Unterschied Burn-Out und Depression

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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ENA
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Unterschied Burn-Out und Depression

Beitrag Mi., 07.04.2010, 10:20

Hallo!

Wollte mal fragen, wo ihr den Unterschied zwischen Burn-Out und Depression seht.
Das Leute mit einem Burn-Out auch depressiv sein können, weiß ich,...aber ist ansonsten der einzigste Unterschied der berufliche Hintergrund? Das kann ich mir kaum vorstellen... .

...und vielleicht doch auch noch eine kleine Zusatzfrage:
Wenn man öfters sehr müde ist und weniger schafft als früher, macht es da Sinn, sich immer mal wieder zu "puschen", zu "zwingen" (in so fern das überhaupt geht) oder ist mehr hinspüren, akzeptieren und dem Folgen, wonach einem ist (Ruhe, weniger tun, kleine Dinge, langsam machen,...) angesagt?
Auch, wenn man dann u.U. auf Dinge die man sonst gerne machen würde (aber wegen der Müdigkeit und Energielosigkeit nicht schafft), eben nicht macht und u.U. auch mehr alleine ist und auf Freizeit verzichtet (denn die Kontakte sind ja draußen)?...

Was meint ihr?

Viele Grüße, ENA!

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SamuelZ.
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Beitrag Mi., 07.04.2010, 15:14

Hallo Ena,

es gab da vor etlicher Zeit einen Thread mit ganz tollen Ergebnissen zum Thema. Wenn ich doch jetzt nur auf den Threadtitel käme, oder den Autor???? *grübel*
Ah, ich hab's gefunden. Hier: http://www.psychotherapiepraxis.at/pt-f ... 26&t=11884
lg sandy

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Nurse_with_wound
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Beitrag Mi., 07.04.2010, 15:26

Ich habe irgendwo gelesen dass Burn Out Syndrom eine Erfindung eines New Yorker Therapeuten ist, der sich nicht eingestehen wollte dass er Depressionen hat, deswegen "Burn Out Syndrom" erfunden hat.
Deshalb sei Burn Out Syndrom ein Modebegriff den Berufstaetige oder auch Prominente verwenden, weil Depression wesentlich negativer klingt.
Burn Out Syndrom = eine Art Depression. Meine Meinung.
Nur sind die Ausloeser und der Umgang damit ist bei Burn Out speziell.

http://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Freudenberger
Practice what you preach

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ENA
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Beitrag Mi., 07.04.2010, 17:00

Hallo!

Erstmal Danke ihr zwei!

@ Sandy:
Den Link werde ich mir heute abend nochmal genauer durchlesen.

@ Nurse:
Ja, so in der Art habe ich das auch schon einmal gedacht und gelesen. ...aber ich glaube dennoch, dass Burn-Out als Diagnose auch bei den Ärzten immer mehr Einzug gehalten hat,...also muss es doch auch irgendeinen Unterschied zur Depression geben,...und ich kann mir nicht vorstellen, dass der Unterschied nur das Arbeiten ist. Denn Arbeitnehmer können ja auch an einer Depression erkranken...und nicht nur Arbeitslose... . Hm,...

@Allgemein:
Okay, aber was ist denn, wenn sich dieses viel-machen gefühlt eher auf das Innere bezieht? Also Außen schon was leisten und oftmals auch rückgemeldet bekommen, dass man viel macht, es selber aber nicht unbedingt so sieht,... und man Innerlich um ganz viel kämpft...und das auch spürt.
Ist das dann eher ein inneres Burn-out (also weniger auf äußere, als auf innere Leistung bezogen) oder ist das dann eine …reaktive Depression auf wiederholte Misserfolge bzw. zu viel Kämpfen?

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comus
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Beitrag Mi., 07.04.2010, 17:46

Das Burnout heißt ja eigentlich "Burnout Syndrom" was klar macht dass es sich hierbei um keinen exakten Begriff sondern um eine Vielzahl von Symptomen handelt die zusammen auftreten. Depression kann eines davon sein, muss aber auch nicht.

Burnout und Depression haben eines gemeinsam, diese Begriffe werden umgangssprachlich sehr gerne und oft verwendet und dabei zu wenig differenziert. Wenn zwei Menschen als depressiv bezeichnet werden, sagt das noch nichts über die Ausprägung ihres Leidens aus. Es werden die "leichten" und "schweren" Fälle synonym unter Depression geführt, was für die blöd ist die unter einer schweren Ausprägung einer Depression leiden, schnell werden die mit denen verglichen die trotz Depression noch gut ihren Alltag meistern und Depression = Depression gleichgesetzt.

