Erfahrung mit Therapie von komplexer PTBS

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Traurige Seele
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Erfahrung mit Therapie von komplexer PTBS

Beitrag Do., 27.12.2012, 08:51

Hallo,

mich würde einmal interessieren wer Erfahrungen mit der Therapie von komplexer PTBS hat. In wie weit konnte man Euch helfen? Wie lange dauert solch eine Therapie? Habt ihr auch zusätzlich ADs gebraucht und musstet ihr diese auch während der Therapie einnehmen?

Ich möchte einfach wissen was da alles auf mich zukommt. Und möchte einfach einen Austausch mit Leidensgenossen/innen haben.

LG Traurige Seele
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Sinarellas
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Beitrag Do., 27.12.2012, 11:22

Hiho.

Helfen in dem Sinne, dass die Flashback´s, Symptome in Form von destruktivem Verhalten, Suiziddrang, Täterintrojekte und Konditionierungen abgemildert werden konnten bis sogar komplett verschwinden. Wir (als System) wissen nun wie wir mit solchen Situationen umgehen können und wo wir uns Hilfe holen können.
AD´s waren unvermeidbar, weil die depressiven Episoden sonst tödlich geendet hätten, ebenso wie Klinikaufenthalte zur Stabilisation. Klar gabs die auch während der Therapie die nimmt man ja ein paar Jahre bei starken Depresssionen. Dauer kann ich so nicht sagen, wir waren seit 18 in Therapie und sind heuer ind en letzten Zügen. Kommt halt darauf an, machst du dann Tiefenpsycho? Wieviele Stunden denkst du wirst du bekommen? Wir haben 4 Verlängerungen durchgeboxed

Sinas
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Launebär
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Beitrag Do., 27.12.2012, 12:28

Hallo Traurige Seele,

ich weiss noch nicht, ob ich "öffentlich" darüber schreiben möchte (Wiedererkennungswert). Aber wenn du möchtest, kann ich dir eine PM schreiben!

Launebär

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Traurige Seele
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Beitrag Do., 27.12.2012, 13:07

@Sinerella,

danke für Deine offene Antwort.

Ich habe vor 1 1/2 Jahren eine Verhaltenstherapie nach 60 Stunden beendet. Damals hatte ich aber nur die Symptome und die Flashbacks kamen erst vor 2 Monaten ganz plötzlich hoch. Ich werde mit meiner alten Therapeutin ab Mai weitermachen können, sie hat mir schon sehr sehr viel geholfen auf die Reihe zu kommen nur müssen wir jetzt an die Vergangenheit rangehen. Sie nennt es so schön "Bevor ich in mein Haus einziehen kann muss ich das letzte vollgemüllte Zimmer noch entrümpeln, erst dann werde ich einziehen können". Sie meinte aber ich wäre schon auf einem total guten Weg gekommen durch die letzte Therapie. Schwierig ist es momentan für ich weil ich selber Mama von zwei Kindern (3 und 6) bin und ich natürlich auch verdammt Angst habe, dass ich durch mein Krankheitsbild meinen eigenen Kindern schaden könnte. Aber ich glaube das ganze kam bei mir jetzt erst durch die eigenen Kinder hoch und ich sage mir immer ich werde das erkennen was bei mir falsch gelaufen ist und selber besser machen. Vorher saß einer links und einer rechts und jeder hat mir einen fetten Knutscher auf die Backe gegeben, hach ist das schön, sowas konnte ich mit meiner Mutter nie, ich denke so falsch kann es gar nicht laufen sonst wäre das nicht so. Da merke ich zumindest dass ich noch am Leben bin und Gefühle haben kann. Und ich ebenso auch Liebe an eine Kinder weitergeben kann, auch wenn ich das erst lernen musste. As mein Großer geboren wurde habe ich gedacht und nun, was muss ich jetzt mit dem Kind machen.... das war ganz schlimm, jetzt begreife ich erst richtig warum und habe so ein schlechtes Gewissen. Aber ihr gaubt gar nicht wie schlimm es war als ich heim musste und mein Kleiner in der Intensivstation bleiben musste 2 Wochen lang, das war schlimm, ich habe gedacht mein Herz zerbricht. Ich hatte damals so einen Zusammenbruch dass ich nicht mal mit konnte um den Kleinen abzuholen von der Intensiv als er nach Hause durfte. Oh Gott habe ich heut ein schlechtes Gewissen deshalb. Aber keiner hat mir damals geholfen es ist ja normal dass das belastend wäre hieß es nur. Erst als mein Kleiner 3 Monate alt war hat mich mein Hausarzt an den Psychiater überwiesen weil mein Mann mich hin geschleift hat und zum Arzt sagte so geht es nicht mehr weiter. Meine Thera hat mein Leben in 60 Stunden VT so weit stabilisiert dass ich mit meinem ersten Kind umgehen konnte und ich soagr in der Zeit mein 2 Kind bekommen habe. Was natürlich ungünstig auf den Verlauf der Therapie war da ich ja nicht ans eigentliche Trauma rankam und wir eher oberflächlich gearbeitet haben. eine Thera meinte, jetzt ist bei mir die Zeit gekommen in der ich stabil genug bin eine Traumaverarbeitung zu überstehen von meiner Psyche aus, deshalb wären jetzt auch die Flashbacks gekommen.

