Die sogenannte Bindungsangst, Angst vor Nähe und Schamgefühle

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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bashful
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Die sogenannte Bindungsangst, Angst vor Nähe und Schamgefühle

Beitrag Di., 10.01.2017, 17:08

Seit meiner letzten Beziehung, die nur etwa ein halbes Jahr dauerte, gewöhne ich mich an den Gedanken, dass ich sie auch habe, die Bindungsangst.

Früher hielt ich mich für durchaus beziehungsfähig, führte auch 2 längere Beziehungen, allerdings war das in meiner Teenie- und Frühzwanziger Zeit. Mir scheint es, als ob ich seit damals kaum dazugelernt habe bzw diese "Störungen" jetzt erst so richtig zum Tragen kommen.

Eine gute Beziehung wünsche ich mir sehr. Mich macht es gerade so traurig, die Einsicht, dass es hier richtig was zum Aufarbeiten gibt. Also, dass es irgendwie keine Kleinigkeit ist, so eine Bindungsangst.

Mir scheint es gerade so, dass all die Wege, die ich bisher gegangen bin, mit Therapien aller Art nur daraufhin führten, dass ich mich jetzt diesem Thema stellen kann.

Es hat auch zu tun mit einem tiefen Schamgefühl für etwas in mir, das es mir schmerzhaft und unmöglich macht, gewisse Teile von mir zu zeigen. Wenn ich jemanden kennenlerne (das geht schon-- anfangs kann ich mich durchaus charmant und offen zeigen), hab ich manchmal regelrechte Panik, mein "Alltagsich" zu zeigen: Was ich esse, welche Musik ich höre und so weiter. Als ob es da was gäbe, wofür ich mich schämen müsste.

Jetzt hab ich jemanden kennengelernt. Nach dem 3. Treffen spür ich, dass ich da nicht weiter kann. Ich erwarte gleich zu viel und bin dann total gehemmt, weil es ja scheinbar nur eine Richtung gibt, in die es gehen kann und soll. Das macht mich unfrei und verkrampft, und ich fühle mich wie in der Sackgasse.

Ich möchte den Menschen gerne wiedersehen, aber momentan ist die Angst oder die Hemmung größer als der Wunsch danach. Gerade weiß ich nicht weiter.

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MariJane
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Beitrag Di., 10.01.2017, 17:28

Hm, meinst du wirklich, dass das Bindungsangst ist oder einfach die Angst, dich dem Urteil eines anderen Menschen auszusetzen? Letzteres klingt für mich eher durch, wenn ich dich richtig verstanden habe.

Bist du in den Mann schon verliebt? Dann wäre irgendwie klar, warum du Angst hast, dich seinem Urteil auszusetzen. Weil es dann furchtbar weh tut, abgelehnt zu werden... fände ich gar nicht so beziehungsproblematisch sondern verständlich.

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bashful
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Beitrag Di., 10.01.2017, 18:04

Hm... wahrscheinlich noch nicht, also noch keine Bindungsangst, von der ahne ich nur, dass ich sie auch habe.
Es ist ein Dilemma, irgendwie, sich eine Beziehung zu wünschen und auch Angst davor zu haben.

Ob ich schon verliebt bin... nein, aber weil ich es mir so wünsche, wäre ich es gerne. Es kommt nicht so oft vor, einen Menschen zu treffen, wo es auf der freundschaftlichen Ebene gut funktioniert.

Angst vor dem Urteil... ja da ist was dran. Aber wenn das der Fall ist, dann fällt es doch auch schwer, sich zu öffnen, oder? Also wenn die Angst, verurteilt zu werden so übergroß ist, dann kann man doch unmöglich jemanden nahe an sich heranlassen.


MariJane
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Beitrag Di., 10.01.2017, 18:23

Hm, die Bindungsangst ist aber noch nicht da, oder? Es ist jetzt eher die Angst, wie er dich beurteilt, wenn er dich besser kennenlernt, oder?

Du schreibst, du bist noch nicht verliebt, aber es funktioniert freundschaftlich gut? Also weißt du gar nicht, ob du dich in ihn verlieben wirst, oder? Dann könntest du das doch ganz entspannt sehen... es ist erstmal freundschaftlich und was sich entwickelt, wird die Zeit zeigen. Du schreibst, du willst ihn gerne wiedersehen und blockierst gleichzeitig? Vielleicht weil es dir zu schnell geht? Weil du denkst, das muss jetzt so und so? Kann das sein? Mich zumindest würde so ein Müssen-Druck total stressen. Ich würde auch vermeiden, den Mann nochmal wieder zu sehen, wenn ich noch nicht soweit bin... vielleicht ist es einfach das? Nicht die ominöse Bindungsangst? Man bindet sich doch nicht an jeden...

