Asperger: wie gehe ich damit um?

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Handwerk
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 55
Beiträge: 39

Asperger: wie gehe ich damit um?

Beitrag Mi., 01.02.2017, 19:39

Seit zwei Jahren weiß ich, daß ich am Asberg-Syndrom leide und bin des halb auch in Rente geschickt
worden. Dennoch entferne ich mich immer weiter von meinem sozialen Umfeld. Familie habe ich
leider keine und die sogenannten Freunde haben mich verlassen.
Ich gehe regelmäßig zu einem Psychiater und dennoch verliere ich immer mehr den Faden zu meiner Umwelt.
Ich lebe isoliert in meiner Werkstatt, die meine Welt ist.
Ich interessiere mich für Religion und Philosophie um meine Mitmenschen besser zu verstehen,
aber es gelingt nur bedingt. Kommt mir jemand zu nah mache dicht.
Jetzt habe ich dieses Forum entdeckt und hoffe nun vielleicht Menschen zu finden,
die mit mir über dieses Problem diskutieren können.
Es wäre schön, wenn sich jemand meldet.
Mit freundlichem Gruß Handwerk

Werbung

Benutzeravatar

Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Di., 07.02.2017, 22:09

Hallo,
war es dein Wunsch, in Rente geschickt zu werden? Ich finde es schade, daß man "abserviert" wird, obwohl man auf den Gebieten seiner Begabung sogar bessere Leistungen erzielen könnte als Leute, die die "erwartbare Norm" erfüllen.
Fühlst du dich in deiner Therapie verstanden oder kommt es eher zu Mißverständnissen?
Meinst du mit "nah", daß dir jemand etwas bedeutet oder daß der Kontakt zu häufig wird oder meinst du es körperlich? Heißt "zumachen", daß du den Kontakt abbrichst?
Warum "nur" Religion und Philosophie, ist Psychologie nicht praktischer, um andere besser zu verstehen (Analyse)?
Worin siehst du das Problem, darin, wärst du denn gern jemandem näher? Über das Internet lassen sich leichter Kontakte knüpfen und interessante Gespräche führen als im realen Leben, vielleicht ist das eine gute Alternative für dich.
Welche Ansprüche stellst du an jemanden, mit dem du diskutieren möchtest? Ich habe prinzipiell Interesse und zuviel Nähe brauchst du sicher nicht zu befürchten (Nur wenn ich zu direkt bin oder nerve, muß man mir das direkt sagen).

Zu deiner Titelfrage: Ich empfehle, zu verschiedenen Aspekten deines Lebens jeweils die Probleme aufzuschreiben und dann Ziele und praktische Lösungen zu erarbeiten und dafür dann jeweils einen Plan aufzustellen (auch und gerade für banale Kleinigkeiten). Was hat dein Therapeut empfohlen?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Handwerk
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 55
Beiträge: 39

Beitrag Mi., 08.02.2017, 05:35

Hallo,
Schön,daß Sie sich für meine Situation interessieren. Habe schon viele Therapien versucht,
bin aber immer wieder gescheitert.Mein Problem ist, daß die Behandelnden Fachkräfte
meist überfordert waren. Ein Psychiater sagte einmal ich solle zu einem Spezialisten
und dort versuchen meine Vorstellungen vortragen.
Warum keine Psychologie, ganz einfach es ist ein Rastersystem und wird wie ein Taschenrechner
benutzt und wird meiner Ansicht nur zum Geld verdienen benutzt.
Philosophie und Religion bedeutet man muss kreativ sein und eigene Gedanken entwickeln.
Mein Ziel ist Menschen besser zu verstehen und zu lernen warum Sie so beeinflussbar sind.
Ich bin einfach der Meinung, es muss sich in der Gesellschaft was ändern.
Gruß Handwerk

Benutzeravatar

Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Mi., 08.02.2017, 13:38

Hallo,
ich interessiere mich dafür unter anderem, weil ich selbst diese Diagnose verpaßt bekommen habe und noch Zweifel daran hege. Durch die Analyse anderer Betroffener kann ich mich selbst besser einordnen, meine Motive sind also auch egoistisch.

