Todesangst vor der Mutter

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Miramara
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Todesangst vor der Mutter

Beitrag Mi., 05.06.2013, 08:52

Ich muss immer wieder an meine Kindheit denken und habe bis heute erst mit einer einzigen Person ausführlicher darüber geredet. Mit meiner Familie habe ich gar nicht darüber geredet.
Meine Eltern haben sich getrennt als ich 6 Jahre alt war, mein Bruder war zu der Zeit schon im Heim. Ich weiß nicht genau warum, aber er war extrem verhaltensauffällig. Nachdem ich dann mit meiner Mutter alleine war begann für mich ein jahrelanges Martyrium. Sie kam oft nachts in mein Zimmer und schlug auf mich ein ohne Grund. Sie zog mich an den Haaren aus dem Bett und schliff mich daran durch die Wohnung. Ich hatte ein Stockbett und manchmal zog sie mich oben raus, sodass ich direkt auf den Boden knallte. Ich habe damals schon öfter in der Schule gefehlt weil keiner sehen sollte wie ich aussah oder sie sagte: "Morgen, in der Schule kannst du deine Mutter verraten und dann kommst du ins Heim". Wenn mein Zimmer nicht so aufgeräumt war wie sie es wollte kam sie und schmiss alles aus den Schränken auf einen Haufen. Dann stellte sie eine Eieruhr und holte einen Kochlöffel aus der Schublade bereit. Ich hatte immer viel zu wenig Zeit um alles aufzuräumen. Ich musste meine Finger ausstrecken und sie schlug mir darauf, auch mit anderen Gegenständen. Sie benutzte einmal ein Metallteil. Meine Finger platzen auf und das Fleisch kam heraus. Ein anderes mal packte sie mich an den Haaren im Genick und schlug mein Gesicht immer und immer wieder gegen den Boden. Mein Gesicht lag in meiner eigenen Blutlaache und ich entschuldigte mich für die Sauerei. Sie wurde noch wütender wegen dem Teppich und warf mir einen Lappen hin. Aber ich konnte den Fleck nicht rausbekommen weil ich immer noch alles vollblutete. Sie zog mich an den Haaren ins Bad und schlug meinen Kopf gegen das Waschbecken bis ich bewusstlos war. Ich hatte mit Sicherheit eine gebrochene Nase und wer weiß was noch. Wir wohnten damals in einem Hochhaus. Sie drohte mir oft mich totzuschlagen oder einmal öffnete sie das Fenster und wollte mich runterwerfen. Ich schrie um mein Leben und hielt mich am Bein meines Bettes fest. Nach diesem Tag habe ich jede Nacht mit 2 Küchenmessern im Bett geschlafen. Eines versteckte ich im Schlitz zwischen Gestell und Matratze und eines unter dem Kopfkissen. Ich hatte immer Angst, sie könnte sie finden, was wohl fatal gewesen wäre. Ich war jeden Abend im Bad wenn sie von der Arbeit heimkam und hab mich da eingesperrt um dann von dort nach 2-3 Stunden direkt ins Bett zu gehen. Ich wusste, sie kam nur in mein Zimmer um mir weh zu tun. Ich wartete jeden Abend zitternd unter meiner Decke, dass sie hoffentlich bald schläft. Mein Bruder der zeitweise bei uns wohnte tat es ihr gleich. Immer wenn sie nicht da war hatte er großen Spaß daran mir Angst zu machen. Er zog mir oft die Decke über den Kopf und drückte zu, sodass ich keine Luft bekam oder versuchte mich irgendwo einzusperren, in Schränke, Kisten, Bettkästen. So ging das von 6-13. Dann ging eine Zeit in Krankenhäusern und Heimen los. Ich konnte das nicht mehr ertragen. Als ich später eine Zeit lang bei meinem Vater wohnte ging es wieder los. Wenn sonst keiner daheim war, sperrte er die Tür zu, zog den Telefonstecker und ging auf mich los. Wenn ich nicht da war quälte er meine Haustiere...später dann auch in meinem Beisein zu Tode. Ich musste immer alles mitmachen was er wollte, ich traute mich kaum Nein zu sagen. Aus Unsicherheit und Angst lachte ich auch oft. Ich lachte immer nur wenn ich Angst hatte. In der früheren Kindheit kam es auch zu sexuell orientierten Handlungen von ihm. Ich sollte immer Sex mit ihm spielen und Erotikfilme mit ihm ansehen. Ich glaube aber nicht, dass wir dabei jemals komplett nackt waren. Er sagte auch irgendwann, das wir ihn jetzt reinstecken müssen, aber ich wusste, das man das nicht darf. Ich hab es nicht als falsch empfunden weil ich nichts darüber wusste. Ich kann mich nicht mehr erinnern wie weit das ging. Ich sollte jeden Abend in sein Zimmer, in sein Bett kommen. Er hat damals aber nur für kurze Zeit bei uns gewohnt. Später war er nur an Wochenenden da und ich glaube wir haben jahrelang zusammen Erotikfilme angesehen und er hat sich dazu befriedigt.
Ich weiß gar nicht was ich mit diesen ganzen Erinnerungen anfangen soll...

