Passende Therapieform finden?

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Helena1106
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Passende Therapieform finden?

Beitrag So., 19.09.2021, 19:48

Hallo!

Ich bin auf der Suche nach einer passenden ambulanten Psychotherapie, mir aber vollkommen unsicher, welche Form die richtige für mich wäre.
Therapieerfahrung habe ich zwar schon aber ich bin mir unsicher, ob das mit meinem Störungsbild übereinstimmen würde? Vielleicht kennt sich ja jemand von euch da ein bisschen aus und könnte mir eine grobe Empfehlung geben. Das wäre sehr hilfreich.

Zu meinem Störungsbild: Seit November letzten Jahres leide ich an schweren Depressionen. Ich war zwar zwischenzeitlich auch in der Psychiatrie, auf einer Depressionsstation und dort wurde eine Verhaltenstherapie angeboten, die mir jedoch gar nichts wirklich geholfen hatte. Die Depression ist zwar mittlerweile etwas besser geworden aber vollkommen genesen fühle ich mich nicht. Neben der Depression leide ich auch noch an Zwangsgedanken(ausschließlich Gedanken, keine Handlungen), Binge Eating und verschiedenen, diffusen Ängsten.

Neben dem Psychiatrieaufenthalt hatte ich 2018 auch schon mal einen Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik, wo mit einer tiefenpsychologischen Therapie gearbeitet wurde, die mir eindeutig besser geholfen hatte. Die neuen Sichtweisen und Erkenntnisse, die ich da heraus gezogen habe, haben mir eindeutig mehr geholfen als die oberflächlichen Tipps, wie ich mein Verhalten ändern könnte. An sich weiß ich, was richtig wäre aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich ein tieferes Problem habe, da die psychischen Probleme auch bei mir nie ganz weg waren bzw. immer wieder kamen. Ich war nie wirklich frei davon.

Meine erste Depression hatte ich mit 14 Jahren und seitdem ich klein bin leide ich an sozialen Ängsten, die heute mittlerweile besser sind. Mit 14 Jahren hatte ich dann auch eine 2 jährige Verhaltenstherapie, die mir damals schon geholfen hatte. Ich wurde während meiner Schulzeit stark gemobbt und die Therapie konnte mir helfen, dass ich lerne mich aktiv zu wehren. Jedoch sind die Ängste für eine längere Zeit geblieben, weswegen ich auch seit meinem Realschulabschluss(2016) es nicht geschafft habe eine einzige Ausbildung abzuschließen. Mehrere Abbrüche, was mich auch sehr belastet. Die psychischen Probleme waren immer so schwerwiegend, dass ich wie aus dem Leben rausgehauen wurde.

Da ich allgemein keine gute Meinung von der Verhaltenstherapie habe und sie als sehr oberflächlich, wenig hilfreich empfinde, tendiere ich eher zu einer tiefenpsychologischen, wenn nicht sogar analytischen Therapie. Aber ich weiß nicht, ob das für mein Störungsbild geeignet wäre. Ich denke eher, dass man bei Depressionen usw. vllt. eher was aktiveres bräuchte?!

Vielleicht hat ja jemand von euch einen guten Ratschlag.
Vielen Dank im Voraus!

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metropolis
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 1969

Beitrag So., 19.09.2021, 20:45

Hallo Helena,

ich selbst kenne nur die analytische Therapie ( klassische Psychoanalyse mit bis zu 3 Wochenstunden und über fast 5 Jahre). Mit den anderen Therapieformen habe ich keine Erfahrung. Mir hat die Analyse langfristig aus der schweren Depression rausgeholfen und mein inneres destruktives Selbstbild und Wertesystem umgebaut. Ich habe Kindheits- und Jugendtraumata aufarbeiten können.

Also ich denke schon, dass eine analytische Therapie bei deiner Problematik helfen kann.

Ich fand es für mich passend, dass diese Therapieform wirklich einmal durch die gesamte Lebensgeschichte durchgeht und sehr genau zwischenmenschliche Beziehungen und deren Muster beleuchtet. Man hinterfragt dort viel sich selbst, um sich auf die Schliche zu kommen. Das heißt, es wird versucht die unbewussten Anteile aufzudecken. Dieser Erkenntnisgewinn hat mich weitergebracht. Heilend war aber eher die Beziehungsarbeit mit dem Therapeuten, also Verstehen der therapeutischen Beziehung.

Was eher gewöhnungsbedürftig war für mich an der Analyse: die Art und Weise wie der Therapeut mit mir kommunziert, wenig lenkend und steuernd, meist passiv und zuhörend, dass er keine Richtung vorgibt (Themenauswahl und Bearbeitungstempo liegt stark beim Patienten) und die Intensität durch die Häufigkeit der Sitzungen, aber auch die emotionale Tiefe.

Gibt hier auch viele Kritiker der Analyse. Ich denke sie kann helfen, aber nicht jedem.

Was spricht dagegen, Termine mit mehreren Therapeuten der verschiedenen Richtungen zu vereinbaren und dir in Probesitzungen einen Eindruck zu machen? Letztendlich bin ich der Meinung, dass es viel entscheidender ist, ob Therapeut und Patient menschlich gut zueinander passen. Ein guter Therapeut kann viel bewirken, unabhängig von der Therapiform. Oder umgekehrt, die beste Therapiemethode bringt nichts, wenn es zwischenmenschlich nicht passt oder der Therapeut einfach inkompetent ist.

Lg

Metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Pianolullaby
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 38
Beiträge: 2246

Beitrag Mo., 20.09.2021, 20:09

ich finde die Therapierichtung, mind. 2. bis 3.rangig.
Viel wichtiger ist für mich 1. der Umgang des Therapeuten mit mir
und 2. der Umgang des Therapeuten mit sich selber,
und wie das ingesamt alles zusammen passt.

Passt da was nicht, wirkt keine der Richtungen wirklich
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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R.L.Fellner
Psychotherapeut
männlich/male
Beiträge: 822

Beitrag Di., 21.09.2021, 06:10

Liebe Helena,

zahlreiche Studien haben erwiesen, dass erfolgreiche Therapie vor allem auf einem positiven und konstruktiven Verhältnis zwischen Therapeut/in und Klient/in basiert. Die zur Anwendung kommende Psychotherapie-Methode ist nicht irrelevant, aber deutlich weniger entscheidend als man häufig annimmt.

Vielleicht hilft Ihnen der folgende Artikel weiter, den/die für Sie passende Therapeuten/in zu finden:
https://www.psychotherapiepraxis.at/gute_therapie.phtml

Alles Gute!
R.L.Fellner

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