Und beim Burnout ist es ähnlich. Was die wenigsten wissen ist, Burnout wird in 12 Stadien eingeteilt. Hier ist eine gute Übersicht dazu: http://www.fehlerkultur.at/fileadmin/do ... urnout.pdf
Nun ist es so, in die ersten 4 Stadien schaffen wir es bald mal, da werden aber die wenigsten noch daran denken dass es sich dabei um Burnout handelt, eigentlich ist es aber schon ein fortschreitendes Burnout. Aber wer hier noch schnell selbst die Notbremse zieht und was verändert wird es im Normalfall auch selbst wieder rausschaffen. In späteren Stadien von Burnout ist das nicht mehr so, da geht es dann schon echt an die Gesundheit und es braucht im Normalfall professionelle Hilfe um da wieder rauszukommen.

Depression steht übrigens erst im Stadium 11 am Programm, soweit kommen die meisten zum Glück gar nicht. Stadium 12 wäre dann der totale Zusammenbruch, körperlich, geistig, nix geht mehr. Und wenn man sich nun die ersten Stadien des Burnout betrachtet wird, ist ein gewaltiger Unterschied zu einer Depression erkennbar, anfangs gibt es einen großen Elan, man geht in einer Aufgabe so richtig auf, steigert sich rein, fühlt sich (noch) gut. Erst mit der Zeit stellt sich eine chronische Müdigkeit ein, oft werden die Betroffenen dann zynisch und abwertend gegenüber Kollegen und Kunden, schön langsam beginnt ein Rückzug, eine innere Leere setzt ein und irgendwann ist die Depression auch da.
Also, auch hier gilt wo Burnout drauf steht ist noch nicht klar was drinnen ist, von welchen Stadium gesprochen wird.

Zusammengefasst würde ich so sagen, ein Burnout muss man sich hart erarbeiten , bei einer Depression ist das nicht so.

LG, comus

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ENA
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Beitrag Do., 08.04.2010, 10:16

Hallo!

Danke Dir Comus, für die Burn-Out-Stationen-Aufzählung!

Hallo Sandy P. (jetzt Clara Z.?...nurmal so, zur Orientierung ):
Ich habe mir den Link zu dem Thread mal durchgelesen und muss sagen, dass ich den echt gut finde !
Am meisten gefallen und auch am passensten erscheint mir grad der Begriff "Erschöpfungsdepression"!
Jetzt ist nur die Frage, ob die schon früh losgehen und lange anhalten kann, mal schwächer und mal schwächer wird.... .
Oder ob das dann eine rezidivierende depressive Störung oder eine Dhysthemie ist, die entweder schlimmer wird oder aus der eine Erschöpfungsdepression resultiert!
Naja, ist noch viel zu klären!

Liebe Grüße, ENA!

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Nurse_with_wound
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Beitrag Do., 08.04.2010, 12:58

comus, das ist schon ein guter Link, nur, ich sehe da keinen Unterschied zu so genannten Depression.
Alle Symptome hat man auch bei einer chronischen depressiven Stoerung
Mich erinnert das auch an mein Leid. Und ich bin ganz und gar nicht fleissig. Aus den aufgefuehrten Gruenden, wie Antriebslosigkeit , Konzentrationsschwaeche, Aengste, Leistungsdruck , Blockaden etc.
Also das bestaetigt, schicker Name fuer ein unschickes Leid.
Vermutlich geht es um Definition in der Schulpsychologie, keine Ahnung.
Man koennte sagen, eigentlich hatte der Fussballer Robert Enke Burn out wegen dem enormen Leistungsdruck in der Liga.
Aber da er Selbstmord begangen hat, sprachen ploetzlich alle Medien von Depression.
Die Grenzen scheinen recht schwammig zu sein.
Practice what you preach

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MrN
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Beitrag Do., 08.04.2010, 20:03

Na toll, da hab ich also Burnout Stadium 12 geschafft.
Wer gratuliert mir, daß ich noch da bin???

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ENA
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Beitrag Do., 08.04.2010, 21:54

Ich! ...

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Chantall
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Beitrag Mi., 14.07.2010, 15:17

habe eine Frage:
gehört das zu einem Zeichen von BO, wenn man immer ein schlechtes Gewissen hat, wenn man mal nicht arbeitet. also ich fühle mich schon faul, wenn ich mittags 20 min Pause mache.... ja und depressionen usw. und Null bock mehr auf Menschen sowieso.

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Rezna
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Beitrag Do., 15.07.2010, 12:52

Du müsstest ein bisschen mehr dazu schreiben, aber neben anderen Symptomen können diese Teil eines Burnouts sein... Wie geht es dir sonst so?
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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Eve35
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Beitrag Fr., 16.07.2010, 16:06

Chantall hat geschrieben:habe eine Frage:
gehört das zu einem Zeichen von BO, wenn man immer ein schlechtes Gewissen hat, wenn man mal nicht arbeitet. also ich fühle mich schon faul, wenn ich mittags 20 min Pause mache....
Oh ja, das kenn ich nur allzugut. Es gibt immer noch was zu tun. Immer ist irgend noch was zu erledigen. Nie ist man "fertig"....


Burnout Karlsruhe
sporadischer Gast
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Beiträge: 6

Beitrag So., 28.02.2016, 16:20

Burnout ist eine Erschöpfungsdepression.
Ursache ist ein Zustand starker Erschöpfung ausgelöst durch übermäßige Überforderung und Überbelastung ohne Rücksichtnahme auf seine eigenen körperlichen und geistigen Ressourcen.
Letztendlich ist Burnout eine Depression!

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saffiatou
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Beitrag So., 28.02.2016, 18:04

ich habe häufig das Gefühl, daß Burn-Out benutzt wird, um das
Stigma Depression zu umgehen und sich ein wenig zu "adeln"
Bin krank, weil ich zuviel gearbeitet habe, dabei bedeutet
Brun Out nicht immer unbedingt zuviel Arbeit.

Ich wünschte die Leute würden endlich zu den Depressionen stehen,
dann wäre vielleicht auch in der Gesellschaft eine bessere Unterstützung
möglich.

Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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abendrot79
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Beitrag So., 28.02.2016, 21:19

Burnout Karlsruhe hat geschrieben:Burnout ist eine Erschöpfungsdepression.
Ursache ist ein Zustand starker Erschöpfung ausgelöst durch übermäßige Überforderung und Überbelastung ohne Rücksichtnahme auf seine eigenen körperlichen und geistigen Ressourcen.
Letztendlich ist Burnout eine Depression!
Saffia hat geschrieben:Bin krank, weil ich zuviel gearbeitet habe, dabei bedeutet
Brun Out nicht immer unbedingt zuviel Arbeit.
Für mich gibt es zwischen den beiden Begriffen keinen Unterschied, weil ich es auch so sehe (und auch mehrfach gelesen habe), dass Burnout eine Art Depression (= Erschöpfungsdepression) ist. Burnout wird tatsächlich meistens mit der Arbeitswelt in Verbindung gebracht, wobei das wirklich nicht das einzige "Umfeld" ist, in dem es zum Burnout kommen kann.

Ich hatte vor einigen Jahren einen Burnout, wobei ich mir den selber attestiert habe (heute hilft mir dieser Begriff zu verstehen was damals passiert ist). Das war vor meiner Therapie und zu einer Zeit in der ich von psychischen Problemen (noch) nichts wissen wollte (das MUSS doch eine organische Ursache haben!!!!) und hatte nur nebensächlich mit der Arbeit zu tun. Erschöpft hat mich mein damaliges Privatleben (sich lange hinziehende Trennung vom Kindsvater / Auflösen alte Wohnung (alleine!) / renovieren neue Wohnung / Umzug und dass alles alleine mit Kind neben dem Job). Ich habe nur noch funktioniert, komischerweise kamen im Job dann die Symptome bis hin zum mehrmaligen Zusammenbruch der am Ende in der Krankschreibung endete. Der Job war keinesfalls stressig bzw. der Auslöser, nur ihn hätte ich durch die Aktion fast verloren (bzw. meine Arbeitsfähigkeit).

Mir gefällt für meine eigene Geschichte der Begriff Erschöpfungsdepression besser, da ich mich eher erschöpft, als depressiv gefühlt habe. Letztendlich wird es aber das Gleiche sein.
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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