Die Arbeit und ich

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Theory
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Die Arbeit und ich

Beitrag Fr., 06.03.2020, 07:42

Hallo zusammen,

mittlerweile „traue“ ich mir zu, über das Thema Arbeit und deren Stellenwert in meinem Leben zu sprechen. Vielleicht ist auf meiner Reise auch einfach jetzt erst der Zeitpunkt reif dafür.

Vielleicht kurz zu mir: bin bald Ende 30, keine Kinder, lebe in Partnerschaft, habe studiert.

Erst im Studium entwickelte ich einen heftigen Ehrgeiz. Kinder kamen für mich nicht in Frage (nie), weder spürte ich einen inneren Wunsch, noch empfand ich die Rolle als Mutter in unserer Gesellschaft als reizvoll. In einem Haushalt aufgewachsen, wo klar der Vater mit seinem hohen Einkommen und den Wutausbrüchen dominierte und meine Mutter sich von Anfang an immer schon unterordnete und das Thema Arbeit und Geld einfach nie ein Thema war, weil die Rollen klar verteilt, empfand ich es, als ich an die Uni ging als einfach nicht miteinander vereinbar für mich.

Auch in den Jobs, die während und nach dem Studium erfolgten, habe ich immer Vollgas gegeben. Teilweise gearbeitet bis in die Nacht hinein. Sobald ich mich aber in eine Rolle eingearbeitet habe, traf ich auf „Widerstände“. Immer in Form meiner Chefs, die „mich kleinhalten wollten“ (so meine Sicht) oder Kollegen, „die auf meine Leistung neidisch“ waren und mich „ausgrenzten“. Es gab wenn ich so zurück denke kein einziges Arbeitsverhältnis, in dem nicht irgendeins dieser Muster wirkte. Außer das jetzige. Durch mehr Bewusstheit und einen zurück genommenen Ehrgeiz, ist das per se nicht mehr der Fall. Allerdings fühle ich mich grad in einem Vakuum zwischen ehrgeizigen Zielen, und der Motivation und Kraft, die ich habe, Dinge umzusetzen. Andererseits dem Bewusstsein darüber „was bringt es, diesen Kampf zu kämpfen“.

Mit einem Wort:

Für mich ist die Arbeit immer schon „anstrengend“. Selbst im aktuellen Arbeitsverhältnis, wo ich endlich super Kollegen und einen tollen Chef habe, halse ich mir nach und nach Themen und Projekte auf, um „die Firma, das Team, das Projekt zu retten“ - bis hin zur völligen Überforderung und bis geht nicht mehr. Obwohl mein Chef von sich aus schon sagte, dass einiges davon nicht notwendig ist, mache ich dies trotzdem.

In einem Moment der Erkenntnis merkte ich heute früh, was genau hier eigentlich wirkt:
Ich habe offenbar gelernt, alles in meiner Macht stehende zu tun, um nur ja für Frieden bei uns zu Hause zu sorgen. Mein Vater war/ist Choleriker und jede noch so kleine Kleinigkeit hat ihn zum Wutausbruch gebracht. Anscheinend versuchte ich, durch besonders gute Leistungen und tolle Ergebnisse, für dich ich viel Lob von ihm kassierte, dafür zu sorgen, dass Harmonie im Haus herrscht. Nach dem Motto: „ich muss Gas geben, denn nur so kann ich alle retten“....

Ich hatte das Bedürfnis, dies mal aufzuschreiben und zu hören, was ihr dazu meint.
Ich frage mich, wie ich dies auflösen kann... Natürlich möchte ich mein Geld weiterhin verdienen - aber ist dies möglich, wenn man „bewusst“ lebt und merkt, dass man nicht aus „Unabhängigkeit“ heraus Gas gegeben hat, sondern, um Frieden zu stiften?

Viele Grüße

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Blume1973
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Beitrag Fr., 06.03.2020, 08:21

Hallo Theory!

Ich würde sagen, dass es von Mensch zu Mensch verschieden ist, wie sich die Erkenntnis auswirkt.
Bei den einen reicht schon die Erkenntnis um lockerer lassen zu können.

Das heißt ja nicht, dass du deshalb nicht mehr fleißig sein musst, nur weil du ein Muster erkannt hast. Eventuell ist für dich aber etwas früher der Punkt da, wo du weißt, mehr sollte ich nicht mehr tun, weil ich es 1. nicht muss und 2. es zu viel für meine Gesundheit wird.

