Narzisstische Mutter? Wie sich lösen?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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aquamarin111
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Narzisstische Mutter? Wie sich lösen?

Beitrag So., 26.08.2018, 13:18

Hallo in die Runde!

In meinem Leben gibt es ein Thema, über das ich gerne unabhängige Meinungen und ev. Ratschläge hören würde.
Es geht um meine Mutter. Ich weiß nicht, ob man sie als narzisstisch einordnen kann, aber so einige Punkte erfüllt sie meiner Meinung nach schon.....

Ich habe schon lange gespürt, dass "irgendetwas" mit ihr bzw. mit unserer Beziehung nicht stimmt...

Was ich definitiv weiß, ist, dass IHRE Mutter ein schlimme Person war...meine Tante war das goldene Kind, das nichts falsch machen konnte, meiner Mutter wurde körperlich und psychisch schwer misshandelt. Sie hat sich geschworen, es bei mir anders zu machen, und ich bin mir sicher, dass sie mich auf ihre Weise auch liebt.

Wir standen uns immer sehr "nahe", es hieß immer - wir 2 gegen den Rest der Welt. Ich habe früh gelernt, dass ich für ihr Glück verantwortlich bin, da sie in ihrem Leben schon soviel gelitten hat, dass sie einen gewalttätigen Ehemann für MICH ausgehalten hat, dass sie alle Entbehrungen und Opfer gebracht hat, um MICH großzuziehen, dass sie IHR tolles Leben für MICH aufgegeben hat...Heutzutage ist sie allein, verabscheut näheren Kontakt zu allen Menschen und sagt mir ständig, dass ich der einzige Mensch bin, der ihr etwas bedeutet und für den sie lebt. Würde ich sie jemals verlassen, würde sie sich umbringen.

Ich war immer das gute Mädchen, habe nie rebelliert, habe ihr immer zur Seite gestanden und alles getan, was sie wollte. Selbstverständlich bin ich niemals ausgezogen, schließlich musste ich sie ja vor ihrem zweiten - ebenfalls gewalttätigen Mann - beschützen. Ich habe stets alles versucht, um ihr zu helfen, sie zu heilen, zu beschützen.

Heute lebe ich das Leben, das sie sich für mich vorgestellt hat, habe den Job, den sie wollte (wo sie auch sooo stolz auf mich ist - ich hasse diesen Job), ich habe keine Freunde und schon gar keinen Partner. Mit 34 Jahren hatte ich noch nie eine Beziehung...Mit 20 habe ich es einmal versucht, nur um von ihr zu hören, dass sie jetzt in meinem Leben wohl keine Rolle mehr spiele und mich verlassen werde....ich würde sie "niemals wiedersehen"...Natürlich habe ich mich von meinem Freund getrennt....

Da sie finanziell durch ihre Männer mittellos zurückgeblieben ist, habe ich ihr die Wohnung gekauft, die sie wollte und lebe jetzt mit ihr dort...zahle alles, von Kredit bis zu Betriebskosten, und es ist nie genug.

Das Problem ist, dass ich ewig nicht hinsehen wollte...Da ich mein Leben so wie es ist allerdings regelrecht hasse, habe ich mir vor Kurzem ENDLICH - entgegen ihrem Zetern - Hilfe gesucht und eine Therapie begonnen. Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen...aber was soll ich machen? Einerseits ist sie ja total liebevoll zu mir und ich liebe sie auch wirklich sehr, aber so gefällt mir mein Leben auch nicht.

Was ich vergessen habe zu schreiben: Als ich noch ein Kind war, war meine Mutter gut zu mir - hat mich nie geschlagen und mich so gut sie konnte vor den gewalttätigen Männern in ihrem Leben beschützt. Ich musste nie Angst vor ihr haben wie andere Schulkolleginnen vor deren Eltern Angst hatten. Ich hatte damals das Gefühl, sie stünde auf meiner Seite.

