Zur Hölle mit der deutschen Psychiatrie

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
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Mox
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Zur Hölle mit der deutschen Psychiatrie

Beitrag So., 07.04.2019, 01:41

Hallo lieber Leser,

nachdem ich 2018 nach 10 monatiger Psychose mit 2 monatiger Zwangseinweisung in der Psychatrie den schlimmsten Lebensabschnitt meines bisherigen Lebens hinter mir gelassen habe, will ich mal mit den deutschen Psychatern verbal abrechnen.
Seit November 2018 bis April 2019 habe ich meine Medikamentendosis (800 mg Solian) eigenständig abgesetzt, den Kontakt zu meinem Psychater abgebrochen und meine Familie über die Absetzung meiner Medikamente angelogen.
Nach eigenständiger Recherche in wissenschaftlichen Publikationen über die Wirkung und Nebenwirkung von Psychopharmaka zur Behandlung von psychotischen Erkrankungen bin ich zu dem Schluss gekommen,

1.Dass es für eine nicht medikamentenbedingte psychose kein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn existiert

2. Dass eine keine Beweise in wissenschaftlichen Publikationen für einen Zusammenhang zwischen einer natürlichen Psychose und ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn gibt

3. Dass ein "chemisches Ungleichgewicht" im Gehirn nicht messbar ist

4. Dass Psychopharmaka nur zur Symptombehandlung von psychischen Erkrankungen dienen, eine lebenslange Abhängigkeit erzeugen und zu einem nachweislichen chemischen Ungleichgewicht führen (chemische Kastration von Gehirnabschnitten)

5. Dass mein 1ter Psychater mir diesen Bullshit eingetrichtert hat ("Sie haben ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn."), ohne eine medizinische Messung dieses Ungleichgewichts vorzunehmen oder von den Nebenwirkungen/Gefahren meines neuen Medikaments zu berichten (Zitat "Wir werden Sie erst einmal mit Solian behandeln, falls zu starke Nebenwirkungen auftreten, müssen wir einfach nur das Medikament wechseln bis wir etwas chemisch passendes für Sie gefunden haben. Eine Kombination von mehreren Medikamenten um ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern und Heilung zu beschleunigen ist normal"

4. Dass mein 2ter Psychater (nach Wechsel) genau den gleichen/ähnlichen Bullshit wie der erste Psychater erzählt hat.

5. Dass Psychater resistent gegen jeden Widerspruch einer medikamentösen Behandlung reagieren.

6. Dass ich auf Solian wie ein arbeitsunfähiger Zombie durch meinen Alltag gestolpert bin.

Und was ist das bisherige Ergebnis meiner medikamentenfreien Selbstbehandlung?
Nachdem ich meine sozialen, finanziellen, strukturellen und organisatorischen Probleme aus meinem Alltag weitestgehend selbst entfernt habe und mir genug Zeit für Erholung in reizreduzierter Umgebung gegönnt habe, bin ich wieder auf dem Leistungsniveau von vor 2 Jahren (2017) angelangt. Außerdem habe nun schon seit 4-5 Monaten nicht eine einzige Halluzination gehabt.

Wer von euch der psychotisch erkrankt ist und sich immer noch mit Medikamenten behandeln lässt kann von einem besseren oder gleich guten Heilungsverlauf berichten?

Grüße Mox

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shesmovedon
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Beitrag So., 07.04.2019, 09:24

Ja, ich bin auch für Soteria...aber auch das klappt nicht bei jedem. Es ist schön, dass du bisher ohne Rückfall bist. Ich bekam ohne Medikamente immer wieder Rückfälle. Das ist nicht schön.

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Herzeleid
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Beitrag So., 07.04.2019, 09:33

Ja und dann lässt sich wohl auch darüber diskutieren ob ein Ungleichgewicht im Gehirn durch äussere Einflüsse und Vergiftungserscheinungen ausgelöst wurden. Sozusagen durch einmaligen konzentrierten Kontakt mit giftigen Schadstoffen, ohne das der Patient das realisiert hat.
Hinweis: Ich bin kein Mediziner und habe auch keine medizinische
Ausbildung. Alles was ich hier schreibe sind meine eigenen Erfahrungen
oder angelesenes Wissen. Also alles Ohne Gewähr.

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blade
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Beitrag So., 07.04.2019, 11:30

Manchmal sind Antipsychotika unvermeidlich (hauptsächlich um vegetativ zu dämpfen und zu sedieren). So richtig spezifisch sind diese Wirkungen aber nicht wirklich.
Und die Nebenwirkungen sind beträchtlich (eine davon: sie schwächen einen, das bedingt geradezu sogenannte Rückfälle; wenn man vorher keine Prädisposition für "Rückfälle" hatte ...nach Antipsychotikatherapie hat man eine solche mit viel größerer Wahrscheinlichkeit...zumindest eine gewisse Zeit lang)

es gibt auch noch andere Ansätze zusätzlich, damit treffe ich wahrscheinlich auf wenig Gegenliebe. trotzdem wage ich es hier einmalig auf Jerry Marzinsky und auch Sherry Swiney zu verweisen, welche beide im Grunde die Berichte von Mox fast 1:1 bestätigen.
Zusätzlich geben sie einem auch nicht-medikamentöse Tools in die Hand, welche bei einem solchen "Rückfall" angewandt werden können.
Letztlich ist es so gut wie immer Stress und Überlastung in der einen oder anderen Form.
Die Krankheit (?) verstärkt dann diesen Stress weit über das meist noch bewältigbare Ausmaß hinaus. Das was Marzinsky zB aussagt, macht Angst , anfangs.
Aber ich bin der Meinung, daß der erleichternde Effekt mittelfristig überwiegt.
Vor allem gewinnt man dadurch eine Menge an Selbstwirksamkeit (zB durch die Befreiung von dem negativen Glauben "man selbst wäre total daneben und beschädigt...") zurück.

an Mox
was Du aus eigener Kraft und Entschlossenheit geschafft hast ist unbeschreiblich
(herkulisch geradezu)
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Anna-Luisa
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Beitrag So., 07.04.2019, 11:41

Ich bin der Ansicht, dass Psychiatrien für einige Menschen sehr wichtig sind, und ein Aufenthalt dort sogar lebensrettend sein kann.

Allerdings: Mich würde da keiner hinkommen. Auf rasch stattfindende Gespräche mit Therapeuten oder Ärzten bin ich zum Glück nicht angewiesen und bin auch froh, dass ich keine Medikamente brauche.

Ein Therapieprogramm in diversen Gruppen würde mir gewaltig auf den Keks gehen. Kunst-Musik-Tanztherapien und ähnliche Aktivitäten wären für mich Zeitverschwendung.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)


shesmovedon
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Beitrag So., 07.04.2019, 13:55

Naja ein paar Monate psyvhosefrei ohne Medis zu sein ist auch noch keine Kunst.
Es muss sich ja erstmal beweisen, ob das dauerhaft so bleibt. Und dann gibt es ja 25 % die nur einen Schub kriegen.

Und die restlichen sollen dann auch keine Medis nehmen und Schub hinter Schub produzieren.
Sorry, sehe hier nix herkulisches.

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spirit-cologne
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Beitrag So., 07.04.2019, 16:37

Ich seh' das ähnlich wie Schlendrian, ich finde zwar auch, dass man den Einsatz von Neuroleptika so gering wie möglich halten und auch immer schauen sollte, ob es sich nicht vielleicht auch nur eine einmalige Psychose handelt, aber es gibt eben auch genug Psychosepatienten, die ohne Neuroleptika in der akuten Psychose stark leiden und u.U. auch selbst- oder fremdgefährdendes Verhalten zeigen, da sind dann halt medikamentöse Behandlung und zeitweise Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik notwendig. Auch zur Rückfallprophylaxe sind und bleiben eine ganze Reihe von Patienten auf Neuroleptika in niedriger Erhaltungsdosis angewiesen. Ich wünsche zwar jedem Betroffenen, dass es auch ohne Medikamente klappen möge, aber das funktioniert halt langfristig oft nicht. Nicht schön, aber leider Realität.

Eine Dämonisierung von Psychiatrien, Psychiatern oder Therapeuten halte ich in diesem Zusammenhang weder für gerechtfertigt noch für hilfreich. Was die Therapiekonzepte und die räumliche und personelle Ausstattung von Psychiatrien betrifft, sind m.M.n. aber unbedingt Verbesserungen notwendig.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

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Broken Wing
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Beitrag So., 07.04.2019, 18:19

Ruhigstellen könnte man aber auch mit einem Hammerschlag auf den Kopf. Warum also diese unnötigen Nervengifte mit unabsehbaren Langzeitfolgen?
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Mox
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Beitrag So., 07.04.2019, 20:54

Wer dass immer noch nicht schlussfolgern konnte:
Psychater und die Pharmaindustrie verdienen mehr Geld daran Psychosen mit Medikamenten zu behandeln anstatt den Betroffenen von den Psychosen zu heilen.
Neuroleptika lindern nur die Symptome und heilen die "Erkrankung" nicht. Das wäre so wie einen weitstrecken Läufer der einen Muskelfaserriss erleidet solange mit Schmerzmitteln zu behandeln bis das Bein wieder verheilt ist.
Das Bein wird irgendwann schon heilen, aber nicht dank der Schmerzmittel. Wer außerdem keine Schmerzen mehr im Bein spührt wird darüber hinaus verleitet weiterhin Sport zu treiben ohne zu wissen ob das Bein irgendwann chronisch kaputt geht und eventuell nie wieder komplett verheilen kann. Außerdem stellt sich irgendwann eine psychische oder physische Abhängigkeit zum Schmerzmittel ein, eventuelle Nebenwirkungen werden einfach der Erkrankung zugeschrieben und mit anderen Medikamenten behandelt.
Je länger die Einnahme von Psychopharmaka desto schlimmer wird der Entzug, vergleichbar mit Drogenkonsumenten, nur werden hier die Entzugserscheinungen auf die Psychose geschoben.
Wenn keine Dosissteigerung erfolgt Wette ich, dass jeder Psychotherapie - Patient schon mindestens einmal mit Entzugserscheinungen zu kämpfen hatte, diese aber auf eine Psychose schob (schon irgendwie praktisch dass man unter Entzugserscheinungen auch halluzinieren kann, richtig?).
Was folgt ist ein ungleich schwerer Leidensweg der eine geringere Chance auf Heilung verspricht.
Denn die Ursache der Psychose ist kein "genetischer Defekt" (eine andere Bullshiterklärung die sich die Psychotherapie ohne irgendeinen Nachweis ausgedacht hat), sondern eine beschissene Lebenssituation, in die man hineingeraten ist ohne sie erfolgreich zu verlassen.
Jemand der etwa Antidepressiva schluckt und sich grundlos besser fühlt, ohne dass sich an deren Lebensituation auch nur etwas verändert, hat ist eher zu bemitleiden anstatt zu gratulieren. Gleiches gilt für Psychopharmaka Konsumenten.

Grüße

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Mox
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Beitrag So., 07.04.2019, 21:00

PS: Unter Schüben halluziniert man (Wahnvorstellungen, etc.), etwas unter dass ich nach abklingen der Entzugserscheinungen bisher nicht mehr zu leiden hatte.

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Anna-Luisa
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Beitrag So., 07.04.2019, 21:18

Mox hat geschrieben: So., 07.04.2019, 20:54 Wer dass immer noch nicht schlussfolgern konnte:
Psychater und die Pharmaindustrie verdienen mehr Geld daran Psychosen mit Medikamenten zu behandeln anstatt den Betroffenen von den Psychosen zu heilen.
Wie würde die richtige Behandlung durch einen Psychiater denn für dich aussehen?
Mox hat geschrieben: So., 07.04.2019, 20:54 Je länger die Einnahme von Psychopharmaka desto schlimmer wird der Entzug, vergleichbar mit Drogenkonsumenten, nur werden hier die Entzugserscheinungen auf die Psychose geschoben.
Kann ich nicht bestätigen. Ich habe Freunde, für die Psychopharmaka sehr hilfreich waren. Und die auch nach langjähriger Einnahme keinerlei Entzugserscheinungen beim Absetzen der Medikamente hatten.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Anna-Luisa
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Beitrag So., 07.04.2019, 21:22

Mox hat geschrieben: So., 07.04.2019, 20:54 Das wäre so wie einen weitstrecken Läufer der einen Muskelfaserriss erleidet solange mit Schmerzmitteln zu behandeln bis das Bein wieder verheilt ist.
Das Bein wird irgendwann schon heilen, aber nicht dank der Schmerzmittel. Wer außerdem keine Schmerzen mehr im Bein spührt wird darüber hinaus verleitet weiterhin Sport zu treiben ohne zu wissen ob das Bein irgendwann chronisch kaputt geht und eventuell nie wieder komplett verheilen kann.
Oder die Schmerzen in dem einen Bein bringen ihn dazu, dass andere Bein über Gebühr zu belasten. So, dass das verletzte Bein gut heilt - und das andere Schäden durch die einseitige Belastung aufweist.
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Forums-Gruftie
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Beitrag Di., 09.04.2019, 14:50

Ich mag Neuroleptika auf Grund der Langzeitfolgen auch wenig... aber persönlich lebe ich mit diesen Mitteln wesentlich besser als ohne. Die Langzeitfolgen sind ein Problem, aber letztlich sterben wir alle einmal. Und mir ginge es ohne die Neuroleptika wesentlich bescheidender. Ich habe wenige Nebenwirkungen und komme mit meiner Medikation klar. Wie ein Zombie fühle ich mich eher in einer Psychose. Ich erlebe die meisten Psychiater, die ich kennengelernt habe, als Menschen, die helfen wollen. Auch das Pflegepersonal meistens. Ich denke eher, dass es Psychiatern, genauso wie Laien (Familie, Freunde) eher so geht, dass sie persönlich eher hilflos sind, wenn jemand akut ist. Ich denke nicht, dass es bei diesen Leuten ausschließlich ums Geldverdienen geht - bei der Pharmaindustrie mit Sicherheit schon. Die Wirkungsweise von Neuroleptika ist nicht geklärt und das macht mich immer etwas skeptisch, aber bei mir wirken sie und zwar halbwegs gut verträglich.

So ein Rundumschlag bringt dich doch nicht weiter; es ist gut, dass du ohne sie klar kommst, andere Menschen können das vielleicht nicht. Du kannst also letztlich nur für dich sprechen. Und ich nur für mich. (Ich wünschte, ich könnte ohne Medikamente leben, aber es geht nicht.)
Ich hab an Gestern nicht gedacht und nicht an Morgen
Es ist Nacht, ich steh am Fenster
Und für einen Augenblick leb ich im Jetzt

von: Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen

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Hiob
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Beitrag Mi., 10.04.2019, 18:01

Wie kommst du auf die Idee, dass in einem System, was Geld als einzigen Steuerungsmechanismus kennt, die Psychiatrie eine Ausnahme macht. Natürlich sollst du Pillen nehmen und natürlich lebenslang und natürlich wäre es geschäftsschädigend, wenn dir das was helfen würde. Denn dann würden die Schecks nicht mehr eingehen. Die einzige Lösung ist die Loslösung, die du bereits begonnen hast. Du kannst das nur selbst erledigen...damit beginnen "wovon hat es mich abgehalten, wozu hat es mich bewegt". Dann hatte selbst diese Phase noch ihren Sinn...und dann gehts weiter.

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