Psychische Leiden durch Lockdown beeinflusst

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sgtmax1
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Psychische Leiden durch Lockdown beeinflusst

Beitrag So., 24.01.2021, 07:31

Hallo,
mich würde generell interessieren, wie es euch mit den Lockdowns geht, insbesondere bzgl. der Stimmung und psychischer Leiden.

Ich habe z.b. bei mir selber bemerkt das jeder Lockdown bei mir extrem auf die Psyche schlägt, speziell der erste und der aktuelle, jedesmal haben sich bei mir die psychischen Leiden in diesem Zeitraum verstärkt.

Wie geht ihr damit um?

p.s. Auch ist im Brief vom Reha-Institut gestanden, das aufgrund der aktuellen Situation therapeutische Wochenendausgänge nicht vorgesehen sind.
Hier habe ich die Befürchtung das dies auch sehr auf die Psyche schlagen könnte, mal abgesehen davon das auch meine Therapeutin sagte, das solche Wochenendausgänge sehr wichtig für einen sein können.

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Wild Mustang
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Beitrag So., 24.01.2021, 08:53

Bei mir ist es das Gegenteil.

Mir tut der Lockdown gut.

Gruß

Mustang
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pandas
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Beitrag So., 24.01.2021, 10:31

Ich finde die Bedingungen auch depri verstärkend, aber da muss man sich sagen, dass nunmal weltweit ein Katastrophen Fall Zustand herrscht

Und dafür sind die Bedingungen wiederum im Vergleich zu anderen Katastrophen Fällen milde, es sei denn man ist jetzt von schwerer körperliche r Krankheit betroffen.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


pandas
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Beitrag So., 24.01.2021, 10:36

Du musst sogar damit rechnen, dass die Reha Klinik unter Quarantäne gestellt wird, dann kannst du gar nicht mehr raus.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Malia
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Beitrag So., 24.01.2021, 10:42

Ich habe z.b. bei mir selber bemerkt das jeder Lockdown bei mir extrem auf die Psyche schlägt,
Wie sieht dieses "auf die Psyche schlagen" bei dir aus?

Bei mir ist es so, dass anfangs zwar ein gewisser Druck, den ich mir schon lange machte,(neues Ehrenamt suchen, Kontakte knüpfen, weitere Strecken Auto fahren und ähnliches ) wegfiel, aber auch das Gefühl einer großen Bedrohung aufkam, weil mir die Verletzlichkeit und Hilflosigkeit des Menschseins deutlich bewusst wurde.
Manchmal dachte ich, ich sei nur Teil in einer Massenpsychose, weil das Ganze (Nähe ist bedrohlich, Menschen sind eine Gefahr) so sehr meinem Inneren entsprach.
Der Umgang mit Depression wurde zur größten Herausforderung - die weiter besteht.
Ich bin in einem lebensbedrohlichen Klima aufgewachsen und dieses Gefühl wurde/wird nun bestärkt.
Mich da immer wieder zu klären und die Situation zu relativieren, ist eine schwere Aufgabe und manchmal möchte ich aufgeben und beneide dann die Verleugner ein wenig.

Wie gehe ich damit um:
- mich nicht zu oft informieren (einmal täglich muss reichen)
- mich beschäftigen und ablenken
- mindestens einmal am Tag raus gehen (Rad fahren)
- anderen eine Freude machen
- mir selbst etwas gönnen
- mich, so gut es geht, schützen
- möglichst nicht mehr darauf schauen, was andere "falsch" machen (Hygiene-Maßnahmen)
- mich bei FB abmelden (zu destruktiv geworden)
- Einzelkontakt-Möglichkeiten schaffen (lebe allein)
- bei Bedarf auch für therapeutische Begegnungen sorgen

Und vor allem arbeite ich an der Haltung: ich bin kein Opfer der Umstände, wenn ich sie akzeptiere
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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peponi
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Beitrag So., 24.01.2021, 17:27

Hallo,

meine psychische Verfassung hat sich durch die Lockdowns enorm verschlechtert, in einem solch tiefen Loch war ich schon seit Jahren nicht mehr drin.

Einerseits sind mir meine Alltagsstrukturen komplett zusammengebrochen, genau dieser Alltag war es aber, der mir überhaupt erst eine gewisse Stabilität gegeben hat. Zugleich haben die beruflichen und privaten Belastungen aber stark zugenommen – nur dass ich jetzt alles von zuhause aus machen muss und hier einfach langsam durchdrehe. Ich neige eigentlich nicht zu Depressionen, aber bin einfach ein Mensch, der rauskommen, Menschen treffen und unterwegs und aktiv sein muss, um funktionieren zu können. Und zuletzt (ein wenig hedonistisch, aber ist nun mal so) fehlen mir die Sachen, die mir immer einen Ausgleich verschafft haben – Konzerte, Festivals, Tanzen, Partys, soziale Begegnungen. All diese Kleinigkeiten, die das Leben für mich erst lebenswert gemacht haben. Und die auch in gewisser Hinsicht Ablenkung waren von meinen schwierigen Themen. Die Ablenkung hab ich jetzt nicht mehr und entsprechend werden diese Themen größer und größer und fressen mich allmählich auf.
Ich fühle mich gefangen und ich kann langsam nicht mehr.
Gerade geht es mir nur noch darum, bis zum Frühling zu überleben, in der Hoffnung, dass es dann irgendwann besser wird.

Umgang hab ich keinen guten oder gar gesunden gefunden. Nach jahrelanger Abstinenz bin ich rückfällig geworden und kiffe wieder täglich. Auch meine Essstörung lebe ich deutlich stärker aus als in den letzten Jahren und habe viel Gewicht verloren.
Ansonsten male ich Mandalas, spiele wieder mehr Klavier und beschäftige mich viel mit meinen Katzen.
Und hoffe einfach auf den Frühling...
silence like a cancer grows.

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Scars
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Beitrag So., 24.01.2021, 17:54

Mir geht es super mit den lockdowns und der Pandemie an sich. Finde es enorm erleichternd keinen sozialen Zwängen mehr zu unterliegen und weniger Menschen zu begegnen und mehr Abstand zu diesen zu halten. Da könnten einige Dinge für mich für immer bleiben. Allerdings hat sich bei mir ähnlich wie bei Malia ein fehlendes Sicherheitsgefühl in der Welt verstärkt, allerdings gar nicht wegen des Virus sondern wegen der Menschen und den gesellschaftlichen Auswirkungen der Pandemie, zu der „inneren“ Bedrohung ist die Äussere gekommen. Davor nicht zu kapitulieren und irgendwo an eine (gute) Zukunft zu glauben fällt mir verdammt schwer. Aber ich denke da gewöhne ich mich noch dran... zwangsläufig. Woanders leben die Menschen ja auch und ich muss mich „nur“ von meinem Luxus verabschieden.

An alle, denen es schlecht geht: ihr schafft das.
Remember to leave pawprints on hearts.

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sgtmax1
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Beitrag So., 24.01.2021, 18:14

@malia: Mit "auf die Psyche schlagen" ist bei mir gemeint das meine Stimmung generell schlechter wird und einige Baustellen, welche ich glaubte überwunden zu haben, wieder aufbrachen und neue dazukamen.

Ich sehe für mich langsam keine Perspektive mehr.
Ich bin ein Mensch der gerne Freunde trifft oder zumindest unterwegs ist.
Ich leide vermutlich unter Borderline, ganz sicher ist es noch nicht, aber es deutet vieles darauf hin, auf jeden Fall ist es eine Persönlichkeitsstörung und mein Selbstwert ist gleich null.

Ich fahre mit meinen Eltern regelmäßig einkaufen, damit ich in meinen Augen zu irgendwas nützlich bin, innerhalb des letzten Jahres hatte ich auch immer wieder den Gedanken das meine Eltern ohne mich besser dran wären, da sie sich dann finanziell mehr leisten hätten können.

Ich lebe noch immer bei ihnen zuhause, d.h. da zahlen sie für mich mit und Enkel haben sie schon von meinen älteren Schwestern.

Ich habe vergangenes Jahr auch mit dem Ritzen begonnen, als Bestrafung wenn ich zu viel aß oder zu wenig Sport trieb, nur den Mut tiefer hinein zu schneiden und mein Leben zu beenden den besaß ich nie.

Ich habe Freude an der Schauspielerei, weil ich mich da nicht selber spiele.

Ich hasse meinen Körper und ich hasse mich selber, ich hab keinen richtigen Plan wie es Sommer nach der Reha weitergehen soll.

Ich versuche meine Freunde, ja bei mir zu halten in dem ich ihnen immer wieder kleine Geschenke mache.
Sobald ich jemanden eine Zeit lang nicht erreiche, habe ich schon die Angst etwas falsches gesagt zu haben oder das mich diese Person nicht mehr mag.

Wie gesagt mein Selbstwert ist gleich null.

Ich bin es manchmal wirklich müde morgens aufzustehen, ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels. Bestimmte Erlebnisse, Bücher, etc. heitern mich auch nur kurzfristig auf.
Ich bin es langsam leid mich weiter zu quälen, ich würde ja als Ausgleich in eine Therme oder ins Kino fahren, aber das geht momentan nicht und es wäre auch nur eine Flucht vor der Realität.

Auch haben sich jene dunkle Gedanken, welche zu SVV und Suizidgedanken führen auch wieder mehr gehäuft, wie man am Text erkennt.

Ich bin es langsam müde und leid weiterzumachen, da ich ganz selten einen Ausweg sehe. Ich möchte nur noch meine Ruhe haben, ich möchte das Thema abschließen.

Ich bewundere Menschen, welche mit Ihrer psychischen Erkrankung so gut umgehen, aber mir fehlt mittlerweile schon oft die Kraft dazu.

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Malia
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Beitrag So., 24.01.2021, 18:54

Der erste Schritt zur möglichen Veränderung ist immer die radikale Akzeptanz.
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett


Jenny Doe
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Beitrag So., 24.01.2021, 19:21

Ich seh das wie Malia. Wenn man etwas nicht ändern kann, muss man es akzeptieren lernen. Nicht nur darüber nachdenken, was man alles nicht mehr hat, sondern auch nachspüren, was man gewonnen hat, eben dadurch, das man Dinge eben nicht mehr hat. Mir fällt z.B. Weihnachten ein. Manche Menschen haben es als sehr entspannend erlebt zum ersten Mal im Leben keinen Weihnachtsstress zu haben.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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~~~
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Beitrag So., 24.01.2021, 20:58

sgtmax1 hat geschrieben: So., 24.01.2021, 07:31 Ich habe z.b. bei mir selber bemerkt das jeder Lockdown bei mir extrem auf die Psyche schlägt, speziell der erste und der aktuelle, jedesmal haben sich bei mir die psychischen Leiden in diesem Zeitraum verstärkt.

Wie geht ihr damit um?
Ich habe viele Hobbies, die ich sowieso am besten allein für mich in meiner Wohnung ausüben kann. Ich liebe es mich in so Dinge "hineinzusteigern" in einem krass positiven Sinn. Das ist in solchen Zeiten natürlich gut und ich freue mich gerade dass ich das so ausleben kann.
Ich gehe allerdings auch ganz normal 40 Stunden arbeiten pro Woche. Ich finde es extrem wichtig, dass der Tag gut strukturiert ist und das man viele Alltagsroutinen hat, die einem in diesen unsicheren Zeiten Sicherheit geben.
Freunde treffe ich virtuell, telefonisch oder wir gehen mal spazieren. Im Grunde habe ich gerade mehr "Kontakt" zu Freunden und Familie als jemals zuvor. In solchen Zeiten merke sogar ich als krasse Einzelgängerin, dass man manchmal einfach jemanden zum Reden braucht und das man wissen will, wie es den anderen so geht.

Ansonsten weiß ich halt von mir, dass ich in "Krisenzeiten" viel dafür tun muss, damit ich einigermaßen stabil bleibe.
Im direkten Vergleich finde ich aber die inneren Krisen, die niemand mitbekommt aus psychischen Gründen wesentlich schrecklicher. Ich bin da glaube ich abgehärtet. Mein Gehirn hat mir schon so oft die Hölle auf Erden bereitet und ich war da ganz allein drin. Niemand hats so richtig verstanden.

Und jetzt ist es halt ein Lockdown. Etwas äußerliches von dem ich mich abgrenzen kann.
In meinem Kopf ist kein Lockdown. In meinem Kopf bin ich frei und kann für mich das beste aus der Situation machen.
Und es sind alle gemeinsam da drin. Und plötzlich ist da so viel Verständnis. Jeder fragt jeden, ob alles gut ist, wie es einem geht. Mit wirklich ernsthaftem Interesse. Das macht vieles leichter.
Wenn man sich um andere kümmert und Sorgen macht und das zeigt, kommt da einfach viel zurück. Ich finde, es ist viel weniger kalt. Die Kälte, die mich früher oft kaputt gemacht hat, ist etwas wärmer geworden.

Und klar schlägt eine Pandemie auf die Psyche.
Glaube nicht, dass die Menschen während ner Pandemie immer fröhlich waren in vergangenen Zeit. Das ist eben so. Aber man muss sich da nicht reinfallen lassen mit so einer allumfassenden Passivität. Das bringt doch nichts.
Alle in meinem Umfeld sind gesund. So what.
Und wenn es einem richtig kacke geht. Dann ist es so. Man sollte nur nicht nochmso richtig in der Schei.ße rumwühlen, finde ich. Sorry :lol:
Man kann auch mal Duschen gehen und spazieren gehen, zum Beispiel.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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sgtmax1
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Beitrag So., 24.01.2021, 22:29

Das musste einfach mal raus.


Wild Mustang
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 08:12

An etwas, was alle betrifft und was keiner ändern kann, muss man sich eben anpassen und das Beste draus machen. Es ist ja eine gesamtgesellschaftliche solidarische Bewährungsaufgabe,

Wenn man erstmal anfängt sich als Opfer zu fühlen, schaufelt man sein eigenes Grab.

Gruß

Mustang
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peponi
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 12:07

Wild Mustang hat geschrieben: Mo., 25.01.2021, 08:12 An etwas, was alle betrifft und was keiner ändern kann, muss man sich eben anpassen und das Beste draus machen. Es ist ja eine gesamtgesellschaftliche solidarische Bewährungsaufgabe,

Wenn man erstmal anfängt sich als Opfer zu fühlen, schaufelt man sein eigenes Grab.
Genau das ist mir ein wenig zu kurz gedacht. Das Märchen vom Virus, das alle gleich macht und von dem alle gleich betroffen sind, ist halt nichts mehr als das. Menschen sind sehr unterschiedlich davon betroffen, ein Selbstständiger, dem seine Existenzgrundlage wegbricht, ist in einer völlig anderen Situation als ein Beamter mit sicherem Gehalt, eine Familie im Einfamilienhaus mit Garten hat es deutlich einfacher als eine Familie in einer engen 3-Zimmer-Wohnung ohne Balkon, Menschen mit sehr vielen sozialen Kontakten leiden stärker unter den Kontaktbeschränkungen als Menschen, die schon vor der Pandemie zurückgezogen lebten, etc.
Und das kann man auch einfach erst einmal anerkennen, dass es für Menschen auf sehr unterschiedliche Weisen schwierig sein kann. Ohne gleich mit Opfermentalitäten anzukommen, was ich ehrlich gesagt abstoßend finde.

Ja, Akzeptanz ist ein gutes Stichwort. Es fällt mir schwer, diese Situation, die ich unerträglich finde, und auf die ich absolut keinen Einfluss habe und an der ich nichts ändern kann, zu akzeptieren und weiter auszuhalten. Das ist ein scheußliches Gefühl, das mich meine Kindheit über begleitet hat und massiv triggert. Ich finde es auf jeden Fall bewundernswert, wie gut viele von euch hier damit umgehen können, und wünschte, ich könnte es auch.

Nur sehe ich leider nicht viel Positives daran. Zu Beginn der Pandemie war das anders, da hatte ich durchaus Hoffnungen, weil Krisen immer auch Chancen sind, Strukturen aufzubrechen und etwas Neues zu schaffen. Und sehr, sehr vieles am Leben vorher war definitiv unerträglich. Diese Hoffnungen habe ich aber nicht mehr. Solidarität fungiert nur als Schlagwort und als Einbahnstraße von jung zu alt, aber nicht umgedreht, die Risse in unserer Gesellschaft werden immer tiefer, eine Radikalisierung findet auf beiden Seiten statt (harten Lockdown um jeden Preis vs. Corona gibt es gar nicht bzw. ist nur ne Grippe) und Zwischentöne verschwinden völlig. Mir wird schlecht, wenn ich an das Leben danach denke.
Ich finde, es ist viel weniger kalt. Die Kälte, die mich früher oft kaputt gemacht hat, ist etwas wärmer geworden.
Interessanterweise nehme ich das Klima genau umgedreht wahr. Ich finde, es ist noch einmal deutlich kälter, distanzierter geworden. Wo früher kleine, menschliche Begegnungen stattfanden, ist heute nur noch Distanz. Und die macht mir zu schaffen.

Deshalb kann ich jedes einzelne Wort, das sgtmax1 schreibt, nachvollziehen. Diese Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit. Die Müdigkeit. Die Verzweiflung. Das Gefühl, dass es für immer so bleibt wie jetzt. Die dunklen Gedanken, die sich aufdrängen. Einfach Schluss machen zu wollen, weil dieses Leben so nicht lebenswert ist.
silence like a cancer grows.


Wild Mustang
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Beitrag Mo., 25.01.2021, 12:35

Peponi

"Menschen sind sehr unterschiedlich davon betroffen,"

Menschen sind immer sehr unterschiedlich von allem betroffen, auch in den besten Zeiten. Dazu braucht es keine Krise und keinen Virus.

Grade wenn es den meisten extrem gut geht und sie immer noch mehr wollen, dann werden die Unterschiede zu denen, denen es schlecht geht und die wenig haben, unerträglich

Ich finde, noch nie waren alle Menschen im allgemeinen so gleich von etwas betroffen, weltweit, wie durch Corona. Und in einer Pandemie kann halt ein armes Schwein den Virus auch an einen reichen Stinker übertragen, der dann daran stirbt, ich finde das ist Demokratie und Sozialismus :lol: :-D

Gruß

Mustang
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