Warum gibt man mir keine Chance?

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Dantana
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Warum gibt man mir keine Chance?

Beitrag Sa., 28.07.2018, 12:17

Hallo ihr,

Ich habe mich vor kurzem bei einer Zeitarbeitsfirma als Bürokraft beworben. Eine Mitarbeiterin konnte mir aber nur einen Job im Callcenter anbieten.
Ich wusste nicht recht, ob ich mir das zutraue, denn man muss nicht nur Bestellungen von Kunden aufnehmen, sondern auch versuchen, Produkte zu verkaufen.
Da ich aber seit letztem Jahr arbeitsuchend bin, wollte ich es auf jeden Fall versuchen.

Beim Vorstellungsgespräch in dem Unternehmen wurden ein Tag Schulung und 4 Tage Praktikum vereinbart.

Die Schulung war für mich etwas ernüchternd, weil die Teamleiterin uns gleich klarmachte, dass der Job "Hardcore" sei. Sie würde uns aber bei Problemen gern zur Seite stehen. Sie machte auf mich einen netten und mütterlichen Eindruck.

Das System wurde uns in der Theorie erklärt, wo ich schon kaum folgen konnte. Allerdings war ich an dem Tag übermüdet, weil ich schlecht geschlafen hatte. Doch ich sprach mir Mut zu, dass ich einen besseren Durchblick bekomme, wenn ich die ganzen Schritte am PC selbst ausführen muss. Trotzdem war ich etwas frustriert, weil die anderen Schulungsteilnehmer alles simpel fanden!

Donnerstag war der 1. Probearbeitstag. Die Teamleiterin begrüßte uns herzlich, nannte mich "Maus" und legte mir den Arm um die Schulter, als sie mich zu einer Kollegin führte, die mich einarbeiten sollte. In dem Moment fühlte ich mich noch willkommen, aber das änderte sich bald!

Die Kollegin wirkte auf mich, als wenn sie gar keine Lust hatte, mich einzuweisen. Sie erklärte mir alles hastig und führte die Schritte am PC blitzschnell aus. Ich sagte ihr freundlich, dass ich etwas Zeit brauche und mir auch Notizen machen müsse. Doch sie hatte dafür wenig Verständnis und meckerte nach kurzer Zeit schon, dass ich nicht flink genug klicken würde. Auch wurden meine Fragen nach Verkaufstechniken und der Produktpalette nur einsilbig beantwortet.
Als abends etwas Leerlauf war, stellte ich Fragen wie, ob sie schon lange dort beschäftigt sei, ob direkt beim Unternehmen angestellt sei, etc. Auch das wurde nur kurz beantwortet, an mir zeigte sie überhaupt kein Interesse. Dafür quatschte sie mit anderen Kollegen.
In der Pause fragte sie, ob ich zur Toilette müsse und ließ mich dann stehen.
Da sagte ich mir noch, dass es eben menschlich nicht gepasst hat.

Gestern saß ich bei einer anderen Kollegin. Sie meinte gleich, sie sei nicht das beste Verkaufstalent, aber geduldig. Da entspannte ich mich erst mal, weil ich dachte, sie würde mit Startschwierigkeiten etwas lockerer umgehen.
Sie erklärte mir ausführlich die Telefonanlage und die Schritte am PC mit dem Kommentar, dass wir ja nicht mehr die Jüngsten seien. Ich machte mir viele Notizen. Doch das schien der Teamleiterin nicht zu passen. Sie erschien bald an unserem Platz und mahnte, dass ich nun wirklich Gespräche üben müsse.

Zugegeben, die ersten Gespräche verliefen katastrophal. Ich sprach unsicher und verzettelte mich mehrmals, weil es mir nicht gelang, mich auf mein Reden und gleichzeitig auf die Eingaben am PC zu konzentrieren. Die Kollegin wurde zunehmend ungeduldiger und ich verzweifelter. Ich wollte schon sagen, was sie denn erwarte, schließlich seien es die ersten Übungen und da könne es noch nicht perfekt laufen. Doch das traute ich mich nicht, vor allem nicht, nachdem ich ein Problem am PC verursacht hatte, das der Teamleiter in Ordnung bringen musste. Die Kollegin kritisierte meine Sprech-und Ausdrucksweise (zu unsicher, nicht flüssig genug) und die zu langsamen Ausführungen am PC.