Das alleine wäre ja schon viel Wert.

Und diese Grenze wäre ja schon sehr viel Wert.

Lg Blume
Die einzigen wirklichen Feinde des Menschen, sind seine negativen Gedanken.

Albert Einstein

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Fouché
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Beitrag Fr., 06.03.2020, 09:11

Hallo,
ich kann Dich verstehen.
Irgendwo geht es mir ähnlich, ich gebe im Job immer alles. Im Moment habe ich eine Krise, weil ich aus gesundheitlichen Gründen nicht alles geben kann. Das macht mich richtig verrückt.
Auch das Nicht-Vorhandensein eines Kinderwunsches ist bei mir gleich, und besonders angesprochen hat mich dieser Satz von Dir
„ich muss Gas geben, denn nur so kann ich alle retten“....
Genau so ging/geht es mir, im beruflichen und im privaten.

Ich kassiere gerade die Rechnung für diese Einstellung. Ich versuche, genau wie Du, da Klarheit hineinzubringen und Strategien zu entwickeln, um zu einer besseren Einstellung zu kommen.

Ein paar Punkte, die ich dabei herausgefunden habe:
Man kann sich immer Hilfe suchen.
Man muss Vertrauen haben, in Situationen - es gibt immer die Möglichkeit, dass alles gut wird und sich in Wohlgefallen auflöst; in Menschen - andere können auch zur Rettung beitragen, ich bin nicht die einzige Person, die alles in Ordnung bringen kann.
Was definiert mich? Ist es wirklich nur der Job? - Sicher nicht, sage ich jetzt spontan.

Ich bin wie gesagt am Weg, habe keine Lösungen. Aber gerade da ist Austausch sicher gut.

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Theory
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Beitrag Fr., 06.03.2020, 10:07

Vielen Dank für eure raschen Antworten.

Es stimmt Blume, es ist sogar sehr viel wert, jetzt mal zu erkennen, dass ich permanent über meine Grenzen gegangen bin. Nur so ist es jetzt zum ersten Mal für mich möglich, zu erkennen, dass es auch dann ein gutes Leben geben kann, wenn ich mir nicht ständig den Allerwertesten aufreiße.

Liebe Fouché,
Es ist schon interessant festzustellen, dass man „nicht alleine“ ist in seinem Leid, dass es eben anderen vielleicht genau so geht/ging.
Bei mir fing es mit den gesundheitlichen Problemen schon vor 10 Jahren an. Mit 28 wurde ich plötzlich chronisch und unheilbar krank. Wurde mir Medikamenten vollgepumpt und habe versucht normal „weiter zu funktionieren“. Es gelang mir auch lange. Aber ich hatte immer im Hinterkopf: naja, also so ganz GUT für den Körper ist der Stress ja nicht.
Aber man hängt da in seinem Kreisel/Hamsterrad ja drin. Ich hatte das Pech/Glück (? Wie man es nimmt), dass ich eine gute Leistung erbrachte und in den Themen schon sehr aufgehe, die ich bearbeitet. Aber dieser Schmerz, den ich immer wieder in Konflikten mit Chefs und Kollegen spürte, gipfelte schließlich irgendwann darin, dass mich der letzte Chef schließlich so bekämpfte, dass er mich (ohne fachliche Begründung natürlich) rausschmiss.
Eigentlich war es immer ein Kompetenzgerangel.... Zwischen „ich muss alle retten“ (was im neuen Job der Fall ist) und „er lässt mich nicht alle retten“ schwanke ich also hin und her.

Fouché, darf ich Fragen, wie war es denn bei dir zu Hause, gab es großen Leistungsdruck als du noch ein Kind warst?

VG

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Fouché
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Beitrag Fr., 06.03.2020, 10:38

Hallo Theory,
nein, man ist nicht allein. Und man muss sich auch vor Augen halten, dass es immer noch schlimmer sein könnte, als es ist. (Auch ein Ansatz, den ich zu meiner "Heilung" verfolge).

Mein Problem ist, dass ich eine starke Konstitution habe , nie wirklich krank war und mich daher immer überfordert habe. Bis der Punkt erreicht war, wo mal mein Körper streikte. Eine für mich neue Erfahrung, die ich irgendwo nicht akzeptieren kann. "Hallo? Ich bin die Starke hier, die alles schafft!"
Ja, Quatsch. Jeder hat seine Grenzen. Ich auch.