Ich denke, Menschen sind beeinflußbar, weil sie weniger rational kontrolliert sind. Ich denke, daß es evolutionär einen Sinn hat, daß in jeder Gruppe abweichende Muster vorhanden sind, das erhöht die Anpassungsfähigkeit an veränderte Bedingungen. In dieser Gesellschaft ist die Selektion oft künstlich.
Die Erklärung bezüglich Psychologie leuchtet mir ein, danke.
Grüße zurück

Werbung

Benutzeravatar

Sprachlos.
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 80
Beiträge: 150

Beitrag Mi., 08.02.2017, 19:45

Mir leuchten die Erklärungen bezgl. Psychologie nicht ein.
Für einen passenden Therapeuten könntest du Kontakt mit einem Autismus Therapie Zentrum aufnehmen. Die haben oft Listen mit Therapeuten, die sich mit Asperger auskennen. Meine Therapeutin steht auf so einer Liste und sie ist wirklich gut und (im Gegensatz zu den Therapeutinnen davor) nicht mit mir überfordert. Sie versteht mich und weiß mir zu helfen. Und ich passe auch nicht in ein Rastersystem.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Handwerk
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 55
Beiträge: 39

Beitrag Mi., 08.02.2017, 20:49

Ich will die Psychologie nicht schlecht reden, aber meine Erfahrung durch meine
Klinikaufenthalte haben ergeben, daß die meisten bei mir überfordert waren.
Man wird mit Pillen überschüttet um gefügig gemacht zu werden. Da ich, aber
Konskent keine Suchtmittel oder auch angeblich nicht süchtig machende Mittel
zu mir nehme. Da ich denke eben, dass meine Persönlichkeit darunter leidet.
Ich bin eben anders denkend und mein Ziel ist ähnlich denkende Menschen zu erreichen.
Da ich meine eigene Lebensphilosophie über meinen Werdegang entwickelt habe.
Mein Arzt sagt, daß dies ganz vernünftig wäre (die Gedankenwelt)nur durch meine Eigensinnigkeit
mir selbst im Wege stehe. Ich bin der Meinung man muss alles hinter fragen, denn die Gesellschaft
lässt sich sowas von vorführen, daß es weh tut.
Kennt Ihr den Spruch; jeh dümmer das Volk, um so leichter lässt es sich regieren.
Aber ich habe trotzdem die Absicht jemanden zu suchen, der mir hilft meine Sozialfähigkeiten
besser ein zu setzen. Ich möchte meinen Eigensinn etwas abmildern, daß funktioniert nur durch
Logik und deshalb brauche ich jemanden der sich auf mich einlässt und mir mit meinen Worten
begreiflich macht, daß nicht alles so ist wie es scheint.
Da ich keine Familie habe und ganz allein auf mich gestellt bin.
Bin ich sehr Misstrauisch.
Ich arbeite schon dran und versuche einen Termin mit einem Spezialisten aus zu machen,
er soll angeblich ein Spezialist auf diesen Gebiet sein. Er ist Professor und Doktor und hat
ein Buch darüber geschrieben ich hoffe er lässt sich ein mit mir zu reden .
Mit freundlichem Gruß Handwerk

Benutzeravatar

Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Mi., 08.02.2017, 22:09

Ich hatte die Kritik eher grundsätzlich an der Disziplin Psychologie allgemein verstanden (Rastersystem, Geldmacherei), nicht an einer bestimmten Therapieform.

Haha, das meinte mein Therapeut damals auch zu mir, daß mir meine Einstellungen im Wege stünden. Ich verstand nicht so genau, was er meinte.

Suchst du ähnlich denkende Menschen bezüglich deiner Aspergersymptomatik oder bezüglich deiner Lebensphilosophie? Ich frage, da ähnliche Denkmuster und Erfahrungen durchaus zu verschiedenen Strategien und Weltanschauungen führen können. Denkst du nicht, daß deine Isolierung auch in einer anderen Gesellschaft geschehen wäre, da die Interaktion zwischen den meisten Menschen anders (intuitiver?) abläuft? Ich sehe es unabhängig davon auch so, daß die Gesellschaft sich wertvoller Mitglieder beraubt, indem sie Leute wegen ihrer Andersartigkeit ausgrenzt.

Das Gefügig-machen war vielleicht eine Abwehrreaktion des Therapeuten, der sich unbewußt von dir so verunsichert gefühlt hat wie du von ihm.

Ein logisches Argument, um Eigensinnigkeit abzumildern, wäre, daß ein sozialer Kontakt bereichernd wirkt, auch wenn er oft anstrengend und enttäuschend sein kann.

Warum steigert das Ledig-sein dein Mißtrauen? Was befürchtest du denn? Vertraust du nicht, daß dein Gegenüber meint, was es tippt? Dir etwas zu beweisen ist online praktisch unmöglich.