@Launebär, gerne können wir auch per PN schreiben. Ich freu mich auf Deine PN.

LG TS
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Wandelröschen
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Beitrag Do., 27.12.2012, 15:07

Hallo Traurige Seele,

wie ich sehe, bist du jetzt in einem Alter, als ich mich das erste Mal in Therapie begab.
Medikamente habe ich während der ganzen Zeit nicht genommen, hab also keine Erfahrung damit. Die Diagnose stand nicht von Anfang an. Es gab sehr viele Baustellen und Themen.
Dauer: 80 Std VT, dann zwei Jahre Zwangspause (nur Krisenintervention zwischendurch), dann weiter gemacht (45 Std VT) bei der gleichen Thera. Dann war der Punkt erreicht, wo es MIR erst einmal reichte. Leben lief wieder einigermaßen (zumindest erheblich besser als vor Aufnahme der Therapie). Mir war allerdings klar, dass da noch Leichen im Keller liegen.

Vor gut zwei Jahren war der Punkt erreicht, wo ich wieder mit Therapie anfing bei meiner alten Thera. Sie kannte mich ja und wusste somit, wo bei mir Baustellen liegen (dachte ich). Nach 18 Std musste ich aber erkennen, dass sie für die anstehenden Baustellen doch nicht die richtige ist und es war ein Thera-Wechsel notwendig. Wir hatten dann zum Glück zeitnah einen für uns passenden Thera gefunden, der die verbliebenen Stunden übernahm und dann entsprechend verlängerte. Jetzt sind die max. 80 Std VT fast verbraucht. Sie werden nicht ganz reichen, aber da ein Ende für mich absehbar ist, werde ich danach selber zahlen, denn ich möchte es jetzt gerne für mich rund machen und mir ein Zwangs-Ende nicht von außen aufdrücken lassen.
Die Diagnose komplexe (chronifizierte) PTBS und DIS hat mir erst mein jetziger Thera gegeben, meine Ex hielt sich da immer sehr bedeckt. Sie hatte zwar schon ganz gute Vorarbeit geleistet, also einige „leichtere“ Baustellen bearbeitet, Symptomreduktion, Stabilisierung, einiges an Skills mit mir erarbeitet, was ich auch bei meinen jetzigen Thera nutzen konnte. Aber mit meinen Dissoz und den Switches hatte sie so ihre Probleme, was auch letztendlich der Grund für den Wechsel war. So richtig tief in die Traumata bin ich mit ihr nicht eingestiegen, nur so ein bisschen „angekratzt“, so dass irgendwie klar war, in welche Richtung es geht. „Gruppentherapie“ und Traumatherapie habe ich erst mit meinem jetzigen Thera gemacht, obwohl es teilweise auch etwas Neuland für ihn war. Aber er war für alles offen und vor allem lernfähig und wir haben extrem viel geschafft.
Traurige Seele hat geschrieben: Aber ich glaube das ganze kam bei mir jetzt erst durch die eigenen Kinder hoch
ja, genauso war es bei mir auch, die eigenen realen Kinder waren alle in einem entsprechenden Alter, als es bei mir losging.
Traurige Seele hat geschrieben: Schwierig ist es momentan für ich weil ich selber Mama von zwei Kindern (3 und 6) bin und ich natürlich auch verdammt Angst habe, dass ich durch mein Krankheitsbild meinen eigenen Kindern schaden könnte.
Diese Angst kann ich absolut nachvollziehen, war bei mir auch. Da ich aber ja was getan habe, um von dem Krankheitsbild wegzukommen, hat es ihnen langfristig nicht geschadet. Jetzt sind meine Kinder groß, es läuft alles gut mit ihnen, und dass ihre Mama manchmal anders tickt, damit können sie umgehen. Inzwischen wissen sie auch, was das ist und warum dem so ist.
Traurige Seele hat geschrieben: und ich sage mir immer ich werde das erkennen was bei mir falsch gelaufen ist und selber besser machen.
das wirst du bestimmt. Auch ich habe es geschafft, den Teufelskreis zu durchbrechen.
Traurige Seele hat geschrieben: Und ich ebenso auch Liebe an eine Kinder weitergeben kann, auch wenn ich das erst lernen musste.


