soziale Anpassungsstörung

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Pips87
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soziale Anpassungsstörung

Beitrag So., 28.11.2010, 18:43

Hallo ihr Lieben!

Ich brauche euren Rat:
vor einem Jahr habe ich am Theater einen Mann kennengelernt. Wir haben zusammen in einer Inszenierung gespielt. Im Grunde haben wir uns gut verstanden, allerdings war ich mir immer unsicher wie ich ihn gerade zu nehmen habe: den einen Tag war er relativ gut gelaunt und wir plauderten in den Pausen, am anderen Tag schloss er sich in seiner Kabine ein.

Ein paar Monate nach Ende unserer Zusammenarbeit sind wir wieder in Kontakt gekommen via Internet. Es wurde geflirtet, gescherzt etc. Als er mich allerdings dann besuchte, war alles etwas "steif". Via Internet wieder alles ok, er erzählte mir viel über sich.
Unter anderem erzählte er mir, dass er in Therapie aufgrund einer sozialen Anpassungsstörung sei. Des weiteren sagte er mir, dass er mit 9 Jahren zu seinen Großeltern gekommen ist, weil seine Eltern sich nicht gekümmert haben. Nach diesem "Öffnen" brach der Kontakt wieder ab.

So ging es jetzt einige Male, ein normales Maß gibt es nicht: entweder ich höre wochenlang nichts von ihm oder er meldet sich jeden Tag, manchmal auch mehrmals.

Vor ein paar Wochen habe ich eine Freundin besucht die in der selben Stadt wohnt wie er. Also habe ich ihm gesagt er solle zu uns kommen, schließlich hatten wir uns seit einigen Monaten nicht mehr gesehen. Er kam auch. Unterhielt sich allerdings nur mit mir und ignorierte die anderen. Wir unterhielten uns gut und recht offen, doch er verschwand ziemlich schnell. Am nächsten Tag habe ich ihn dann alleine besucht um seine Wohnung zu besichtigen. Da war nichts mehr von der Vertrautheit vom Abend davor. Alles war sehr steif. Ich versuchte ein Gespräch aufrecht zu erhalten. Er machte den Computer an ( was ich natürlich als sehr unhöflich empfand ).

Dann wieder nix gehört. Heute wieder lange geredet, er erzählte mir wieder alles aus seinem "Liebesleben". Unter anderem auch, dass er sich nicht verlieben kann.

Er zieht das alles immer sehr ins lächerliche, tut so als ob ihn das nicht berührt.
Ich weiss nicht wie ich an ihn herankommen soll. Ich habe immer das Gefühl, dass er sich besonders verschliesst, wenn er sich vorher mal wieder geöffnet hat.
Ich habe ihn wirklich gern und ich würde es gerne schaffen irgendwie diese Mauer zu durchbrechen und ihm als Freundin (platonisch!) zur Seite zu stehen.

Hat irgendjemand von euch Erfahrung mit Menschen mit einer sozialen Anpassungsstörung?

Ich freue mich auf eine Antwort!
Liebe Grüße,
pips

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hawi
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Beitrag So., 28.11.2010, 20:53

Hallo Pips,

nein, Erfahrungen habe ich keine, jedenfalls keine mit dieser Störung, bzw. mit Menschen die diese Störung haben.

Find ich so wichtig aber auch nicht.
1. Du scheinst ihn zu mögen
2. Du scheinst ihn immerhin nicht in die Flucht zu schlagen, ein wenig Mögen ist bei ihm auch vorhanden.
3. Du kennst den Grund, warum er sich ab und zu nicht so verhält, wie andere, wie üblich
4. Er ist in Therapie
5. Wenn du mit all dem, das du kennst und noch kennen lernen wirst zurecht kommst, dann ist das doch schon was. Ich denke, für euch beide. Was du nicht verstehst, was dich wundert, was du wissen möchtest, frag all das bei Gelegenheit doch ihn selbst, lass es dir erklären. Interessiere dich und zeige es ihm. Wenn, dann geht Beistand, geht „Mauern durchbrechen“ eigentlich nur so. Ziemlich egal, was grad an einem Menschen nicht in Ordnung ist.
Eigentlich musst du vorab so viel zur Krankheit selbst gar nicht wissen. Denn du bist ja niemand, der ihn behandelt, du bist „nur“ dabei. Erst dann, wenn du nicht mehr mit ihm, mit seinem Verhalten umgehen kannst, aber es dennoch gern möchtest, dann kannst du tiefer einsteigen. Aber Achtung: Du selbst wrst so viel nicht ändern können, das kann nur er selbst und hoffentlich die Therapie.

