Gehen oder bleiben? Bin in einem Dilemma

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Schneeblume
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Gehen oder bleiben? Bin in einem Dilemma

Beitrag Sa., 03.03.2018, 15:17

Liebes Forum,

ich befinde mich momentan in einer belastenden Situation bei der ich nicht weiter weiß und wollte euch um eure Hilfe bitten.

Ich arbeite seit 2 Monaten als Arztassistentin in einer Gruppenpraxis. Ich war davor selbstständig als Massage-Therapeutin tätig.
Dies ist meine erste Stelle als Arztassistentin und der viele Stress und die Hektik wenn viel los ist, setzen mir sehr zu. Vor allem das Multitasking bereitet mir dann Probleme und ich verliere leicht meine Konzentration. Was mir aber am meisten Stress bereitet, ist das Verhalten meiner Kolleginnen. Es hagelt immer wieder Kritik (dabei handelt es sich nicht um konstruktive Kritik!) und das passiert immer in einem genervten und respektlosen Tonfall. Sie machen mich dabei (vor den Patienten) klein und behandeln mich, als wäre ich ein Schulkind, das seine Hausaufgaben nicht richtig gemacht hat. Das empfinde ich als sehr demütigend.
Ich habe schon versucht, mit ihnen darüber zu reden, es hat aber nichts gebracht. Sie sehen sich im Recht, für sie bin ich zu langsam und zu unkonzentriert. Dabei entsteht für mich der meiste Stress durch diesen unguten Umgang miteinander und den dadurch entstehenden emotionalen Stress. Es herrscht auch ständig eine gereizte Stimmung, ständig wird über jemanden aus dem Team gelästert.
Ich muss mich andauernd für irgendwas rechtfertigen und fühle mich dann wie auf einer Anklagebank. Mir werden auch manchmal Fehler angedichtet, die eindeutig nicht meine Schuld sind und wenn ich mich erklären will, werde ich überfahren und habe keine Chance. Ich bin schuld und Punkt.
Ich müsste bestimmt auftreten und entsprechend ihrer Art auch grob zurückreden, ich bin jedoch ein sehr sensibler Mensch und kriege das einfach nicht hin, selbst wenn ich es mir vornehme. Ich bin insgesamt ganz anders als sie und war daher von Anfang an eine Außenseiterin und alle meine Bemühungen mich zu integrieren gingen ins Leere.
Dieser ständige psychische Stress setzt mir sehr zu und hat auch schon gesundheitliche Auswirkungen. Ich bin insgesamt sehr unsicher geworden und fürchte mich davor, Fehler zu machen. Ich habe meinen letzten Job aufgrund von Mobbing nach 4 Jahren gekündigt und habe dort fast mein gesamtes Selbstvertrauen verloren. Ich fasse es nicht, dass mir sowas nun wieder passiert. Wahrscheinlich strahle ich Unsicherheit aus, nur ist es schwer, das in dieser Situation zu ändern.
Es gibt jedoch bei diesem Job noch eine andere Seite. Mein Chef ist ein unglaublich lieber und netter Mensch und ich habe von Anfang an viel Wertschätzung von ihm erfahren. Er sieht meine sensible Art als Stärke an und für ihn ist es von großem Wert, dass ich freundlich und einfühlsam mit den Patienten umgehe (etwas, das bei meinen Kolleginnen manchmal ein Problem ist und wo es deswegen auch schon Beschwerden seitens der Patienten gab).

