Die Unfähigkeit vertrauen zu können

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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BinkXj
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Die Unfähigkeit vertrauen zu können

Beitrag Fr., 17.07.2020, 04:11

Hallo,
Mein Problem ist es,dass ich keine Person mehr an mich heran lassen kann,was mir vor kurzem erst wieder richtig bewusst wurde.
Seit meiner Kindheit bin ich immer wieder abgelehnt worden von Menschen,ob emotional oder körperlich,ich wurde von einem Familienmitglied missbraucht in einem jungem Alter und abgesehen davon war der Kontakt zu meiner Familie nie gut.
Meine bisherigen Freunde haben mir immer wieder gezeigt,warum es besser ist,niemanden mehr zu Vertrauen.
Mein Freundeskreis schrumpfte mit dem Alter,bis ich schließlich nur noch oberflächliche Freunde hatte mit denen man zwar ab und an was unternimmt,es aber an Tiefe fehlt.
Jedenfalls von meiner Seite aus.
Soweit so gut,ich fand mich schließlich damit ab und wurde ziemlich egozentrisch und war auch zufrieden mit dem Gedanken alleine und isoliert zu leben und war vollkommen glücklich damit,so glücklich wie noch nie,da meine gesammelte Energie das erste mal nur mir gewidmet war und nicht in einen Menschen verschwendet wurde,der sie letztendlich nicht wert war.
Dann traf allerdings ein Mann in mein Leben dem ich mich seit langem mal wieder öffnete und mich ihm teilweise anvertraute.
Der Kontakt blieb erstmal ausschließlich über das Internet,bis wir anfingen uns zu treffen,uns näher zu kommen.
Als wir zusammen waren,hatte ich keinerlei negativen Gefühle oder Ängste.
Im Gegenteil.

Als ich allerdings wieder Zuhause und alleine war,fiel plötzlich eine Wucht aus Selbstzweifel,Verlustängsten und vorallem die Angst ihm zu vertrauen zu können auf mich ein was mich seitdem gefühlsmäßig aufwirbelte.
Es ist,als hätte ich mir nach und nach ein Haus aufgebaut was er nach und nach wieder abbaute und somit meine Vergangenheit stück für stück wieder hochkommt,Erinnerungen und Momente die anscheinend doch noch nicht verarbeitet waren.
Seitdem weine ich wieder jeden Tag,was seit langem nicht mehr der Fall war,obwohl er überhaupt nichts getan hat.

Ich suche seine Fehler.
Ich weiß,dass er welche hat,dass er welche machen wird,dass er mich verletzten wird.
So war es immer,jedes mal,wieso sollte es diesmal also anders sein?
Warum ausgerechnet Ich,hatte er keine andere Wahl?
Und wenn er doch eine andere Wahl hat,bin ich sowieso nur eine Ablenkung und damit vollkommen irrelevant
Bin ich da um irgendetwas zu kompensieren?

Diese Gedanken treiben sich seither in meinem Kopf rum und ich bekomme sie nicht mehr daraus.
Die unabhängige,selbstbewusste Frau verblasst und meine alten Verhaltensmuster kommen wieder auf an denen ich so hart gearbeitet habe damit sie weggehen,da ich mich selbst kaum ertragen kann wenn ich so bin da ich in solchen Phasen zu nichts zu gebrauchen bin.
Ich möchte und ich kann einen solchen emotionalen Schmerz nicht ertragen.
Aber ich möchte auch lernen,mich Menschen zu öffnen und endlich lernen wieder zu vertrauen.
Er hat mir keinen Grund gegeben ihm nicht zu vertrauen und doch denke ich seither über alle möglichen Situationen nach die auch nur ansatzweise möglich sind,die mich verletzten könnten und ihn als das herausstellen was ich innerlich denke was er ist ; Eine weitere Enttäuschung,ein Mensch der mich nur benutzt um irgendetwas zu bekommen,egal ob es körperlich ist oder ob ich ihm nur als eine mentale Stütze diene welche aber nicht mehr benötigt wird,sobald sie ihren Zweck erfüllt hat.

Ich weiß nicht,ob es besser wäre den Kontakt abzubrechen da es für ihn (und vorallem für mich) auf Dauer dafür leichter wäre,aber ist das die Lösung?
Oder sollte ich es versuchen mich zu öffnen,aber im Stillen trotzdem leiden da ich mich immer auf das vorbereite was noch gar nicht eingetreten ist?
Egal wie ich mich entscheiden werde,ich werde wieder monatelang-wenn nicht noch länger- in einem Gefühlschaos leben müssen da mein „Haus“ abgerissen wurde und ich somit wieder vor dem Nichts stehe und somit verwundbar bin.

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Malia
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Fr., 17.07.2020, 09:26

Vertrauen in andere hat damit zu tun, ob man sich selbst zutraut, mit dem, was dann passiert, umgehen zu können.
Das hat mit einer eigenen Entscheidung zu tun.
Ich kann vermeiden und ich kann mich/mir trauen.
Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten kann sich nur entwickeln, wenn ich etwas wage.
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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sgtmax1
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Beiträge: 129

Beitrag Fr., 17.07.2020, 09:45

Ich glaube es wäre besser und würde auch dir mehr helfen, wenn du es versuchst.
Versucht gemeinsam schöne Sachen zu unternehmen und verdränge dadurch die anderen Gedanken, schafft euch schöne Gedanken und beweiße dir selbst, das eine Beziehung zu einer Person auch etwas schönes sein kann.

Aus deinen Erzählungen geht hervor, das dein innerer Kritiker dich zu sehr beschützen will, dich zu sehr beherrscht.

Ich denke, diese Beziehung wäre einen Versuch wert.

Also meiner Meinung nach.

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Candykills
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Beiträge: 4839

Beitrag Fr., 17.07.2020, 19:48

Natürlich wird er Fehler machen und dich verletzen. Jeder Mensch macht Fehler und verletzt auch mal. Die Frage ist, ob du damit umgehen kannst. Im Normalfall kann ein Mensch damit umgehen. Ist man aber psychisch nicht gesund, kann das zu einer Mammutaufgabe werden. Hast du schon mal psychotherapeutische Hilfe in Anspruch genommen? Jetzt wäre zum Beispiel ein passender Zeitpunkt sich Unterstützung zu suchen und die Probleme dort und bei denen zu lassen, wo sie hingehören und nicht bei dem Mann, der es vielleicht einfach nur gut mit dir meint.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Janette2020
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Beitrag Mi., 12.08.2020, 08:04

Nach der Vorgeschichte ist es natürlich klar, dass du nicht mehr so leicht jemanden an dich ran lassen willst. Irgendwann musst du dich aber wieder öffnen und wenn dieser Mann dir jetzt gut tut, probiere es. Jeder hat Fehler, mit Sicherheit auch du. Erzähle ihm von deiner Vergangenheit, dann siehst du seine Reaktion. Damit fällt es ihm sicher leichter, dich in gewissen Situationen oder bei gewissen Reaktionen nachzuvollziehen.

Wenn du aber alleine gar nicht mehr damit klar kommen solltest, suche dir bitte Hilfe. :)

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ThermoThorsten1
sporadischer Gast
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Beiträge: 5

Beitrag So., 11.10.2020, 15:50

Hallo BinkXj,
ich schließe mich da Janette2020 an: rede mit ihm.
Wenn du alles nur für dich behälst und in dich reinfrisst wird es nicht besser werden.
Und wenn du dich ihm öffnest gibst du ihm auch die Chance sich dein Vertrauen zu erarbeiten.
Verliebtheit ist die einzige gesellschaftlich akzeptierte Psychose.

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