Diagnose anfechten - welche Auswirkungen hat eine Diagnose?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Janundso
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Diagnose anfechten - welche Auswirkungen hat eine Diagnose?

Beitrag Do., 21.10.2021, 16:03

Mein alter Therapeut war sich ganz dolle sicher, ich hätte Narzissmus. Während er mich besser kannte als ich mich selbst und ne Rezension hatte "Er meinte es ist eine Sünde dass du die Pille nimmst".

Das Problem - er hat es scheinbar diagnostiziert. Ich würde nicht sagen, dass es komplett falsch ist. Aber eine Persönlichkeitsstörung ist das ganz sicher nicht. Irgendwelche Fragebögen habe ich nie gemacht. Ebenso habe ich mich weil ich ihm nie vertraut habe auch nie psychisch geöffnet.

Mich stört das Ganze ziemlich, weil ich es mir offen lassen wollte verbeamtet zu werden und schon Bammel wegen Depressionen hatte, ob das zu Problemen führen könnte.

Welche anderen negativen Auswirkungen kann das Ganze haben? Ist es möglich, die Diagnose mitsamt Patientenakte "rückgängig" zu machen?

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~~~
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Beitrag Do., 21.10.2021, 16:18

Also wenn du schon die Diagnose Depression hast, macht das ja auch nicht mehr viel aus.

Also man bekommt bestimmte Versicherungen nicht. (Berufsunfähigkeitsversicherun, Lebensversicherung usw.) Aber das auch schon mit der Diagnose Depression,

Und du hast ja wahrscheinlich die Therapie privat gezahlt? Ansonsten wird es ja die nächsten Jahre nichts mit Verbeamtung.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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Janundso
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Beitrag Do., 21.10.2021, 16:21

~~~ hat geschrieben: Do., 21.10.2021, 16:18 Also wenn du schon die Diagnose Depression hast, macht das ja auch nicht mehr viel aus.

Also man bekommt bestimmte Versicherungen nicht. (Berufsunfähigkeitsversicherun, Lebensversicherung usw.) Aber das auch schon mit der Diagnose Depression,

Und du hast ja wahrscheinlich die Therapie privat gezahlt? Ansonsten wird es ja die nächsten Jahre nichts mit Verbeamtung.
Nein, abgerechnet über die KK.

Hatte die Hoffnung, bei Depressionen irgendwann "vollständige Genesung" in meiner Akte stehen zu haben. Und da scheint es wohl teilweise schon zu klappen mit der Verbeamtung.

Narzissmus hat eben keine vollständige Genesung. Und zukünftige Therapeuten fänden es eben wohl auch bisschen komisch wenn ich denen sag, dass sie in die Akte schreiben sollen dass mein Narzissmus geheilt ist. Aber es nie krankhaften Narzissmus gab xD wäre das evtl trotzdem ne Möglichkeit?

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Montana
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Beitrag Do., 21.10.2021, 16:41

Es gibt keine vollständige Genesung. Du wirst für immer ein Etikett an dir kleben haben mit der Aufschrift: "hatte mal ne Depression, könnte mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder eine kriegen". Die Statistik sagt das nämlich.
Mein Ex hat mal keine BU-Versicherung bekommen, weil der Hausarzt einen Auszug der Akte schicken musste. Darin der Verdacht auf Asthma. Dieser war nie bestätigt worden und war auch so ernst nicht gemeint gewesen, denn es ging nur darum, ein Medikament ausprobieren zu können, das evtl. bei seinem Heuschnupfen geholfen hätte. Es war bei der Versicherung nichts zu machen. Selbst ein Besuch beim Lungenfacharzt auf eigene Kosten mit Lungenfunktionstest usw., der eine absolut normale Lungenfunktion nachwies, wurde nicht akzeptiert. Das Etikett war schon dran.

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Janundso
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Beitrag Do., 21.10.2021, 16:44

Montana hat geschrieben: Do., 21.10.2021, 16:41 Es gibt keine vollständige Genesung. Du wirst für immer ein Etikett an dir kleben haben mit der Aufschrift: "hatte mal ne Depression, könnte mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder eine kriegen". Die Statistik sagt das nämlich.
Mein Ex hat mal keine BU-Versicherung bekommen, weil der Hausarzt einen Auszug der Akte schicken musste. Darin der Verdacht auf Asthma. Dieser war nie bestätigt worden und war auch so ernst nicht gemeint gewesen, denn es ging nur darum, ein Medikament ausprobieren zu können, das evtl. bei seinem Heuschnupfen geholfen hätte. Es war bei der Versicherung nichts zu machen. Selbst ein Besuch beim Lungenfacharzt auf eigene Kosten mit Lungenfunktionstest usw., der eine absolut normale Lungenfunktion nachwies, wurde nicht akzeptiert. Das Etikett war schon dran.
Uffff! Irgendwie läuft da einiges verkehrt. Klingt wohl, als könnte ich da wenig machen :/

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Montana
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Beitrag Do., 21.10.2021, 16:51

Da läuft so einiges verkehrt. Ähnlich ist es ja bei der Schufa, wo deine Kreditwürdigkeit u.a. davon abhängt, wie gut deine Nachbarn ihre Rechnungen bezahlen.

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Sydney-b
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Beitrag Do., 21.10.2021, 18:02

Wenn deine Therapie über die Krankenkasse lief, wird es wohl eher nichts mit der Verbeamtung.
Die sind da ziemlich unsozial eingestellt.

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DieBeste
Forums-Gruftie
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Beitrag Fr., 22.10.2021, 07:38

Genau. Therapie über die Kasse abgerechnet = keine Verbeamtung

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Sinarellas
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Beitrag Fr., 22.10.2021, 08:05

Achtung das sind Fehlinformationen.
Nach AZ: 2 C 16/12 (https://www.bverwg.de/301013U2C16.12.0) reicht ein bloßer Verdacht nicht mehr aus um die Verbeamtung abzuweisen. Auch eine abgeschlossene Psychotherapie ist kein Grund, da es beim gutachten auf die Zuklunft geht und die Frage gestellt wird: Gibt es konkrete Anhaltspunkte, dass der Anwärter zukünftig immer wieder wegen einer Erkrankung ausfallen wird? Das heißt, es wird ein größeres Gutachten vom Arzt erstellt und genau geschaut, wie die Prognose für die Zukunft ist. Ablehnung benötigt nachhaltige Zweifel an der gesundgheitlichen Eignung und die sind ad hoc nicht vorauszusetzen.
Im Klartext: Psychotherapie ist mittlerweile KEIN genreelles Ausschlusskriterium für den ÖD!

Es wird im Einzelfall entschieden.
..:..

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Montana
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Beitrag Fr., 22.10.2021, 08:15

Richtig. Aber man hat ordentlich Ärger damit und ich vermute, dass da oftmals eben doch "vorsichtshalber" nicht zugunsten des Bewerbers entschieden wird. Was als Anhaltspunkt zu werten ist, ist ja doch sehr stark Auslegungssache.
Gibt es eine Statistik darüber, die sagt, wie viele trotzdem genommen werden?
Ich erinnere mich noch an das Bewerbungsverfahren bei der Polizei Ende der 90er. Da wurde u.a. großer Wert auf gesunde Zähne gelegt, weil ja Beamten eine zahnärztliche Versorgung zusteht und da wird dann keiner genommen, der da schon Baustellen hat. Auch in anderen Bereichen wurden wir ähnlich durchleuchtet, um spätere Kosten zu vermeiden. Das war schon abartig.

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Sinarellas
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Beitrag Fr., 22.10.2021, 09:18

Die Zeiten haben sich geändert, es gibt so viele mit Psychotherapie, dass ansonsten keine Beamten mehr da wären ;)
Statistiken wüßte ich nicht wie das machbar ist, zu sensibel die Daten.
Ich finde es sehr sinnvoll zu prüfen ob der Mensch für ein Beamtenverhältnis auf Lebenszeit geeignet ist.
Es ist mindestens kein Hindernis wollte ich sagen und wenn man tatsächlich gefährdet ist immer wieder Rückfälle zu erleiden und lange auszufallen, dann gehört man schlicht nicht in ein Beamtenverhältnis.
..:..

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Montana
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Beitrag Fr., 22.10.2021, 10:14

Sinarellas hat geschrieben: Fr., 22.10.2021, 09:18 Die Zeiten haben sich geändert, es gibt so viele mit Psychotherapie, dass ansonsten keine Beamten mehr da wären ;)
Stimmt :D


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 22.10.2021, 13:06

Hallo Janundso

Hier findest Du einige Informationen zu deiner Fragestellung:
https://info-beihilfe.de/verbeamtung-tr ... otherapie/

Grundsätzlich denke ich, dass die Überprüfung einer psychischen Erkrankung in manchen Berufen notwenig sein kann. Man denke nur mal an den Piloten, der seine Fluggäste aufgrund seiner eigenen Depression mit in den Tod riss.

Aber, die Diagnose sollte natürlich stimmen und zutreffend sein.

Du könntest den Therapeuten - oder auch jene, die Dich aufgrund einer Diagnose ablehnen oder (vor)verurteilen - auffordern aufzuzeigen, wo der Psychotherapeut seine Diagnose belegt hat. Behaupten kann man viel. Du könntest darauf hinweisen, dass Verdachtsdiagnosen keine gesicherten Diagnosen sind.
Mit dieser Vorgehensweise fahre ich derzeit gut. Auch bei mir geht es derzeit (in einem anderen Kontext als bei Dir, also nicht beruflich) darum, dass mir Fehldiagnosen zum Verhängnis werden.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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