Zu Deiner Frage: Der Leistungsdruck war bei mir sehr subtil. Im Grunde ließ man mich in Ruhe, setzte aber stillschweigend voraus, dass ich alles gut bis sehr gut schaffen würde. Gelang mir etwas nicht, hatte ich immer das Gefühl, in der Achtung der Menschen gesunken zu sein. Man sagte nichts, aber ich fühlte Resignation ("Na schön, hast Du eben nicht geschafft. Kann man nicht ändern." ) Dabei frage ich mich auch, ob das Gefühl bei mir nicht subjektiv war. Ich mir das nur eingebildet habe.
Glaubst Du, dass das wichtig ist?
Ich habe eigentlich immer eher gedacht, ich wäre einfach unglücklich veranlagt.

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Theory
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Beitrag Sa., 07.03.2020, 19:13

Ohja, das kenne ich nur zu gut - dieses Gefühl, wenn man es nicht geschafft hat, dass einen die Menschen nicht mehr achten oder sogar ignorieren.
Ich glaube auch, dass es aus mir heraus kommt. Denn wenn ich so überlege: nur weil ein anderer Mensch eine Sache nicht schafft, heißt das ja nicht, dass ich ihn missachte. Ganz und gar nicht.

Ich bin überzeugt, dass dies lediglich die eigene Wahrnehmung ist, die dieses Gefühl der „Unzulänglichkeit“ erzeugt. Vielleicht ist dieses Gefühl - und die Motivation dieses nicht fühlen zu wollen - der Haupttreiber an dieser Wahrnehmung?

Das würde bedeuten, dass man irgendwann jemanden im Stich ließ.... oder die Kontrolle über eine Situation verloren hat, und seitdem versucht man alles in seiner Macht stehende zu tun, um wirklich _allen_ zu helfen....Naja, und wenn das nicht gelingt, wird dieses Gefühl von damals wieder stark...

Ich überlege gerade, ob mir eine Situation einfällt, vielleicht in der Kindheit, die völlig außerhalb meiner Kontrolle geriet...

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Fouché
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Beitrag Mo., 09.03.2020, 07:12

Hallo Theory,
ich erinnere mich an etliche Situationen in meiner Kindheit, wo ich die Kontrolle verlor. Und ich erinnere mich auch, dass ich meine Leben lang mit sehr viel Disziplin darauf geachtet habe, dass mir das nicht so schnell passiert. Wenn es mir doch passierte - und das ist unvermeidlich, das Leben läuft eben nicht nach Plan, dann drehte ich richtig durch, brauchte Hilfe, um wieder klar zu kommen.
So geschehen jetzt, vor 4 Wochen, als mein Körper laut HALT schrie und mich auf die Matte schickte. (Das hat man davon, kann ich dazu nur sagen :kopfschuettel: ;) )

Dann hilft nur eines: Zurück an den Start, sich neu sortieren und aufstellen. Und: Nachsichtiger zu sich selber sein. Das ist so ziemlich das schwerste (für mich). Zuzugeben, dass ich eben nicht die Welt retten kann, auch wenn ich es schon ein paar mal geschafft habe (behaupte ich mal).

Dem Schicksal vertrauen? Wunder passieren und Glück hat man auch manchmal. Und manchmal stellt sich im Nachhinein heraus, dass eine "Katastrophe" im Grunde ein Glücksfall war.
Man muss nicht selbst immer DIE Lösung finden, andere Menschen sind auch fähig dazu.
(Das sind die Dinge, die ich mir gerade täglich vorsage, um wieder auf gleich zu kommen)

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Theory
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Beitrag Di., 10.03.2020, 09:07

Den Satz (Glaubenssatz) finde ich sehr gut von dir:

„Man muss nicht selbst immer DIE Lösung finden, andere sind auch fähig dazu.“

Der muss erstmal wirken....

Aktuell habe ich auch die Beobachtung bei mir...., dass sich meine Hilfe vor allem dadurch extrem äußert, dass ich im Arbeitsumfeld den Leuten fast zwanghaft „die Welt erkläre“ ...