Vorgestern nun ist die Situation mit mir und meinen Kolleginnen eskaliert und es gab einen Streit. Ich habe vergeblich versucht mich zu verteidigen, hatte aber gegen die dominante Art meiner Kolleginnen keine Chance und war danach so fertig, dass ich den Entschluss gefasst hab zu kündigen. Zufällig hat den Streit jemand aus dem Team mitgekriegt und dem Arzt davon erzählt. Der Arzt steht auf meiner Seite und hat mich jetzt in einen anderen Bereich versetzt. Das fand ich unglaublich nett von ihm und ich war wirklich erleichtert. Ich werde dort dann auch neue Aufgaben bekommen, bei der ich jedoch von der Kollegin, die mich immer so angefahren hat, eingeschult werden muss. Das war bisher ihre Aufgabe und ich hab Angst, wie sie darauf reagieren wird, wenn ich ihr diese Aufgabe jetzt quasi wegnehme.
Dazu kommt, dass ich die Kündigung als Anlass nehmen wollte um mir endlich einen Traum zu erfüllen und aus der Großstadt wegzuziehen und in einer Kleinstadt, die meinem Bedürfnis nach mehr Ruhe und Überschaubarkeit entspricht, neu anzufangen und das mit der Selbstständigkeit auszubauen. Jetzt habe ich jedoch dieses unglaublich nette Angebot bekommen und fühle mich fast schon verpflichtet, dort zu bleiben, weil mein Chef mich so sehr schätzt. Er hat gestern auch gemeint, dass sie mich nicht verlieren wollen. Wie würde das jetzt also ausschauen, wenn ich diesen neuen Job ablehnen würde? Ich werde jedoch trotzdem immer noch manchmal mit den beiden Kolleginnen zusammenarbeiten müssen und der Stress der letzten 2 Monate hat mich so verunsichert und ermüdet, dass ich das Gefühl habe, nichts mehr auf die Reihe zu kriegen. Sie zählen aber auf mich. Ich hab dabei riesige Angst davor, den hohen Erwartungen nicht zu entsprechen.
Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll und diese ganze Situation belastet mich sehr.

Ich wäre euch sehr dankbar für einen Ratschlag!

Danke und liebe Grüße,
Schneeblume

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ENA
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Beitrag Sa., 03.03.2018, 16:54

Hast Du denn genug Geld zum Leben, wenn Du jetzt kündigen würdest? Es kann schon sein, dass die eine Kollegin es nicht toll findest, wenn Du ihren Job machst, außer ihr neuer Job ist für sie dann auch positiver. Ist halt auch die Frage, ob es nach der Einarbeitung besser wird. Dann hast Du ja Deinen eigenen Bereich, für den Du zuständig bist und weißt Bescheid. Sich irgendwo neu reinarbeiten dauert seine Zeit, grade auch dann, wenn man vorher etwas Anderes gemacht hast.
Hast Du die Massage-Tätigkeit aufgegeben, weil es doch nichts für Dich war, zu wenig Leute und damit zu wenig Geld rein kam? Gäbe es anderweitig eine Einsatzstelle als Massagetherapeutin für Dich? Schwimmbad, Altenheim, Wellness-Einrichtung, Krankenhaus, etc.?
Vielleicht geht es auch, jetzt erstmal zu gucken, wie es mit der neuen Aufgabe geht. Du kannst ja zusätzlich gucken, ob Du noch etwas Anderes findest,..egal, ob der Chef so nett war, denn Du musst ja auch mit dem Anderen leben. Immerhin weiß er schon mal Bescheid.

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Malia
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Beitrag Sa., 03.03.2018, 19:14

Hallo, ich habe mich auch viele Jahre in einer sehr schweren beruflichen Situation befunden und dabei nach und nach mein Selbstwertgefühl verloren, bin depressiv geworden.
Es war ähnlich wie bei dir: es gibt überall Kolleginnen, die ihre eigen Probleme einfach ausagieren und auf andere verschieben, dann die, die mitlaufen und die, die ein dickeres Fell haben und nicht berührt werden von einem miesen Arbeitsklima.
Immer wieder gab es auch Zeiten, in denen ich Hoffnung geschöpft habe und dann doch geblieben bin.
Die Angst vor Abhängig von Ämtern, vor Armut hat mich viel zu lange dort ausharren lassen.

Irgendwann wusste ich, um welche Entscheidung es eigentlich ging:
Sicherheit oder Lebendigkeit ?

Mein Rat daher:
nix wie weg da

Schade um die Lebenszeit, die du dort sonst noch verlierst.
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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Rainer-JGS
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Beitrag Sa., 03.03.2018, 19:54

Hallo, liebe Schneeblume,
ich würde an Deiner Stelle das Eine tun und mir aber das Andere immer noch vorbehalten!

Du könntest die gezeigte Wertschätzung Deines Chefes dankbar annehmen und so gestärkt Deiner Widersacherin mutig ins Auge schauen, das ganze als willkommene Lernmöglichkeit zur Verbesserung Deiner seelischen Stabilität nutzen und gelassen daran denken, daß Du notfalls immer noch kündigen könntest, wenn es gar nicht funktionieren sollte!