Bin ich unfair zu ihr? Ist ihr Verhalten das einer liebenden Mutter? Meine Schuldgefühle und meine Wut halten sich so sehr die Waage...

Mit meiner Therapeutin fange ich langsam an, daran zu arbeiten. Aber mir würden eure objektiven, anonymen Meinungen auch sehr viel bedeuten! Immerhin habe ich mein ganzes Leben nie eine neutrale Sicht von außen erhalten...

Danke im voraus!

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leuchtturm
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Beitrag So., 26.08.2018, 14:06

ich bin kein Therapeut, schreibe also nur als Laie ;)
in Kurzform:

deine Mutter scheint so gut sie konnte für dich gesorgt zu haben, als du ein Kind warst.

Aber sie hat versäumt, dich sich von ihr abnabeln zu lassen. Vermutlich, weil sie es brauchte, von dir gebraucht zu werden. Oder weil sie selbst hilflos war.

Gleichzeitig musstest du schon früh Elternanteile übernehmen, indem du deine Mutter vor ihren gewalttätigen Partnern beschützen musstest.

So wie du es hier beschreibst, ist eure Beziehung keine gesunde Mutter-Tochter-Beziehung.
Deine Mutter scheint sehr viele eigene Wünsche in dich hinein zu projizieren. Du musstest sozusagen ihr Leben für sie leben, nur "besser"

Da wird es Zeit für dich, auf eigenen Füßen zu stehen. Und zwar dringend!!

Das wird nicht einfach sein. Denn deine Mutter, die ja den status quo gewohnt ist und ihn offenbar auch gut findet, muss sich nun egwaltig umstellen, wenn du scheinbar plötzlich eigene Wege gehst.

Mit Sicherheit wirst du ihr undankbar, egoistisch, gemein vorkommen.

In Wahrheit ist der Wunsch deiner Mutter nach einer Symbiose mit dir, der erwachsenen Tochter, sehr egoistisch von ihr.

Ich finde es gut, dass du den Weg zu einer Therapeutin gefunden hast!

Du wirst dich sicherlich freistrampeln müssen, und das ganz bestimmt nicht kampflos abgehen.

Du hast jedoch keinerlei Grund, dich dschuldig zu fühlen. Jeder Mensch hat die Aufgabe, sein eigenes Leben zu führen.

Vor x Jahren hat deine Mutter beschlossen, so zu leben, wie sie es tat, mit den Partnern, die sie sich gewählt hat.
Nun bist du dran, dein Leben zu führen. Eigentlich bist du ja schließlich schon lange vom Alter her erwachsen ;)

Ob deine Mutter nun narzisstische Züge hat oder nicht, ist übrigens völlig unwichtig. Sie ist nicht krank. Sie hat dich "nur" jahrzehntelang in eigener Sache benutzt. :-((


Waldschratin
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Beitrag So., 26.08.2018, 14:29

Hallo aquamarin,
ein bissl klingst du nach "Ich möchte mich waschen, aber nicht nass dabei werden". ;-)

Ich frage mich, was dir "neutrale" Sichten von außen bringen sollen, was du dir davon erhoffst und wünschst?

Im Grunde spürst du doch am ehesten in dir selber, was du möchtest, oder?
Und dann bleibt halt ne Entscheidung zu fällen, was du umsetzt davon und was nicht.
Was dir mehr "wert" sein wird und was weniger, worin du mehr "investierst" und worin weniger.

"Empfehlungen" von außen bringen dir doch nur wieder das "alte Muster", das zu "leben", was jemand anders für "gut" hält für dich oder "haben" möchte von dir.