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bashful
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Beitrag Di., 10.01.2017, 18:33

Das stimmt, es geht mir zu schnell. und ja, ich habe schon Angst, beurteilt zu werden.
er hat mich letztens zu sich eingeladen, und eigentlich hab ich gespürt dass es mir zuviel ist, war aber gleichzeitig auch neugierig.
In der Vergangenheit habe ich Nähe eigentlich immer über körperliche Intimität herzustellen versucht. So bin ich in meine vergangenen Beziehungen irgendwie hineingeschlittert.
Wie man sich auf anderem Wege nahe kommen kann, das kenne ich so gar nicht.
Ach... was für ein doofes Chaos...


MariJane
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Beitrag Di., 10.01.2017, 19:10

Würdest du das, was du bisher beschreibst den als Bindungsangst bezeichnen?`

Für mich klingt das eher danach, dass du dir mit diesem speziellen Mann noch nicht sicher bist, was doch nach drei Dates auch noch nicht sein muss, oder?

Dann schreibst du, du kennst so eine Annäherung nicht. Dann fang doch mal an, deinen Bauch ernst zu nehmen und lass dich erstmal auf die sich (noch entwickelnde!) Freundschaft ein und gucke, ganz entspannt, wie es weitergeht. Du kannst doch auch deine Verliebtheit nicht erzwingen, genausowenig wie er seine. Und um herauszufinden, ob ihr euch ineinander verlieben könnt, musst du schon du selber bleiben. Das heißt auch, dass wenn du unsicher bist, nicht einfach darüber hinweggehst. Du willst doch sicher einen Partner, der dich so will, wie du eben bist? (Damit meine ich allerdings nicht, dass du ihm bei Date Nummero Vier schon erklärst, welche Gefühle dich umtreiben. Zumindest nicht, wenn es für dich noch nicht passt.)

Diskrepanzen kenne ich auch und weiß selber noch nicht 100% wie ich damit umgehen soll. Ich höre einfach auf das Gefühl, dass stärker ist. Nur manchmal ist das nicht so leicht zu identifizieren.

So wie ich dich verstehe, dinde ich mich ganz gut wieder. Aber ich nenne das beziehungsanfangsproblematisch.

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Beitrag Di., 10.01.2017, 19:30

Nee, ich hab da vermutlich im Kopf was vermixt. Drum tuts ja auch gut darüber zu schreiben.

eben dieses "ganz enspannt" kann ich seit letzthin nichtmehr. wir sind uns auch nähergekommen (nur kuscheln, küssen wollte ich ihn nicht) und jetzt sind da eben diese sackgassengefühle.

denn irgendwo frage ich mich schon, kann das was werden oder kommt es in die "freundschaftsschublade". sehe ich das zu eng? die spontaneität ist dahin... und das stresst mich gewaltig.

es kommt mir so vor als ob ich da sofort eine sicherheit haben möchte-- was ist das jetzt? und weil ich die nicht bekommen kann, mache ich mich wahnsinnig.

jedenfalls rennen alle möglichen filme ab, auch was in der vergangenheit schief gelaufen ist. es fällt dann sehr schwer, das hier und jetzt ganz frei auf sich wirken zu lassen.


MariJane
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Beitrag Di., 10.01.2017, 19:45

Ohjee, das klingt gestresst. Hilft dir gegen Stress allgemein was? Ich mach in so ner Situation gerne (es ist so lächerlich... aber es hilft mir eben) ne Atementspannung mit einer CD.

Bist du in Therapie? Ich labber meinen Therapeuten zumindest immer mal wieder mit diesen Problemen zu und hab schon mal durch die Therapie gelernt, dass das keine Bindungsunfähigkeit ist, sondern sogar eigentlich recht normal, wenn man unsicher wird, sobald da jemand ist. Und das ich mich immer ernst nehmen soll.

Wenn ihr schon gekuschelt habt, kannst du natürlich auch ansprechen, dass du gerne schauen möchtest, was sich entwickelt und dafür Zeit brauchst. Es zwingt dich niemand mit ihm zu kuscheln, ihn zu küssen etc. Die Ebene für ein Gespräch darüber, dass du das in Ruhe angehen möchtest, ist gegeben. Das ist natürlich irgendwie widersprüchlich dazu, dass du sofort absolute Sicherheit haben willst, was das ist... Aber: Du siehst ihn dann ein viertes Mal, es war dir schon irgendwie zuviel. Das würde ich ernst nehmen und mich nicht auf Dinge einlassen, weil ich Nägel mit Köpfen machen möchte. Und mich nach ner Beziehung sehen. Das scheint dann eher so, dass dieser spezielle Mann austauschbar wäre- es eben um dein Bedürfnis Beziehung geht, nicht um ihn im speziellen...- und das sind nicht die besten Vorraussetzungen...

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candle.
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Beitrag Di., 10.01.2017, 20:27

Hallo!

Nach diesen letzten Beiträgen: viewtopic.php?f=17&t=19747&start=30
denke ich da nicht unbedingt an Bindungsamt.

Das mag jetzt fies klingen, aber du hast dir ja quasi für ein Leben nichts aufgebaut. Da wäre ich auch ziemlich verschlossen. Du bist ja kein Teenie mehr wo man zusammen im Zimmer sitzt, Musik hört und ein bißchen "fummelt".

Was denkst du wie steht er denn zu deinem Leben?

Viele Grüße!
candle
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Beitrag Di., 10.01.2017, 21:01

atementspannung ist super! mir hilft rausgehen, spazieren und den kopf durchlüften.
und darüber reden.

ich bin derzeit nicht in einer regelmäßigen therapie, habe aber jemanden, wo ich hingehe. aktuell warte ich darauf, dass sie mir wegen eines termins zurückschreibt. geduld ist nicht grad meine stärke, merke ich mal wieder

es ist wohl eine problematik mit mehreren facetten. ich danke dir schonmal für den input. manchmal ists ja auch einfach die bestärkung, dass eine gewisse nervosität auch normal ist, schon hilfreich. die sache mit dem bauchgefühl hat sich auch mal wieder bestätigt-- wenn auch im negativen.

weiterhin habe ich das gefühl, dass da etwas im busch ist. in bezug auf mein verhalten, wenn etwas auch nur im begriff ist, sich anzubahnen. ich hoffe, da bald etwas klarheit hineinzubekommen.

darf ich fragen welche therapie du machst und ob du in dem bereich schon fortschritte erzielen konntest?

zu candles frage: ich weiß gar nicht ob es so wichtig ist, wie er das sieht, als, wie ich es selbst sehe. du sagst, da wärest du auch verschlossen. bedeutet das, dass aufgrund meiner lebensführung eine beziehung ausgeschlossen ist?

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candle.
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Beitrag Di., 10.01.2017, 21:04

bashful hat geschrieben: bedeutet das, dass aufgrund meiner lebensführung eine beziehung ausgeschlossen ist?
Das hängt wohl davon ab was du dir wünscht? Was für eine Beziehung willst du denn führen?

candle
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bashful
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Beitrag Di., 10.01.2017, 21:19

ja eine richtig gute frage. hmm... also... ich wünsch mir eine beziehung, in der man einander gegenseitig hilft, mit den aktuellen herausforderungen des lebens. dennoch mit einem großen maß an freiheit.


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Beitrag Di., 10.01.2017, 21:24

Edit: Nachdem ich dir geschildert habe, wie vermurkst mein Leben manchmal ist, damit du dich nicht so grämst, nehm ich das hiermit raus. Ist ja doch sehr privater Murks.
Zuletzt geändert von MariJane am Di., 10.01.2017, 21:58, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Di., 10.01.2017, 21:35

bashful hat geschrieben:ja eine richtig gute frage. hmm... also... ich wünsch mir eine beziehung, in der man einander gegenseitig hilft, mit den aktuellen herausforderungen des lebens. dennoch mit einem großen maß an freiheit.
Worin könntest du denn helfen?

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bashful
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Beitrag Di., 10.01.2017, 21:43

oh... danke für die schilderungen!

solange es euch beiden guttut, ist ja nichts dagegen einzuwenden.
das leben ist halt manchmal murksig! :D ich tu mir allerdings auch nicht immer leicht das zu akzeptieren und hätts gern näher am ideal. naja.

ja die normalen und gesunden anteile zu kennen ist ne gute sache. ich glaube man braucht sie auch, um die anderen überhaupt ansehen zu können.

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