Es ist nämlich immer gut, erst einmal an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten, bevor man das Handtuch wirft!

Außerdem scheinst Du mit Deiner liebevollen und feinfühligen Art dort genau richtig am Platze zu sein, während Deine lieblosen und grobschlächtigen Kolleginnen, dort eine häßliches und Betriebsklima befördern, was weder für den Patienten, noch dem ganzen Unternehmen gut tut, sondern ganz im Gegenteil!

Wappne Dich also für die Ausbildung durch Deine Kollegin und versuche ihr den bösen Wind aus den Segeln zu nehmen, indem Du Dich trotz allem freundlich auf sie einstellst, ihr nichts nachträgst und das ganze als gute Möglichkeit zur seelischen Läuterung und zum persönlichen Wachstum betrachtest.

Dadurch könntest Du ihr vielleicht die Schneid abkaufen und aus der Not ein Tugend machen!

Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute für dieses echte Lebensabenteuer, was Dich jetzt dort erwartet!
Liebe Grüße vom Rainer-JGS,
der immer gerne das aufhebt, was ihm der liebe Gott vor die Haustüre legt.

Wegen der besseren Lesbarkeit und aus Liebe zur deutschen Sprache benütze ich gerne die traditionelle Rechtschreibung und das generische Maskulinum.

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Schneeblume
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Beitrag Sa., 03.03.2018, 20:54

Hallo alle zusammen!

Vielen Dank für eure netten Antworten!:-)

Liebe Ena, ja, ich hab ein bisschen Geld angespart und könnte einpaar Monate damit auskommen. Notfalls könnte ich auch vorübergehend zu meinen Eltern ziehen, bis ich etwas Neues gefunden habe.
Die Selbstständigkeit habe ich auf Eis gelegt, weil ich nicht genug Klienten hatte, um davon leben zu können bzw. baut sich alles sehr langsam auf (ich hab mich erst letztes Jahr im Sommer selbstständig gemacht). Nach Möglichkeiten, irgendwo in bestimmten Einrichtungen zu arbeiten, habe ich mich schon umgesehen und es wird für mich vielleicht demnächst eine Möglichkeit geben. Ich werde diesbezüglich in 2 Wochen ein Gespräch haben. Mein Ziel ist es auf jeden Fall, meine Massage-Tätigkeit richtig ins Laufen zu bringen, das wird aber noch etwas dauern und nebenbei muss ich eben schauen, dass ich genug Geld habe, um meine Miete zu bezahlen.

Liebe GroßeSchwester, genau das sind auch meine Überlegungen! Dieser Job hat mich so viel Energie gekostet. Ich würde so gern auch mehr in Richtung Kreativität machen (ich schreibe Gedichte und Geschichten und komponiere), aber dafür fehlt mir meistens die Energie, weil ich mich in meiner Freizeit einfach nur erholen will. Ich habe oft das Gefühl, dass ich nicht das Leben lebe, das zu mir passt, in dem ich mich wohlfühle und in dem ich mich mit meinen Stärken und Talenten entfalten kann. Das Leben ist kurz und ich würde es gern so verbringen, wie es sich für mich richtig anfühlt.
Es geht mir auch darum, dass ich aus Wien weg möchte. Ich bin jetzt schon seit fast 15 Jahren hier und hab mich hier nie richtig wohlgefühlt. Es ist mir zu laut und zu hektisch und ich hab das Gefühl, ich komme nie wirklich zur Ruhe. Ich bin auf dem Land aufgewachsen und liebe die Natur, vielleicht empfinde ich es deswegen so. Ich sehne mich so sehr nach mehr Ruhe. Allein deswegen war wohl die Entscheidung für diesen Job nicht die beste und ich hätte schon letztes Jahr umziehen müssen, als ich mich selbstständig gemacht hab und die Möglichkeit bestand, meinen Beruf an einem anderen Ort auszuüben. Damals konnte ich mein altes, vertrautes Leben aber noch nicht ganz loslassen (das fällt mir prinzipiell immer ziemlich schwer).
Aber ich wünsche mir ebenfalls Lebendigkeit und möchte nicht nur aufgrund von Sicherheitsdenken mein Leben in einer ungeliebten Tätigkeit verbringen und meine Träume hintenanstellen.

