35

Waldschratin hat geschrieben: So., 12.09.2021, 10:31 Was verstehst du denn genau unter "verstanden werden"?
Ich würde mir halt wünschen dass mir einfach mal jemand zuhört und mir Zuspruch und Trost gibt. Ohne gut gemeinte Ratschläge oder Beschwichtigungen. Dass mir jemand das Gefühl gibt ich stehe nicht allein davor.

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