Ich wurde immer verzagter und sie wollte wissen, ob der Job etwas für mich sei. Ich hatte den Eindruck, dass sie mich so schnell wie möglich loswerden wollte und das nach 2 Stunden! Trotzdem habe ich geantwortet, dass es für mich zu früh sei, eine Entscheidung zu treffen.

Sie war genervt und entfernte sich vom Platz, um mit dem Teamleiter zu sprechen. Als sie zurückkam, teilte sie mir mit, dass ich am Montag noch mal kommen könne, aber auf keinen Fall selbständig arbeiten dürfe. Was ich auch ehrlich gesagt am 3. Probearbeitstag noch gar nicht erwartet hatte. Doch ich solle jetzt zu einer anderen Schicht kommen, wenn auch die Teamleiterin da sei. Sie würde dann ein Auge auf mich haben.

In der Pause stand sie mit 2 Frauen von meiner Schulung draußen und ich sah sie gestikulieren und Grimassen schneiden, während die anderen lachten. Wahrscheinlich lästerte sie über mich.

Ich finde den Verlauf bisher sehr negativ, weiß aber nicht, ob es an mir liegt, dass ich auf so viel Ablehnung gestoßen bin.
Vielleicht sehe ich das mit der Ablehnung auch übertrieben und reagiere nur zu sensibel?

Ich werde mich am Montag noch mal der unangenehmen Situation stellen, habe aber kein gutes Gefühl.
Nur kann ich dieses Praktikum nicht einfach abbrechen, weil ich es beim Jobcenter anmelden musste und daher nach Möglichkeit auch bis zum Ende der vorgesehenen Zeit durchhalten muss.

Habt ihr auch den Eindruck, dass man mir gar keine Chance geben möchte?

Gruß,
Dantana

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spirit-cologne
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Beitrag Sa., 28.07.2018, 12:39

Hallo Dantana, du hast dir doch eigentlich die Antwort schon gegeben:
Dantana hat geschrieben: Sa., 28.07.2018, 12:17 Die Schulung war für mich etwas ernüchternd, weil die Teamleiterin uns gleich klarmachte, dass der Job "Hardcore" sei.
Natürlich ist Callcenter immer "Hardcore", vor allem im Verkauf. Und natürlich geht es dabei nicht darum dir persönlich eine Chance zu geben, das sind ja keine Samariter... ;)

Die Callcenter haben i.d.R. alle einen enorm hohen Personaldurchlauf, die wenigsten halten das lange aus. Also suchen die sich möglichst viele Bewerber, schmeißen die ins kalte Wasser und wer schwimmt, "darf" sich dann 'ne Weile für die gegen mickerige Entlohnung bei Maximalstress den A*** aufreißen. Wer untergeht, hat eben Pech (oder vielleicht doch eher Glück?) gehabt. So einfach ist das, hat mit dir persönlich nichts zu tun.

Da das ja offensichtlich nicht dein Ding zu sein scheint, ist es doch gut, wenn du es direkt am Anfang merkst. Sieh am besten zu, dass du da Land gewinnst... Wenn du das Praktikum wirklich nicht abbrechen kannst (was ich mir nicht vorstellen kann, denn es ist ja gerade dazu da, auszuprobieren, ob das was für dich ist, und wenn dann relativ schnell klar ist, dass das nichts für dich ist, macht es ja keinen Sinn weiterzumachen :kopfschuettel: , dann nutzt du die Zeit besser dafür, andere Bewerbungen zu schreiben), dann schau zu, wie du die Tage halbwegs stressfrei über die Runden bekommst. Warum willst du denen unbedingt beweisen, dass du das kannst, du scheinst dich dort doch gar nicht wohl zu fühlen? Ich habe ein wenig den Eindruck, dass es gar nicht so sehr um den Job geht, sondern um den Knick für's Ego, aber den wirst du überwinden. Ein Callcenter ist wirklich ein sehr spezieller Arbeitsplatz, der wirklich nicht jedem liegt, aber das sagt ja nichts über deine allgemeine Leistungsfähigkeit aus.