Lieber Rainer, vielen Dank für deine lieben Wünsche!:-) Ja, das ist eh das, worauf es im Moment hinausläuft (auch wenn ich gerade am liebsten weggehen würde). Es ist sicher, so wie du geschrieben hast, eine gute Möglichkeit, an meiner Persönlichkeit zu arbeiten und Ängste zu überwinden und vielleicht auch Erfolgserlebnisse zu sammeln. Was ich noch nicht erwähnt habe, wovor ich jedoch etwas Angst habe ist, dass ich dort mit einer weiteren Kollegin zusammenarbeiten werde, die sehr streng ist. Sie ist auch befreundet mit den anderen beiden und sie stehen in der Pause immer zusammen und rauchen. Ich weiß nie, auf welcher Seite sie steht. Sie erklärt mir die Dinge immer so, als wäre ich ein kleines Kind (z.B. hat sie mir letztens gesagt, ich müsse mit einem Gerät vorsichtig umgehen, da es sehr teuer ist, was für mich natürlich eine Selbstverständlichkeit ist. Ich bin ja keine 5 Jahre alt). Aussagen dieser Art kamen schon mehrmals. Vielleicht meint sie es nicht böse und es ist einfach ihre Art, ich merke aber, dass sie in der Gegenwart des Arztes total freundlich zu mir ist und diese Freundlichkeit abnimmt, wenn wir zwei zusammen alleine sind. Vielleicht hat es nichts zu bedeuten, aber ich bin unglaublich unsicher in ihrer Gegenwart. Daran muss ich arbeiten, ich weiß, aber es fällt mir irrsinnig schwer. Ich werde still wie ein Mäuschen und komme mir dann manchmal tatsächlich total klein vor. Das führt dazu, dass ich unsicher werde, wodurch mir manchmal blöde (und peinliche) Denkfehler passieren.
Zu meinen Kolleginnen bin ich natürlich weiterhin freundlich. Es ist nicht meine Art, nachtragend zu sein und jemandem die kalte Schulter zu zeigen.

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Rainer-JGS
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Beitrag Sa., 03.03.2018, 21:37

Besser zu genau erklärt, als schlecht oder gar nicht!

Hallo Schneeblume,
ich hatte mit anderen Leuten auch schon mal das Problem, daß ich Dinge zu genau erklärte und wurde dann mit einem unfreundlichen "Für wie blöd hällst Du mich eigenlich?!" angeraunzt!

Wenn ich aber dann beim nächsten Male die Dinge wenige genau erklärt, war es wiederum nicht recht und ich wurde mit:

"Wie soll ich das denn kapieren, wenn Du es mir nur so kurz erklärst!"

Du siehst also, wie man es macht, so ist es verkehrt und ich wäre an Deiner Stelle dankbar, die Dinge lieber ein wenig zu genau erklärt zu bekommen und würde mich dafür immer artig für die so gute Anleitung bedanken!

Im übrigen ersehe ich aus Deiner so aufrichtigen und lebensnahen Beschreibung Deiner seelischen Befindlichkeiten, daß Du wahrscheinlich für robustere Naturen auch eine gewisse Herausforderung darstellst, die so eine zarte, feinfühlige Seele nicht gewohnt sind und ihrerseits dadurch verunsichert werden.

Wenn Dich wieder einmal jemand unfreundlich anschnauzt und Dir das Herz in die Hose rutscht, dann kann ich Dir nur raten, dies immer sofort anzusprechen und zu Deiner Verwirrung zu stehen!

Zum Beispiel:
"Dieser unfreundliche Ton erschwert mir die Arbeit ganz enorm, weil ich dann vor lauter Schreck erst recht unsicher werden und Fehler mache. Wenn man es mir aber freundlich und geduldig erklärt, dann geht mir die Arbeit gleich viel besser von der Hand!" oder so ähnlich!

Merke:

Ein mutiges Bekenntnis zur eigenen Seelenlage und Unsicherheit beruhigt das Gemüt und stärkt das Selbstbewußtsein!
Liebe Grüße vom Rainer-JGS,
der immer gerne das aufhebt, was ihm der liebe Gott vor die Haustüre legt.