Worin besteht bei euch die Überforderung der Therapeuten? Bei mir waren es vorwiegend Mißverständnisse und Fehlinterpretationen, wie im Alltag auch. Das führt dann zum Aneinander-vorbei-reden und zu Frustration auf beiden Seiten. Oftmals kommt es vor, daß man etwas erzählt und der Therapeut etwas hineininterpretiert, was gar nicht da ist, oder umgekehrt, er will etwas mitteilen und formuliert es so, daß man nicht versteht, worauf es ihm ankommt. Teilweise habe ich mit meinem Therapeuten Satz für Satz zerpflückt. Oder es wird unterstellt, daß man streiten will, dabei will man es nur besser verstehen.

Wenn der Professor Doktor noch ein Buch aus deinem Fall machen kann, oder wenigstens einen Artikel, wird er bestimmt mit dir reden (stimmt es, daß man mit Asperger keinen Humor hat? Falls ja, stmmt meine Diagnose auf keinen Fall).

Benutzeravatar

Sprachlos.
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 80
Beiträge: 150

Beitrag Mi., 08.02.2017, 23:27

Krang2 hat geschrieben: Worin besteht bei euch die Überforderung der Therapeuten? Bei mir waren es vorwiegend Mißverständnisse und Fehlinterpretationen, wie im Alltag auch. Das führt dann zum Aneinander-vorbei-reden und zu Frustration auf beiden Seiten. Oftmals kommt es vor, daß man etwas erzählt und der Therapeut etwas hineininterpretiert, was gar nicht da ist, oder umgekehrt, er will etwas mitteilen und formuliert es so, daß man nicht versteht, worauf es ihm ankommt. Teilweise habe ich mit meinem Therapeuten Satz für Satz zerpflückt. Oder es wird unterstellt, daß man streiten will, dabei will man es nur besser verstehen.
Ich bin selektiv mutistisch. In Situationen, die mich überfordern, kann ich nichts mehr sagen. Damit kommen auch manche Therapeuten nicht zurecht. Denken, dass ich das steuern kann, aggressiv bin, nicht möchte... Eine hat darauf aggressiv reagiert, mich niedergemacht und das Erstgespräch abgebrochen. Die nächste wusste nichts mit mir anzufangen. War aber lieb.
Bei der jetzigen kann ich reden, und beim reden wurde dann klar, dass da noch andere Probleme sind, weil ich auf manche Fragen nicht antworten konnte, obwohl ich eigentlich ja bei ihr reden kann. Ich rede immer nur auf der Handlungsebene, nie auf der Gefühlsebene. Gefühle beschreiben, einordnen, skalieren kann ich kaum... Die vorige Therapeutin dachte immer, ich möchte nicht oder traue mich noch nicht.
Missverständnisse durchs reden gibt es bei mir nicht so viele. Sobald ich etwas nicht verstehe oder unsicher werde, schweige ich erstmal. Meine Therapeutin sagt, mein Mutismus hat die Funktion das Asperger Syndrom zu verstecken. Stimmt oft.

Sie versteht mich. Und weiß oft schon vor mir, warum ich mit etwas Probleme habe. Sie ist echt gut. Und es tut so gut, mal verstanden zu werden und mich selber ein bisschen besser zu verstehen.

Ich glaube, ich bin einfach der absolute Antipatient. Normal kommen die Patienten, um über ihre Gefühle zu reden. Ich komme und kann nicht reden und über Gefühle erst recht nicht. Da funktioniert dann kaum etwas von dem, was Therapeuten in ihrer Ausbildung gelernt haben. Eigentlich brauchte ich erstmal die Therapie, um überhaupt eine Therapie machen zu können.

Benutzeravatar

Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Mi., 08.02.2017, 23:48

@Sprachlos, danke für die Erläuterung.
Obwohl ich das Mutismusproblem gar nicht habe, kenne ich genau diese Reaktion: "...Denken, dass ich das steuern kann, aggressiv bin, nicht möchte... Eine hat darauf aggressiv reagiert, mich niedergemacht und das Erstgespräch abgebrochen. Die nächste wusste nichts mit mir anzufangen. War aber lieb."
Diese Unterstellung einer Absicht rechne ich auch unter "Mißverständnisse", die sind so gut wie alle auf der emotionalen Ebene, selten auf der Sachebene. Du zeigst ein Verhalten in Form einer Aussage (oder eben Schweigens), und es wird falsch interpretiert, woraufhin auch die Reaktion des Gegenübers unangemessen wird.