Eine stationäre Therapie wurde uns damals zu Beginn der Therapie, als so die ganze Tragweite sich rauskristallisierte, auch nahegelegt/empfohlen. Konnte ich aber nicht machen, wie auch mit einem Haufen kleiner Kinder (hab noch mehr als du) und einem Mann, der oft dienstlich fort war.
Um es ambulant angehen zu können, musste ich mir ein ganzes Netzwerk an Hilfe organisieren, was die Kinderbetreuung anbelangt (die Jüngste war erst 1,5). Für mich war da das wichtigste, dass ich nach der Thera-Stunde noch Zeit für mich hatte, zum Sortieren oder einfach nur zum Schlafen, wenn es zu sehr schlauchte.

Was ich noch so rückblickend sagen kann, auch wenn es, z.B. mit den Flashs, ganz schlimm wurde zwischenzeitlich, die Seele gabt immer nur das preis, was ich auch irgendwie gebacken bekam. Klar hatte ich schon mal den Gedanken, ich halt´s nicht aus, ich muss jetzt sterben, es überflutet mich, aber das passierte nicht, ich hatte es aushalten können, es gab Hilfe, die mich auffing. Danach gab es wieder leichtere Phasen, so zum Ausruhen quasi, eh es dann weiter ging, immer so in Häppchen.
Gruß
Wandelröschen

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Sinarellas
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Beitrag Do., 27.12.2012, 16:27

Hi TE,

und gibts nun noch irgendwo offene Fragen?
Hab jetzt keine rausgelesen..

Sinas
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Traurige Seele
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Beitrag Do., 27.12.2012, 18:14

Danke an Euch beiden.

Wandelröschen, danke dass Du mir das geschrieben hast, dadurch habe ich jetzt nicht mehr ganz so viel Angst meinen Kindern damit zu schaden. Was für mich auf jeden Fall klar ist, dass ich mehr als 2 Kinder nicht packen würde und auch keine mehr geplant sind Auch wenn ich doch sooo gerne noch ein Mädchen gehabt hätte ). Aber jetzt noch ein Kind zu bekommen wäre fahrlässig, das weiß ich und deshalb lassen wir das auch, ich bin ja bei der letzten Geburt fast gestorben und beim ersten Kind mein Sohn fast nicht überlebt. Neinnein so wie es ist ist es gut.

Oh ha ich sehe es liegt noch ein langer steiniger Weg vor mir. Naja ich glaube schlimmer als in der Zeit gerade kann es eigentlich nimmer werden. Gerade wenn die Kinder größer und eigenständiger werden hab ich auch wieder etwas mehr Luft und das wird mir gut tun. Ich habe ja auch gerade bis Mai noch die Notfalltermine bei meiner Thera um überhaupt irgendwie durchzustehen und meine ADs um nicht ganz abzustürzen.
Meine Thera meinte mal zu mir, durch meine komplexen Traumatisierungen wird es schon hart werden und auch länger dauern das Ganze anzugehen.
Aber ich sage mir gerade immer da muss ich jetzt durch und es wird irgendwann besser werden. Man darf den Glauben nicht aufgeben, dass es irgendwann besser wird.

LG TS
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Wandelröschen
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Beitrag Do., 27.12.2012, 19:51

