Normaler stressfreier Job. Gibts das noch?

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Rosamond
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Normaler stressfreier Job. Gibts das noch?

Beitrag Di., 27.12.2011, 09:47

Hallo,
ich habe vor paar Wochen in einer neuen Firma angefangen und um so länger ich dort bin um so mehr wird mir klar, dass die von mir einfach zu viel wollen: Überstunden ohne Ende, Verantwortung für Dinge die nicht in meinem Aufgabenbereich liegen, keine klaren Strukturen (noch nicht mal eine Stellenbeschreibung!).

Sowas wollte ich nicht und ich habe auch zu große Angst um meine Gesundheit. Ihc habe nun seit paar Tagen frei und bin ein Haufen Elend, weil mich die letzen Wochen schon so mitgenommen haben.

Nin frage ich mich aber, ob das heute normal ist und eine neue Bewerbung sich lohnt. Anscheinend lebt ja heute jeder nur noch für die Arbeit oder ist Harz4ler. Sorry, wenn sich das so hart anhört, aber ich bin kaputt.

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Nico
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Beitrag Di., 27.12.2011, 09:50

Wie war es denn in deiner alten Firma ?
Wenn sich deine Verdienstvorstellungen mit deiner Leistungsbereitschaft im Einklang befinden, sollte sich schon der richtige Job finden lassen.

[m]
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Tante Käthe
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Beitrag Di., 27.12.2011, 09:54

Handelt es sich bei der Firma um eine größere oder eher kleinere Firma?
Wickelt der Chef die Personalangelegenheiten selbst mit ab, oder gibt es eine PErsonalstelle....

Einen stressfreien Job wirds heutzutage kaum mehr geben, wobei das Stressempfinden individuell mit einer jeden Persönlichkeit zusammen hängt. Das muss man akzeptieren, bzw. berücksichtigen.

Aber wenn es Dir tatsächlich zuviel wird, dann würde ich wohl eher früher als später auch neue Bewerbungen schreiben und mich versuchen, umzuorientieren.

Wieviele Wochenstunden sind denn lt. Arbeitsvertrag (mündlich oder schriftlich) vereinbart und wieviele Stunden arbeitest Du tatsächlich oder hing die Mehrarbeit mit den Feiertagen zusammen? Als was arbeitest Du?
Wie kannst Du wissen, dass Du Arbeiten verrichtest, die nicht in Deinem Aufgabenbereich liegen, wenn Du keine Stellenbeschreibung hast?

Gruss Käthe
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Rosamond
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Beitrag Di., 27.12.2011, 09:59

Handelt es sich bei der Firma um eine größere oder eher kleinere Firma?
Wickelt der Chef die Personalangelegenheiten selbst mit ab, oder gibt es eine PErsonalstelle....
Größere Firma. Mein Chef sollte so einiges abwickeln aber tun NICHTS. Er lässt mich voll hängern.
Aber wenn es Dir tatsächlich zuviel wird, dann würde ich wohl eher früher als später auch neue Bewerbungen schreiben und mich versuchen, umzuorientieren.
Aber obs dann wo anders besser wird?
Wieviele Wochenstunden sind denn lt. Arbeitsvertrag (mündlich oder schriftlich) vereinbart und wieviele Stunden arbeitest Du tatsächlich oder hing die Mehrarbeit mit den Feiertagen zusammen? Als was arbeitest Du?
Wie kannst Du wissen, dass Du Arbeiten verrichtest, die nicht in Deinem Aufgabenbereich liegen, wenn Du keine Stellenbeschreibung hast?
40 stehen im Vertrag und 60+ werden es nächstes Jahr werden. Im Moment bin ich Mädchen für alles obwohl ich für einen speziellen Bereich eingestellt wurde. Es gab ja zumindest einen Stellenausschreibung.

Was ich halt nicht weiß, ob funktionieren und kaputt arbeiten heute einfach gängig ist oder ob ich mich schon wieder so aussaugen lasse und es viel zu spät merke. Mir macht es einfach Sorgen, dass ich so kaputt bin.