Sobald ich etwas nicht verstehe oder unsicher werde, versuche ich das durch Reden abzuklären, wodurch es dann oftmals erst so richtig verfahren wird. Die Schweigevariante ist tatsächlich die bessere.

"Wie fühlen Sie sich?" ist ungefähr so eine Frage wie "Ist 86 eine hohe Zahl?", wobei dann noch unklar ist, ob ich die "86" kommunizieren kann und ob sie im Zahlensystem des Therapeuten existiert und einen ähnlichen Wert hat und wie dieser Wert im Kontext seiner Persönlichkeit zu bewerten ist. Wenn ein Therapeut danach fragt, sollte schon klar sein, worauf die Frage abzielt und welche Maßstäbe benutzt werden sollen.

Mich würde interessieren, wie es bei Handwerk ist. Vielleicht habe ich ihn bereits verunsichert.

Benutzeravatar

Sprachlos.
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 80
Beiträge: 150

Beitrag Do., 09.02.2017, 00:20

Ich weiß nicht, ob schweigen besser ist. Schweigen ist so hilflos. Beim reden bist du wenigstens aktiv. Und unauffällig ist schweigen auch nicht.
Aber interessant, dass du die Probleme auch kennst, nur halt in redend.

Ich schreibe hier bei euch einfach mit, aber bisher habe ich 'nur' eine Verdachtsdiagnose meiner Therapeutin. Sie ist sich aber sehr sicher, sie kennt sich gut mit der Thematik aus und für mich erklärt sich dadurch einiges.
Krang2 hat geschrieben: "Wie fühlen Sie sich?" ist ungefähr so eine Frage wie "Ist 86 eine hohe Zahl?", wobei dann noch unklar ist, ob ich die "86" kommunizieren kann und ob sie im Zahlensystem des Therapeuten existiert und einen ähnlichen Wert hat und wie dieser Wert im Kontext seiner Persönlichkeit zu bewerten ist. Wenn ein Therapeut danach fragt, sollte schon klar sein, worauf die Frage abzielt und welche Maßstäbe benutzt werden sollen.
Die Frage oben kann ich auch gar nicht. Meist sage ich einfach 'gut'. Oder ich erzähle, was ich gemacht habe oder vorhabe. Wieder Handlungsebene.
So ganz offene Fragen finde ich eh schwer. Leichter sind sehr konkrete Fragen. Aber auch wenn sie nach einem konkreten Gefühl fragt und ich es skalieren soll, kann ich das kaum. Ich halte mich ewig mit der Skala auf, ordne alle möglichen Situationen ein, damit ich einen Platz für die jetzige finde, kriege das aber kaum hin. Was ist denn 100? Wie würden andere das machen? Und ist es überhaupt dieses Gefühl oder doch was anderes? Vielleicht denke ich einfach zu viel und bin zu perfektionistisch und andere sagen einfach eine Zahl, auch wenn sie vielleicht gar nicht so stimmt.
Letztes mal hat mir meine Therapeutin zum skalieren eine smiley Skala für Kinder gegeben. Da musste ich dann einen Punkt verschieben, dass er auf dem richtigen smiley liegt. Ein bisschen albern, dass ich etwas für Kinder bekomme, aber das ging echt viel besser. War viel konkreter und ich bin eh so ein visueller Typ. Und auf der Rückseite standen dann ihre Zahlen bis 100.

Benutzeravatar

Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Do., 09.02.2017, 09:35

Ich bin unsicher, ob es den Ersteller stört, daß wir seinen Pfad zum Schreiben über uns nutzen.

Stell dir vor, was du denkst und zur Gefühlsskala im zweiten Absatz geschrieben hast, laut zu thematisieren, da wäre dein (normales) Gegenüber rasch genervt, weil es die Funktion (gemeinsames Bezugssystem/Strukturierung zu kreieren) darin nicht erkennt und somit eine andere, nicht vorhandene Intention hineininterpretieren wird (z.B. Abwehr, böse Absicht, Zerreden und Ablenken, Dummheit, Unfähigkeit zu Gefühlen usw.). Ich fühle meist...Anstrengung...dafür sind dann für andere Menschen "anstrengende" Tätigkeiten oder Gedanken wie Entspannung.