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Schneeblume
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Beitrag Sa., 03.03.2018, 22:49

Hallo Rainer!

Ich habe nichts dagegen, wenn mir jemand etwas genau erklärt! Dafür bin ich auch dankbar. Die Art und Weise wie sie es gesagt hat, hat bei mir aber den Eindruck hinterlassen, als würde sie mir nichts zutrauen. Natürlich liegt das auch an mir und meiner sensibel und unsicher erscheinenden Persönlichkeit und jemand der souverän und selbstsicher auftritt vermittelt sicher auch einen ganz anderen Eindruck. Vielleicht reagiere ich da auch zu empfindlich darauf.

Das mit dem Ansprechen, dass mir dieser raue Tonfall zusetzt und ich dadurch unter Druck gerate, habe ich schon bei meinen anderen beiden Kolleginnen probiert, es hat aber nichts gebracht. Es hat dann nur geheißen, ich sei zu empfindlich und dass ich in einem solchen Job mit meiner sensiblen Art fehl am Platz sei und dass dieser Tonfall bei ihnen normal, weil stressbedingt sei und ich mich quasi damit abfinden müsse.
Ich weiß, dass ich selbstsicherer werden muss, nur fällt mir das unter den gegebenen Umständen sehr schwer. Ich muss mich in einem Umfeld wohlfühlen, damit ich aus mir herauskommen kann.

Du hast auf jeden Fall recht damit, dass es viel bewirken kann, wenn man ehrlich sagt, dass man z.B. mit einem bestimmten Tonfall nicht zurechtkommt und dabei zu seinen Gefühlen steht. Ich bin jedoch ehrlich gesagt sehr eingeschüchtert und traue mich kaum meinen Mund aufzumachen. Das stört mich selbst, so bin ich nicht immer. Wenn ich mich wohl fühle, trete ich ganz anders auf. Ich kann mir schon vorstellen, dass ich mit meiner Art auch Irritationen hervorrufe, aber ich kann nicht ändern wie ich bin. Ich kann nur daran arbeiten, dass ich selbstsicherer werde und dadurch keinen so hilflosen Eindruck mehr vermittle. Vielleicht bringt das eine Verbesserung...

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Beitrag Sa., 03.03.2018, 23:47

Ich denke, man kann solche Leute nicht ändern. Man kann ihnen 100 Mal sagen, dass es einen stört usw. Manchen Menschen ist das völlig egal. Und ich denke dazu zählen deine Arbeitskollegen auch. Du hast das Gespräch gesucht. Das ist alles, was du machen konntest. Mehr geht nicht. Sie werden sich nicht ändern.
Wenn sich die Arbeitskollegen nicht ändern, dann musst du gehen oder du musst dich ändern.



Ich würde es als ein Übungsfeld sehen. Deine Arbeitskollegen sind einfach Leute mit denen du das üben kannst eine zeitlang. Also Üben damit umzugehen, dir ein dickeres Fell zulegen, schlagfertig werden, deine Grenzen zeigen usw. Du kannst üben den Erwartungsdruck (den du dir zum größtenteil einfach nur selbst machst) zu reduzieren. Du kannst sie doch dafür ausnutzen. Und wenn es nicht klappt, auch egal, du willst ja eh gehen. Und dann wenn du genug geübt hast, kannst du ja immer noch gehen. Kannst dir ja auch parallel schon mal konkrete Pläne schmieden für was Neues.
Seh das alles eben als Training, dass du immer abbrechen kannst. Versuch es lockerer zunehmen. Nehm deine Kollegen nicht so ernst, versuche es mehr mit Humor zu nehmen. Tu so als ob du deine Kollegen ernst nimmst, aber innerlich lache über ihre dumme Art. Mache dich hier und da über sie lustig, aber so das sie denken du lachst mit ihnen anstatt über sie. Denk dir, wie stressig muss es sein, wenn man sich so über jeden Kleinkram aufregen muss usw.