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lamedia
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Beitrag Di., 27.12.2011, 11:24

Hi Rosamond - wenn Du jetzt schon so kaputt bist, ist das ein deutliches Zeichen.
Gibt es die Möglichkeit, Dich IM JOB abzugrenzen? D.h. einfach "nein" zu sagen. "Nein, ich mache hier nicht das Mädchen für alles!" Wenn es Dir noch nicht mal Spaß macht, wozu sollst Du Dich denn dann aufopfern? Wozu?? Kaputtarbeiten, wie sich das Wort schon anhört. Das ist menschenunwürdig -und es sollten viel mehr Leute aufstehen und sich dagegen wehren, ausgebeutet zu werden. Noch ist das nicht alternativlos!

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Tante Käthe
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Beitrag Di., 27.12.2011, 11:30

Rosamond hat geschrieben:Mein Chef sollte so einiges abwickeln aber tun NICHTS. Er lässt mich voll hängern.
mmh, versteh ich gerade nicht so ganz....
Vielleicht wäre es günstig - wenn das jetzt überhaupt passt - dass Du ihn mal ansprichst und direkt auf das Hängen lassen fragst, bzw. im Hinblick auf Einbeziehung, wenns zu Deinem Aufgabengebiet - insofern Du es abgrenzen kannst - gehört.
Rosamond hat geschrieben:40 stehen im Vertrag und 60+ werden es nächstes Jahr werden.
mmh, das soll es also werden und wie siehts derzeit mit den Überstunden aus??? Die Frage hattest Du noch nicht beantwortet.

In vielen Firmen ists ja so üblich, dass eine gewisse Anzahl von Überstunden im Monat dazu gehören.... allerdings sollte es überschaubar sein und in Akutsituationen macht man schon mal mehr mit, denke ich, aber grundsätzlich muss es im normalen Bereich bleiben und wenn es sich bei der Firma um eine größere Firma handelt, müsste der Betriebs-/Personalrat bei Mehrarbeit befragt werden.
Rosamond hat geschrieben:Im Moment bin ich Mädchen für alles obwohl ich für einen speziellen Bereich eingestellt wurde. Es gab ja zumindest einen Stellenausschreibung.
Stellenausschreibung und Stellenbeschreibung sind aber dennoch zwei verschiedene paar Schuhe

Vielleicht wäre es sinnvoll, ein Gespräch zu suchen und für eine Klärung zu sorgen.
Rosamond hat geschrieben:Aber obs dann wo anders besser wird?
Tja, das erfährst Du erst, wenn Du es ausprobiert hast, darauf kann Dir wohl niemand eine Antwort geben.....

Wenn Dir der Job dem Grunde nach gefällt, das Flair der Firma etc., dann würde ich das Gespräch suchen. Wielange bist Du schon in der Firma?

Gruss Käthe
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Rezna
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Beitrag Di., 27.12.2011, 14:24

Die Befürchtung, dass es "überall" so ist, sollte dich nicht davon abhalten, für dich zu sorgen. Und das ist sehr sehr wichtig, für sich zu sorgen, denn es hat keinen Sinn, deine "Pflicht" zu tun, um dann nach wenigen Monaten für immer arbeitsunfähig zu werden. Offenbar läufts du jetzt schon auf dem Zahnfleisch daher, und hast keine Aussicht auf eine Besserung (manchmal habndelt es sich ja um deklarierte Intensivzeiten die temporär beschränkt sind und die realistische Zukunft jene ist, dass nach wenigen Wochen wieder Ruhe einkehrt) sondern das Pensum scheint sich dauerhaft noch um ein viertel oder mehr zu erhöhen. Du hast jetzt schon eine Krise, bräuchtest aber für diese Aussicht Power ohne Ende, um das motiviert durchzustehen. Oder zumindest ein Ziel, einen Anreiz wofür es sich lohnt, in den sauren Apfel zu beissen, oder, dass es dir nicht wie ein saurer Apfel vorkommt, sondern sich die Arbeit an sich für dich lohnt...

"Stressfrei" ist heute glaube ich wirklich kein Job mehr, und nach und nach muss sich die Arbeitswelt was überlegen, denn ein Volk von Invaliden kommt nicht weit. Was "normal" bedeutet, liegt wohl im Auge des Betrachters... und wenn ich mich so erinnere, was für meine Kollegen ein "normales" Arbeitspensum war, und was für mich, können schon innerhalb eines Betriebes Welten anders sein. Und genau auch hier liegt wieder die Verantwortung bei dir, dich um dich zu kümmern. Also abgrenzen, nein sagen, verhandeln. Ich habs nicht gemacht, war gut dressiert zu funktionieren als ein braves, fleissiges, lösungsorientiertes, verantwortungsbewusstes Bienchen das lieber tot gewesen wäre, als nicht die erforderte Leistung zu bringen, und ich hätte es auch fast geschafft...