Du bist doch auf nem guten Weg : Hast dir therapeutische Unterstützung geholt und dir geht jetzt ein Licht nach dem anderen auf. Und du kannst mit deiner Therapeutin erarbeiten, wie du am besten für dich (Dich!) vorgehen kannst und wirst, dein Ziel umzusetzen. :thumbsup:

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spirit-cologne
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Beitrag So., 26.08.2018, 14:40

Na ja, ich kenne dich und deine Mutter ja nicht, deshalb sind Meinungen hier aus dem Forum natürlich auch nicht wirklich "objektiv", wir können ja nur aufgrund der Informationsbröckchen antworten, die du uns zur Verfügung stellst...

Aufgrund deiner Schilderungen würde ich sagen, dass du mit deiner Vermutung einer narzisstischen Persönlichkeitsstruktur wahrscheinlich nicht so falsch liegst. Das was du da zwischen dir und deiner Mutter beschreibst, nennt man narzisstische Besetzung. D.h. deine Mutter liebt dich, aber eben nicht als der eigenständige, von ihr getrennte Mensch, der du bist, sondern als untrennbaren Teil ihrer selbst, so wie einen Arm oder ein Bein, dass ausschließlich dazu dient, zu ihrem Nutzen oder Wohlergehen beizutragen. Dementsprechend empört und wütend ist sie natürlich, wenn du auf einmal ein "Eigenleben" entwickelst, statt deinem eigentlichem Zweck, nämlich ihrem Wohlergehen zu dienen.

Dass es da einen "guten", einvernehmlichen Weg heraus gibt, glaube ich eher weniger. Wenn du wirklich selbständig werden willst, wird das wohl kaum ohne Wutanfälle, Drohungen o.ä. ihrerseits möglich sein, wer gibt schon freiwillig einen Arm oder ein Bein her?
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Blume1973
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Beitrag So., 26.08.2018, 15:39

Ich kann mich meinen Vorrednern da nur anschließen.

Ich erlebte (und zum Teil noch) in stark abgeschwächter Form, auch eine Mutter, die mich sehr einvernimmt. Wobei, bei weitem nicht in dem von dir beschriebenen Ausmaß.

Das ist reiner Egoismus der Mutter und es liegt an dir, dies klar zu stellen und soweit zu beenden, so weit es für dich tragbar ist.

Blume
Die einzigen wirklichen Feinde des Menschen, sind seine negativen Gedanken.

Albert Einstein


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aquamarin111
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Beitrag So., 26.08.2018, 15:40

Erst einmal danke für eure Antworten!

@leuchtturm:
Bei deinen Worten musste ich erst einmal "autsch" denken. Aber leider auch nicken. Ja, offensichtlich hat sie mich jahrzehntelang für ihre Sache benutzt. Und das zu realisieren, tut erst einmal ordentlich weh. Immerhin habe ich bis vor kurzer Zeit meine Mutter noch auf ein Podest gehoben und all diese inneren Stimmen, die Wut, die Unzufriedenheit, auf mich selbst geschoben und mich als undankbare Tochter beschimpft. Was nicht ist, darf ja nicht sein.

@Waldschratin:
Deinen Beitrag verstehe ich ehrlich gesagt nicht ganz. Was soll es bringen, andere Leute nach ihrer Sicht der Dinge zu bitten? Warum besprechen andere Menschen, die Freunde haben, ihre Probleme mit diesen? Weil es hilft, aus dem eigenen Gedankenkarussell auszusteigen.

@spirit-cologne:
Ja, das stimmt, ich fühle mich nicht als eigenständiger Mensch wahrgenommen. Und dass es ohne Drama nicht gehen wird, weiß ich leider auch. Davor hab ich ja so Angst...Ich weiß ja, dass sie es fertigbringt, mit mir den totalen Kontaktabbruch zu praktizieren, wenn ich die Symbiose beende. Und die Vorstellung, sie komplett aus meinem Leben zu verlieren, macht mich fertig. Immerhin war sie bislang die einzige vertraute Person in meinem Leben.

