Klima in der Klapse

Hier haben Sie die Möglichkeit, anderen Ihre Erfahrungen zur Verfügung zu stellen - oder sie nach deren Erfahrungen im Kontext von klinischer Psychotherapie, Psychiatrie und Neurologie zu fragen.
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Broken Wing
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Klima in der Klapse

Beitrag Fr., 09.09.2016, 12:50

Hallo!

Mir wurde ein Aufenthalt nahegelegt, aber ich weiß jetzt schon, dass sowas nie im Leben stattfinden wird.

Ich war mal zwangsweise untergebracht, gut damals im Otto Wagner, was ja sowieso weltweit den allerbesten Ruf genießt.

Aber ich habe grundsätzlich ein anderes Problem mit Psychiatrien und wollte fragen, wie ihr das Klima wahrnehmt.

Da wäre zum einen der Umgang auf den Stationen. In nichtpsychiatrischen Krankenhäusern wird man für voll genommen, das Essen kommt ins Zimmer und der Umgangston ist halbwegs erträglich.
In psychiatrischen Krankenhäusern ist man der Dodel, fragen nach der Uhrzeit sind sicher ein Symptom (Unselbstständigkeit) und müssen unterbunden werden. Das Essen darf man sich selber holen, weil die Herrschaften vermutlich vom Plaudern und der Kaffeepause zu nichts kommen. Dieser verdammt harte Job ist ja wirklich nicht auszuhalten.
Man kann froh sein, wenn dort eine Kaffeemaschine steht, die bereitwillig ihren Job tut. Nach dem Essen bekommt man dort weder heißes Wasser für den Tee noch Kaffee.

Dazu kommt die viel zu weibliche Atmosphäre. Entweder Eisschrank oder sinnloses geschwurbel.

Würde man dort nicht ständig in Therapien gesteckt mit Therapeuten zweifelhafter Qualität, könnte man den Aufenthalt zum Abschalten nutzen. Ginge bei mir aber nicht, habe die Befürchtung, lediglich herausgerissen zu werden.
Über die Unwirksamkeit gängiger Medikamente wurde ja schon geschrieben.
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stern
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Beitrag Fr., 09.09.2016, 13:06

Geht es dir um psychiatrische Kliniken oder psychosomatische (zwecks stationärer Psychotherapie)? Ich möchte annehmen, dass je nach dem, welche Einrichtung man wählt, ein erheblicher Unterschied besteht. In der Psychosomatik gab es (bei mir) einen Speisesaal, den man schon selbst aufsuchen musste, wenn man sich sein Essen nicht selbst beschaffen wollte (was auch möglich gewesen wäre). Und wenn es um Therapie geht: Zum Abschalten oder Urlaub ist das natürlich nicht gedacht.

Und vielleicht nicht zu schwarz-weiß Denken... es gibt auch einiges zwischen Eisschrank und sinnlosem Geschwurbel. Nachteilig kann evtl. sein, dass man bzgl. der Wahl des Therapeuten in einer Klinik nicht so frei ist.
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Beitrag Fr., 09.09.2016, 13:16

@ Stern: Also ich weiß nicht. Auf der Geschlossenen hatte ich das Gefühl, dass sie dort Theras untergebracht hatten, die sonst nirgends untergekommen wären, streng nach Quoten sozusagen. Sind auch sicher billig, aber nicht unbedingt der Gesundung förderlich.
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Tristezza
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Beitrag Fr., 09.09.2016, 13:33

Deine Beschreibung einer Psychiatrie entspricht so in etwa meinen Erfahrungen ... Das Personal ist psychisch oft selbst angeschlagen, verstärkt durch den Stress, der z.B. auf einer Akutstation herrscht. Bessere Erfahrungen habe ich mit einer Tagesklinik gemacht. Das Personal (gehörte zur gleichen Klinik, sogar mit gleichem Oberarzt, nur teilstationärer Bereich) wirkte dort viel entspannter und normaler und der Umgang mit den Patienten war viel menschlicher.

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Beitrag Fr., 09.09.2016, 13:35

Es ginge um eine stationäre Therapie, ich habe keine Ahnung ob psychiatrisch oder psychosomatisch. Davon abgesehen befinde ich mich diesbezüglich in einem Entwicklungsland, ich glaube, das ist hier alles dasselbe.

Bei deiner Variante würde ich mir zB das Essen selbst beschaffen, weil große Säle mir ein Graus wären.

War auch bei mir so. Da konnte man auch schön den Erfolg von Therapien bewundern.

Schon seit Wochen ist eine Pat. dort und regt sich darüber auf, sich am Teller verbrannt zu haben. Das Essen ist nun einmal ein wenig über der Körpertemperatur. Ein anderer kriegt keinen geraden Satz heraus und startet einen Smalltalk mit mir. Mit entsprechendem Erfolg.

Die Frage, was denn überhaupt behandelt werden kann, wird unter den Tisch fallen lassen.

Ein Bild, das nur deprimiert.
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Beitrag Fr., 09.09.2016, 14:16

@ Tristezza: Stress haben andere auch. Ich denke, die Angeschlagenheit ist das größere Problem.

Ich kann mich einfach nicht dazu aufraffen, mich an einen Ort zu begeben, an dem ich von Narzisten, Borderlinern u.a. behandelt werde und deren Verständnis von Gesundheit noch in der (Gruppen)therapie befestigt werden soll.
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Tristezza
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Beitrag Fr., 09.09.2016, 15:12

Na ja, es gibt auch nicht gestörte Psychiater, man muss sie nur finden. Ich würde mir mal die Klinikbewertungen im Netz anschauen. Hab ich mal vor einer Reha gemacht und ich muss sagen, sie spiegelten meinen späteren Erfahrungen mit dieser Klinik insgesamt wider.

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Beitrag Fr., 09.09.2016, 15:55

Hallo Tristezza!

Naja ich wohne in Oe und da ist die Auswahl beschränkt. Über die meisten Kliniken kursieren offene Geheimnisse, von Verwicklungen in Skandale ganz zu schweigen.

Aber selbst eine friedliche Klinik wäre nichts für mich. Ich stehe nicht so auf Gruppentherapien und Unternehmungen mit anderen Psychos und/oder mit dem Klinikpersonal, weil ich befürchte, verbogen zu werden und mich zusätzlich mit anderen Krankheiten zu infizieren. Auch psychische Krankheiten können ansteckend sein.
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stern
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Beitrag Fr., 09.09.2016, 15:56

Mit Psychiatrien habe ich keine persönliche Erfahrungen. Nur eine psychosomatische Klinik. Was ich von Klinikbewertungen halten soll, weiß ich nicht... als ich vor einer Weile welche ansah, waren diese entweder sehr gut oder sehr schlecht... und so war ich mir nicht sicher, ob diese wirklich die Situation in der Klinik abbilden oder mehr die Struktur der Patienten. Aber auch in der psychosomatischen Klinik, in der ich war, hatte ich den Eindruck, dass Meinungen durchaus auseinander gingen. Hängt also wohl durchaus etwas davon ab, an wen man gerät. Ich fand das Personal durchaus sehr freundlich und im Großen und Ganzen auch in Ordnung (notfalls wäre ein Wechsel möglich gewesen). Die Arbeitsweise würde ich halt ansehen... hier erwartete ich mich auch in etwa das, was geschildert war. Mein Eindruck war auch nicht, dass dort viel Therapeuten arbeiten, die anderweitig nicht unterkommen. Sondern eher, dass dort relativ viele Therapeuten arbeiteten, die noch am Anfang stehen. Dort habe ich auch die netteste und positivste Therapeuten "kennengelernt", die mir bisher begegnet ist (und das als Ärztin *g*). Ich hatte sie leider nur als Ärztin, aber für einen evtl. weiteren Aufenthalt hatte sie mir sogar angeboten, die Therapie zu übernehmen. Mittlerweile hat sie sich in einer Privatpraxis selbständig gemacht. Dass es unter den Therapeuten nicht nur psychisch ausreichend fitte gibt, dürfte auch in den Fachkreisen bekannt sein. Aber das kann einem ambulant genauso begegnen.
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Tristezza
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Beitrag Fr., 09.09.2016, 16:13

"Angesteckt" wurde ich noch in keiner Klinik. Wie soll das denn möglich sein? Allerdings "fertiggemacht" von psychisch kranken oder schwierigen Menschen, mal vom Personal, mal von Mitpatienten. Das kann durchaus passieren.

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Beitrag Fr., 09.09.2016, 16:50

Indem man mit ihnen zusammenarbeitet, an ihnen lernt und sich zwangsläufig an ihnen orientieren muss. Ich schrieb schon mal, dass ich nicht so drauf stehe.
Nur legt mir das meine Thera schon wieder nahe und ich kann sie nicht davon überzeugen, dass das bei mir sinnlos wäre.
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Tristezza
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Beitrag Fr., 09.09.2016, 17:34

Du erscheinst mir weder so dumm noch so schwach oder suggestibel, dass du von Menschen lernen könntest, die sich selbst schaden. Deshalb verstehe ich die Logik nicht. Wenn ich sehe, wie jemand seinen Karren gegen die Wand fährt, mache ich ihm das doch auch nicht nach, sondern im Gegenteil, ich passe auf, dass mir das nicht auch passiert. Ich fand das Verhalten gewisser Mitpatienten vielleicht seltsam, in Akutpsychiatrien oft auch lustig - nie hätte ich denen irgendwas nachgemacht, was mir geschadet hätte. Aber wer nicht will, der hat schon. Wenn du dich nicht drauf einlassen kannst, wird dir ein Klinikaufenthalt nichts bringen.

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stern
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Beitrag Fr., 09.09.2016, 18:01

Wenn ich mal vom Anlass absehen, weswegen ich dort war, empfand ich die Klinikzeit als eine sehr schöne Zeit, an die ich sehr gerne zurückdenke. Und mit anderen Patienten hatte ich auch viel Spaß. Unternommen habe ich/wir auch viel... "privat" (also nicht als therapeutische Maßnahme). In der Psychosomatik dürften die Kunden auch nicht so sehr angeschlagen sein wie in der Akutpsychiatrie, weil eine gewisse Stabilität erwartet wird. Wer die nicht hat, bleibt nicht lange oder dem wird die Psychiatrie nahe gelegt. Und das nicht erst bei Selbstmordgefährdung. Ich denke auch, dass du eher starke Vorbehalte hast... und dann dürfte es nicht viel bringen. Den ersten Aufenthalt wollte ich (von mir aus). Der zweite wurde mir empfohlen. War auch auch in Ordnung, aber da meine Haltung dazu schon etwas anders war und ich es auch nicht mehr als so nötig ansah, war es anders. Klar gibt es auch manche seltsame Menschen, aber mit denen muss man sich ja nicht abgeben. Und es geht ja auch nicht darum, von anderen Patienten zu lernen... also so habe ich das nicht erlebt. Ich meine, es hat ja jeder einen Grund, weswegen er dort ist.
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Beitrag Fr., 09.09.2016, 18:33

Ich muss das einmal mit der Thera klären. Mir wird schon brrr, wenn ich an den Psychosprech in der Psychiatrie denke.
Stern, ich war in der Akutpsychiatrie, daher hatte ich die sehr angeschlagenen. Zu einer Therapie kam es nicht, weil unkooperativ und ich wurde ehestmöglich entlassen. Vorgesehen war die Teilnahme an einer Gruppentherapie. Die Einzel konnte mit mir nicht.

Das Essen war eine Zumutung, Hundefutter wäre dagegen ein Gourmetessen.

Ob das andere etwas für mich wäre? Ich weiß es nicht. Es müsste die Möglichkeit geben, zumindestens an die Uni zu fahren und an Vorlesungen und Prüfungen teilzunehmen.
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Beitrag Fr., 09.09.2016, 19:14

Hi Broken Wing, in die Psychatrie wirst Du nur zur Krisenintervention geschickt, zur "Sicheren Aufbewahrung" sozusagen. Um Gruppentherapien, Therapie geht es im herkömmlichen Sinne nicht.
Die haben Angebote (wie Sport, Handwerken ectr.) u. je nach dem wie stabil Du bist, bekommst Du welche angeordnet. Therapiepass, bekommst einen individuellen Plan. Daneben wird eine Medikamentöse Therapie angestrebt, d.h. du bekommst welche verabreicht.
Das Du Bammel hast, kann ich gut verstehen.
Aber wenn es dir so schlecht geht, dann wirst du hingehen. Allzuviel Möglichkeiten hat man dann nicht.
Und ja, in den Psychatrien sind Assistenzärzte u. Psychologen, die noch studieren oder nur Praktikum machen. Das ist üblich, neben den wenigen festangestellten. Und ja, der Umgangston ist rauer. Da ist es laut, da gibt es schon mal schlaflose Nächte. Aber wenn Du Ausgang hast, dann kannst auch mal die Station verlassen u. dir andere Eindrücke verschaffen. Vielleicht ist die Umgebung schön, zum spazieren?
Viel Glück und vorallem vieeel Geduld!
Grüssle
Flow

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