Es geht auch ums Interesse. Ein Job der einem nicht liegt, stresst IMMER. Selbst dann wenn man scheinbar weniger zu tun hat. Wohingegen ein Job, der einem richtig Spaß macht, selbst dann nicht (negativ) stressig vorkommt, wenn man sich 60+ Stunden hingibt.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
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Engel22
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Beitrag Di., 27.12.2011, 14:50

also job ohne stress glkaube ich gibt es nicht und eine gewisse portion sollte auch immer dazu gehören, es kommt auch auf den bereich an wo man arbeitet.
natürlich sind körperlich schwere jobs wie Straßenbau, überhaupt bauliche tätigkeiten , feuerwehr, rettungsdienst, bestatter, pflegeberufe, ärzte anspruchsvoller da man da veratwortung für materielle + menschen hat.
ich weiß ja nich inwas für ner branche du arbeitest es gibt berufe da sind gewisse dinge nun mal voraussetzung oder gehören dazu.
muss du dann halt entscheiden ob es nur an der firma liegt oder am beruf an sich oder ob du es zu stressig siehst.
andere möglichkeit ist einfach die std. runter zu fahren ich mein wirkt sich finanziell aus, aber gesundheit geht vor geld

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Rosamond
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Beitrag Di., 27.12.2011, 17:52

Gibt es die Möglichkeit, Dich IM JOB abzugrenzen? D.h. einfach "nein" zu sagen.
Ich tu mir da schon immer noch sehr schwer, wobei ich schon oft sage, dass das nichts mit meiner Arbeit zu tun hat. Leider ist die Abteilung einfach Null organisiert und die anderen sehen mich als Strohhalm an dem sie sich festhalten können.
Mutti für eine Abteilung wollte ich aber nicht spielen.
Vielleicht wäre es günstig - wenn das jetzt überhaupt passt - dass Du ihn mal ansprichst und direkt auf das Hängen lassen fragst, bzw. im Hinblick auf Einbeziehung, wenns zu Deinem Aufgabengebiet - insofern Du es abgrenzen kannst - gehört.
Ja das haben wir schon, aber da er sich nicht konkret um mich kümmert und immer auf super busy macht, fallen die anderen über mich her und bombadieren mich mit Aufgaben mit denen sie nicht zurecht kommen. Und das war so nie abgesprochen.
mmh, das soll es also werden und wie siehts derzeit mit den Überstunden aus???
Derzeit habe ich nur 50-55 Stunden.
Offenbar läufts du jetzt schon auf dem Zahnfleisch daher, und hast keine Aussicht auf eine Besserung
Das ist eben genau mein Problem und ich weiß anscheinend nicht wie es geht.
Viele andere Menschen hätten wohl auch auf eine Einarbeitung bestanden und wären sonst gegangen. Wenn man jd so gar nichts erklärt ist schon schwer. Und Zeit mir Fragen zu stellen haben die anderen ja auch.
andere möglichkeit ist einfach die std. runter zu fahren ich mein wirkt sich finanziell aus, aber gesundheit geht vor geld
Ich bekomme die Überstunden eh nicht bezahlt, aber es wird einfach verlange länger zu bleiben, wenn Arbeit da ist.


Ich hätte am liebsten einen soliden Teilzeitjob ,aber den habe ich nie gefunden. Ich gerate immer in solche Situationen.