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Bergkristall
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Beitrag Mi., 05.06.2013, 09:33

Hallo Miramara,

ich kann Deine Angst so gut verstehen. So ähnlich lief es in meiner Kindheit ab. Allerdings habe ich vieles nicht in Erinnerung, da funktionierte die Abspaltung gut.

Mir half zu Anfang auch die Therapie wenig, da ich das Sprechverbot vollkommen verinnerlicht hatte. Erst als meine Mutter gestorben war, konnte ich mit dem Verarbeiten beginnen.

Insofern ist es ganz wunderbar, dass Du Deine Erinnerungen hier aufschreiben kannst. Es ist ein großer Schritt, diese Misshandlungen öffentlich zu machen. Das Sprechverbot der Täter/in zu überwinden. Das kann der erste Schritt zum Verarbeiten sein.

Lebt Deine Mutter noch? Hast Du noch Kontakt zu ihr? Hast Du über Therapie nachgedacht? Hast Du über Strafanzeige nachgedacht?

Liebe Grüße
Bergkristall

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Miramara
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Beitrag Mi., 05.06.2013, 09:39

Sie hat mir immer Schuldgefühle eingeredet und auch heute noch habe ich das Gefühl verantwortlich zu sein und habe immer Angst, dass ihr etwas passiert. Sie denkt sie wäre eine gute Mutter..ich glaube sie hat mehrere Persönlichkeiten.

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Miramara
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Beitrag Mi., 05.06.2013, 09:45

Ich habe Angst vor einer Therapie. Ich fühl mich "kaputt" wenn ich darüber reden muss. Ich kann mich auch an vieles nicht erinnern. Ich weiß noch, dass sie mich geschlagen hat wenn ich nach dem Besuch meines Vater ins Auto gestiegen bin. Sie ist dann auch oft völlig ausgerastet und hat das Lenkrad losgelassen. Ich kann auch kein normales Sexualleben haben und frage mich ob da eine Verbindung besteht.

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Bergkristall
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Beitrag Mi., 05.06.2013, 09:55

Ich hatte großes Glück, dass meine Therapeutin mir geglaubt hat. Ich kenne keinen Menschen auf der Welt, der mir geglaubt hätte, was meine Mutter mit mir gemacht hat. Das ist nämlich das schwierige daran. Kaum jemand kann annehmen und mitfühlen was Kinder wie wir erlebt haben, weil es einfach wider jegliche Natur ist ein kleines Kind so zu foltern. Da kommt dann oft so unterschwellig die Botschaft "na na, übertreib mal nicht" oder "Phantasie".

Deshalb kann ich Dir nur dringend die Therapie ans Herz legen. Die Schäden sind so immens, dass sie der professionellen Hilfe bedürfen.

Liebe Grüße
Bergkristall

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Miramara
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Beitrag Mi., 05.06.2013, 09:58

Mein Bruder hat sich einmal vor der Familie dafür entschuldigt, dass er mich gequält hat und fast zu Tode gewürgt hat...alle taten so, als hätte niemamd gesprochen. Jahre vorher hatte ich in einem Brief an das Jugendamt berichtet was er mir antat. Sonst hätte ich dort bleiben müssen. Daraufhin hat mich mein Vater angebrüllt was mir einfällt meinen Bruder zu verraten. Ich hatte und habe auch vor ihm schreckliche Angst. Ich kann meinen Vater auch nicht berühren. Ich wollte ihn auch als Kind nie besuchen...ich musste.

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Miramara
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Beitrag Mi., 05.06.2013, 10:00

Ich weiß ich sollte eine machen, ich hab aber Angst, dass noch Schlimmeres wieder hochkommt. Ich wüsste gar nicht wo ich da mit reden beginnen sollte...

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Bergkristall
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Beitrag Mi., 05.06.2013, 10:07

das weiß wahrscheinlich niemand, der mit dem Thema Therapie zum ersten Mal konfrontiert ist. Dafür sind dann die Therapeuten zuständig. Und Angst ist auch normal. Aber es ist so gut, wenn Leben nicht mehr nur aus Angst und Schmerz besteht.

