Approbation und Borderline

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.

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Mephista
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Approbation und Borderline

Beitrag Mi., 15.03.2017, 18:32

Hallo ihr,
ich mache momentan meinen Bachelor of Science in Psychologie und wollte anschließend den Master in Klinischer Psychologie und dann die Therapeutenausbildung machen. Nur habe ich eine etwas schwierige Vergangenheit hinter mir. Mehrere Therapien und Klinikaufenthalte. Dabei wurden Depressionen, Essstörung und eine BPS diagnostiziert. Die BPS steht auch so in der Krankenakte. Allerdings hab ich diese Diagnose mit knapp 20 Jahren bekommen. Seit 2013 bin ich in medikamentöser Behandlung bei einer Psychiaterin und bekomme Mirtazapin und Fluoxetin. Und ich bin wirklich sehr gut eingestellt. Habe nur noch Probleme mit Schlafstörungen und depressiveren Phasen, bin aber ansonsten voll "funktionsfähig". Hab einen 1, Notendurchschnitt, bin in einer festen Beziehung und arbeite nebenher. Seit 4 Jahren bin ich also wirklich stabil.
Jemand hat mir jetzt erzählt, dass eine diagnostizierte Persönlichkeitsstörung in der Akte dazu führt, dass einem keine Approbation erteilt wird. Das hat mich sehr aufgewühlt und ich finde auf diese spezielle Frage keine Antwort. Wird die Approbation einzelfallabhängig vergeben oder ist die Arbeit als Therapeutin für mich jetzt gelaufen, weil ich mit 19 die Diagnose BPS bekommen habe ?

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isabe
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Beitrag Mi., 15.03.2017, 18:50

Wegen der Formalien würde ich bei der Stelle nachfragen, die die Approbation erteilt.

Uninoten oder eine Partnerschaft interessieren nicht in Bezug auf die Diagnose.

Ansonsten ist die Frage, wie du sicher weißt, ja nicht primär, welche Diagnose du als Jugendliche hattest (auch wenn Akten langlebig sind!), sondern das Problem müsste sich doch lösen lassen, wenn du eine neue Diagnose erstellen lässt. Immerhin bekommt man die Psychopharmaka ja nicht grundlos, und ich würde mich nicht von einem Therapeuten behandeln lassen (so ich davon Kenntnis habe), der auf diese Medikamente angewiesen ist, um stabil zu bleiben.

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ENA
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Beitrag Mi., 15.03.2017, 18:58

Die Diagnose ist also rund 5 Jahre her. Ist die Frage, ob Du dann wirklich stabil genug für eine Tätigkeit als Therapeutin bist. In wie weit geprüft wird, was für Krankheiten man hat oder hatte, wenn es um die Approbation geht, weiß ich nicht.

Nachtrag: Hab das dazu gefunden: https://de.wikipedia.org/wiki/Approbation_(Heilberufe) .

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stern
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Beitrag Mi., 15.03.2017, 19:08

Ganz ehrlich: Solange du nicht austherapiert bist, hoffe ich das ist nicht der Fall. Du nimmst Medikamente wegen einer schwerwiegenden Störung und denkst dran, dich an Patienten auszuprobieren? Glaubst du wirklich, du kannst Patienten emotional stützen, wenn du selbst nicht in der Lage dazu bist? Es geht doch nicht darum, wie gut ein Therapeut eingestellt ist... ein Therapeut sollte eine hohe psychische Stabilität haben, die nicht von Medikamenten abhängt. Und inwieweit nicht doch noch eine BPS-Restsymptomatik vorhanden ist, ist ja auch so eine Sache - selbst wenn die Schwelle einer PS nicht erreicht wird. Deine Vorgeschichte spricht jedenfalls dafür, dass deine Schwierigkeiten nicht ohne waren.
Liebe Grüße
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werve
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Beitrag Mi., 15.03.2017, 19:13

isabe hat geschrieben: Mi., 15.03.2017, 18:50 ich würde mich nicht von einem Therapeuten behandeln lassen (so ich davon Kenntnis habe), der auf diese Medikamente angewiesen ist, um stabil zu bleiben.
Dann müsstest du aber auf viele potentielle Therapeuten verzichten! Lieber stabil unter Medis, als umgekehrt.

@Mephisa
Von welcher "Akte" sprichst du denn? PT-Behandlungsunterlagen unterliegen der Schweigepflicht und die Daten bei der Krankenkasse haben absolut nichts mit der Approbation zu tun.
Ärzte brauchen zur Approbation ein ärztliches Attest, dass ihnen bescheinigt, nicht ungeeignet für den Beruf zu sein (z. B. aufgrund von Sucht), wie es bei PT ist, weiß ich nicht. Auf jeden Fall bezieht sich es nie auf eine Diagnose, sondern auf ein anhaltendes Verhalten.