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Rezna
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Beitrag Mi., 28.12.2011, 00:58

Rosamond hat geschrieben:Ich bekomme die Überstunden eh nicht bezahlt, aber es wird einfach verlange länger zu bleiben, wenn Arbeit da ist.
Ich habe nie verstanden, warum Menschen das mitmachen. Ich kenne diese widersprüchlichen Angaben auch aus meiner ersten Firma. Einerseits wollten die Chefs, dass wir keine Überstunden machen, andererseits aber wurden sie sauer, wenn man pünktlich den Stift fallen lässt. Ich hab mich auf das Spielchen aber nie eingelassen, denn eines wusste ich: Reicht man den kleinen Finger, nehmen sie die ganze Hand. Es ist nie genug und je mehr man mit macht, umso mehr verlangen sie. Der Arbeitgeber ist der Feind, der Gegner, der alles versuchen wird, um dir die Hosen auszuziehen, und deine Aufgabe ist, sie anzubehalten. Das klingt brutal, aber so ist es leider, und wäre es nicht so, ging es vielen Menschen besser.
Wenn ich höre, dass Menschen Überstunden machen, ohne auf Zeitausgleich oder Bezahlung zu bestehen, macht mich das insofern sauer, weil sie damit den Missbrauch auf der Arbeit vorantreiben, überhaupt erst möglich machen. Menschen, die auf ihr Recht bestehen, die darauf bestehen, menschenwürdig behandelt zu werden, haben dann das nachsehen, weil manche Menschen scheinbar alles machen.

Gut, das ist ja das wo die Abteilungen, die sich mit Arbeitsrecht befassen ja anstehen. Es nutzt nichts, die Katastrophen mancher Arbeitsbedingungen festzuhalten, wenn dann aber keiner für sein Recht klagen will. Hatte da erst vor wenigen Tagen ein ernüchterndes Gespräch mit jemandem, der diese Kontakt hat. Ich fragte nach, weil ich von teilweise niederschmetternden Arbeitsbedingungen hörte, ob man da was machen könnte. Da sagte man mir, einerseits wären diese Arbeitsinspektoren überlastet, andererseits könnten sie oft nichts ausrichten, da dies nur möglich ist, wenn die Arbeitnehmer auch klagen. Ein frustrierender Job der sichtbar macht, wie die Arbeitsrechte ständig untergraben werden. Mich wundern da viele Arbeitsverhältnisse, wo man sich auf den Kopf greift und fragt, wie das "hier" möglich ist, nicht mehr. So kann halt auch eine Wirtschaft zugrunde gehen, denn Frust durch prekäre Arbeitsverhältnisse macht krank... es belastet das ganze System... und dennoch werden die miesen Arbeitgeber beschützt, von ihren eigenen Sklaven.

Ich finde es weiters erschütternd, wie unfähig Vorgesetzte oft sind, und wie dankbar Untergebene die Aufgabe übernehmen, den Kopf hinzuhalten, eine Verantwortung übernehmen, die ihnen nicht zusteht. Viele Menschen verwechseln mangels kompetenten Chef die Zuständigkeiten, und sie verfallen in eine art parentifizierung... ausgleichen, übernehmen, was unfähige Autoritäten nicht packen. Ich war selber so eine, die aufgefangen hat, was der Chef nicht fähig war, und daran zugrunde ging. Total bescheuerte Erziehung, die wir da genossen haben. Ich hoffe, das NIE WIEDER zu tun, und einen unfähigen Chef künftig auch mit vollgas an die Wand rennen zu lassen, und dabei zusehen... anstatt wieder in das Muster zu fallen, das in die Hand zu nehmen, weil ich nicht zusehen kann. Ich war auch so eine Frau, wenn IRGEND ETWA, völlig egal ob in meiner Zuständigkeit oder nicht, an Problemen anstand, wusste ich eine Lösung. Andere taten so, als stünden sie an, was ich oft nicht verstand. Heute weiß ich, dass das Selbstschutz ist. Man muss eben manchmal so tun als denke man übermäßig kompliziert, und mache die Sache so aufwändig für den Fragesteller, dass er es lieber selber macht. Man glaubt nicht, für welchen Mist man manchmal auf einmal Zuständig ist, NEBEN der eigentlichen Arbeit... die man dann in den Überstunden nachholen muss.

Wir müssen im Berufsleben niemandem gefallen. Wir sind für eine gewisse Zeit und ein bestimmtes Arbeitspensum eingestellt. Man muss uns nicht mögen, wir müssen uns nicht darüber hinaus beweisen. Wer nicht schätzt was wir im Rahmen unserer Möglichkeiten und zugestandenen Bedingungen tun, soll sich einen Idioten suchen, der das macht.

Ja, ich sehe das mittlerweile extremer... dank meiner Erfahrung.
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mitsuko
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Beitrag Mi., 28.12.2011, 03:55

Gibt schon solche Jobs, in denen es nicht unerträglich viel Stress gibt, bzw. es kann schon möglich sein, den Job stressfreier auszuüben, bei dem ein andere sich evtl. auch total verausgaben könnte.
Kommt sicher schon ein bisschen auf die Firma an.

Grundsätzlich muss man aber halt auch damit leben können, keine Führungposition zu haben oder anzustreben, sich bewusst zurückzunehmen, keiner der besten Mitarbeiter zu sein, kein Superstanding beim Chef zu haben etc. Weniger Stress geht oft meiner Erfahrung linear einher mit weniger Prestige innerhalb der Firma und weniger Geld (weil weniger verantwortungsvolle Position).

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lamedia
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Beitrag Mi., 28.12.2011, 10:01

Nochmal zum Thema Überstunden.

Schon beim Vorstellungsgespräch würde ich (natürlich etwas strategischer) zum Ausdruck bringen, dass ich grundsätzlich keine unbezahlten Überstunden ableiste, bzw. dies nur im äußersten Notfall. Ich würde mit Argumenten wie Wertschätzung, betrieblicher Gesundheit, Arbeitsklima und deren Einfluß auf die Produktivität kommen. Wenn mir dann Faulheit oder fehlendes Engagement vorgehalten würden, könnte ich gut dagegenhalten.

Wenn aber wirklich mehr Arbeit nötig ist, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, dann muß das entsprechend mit mir ausgehandelt und vertraglich oder mündlich festgehandelt werden
Ich würde Überstunden nur machen, wenn:

a) die Firma kurzfristig starke Probleme bekommt, mein Arbeitsplatz in Gefahr ist und die Überstunden helfen könnten, die Gefahr (meinen Jobverlust) abzuwenden, dann meinetwegen auch eine Zeitlang unbezahlt. Allerdings auch nur, wenn ich den Job mag.

b) ebenfalls für einen überschaubaren Zeitrahmen: Wenn sie bezahlt werden und es in meinem eigenen Interesse liegt, mehr zu arbeiten. (Z.B. bei einem spannenden Projekt).

Bei b) liegt ein Knackpunkt: VIele kennen ihre eigenen Grenzen nicht und unterliegen dem Gruppendruck. Wer fällt schon gerne raus und wird so vielleicht auch zur Zielscheibe von Gerede - viele bilden sich dann ein, dass sie die Überstunden "freiwillig" machen..

Bisher bin ich noch nicht in die Lage gekommen, so auftreten zu müssen. Ich sehe es wie Arta: Wenn sich alle gegen diesen kollektiven Ausbeutungswahnsinn wehren würden, könnte das dieses allgemeine (Selbst-)Ausbeutungsklima hinterfragen.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 28.12.2011, 10:31

Rosamond hat geschrieben:Hallo,
ich habe vor paar Wochen in einer neuen Firma angefangen und um so länger ich dort bin um so mehr wird mir klar, dass die von mir einfach zu viel wollen: Überstunden ohne Ende, Verantwortung für Dinge die nicht in meinem Aufgabenbereich liegen, keine klaren Strukturen (noch nicht mal eine Stellenbeschreibung!).

Nin frage ich mich aber, ob das heute normal ist und eine neue Bewerbung sich lohnt. Anscheinend lebt ja heute jeder nur noch für die Arbeit oder ist Harz4ler. Sorry, wenn sich das so hart anhört, aber ich bin kaputt.

Ich denke es ist heute weit verbreitet. Es gibt auch sicher noch andere Jobs, aber diese wie du es beschreibst sind halt diese wo niemand länger bleibt und die daher alle paar Monate wieder ausgeschrieben werden. Wer heute einen guten Job hat behält den auch, von daher wird das was auf dem Arbeitsmarkt so angeboten wird vermutlich ein grosser Teil Schrott-Jobs sein die keiner längerfristig machen kann/will.


Ich würde mir ein ärztliches Attest holen und kündigen.

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Miss_Understood
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Beitrag Mi., 28.12.2011, 13:18

lamedia hat geschrieben:Nochmal zum Thema Überstunden.