Hallo Traurige Seele,
Traurige Seele hat geschrieben: Oh ha ich sehe es liegt noch ein langer steiniger Weg vor mir.
Ja, das tut es. Aber den weg sind schon viele gegangen und er lohnt sich, wirste sehen.
Traurige Seele hat geschrieben: Naja ich glaube schlimmer als in der Zeit gerade kann es eigentlich nimmer werden.
hatte ich auch gedacht, aber zum Anfang kann es doch nochmal schlimmer werden, aber du bist in guten Händen und wirst aufgefangen. Und du weißt, wofür du es machst, für dich, dass dein Leben lebenswert wird und du dann in der Lage bist, dieses gute Lebensgefühl auch deinen Kindern zu vermitteln, ganz automatisch, dafür lohnt es sich, glaube mir, ich sehen und fühle es jetzt schon und ich weiß noch genau, wie es bei mir vorher war.
Traurige Seele hat geschrieben: Meine Thera meinte mal zu mir, durch meine komplexen Traumatisierungen wird es schon hart werden und auch länger dauern das Ganze anzugehen.
Da hat deine Thera Recht. Sehe ich ja jetzt auch bei mir, wie lange es dauert/gedauert hat. Als ich zu meinem jetzigen Thera wechselte und er sah, was Sache war, sagte er mal: „Schade das ich kein Analytiker bin. Nicht, weil ich Analyse so toll finde oder weil es bei Ihnen angebracht wäre. Nein, da hätte ich einfach mehr Stunden, die maximal 80 Std in der VT werden nicht reichen, und davon habe ich ja nicht mal mehr alle.“
Traurige Seele hat geschrieben: Aber ich sage mir gerade immer da muss ich jetzt durch und es wird irgendwann besser werden. Man darf den Glauben nicht aufgeben, dass es irgendwann besser wird.
Genau! Und es wird besser werden! Du bist auf dem richtigen Weg.
Gruß
Wandelröschen

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Traurige Seele
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Beitrag Do., 27.12.2012, 20:31

Danke Dir Wandelröschen für Deine aufbauenden Worte.

Ich bin mal gespannt wie das alles wird. Ja bin mal gespannt wie weit wir mit den 80 Stunden kommen werden. Bis dahin haben wir ja insgesamt 9 Sitzungen und noch Probatorische dann danach noch 80 ich hoffe das reicht aus. Und wie gesagt 60 hatte ich ja schon vor der Pause. Und da haben wir ja schon ganz viel Vorarbeit geleistet um im Alltag zumindest bestehen zu können.
Jetzt geht es halt noch richtig ans Eingemachte an die Wurzeln des ganzen Übels wo ich mir in meiner Jugend eigentlich geschworen hatte nie darüber zu reden und alles einfach noch zu vergessen und ein neues Leben zu beginnen. Schade leider hat das so nicht geklappt. Die Vergangenheit holt mich immer und immer wieder ein, so ein Mist.

Meine Thera hat es in der letzten Therapie immer so gemacht dass wir nach einer gewissen Zeit nur noch alle 2 Wochen Termine hatten und irgendwann dreiwöchentlich und am Schluss nur noch alle 8 Wochen oder so. Ich bin auch sooo froh dass sie mich jetzt in meiner Not wieder aufnimmt und mir so hilft die Zeit zu überbrücken. Was für mich ganz befremdlich war ist dass sie immer wieder erwähnt wie gut sie es findet dass ich mir gleich Hilfe geholt habe in meiner Notlage. Was will sie mir damit mitteilen??? Sie findet es gut dass ich sie wieder belästigt habe mit meinen Problemen oder was???

LG TS
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Speechless
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Beitrag Do., 01.09.2016, 09:46

Ich würde mich gerne unterhalten mit Leuten, die auch diese Diagnose haben. Ich möchte es direkt abgrenzen von Borderline, weil mich die Krankheit hier in dem Zshg nicht interessiert und die Symptome auf mich nicht zutreffen, auch wenn manche der Ansicht sind, das sei eine identische Krankheit.

Ich würde gerne wissen, was für eine Therapie ihr gemacht hat und wielange es gedauert hat, bis die Symptome weggingen und ob ihr (inzwischen) in der Lage seid, Beziehungen zu führen. Vor allem in Bezug auf Partnerschaft.

Bei mir standen erst Ängste im Vordergrund, inzwischen eher die Depression, aber als Grundthema durchaus die Angst. Somatisierung habe ich auch, das könnte aber auch losgelöst davon sein. Meine Thera sieht es zumindest als psychosomatisch an.

Ich befürchte inzwischen, dass das bei mir nicht vollständig behandelt werden kann. Dass wir schauen, dass ich irgendwann wieder im Alltag besser klar komme, was eigentlich auch schon der Fall ist, aber mich die Grundsymptomatiken immer wieder einholen werden. Mal wird es besser sein, mal schlechter.

Eine partnerschaftliche Beziehung kann ich mir auf jeden Fall nicht mehr vorstellen. Ich hatte schon mehrere und auch lange Beziehungen in meinem Leben, aber mir ging es immer besser alleine. Andere Menschen stressen mich und ich bin auch nicht in der Lage, mich denen richtig zu öffnen bzw. ich will es auch einfach nicht. Aber auf der anderen Seite fehlt das natürlich schon.

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saffiatou
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Beitrag Do., 01.09.2016, 10:22

Moin Speechless,

anfangs standen bei mir die Depressionen im Vordergrund und waren der Grudn warum ich einen Therapeuten aufgesucht habe. Ich bin einfach in eine Therapie gestolpert, damals gar nicht in der Lage mich zu informieren, was da auf mich zukommt, ich mache seit sechs Jahren eine TfP bei dem selben Thera (Unterbrechnung von zwei Jahren mit den Notfallstunden).

Die Ängste über die Du angesprochen hast, waren mir gar nicht bewußt, ich war immer in der Verdrängung und Vermeidung und habe vieles gar nicht erkannt. Jetzt werde ich häufig von Panik überrannt und habe extreme Ängste (schließe mich in der Wohnung ein, Licht für die Nacht, mag oft niemanden in der Wohnung haben....). Mir war erst viel später in der Therapie klar, daß ich bereits als Jugendliche unter Paniattacken gelitten habe, ich habe es damals einfach hingenommen.

Bisher habe ich noch keine Möglichkeit diese Panikattacken auszuschalten, es hilft im Moment, wenn ich mir klar mache, daß es nur eine Attacke ist und kein Herzinfarkt oder so.

Im Moment hänge ich noch tief in manchen Mustern (Loyaltät mit den Tätern, keine Wut, SvV...) und habe Schwierigkeiten mich daraus zu bedfreien.

Ich hatte üebr viele Jahre keine Parterschaft und habe auch jede Anbahnung vermieden, dann drei Jahre bevor sich die Depris meldeten bin ich eine Fernbeziehung eingegangen, das war möglich weil durch die Entfernung das Nähe-Distanz-Problem gelöst wurde. Jetzt kann ich mir gerade keine Partnerschaft vorstellen, obwhl diese Sehnsucht nicht immer alleine zu sein groß ist.

Was mir zurzeit sehr zu schfffen macht sind die Stimmungsschwankungen, die extrem sind und Kraft kosten und die Schlafstörungen...

Alles Gute
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Candykills
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Beitrag Do., 01.09.2016, 10:30

Ich denke du grenzt das zurecht ab, denn Borderline gibts auch ohne Trauma und zwar in hoher Prozentzahl!

Ich glaube von Heilung muss man sich eh verabschieden. Aber das heißt ja nicht, dass das Leben nicht auch mit Erkrankung wieder lebenswert werden kann.

Das mit der partnerschaftlichen Beziehung geht mir auch so, auch wenn ich noch jung bin - das Thema ist einfach durch für mich vorerst und vielleicht auch für immer.
Von Analyse würde ich abraten, weil die nicht zielführend ist. Wenn du dich hier umschaust wirst du feststellen, dass die meisten Analysepatientin kaum vorwärts kommen.
Ich denke mit TfP und VT, vielleicht mit Zusatz Traumatherapeut bist du am besten beraten.
Ist denn dein Ziel überhaupt wieder irgendwann eine Partnerschaft einzugehen oder hast du eher das Gefühl du müsstest irgendwann wieder so sein?

LG
Candy
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


Speechless
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Beitrag Do., 01.09.2016, 10:36

Hey Saffiatou,

bei mir ist es ähnlich gelaufen nur dass es mich zuerst wegen Panikattacken zu meiner Thera verschlagen hat. Hab auch gar nicht geblickt, was ich da habe. Erst mit der Zeit habe ich begriffen, dass ich ständig flash backs hatte, Alpträume ohne Ende.

Die Panikattacken haben wir wirklich schnell in den Griff bekommen, haben noch andere oberflächlichere Phobien mit therapiert, aber war damals nicht in der Lage die Beziehungsthematik anzugehen und nach einem Jahr waren die h aufgebraucht.

Jetzt das Gleiche erneut, diesmal wegen Depressionen, aber wirklich auch mit vollem Programm: Auseinandersetzung von den verschiedenen Traumata und Beziehungsveränderungen. Die klappen leider weniger gut. Sie sagt, ich muss dafür erst genug getrauert haben. Wir sind aber schon am Anfang der Verlängerung, ich glaube es würde auch noch eine weitere durchgehen, also ich bin nicht so sehr im Zeitdruck, aber die Dinge verändern sich für mich einfach viel zu langsam.

Es ist VT, machen aber viel TFP (Reddemann rauf und runter).

Bei den Panikattacken hat mir das was du beschreibst auch geholfen. Sich zu sagen "aha das Gefühl kenne ich, es geht wieder vorbei"

Die Attacken und die Schlafstörungen gingen bei mir komplett weg mit Imaginationsarbeit. Habt ihr das auch gemacht?

Ich will zum Bsp meistens alleine sein, mag auch niemanden in der Wohnung haben, aber ich habe auch eine große Sehnsucht. Nur ist die für mich irreal, weil es das was ich will eh nicht gibt. Ich hätte einfach nur gerne ab und zu jemanden, der da ist, wenn ich das brauche und dann auch wieder geht, wenn nicht. Sowas ist in einer Partnerschaft nicht möglich, daher ziehe ich es momentan vor keine zu haben. Auch wegen keine Lust auf Sexualität.


Speechless
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Beitrag Do., 01.09.2016, 10:44

Danke Candy,

ich denke auch ich bin richtig in meiner Richtung. Wollte nur noch andere Verfahren hören, vllt sogar mal entferntere Verfahren. Meine Thera macht ja VT, aber machen viel aus TFP und körperorientierte Verfahren. Denke sie hat auch viel Erfahrung mit Trauma.

Ja, ich glaube langsam eben auch, dass Heilung nicht drin ist.

Das Beziehungsthema ist ehrlich gesagt sehr ambivalent. Ich glaube ich habe mich noch nicht mal richtig entschieden, was ich möchte. Und das ist natürlich dann auch problematisch für die Therapeutin. Aber das Ziel ist schon, zumindest die Möglichkeit haben am Ende der Therapie eine Beziehung zu führen. So haben wir das zumindest definiert und da stehe ich schon auch dahinter.

Aber letztendlich ist das aufgrund der Sexualität glaube ich schon nicht möglich, denn weder bin ich asexuell, noch möchte ich regelmäßig Sex haben. Von daher glaube ich sind meine Wünsche mit der Realität schlichtweg nicht vereinbar.

Aber grundsätzlich hätte ich schon gerne mal wieder eine Beziehung. Ich glaube die letzte Beziehung hat mir einfach grundsätzlich die Lust genommen, das meine ich auch wörtlich, weil ich mich immer dazu selbst gezwungen habe, ein normales Sexleben mit ihm zu haben, obwohl ich eben überhaupt keine Lust hatte.

Meine Thera meint, das muss nicht so bleiben, aber ich bin da eher hoffnungslos.

Wenn ich aber zurück denke, wie ich vor dem weiteren Trauma Intimität erlebt habe würde ich sehr gerne wieder zu dem Gefühl zurück, ich denke nur, es ist nicht möglich. Weil fallen lassen geht einfach nicht.

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candle.
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Beitrag Do., 01.09.2016, 10:52

Hallo Speechless!

Ich habe eine PTBS mit depressiven Episoden. Offenbar nicht komplex, weil nicht chronifiziert, aber eben doch komplex traumatisiert.

So, nun zu diesem:
Speechless hat geschrieben: Ich will zum Bsp meistens alleine sein, mag auch niemanden in der Wohnung haben, aber ich habe auch eine große Sehnsucht. Nur ist die für mich irreal, weil es das was ich will eh nicht gibt. Ich hätte einfach nur gerne ab und zu jemanden, der da ist, wenn ich das brauche und dann auch wieder geht, wenn nicht. Sowas ist in einer Partnerschaft nicht möglich, daher ziehe ich es momentan vor keine zu haben. Auch wegen keine Lust auf Sexualität.
Da geht es mir exakt genauso in den letzten Jahren. Ich lasse es die Zeit lösen oder warte einfach ab. Ich war ja nun lange verheiratet und bin immer wieder erstaunt über den Kontrast, den ich jetzt leben "muß".

Und wenn du therapeutisch eine Lösung findest, lasse es mich gerne wissen!

Meine Sehnsucht ist auch da, aber dann fühle ich mich immens gestresst durch Anforderungen anderer Menschen, so dass ich mir einen Partner einfach nicht "zutraue". Nun überlege ich auch, was es für "Zwischenlösungen" geben kann.
Zudem fühle ich mich als Rentner zusätzlich als Last, weil ich nur ein geringes Einkommen zu bieten habe und auch den normalen Haushaltstätigkeiten noch gar nicht richtig nachkommen kann.

Ich kann dir also keinen guten Rat geben, stehe aber vor einem ähnlichen Problem.

LG candle
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