Die Frage, die du dir selbst stellen solltest, ist, ob du bereits ausreichend stabil bist bzw. wieviel Therapie/Selbsterfahrung du in dich unbedingt investieren solltest (in deinem Interesse), um für die Arbeit mit Patienten gerüstet zu sein bzw. nicht deine Pathologie an sie weiterzugeben (das ist aber ein Problem, was viele Therapeuten betrifft und leider zu wenig thematisiert wird).

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candle.
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Beitrag Mi., 15.03.2017, 19:23

Hallo Mephista!

Meinst du, dass du mit deiner Frage hier richtig bist, denn hier sind ja weitgehend Klienten/ Patienten unterwegs. Woher sollen die das wissen?

Außerdem gibt es an der Uni auch Infoveranstaltungen im Bereich Psychologie wo man das abfragen könnte.

Und was soll das für eine Akte sein wo die Diagnose steht?

Mephista: Ich hoffe, das ist keine Frage zur Unterhaltung des Forums. ,-)

Ich habe nämlich keine Ahnung! Die Approbation ist ja eine Sache, die Ausbildung zum Psychotherapeuten nochmal eine andere.

Viele Grüsse!
candle
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Ophelia12
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Beitrag Mi., 15.03.2017, 19:31

Hallo Mephisa,

Ich denke auch so wie Werve.

Hast du darüber schon mal mit deiner Therapeutin gesprochen. ?
Eine Diagnose bleibt ja nicht unbedingt für immer. Sie kann sich ja auch ändern.
Außerdem bist du ja gut in Arbeit mit dir.

Ich hab eine bekannte die VT mittlerweile ist und die auch in ihrer Jugend psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen musste. Medis hat sie allerdings nicht nehmen müssen , ihrer Diagnose kenne ich allerdings nicht.

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stern
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Beitrag Mi., 15.03.2017, 19:34

Es macht einen deutlichen Unterschied, ob man sich selbst stabil halten muss/kann (wenn man dazu auch noch Hilfsmittel benötigt, zeigt dass das die eigene Stabilität gering ist). Oder ob man auch noch Belastungen der Patienten ein Stück weit aufnehmen muss (und sich UND den Patienten Stabilität vermitteln muss). Da sollte man im Hinblick auf sich selbst (Haftung für Therapieschäden... psychische Belastung des Berufs auf Dauer tragbar) und Patienten ehrlich sein. Oder schlug man den Weg insbes. zur Selbsttherapie ein (was bei der Behandlung von Patienten keinen Rolle spielen darf).
Liebe Grüße
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ENA
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Beitrag Mi., 15.03.2017, 19:36

Ich glaube, dass die Frage ernst gemeint ist. Vielleicht ist auch nicht klar, dass es hier überwiegend Patienten und Angehörige sind. Da sagt der Forentitel ja auch nichts drüber aus, es sei, denn, man liest hier weiter.
Ist für mich jetzt aber unerheblich. Was ich denke ist: Es macht (für mich) einen Unterschied, ob ein Arzt oder Therapeut mit 40-45 merkt, dass etwas nicht stimmt, sich dann behandeln lässt und guckt, ob er dann noch in der Lage ist bzw. in welchem Rahmen, mit Patienten zu arbeiten...oder ob jemanden schon mit 20-25 klar ist, dass etwas ist, wo man noch gar nicht wirklich mit der Berufstätigkeit angefangen hat. Bei dem einen denke ich: Kann passieren, kann man gucken, wie man damit umgeht und damit verantwortungsbewusst weiter arbeiten kann. Bei dem anderen stelle ich mir die Frage, ob es Sinn macht, diesen Beruf zu erlernen und auszuführen, wenn von vorneherein klar ist, dass Schwierigkeiten da sind.
...und...wogegen wirken diese Medikamente denn und wogegen nicht?

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Ophelia12
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Beitrag Mi., 15.03.2017, 19:48

Mephista, darüber bin ich die Tage noch gestolpert, vielleicht passt es ja ein wenig http://m.aerzteblatt.de/print/152828.htm


isabe
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Beitrag Mi., 15.03.2017, 20:05

werve hat geschrieben: Mi., 15.03.2017, 19:13
isabe hat geschrieben: Mi., 15.03.2017, 18:50 ich würde mich nicht von einem Therapeuten behandeln lassen (so ich davon Kenntnis habe), der auf diese Medikamente angewiesen ist, um stabil zu bleiben.
Dann müsstest du aber auf viele potentielle Therapeuten verzichten!
Nenne doch bitte die Quelle. Gibt es tatsächlich eine Studie, die besagt, wie viele Therapeuten dauerhaft Psychopharmaka einnehmen? Wohl kaum...

