Einsam nach Umzug

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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ExtraordinaryGirl
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Einsam nach Umzug

Beitrag So., 07.10.2018, 19:50

Ich fühle mich nach einem sehr erwünschten Umzug in eine Großstadt einsam.

Wie es beruflich weitergeht, ist noch unklar, und ich warte ungeduldig darauf, das klären zu können (genauer: auf einen Termin bei der Arbeitsagentur. Im Augenblick lebe ich von Ersparnissen).

Ein Job und/oder eine Fortbildung hätte auch den Vorteil, dass ich automatisch mit Leuten in Kontakt käme.

So aber bin ich allein. Ich habe mir zwar vorgenommen, mich nicht zu verkriechen, und gehe aus usw. - aber wenn die anderen in der Gruppe unterwegs sind, bin ich halt trotzdem allein.

Brauche ich einfach mehr Geduld? Oder sogar mehr Mut? 😧 Soll ich gezielt Leute ansprechen, die auch alleine sind (das habe ich bisher erst einmal gemacht, als ich mich an einen Tisch in einem Abendlokal setzen wollte - die Person hatte aber schon eine Begleitung, die nur gerade an der Bar war)?

Ich habe jetzt schon öfter gelesen, dass man in solchen Situationen Vereinen beitreten oder Kontaktapps nutzen soll, aber mit Letzteren habe ich bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht und seit die neue Datenschutzverordnung in Kraft ist, wurde ein Verzeichnis der Vereine von der offiziellen Homepage der Stadt entfernt - zu googeln hat mich nicht wirklich weitergebracht.

Ich habe bisher bewusst darauf verzichtet, dem alten Wohnort einen Besuch abzustatten. Ich hätte sofort Heimweh nach dieser Stadt, aber dort habe ich zumindest eine Vergangenheit. Hier nichts (ich bilde mir plötzlich ein, in dem Punkt Flüchtlinge verstehen zu können).

Ach ...

Dieses Forum ist auch vertraut. Kann mir hier jemand zu etwas raten?
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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Jenny Doe
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Beitrag So., 07.10.2018, 20:06

Hallo ExtraordinaryGirl,

ich bin ja auch vor ein paar Jahren in eine fremde Stadt gezogen.
Was ich dir raten kann? So wie du Freunde in der alten Heimat gefunden hast, so findest du sie auch in der neuen Heimat. Du hast sie damals gefunden und wirst sie jetzt auch finden. Mach das, was du in deiner alten Heimat gemacht hast, um Freunde zu finden.
Es dauert natürlich seine Zeit bis sich neue Freundschaften entwickelt haben. So was ist ein Prozess, eine Entwicklung.

Es müssen ja keine Vereine sein. Es gibt ja auch andere Gruppen. Es gibt Wandergruppen, Strickgruppen, ... Nahezu für jedes Interessensgebiet gibt es irgendwo eine Gruppe.

Mir geht es heute noch so: Wenn ich in meiner alte Heimat fahre tut es richtig weh. Ich fühle mich dann wie zwischen zwei Stühlen, zwischen der Stadt in der ich meine Wurzeln habe und der Stadt, in der sich die Äste und Blätter entwickelt haben.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag So., 07.10.2018, 20:53

Herzlichen Dank für deine Antwort, Jenny.

Ich wollte dir erst erklären, weshalb das, was du vorschlägst, zu schwierig für mich ist. 😉

Aber vielleicht stimmt das so gar nicht. Ich bin, weil ich im Grunde eine offene Natur habe, in der Vergangenheit immer leicht mit Leuten in Kontakt gekommen.

Demonstrationen, Debatten, Public-Viewing ... Aber das muss sich halt wirklich erst wieder aufbauen und es ist eine Weile her, seit ich zum letzten Mal so alleine war.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)


mio
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Beitrag So., 07.10.2018, 21:04

ExtraordinaryGirl hat geschrieben: So., 07.10.2018, 19:50 die nur gerade an der Bar war
Sich in einem Lokal an die Bar zu setzen oder stellen ist meiner Erfahrung nach zB. eine sehr gute Möglichkeit um spontan mit fremden Leuten ins Gespräch zu kommen. Natürlich wird da jetzt nicht zwingend gleich ein echter/längerer Kontakt draus, aber Du hattest dann zumindest ein bisschen Unterhaltung und vielleicht passt es ja tatsächlich so gut dass sich mehr entwickelt mit der Zeit (vor allem wenn Du vielleicht öfter in das Lokal gehst).

Öfter in ein und dasselbe Lokal zu gehen ist meiner Meinung nach auch eine Möglichkeit Kontakte aufzubauen, weil es ja meist einfach auch andere Stammgäste gibt und wenn man sich häufiger sieht dann kommt man halt auch eher in Kontakt. Das ist zwar in der Großstadt schwieriger, weil kein "automatisches" Phänomen, aber es kann bei Lokalen mit entsprechendem Charakter/Publikum funktionieren. Und wenn nicht dann kennst Du nach ner Zeit zumindest schon mal die Bedienung. Nichts ist anheimelnder als eine Bedienung die einem unaufgefordert das Richtige bringt in Sachen: Man kennt sich ;).

Und kommen Dich denn wenigstens Freunde aus der alten Stadt mal besuchen wenn Du schon nicht hinfahren magst? Das fand ich anfangs auch hilfreich dass immer mal wer zu Besuch kam und diese "Veränderung" dadurch auch nicht so "abrupt" war (ich bin allerdings auch in die alte Stadt gefahren wenn ich Heimweh hatte oder einfach meine Freunde sehen wollte um mal wieder was so richtig gemeinsam zu unternehmen, dh. ich hab die Kontakte auch ne Zeit lang noch weitergepflegt so).

Stadteil-Kulturzentren und so sind da auch manchmal ganz gut geeignet, weil da meist auch eher ein Stammpublikum da ist und häufig gibt es da ja auch alle möglichen Veranstaltungsangebote.

Ansonsten sehe ich es auch so dass es ganz normal ist dass das dauert, das wird schon! :)

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Pianolullaby
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Beitrag So., 07.10.2018, 21:42

ich bin ausgewandert, also aus der CH nach D, und mir haben tatsächlich Vereine, oder die VHS geholfen.
Der Chor dem ich beigetreten bin, so habe ich viele Freunde gewonnen.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Beitrag So., 07.10.2018, 21:44

Es war ein Jazzclub - und nach der Absage (die ich der Frau nicht übel nehme) habe ich mich an den Sitzplätzen an den Wänden herumgedrückt.

Weiter herzukommen (soweit es der Geldbeutel zulässt) habe ich mir schon überlegt - nächstes Mal werde ich mich an die Bar setzen.

Es war auch zugegebenermaßen schwer, Lokale mit Live-Musik zu finden (ich liebe Musik) - was ich in einer Großstadt eigentlich nicht erwartet hätte. Vielleicht liegt es wirklich an der Eingewöhnungsphase.

Nach dem Kulturzentrum werde ich gleich mal googeln.

Freunde waren bisher nicht zu Besuch, aber das würde vielleicht helfen. Ich bin aus dem Ort raus, weil ich hier in der Großstadt mehr Möglichkeiten habe.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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Beitrag So., 07.10.2018, 21:52

Danke für eure Rückmeldungen. :)
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)


mio
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Beitrag So., 07.10.2018, 22:16

Viel Erfolg und baldiges gutes Gelingen! :)

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Beitrag So., 07.10.2018, 23:23

Vielen Dank! :)
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kaja
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 04:15

Hallo EoG,

ich habe sehr gute Erfahrungen mit Facebook Gruppen wie "Neu in XYZ", " NETTWERK-XYZ" oder "Jeder hilft jedem -XYZ" gemacht.

Da gab es zum Teil auch Stammtische, man kann auch einfach mal Posten das man gerne die oder die Veranstaltung besuchen möchte und fragen ob jemand mit kommt.

Als ich quer durch das Land gezogen bin, in eine Stadt in der ich niemanden kannte, waren diese Gruppen extrem praktisch. Nicht nur um Freundschaften aufzubauen, sondern auch um an Infos und Tipps zu kommen oder Hilfe um z.B. etwas zu reparieren.

Ich bin zum Glück sehr kontaktfreudig und habe in der Hinsicht keine Schwierigkeiten und so haben sich da schnell Bekanntschaften ergeben, die dann teilweise auch Freundschaften wurden.

Durch ein "Wer kennt einen schönen Weihnachtsmarkt und hat Lust mit mir hinzugeben" in einer der genannten Facebook Gruppen habe ich nicht nur einen super lieben Bekannten gewonnen, sondern über ihn dann später noch einen Job der mir weitere Kontakte beschert hat (und sehr viel später noch einen anderen netten Mann).

Sehr schnell angefreundet habe ich mich auch mit der (jetzt Ex-) Freundin eines Nachbarn durch ein gemeinsames Hobby. Der Nachbar ist weg, die Freundin noch da. Durch sie habe ich dann noch weitere Menschen kennengelernt, die teilweise zu meinem Freundeskreis hier gehören. Netzwerken finde ich immer hilfreich.

Der Rest lief dann später ganz klassisch über Arbeit/Studium.

Ich denke wenn man da unverkrampft ran geht und nicht ängstlich schnell nach Kontakt sucht -denn das strahlt man dann immer irgendwie aus- ergibt sich das schnell quasi von alleine. Da sollte man sich nicht unter Druck setzen.

Ich wünsche dir einen guten Anfang in der neuen Stadt.
After all this time ? Always.


kaja
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 04:15

Hallo EoG,

ich habe sehr gute Erfahrungen mit Facebook Gruppen wie "Neu in XYZ", " NETTWERK-XYZ" oder "Jeder hilft jedem -XYZ" gemacht.

Da gab es zum Teil auch Stammtische, man kann auch einfach mal Posten das man gerne die oder die Veranstaltung besuchen möchte und fragen ob jemand mit kommt.

Als ich quer durch das Land gezogen bin, in eine Stadt in der ich niemanden kannte, waren diese Gruppen extrem praktisch. Nicht nur um Freundschaften aufzubauen, sondern auch um an Infos und Tipps zu kommen oder Hilfe um z.B. etwas zu reparieren.

Ich bin zum Glück sehr kontaktfreudig und habe in der Hinsicht keine Schwierigkeiten und so haben sich da schnell Bekanntschaften ergeben, die dann teilweise auch Freundschaften wurden.

Durch ein "Wer kennt einen schönen Weihnachtsmarkt und hat Lust mit mir hinzugeben" in einer der genannten Facebook Gruppen habe ich nicht nur einen super lieben Bekannten gewonnen, sondern über ihn dann später noch einen Job der mir weitere Kontakte beschert hat (und sehr viel später noch einen anderen netten Mann).

Sehr schnell angefreundet habe ich mich auch mit der (jetzt Ex-) Freundin eines Nachbarn durch ein gemeinsames Hobby. Der Nachbar ist weg, die Freundin noch da. Durch sie habe ich dann noch weitere Menschen kennengelernt, die teilweise zu meinem Freundeskreis hier gehören. Netzwerken finde ich immer hilfreich.

Der Rest lief dann später ganz klassisch über Arbeit/Studium.

Ich denke wenn man da unverkrampft ran geht und nicht ängstlich schnell nach Kontakt sucht -denn das strahlt man dann immer irgendwie aus- ergibt sich das schnell quasi von alleine. Da sollte man sich nicht unter Druck setzen.

Ich wünsche dir einen guten Anfang in der neuen Stadt.
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Eremit
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 09:34

ExtraordinaryGirl hat geschrieben:Es war auch zugegebenermaßen schwer, Lokale mit Live-Musik zu finden (ich liebe Musik) - was ich in einer Großstadt eigentlich nicht erwartet hätte.
Das liegt vor allem daran, dass immer mehr Lokalbesitzer nicht gewillt sind, auch nur einen Cent für die Musiker auszugeben oder sogar Geld von den Musikern verlangen, damit diese dort überhaupt spielen dürfen. Und das machen die meisten Musiker, vor allem die professionellen, nicht mit.

Dazu passend: https://pbs.twimg.com/media/DYRjKIxXkAAk6uz.jpg

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Beitrag Mo., 08.10.2018, 10:36

Na ja, ich hatte mir eigentlich vorgenommen, Facebook nicht zur Kontaktsuche zu nutzen, weil mir meine Privatsphäre sehr wichtig ist und ich ein großes Problem damit habe, wenn man Geld mit meinen persönlichen Daten verdient. Ich versuche im Alltag auch, es den Leuten, die daran verdienen wollen, schwer zu machen.

Aber die Reichweite von Facebook ist halt enorm.

Ich muss auch zugeben, dass ich an diesen Umzug große Hoffnungen knüpfe. Das zum Stichwort "unverkrampft" ... :neutral:
Ich wünsche dir einen guten Anfang in der neuen Stadt.
Vielen Dank für die guten Wünsche. :)
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 10:39

Danke für den Link - und die Infos!-, Eremit.

Ob sich dieser Egoismus auszahlen wird?
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)


Eremit
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 11:06

Eine gute Möglichkeit ist auch, gemeinnützigen Tätigkeiten nachzugehen, bei denen man besonders oft mit Menschen in Kontakt kommt.
ExtraordinaryGirl hat geschrieben:Ob sich dieser Egoismus auszahlen wird?
Auf kurze Sicht ja, auf lange nicht, wie man recht gut sehen kann an der signifikant verringerten "Lebensdauer" von Lokalen, die von Live-Musik auf Musik aus der Konserve umsteigen. Ich bin in meiner Jugend oft weggegangen, fast jeden Tag, die Mehrzahl der besuchten Lokale waren solche mit Live-Musik. Die, in denen auch heute noch professionelle Musiker auftreten (und dafür auch bezahlt werden) existieren noch, alle anderen mussten zusperren, weil die Leute entweder woanders hingegangen oder gleich ganz daheim geblieben sind.

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