Mein großer Wunsch wäre, dass ich sowohl Autonomie als auch Vertrautheit mit meiner Mutter haben könnte...bei meinen Arbeitskolleginnen seh ich ja teilweise, dass es auch anders geht. Dass nicht alle Mütter "Hölle, Tod und Teufel" schreien, wenn ihre erwachsenen Kinder ihr eigenes Leben führen.

Nur, keine Ahnung, wie und ob das funktionieren kann.


Waldschratin
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Beitrag So., 26.08.2018, 16:01

aquamarin hat geschrieben:@Waldschratin:
Deinen Beitrag verstehe ich ehrlich gesagt nicht ganz. Was soll es bringen, andere Leute nach ihrer Sicht der Dinge zu bitten? Warum besprechen andere Menschen, die Freunde haben, ihre Probleme mit diesen? Weil es hilft, aus dem eigenen Gedankenkarussell auszusteigen.
Hilft das wirklich in Bezug aufs eigene Denken, das geändert zu bekommen?
Es bringt Tipps und Anregungen, aber "wissen" tust du doch eigentlich, oder bist grade dabei, es zu begreifen, was abgeht und wo du hinmöchtest.

Schreibst du hier ja auch:
aquamarin hat geschrieben:Mein großer Wunsch wäre, dass ich sowohl Autonomie als auch Vertrautheit mit meiner Mutter haben könnte...
Ich habe auch nicht gefragt, "was es bringen soll", sondern was du dir davon erhoffst und wünschst, also als Nachfrage gemeint, als "genauer mal hingucken", was du brauchst (hier und jetzt von uns hier).
Ich denke nämlich, dass du in erster Linie wohl dir Bestätigung und "Rücken stärken" wünschst, um den Mut zu finden, das mit deiner Mutter ausgekaspert zu bekommen.
Oder dich vielleicht mal ordentlich über sie "auslassen" möchtest und zornig/wütend/enttäuscht sein unter Leuten, die Ähnliches schon erlebt haben und deutlich "Partei" für DICH ergreifen.

aquamarin hat geschrieben:Und die Vorstellung, sie komplett aus meinem Leben zu verlieren, macht mich fertig. Immerhin war sie bislang die einzige vertraute Person in meinem Leben.
Das kann ich nachvollziehen.
Nur wirst du wohl, so wie du deine Mutter hier beschreibst, damit sicher rechnen können, dass wenigstens erst mal ein kompletter Kontaktabbruch stattfinden wird.
Ich fänds ja besser, der würde gleich mal von dir erfolgen, dann kann sie dir gar nicht erst große "Dramen" liefern.

Hast du dir denn schon Gedanken drüber gemacht, wie du dein Vorgehen/ deinen Umgang mit deiner Mutter in Zukunft "praktisch" gestalten willst?


Ich bin übrigens selber auch in ähnlicher Art "muttererfahren", nur dass meine seit 2 Jahren nicht mehr lebt. Aber sie hats bis zum Schluss nicht gelassen, ihren "Anspruch" auf mich einfordern zu wollen. Wir haben uns zwar ausgesöhnt, weil ICH mich ausgesöhnt habe mit ihr, aber von ihrer Seite haben die "Dramen" und Manipulationsversuche nie aufgehört.

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Fairness
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Beitrag So., 26.08.2018, 16:03

Ich glaube, was fehlt ist deine eigene Entscheidung zu treffen, dein Bedürfniss nach Autonomie zu folgen... nicht Wunder sondern Schmerz erwarten, zu sehen was passiert... einen Konflikt eingehen in welchem ihr beide etwas dazu lernen könnt. Deine Mutter kann lernen, dass du sie nicht verlässt und du, dass sie dich endlich loslassen kann... So etwas geht nicht schmerzlos.

Mit dem Narzissmus finde ich das etwas übertrieben. Als ich dein Beitrag gelesen habe, schien mir dass deine Mutter abhängig sein könnte (Richtung abhängige/dependente Persönlichkeitsstörung). Und du nach ihr, so ähnlich...