Ich arbeite leider auch noch in einem Bereich, wo es einfach zu meiner Rolle/meinem Job als Expertin dazu gehört, komplexe Themen anderen simpel zu übermitteln. Und mir fällt aktuell sehr stark auf, dass es mir genau da aktuell schwer fällt, mich zurück zu halten....

Ein Retten auf verbaler Ebene sozusagen.

Auch für meine Geschwister bin ich regelmäßig da...

Also im wesentlichen: die Freundin, die diese Ressource bisher nutzte, die habe ich aktuell nicht mehr, weil ich mich genau DESHALB von ihr distanziert habe. Nun merke ich aber, dass sich mein Verhalten, Leuten ständig helfen zu wollen und ihnen Dinge zu erzählen und zu erklären und Tipps und Ideen zu geben, auf andere Bereiche überträgt: die Arbeit, meine Geschwister.

Dabei könnte ich viel erfolgreicher sein im Leben (im Sinne der Schonung eigener Ressourcen), wenn ich gezielter meine Messages transportiere. Wenn ich nicht versuchen würde, alle mit meinem Wissen zu „beglücken“, sondern darauf warte, ob diese Menschen das überhaupt wollen.

Denn am Ende ist es ja so: anscheinend habe ICH das Problem, dass ich mich mitteilen will und den falschen Glaubenssatz habe, ich MUSS Leuten die Infos geben, denn „sonst kann ich sie nicht retten“ .... entsprechend werde ich Leute anziehen, die sich als Opfer wahrnehmen und jemanden „brauchen“, der sie ständig mit irgendwas „beruhigt“ oder ihnen einen Halt im Leben gibt (wie eine Mutter). Dies triggert wiederum mein Verhalten, wie eine Mutter alle Schäfchen zusammen zu halten.

Aber wie sieht ein Ausstieg daraus aus? Ich habe einen Eindruck davon, wie das Muster wirkt, aber ich sehe noch keine Tür, um aus diesem Muster auszusteigen.

Ist der Schlüssel: Glaubenssätze üben, wie deinen weiter oben?

Denn aktuell „sprudelt“ es aus mir heraus. Es ist fast wie eine Sucht, ich drücke ständig den Leuten meine Sicht auf die Dinge auf.

Ich stelle das hier sicher extrem dar, vielleicht ist es nur in meiner eigenen Wahrnehmung so extrem.

Aber ich merke es grad so arg...

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Fouché
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Beitrag Do., 12.03.2020, 07:23

Ich habe eine Menge schlauer Glaubenssätze, die ich mir gerade immer wieder vorsage ;)
Einer, der mir besonders gut gefällt, ist "Die Friedhöfe sind voller Leute, die sich für unentbehrlich gehalten haben."

Ich glaube, es geht um Verantwortung/Schuld.
Das ist etwas, was ich gerade anzuwenden lerne: Dass ich mich selber von Schuld freispreche und Verantwortung abgebe. Gestern habe ich eine ganz neue Verhaltensweise an mir erlebt und mich rasend darüber gefreut:
Krankheitsbedingt habe ich eine Dinge nicht erledigen können. Ich wurde gefragt: "Hast Du das gemacht?" Und statt wie früher loszurasen und es in Ordnung zu bringen, sagte ich ganz cool: "Nein."
Später sah ich mir das in Ruhe an und machte für mich allein einen Plan, wie und wann die Sachen erledigen werde. Und ich hatte ein saugutes Gefühl dabei.

Das ist auch so ein Glaubensgrundsatz : Ich muss ZUERST darauf achten, dass es MIR gut geht. Der Rest kommt später."
Und noch einer: "Sobald ich ein Problem an jemand anderen abgegeben habe, ist es nicht mehr meins."

Ich glaube, ich bin am Weg der Besserung. Ich ändere gerade meine Grundhaltung. Es wurde Zeit.

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Farideh
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Beitrag Do., 12.03.2020, 09:51

Hallo Theory,

ich finde es gut, daß Du Dein Problem erkannt hast und etwas ändern möchtest. Den Beginn hast Du ja schon getan indem Du Dich hier austauschst.

So wie ich es herauslese, hast Du einen ganz starken Antreiber. Und wenn Du einen ganz starken Antreiber hast, dann wirst Du dafür gute Gründe haben. Da läßt sich mit Affirmationen wohl nur im begrenzten Rahmen etwas tun.

Hast Du schon einmal daran gedacht Dir therapeutische Unterstützung für dieses Thema zu holen. Wir sind hier bestimmt hilfreich. Aber eine Unterstützung bei einem Profi ist doch eine andere Sache. Manche Sachen liegen "ganz weit weg" und sind aus guten Gründen ziemlich blockiert.

Eine Therapie würde ja nicht ausschließen, hier weiterhin im Forum zu schreiben. Könntest Du Dir vorstellen, daß etwas mehr Unterstützung gut für Dich wäre?

Schönen Tag
Farideh

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Theory
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Beitrag Do., 12.03.2020, 11:27

Fouché hat geschrieben: Do., 12.03.2020, 07:23 Das ist auch so ein Glaubensgrundsatz : Ich muss ZUERST darauf achten, dass es MIR gut geht. Der Rest kommt später."
Und noch einer: "Sobald ich ein Problem an jemand anderen abgegeben habe, ist es nicht mehr meins."

Ich glaube, ich bin am Weg der Besserung. Ich ändere gerade meine Grundhaltung. Es wurde Zeit.
Sehr gut .. ich merke auch, wie mein Gehirn offenbar außerhalb unseres Austauschs an dem Thema weiter „reift“...
Ich denke auch, dass ich schon besser als vor 10 Jahren „Nein“ sagen kann und mich abgrenzen kann, aber dennoch: erst vor 2 Tagen hatte ich ein sehr interessantes Gespräch mit meinem Chef.

Es ging eigentlich nur darum, dass er mit einem anderen Chef sich über ein Thema unterhielt, das in meinen Verantwortungsbereich fällt.
Und eigentlich - wenn ich jetzt 2 Tage später darüber nachdenke - war keine wirklich schlimme Information enthalten.

Dennoch bin ich in diesem Gespräch fast hoch gegangen... Ich habe mich dann zwar schnell wieder beruhigt, aber am nächsten Tag ein wenig Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken.

Ein Durchbruch ist da passiert - ein Erkenntnismoment.

Ich habe plötzlich folgendes erkannt:

In meiner Arbeit bewegte ich mich bisher von dem einen Problembereich zum anderen Problembereich in meinen Konflikten hin und her:

Problembereich 1: Gefahr der Überforderung, „zu viel Gas geben“, zu viel wollen, alle retten wollen, sich Dinge aufzuhalsen, in Meetings dabei sein zu wollen aus „Kontrollsucht“ (ohne meine Kontrolle läuft es aus dem Ruder)

Problembereich 2: Sobald ich nur „rieche“ im entferntesten, dass jemand meine Kompetenz in Frage stellt, werde ich so dermaßen wütend, dass ich aufpassen muss, diese andere Person mit meiner „überheblichen Darstellung der Situation und wie sie WIRKLICH ist“ nicht beleidige oder abwerte. Nach dem Motto „wenn du meine Kompetenz auch nur anzweifelst, für die ich so hart arbeite, dann wirst du das bereuen...!“


Puh - Problembereich 2 ist mehr oder weniger in dem Gespräch vor ein paar Tagen so richtig rausgekommen. Es ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass das BEIDE Problembereiche ein und dieselbe Ursache haben:

ANGST. Und zwar ANGST davor, an den Pranger gestellt zu werden, verurteilt zu werden, usw. Angst, ausgegrenzt zu werden, einfach nur Angst.

Ich hab mir dann die Frage gestellt: woher kommt das genau? Habe ich soetwas irgendwo schonmal erlebt... und ich habe leider noch keinen genauen Zugang zu so einer Situation. Vielleicht war sie so schlimm, dass ich einfach „zu“ gemacht habe. Aber es ist, als ob ich es nicht nur einmal als Kind erlebt hätte, von meinem Vater vor versammelter Familie (immerhin doch 6 Leute, habe einige Geschwister) aus meinem Zimmer zitiert zu werden und dann so richtig „fertig“ gemacht zu werden.

Vielleicht kommt aber auch die nächsten Tage noch eine genauere Erinnerung oder ein konkretes Ereignis. So, wie es mir vor 1,5 Jahren zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder eingefallen ist, wie sehr ich alleine wegen meines Essverhaltens von ihm angeschrien und behandelt wurde...

Egal.

Das wesentliche ist: zum ersten Mal erkenne ich, dass meine Problembereiche in der Arbeit miteinander verbunden sind und die selbe Ursache haben....

Das ist ein großer Schritt für mich...

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