Bei mir ist lebenslanges "Sozialtraining" schuld am "Gefühlsproblem": Man kommt sich vor wie ein Affe, der Menschen imitiert (rationaler Filter/Übersetzung) und hofft, daß keiner merkt, daß man ein Affe ist. Leider kann man es nie verhindern - außer man schweigt, dann sagt man nichts Unpassendes. Deshalb wäre Schweigen besser, aber es fällt mir oft so schwer, wie dir das Reden fällt. Woher weißt du, wann welche Antwortlänge/-genauigkeit gefragt ist, wenn es sich nicht ableiten läßt? "Perfektionistisch"...klingt auch wie eine Gefühls/Charakter-Zuweisung von anderen, die ihre Interpretation in Beobachtetes reinlegten - das wurde mir nämlich auch oft unterstellt. Oder daß ich mich zu sehr in Sachen "reinsteigern" würde.

Da du visuell bist, passiert es dir manchmal, daß du dir unwichtige Linien anschaust oder verschiedene Möglichkeiten einer Situation wie Filme "durchspielst"? Das verplempert viel Zeit bei mir.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Handwerk
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 55
Beiträge: 39

Beitrag Sa., 11.02.2017, 13:47

Hallo, ähnlich ging es mir auch mit den Therapeuten.
Deshalb stehe ich etwas kritisch Therapien gegenüber.
Denn es irritiert mich, wenn ich Dinge machen soll, die mir uninteressant scheinen.
Meisten bin ich einen Schritt weiter und habe diese Aufgabe schon analysiert und abgehakt.
Es kommt mir immer so vor als stehe ich in einem falschen Film und mache dicht. Es irritiert mich,
weil ich glaube, daß man mich nicht ernst nimmt. Ich bin in diesen Dingen sehr penibel.
Ich habe schon als Kind nur logisch gehandelt, wenn zum Beispiel mir im Kindergarten was weg genommen worden ist.
Habe ich mich nicht gewehrt sonder ging davon aus, daß das Interresse schnell abklingt und ich mir dieses
Spielzeug wieder aneignen kann. Ich war auch nie in einer Gruppe, es war für mich damals und heute
viel zu anstrengend, weil ich kann mich nicht fallen lassen, es muss alles geplant und durch dacht sein.
Deshalb musste dort öfters ins Jugendamt um mich testen zu lassen (da ich ein Pflegekind war)und man
gab mir den Titel als unnormal. Was ich heute noch nicht verstehe.
Dort musste ich Dingen machen die mir zu einfach erschienen und ich verweigerte die Mitarbeit. Selbst
als man mich dazu zwang wurde ich vorlauter Wut Ohnmächtig.
Es führte dazu, daß ich mich damals komplett isolierte und nur noch das machte was den Pflegeeltern
gefiel. Meine Pflegemutter machte mir den Vorwurf, daß ich als Kind kein Herz hätte sondern einen Stein.
Ich hätte nie irgend eine Strafe erhalten, es gab einfach keinen Grund. Geweint oder gelacht habe ich
so gut wie nie, es gab für mich keinen Grund. Ich funktionierte einfach.
Heute als Erwachsener kann ich es besser nach vollziehen warum, denn ich bin irgendwie anders.
Mich interessieren nur Dinge die kein Mensch interessiert ich weis auch nicht.
Zum Beispiel: Wie ist die Verbindung zwischen Zahlen und Buchstaben und woher kommt das angeeignete Wissen
der Menschheit und warum ist das Leben so wie es ist. Oder woher kommt Pi und warum
hat man Pi entdeckt.
Auf all diese Fragen habe ich Antworten und für mich manifestiert, vielleicht komme ich deshalb mit meinen
Mitmenschen nicht gut aus. Denn die Meisten nennen mich einen sehr netten Menschen, der durch seine
Gutmütigkeit sich bis zum existenziellen Ruin ausnützen lässt.
Ich weiß nicht mit Menschen um zu gehen deshalb versuche ich immer das zu tun was der Gegenüber
von mir möchte und merke in dieser Situation nicht, daß es mir schadet. Weil Geld scheint für mich
nicht wichtig es ist nur die Antriebsfeder des Teufels und führt dazu, daß sich die Menschen gegenseitig
zerstören es ist einfach Unsinn. Dennoch Lebenswichtig, weil die Gesellschaft es fordert.
Ich bin der Überzeugung, daß jedem Menschen es möglich gemacht werden muss in der Form zu leben
wie es seine Veranlagung es vorgeben.
Ich hoffe nur, daß ich nicht Zuviel geschrieben habe sondern, daß ich jemand finde der ähnliche Interressen
hat und mit mir darüber diskutiert.
Gruß Handwerk

Benutzeravatar

Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Mo., 13.02.2017, 08:57

Hallo,
das ist dein eigenes Thema, d.h. du kannst hier nicht "zuviel" schreiben.