Noch etwas meiner Fantasie dazu - was mir einfällt, basiert darauf, was ich erlebt oder gesehen habe.
Du hast geschrieben, sie war missbraucht, aber ist trotzdem mit den Menschen geblieben... Vielleicht kennt sie das Gefühl, wenn sie gehen wollte, hinter tausende Berge, aber nicht konnte... Und jetzt, wenn du autonom sein brauchst, sieht sie ihre damalige Wünsche in dir und bekommt Angst, dich zu verlieren.
Zuletzt geändert von Fairness am So., 26.08.2018, 16:33, insgesamt 1-mal geändert.
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

Grief is just love with no place to go. (Jamie Anderson)


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aquamarin111
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Beitrag So., 26.08.2018, 16:32

@Waldschratin:
OK, jetzt verstehe ich besser, was du meinst. Trotzdem sehe ich nichts Schlimmes darin, den Rücken gestärkt zu bekommen, sich mit anderen, die ähnliche Erfahrungen haben, auszutauschen. Du redest von Standpunkt einer Tochter, die den Trennungsschritt bereits vollzogen hat. Praktisch, klar, vernünftig. Ich steh am Anfang, mit dem ganzen Gefühlsstrudel, der dazugehört. Das kann ich einfach nicht alles immer nur mit mir alleine ausmachen :)

Die Trennung zu vollziehen...naja, ich habe mich leider auch finanziell vor einigen Jahren komplett mit ihr verstrickt - wie ich schon geschrieben habe, die Mietwohnung, in der wir lebten, habe ich für sie auf Kredit gekauft, damit sie nicht ausziehen muss (Vermieter hat Druck gemacht, andere Geschichte). Jetzt leben wir dort zusammen, ich zahle alles. Sie ist mittellos. Was soll ich tun? Ausziehen - zwei Wohnsitze kann ich mir nicht leisten. Meine Mutter rausschmeißen - Oh mein Gott. Dann bin ich wirklich die schlimmste Tochter aller Zeiten :( Ich hoffe sehr auf eine Lösung, derzeit kann ich sie allerdings noch nicht sehen....

Ich hätte vor zehn Jahren davonlaufen sollen, als ich noch die Gelegenheit hatte :( Aber da war ich von ihr noch genauso abhängig wie sie von mir.....

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spirit-cologne
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Beitrag So., 26.08.2018, 16:39

Aquamarin: Rausschmeißen klingt so als würdest du sie auf die Straße setzen. Wie wäre es, eine angemessene kleine Wohnung für sie zu suchen? In kenne mich in Österreich nicht so gut aus, aber selbst wenn sie mittellos ist, steht ihr doch irgendwas wie Grundsicherung und die Übernahme der Kosten einer angemessenen Unterkunft zu? Zur Not, wenn die Wohnung für dich alleine zu teuer ist, halt die Wohnung verkaufen und beide in getrennte eigene Wohnungen ziehen.

Wie schon geschrieben wurde, ohne "Kosten" sei es emotional oder finanziell wird eine Autonomieentwicklung nicht möglich sein. Aber es lohnt sich auch auf finanzielle Vorteile zu verzichten, wenn man dadurch sein eigenes Leben bekommt....
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leuchtturm
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Beitrag So., 26.08.2018, 16:57

aquamarin, vll kannst du dich bezüglich Kosten bei einem Umzug beraten lassen.
hat deine Mutter keine eigene Rente? Steht ihr vll Sozialhilfe zu?

