Schrei nach Liebe?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
Antworten

Thread-EröffnerIn
phueb
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 27
Beiträge: 1

Schrei nach Liebe?

Beitrag Fr., 16.03.2018, 23:29

Hallo,
ich bin neu hier und über auf der Suche nach Hilfe auf euch gestoßen. Ich möchte versuchen, mich kurz zu fassen und hoffe auf euer Verständnis.

Eigentlich könnte alles super sein: ich habe einen guten Job, ein geregeltes Einkommen, lebe in einer tollen Wohnung und bin gesund. Und ich mag es wirklich nicht, mich zu beschweren - aber eines der wichtigsten Dinge im Leben läuft nicht und lief noch nie wirklich.

Ich behaupte, dass ich schon immer etwas "socially awkward" war: als Kind mit wenigen Hobbies und Freunden, hatte ich meistens für 5-6 Jahre immer wieder den einen "besten Freund", mit dem ich alles machte, bis wir uns nach einer Weile distanzierten und nie wieder voneinander hörten. Das gute Verhältnis zu meinen Eltern besteht nach wie vor, eine wirkliche Verbindung zu anderen Familienmitgliedern gab es aber nie wirklich.
In meiner Jugend begann ich natürlich, mich nach der Liebe zu sehnen. Und während ich jahrelang, in Schüchternheit gefangen, eher passiv auf sie "wartete", ohne selber zu investieren (vergeblich wartete ich darauf, angesprochen zu werden...). Heute bin ich deutlich offensiver und bissiger - allerdings mit wenig Erfolg. Ich versuche stets, Kontakte zu knüpfen. Schaffe ich es mit großer Mühe, überhaupt Anerkennung von einer Frau zu erhalten, stoße ich schnell auf mäßiges bis kein Gegeninteresse. Das Bedürfnis, lieben und geliebt werden zu möchten, es aber nicht zu schaffen, belastet mich extrem. Ich habe das Gefühl, für andere Menschen auf emotionaler Ebene völlig unsichtbar zu sein.

Jahrelang glaubte ich voller Motivation, es sei nur eine Frage der Zeit, bis ich mich finde. Ich habe mich immer ehrgeizig um meine Ziele bemüht, hieran scheitere ich allerdings. Heute bin ich knapp 28 und komme weiterhin mit einer Hand voll Menschen klar, die ich aber nicht unbedingt als "gute" Freunde bezeichnen würde.
Ich bin ein offener, aber der Situation entsprechend unsicherer Mensch. Ich versuche, mich extrovertiert zu zeigen und auch mal aufgedreht und witzig zu sein - weiß aber mittlerweile nicht, ob das nicht nur eine unangenehme Fassade, ein Schrei nach Anerkennung ist, der auch so wahrgenommen wird.

Ich habe, abgesehen von meinem Job, keine richtigen Hobbies und habe wirklich wenig zu erzählen. Um Aktivitäten mit anderen Menschen muss ich mich meist selbst bemühen. Auf Partys werde ich selten eingeladen, habe mir schon anhören müssen, das mich ohnehin keiner mag und ich peinlich sei. Sobald mich Menschen etwas näher kennenlernen, geben sie mir stets das Gefühl, unerwünscht zu sein in ihrer Umgebung.

Die Situation raubt mir alle Lebenskraft. Ich bin völlig demotiviert, raffe mich irgendwie immer auf, sehe aber mittlerweile nichts als eine sehr einsame Zukunft. Ich zeige mich gut gelaunt, habe aber die Hoffnung verloren und bin seit Monaten nur noch traurig. Ich denke, dass ich mich wirklich bemüht habe und weiß jetzt wirklich nicht weiter. Was ist nur falsch an mir? Am liebsten würde ich resetten, ein komplett neues Leben beginnen. Ich hoffe, hier Rat zu finden. Danke.

Werbung

Benutzeravatar

Montag
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 60
Beiträge: 353

Beitrag Sa., 17.03.2018, 05:56

Hallo phueb,

erstmal das Bedürfnis nach Liebe - nach lieben und geliebt werden ist so wichtig, wie Essen und Trinken. Es ist not-wendig, gestillt zu werden. Wie würdest Du das für Dich definieren. Ist für Dich Liebe und geliebt werden nur in einer Partnerschaft erfüllbar?

Ein zentraler Punkt scheint mir folgende Aussage von Dir:
Jahrelang glaubte ich voller Motivation, es sei nur eine Frage der Zeit, bis ich mich finde
. Was macht Dich aus? phueb, stell Dir mal die Frage im stillen und horche auf Antworten. Was lässt Dein Herz höher schlagen? Was hast Du als Kind gerne gemacht? Wie und wann fühlst Du Dich mit dir wohl? Weißt Selbstfindung wird zwar nie in diesem Leben zu Ende kommen, der Prozess geht immer weiter, aber gleichzeitig ist es für mich jedenfalls eine wichtige Voraussetzung die oben genannten Fragen, für sich beantworten zu können, um wirklich lieben zu können und geliebt zu werden.
Ich habe mich immer ehrgeizig um meine Ziele bemüht, hieran scheitere ich allerdings
. Dann behaupte ich mal frech, dann waren es nicht wirklich Deine Ziele. Warum hast Du diese ZIele angestrebt? Aus welchem Grund? Weil tief innen, was dafür gebrannt hat oder weil man diese Ziele halt anstrebt oder weil Dir gesagt wurde, dieses ZIel ist gut? Waren es wirklich eigene ZIele und Bedürfnisse?
Heute bin ich knapp 28 und komme weiterhin mit einer Hand voll Menschen klar, die ich aber nicht unbedingt als "gute" Freunde bezeichnen würde.
Was brauchst Du, um einen Menschen als Freund zu empfinden? Was ist für Dich in einer Freundschaft wichtig?
Ich bin ein offener, aber der Situation entsprechend unsicherer Mensch. Ich versuche, mich extrovertiert zu zeigen und auch mal aufgedreht und witzig zu sein - weiß aber mittlerweile nicht, ob das nicht nur eine unangenehme Fassade, ein Schrei nach Anerkennung ist, der auch so wahrgenommen wird.
Damit triffst Du m. M. n. ins Schwarze. Und es ist existenziell für Dich eine ehrliche Antwort Dir zu geben: Bin ich ehrlich so, wie ich mich in Gesellschaft zeige, will ich so sein? Oder bin ich ein Chamääleon, das sich anpasst und versucht sich so zu verhalten, wie ich denke, dass es gewünscht wird? Authentizität wäre gefragt - sei authentisch, auch in Beziehungen, sei Du und strebe danach ilmmer mehr Du zu werden.
Herzliche Grüße Montag


Ich will! Ich kann! Ich schaff das!

Benutzeravatar

Rorschach
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 55
Beiträge: 41

Beitrag Mi., 21.03.2018, 09:33

phueb hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 23:29 Ich bin ein offener, aber der Situation entsprechend unsicherer Mensch. Ich versuche, mich extrovertiert zu zeigen und auch mal aufgedreht und witzig zu sein - weiß aber mittlerweile nicht, ob das nicht nur eine unangenehme Fassade, ein Schrei nach Anerkennung ist, der auch so wahrgenommen wird.
Auf Partys werde ich selten eingeladen, habe mir schon anhören müssen, das mich ohnehin keiner mag und ich peinlich sei. Sobald mich Menschen etwas näher kennenlernen, geben sie mir stets das Gefühl, unerwünscht zu sein in ihrer Umgebung.
Vielleicht ist dies ja tatsächlich der Grund. Du zeigst Dich extrovertiert, bist es im inneren aber eventl. gar nicht.
Es ist schwer, anhand eines Forumbeitrages zu beurteilen, wie Du tatsächlich bist, bzw. wie Dich andere wahrnehmen.
Ein Freund, der Dir hier ehrlich spiegelt bzw. mitteilt, wie er Dich wahrnimmt, wäre hier sicher nicht schlecht.

Es gibt ja Menschen, die sind dermaßen penetrant, dass man ungern mit ihnen zu tun haben möchte.
Ob dies auch nur ansatzweise auf Dich zutrifft, kann ich natürlich nicht beurteilen.

Einsamkeit scheint ja zu einer neuen Volksseuche zu werden (wenn man M. Spitzer glauben mag), sicher sind aber soziale Kontakte wichtig.

Benutzeravatar

Svelia
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 6

Beitrag Di., 17.04.2018, 16:48

Sich zu verstellen ist nie gut. Das kommt meistens komisch rüber. Glaube mir, es gibt genügend Frauen da draußen, denen es genauso ergeht. Wenn man dir das Gefühl gibt unerwünscht zu sein, so liegt es vielleicht daran, dass du unsympathisch rüber kommst. Das kann natürlich passieren, wenn du dich verstellst. Gerade schüchternen Leuten passiert das schnell. Das zurückhaltende Auftreten kann den Eindruck erwecken, dass du nichts mit denen zu tun haben willst. Menschen wollen, dass man sich ihnen öffnet. Das fällt schüchternen Leuten natürlich viel schwerer.

Werbung


Kirchenmaus
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 49
Beiträge: 887

Beitrag Di., 17.04.2018, 17:56

Hallo phueb,

du fragst, was an dir falsch ist. Ich glaube, es ist ganz einfach deine Fassade. Die ist ja wirklich falsch, entspricht also nicht wirklich dir.
phueb hat geschrieben: Fr., 16.03.2018, 23:29 Ich versuche, mich extrovertiert zu zeigen und auch mal aufgedreht und witzig zu sein - weiß aber mittlerweile nicht, ob das nicht nur eine unangenehme Fassade, ein Schrei nach Anerkennung ist, der auch so wahrgenommen wird.

Ich habe, abgesehen von meinem Job, keine richtigen Hobbies und habe wirklich wenig zu erzählen. Um Aktivitäten mit anderen Menschen muss ich mich meist selbst bemühen. Auf Partys werde ich selten eingeladen, habe mir schon anhören müssen, das mich ohnehin keiner mag und ich peinlich sei.
Vielleicht bist du auch im wahrsten Sinne des Wortes Pein-lich. Jemand, der durch sein verdrehtes, verkrampftes, verzerrtes Äußeres bei anderen Pein, also Schmerz, verursacht.

Es gibt viele Menschen, die introvertiert und ruhig sind. Vielleicht suchst du bei den Falschen?

Ich wünsche dir ganz viel Selbstliebe und den Mut, deine wahren Bedürfnisse zu erkennen.
KM
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

Benutzeravatar

JonMei
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 65
Beiträge: 29

Beitrag Do., 19.04.2018, 13:52

servus

Es ist eh schon gesagt worden: Fassaden klingen hohl und sehen unecht aus. Etwas schärfer formuliert: Maskierte machen Angst.

Überlege mal. Stell dir vor, die Fassade funktioniert perfekt. Du machst lauter Bekanntschaften und schliesst Freundschaften mit Menschen, die zu deiner Fassade passen. Dann bist du mit Leuten zusammen, die nicht zu deinem Inneren passen. Das wäre auch wieder ein zweifelhafter Erfolg.

Du schreibst vom Eindruck, für andere emotional unsichtbar zu sein. Da täuschst du dich gewaltig. Deine emotionale Bedürftigkeit wird gesehen und die ist abschreckend. Vor Allem Frauen, an denen du Interesse zeigst, sind da sehr sensibel und finden das wenig attraktiv.

Bleib dabei, Kontakte zu suchen. Setze weniger Fassaden ein, nimm den Druck ein wenig raus. Es muss nicht gleich die grosse Erlösung und die grosse Liebe sein. Und möglicherweise wirst du der grosse Gesellschaftslöwe auch nicht werden.

Sorge vor Allem parallel dazu, dass du selbst gut auf dich schaust. Treibe Sport, halte dich fit, höre die Musik, die dir gut tut. Such dir ein geselliges Hobby. Schau wie andere das machen. Fühl dich wohl und lass dir das ansehen, ohne damit zu prahlen.

Du gehst jetzt auf die 30 zu. Das ist eine Wendezeit. Wenn du jetzt grossen Druck spürst, dass etwas anders werden soll, dann deute das richtig: Es geht nicht darum, dass alles sofort, wie auf Knopfdruck, anders wird. Es geht darum, dass du das sehr ernst nimmst und sehr konsequent, umsichtig und nachhaltig daran arbeitest, dem Ersehnten schrittweise näher zu kommen.

viele Erfolge

Benutzeravatar

moseff
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 30
Beiträge: 11

Beitrag Mo., 03.09.2018, 21:03

JonMei hat geschrieben: Do., 19.04.2018, 13:52 ......
Du schreibst vom Eindruck, für andere emotional unsichtbar zu sein. Da täuschst du dich gewaltig. Deine emotionale Bedürftigkeit wird gesehen und die ist abschreckend. Vor Allem Frauen, an denen du Interesse zeigst, sind da sehr sensibel und finden das wenig attraktiv.
......
Erkenne doch einige Paralellen.....

Bin 33 und hatte bislang zwar 2 "Liebesbeziehungen" (1-3 Jahre) aber keine Zufriedenstellende - zB traute mich nicht zu öffnen. Hatte/Habe stets Angst davor verletzt zu werden.

Bei mir ist es auch wie verflixt.


Denke auch, ich bin als platonischer Freund soweit ok.
Dennnoch muss ich mich in 90% der Fälle bei meinen "Freunden" melden.

Mittlerweile ist es mir zu doofe geworden und ich suche nach neuen echten Freunden - doch auch hier ists oft so, dass ich mich melde ... so nach 1,2 Woche Funkstillle.

Bin sehr sehr bemüht im Internetdating und finde ich bin eigentlich in Ordnung (Sensibel, rücksichtsvoll, reflektiert....).

Doch nach den ersten Treffen ... ca. 1-5 / Jahr melden sich die Frauen nicht mehr .... denke mir auch, sie merken meine emotionale Bedürftigkeit. Bei meinen zwei EX Freundinnen wars auch so, dass sie selbst sehr bedürftig nach Zuwendung waren.

Weiss selbst nicht .... womöglich ist es echt so, dass man mit sich selbst im Reinen sein muss und gar nicht nach Anerkennung sucht ?



LG Lukas

Benutzeravatar

Sommerkind09
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 35
Beiträge: 76

Beitrag Mo., 03.09.2018, 23:00

Hallo Lukas, bis auf die gar völlig fehlenden Beziehungen ist es bei mir ähnlich, als platonischer passt man, bis auf einen langjährigen Freund sind alle anderen Freundinnen, aber auch wenn es mal seltenerweise ein Date gibt (wische mir auch nen Wolf in den Apps und geb mir Mühe), es ist sofort klar, dass da nix draus wird.

Und ich versuche zumindest meine zweifellos vorhandene "emotionale Bedürftigkeit" nicht offen zu zeigen.

Bei den bestehenden Freunden dieselbe Problematik wie bei dir, es geht immer von mir aus wenn man nicht zufällig mal was von mir will :roll:

Benutzeravatar

Wileved-
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 25
Beiträge: 4

Beitrag Di., 04.09.2018, 07:22

Ein zentraler Punkt scheint mir folgende Aussage von Dir:

Benutzeravatar

moseff
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 30
Beiträge: 11

Beitrag Di., 04.09.2018, 20:55

Hallo,

Eigentlich ist derzeit meine einzige schlüssige Erklärung, dass ich diese innere Leere / allein fühlen nach aussen irgendwie zeige.

Bin mal gespannt - durch einen 6 wöchigen Tagesklinikturnus bin ich dieser inneren Einsamkeit / Haltlosigkeit doch deutlich näher gekommen.

Vermute aber auch, dass ich aufgrund dieser inneren Einsamkeit sehr sensibel bin auf alles was in diese Richtung deuten könnte (dass ich eben nicht ok / liebenswert wäre).


Bin in diesen Thema derzeit eher ratlos.

Einzig Positive ist, dass ich die Wut darüber mich "nicht angenommen" zu fühlen seit neuestens vermehrt zeigt - wobei ich achte niemanden zu beleidigen (Fluchen, Wut gegenüber Dingen, vermehrte Selbstbefriedigung die bei mir eher zum Spannungsabbau dient...) - anstatt diese Wut gegen mich selbst zu richten.

In der Thera arbeiten wir u.a. mit den "inneren Kind" und hierbei wird das "ruhig vor sich hinspielende Kind und das trotzige Kind" sehr dominat.

Mal schaun.....


LG

Werbung

Antworten