Hast du dir erklären lassen, warum du Dinge machen mußtest, die dir uninteressant erscheinen? Ich habe immer nachgefragt, ich hätte auch nachgefragt, wieso jemand einen für herzlos hält.
Die Beispielthemen, die du genannt hast, klingen doch interessant, wer hat behauptet, sie seien das nicht? Hast du deine Theorien darüber aufgeschrieben? Der erste Schritt aus der Isolation ist, seine Gedanken zu teilen.
Ich habe mich früher auch oft ausnutzen lassen, die meisten denken leider nicht so weit, daß sie sich im Endeffekt damit selbst schaden. Selbst eoigstisch gedacht ist es sinnvoll, das Vertrauen oder die Hilfsbereitschaft eines anderen nicht auszunutzen. Ich finde es auch schwierig, mich für Gelds zu motivieren, meine Probleme wirken sich auch deshalb v.a. beruflich aus (derzeit wieder erwerbslos).
Ich denke auch, daß die Gesellschaft sich selbst schadet, wenn sie intelligente und leistungsfähige Menschen ihrer Andersartigkeit wegen ausgrenzt. Aber ich erwarte nicht soviel wie du, die Gesellschaft ist auch nur eine Ansammlung von Menschen, die sich Regeln gegeben haben, um besser zusammenleben zu können, und es gibt eh zu viele Menschen.

Ich möchte euch beide noch etwas fragen, ich werde auch erklären weshalb. Könnt ihr normalen Sex genießen? Falls nein, wieso nicht, falls ja, wie macht ihr das? Ich frage, da ich seit einiger Zeit versuche nachzuvollziehen, ob und inwieweit meine sexuelle "Unnormalität" mit Asperger zusammenhängen könnte. In Foren und Veröffentlichungen findet sich dazu kaum etwas, nur, daß Asperger-Betroffene schüchtern seien. Das bin ich nicht. Ich kann nur normalen Sex (mit normalen Menschen) nicht genießen und stehe auf abwegige Phantasien und Handlungen.


MariJane
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 28
Beiträge: 998

Beitrag Mo., 13.02.2017, 09:16

Na so witzig finde ich das gar nicht. Das ist kein schlechter Job- gut, ehrlich, ein Traumjob sieht anders aus- und soweit ich weiß, waren viele JC-Mitarbeiter selber mal arbeitslos und sind dann da untergekommen.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Handwerk
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 55
Beiträge: 39

Beitrag Mo., 13.02.2017, 10:38

Hallo Krang2,
die Dinge was ich machen sollte ergaben für mich keinen Sinn und
dennoch weiß ich was Sie bezwecken sollen.
Ich will einfach nur begreifen warum?
Vielleicht kommt es daher, daß ich als Säugling direkt nach der Geburt
weggegeben worden bin und ich dadurch das Urgefühl des Vertrauens
nie aufgebaut habe.

Ein Phychologe sagte einmal zu mir ich hätte mich in einen Turm eingemauert
und dort mein Wissen und meine Gefühle versteckt. Ich hätte Angst Sie preis zu geben.
Meine Gefühle ja aber meine Erkenntnisse nicht.
Mit dem Ausnützen habe ich mich abgefunden.
Ich glaube wir haben viele Dinge gemein, ich habe auch zu viel von der Gesellschaft
erwartet und dennoch weiß ich Sie ist einfach nicht geeignet für uns. Da man
sich auf uns nicht einlässt, wir sind einfach zu nach denkend und lassen Dinge nicht
an uns heran die wir nicht für sinnvoll halten.
Dennoch glaube ich, daß es einen Weg geben muss, um uns besser zu verstehen.
Deshalb mein Anliegen mit ähnlich veranlagten Menschen zu sprechen.
Meine Antwort auf die Sexuelleveranlagung kann ich nur eines sagen.
Jeder Mensch hat das Bedürfnis Körperlichenähe ich meine eher Du machst Dir zu viel Gedanken darüber.
Ich finde es stark solch ein Problem an zu sprechen.
Was ist normaler Sex .
Wenn zwei sich vereinen und jeder auf den anderen eingeht ohne Ihn verletzen zu wollen.
Es ist Wichtig das beide das Selbe wollen und sich danach noch in die Augen sehen können.
Ich hätte auch gerne, aber ich kann damit nichts anfangen ich denke ich bin dafür
zu gefühllos. Meine Welt besteht aus Logik.
Liebe Grüße Handwerk

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag