Verliebt in Psychiater

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
thriller
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 37
Beiträge: 7

Verliebt in Psychiater

Beitrag Mo., 27.09.2021, 13:25

Hallo zusammen,

seit Januar bin ich wieder bei meinem Psychiater aufgrund einer weiteren Psychose. Ich war schon einmal bei ihm in Behandlung, da hatte ich aber keinerlei Gefühle für ihn. Jetzt beim Wiedersehen hat es mich von jetzt auf gleich total umgehauen, hab angefangen, von Sitzung zu Sitzung zu leben und bin total in meiner rosaroten Welt gefangen. Im Juli hab ich die Behandlung dann beendet, da ich dachte, dies sei die einzige Lösung, um von ihm wegzukommen. Seither sind nun 3 Monate vergangen und mir geht es furchtbar schlecht, ich weiß nicht mehr, ob man das noch Liebeskummer oder schon Depressionen nennen kann, auf der Arbeit kann ich mich kaum konzentrieren weil jeder meiner Gedanken sich um ihn dreht. Ich vermisse ihn so furchtbar, träume jede Nacht von ihm. Da es nicht besser wird und ich diesen Zustand nicht mehr aushalte habe ich mir überlegt, ggf. wieder zu ihm zurück in Behandlung zu gehen, wobei wenn es mir dann wieder besser geht diese Lösung ja auch nur temporär ist und das Problem wohl nach hinten verschiebt, denn irgendwann wird die Behandlung ja so oder so vorbei sein.
Ich habe ihn einmal nach persönlichem Kontakt gefragt, welchen er ganz professionell verneint hat. Ansonsten hat er auch nie irgendwelche Grenzen überschritten und unser Verhältnis war eigentlich mehr locker als dass wir wirklich tiefe Gespräche gehabt hätten. Ich verstehe einfach nicht mehr, was an diesem Mann mich so verrückt macht.
Ich vermute, dass es einerseits damit zusammenhängt, dass ich in meiner letzten Psychose darüber halluziniert habe, dass er mit mir in der geschlossenen Anstalt ist und auf mich 'aufpasst', er war der einzige, dem ich in dieser Zeit vertraut habe. Andererseits denke ich, dass es damit zusammenhängt, dass mein Partner - ich bin nämlich eigentlich seit über 10 Jahren in einer Beziehung - mich betrogen hat, worüber ich nie richtig hinweggekommen bin. Seitdem habe ich mich in verschiedene Männer verguckt und nun schließlich in meinen Psychiater, aber so richtig heftig.

Hat jemand einen Rat für mich? Ich habe Angst, dass es noch schlimmer wird, wenn ich wieder zu ihm in Behandlung gehe, sehe aber keinen anderen Ausweg gerade und hoffe, vielleicht parallel mit einer begleitenden Therapie von ihm wegzukommen, der "kalte Entzug" bisher ist kaum auszuhalten. Ich muss schließlich auch wieder arbeitsfähig werden.
Welche Art der Therapie ist wohl am geeignetsten um mein Problem zu bewältigen?

Danke fürs Lesen,
thriller

Werbung

Benutzeravatar

Sternchen987
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 33
Beiträge: 190

Beitrag Mo., 27.09.2021, 15:49

Hallo thriller,

meiner Meinung nach solltest du mit deinem Psychiater über diese Gefühle sprechen.
Wenn du solche Gefühle hegst ist es verständlich, dass du dir gerne persönlichen privaten Kontakt mit ihm wünschst. Er hat in der Hinsicht professionell reagiert, indem er dies verneint hat. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es immer eine große Überwindung ist solche Gefühle zu besprechen, aber du quälst dich ja gerade selbst mit deiner Gedankenwelt, die dich täglich begleitet.

So wie du die Situation beschreibst ist es nicht der Mann an sich sondern das Vertrauen, das er dir entgegen bringt. Ich habe auch immer gesagt, dass mein Thera so gar nicht mein Fall ist und er der letzte Mensch auf der Welt sein könnte, für mich würde er niemals in Frage kommen. Bis die Übertragung an die Tür klopfte und sagte "Hallo, hier bin ich!" :-D Ich denke auch, dass es nicht der Mensch an sich ist sondern das geborgene und fürsorgliche Gefühl, das er mir entgegen bringt. Und da zeigt sich mal wieder dass Äußerlichkeiten nicht alles sind.

Das mit deiner Beziehung, in der du einen Vertrauensbruch erleben musstest tut mir wirklich sehr leid für dich. Woran kann es liegen, dass du dich in der Zwischenzeit immer wieder in andere Männer verguckt hast?
Sieht so aus als ob ich mich verliere-.. schon wieder.

Benutzeravatar

Pianolullaby
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 2246

Beitrag Mo., 27.09.2021, 18:01

Sie ist ja offizielll nicht mehr bei ihm, und ich finde das sollte auch so bleiben.
Denn ja damit wird es nicht besser, sondern es macht es nur noch schlimmer.
Wenn dann mit einem neuen Psychiater darüber sprechen.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

Benutzeravatar

amarok
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 55
Beiträge: 106

Beitrag Mo., 25.10.2021, 09:26

Hi thriller

ich denke, dass Dein Ex-Therapeut etwas in Dir angestossen hat, was Dein Inneres sehr vermisst oder sogar verdrängt hat. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass Du das bearbeitest, sei es mit ihm oder mit einem neuen Therapeuten. Der Vorteil beim jetzigen Ex-Therapeuten ist, dass er Dich schon sehr gut kennt. Bei einem Neuen könntest oder müsstest Du von Neuem Anfangen und es könnte auch da passieren, dass Du Dich verliebst, egal ob es ein Mann oder eine Frau ist.

Ich habe mich auch extrem in meinen Therapeuten verliebt und kämpfte 4 Jahre mit diesen Gefühlen. Zum Glück konnte ich das immer wieder ansprechen. Mein Verstand wusste immer, dass es eine kindliche Sehnsucht ist, die in meiner Kindheit nie gestillt wurde. Jetzt bin ich soweit, dass ich ihn noch sehr mag, aber es ist keine Liebe mehr.

Viel Kraft, Gruss Amarok
:-) bleib bei Dir :cool:

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
thriller
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 37
Beiträge: 7

Beitrag Fr., 03.12.2021, 12:05

amarok hat geschrieben: Mo., 25.10.2021, 09:26 Hi thriller

ich denke, dass Dein Ex-Therapeut etwas in Dir angestossen hat, was Dein Inneres sehr vermisst oder sogar verdrängt hat. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass Du das bearbeitest, sei es mit ihm oder mit einem neuen Therapeuten. Der Vorteil beim jetzigen Ex-Therapeuten ist, dass er Dich schon sehr gut kennt. Bei einem Neuen könntest oder müsstest Du von Neuem Anfangen und es könnte auch da passieren, dass Du Dich verliebst, egal ob es ein Mann oder eine Frau ist.

Ich habe mich auch extrem in meinen Therapeuten verliebt und kämpfte 4 Jahre mit diesen Gefühlen. Zum Glück konnte ich das immer wieder ansprechen. Mein Verstand wusste immer, dass es eine kindliche Sehnsucht ist, die in meiner Kindheit nie gestillt wurde. Jetzt bin ich soweit, dass ich ihn noch sehr mag, aber es ist keine Liebe mehr.

Viel Kraft, Gruss Amarok
Danke für die Antworten!
Ich bin jetzt doch wieder bei ihm in Behandlung. Ich habe es zwischenzeitig bei einigen anderen Psychiatern wirklich probiert, die mir allerdings sehr unsympathisch waren, ansonsten waren alle in der Gegend ausgebucht und ich bin zwangsläufig wieder zu ihm zurück. Ich hoffe, das ist verständlich, denn mir ging es in der Zwischenzeit wirklich schlecht und es ging nicht mehr. Nach dem ersten Gespräch mit ihm ging es mir wieder so viel besser, haben recht lange geredet.
Das Thema konkret bei ihm anzusprechen habe ich leider noch nicht geschafft, ich habe zu große Angst, dass er mich dann nicht mehr weiterbehandeln möchte.

Es ist wahrscheinlich wie Amarok es beschreibt, ich denke, dass da etwas Kindliches in mir ist, was vermisst und oder verdrängt und Viel auf seine Person überträgt. Ich hatte schon einmal eine ähnlich wahnhafte Verliebtheit, die über 2 Jahre andauerte. Ich träume recht häufig von meinem Psychiater und der Person von damals und verwechsele diese im Traum. Sind auch ähnliche Typen Mensch. Auch wenn mein Psychiater vom Alter her nicht sonderlich viel älter ist als ich vermute ich, dass es irgendwas damit zu tun hat, dass ich ohne väterliche Bezugsperson großgeworden bin bzw. ohne elterliche Bezugsperson generell. (Vater war chronisch depressiv, beide Elternteile waren gewalttätig und übergriffig) Und obwohl ich einen Lebenspartner habe vermisst da irgendwas in mir irgendwas was ich nicht definieren kann...

Ich frage mich, ob das schon wahnhafte Verliebtheit ist die im Zusammenhang mit meiner schizoaffektiven Störung auftritt? Da diese ja allerdings mit Antipsychotika behandelt werden soll und ich diese bereits nehme, weiß ich nicht wirklich, was tun.
Manchmal denke ich, es ist Verliebtheit, manchmal wünsche ich mir aber auch nichts sehnlicher, als einfach nur mit ihm befreundet zu sein und ihn in meinem Leben zu haben als Vertrauensperson. Irgendwann hoffe ich den Mut zu finden, das Thema mal anzusprechen. Bis dahin werde ich darüber weiter in meiner Therapie sprechen, wobei mein Therapeut die Thematik bisher nicht als allzu problematisch erachtet, vielleicht war ich auch noch nicht deutlich genug... kenne ihn erst seit 2 Sitzungen. Ist allerdings aufgrund der Psychose auch nur eine Verhaltenstherapie, meine Kindheit und die Zusammenhänge werden wir wohl erstmal leider nicht aufdecken können.
Und es ist wie Amarok sagt, die Gefahr, dass ich mich auch in ihn verliebe oder Ähnliches, ist einfach wieder gegeben. Ich kann mich einfach furchtbar schlecht abgrenzen!
Was hast du, Amarok, noch getan, um die Gefühle in den Griff zu bekommen? Ich hab mir jetzt mal entsprechende Lektüre bestellt und hoffe, diese hilft mir weiter. Meditationen hab ich auch schon ausprobiert. Ansonsten mache ich viel Sport, was gut hilft, aber vielleicht auch nur, weil ich dann vor mir her träume. Mache ich leider schon seit meiner Kindheit, mich sehr oft weg träumen, war immer mein Ausweg aus den schlimmen Zeiten.

Mensch, manchmal frage ich mich schon auch, wie kaputt ich eigentlich bin.

Viele liebe Grüße,
thriller

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag