Ich bin nichts wert!

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Romy74
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Ich bin nichts wert!

Beitrag Mi., 17.06.2009, 18:11

Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ich schreib einfach drauf los, auch wenn es vielleicht etwas länger wird.

Morgen werd ich 35. Dieser Tag ruft schon seit einigen Monaten ein Grauen in mir hervor. Grund: Ich habe nichts erreicht. Ich habe keine Beziehung, keine Freunde und beruflich krebse ich auch irgendwo im Nirwana eines ungeliebten schlecht bezahlten Jobs herum.

Vor einigen Wochen durfte ich mir von meiner 3 Jahre jüngeren Schwester anhören, ich hätte meinen Weg noch nicht gefunden.

Und heute musste ich mich von einer 24-jährigen vor meinen Kolleginnen runterputzen lassen, und ich weiß bis jetzt noch nicht so richtig, was ich eigentlich falsch gemacht habe.

Seit Jahren kämpfe ich gegen meine (vermeintlichen) Schwächen an. Doch anscheinend bringt es Null. Ich kann einfach nicht mehr, fühle mich allein, einsam, minderwertig. Die Sache heute war nicht besonders groß, und trotzdem würde ich mich am liebsten verkriechen, damit ich nichts mehr mit diesen "bösen" Menschen da draußen, die mich immer wieder verletzen, zu tun haben muss. Ich weiß, dass klingt kindisch. Aber genauso fühle ich mich.

Meine Geb.-Feier, die jeder obligatorisch in unserer Firma bekommt/gibt, habe ich auch gestrichen.

Mir reichts einfach!!!

Und trotzdem frage ich mich mal wieder, was in meinem Leben eigentlich falsch gelaufen ist, dass mich keiner leiden kann...

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Die Püppi
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Beitrag Mi., 17.06.2009, 18:27

Hallo Romy74

Erstmal möchte ich dir sagen, dass du mit dem Problem nicht allein bist, ich z.B. weiß genau wie du dich fühlst.

Zu deinem Spruch: "Grund: Ich habe nichts erreicht." kann ich nur sagen, dass das eher weniger zutrifft - jeder Menshc hat in seinem Leben schon irgendwas erreicht und wenn es nur etwas, für andere, völig unbedeutsames, beispielsweise eine schöne Wohnung die du nach deinen Wünschen eingerichtet hast oder eine abgeschlossene Ausbildung...
Solche vermeintlich kleinen Dinge sind viel wert...

Bei deiner Kollegin, wenn es eine war, frag anch was du falsch gemahct hats und wenn es keine Erklärung gibt dann ignoriere solche Situationen, ich weiß wie schwer das ist aber das ist der scheinbar einzigste Weg...

Du schreibst: "meine (vermeintlichen) Schwächen" - siehst du denn deine Schwächen in den selben Punkten oder eigentlich woanders?
Denn deine Stärken und Schwächen kennst immernoch du am besten, lass dir also nicht irgendwelche vermeintlichen Schwächen "aufdrücken"
Das tut die Gsellschaft nämlich (leider) gerne...

Vielelicht hilft es deinem etwas angeknacksten Selbstvertauen etwas auf die Sprünge, wenn du dir mal ganz direkt bewusst amchst was gut an dir ist, deine Stärken hervorhebst...
Schau dich im Spiegel an, und sage dir selbst was dir an dir selber gefällt...

Halte an diesen Punkten fest und mach sie dir immer und immer wieder bewusst...

Jeder Mensch ist wertvoll, gerade auch durch Fehler, auch du - halte dir das immer vor Augen

Ich drücke dir alle Daumen dass du schnell zu Stärke und Selbstbewusstsein findest, und die Kraft hast dir nicht so viel einreden zu lassen

PS: Wenn du magst, kannst du auch eine PM schreiben wenn du jemanden zum Reden brauchst
Viele liebe Grüße "Die Püppi"

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Romy74
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Beitrag Mi., 17.06.2009, 20:23

Hallo Püppi,

danke für Deine Antwort!

Vielleicht hätte ich schreiben sollen: Ich bin für andere nichts wert. Denn für mich selbst weiß ich, was ich geschafft habe, und bin sogar ein wenig stolz darauf. Denn es ist mehr als manch ein anderer in seinem Leben durchmachen muss. Leider zählt das in dieser Gesellschaft nicht.

Irgendwie ist mein Leben schon von Anfang an verkorkst. Das fing schon mit meiner Frühgeburt an, ging weiter darüber, dass ich mit 10 Jahren chronisch nierenkrank wurde, mit 12 an die Dialyse kam und mittlerweile mit der 3. Spenderniere lebe. All das hab ich immer ohne zu murren durchgestanden, habe als Kind wochenlang kilometerweit von zu Hause allein in der Uniklinik verbracht und habe trotzdem den Kopf nicht hängen lassen. Ich habe sogar die Schule bis zum Abitur absolviert, was die wenigsten mit dieser Krankheit schaffen.

Aber das ist noch nicht alles. Dazu kommt, dass ich ein bescheidenes Elternhaus hatte. Mein Vater wusste nach der Bundeswehr nicht so recht, was er machen sollte. Dies fiel ausgerechnet in die Zeit, als ich zu Schule kam. Jedes Jahr sind wir umgezogen, jedes Jahr eine neue Schulklasse, somit nie die Möglichkeit, Freundschaften überhaupt zu schließen, geschweige denn zu pflegen. Dazu kam, dass ich durch meine Krankheit immer sehr klein war und ab dem 3. Schuljahr gemobbt wurde. Allerdings hat sich da niemand für interessiert, weil mein Vater nie da war, meine Mutter Alkoholikerin wurde und ich mich da schon in mich selbst zurück gezogen hatte. Als wir endlich sesshaft wurden, kam die Krankheit. Immer hatte ich eine Sonderposition, die für mich allerdings normal war.

Als ich 13 war, trennten sich meine Eltern. Als nach einem Jahr die Scheidung durch war, heiratete mein Vater erneut, und meine Stiefmutter drangsalierte mich, wo sie nur konnte. Allerdings auf eine so raffinierte Art, dass ich selbst lange brauchte, um zu begreifen, wie sie mich ausgebootet hat. Somit war ich auch in der Familie das schwarze Schaf. Was sonst noch an körperlicher Gewalt in unserer Familie passierte, lass ich jetzt mal weg.
Mittlerweile sind mein Vater und meine Stiefmutter auch geschieden.

Während ich das so schreibe, denke ich, das glaubt mir bestimmt keiner. Das hört sich an wie eine Räuberpistole. Leider ist es das nicht. Und das schlimme ist, dass mir das all die Jahre normal vorkam.

Jedenfalls habe ich seit jeher Probleme mit anderen Menschen. Am liebsten würde ich nur noch für mich allein leben, ohne andere. Denn - ob bewusst oder unbewusst (wie heute von meiner Kollegin) - ich werde immer wieder verletzt. Und mittlerweile kann ich einfach nicht mehr! Kleinigkeiten werfen mich aus der Bahn. Dann würde ich am liebsten einfach abhauen. Aber mein Verstand hält mich davon ab. Und irgendwie fühle ich mich hin und wieder ja auch einsam.

Um zu dem Ereignis heute auf der Arbeit zurück zu kommen: Es fing schon damit an, dass meine Kolleginnen schon in der Mittagspause waren und mir nicht wie sonst Bescheid gesagt haben. Das hat mich schon geärgert, aber ich dachte, kann ja mal passieren. Dann wollte ich einfach zur Pause dazustoßen, als der Chef mich anrief und möglichst schnell ein Mittagessen für eine Besprechung haben wollte. Als ich ihnen dies erzählte und um Vorschläge bat, was ich jetzt machen solle, motzten sie erst einmal rum, ob die Herren denn nicht zum Mittagessen fahren könnten. Irgendwann sind wir zu dem Schluss gekommen, beim Bäcker Brötchen zu bestellen, was ich auch tat. Plötzlich meinte meine eine Kollegin vollkommen unerwartet, ich solle nicht immer so viel Stress machen. Nur bin ich mir bis jetzt keiner Schuld bewusst. Und da ich merkte, wie es in mir brodelte, hab ich einfach den Raum verlassen. Und das schlimmste ist, dass die anderen Kolleginnen mich später auch noch damit drangsalierten und natürlich auf ihrer Seite waren. Nur denke ich, dass sie genauso nen Fehler gemacht hat. Sie ist nämlich selbst nicht besser, und ich würde nie sowas zu ihr sagen. Sie macht auch Dinge, die ich anders machen würde. Trotzdem reibe ich es ihr nicht unter die Nase, weil ich weiß, dass es sie nur verletzen würde und ändern würd es auch nichts.

Es geht jetzt nicht einmal explizit um den o. g. Vorfall, das war einfach nur der berühmte Tropfen. Aber ständig kriege ich einen aufs Dach, ständig bin ich irgendwie an allem schuld. Aber andere können sich alles erlauben. Und das ist der Punkt, der mich immer weiter runterzieht und mein Selbstwertgefühl gen 0 tendieren lässt. Ich versuche ständig, es allen recht zu machen; und doch bin ich irgendwie immer der Looser, das "kleine dumme unsouveräne Mädchen" für die anderen, mit der man es ja machen kann.
Zuletzt geändert von Romy74 am Mi., 17.06.2009, 20:30, insgesamt 1-mal geändert.

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Romy74
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Beitrag Mi., 17.06.2009, 20:28

Ich habe trotz meines schwierigen Lebensweges immer versucht, ein einigermaßen normales Leben zu führen. Doch anscheinend stimmt es, was meine Kinderärztin und Professorin an der Uniklinik damals in einem Vortrag sagte: "Jemand der im Kindes- oder Jugendalter eine solch schlimmer Krankheit durchmacht, wird nie normal sein können."

Tja, und ich bin es wohl auch nicht. Ich werde mich damit abfinden müssen.

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Elfchen
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Beitrag Mi., 17.06.2009, 20:32

...... dann bin ich es auch nicht. Bin ich nicht. Nein.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Elfchen
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Beitrag Mi., 17.06.2009, 20:33

aber egal!
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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ENA
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Beitrag Mi., 17.06.2009, 20:40

Hallo Romy!

Auch ich kenne solche Gefühls- und Gedankenzustände.

Ich bin ja in etwas gleich alt wie Du (also auch "schon" Mitte 30, wie man´s nimmt) und auch ich frage mich immer wieder mal, warum ich an der Stelle stehe, an der ich stehe, warum ich trotz so langer professioneller Begleitung immer noch bestimmte Themen habe, warum ich trotz mehrerer Aus- und Weiterbildungen immer noch so wenig von dem einsetzen kann, so wenig so arbeiten kann, wie ich es möchte.
Manchmal kann ich mich so nehmen, wie ich bin. Dann geht es mir gut. Manchmal aber bekomme ich auch echt "die Krise". Ganz besonders dann, wenn ich schon wieder mehrere Frusterlebnisse hatte, wenn ich bei anderen sehe, was die können/ haben, was ich auch gerne könnte/ hätte, für wie selbstverständlich das für die ist und für wie wenig selbstverständlich das für mich ist,...und wie wenig die das verstehen können.... .

Was mir manchmal ganz gut geholfen hat, ist ein Freudentagebuch zu schreiben, dass ich hier schon mehrmals empfohlen habe: Einfach jeden Tag aufschreiben, was positives gelaufen ist,...auch wenn es nur die allerkleinsten Dinge sind, wie: Sonnenschein auf der Haut gespürt, Katze ließ sich endlich mal streicheln, Bahn bekommen, "komische Blicke" in der Bahn einfach ignoriert zu haben, mittags der Lust auf eine Zigarette wiederstanden zu haben, ein abendliches Bad und dabei durch´s Fenster den Mond beobachten,... .

Das andere, was zwar nicht immer, aber immer öfter hilft, ist mich an den Satz meiner Therapeutin zu erinnern,...dass man beim Vergleichen mit anderen nur verlieren kann, weil jeder mit seine Entwicklung von einem anderen Startpunkt aus und mit anderen Bedingungen auf dem Lebensweg geschickt worden ist.

Ansonsten kann ich mich nur Püppi´s Antwort anschließen: Jeder Mensch hat was in seinem Leben erreicht. Selbst ein Baby, was gerade das erste Mal seinen Kopf in Bauchlage hochgehoben hat, ein Kind, was sich gerade das erste Mal im Schwimmbad über Wasser gehalten hat, den Schulabschluß geschafft zu haben, die erste eigene Wohnung, die erste Stelle,... .
Vermeintliche Schwächen können übrigens auch Stärken sein (und andersherum). Ein eher zurückhaltener Mensch, wirkt nicht aufdringlich, ein kritischer Mensch regt zum Nachdenken an, jemand der viele verschiedene Arbeitsstellen meistert, beweisst Flexibilität und Durchhaltevermögen,... . Es klappt nicht immer, aber...manchmal tut es auch gut, mal einen Perspektivwechsel zu versuchen.

Auch ich kenne übrigens die Gedanken von "den bösen Menschen da draußen", wenn ich genug von all den Verletzungen habe. Mir persönlich tut dann gut, mich für eine Weile zurückzuziehen, Seelenpflege zu betreiben (lange schlafen, seitenweise schreiben, zu Musik abtanzen und singen, alleine spazieren gehen, Fahrrad fahren, mich auf mich, was ich will, brauche, kann,.. zu besinnen,)...und dann irgendwann, wenn ich mich wieder stark genug fühle, wieder nach außen zu gehen und erneut versuchen, meinen Weg dort draußen zu gehen.

...und was Deine Kollegin angeht: Ja, sprech sie ruhig an, wenn Du das für Dich in Erwägung ziehen kannst. Ansonsten gibt es auch noch ein schönes imaginäres Bild, in dem man sich, bevor man einen Raum, eine Situation betritt, einen imaginären Schutzraum, eine Schutzblase, - Kugel um sich herum (oder was für Dich am Besten passt) vorstellt. Das hilft auch manchmal... .

So, und dann wünsche ich Dir jetzt, auch wenn Du ihn wirklich alleine feiern solltest, morgen einen ganz doll schönen Geburtstag!!! Tu Dir selbst was Gutes, hol Dir morgens beim Bäcker ein paar Brötchen, dreh eine Runde durch den Park, back Dir selber einen Kuchen, geh ins Kino, schau Dir einen tollen Film an, geh in dein Lieblingsrestaurant, zünde eine Kerze an, kauf Dir das bestduftenste Badegel, was Du finden kannst, setz Dich mit einem Glas Sekt in die Wanne,...oder,...oder,...oder,... und...und...und....!

Einen schönen Geburtstag (vielleicht waren hier ja ein par hilfreiche Gedankenanregungen dabei),

ENA!

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chicheringrün
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Beitrag Do., 18.06.2009, 00:00

Hallo Romy74,
Romy74 hat geschrieben:Jedenfalls habe ich seit jeher Probleme mit anderen Menschen. Am liebsten würde ich nur noch für mich allein leben, ohne andere. Denn - ob bewusst oder unbewusst (wie heute von meiner Kollegin) - ich werde immer wieder verletzt. Und mittlerweile kann ich einfach nicht mehr! Kleinigkeiten werfen mich aus der Bahn. Dann würde ich am liebsten einfach abhauen. Aber mein Verstand hält mich davon ab. Und irgendwie fühle ich mich hin und wieder ja auch einsam.
Was ich mich gerade frage ist, ob es wirklich Verletzungen sind, die dir da angetan werden, ob du es nur als Verletzung empfindest. Klingt im ersten Moment gleich, ist es aber nicht.
Romy74 hat geschrieben:Es fing schon damit an, dass meine Kolleginnen schon in der Mittagspause waren und mir nicht wie sonst Bescheid gesagt haben. Das hat mich schon geärgert, aber ich dachte, kann ja mal passieren.
Ja, das kann passieren.
Romy74 hat geschrieben:Als ich ihnen dies erzählte und um Vorschläge bat, was ich jetzt machen solle, motzten sie erst einmal rum, ob die Herren denn nicht zum Mittagessen fahren könnten.
Wenn das rummotzen war, dann rummotzen gegenüber deinem Chef, nicht gegenüber dir. Auch wenn du dir sicher sofort einen konkreten Vorschlag gewünscht hättest, und keine Wertung gegenüber deinem Chef, so haben sie doch Partei für dich ergriffen. Was sollst du dich um das Mittagessen für die Besprechung kümmern? Du hast Pause! Sollen sie doch Essen gehen ...
Romy74 hat geschrieben:Plötzlich meinte meine eine Kollegin vollkommen unerwartet, ich solle nicht immer so viel Stress machen. Nur bin ich mir bis jetzt keiner Schuld bewusst.
Vielleicht empfand sie die Suche nach Vorschlägen für das Mittagessen von deinem Chef als Stress machen. Du bist schließlich nicht der Butler deines Chefs, der zu springen hat, wenn er ruft. Auch wenn das in der Situation schwierig sein könnte, wenn der Chef gleich etwas zu essen braucht. Also vielleicht meinte die Kollegin das damit, dass du mehr auf dich achten sollst.
Romy74 hat geschrieben:Und da ich merkte, wie es in mir brodelte, hab ich einfach den Raum verlassen.
Das finde ich gut, dass du es nicht weiter in dir hast brodeln lassen, bis du am Ende übergelaufen wärst und der Kollegin ausfällig gegenüber geworden wärst, sondern dich vom Herd genommen hast.
Ich empfinde so etwas nicht als "feige" oder Flucht, sondern als richtig, um eine Deeskalation (das klingt jetzt so dramatisch) zu vermeiden.
Romy74 hat geschrieben:Und das schlimmste ist, dass die anderen Kolleginnen mich später auch noch damit drangsalierten und natürlich auf ihrer Seite waren.
Inwiefern haben sie dich denn drangsaliert?
Romy74 hat geschrieben:Sie ist nämlich selbst nicht besser, und ich würde nie sowas zu ihr sagen. Sie macht auch Dinge, die ich anders machen würde. Trotzdem reibe ich es ihr nicht unter die Nase, weil ich weiß, dass es sie nur verletzen würde und ändern würd es auch nichts.
Hat sie dich denn irgendwie herabgestuft?
Romy74 hat geschrieben:Es geht jetzt nicht einmal explizit um den o. g. Vorfall, das war einfach nur der berühmte Tropfen. Aber ständig kriege ich einen aufs Dach, ständig bin ich irgendwie an allem schuld. Aber andere können sich alles erlauben. Und das ist der Punkt, der mich immer weiter runterzieht und mein Selbstwertgefühl gen 0 tendieren lässt.
Ich kann ja jetzt nur von deinem Beispiel mit dem Chef ausgehen. Wo hast du da einen auf's Dach bekommen und warst schuldig, und wo durften sich andere alles erlauben?
Romy74 hat geschrieben:Ich versuche ständig, es allen recht zu machen; und doch bin ich irgendwie immer der Looser, das "kleine dumme unsouveräne Mädchen" für die anderen, mit der man es ja machen kann.
Vielleicht ist das ja dein Problem, dass du anderen ständig alles recht machen willst. Ich finde, wenn du es allen immer recht machen willst, dann kann man es mit dir in gewisser Weise auch machen. Setzt du Grenzen? "Wehrst" du dich?

Liebe Grüße
chicheringrün
"Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten."
Willy Brandt

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Romy74
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Beitrag Do., 18.06.2009, 08:06

Guten Morgen!

@ENA: Danke für die lieben gut gemeinten Ratschläge und die lieben Wünsche für meinen Geburtstag!

Mein Problem ist, ich praktiziere Deine Vorschläge schon seit meiner Kindheit, z. B. mir Kraft allein aus der Natur zu holen. Oder auch die schönen kleinen Dinge zu sehen. Das hilft in gewisser Weise auch. Aber mittlerweile sehe ich es auch als eine Art Selbstbetrug an. Denn diese Dinge können meinen sehnlichsten Wunsch, endlich in der Gesellschaft akzeptiert und respektiert zu werden, nicht erfüllen und auch nicht wirklich kompensieren. Es kann meine Traurigkeit für kurze Zeit kaschieren, aber diese Zeit wird eben immer kürzer.

Natürlich feiere ich heute meinen Geburtstag für mich richtig schön! Ja, ich kann es mir schön machen! Bin heute morgen extra früher aufgestanden, um schön zu frühstücken. Noch dazu konnte ich mit meinen Kaninchen schmusen, wozu sie auch nicht immer Lust haben. Das war für mich schon das erste schöne Erlebnis am frühen Morgen.

Und als ich in die Firma kam, haben mir schon einige Kollegen/-innen gratuliert, was mich gefreut hat. Allerdings die Kolleginnen, mit denen ich gestern Stress hatte, haben sich unter fadenscheinigen Gründen davor gedrückt. Egal, soll mir recht sein. Im Grunde lache ich darüber.

Heute abend werde ich nett essen gehen mit meiner Mutter. Und dann wird es im großen und ganzen schon ein guter Tag werden.

LG, Romy
Zuletzt geändert von Romy74 am Do., 18.06.2009, 08:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Romy74
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Beitrag Do., 18.06.2009, 08:24

@chicheringrün: Du hast mit vielem Recht, was Du schreibst. Ja, ich fühle mich manchmal verletzt, obwohl es sich um keine Verletzung handelt. Das ist der Grund, weshalb ich hier schreibe. Ich komme aus dieser Spirale immer schwieriger raus. In meinem Leben, insbesondere in meiner Familie, bin ich sehr oft wirklich verletzt worden, was ich einfach geschluckt habe, mich eben nicht gewehrt habe.

Und jetzt habe ich das Gefühl, die kleinste Kleinigkeit trifft mich innerlich wie ein Angriff, so wie gestern. Vom Kopf her weiß ich, dass das wahrscheinlich nicht einmal verletzend gemeint war, sondern lediglich ein Hinweis war. Nur mein Gefühl sagt etwas anderes, es sagt, lass Dir das nicht gefallen; Du musst Dir das nicht bieten lassen; zeig, dass Dich das verletzt und geärgert hat.

Im übrigen war das mit Sicherheit nicht "nett" von meiner Kollegin gemeint. Sie fühlte sich, wie die anderen, in ihrer Mittagspause gestört, und ich war der Auslöser, das ist alles. Dass ich da zur Pause kommen wollte, wussten die doch gar nicht. Schließlich kam ich schon mit Hörer am Ohr in den Raum, um zu fragen, ob jemand was zu essen besorgen kann.

Die Aufregung über meinen Chef habe ich auch noch nicht auf mich bezogen, sondern einfach nur den Spruch, ich solle mir abgewöhnen, so einen Stress zu machen. Nun ja, was daran "nett" gemeint sein soll, erschließt sich mir nicht.

Es ist einfach so, dass die "3 Weiber", wie ich sie jetzt mal nennen will, den ganzen Tag zusammenglucken, während ich allein in der Zentrale sitze ohne großartige Unterstützung von irgendeiner Seite. Ja, ich habe mich in dem Moment ein wenig "herabgewürdigt" gefühlt, und dass die anderen Kolleginnen hinterher nochmal ankamen, um mir zu sagen, wie scheiße ich mich benommen hatte, weil ich einfach rausgegangen bin usw., hat das mit Sicherheit nicht besser gemacht.

Wie oben schon erwähnt, sind sie ja heute auch nicht zur allgemeinen Gratulationsrunde gekommen, was mir auch ganz recht war. Ich schätze, wir werden noch eine ganze Zeit nicht miteinander reden, und ich brauche das auch nicht. Ich kann meine Arbeit auch ohne privaten Smalltalk erledigen, und das werde ich in Zukunft auch so beibehalten.

Eigentlich erwarte ich nur, dass meine Mitmenschen einfach mal meinen Charakter akzeptieren. Denn trotz meiner impulsiven und temperamentvollen Art bin ich eigentlich ein sehr lieber und sensibler Mensch. Leider nimmt darauf keiner Rücksicht. Ich hingegen hätte in der geladenen Stimmung die gestern herrschte, diesen Spruch andersrum nicht gebracht, da ich weiß, dass eben so etwas dabei rauskommen kann. Man kann das dann in einer ruhigeren Minute jemandem sagen, wenn der andere gerade nicht so unter Strom steht. Dann hätte ich wahrscheinlich auch nicht so reagiert. Aber diese Sensibilität hat eben nicht jeder.

LG, Romy

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Eve...
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Beitrag Do., 18.06.2009, 08:56

Hallo Romy!

Schwierig. Ich kenne so etwas in der Art auch, bin jetzt aus dem Arbeitsprozess raus und bemühe mich immer noch, zu verstehen, was da eigentlich so alles genau passiert ist.
Aber ständig kriege ich einen aufs Dach, ständig bin ich irgendwie an allem schuld. Aber andere können sich alles erlauben
Solche Gedanken sind sehr fixierend, das gehört zu dem, was ich heute etwas besser durchschauen kann, als zu meiner Zeit des mittendrin Steckens.

Erst einmal: Ich (Du) bin schon in der Erwartungshaltung: Ich (Opfer) bekomme STÄNDIG eins aufs Dach! (Ärger, Schmerz bei mir). Die anderen (Täter) können sich ALLES erlauben! (Frust und Neid bei mir).

Zudem: "Ständig" und "alles" sind Generalisierungen, die so auch nicht stimmen können. Du dramatisierst damit noch zusätzlich Deine unsichere Lage und blockierst eine mögliche Veränderung.

Denn hinter all dem steht diese riesengroße Unsicherheit: "Ich bin doch so nett, wieso sieht das keiner!? Das ist UNGERECHT!" Antwort: Ja, die Welt ist ungerecht. Weil die Menschen sich nicht immer die Mühe machen, hinter die Fassade zu schauen, und sie haben auch keine Lust, auf die Sensiblität ("Empfindlichkeit") anderer Rücksicht zu nehmen; gerade unter Kollegen zählen ganz andere Eigenschaften, wie Fröhlichkeit, auch mal über etwas hinweg sehen, Kollegialität.
So ist es nun mal, auch wenn uns "Sensibelchen" das nicht gefällt!

Wir können zwar die Welt nicht ändern, aber UNS! Wenn wir das wirklich wollen nämlich.

Wenn Du so verletzt reagierst, dass Du sogar Deine Geburtstagsfeier absagst, verhältst Du Dich zwar (aus Deiner Sicht) verständlich, aber eigentlich gegenteilig von dem, was bei Deinen Kollegen gut und "normal" ankäme.

Verstehst Du? Du hast zwar alle "Berechtigung", verletzt zu sein - es nützt Dir aber nichts und hilft Dir vor allem nicht im Geringsten weiter im täglichen Leben!

Es sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Du sagst zum einen ganz richtig: Mir hat das Leben übel mitgespielt, ich bin verletzt und das ist einfach die Folge davon.

Zum anderen suchst Du einen Weg, selbstsicherer zu werden und müsstest dies - trotz Deiner Verletzungen - ein wenig anders angehen.

Bei mir wurde es erst etwas besser, als ich meine Dauer-Opferrolle erkannte und mir vornahm, da heraus zu klettern ...

Soviel zunächst.

LG, Eve

P.S. Ich würde aus meiner heutigen Sicht ganz sicher NICHT zu der Kollegin gehen und sie fragen, was Du falsch gemacht hast. Lies nochmal genau diese Frage: Merkst Du, wie unterwürfig sie klingt? Du könntest Dir genauso gut ein Schild auf die Stirn kleben: "Ich - Opfer!"

Würden Deine Kolleginnen so zu Dir kommen?

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petrapan
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Beitrag Do., 18.06.2009, 21:40

Herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum Geburtstag!!!

Ich sehe es haargenau so wie Eve! Ich würde auch auf keinen Fall zu der Kollegin hin gehen und fragen was Du falsch gemacht hast. damit geibst Du ihr viel zu viel "Macht" über Dich!

Die anderen Menschen kannst Du nicht ändern, wie Eve schon sagte, nur Dich selbst! Und Du kannst Dich mit anderen Menschen umgeben, die DICH mögen! Und für die Du Dich nicht ändern musst! Das Problem ist nämlich nicht, dass Du Dich an die anderen anpassen musst, sondern dass Du die richtigen Leute kennen lernen musst! Leute die Dir gut tun!!!

ich finde es schön, dass Du Deinen Geburtstag für Dich selbst schön gestaltest! ich mache das auch immer! In der Regel bin ich auch allein und mache mir immer einen Geburtstagstisch und kaufe Kuchen und Kerzen. damit es sich nach Geburtstag anfühlt!

Du musst es "den 3 Weibern" nicht recht machen. Die passen halt nicht zu Dir! Halt mit ihnen Frieden, so dass man halt zusammen arbeiten kann und schreibe sie als Bezugspersonen ab. Es gibt andere Leute!
Mach Dich emotional unabhängig von ihnen!

Auf das was so sensibel und zerbrechlich ist in einem, muss man ganz besonders achten und darf es nicht ständig von doofen Leuten attackieren lassen. Such Dir Leute die Dir gut tun! Bei denen Du Dich nicht verletzt sondern angenommen fühlst! Und wenn Du die nicht findest, dann achte auf Dich!

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ENA
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Beitrag Do., 18.06.2009, 21:54

Hallo Romy!
Romy74 hat geschrieben: ich praktiziere Deine Vorschläge schon seit meiner Kindheit
...wusste ich ja nicht... ...aber schön, dass Du es schon kannst! ...
Romy74 hat geschrieben:Das hilft in gewisser Weise auch. Aber mittlerweile sehe ich es auch als eine Art Selbstbetrug an. Denn diese Dinge können meinen sehnlichsten Wunsch, endlich in der Gesellschaft akzeptiert und respektiert zu werden, nicht erfüllen und auch nicht wirklich kompensieren.
...Au ja,...das kenne ich auch! Ich hab da bisher auch noch nicht die "Dauerlösung" gefunden (wenn es sie überhaupt gibt,..."auf Dauer"), ich halt mich nur mit den oben genannten Dingen "über Wasser", treib mich weiter, beruhige mich, baue mich wieder auf, mache weiter, versuche erneut,... . Einen anderen Ratschlag kann ich Dir im Moment leider auch nicht geben,...aber es sind ja noch andere hier im Netz, die an dem Punkt vielleicht schon ein bisschen "weiter" sind... .
Romy74 hat geschrieben:Natürlich feiere ich heute meinen Geburtstag für mich richtig schön! Ja, ich kann es mir schön machen!

Romy74 hat geschrieben: Allerdings die Kolleginnen, mit denen ich gestern Stress hatte, haben sich unter fadenscheinigen Gründen davor gedrückt. Egal, soll mir recht sein. Im Grunde lache ich darüber.
...ob es wirklich so "fadenscheinig" war oder ob es "nur" Dein Empfinden auf Grund von im Vorhinein schon oft gemachten Erfahrungen verursacht wurde, weiß ich natürlich nicht. ...Finde es aber gut, dass Du Sie im Endeffekt hier hast machen lassen können....und auch hier:
Romy74 hat geschrieben:Ich schätze, wir werden noch eine ganze Zeit nicht miteinander reden, und ich brauche das auch nicht. Ich kann meine Arbeit auch ohne privaten Smalltalk erledigen, und das werde ich in Zukunft auch so beibehalten.
--------------
Eve... hat geschrieben:Ja, die Welt ist ungerecht. Weil die Menschen sich nicht immer die Mühe machen, hinter die Fassade zu schauen, und sie haben auch keine Lust, auf die Sensiblität ("Empfindlichkeit") anderer Rücksicht zu nehmen
Wie wahr, wie wahr,... habe ich schon heute wieder erlebt...und gestern in der Bahn...
petrapan hat geschrieben:Die anderen Menschen kannst Du nicht ändern, wie Eve schon sagte, nur Dich selbst! Und Du kannst Dich mit anderen Menschen umgeben, die DICH mögen! Und für die Du Dich nicht ändern musst! Das Problem ist nämlich nicht, dass Du Dich an die anderen anpassen musst, sondern dass Du die richtigen Leute kennen lernen musst! Leute die Dir gut tun!!!ich finde es schön, dass Du Deinen Geburtstag für Dich selbst schön gestaltest! ich mache das auch immer! In der Regel bin ich auch allein und mache mir immer einen Geburtstagstisch und kaufe Kuchen und Kerzen. damit es sich nach Geburtstag anfühlt!
Stimme ich vollkommend zu!...Das versuche ich auch die ganze Zeit,...und immer wieder auf´s Neue. Man muss nur herausfinden, wo sich solche Menschen finden lassen. Vermutlich sind die gar nicht so leicht zu finden, weil die sich selber aus Schutz "verstecken" oder Anteile zurückhalten,...aber ich glaube, die Suche lohnt sich!!!...

Viele Grüße, ENA!

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sonnige zukunft
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Beitrag Do., 18.06.2009, 22:52

petrapan hat geschrieben: Das Problem ist nämlich nicht, dass Du Dich an die anderen anpassen musst, sondern dass Du die richtigen Leute kennen lernen musst! Leute die Dir gut tun!!!
Guten Abend Romy74!

Es gilt noch, auf meiner Uhr am PC ist es 23.44 Uhr, Donnerstag, der 18.6.2009!

ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG !!!

ich habe deinen thread jetzt kurz überflogen und in mich hinein gehört. die worte von petrapan sind mir aufgefallen. dazu habe ich ein schönes erlebnis, von dem ich dir gerne erzählen möchte.

ich habe eine lange schulausbildung hinter mir, matura, uni, einige weiterbildende kurse. von meiner ausbildung her müsste ich bereits einen top bezahlten job haben, mich in den oberen kreisen bewegen.

doch ich stand mir mit meiner eigenen persönlichkeit immer im weg.

ich fühle mich zum kleinen mann auf der strasse viel eher hingezogen, als zu top managern.

also, heute, als ich auf dem weg vom büro zum auto war, hat mich eine frau angesprochen. sie strahlte über das ganze gesicht und fragte mich, ob ich sie denn nicht mehr kennen würde. sie war die putzfrau in dem stockwerk, in dem ich vor 2 jahren gearbeitet habe. sie ist seither in pension. sie hat sich so gefreut mich zu treffen und mit mir ein paar worte wechseln zu können - ich habe mich damals immer sehr gerne mit ihr unterhalten. das war bei weitem bodenständiger, als smalltalk in der chefetage.

wünsche dir einen schönen freitag und ein schönes wochenende - genieße noch ein paar tage lang deinen geburtstag!

sonnige zukunft
Alle guten Grundsätze sind in der Welt schon vorhanden... man braucht sie nur anzuwenden...
Blaise Pascal

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Gärtnerin
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Beitrag Sa., 20.06.2009, 11:03

Gestern meinte einer meiner Arbeitskollegen: "Eigentlich sind wir doch alle Loser..." Weil wir bloß Arbeiter sind. Weil wir nicht so viel Geld verdienen. Weil wir in unserem Beruf unsere Intelligenz nicht wirklich einbringen können.

Ich habe ihm widersprochen. Ich, die ein abgeschlossenes Studium hat, mit dem sie wegen mangelnder psychischer Belastbarkeit nichts anfangen kann. Ich, die deshalb heute mit den Händen arbeitet statt mit dem Kopf. Ich, die immer wieder mal arbeitslos war, Hartz IV bezogen hat, sich mit allen möglichen Aushilfsjobs durchgeschlagen hat. Ich, die seit April nur noch eine halbe Stelle hat und nebenher putzen gehen muss, um über die Runden zu kommen. Ja, ich habe meinem Kollegen widersprochen. Ich fühle mich nicht als Loser. Ich war mit mir und meinem Leben noch nie so zufrieden wie heute.

Mein Kollege meinte daraufhin: "Nein, dich habe ich ja auch nicht gemeint. Du bist eine Lebenskünstlerin."

Die Moral von der Geschichte: Es kommt nicht darauf an, was man äußerlich geschafft hat oder wo man in der gesellschaftlichen Rangordnung steht. Es kommt nur darauf an, wie man sich selber sieht: entweder als Loser oder als Lebenkünstler.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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