Schon beim Vorstellungsgespräch würde ich (natürlich etwas strategischer) zum Ausdruck bringen, dass ich grundsätzlich keine unbezahlten Überstunden ableiste, bzw. dies nur im äußersten Notfall. Ich würde mit Argumenten wie Wertschätzung, betrieblicher Gesundheit, Arbeitsklima und deren Einfluß auf die Produktivität kommen. Wenn mir dann Faulheit oder fehlendes Engagement vorgehalten würden, könnte ich gut dagegenhalten.
Nur kurz eine Frage hierzu, zum Rest andermal:

WARST du schonmal in so einer Lage und hast den Job bekommen?

Eine gute Bekannte von mir war genau deiner Auffassung (bin ich fraglos AUCH) - allerdings wurde ihr zwei Mal nach einem Vorstellungsgespräch gesagt, dass sie den Job nicht bekommen habe, weil sie (natürlich etwas strategischer ) eben durchblicken lies, dass sie nicht bereit für Überstunden wäre. Selbst WENN es so wäre, ich glaube inzwischen das will gar keine noch so menschenfreundlich organisierte Firma hören, egal ob strategisch oder unstrategisch.

ich selbst bin auch zwei Mal einen Job/freie Mitarbeit los geworden bzw. einmal habe ich mich losgesagt - eben weil Teilzeit vereinbart war - zu Teilzeit-Honorar - allerdings nahezu Vollzeit erwartet wurde und ich ebenso viele Dinge tun sollte, die nicht Teil der Beschreibung waren und weswegen ich dann das eigentliche wofür ich engagiert wurde hätte zurückstellen müssen. Gespräche, die ich anzuberaumen versuchte wurde immer wieder vertagt - bis einer von vier der Leiter (mit dem ich die meistens Auseinandersetzungen hatte) mir dann sagte, man müsse sich von mir trennen, denn ich bekäme ja die Arbeit nicht getan. Ein anderer der vier war sehr auf meiner Seite und versuchte in der Folge seine Kollegen zu überzeugen, dass es eben definitiv nicht möglich sei all die Arbeit in eine Teilzeitstelle zu packen. Da aber nun mal nur "Teilzeit"-Honorar vorhanden war behalf man sich dann mit zwei Praktikantinnen in der Folge.

Später mehr.
Zuletzt geändert von Miss_Understood am Mi., 28.12.2011, 13:25, insgesamt 1-mal geändert.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Rezna
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Beitrag Mi., 28.12.2011, 13:21

münchnerkindl hat geschrieben:Wer heute einen guten Job hat behält den auch, von daher wird das was auf dem Arbeitsmarkt so angeboten wird vermutlich ein grosser Teil Schrott-Jobs sein die keiner längerfristig machen kann/will.
Das ist wohl wahr. Der Großteil der Jobs die "noch frei" sind, bleiben im ewigen Suchmodus, da die Arbeitgeber so miese Bedingungen schaffen, dass eine hohe Mitarbeiterfluktuation stattfindet. Da hat es keinen Sinn, die Anzeigen raus zu nehmen, wenn man sie zwei Monate später wieder rein tun muss. Das sind Jobangebote, die über Jahre drin stehen... dort sind Mitarbeiter dann im Durchschnitt drei bis sechs Monate angestellt... was irre ist. Aber so etwas ist ein eindeutiges Zeichen für einen extrem miesen Arbeitgeber und unerträgliche Arbeitsumstände. Für mich ist eine der Fragen auch, wie lange Mitarbeiter durchschnittlich bleiben... bleiben die Leute lange, dann passt meist auch das Klima... gehn die meisten Leute innerhalb eines halben Jahres (und sehen die, die länger dort sind, aus wie lebende Leichen) dann lass ichs sein.

Wie gesagt, unbezahlt würde ich keine einzige Stunde machen. Meine Lebenszeit ist zu kostbar dafür. Unbezahlt mach ich nur, was mir Spaß macht. Meine Erfahrung ist auch: Hat der Chef einen Mitarbeiter zu unbezahlten Überstunden überredet, ist das Arbeitsverhältnis gelaufen, weil die einzige Beziehung zwischen Arbeitnehmer und -geber darin besteht, seine Arbeiskraft gegen Geld zur Verfügung zu stellen. Unbezahlte Überstunden zu machen wäre das selbe, wie wenn der Chef einem einfach ein paar Hunderter schenkt, nicht als Prämie, oder für herausragende Leistungen, sondern einfach so, just for fun. Und wer hat sowas zuletzt wirklich erlebt???
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
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