Ich weiß nicht, ich habe die Einstellung: Herausforderungen vor denen man davon läuft, machen einen schwach - immer schwächer. Und wenn du es nur ein paar Wochen oder Monate probierst. Dann hast du es wenigstens probiert. Ich finde so etwas machte einen stärker, wenn man wenigstens immer wieder eine Zeitlang seine Komfortzone verlässt. Jetzt erst recht. Und wenn irgendwas nicht klappt, wenn du Erwartungen nicht erfüllst... ja und. Das Leben geht so oder so weiter.
Schneeblume hat geschrieben: Sa., 03.03.2018, 15:17 Jetzt habe ich jedoch dieses unglaublich nette Angebot bekommen und fühle mich fast schon verpflichtet, dort zu bleiben, weil mein Chef mich so sehr schätzt. Er hat gestern auch gemeint, dass sie mich nicht verlieren wollen. Wie würde das jetzt also ausschauen, wenn ich diesen neuen Job ablehnen würde?

Solche Gedanken würde ich mir auch abtrainieren. Kein Chef auf diesem Plantet ist noch nicht mal im Entferntesten so wichtig, wie du dir selbst sein solltest. Also wenn du dann irgendwann merkst, es geht wirklich nicht mit der neuen Stelle. Dann geh einfach. Es ist dein Leben. Keiner wird dir das danken, wenn du da bleibst. Keiner. Du kriegst dein Gehalt, ja. Aber ansonsten? Was hättest du denn davon, wenn du deinem Chef zuliebe da bleibst? Nichts.
Du kannst ihm ja früh genug Bescheid sagen, dass er sich nach Ersatz umschauen kann. Das wäre fair. Aber ansonsten.... sein Problem.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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Schneeblume
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Beitrag So., 04.03.2018, 10:04

Hallo!

Die Idee mit dem Übungsfeld ist gut, danke dafür!:-) Ich denke auch, dass es ein Ort ist, an dem ich durchaus etwas lernen kann und über mich hinauswachsen kann. Nur ist die Frage, wann es genug ist. Ich habe zwar immer den Impuls, vor Herausforderungen weglaufen zu wollen, tue es dann aber nie. Ich wollte schon in meinem Probemonat kündigen, hab dann aber einfach weitergemacht und gehofft, dass es mit der Zeit besser wird. In meinem letzten Job hab ich es 4 Jahre ausgehalten, obwohl ich schon nach einem halben Jahr Gedanken an einen Wechsel hatte, weil ich von meinem Vorgesetzten behandelt wurde als wäre ich komplett unfähig. Ich bin erst gegangen, als es wirklich nicht mehr ging und mir angedroht wurde, dass bald ein "grober Fehler" passieren wird, der zu meiner fristlosen Entlassung führt, wenn ich nicht bald freiwillig gehe, da er der Meinung ist, ich wäre in dem Job Fehl am Platz. Ich hatte davor mehrmals das Gespräch gesucht, aber ich war schon von Anfang an als inkompetent abgestempelt worden, weil ich nicht den Vorstellungen meines Vorgesetzten entsprach und ich hatte zu wenig Durchsetzungskraft, um dagegen anzukommen.

Schlagfertigkeit habe ich dort z.B. vergeblich versucht zu lernen (und ich habe es oft versucht, habe mir zu Hause auch Sätze zurechtgelegt, doch jedes Mal wenn ich in der jeweiligen Situation war, wurde ich niedergewalzt und war danach ganz still. Das hat mich unglaublich frustriert). Ich will nicht immer nur kämpfen. Ich weiß, dass es auch Menschen gibt, die andere nicht sofort abstempeln, die respektvoll sind und einfach nett. Wieso muss ich mich also ständig gegen solche Leute behaupten? Klar, die Welt ist kein Ponyhof und man muss sich im Notfall zur Wehr setzen können. Aber ich will das nicht die ganze Zeit über machen müssen! Das raubt mir so viel Energie, die ich wirklich gern dazu nützen würde um die Dinge zu verwirklichen, die mir am Herzen liegen.

Ich werde aber versuchen, das Ganze gelassener zu sehen und so viel Selbstvertrauen zu kreieren, wie es möglich ist, um zumindest nicht noch stiller zu werden. Ich muss mir selbst mehr zutrauen.
Ich habe aber Bedenken, dort für längere Zeit zu bleiben. Ich soll ja auch eingeschult werden und fände es unfair, wenn man sich diese Mühe macht und ich dann kurze Zeit später kündige. Es fällt mir jedoch sehr schwer, hier eine endgültige Entscheidung zu treffen. Ich möchte das tun, was das Beste für mich und mein Leben ist. Durch die vielen Blickwinkel, aus denen man diese Situation betrachten kann, sehe ich das aber noch nicht klar.
Solche Gedanken würde ich mir auch abtrainieren. Kein Chef auf diesem Plantet ist noch nicht mal im Entferntesten so wichtig, wie du dir selbst sein solltest.
Ja, da hast du auf jeden Fall Recht!

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Whale
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Beitrag Mi., 14.03.2018, 21:33

Schneeblume hat geschrieben: So., 04.03.2018, 10:04 Ich wollte schon in meinem Probemonat kündigen, hab dann aber einfach weitergemacht und gehofft, dass es mit der Zeit besser wird. In meinem letzten Job hab ich es 4 Jahre ausgehalten, obwohl ich schon nach einem halben Jahr Gedanken an einen Wechsel hatte,
Beide Extreme, "vor einer Herausforderung weglaufen" und "kämpfen bis es nicht mehr geht" sollte man sich gut überlegen.
Herausforderungen sind dazu da um gemeistert zu werden und bringen uns weiter, deshalb muss man sich aber nicht JEDER stellen.
Kämpfen bitte nur um das, was einem wirklich wichtig ist.

Du sagst doch, du willst diesen Job sowieso nicht behalten. Ist er es also wert weiter zu kämpfen? Ich habe das Gefühl, du willst halbherzig noch ein wenig bleiben, für deinen Chef, für deine eigene Achtung, um etwas zu beweisen,.... Mit der anderen Hälfte bist du schon draussen aus Wien.
Hey, sei doch mal nett zu dir!
Gönne es dir, eine Sache, bei der nicht mehr viel zu gewinnen ist, aufzugeben!
Täglich im Umfeld zu sein von Menschen die sooo miteinander, oder mit dir umgehen, ohne zwingende Notwendigkeit ist Verschwendung von deiner Lebenszeit!

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Beitrag Do., 15.03.2018, 00:26

Schneeblume, wenn Du Dich in zehn Jahren siehst, wo siehst Du Dich dann?

Dorthin musst Du gehen. Je früher Du aufbrichst, desto wahrscheinlicher und vollständiger wirst Du dort auch ankommen.

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Schneeblume
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Beitrag Mo., 26.03.2018, 15:31

Liebe Whale und Eremit,

ich habe gerade erst gesehen, dass noch Antworten gekommen sind. Vielen Dank dafür!

Ja, das stimmt, dass man sich nicht jeder Herausforderung stellen muss. Ich weiß, dass ich Probleme damit hab, Grenzen zu setzen und deutlich Nein zu sagen, wenn mich jemand nicht gut behandelt. Allerdings ist es einfach nicht meine Art, grob zurückzureden so wie es meine Kolleginnen untereinander tun. Das bin einfach nicht ich und so möchte ich auch nicht sein. Ich habe jedoch erkannt, dass ich in mir selbst sicherer werden und zu mir stehen muss und mir auch immer wieder klarmachen muss, dass ich mit meinen Kolleginnen auf Augenhöhe bin und sie nicht das Recht haben, mich klein zu machen. Diese Erkenntnis war wichtig für mich, es hat jedoch nichts daran geändert, dass ich mich dort nicht wohl fühle. Der Umgangston dort wird bleiben und hat zumindest bei einer der Kolleginnen (mit der ich jetzt zusammenarbeite) auch nur am Rande mit mir zu tun, da sie mit allen (außer mit den Ärzten) so unfreundlich und teils respektlos redet. Sie ist auch vollkommen überfordert, weil jeder was von ihr braucht (was ich auch nachvollziehen kann). Dieses Umfeld tut mir nicht gut, weil es mein Selbstwertgefühl schwächt anstatt stärkt und auch wenn es wirklich nette Leute im Team gibt, mit denen ich mich auch gut verstehe, will ich dort nicht länger als nötig bleiben.

Whale, du hast recht, ich bin tatsächlich halbherzig bei der Sache und seit 3 Monaten (nämlich genau seitdem ich diesen Job mache), versinke ich immer mehr in depressiven Gedanken bis hin zu dem Gefühl, nie wieder glücklich sein zu können. Natürlich ist das übertrieben, aber an schlechten Tagen empfinde ich es genauso und habe dann das Gefühl, irgendwo auf meinem Weg total falsch abgebogen zu sein und keinen Weg zurück zu finden. Ich muss hier dringend etwas unternehmen.

Eremit, du hast Recht! Genauso empfinde ich es auch. Nur habe ich noch keinen Weg gefunden, wie sich das finanziell realisieren lässt. Ich müsste einen Job an meinem Wunschort finden, was mir bis jetzt leider noch nicht gelungen ist, da es dort kaum Jobs gibt. Ein anderer Weg wäre, dass es mit der Selbstständigkeit was wird. Ich würde ja am liebsten dorthin ziehen und von dort aus neu starten. Das wäre jedoch ein sehr großes Risiko und es würden mich alle für bekloppt und naiv halten, wenn ich es so angehen würde. Es muss jedoch eine Veränderung her. Ich bin momentan 3/4 meiner Zeit unglücklich und das kann nicht die nächsten Monate so weitergehen! Ich muss etwas tun.

Liebe Grüße,
Schneeblume


Eremit
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Beitrag Mi., 28.03.2018, 12:15

Schneeblume hat geschrieben:Ein anderer Weg wäre, dass es mit der Selbstständigkeit was wird. Ich würde ja am liebsten dorthin ziehen und von dort aus neu starten. Das wäre jedoch ein sehr großes Risiko und es würden mich alle für bekloppt und naiv halten, wenn ich es so angehen würde.
Darauf solltest Du eher wenig bis nichts geben, was die Leute so denken, das bringt rein gar nichts. Für naiv/bekloppt/dumm/was-auch-immer wird onehin nahezu jeder Mensch von nahezu jedem anderen Menschen gehalten, völlig unabhängig davon, wie man sich verhält. So ist die menschliche Natur.

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Schneeblume
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Beitrag Do., 29.03.2018, 17:24

Eremit hat geschrieben: Mi., 28.03.2018, 12:15Darauf solltest Du eher wenig bis nichts geben, was die Leute so denken, das bringt rein gar nichts. Für naiv/bekloppt/dumm/was-auch-immer wird onehin nahezu jeder Mensch von nahezu jedem anderen Menschen gehalten, völlig unabhängig davon, wie man sich verhält. So ist die menschliche Natur.
Stimmt, da hast du vollkommen Recht! ;-)


cinikus
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Beitrag Do., 29.03.2018, 19:30

Für mich klingt es ein wenig so, als würde es dich schwächen, dass du noch keine finale Entscheidung getroffen hast. Es klingt manchmal so, als würden nur die äußeren Umstände für oder gegen etwas sprechen. Egal, wie du dich entscheidest, und wann du das umsetzt, ich glaube, die Kraft kannst du dir dann besser einteilen, wenn du eine Entscheidung triffst und dann darum dein Leben organisierst. Keine Verpflichtungen irgendwem gegenüber, der in deinem Leben keine echte Relevanz besitzt. Ein netter Chef ist ein nettes Add-on in der Firma, aber darauf lässt sich nichts aufbauen, wenn du mit halbem Herz woanders bist. Und woanders kommst du nicht hin, wenn du versuchst, deine Energie in einen Kampf hier zu stecken, nur um ein Prinzip zu befriedigen. Egal, wie das hinterher für irgendwen ausschaut: Triff deine Entscheidung, handle danach. Das bedeutet nicht, dass es überstürzt sein muss. Du kannst jetzt entscheiden, auch, wenn die Umsetzung noch Jahre dauert. Nur stehst du mit beiden Beinen auf der Erde, wenn du weißt, was du vorhast, statt bei jedem Gegenwind zu schwanken zwischen Gehen und Bleiben, und dann ist der Gegenwind auch nicht mehr so streng. Bedenke, im Gegensatz zu den "netten" Kolleginnen hast du eine Wahl und weißt darum. Das ist ein mächtiges Werkzeug.
Auch der Anblick des Schlechten kann eine Schulung für das Gute sein! Niccolò Tommaseo

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