Alles Gute
hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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Pips87
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Beitrag Mo., 29.11.2010, 17:08

Hallo Hawi!

Danke für deine Antwort!

In Therapie ist er leider nicht mehr, weigert sich auch wieder eine anzufangen. Ansprechen kann man ihn auf das Thema auch nicht, das will er nicht bzw zieht es dann ins lächerliche.

Na ja, mal schauen was die Zukunft so bringt

Liebe Grüße!

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hawi
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Beitrag Mi., 01.12.2010, 09:56

Tja, dass er keine Therapie mehr will, ist natürlich nicht gut.
Um so mehr solltest du auch auf dich selbst aufpassen, dich nicht allzu sehr engagieren.
Denn jemand, der einerseits auffällig ist, auch weiß, dass er und was an ihm psychisch nicht in Ordnung ist, aber selber nichts dagegen tut, mit so jemandem dürfte persönlicher Umgang auf längere Sicht mindestens sehr schwer sein, einfach weil sich dann nichts positiv ändert, auch kaum ändern wird.

Das, was man dann häufiger hofft, von außen, nämlich als Freund, Verwandter selbst helfen zu können, quasi als Therapeut wirken zu können, das klappt eigentlich fast nie, ich glaube jedenfalls nicht dran.

Und ich selbst weiß halt nichts darüber, wie hartnäckig diese Störung ist, ob sie ggf. auch ohne Behandlung wieder verschwindet.

Vielleicht schreibt dir ja doch noch jemand, der da ein wenig schlauer ist als ich, oder du googelst dazu einfach mal

Ich drück dir die Daumen und wünsch alles Gute
hawi
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Pips87
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Beitrag Fr., 03.12.2010, 00:08

Hey

Hihi...ich studiere ja eigentlich Psychologie :D Diese Störung ist mir im Studium aber bisher noch nicht begegnet...aber vielleicht ändert sich das ja bald.

Ich weiss eigentlich, dass man niemanden zu seinem Glück zwingen kann- solange er sich nicht helfen lassen will bzw. sich nicht auf Hilfe einlässt, kann man sowieso nichts für ihn tun. Nur es tut einem halt leid, wenn es jemand ist den man gerne hat...deshalb kann ich in diesem Punkt auch nicht so objektiv an die Sache heran gehen wie ich es sollte

Liebe Grüße!


Eremit
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Beitrag Fr., 03.12.2010, 15:27

Ist recht wahrscheinlich, daß dieser Mann einiges durchgemacht hat. "Knacken" kannst Du ihn auf jedenfall nicht, das muß er selbst tun.

Du solltest auch Dein Studium außen vor lassen. Er ist ein Bekannter, kein Patient.

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nofling
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Beitrag So., 05.12.2010, 14:03

Ich bin mir nicht sicher, aber vermute, dass diese soziale Anpassungsstörung häufig bei Kindern diagnostiziert wird, die z.B. in eine neue Stadt ziehen oder in eine neue Schule müssen und darauf in irgendeiner Weise negativ reagieren z.B. mit Rückzug, Ängsten, Übelkeit, Kopfweh oder Verhaltensauffälligkeiten. Das ist wahrscheinlich eine sehr "grobe" Diagnose, die für alles mögliche stehen kann. Sie hat aber immer die Struktur, dass sich im Umfeld etwas ändert, der Patient darauf negativ reagiert und der Therapeut meint, dass sich das aber mittelfristig alles von alleine wieder einrenkt. Aber wie gesagt, keine Gewähr.

Für mich klingt es es so, als hätte dieser Mann größere Probleme als die oben beschriebenen. Ich würde es einfach akzeptieren, wenn er sich eben nicht meldne möchte. Wenn du ihm helfen willst, kannst du ja für ihn da sein, wenn er zugänglicher ist.

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