Also spar dir deine Kräfte lieber für einen Job, wo du dich auch wenigstens einigermaßen wohlfühlst... Viel Erfolg dabei! :)
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

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Hiob
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Beitrag Sa., 28.07.2018, 16:18

Ich würds auch so sehen, soein Job ist nichts für jemanden der nicht wenigstens eine dicke Hornhaut um seine Seele hat. Du kannst das doch noch auslaufen lassen und die Leute dort studieren, soeine Gelegenheit kann einem für die Zukunft auch was bringen..., sie werden dich vermutlich nicht nehmen, wenn du nicht genügend "Cash bringst". Eine Chance musst du dir selber geben, als Folge dessen, dass du deine Bedürfnisse und dich als Individuum ernst nimmst. Die anderen stellen dich nie ein, um dir einen Gefallen zu tun, bei Arbeitsstellen gehts ihnen ausnahmslos um ihren Vorteil. Dem Vermittler gehts um seinen Vorteil, den des Vermittelns. Sie geben sich also, indem sie dir soeinen doofen Job anbieten, allenfalls selber eine Chance, einen Dummen ausnutzen zu können.

Bei den Kollegen ist es übrigens üblich, dass gerade die, die in der Hirarchieliste ganz unten stehen, froh sind, wenn sie ein Opfer gefunden haben, was noch weiter unten als sie steht und was sie ärgern können. Dadurch wird ihr eigenes Dasein etwas erträglicher. Sie sind ja selber in unserer Gesellschaft der "letzte Husten".

Tut mir leid, hierzu nichts Schöneres schreiben zu können.
Hiob

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Dantana
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Beitrag Di., 31.07.2018, 12:46

Danke für eure Antworten.

Wenigstens habe ich aus den Probearbeitstagen so viel Einblick in den Job bekommen, dass ich sagen kann, das wäre niemals etwas für mich! Diese ständige Kontrolle, das Maßregeln, wenn man mal ein paar Stunden nichts verkauft, gerade mal 10 Minuten Pause innerhalb von 6 Stunden!
Da erklärt sich wirklich, warum die Fluktuation in Callcentern so hoch ist.

Leider ist es tatsächlich so, dass man nach einer kurzen Schulung von einigen Stunden und einen Tag mit am Platz eines Mitarbeiters sitzen ins kalte Wasser geworfen wird. Da schwimmt nur der, der von Anfang an erfolgreich dabei ist.

Ich bin nun mal untergegangen.
Gestern war ich ja zur Spätschicht hinbestellt. Ich war so naiv zu glauben, dass sich die Teamleiterin noch ein bisschen meiner annehmen und in meine Gespräche reinhören wollte.
Doch weit gefehlt! Kaum hatte ich mich angemeldet, nahmen sie und der Teamleiter mich zur Seite, um mir mitzuteilen, dass das Probearbeiten für mich beendet sei. Schon nach einem Tag habe sich gezeigt, dass der Job nichts für mich sei. Beide Mitarbeiterinnen haben auch bestätigt, dass meine technischen Fähigkeiten nicht ausreichen. Die anderen Bewerber haben sich alle viel schneller in das System reingefunden. Generell solle ich mich nicht mehr in einem Callcenter bewerben.

Tja, die Berufswelt ist eben knallhart.
Doch ich habe zumindest das Wissen mitgenommen, dass ich von solchen Jobs die Finger lassen muss.

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Beitrag Di., 31.07.2018, 13:33

Sei doch froh, besser als in einem Job festzuhängen, in dem du unglücklich bist. Jetzt kannst du die Zeit besser nutzen, um dich nach einem Job umzuschauen, der für dich geeignet ist und dir auch wenigstens ein wenig gefällt. Muss doch nicht jeder für jeden Beruf gemacht sein... ;)
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

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