Strategien gegen Vermeidung/Ängste

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Felix0710
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Strategien gegen Vermeidung/Ängste

Beitrag Mo., 08.10.2018, 11:29

Hallo,

Es haben ja viele ihre Probleme und manche Probleme haben wir hier auch gemeinsam.
Deswegen interessiert mich, was für Strategien ihr gegen das "Schlechte" habt.
Insbesondere gegen starke Ängste (vor allem soziale), aber auch allgemein gegen "Traumaängste" die getriggert werden oder Angst vor der Zukunft/Versagen etc
Ich falle schnell in ein Gefühl von Ohnmacht oder auch wortwörtlich durch starke Dissoziation.
Ich weiß natürlich, dass einerseits Konfrontation hilfreich ist, die wohl oft durch Mangel an Selbstbewusstsein schwierig wird.
Und andernseits gegen schlechte Grundannahmen zu denken. Zum Beispiel, wenn man denkt, dass man wertlos ist, daran zu denken wie man Andere sieht und warum man weniger wertvoll sein sollte als diese oder mit Menschen zusammen sein, die einen wertvoll behandeln. Gegen Ängste funktioniert das aber irgendwie weniger gut. Beispielsweise zu denken:"Ich bin in Sicherheit" oder "Niemand wird mich angreifen" bringt nicht all zu viel oder gar nichts.
Für die, die sich mit Traumatherapie auskennen....liegt das daran, dass die Anspannung zu hoch ist? Was kann man dagegen tun?

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IntoDust
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 11:44

Klingt, als wäre es bei dir eine Kombination aus Ängsten und daraus resultierend dem Gefühl, wenig bis gar nicht selbstwirksam zu sein. Gegen Dissoziation hilft mir am besten "Erdung" - also klar wahrnehmen, wo man sich körperlich gerade befindet, wie sich der Boden unter den Füßen anfühlt, was sich alles im Raum befindet, wo ich mich im Raum befinde und welche Emotionen gerade da sind. (Sehr hilfreich dabei auch das Aufzählen von Dingen im Raum, zum Beispiel 1 rote Sache, 2 blaue Sachen, 3 gelbe Sachen etc etc).

Wirklich richtig gut geholfen hat mir in Bezug auf Traumata die Arbeit mit EMDR. Hast du damit bereits Erfahrungen machen können? Es scheiden sich ja die Geister, manche kommen damit wunderbar zurecht, für andere ist es eher nichts - aber das ist wohl wie bei allem. Ich wäre ohne EMDR definitiv nicht dort, wo ich inzwischen bin, nämlich auf einem richtig guten und stabilen Weg.

Hm, zu sozialen Ängsten kann ich nicht so viel beitragen, die sind bei mir eher gering. Aber hilfreich kann sein, sich bewusst zu machen, dass die meisten Menschen mit etwas anderem beschäftigt sind - mit sich selbst nämlich und ihrem eigenen Kram - und daher das, was du vielleicht bei dir als Mängel und Schwächen ansiehst, gar nicht so stark bemerken, wie du eventuell annimmst.

Liebe Grüße!

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Felix0710
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Beitrag Mi., 10.10.2018, 12:42

Danke für die Antwort.
Mit Emdr habe ich nicht so viel Erfahrung, auch wenn es einmal bei mit gemacht wurde. Da war aber eher depressive Symptomatik im Vordergrund.
Habe da ehrlich gesagt eher gedacht was die Therapeutin da macht und von mir will.

Ehrlich gesagt habe ich auch derzeit keine Therapie, weil die Ängste unmöglich machen auf Menschen zuzugehen (was ja bei der Suche nach Hilfe auch notwendig wäre)
Das mit der Erfahrung nicht wirksam zu sein stimmt. Die einzige kleine Brücke die ich derzeit gefunden habe ist das Gefühl von Ohnmacht wahrzunehmen, aber trotzdem so gut wie möglich zu versuchen alles zu erledigen

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IntoDust
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Beitrag Mi., 10.10.2018, 13:37

Aber das ist doch schon prima - das Gefühl von Ohnmacht einfach mal wahrnehmen. Als das, was es ist, und ohne Bewertung (ich weiß, ist schwierig, wenn es einem das Leben zur Hölle macht.) Aber indem man ein schwieriges Gefühl einfach da sein lässt, anstatt es mit aller Kraft wegzuschieben und zu bekämpfen, verliert es oft deutlich an Durchschlagskraft, finde ich. Aber das ist vielleicht auch bei jedem anders? Bei mir funktioniert sowas zumindest gut.

Oh - und du kannst auf Menschen zugehen und dir Hilfe holen. Hast du bereits bewiesen, indem du hier gepostet hast. Nicht übersehen, das ist ja auch schon ein Schritt :)

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Chrikai95
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Beitrag So., 02.12.2018, 21:00

Ich habe vor 10 Jahren und vor 5 Jahren jeweils eine schwere Panikattacke hinter mir.
Nach der zweiten Begriff ich erst dass das Thema "Angst" an sich mein größtes "Problem" ist und habe mich extrem mit mir selber dazu beschäftigt.
Zur generellen Stabilisierung meines Zustandes habe ich Antidepressiva genommen und nehme diese bis heute, da Sie die medikamentöse Basis für meine Verbesserung sind und habe am Anfang eine Gesprächstherapie benötigt.
Ich habe mich unter anderem mit Qi-Gong, TCM, Meditation, Glücksfindung usw. beschäftigt und habe mein Leben dadurch im Griff. Ich bin zwar nicht geheilt, da ich meine "Krankheit" genau so wie z.B. eine Zuckerkrankheit oder anderes sehe, aber meine Gesundheit ist stabil und ich fühle mich Sicher. Mittlerweile ist diese Sicherheitsfindung durch unterschiedliche Praktiken auch manchmal anstrengend aber ich kann nur jedem Empfehlen sich mit sich selbst zu beschäftigen. Du kannst bei Ärzten, Therapeuten usw. denn Beginn machen und dass ist auch wichtig aber nur du alleine kannst am Ende die Veränderung einleiten die du Dir wünschst, und dass hat noch jeder geschafft.
Buchempfehlung: Das Kind in Dir muss Heimat finden, da fast alle Probleme aus der Kindheit bzw. dem Aufwachsen in der Kindheit kommt.
In kleinen Schritten anfangen, z.B. vor 10:00 Uhr ins Bett gehen.
Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettelmann und nicht nach 18:00 Uhr.
Kein Alkohol oder nur wenig. Ingwer oder Ginsengwurzel als Tee in die Ernährung einbauen.
Der Glaube versetzt Berge

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Pianolullaby
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Beitrag Di., 04.12.2018, 20:29

Wow erstmal Hut ab, dass Du es schaffst Gefühle überhaupt wahrzunehmen, das gelingt vielen nicht, weil sie dissoziieren.
Es ist aber schon so, dass wahrgenommene Gefühle auch erstmal die Spannung hochschnellen lässt. Zur Reduktion der Anspannung gibt es verschiedene Möglichkeiten, da hilft jedem was anderes. Was Du mal anschauen kannst, ist DBT / Hochtoleranzskills. Auch da, nichts hilft jedem und es ist ganz klar eine riesen Übungsaufgabe. Ich benutze Skills, welche nicht für jeden geeignet sind, weil es Dinge sind, die eher nicht von Therapeuten gesagt werden. Bsp. im Winter barfuss in den Schnee oder im Winter in den Fluss steigen. Sonst benutze ich v.a. eiskalte Duschen (bitte nicht heiss duschen, weil man sich schnell verbrüht wenn man zu wenig Gefühl hat), oder v.a. benutze ich Düfte, da reagiere ich sehr gut drauf.
Mir ganz wichtig geworden sind Igelbälle und zwar nicht diese normalen gummiartigen sondern metallische. Da ich nicht weiss, ob hier Links erlaubt sind, kannst Du mir im Bedarf eine PN schicken und ich schicke Dir den Link wo Du die dann bestellen kannst.

Bei Ängsten hilft tatsächlich nur eines. Immer und immer wieder durch die Ängste hindurch gehen. Angst habituiert sich nur über Wiederholung. Unendlich mühsam, aber das einzige.

Viel Glück
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Felix0710
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Beitrag Di., 12.05.2020, 12:34

Es ist zwar schon ziemlich lange her. Aber ich wollte mich trotzdem bedanken. Ich habe tatsächlich DBT Therapie mit Anwendungen von Skills gemacht. Es hat sehr lange gedauert, aber ich bin mittlerweile so stabil, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Wirklich sehr zu empfehlen!! :-D

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