Hast Du keine Sehnsucht nach Freude, Glück, Frieden, Vertrauen. Wenn ich mir vorstelle, was für ein entsetzliches Leben ich vor der Therapie hatte, kein Vergleich mehr mit heute.

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Marzipanschnute
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Beitrag Mi., 05.06.2013, 10:08

Liebe Miramara,

dass was du da schreibst ist ganz furchtbar und ich kann mir gut vorstellen, dass du das am liebsten hinter dir lassen und nicht wieder aufrollen würdest.
Aber ich denke, mit einem/einer guten Traumatherapeut/in könntest du da einiges aufarbeiten und vielleicht geht es dir dann auch ein wenig besser.

Und in der Therapie erwartet keiner von dir, dass du hinkommst und anfängst alles frei von der Leber weg zu erzählen.
Vor allem nicht nach so einem Trauma.
Lass dir da Zeit.

Ich hoffe du kannst das machen was für dich richtig und gut ist.

“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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Miramara
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Beitrag Mi., 05.06.2013, 10:36

Ich führe ein relativ normales leben...nur kann ich keine normalen Beziehungen führen. Ich suche immer Kontakt zu viel älteren Männern. Treffe mich mit fremden Männern um mich absichtlich schlecht behandeln zu lassen. Um Angst zu erleben. Ich brauche die Ausgeliefertheit und diese wiedergutmachende Zuwendung danach.

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Miramara
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Beitrag Mi., 05.06.2013, 10:54

Ich habe diese Gewaltfantasien auch schon seit ich sehr klein bin. Ich kann damit nichts anfangen. Ich hatte sie schon in der 3. Klasse. Ich träumte vom Sex mit Erwachsenen. In den Träumen ging es darum, dass ich wohin gebracht wurde wo Kinder mit Erwachsenen schlafen müssen. Man sagt ihnen da, dass es so üblich ist. Ich musste mit einem hässlichen alten Mann schlafen um entjungfert zu werden...um bereit zu sein. Ich träumte immer wieder diesen Traum. Ich habe mit 15. angefangen Kotakt zu viel, viel älteren Männern zu suchen. Ich versteh nicht warum ich immer wieder die Angst suche.

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leise
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Beitrag Mi., 19.06.2013, 19:14

Liebe Miramara,

es ist ganz entsetzlich was dir deine Familie angetan hat und ich bin empört, wenn ich lesen muss, dass du beim Jugendamt erzählt hast was der Bruder angestellt hat und man hat dir nicht geholfen! Ich finde es unglaublich wieviel Leid und brutale Gewalt Kindern (und auch Erwachsenen) angetan wird und keiner reagiert und hilft, da bleibt mir echt die Luft weg!
Miramara hat geschrieben:Ich habe Angst vor einer Therapie. Ich fühl mich "kaputt" wenn ich darüber reden muss.
Davor brauchst du ganz sicher keine Angst zu haben. In einer Traumatherapie wird ganz genau darauf geachtet, dass du nicht überfordert wirst, man nennt das Stabilisierung und da gibt es ganz viele Möglichkeiten innerlich doch fester und sicherer zu werden. Und ganz wichtig, DU bist es die bestimmt wie schnell es geht und wieviel du gerade aushalten kannst und möchtest. Und sei sicher, es wird da sehr behutsam und fürsorglich vorgegangen, immer wird geschaut wie es dir mit Erinnerungen geht und es wird sofort eingegriffen, wenn du Schwierigkeiten hast. Und wenn es gar nicht geht, dann gibt es eine Menge Wege erst mal wieder von dem Druck befreit zu werden und etwas mehr Luft zu bekommen. Es wird dauern, aber es lohnt sich und du musst diesen Weg nicht alleine gehen, da ist immer Hilfe da!!

Ich denke es ist wirklich sehr wichtig, dass du deine Vergangenheit aufarbeitest, es muss all das Leid, das man dir angetan hat angesehen und sowohl aus der damaligen Position aber auch aus der heutigen beachtet werden, es ist einfach wichtig zu verstehen, dass das nun vorbei ist und man heute all dem nicht mehr ausgeliefert ist. Mit der einfühlsamen und freundlichen Unterstützung einer Therapeutin oder eines Therapeuten ist das auch zu schaffen.
Da ist so Vieles, das deine kleine Seele nicht begreifen und verarbeiten konnte, das muss nachgeholt werden, sonst wird die Seele richtig krank und das wäre schade! Jeder Mensch sollte alle seine Fähigkeiten und Möglichkeiten voll nutzen können und so sein Leben so erfüllt gestalten können wie es nur geht! Lass dich doch bitte von uns ein wenig ermutigen, es kann nur besser werden!

Einen sehr herzlichen Gruß
schickt dir
leise

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