Wenn Wirkung von AD schnell nachlässt??

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
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Wenn Wirkung von AD schnell nachlässt??

Beitrag So., 01.01.2017, 17:32

Hallo zusammen und ein frohes neues Jahr!

Ich bin neu hier mit folgendenen diagnosen: Dysthimia, Somatisierungsstörung, Chronische schmerzstörung, Chronische Migräne.

Ich bin in Behandlung beim Neurologen/Psychiater und habe eine Verhaltenstherapie angefangen. Im Frühjahr/Sommer hatte ich eine heftige Depression.

Meine Medikation seit Ende August ist: Venlafaxin 225 mg, Topiramat 100 mg und botox spritzen alle 3 Monate (wegen chronischer Migräne).

Mein Problem ist, dass die Wirkung von ADs schnell nachlässt. Ich hab jetzt absetzerscheinungen trotz Einnahme von venlafaxin. Stromschläge, Benommenheit, Atemnot Attacken, Schwächeanfälle....

Ich habe Termin beim Arzt Mitte Januar. Bisschen Luft gibt es da nach oben ( bis 300-375 mg?). Ich habe allerdings schon duloxetin 120 + amitriptylin 75 durch, Escitalopram 20 mg...

Das macht mir sorgen. Hatte jemand sowas? Das ADs gut wirken, aber nur paar Monate?
Was dann? Gibt es etwas, was die Wirkung langfristig aufrecht erhalten kann? Wie sind da Erfahrungen?

Dankeschön!
LG
Lora

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werve
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Beitrag So., 01.01.2017, 21:53

Nun, viel Ahnung scheint dein Arzt nicht zu haben.

Man würde z. B. Augmentationen (Lithium oder Schilddrüsenmed.) oder einen Wechsel auf Tranylcypromin oder EKT versuchen.
Ansonsten, bei deiner Symptomatik: psychodynamische Therapie.

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Beitrag So., 01.01.2017, 22:25

Hallo Werve,

Vielen Dank für die Antwort! Dass es noch diese Möglichkeiten gibt macht mir Hoffnung!
Diese Monate mit venlafaxin 225 ging es mir so gut, wie die Jahre nicht mehr (was sowohl schmerzen als auch Depression angeht). Wenn eine Augmentation das erhalten könnte, wäre ich glücklich.

Über psychodynamische Therapie werde ich mich informieren, Danke! Momentan mache ich Verhaltenstherapie.

EKT ist Elektroschock, oder? Gott bewahre! Niemals. Selbst das Wort lässt mich erschaudern.

Lieben Dank für die Antwort!!
Lora

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Beitrag Mo., 02.01.2017, 21:35

Hallo zusammen,

Ich habe noch mal nachgedacht und die Threads über medis hier durchgeschaut.

Mich wurmt irgendwie die Frage ob: Atemnot, Schweißausbrüche, Schwächegefühl, das Gefühl in Ohnmacht zu fallen nur die absetzsymptome von venlafaxin sind, weil es nicht mehr gut wirkt? Oder ist das sowas wie eine panikstörung?

Ich nehme venlafaxin um 9 Uhr morgens. Bis dahin habe ich Atemnot und beim Kopf drehen diese Brain zaps. Nach der Einnahme wird es besser. Gegen mittags kommen dann diese Schwächeanfälle usw. 2-3 Anfälle. Abends wieder Atemnot.

Atemnot und ab und zu Schwindel hatte ich früher auch. Das war mit ADs gut unter Kontrolle. Aber solche Schwächeanfälle und das Gefühl umzufallen hatte ich schon seit 18 Jahren nicht mehr. Und jetzt kommt es daheim, beim spazieren gehen....

Oder egal was die Ursache ist, eine augmentierung von venlafaxin wäre nicht schlecht? Ich habe wo gelesen, dass der auch gegen Angst gut sein sollte?

LG
Lora

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werve
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Beitrag Di., 03.01.2017, 09:46

Wenn du 225 mg Venlafaxin nimmst kannst du keine Absetzerscheinungen haben. Möglicherweise ist die Dosis sogar zu hoch, es kann auch Unruhe verursachen und psychische Probleme verstärken.
Was du beschreibst, hört sich eher nach Angst/Somatisierungsstörung an. Da helfen Medikamente sowieso nur bedingt. Um grundlegende Besserung zu erreichen, muss therapeutisch an die Ursache gegangen werden (am besten mit psychodynamischer Therapie).


shesmovedon
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Beitrag Di., 03.01.2017, 13:37

Für mich hören sich deine Symptome nicht unbedingt psychosomatisch an, sondern durch das Medikament ausgelöst. Brain Zaps sind sehr typisch bei Venlafaxin. Ich denke aber, dass diese nicht nur durch's Absetzen ausgelöst werden können, sondern auch durch eine - möglicherweise - zu hohe Dosis.
Ich bekomme die allerdings auch, wenn die Einnahmezeiten meines Antidepressivums (Cymbalta) zu weit auseinander liegen, also ich morgens die Einnahme vergesse und es dadurch erst mittags einnehme. Dann habe ich auch sofort Absetzsymptome wie Brain Zaps, Herzstolpern und so. Vielleicht kannst du die Einnahme über den Tag verteilen?
Als Augmentation bieten sich bessere Mittel wie Lithium an. Zum Beispiel Seroquel Prolong oder Abilify.

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Beitrag Di., 03.01.2017, 15:23

Hallo Werve und Radiohead,

Vielen Dank für eure Antworten!

Das sind die Optionen an die ich überhaupt nicht gedacht habe! Ein ganz frisches Blickwinkel!

Im Frühjahr 2016 habe ich topiramat 75 mg und Escitalopram 20 mg als Prophylaxe gegen Migräne und gegen Dysthimie und Somatisierung genommen. Zum Sommer ging es mir so schlecht (Migräne ununterbrochen), dass ich keinen Sinn mehr zu leben sah.

Da, Anfang Juni fing meine ambulante Behandlung in der Klinik Großhadern an. Topiramat wurde auf 100 mg erhöht, Escitalopram wurde mit dem Venlafaxin 150 mg ersetzt und Botox kam dazu.

Unter venlafaxin 150 mg kam so eine Depression, dass ich überhaupt keine Kraft mehr hatte. Ich habe meinen Arzt im August angerufen und gesagt: wenn es weiter so geht, werde ich in paar Tage nicht mehr vom Bett aufstehen. Und innerlich war ich schon längst wie tot.

Da wurde venlafaxin von 150 auf 225 mg erhöht. Und es ist wie ein Wunder geschehen! Wach, voll Energie, voll im Leben. Ich habe schon vergessen wie es ist... Ich bin praktisch euphorisch von so einem Erfolg.

Ich hatte jetzt ne Sitzung beim Therapeut am 22.12. Der hat schon gemerkt, dass ich auf 180 bin. Im positiven Sinne (zu lustig, zu unterhaltsam). Er findet mich eh "sehr lebhaft ", aber da hab ich mich selbst übertroffen.

Vielleicht ist wirklich jetzt die Dosierung zu hoch?..... Das gibt mir jetzt zum nachdenken...
Wenn man aus dem schlimmsten raus ist, sollte man runter gehen? Nehme 225 mg seit 24.08.16.

Angst könnte es auch sein..... Meine ambulante Behandlung in Großhadern ist jetzt zum Ende. Ich muss den botox bei einem niedergelassenen Arzt machen lassen. Das hat mich sehr hart getroffen. Die Betreuung dort war sehr gut. Jetzt bleiben nur noch mein Neurologe/Psychiater und Psychotherapeut.

LG
Lora

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Beitrag Fr., 06.01.2017, 10:59

Hallo zusammen,

Es gibt eine Sache noch. Ich weiß nicht wie ich das beim Arzt ansprechen sollte. In seinen Berichten charakterisiert er mich als "klagsam". Heißt das ich jammere zu viel? Musste ich mich mehr zusammen reißen?

Die Medikamente, die ich nehme, haben mir soweit geholfen, dass ich an ca. 20 Tagen in Monat Migräne habe, an 5 Tagen davon muss triptane nehmen und die Schmerzen dauern täglich 5-6 Stunden.

Allerdings seit Dezember zusammen mit den oben beschriebenen Problemen habe ich an einigen Tagen so eine Unruhe im Kopf, die beinahe unerträglich ist. Das sind keine konkreten Gedanken. Aber das Gefühl, dass der Kopf davon platzt. Und dann wünsche ich mir ich hätte die Schmerzen. Ich merke, dass die mittelschwere Migräne abends viel besser als so eine quälende Unruhe wäre.

Was ist das?! Wie sag ich das dem Arzt? Schön, dass wir Jahre nach Prophylaxe gesucht haben, jetzt will ich aber die Schmerzen zurück....

Er wird denken ich verars... ihn, oder? Ich verstehe selbst nicht warum mir jetzt so schlecht geht. Ich fürchte, dass ich kurz vor SVV stehe.

Welche Konsequenzen wird das haben, wenn ich das dem Arzt sage? Wird er mich nicht wo einsperren?

Danke für die Antwort!
LG

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werve
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Beitrag Fr., 06.01.2017, 11:58

Hallo Schmerzgeplagt,

auf gar keinen Fall solltest du Triptane zusammen mit Venlafaxin nehmen - da bist du ständig in Gefahr eines sog. Serotoninsyndrom, worauf einige der von dir geschilderten Symptome hinweisen (insbesondere die starke Unruhe und das Gefühl, dass der Kopf platzt - kann lebensbedrohlich werden!). Wenn du so oft Migräne hast, dann muss eine gute Prophylaxe gefunden werden, anscheinend reicht das Topiramat nicht aus (es gibt wirkungsvolle Alternativen).

Und der Ausdruck "klagsam" ist eine ganz scheußliche Psychofloskel, die überhaupt nichts über den Pat., aber sehr viel über den Arzt/Therapeuten aussagt.

Gruß
werve,
die sich mal wieder über die Unfähigkeit von Ärzten wundert

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Beitrag Fr., 06.01.2017, 12:27

Liebe Werve,

Vielen Dank für die Antwort!!
Das beruhigt mich jetzt. Ich werde jetzt triptane weg lassen. Früher habe zum Teil Rizatriptan 10 mg + Naproxen 500 mg und das 2x Tag genommen um Migräne zu stoppen. Danach war nur müde.

Aber jetzt hat sich das Blatt gewendet. Hab auch ohne triptane mal so eine Unruhe und Gefühl der platzen im Kopf, dass ich am besten den Kopf gegen Wand schlagen würde.

Freut mich, dass es eher an Medikamenten liegt. Dann kann man da was ändern.
Ich hoffe, wenn Venlafaxin reduziert wird, dass ich nicht wieder in lähmende Depression falle.

LG
Lora


shesmovedon
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Beitrag Fr., 06.01.2017, 12:41

Naratriptan kann man mit Antidepressiva nehmen, da besteht keine Gefahr des Serotoninsyndroms.

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werve
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Beitrag Fr., 06.01.2017, 14:52

Schmerzgeplagt hat geschrieben:
Freut mich, dass es eher an Medikamenten liegt. Dann kann man da was ändern.
Ich hoffe, wenn Venlafaxin reduziert wird, dass ich nicht wieder in lähmende Depression falle.
Wenn es nicht an den Medikamenten läge, könnte man auch was ändern!

Oft ist es ja so, dass körperliche und psychische Ursachen zusammenkommen. Also nicht einseitig herangehen, sondern körperliche Voraussetzungen schaffen, um psychotherapeutisch arbeiten zu können.

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Schmerzgeplagt
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Beitrag Fr., 06.01.2017, 16:54

Dankeschön für eure Unterstützung!!

Ich habe nächste Woche einen Termin beim Arzt und übernächste Woche geht meine Therapie weiter.

Ich mache mir dann die Notizen bez. Venlafaxin, Topiramat, diese Panik/Schwächeanfälle, Atemnot, Unruhe im Kopf... und bespreche dann mit beiden.

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Schmerzgeplagt
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 11:41

Hallo Werve,

Ich war beim Arzt. Du hattest absolut recht!!
Ich hatte die letzten Tage quälenden Atemnot, zum Teil den ganzen Tag.

Lt. Arzt sind das somatisierung, Depression und Angst.
Die Medikation ist so geblieben: Topiramat 100 und Venlafaxin 225 mg.

Lt. Arzt kann man gegen Atemnot medikamentös praktisch nix mehr machen. Bleibt nur Psychotherapie und Entspannung.

Psychotherapie geht ab nächster Woche intensiver.
Ich lege große Hoffnung drauf.

Meine Laune Schwank sehr stark. Ich kann fröhlich spazieren rausgehen, dann zieht es im Rücken oder kommt Nervenschmerz im Bein- und ich weine fast einfach so und denke dass das Leben nur ein qual ist. Extreme launigkeit. Ist das für Depression normal?

LG
Lora

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werve
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Beitrag So., 15.01.2017, 14:50

Hallo Lora,

diese "Launigkeit" ist für Depression durchaus normal, kann aber auch durch (zu hohe Dosen von) Antidepressiva "angeheizt" werden, also ich meine diese Schwankungen, so dass man den Eindruck hat, es kommt keine Ruhe rein. Du schriebst ja auch, dass du dem Therapeuten schon mal als "zu lustig, zu unterhaltsam" vorkamst, Wenn diese Neigung besteht, sollte man mit Antidepressiva besonders behutsam umgehen.

Wie lange machst du schon Psychotherapie und mit welchem Erfolg bisher? Du schriebst auch etwas über eine intensivere PT, meinst du damit eine höhere Frequenz?


Gruß werve

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