Traumafolgestörung

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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Liya1997
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Traumafolgestörung

Beitrag Do., 06.08.2020, 21:44

Hallo zusammen,

wie ist es bei einer Traumafolgestörung bei der keine PTBS F43.1 diagnostiziert werden kann, weil das Trauma in der Kindheit und Jugend passiert ist. Es muss ja 6 Monate zurück liegen, damit man eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostizieren kann. Wegen diesem Kriterium. Hatte es jemand auch mal. Wo dann einr Belastungsstörung diagnostiziert wurde. Obwohl man eine Traumafolgestörung hat und Testbogen sind ja noch nicht sehr erweitert.
Liebe Grüße

Liya

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Montana
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Beitrag Do., 06.08.2020, 22:29

Du sprichst vermutlich das Problem an, dass es im ICD-10 keine Kodierung für die komplexe PTBS gibt. Was stört dich daran? Auch ohne eigene Kodierung kann man die Diagnose stellen und das dann z.B. als Kombination verschiedener Kodierungen ausdrücken. Bei mir z.B. lief es unter PTBS (dissoziativer Verlaufstyp) + andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung. Natürlich ist das diskussionswürdig, denn diese Persönlichkeitsänderung hätte in früher Kindheit stattgefunden und das "gilt" eigentlich nicht. Aber so what?

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Sadako
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Beitrag Fr., 07.08.2020, 05:13

Das Kriterium, was du ansprichst, bezieht sich darauf, dass Symptome einer PTBS 6 Monate nach dem traumatischen Ereignis auftreten.(sollen) Das kann man natürlich auch noch viele Jahre später diagnostizieren.
Bei mit ist eine PTSB diagnostiziert wegen Ereignissen, die 40 bis 50 Jahre zurückliegen.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 07.08.2020, 09:38

es gibt doch ab ICD-11 die komplexe Traumafolgestörung und noch ein paar andere neue "Varianten" darin

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Forums-Gruftie
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Beitrag Fr., 07.08.2020, 22:59

nachdem ich die ersten drei Antworten gelesen hatte, war ich wieder einmal ehrlich beeindruckt vom Expertentum, das in diesem Forum herrscht ;)

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malerin
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Beitrag So., 29.11.2020, 10:41

Ob man eine PTBS (auch Typ I genannt) oder eine KPTBS (auch Typ II) hat ist nicht abhängig davon, wie lange das Geschehen her ist (6Monate oder 60 Jahre, das ist egal).

Es hat eher damit zu tun, ob es einmalig war (z.B. Erdbeben, schwerer Autounfall, Verlust einer Person auf schlimme Art u. Weise usw.) oder ob es sich öfters wiederholt hat und wann es begonnen hat ( z.B. Missbrauch in der Kindheit, Vernachlässigung in der Kindheit, über lange Zeit geschlagen und gequält werden usw.).

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Montana
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Beitrag So., 29.11.2020, 13:52

Vor dem Ablauf von 6 Monaten ist es weder das eine noch das andere, weil es in der Zeit noch nicht als "Störung" gewertet wird. Da gilt noch die Annahme, dass sich sämtliche Beschwerden ganz von selbst zurückbilden können.

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malerin
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Beitrag So., 29.11.2020, 15:30

Ja, da hast du wohl recht Montana. Ich weiß nicht, ab wann Therapeuten es PTBS oder KPTBS nennen, wollte nur deutlich machen, dass es nicht von der Zeit abhängig ist.

Ich glaube es gibt da auch noch verschiedene Diagnosen und nicht nur PTBS oder KPTBS, z.B. gibt es ja auch noch die Anpassungsstörug usw. (bin kein ja kein Fachmann).


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Beitrag So., 29.11.2020, 17:49

Hallo Liya, für eine PTBS oder eine komplexe PTBS müssen entsprechende Symptome vorliegen, damit sie diagnostiziert wird + natürlich auslösende Momente. So gut kenne ich mich damit nicht aus, aber wenn bei dir was anderes diagnostiziert wurde, auch wenn deine Kindheit/Jugend heftig war, kann es auch sein, dass du trotz dieser Kindheit keine PTBS oder ähnliches hast, auch wenn du meinst, es müsste sowas sein. Ich würde einfach mal mit dem Therapeuten oder der Therapeutin darüber sprechen, weshalb du jetzt in Behandlung bist, wie sie das einschätzt. Am Ende ist es egal, wie das heißt, was du hast - die hauptsache ist, es wird dir geholfen und der Therapeut/ die Therpaeutin weiß, was er tut und was in deinem Fall zu tun ist.
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alatan
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Beitrag Di., 01.12.2020, 19:11

Montana hat geschrieben: So., 29.11.2020, 13:52 Vor dem Ablauf von 6 Monaten ist es weder das eine noch das andere, weil es in der Zeit noch nicht als "Störung" gewertet wird. Da gilt noch die Annahme, dass sich sämtliche Beschwerden ganz von selbst zurückbilden können.
Das ist so nicht ganz richtig.
Es gibt mehr Traumafolgestörungen als die bekannten (k)PTBS, z. B. Akute Belastungsreaktion oder am alleehäufigsten von allen Traumfolgestörungen: die Depression.

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Sadako
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Beitrag Di., 01.12.2020, 20:20

Ich dachte bisher, dass eine Depression einS ymptom einer Traumafolgestörung sein kann bzw als Konmorbidität gewertet wird.
Umgekehrt heisst es eben nicht automatisch, dass man eine Traumafolgestörung hat, wenn man depressiv ist.
Für mich ist die ganze Systematik konfus, Achse I und II und dann noch die Sonderfälle, wo eine konkrete Ursache für die Symptomatik angenommen wird (einerseits Traumafolgestörungen, aber auch hirnorganisch bedingte Psychosyndrome)

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Montana
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Beitrag Di., 01.12.2020, 22:13

Seit wann ist denn Depression eine Traumafolgestörung? Sie kann ein Symptom einer solchen sein, aber dann tritt sie auch nicht alleine auf.

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malerin
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Beitrag Mi., 02.12.2020, 00:16

Hier ein Link zum Thema PTBS u. KPTBS:

https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/11569 ... npress.pdf

Hab ihn meinem Therapeuten zum Lesen gegeben und er hat bestätigt, dass es ein seriöser Text ist und stimmt, was drin steht.

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Pianolullaby
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Beitrag Mi., 02.12.2020, 17:00

Es wird unter Traumafolgestörungen gelistet ja
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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