Und dann bitte nicht die Diagnose vergessen: Ich möchte keinen Therapeuten, bei dem eine Borderlineproblematik vorliegt, egal, wie gut er medikamentös eingestellt ist. Eine psychische Erkrankung ist keine Allergie.

Und: Eine Therapiebedürftigkeit ist keinesfalls gleichzusetzen mit einer Borderlinestörung!

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candle.
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Beitrag Mi., 15.03.2017, 20:30

ENA hat geschrieben: Mi., 15.03.2017, 19:36 Ich glaube, dass die Frage ernst gemeint ist.
Schauen wir mal, ob sie wiederkommt. Für mich sind die Fragen eben nicht logisch, weil man vor Ort Fachleute hat, und auch in Therapie werden Berufsperspektiven besprochen.

Es paßt eben wieder alles: Therapeut mit Borderline. ::?

Aber ich lasse mich gerne belehren, wenn ich mich hier geirrt habe. ;)

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nudels
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Beitrag Mi., 15.03.2017, 20:43

die therphie form dbt wurde ah von borderlinerin evńwickelt https://de.wikipedia.org/wiki/Dialektis ... e_Therapie
da die person https://de.wikipedia.org/wiki/Marsha_M._Linehan
Bitte um Nachsicht wegen meiner Rechtschreibprobs. Habe Legasthenie, wenn man was nicht lesen kann, einfach nachfragen.


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Mephista
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Beitrag Mi., 15.03.2017, 21:09

Hallo,

erstmal danke für die vielen Antworten. Der Thread hier war keinesfalls zur "Unterhaltung" gedacht, sondern war ernst gemeint. Ich habe nach einem Forum gesucht zu "Psychotherapie und Approbation" und das Forum wurde mir angezeigt. Für mich war nicht ersichtlich, dass hier hauptsächlich Patienten sind - tut mir Leid dafür.

Ich kann die Bedenken verstehen,was eine Therapeutin mit einer psychischen Erkrankung angeht. Aber ich muss dazu sagen, dass meine Symptomatik in der Pubertät angefangen hat und je älter ich wurde/ werde, desto stabiler wurde ich. Heutzutage ist bei mir die BPS nicht mehr als solche erkennbar oder diagnostizierbar. Als ich jünger war, wurde diese Diagnose recht schnell und ohne viel Gespräche gestellt. Da haben aber auch die "typischen" Pubertätshormone eine rießen Rolle gespielt. Meine langjährige Therapeutin hat "nur" depressive Episoden und eben die Anorexie diagnostiziert. Nichts destotrotz gab es eine Therapeutin die Borderline festgelegt hat und bei den nachfolgenden Klinikaufenthalten wurde das einfach übernommen. Daher ist es in meiner Krankenakte niedergeschrieben worden. ( Ich hoffe das hat man jetzt verstanden). Die Anorexie habe ich überwunden und in dieser Richtung keine Probleme mehr.

Was mir aber geblieben ist, ist eben die Schlafstörung und in schwierigen Zeiten depressive Phasen. Dafür nehme ich die Medikamente, hauptsächlich zum ein- und durchschlafen. Ich nehme aber auch nicht viel (15 mg Mirtazapin und 20 mg Fluoxetin)
Klar ist für mich- wenn ich bemerken sollte, dass sich meine Symptomatik wieder verstärkt ,ich natürlich daran arbeiten werde und meine Berufswahl in Frage stelle. Im Moment bin ich ja noch im Bachelor und habe bis ich dann irgendwann tatsächlich als Psychotherapeutin arbeiten kann, noch ca. 7 Jahre vor mir.


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 15.03.2017, 21:18

Hallo Mephista,

soviel ichh weiß - wenn sich das nicht inzwischen geändert hat - kannst Du haben was du willst, du bekommst Deine Approbation, wenn Du brav gelernt hast.
Mein Tipp an dich, von Kollegin zu zukünftige Kollegin: Kümmere dich erst mal um dich selber und sieh zu, dass Du Dein eigens Leben ohne Medis hinbekommst. Bevor du andere Menschen therapierst, therapier dich bitte erst mal selber. Denn du hast als Psychotherapeut eine enorme Verantwortung. Mach dir diese Verantwortung bewusst.

Hallo Isabe,
Ich möchte keinen Therapeuten, bei dem eine Borderlineproblematik vorliegt, egal, wie gut er medikamentös eingestellt ist.
Das Problem ist nur, dass man als Klient ja nicht erfährt, welche Störungen der eigene Therapeut selber hat, ob er vielleicht dieselbe Störung hat wie man selber. Guck mal in Psychologievorlesungen rein, ... Dann verlierst den Glauben an Psychotherapie, wenn du siehst, wer zukünftig auf die Menschheit losgelassen wird und an der Psyche anderer rumbasteln darf. Leider ist persönliche Eignung nach wie vor kein Kriterium für den Beruf des Psychotherapeuten.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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