Es kann ja nicht sein, dass ihr dazu verurteilt werdet, auf immer und ewig in einer gemeinsamen Wohnung zu bleiben ;)


Waldschratin
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Beitrag So., 26.08.2018, 16:59

aquamarin hat geschrieben: Trotzdem sehe ich nichts Schlimmes darin, den Rücken gestärkt zu bekommen, sich mit anderen, die ähnliche Erfahrungen haben, auszutauschen.
Ja, ich doch aber auch nicht! :-D Im Gegenteil! Ich finds wichtig, richtig und hilfreich.

aquamarin hat geschrieben: Du redest von Standpunkt einer Tochter, die den Trennungsschritt bereits vollzogen hat. Praktisch, klar, vernünftig. Ich steh am Anfang, mit dem ganzen Gefühlsstrudel, der dazugehört.
Ja, den Gefühlsstrudel bei dir hab ich schon mitbekommen, daher auch meine so "praktisch, vernünftigen" Formulierungen. :->
Aus der eigenen Erfahrung raus, dass man sich, will man wirklich loskommen von so ner Mutter, nicht in diesen "Strudel" hineinbegeben darf.
Dass du diese Gefühle hast und die recht intensiv sind, das ist klar. Ohne die wird's nicht abgehen.
Aber der "Strudel", der einen "aufsaugt", den solltest du "beherrschen und steuern" lernen.
aquamarin hat geschrieben: Ich hätte vor zehn Jahren davonlaufen sollen, als ich noch die Gelegenheit hatte :( Aber da war ich von ihr noch genauso abhängig wie sie von mir.....
Sei mir bitte nicht böse, wenn ich das so graderaus mal raushaue, aber mMn bist du immer noch genauso abhängig von ihr.
Du "suchst" ja regelrecht Gründe und Argumente, warum du sie "brauchst" oder nicht verlassen kannst/darfst.

Weißt du, dass du Angst hast vor so einem Schritt und konsequenterem Handeln und dass das jede Menge Schuldgefühle und vielleicht sogar Wut/Hass auf dich selbst auslöst, versteh ich nur zu gut.
Aber innerlich scheinst du mir noch dazusitzen und händeringend nach Gründen zu suchen, doch bitte alles wie gehabt belassen zu "dürfen", obwohl du mittlerweile blickst, was da passiert dir gegenüber.
aquamarin hat geschrieben:Meine Mutter rausschmeißen - Oh mein Gott. Dann bin ich wirklich die schlimmste Tochter aller Zeiten
Ganz platt nachgefragt : Wieso?Und aus wessen Blickwinkel?
Dem deiner Mutter?
Dem der Gesellschaft?
Deinem eigenen Empfinden nach?

Deine Mutter steht jetzt genauso mittellos da wie dann, wenn sie selber für sich sorgen müsste.
Nur mit dem Unterschied, dass SIE dann mal für sich sorgen müsste und nicht du.
Ich weiß jetzt nicht, wie das in Ö ist, aber "Stütze", Sozialhilfe, Wohngeld etc. wird's da doch auch geben, oder?
Oder könnte sie noch arbeiten gehen?
Solange aber eh DU alles für sie richtest und dich kümmerst, wird sie natürlich selber nix tun und es auch nicht lernen (wollen).
aquamarin hat geschrieben:Ich hoffe sehr auf eine Lösung, derzeit kann ich sie allerdings noch nicht sehen....
Was sagt denn deine Therapeutin dazu?

aquamarin hat geschrieben:Du redest von Standpunkt einer Tochter, die den Trennungsschritt bereits vollzogen hat.
Das hört sich an, als ob du es als "einmaligen, nötigen Schritt" ansehen würdest.
Das war es aber nicht.
Ich hab Zeit meines Lebens bis zu ihrem Tod meine Mutter übergriffig im Nacken hocken gehabt. Egal, wie viele Kilometer Abstand zwischen uns waren. Und egal, was ich veranstaltet hab an Abgrenzung. Das ging bis zu Polizei, Anwalt und Verfügungen.
Ich hab immer, bis heute manchmal noch, mich damit auseinandersetzen müssen, nicht nur von ihr, sondern von der dreiviertel Familie als "die Böse" angesehen zu werden, die "fürchterliche Tochter". Hab Schuldgefühle geschoben, mich selber fertiggemacht, auch nicht nur am Anfang, mich als schrecklich "egoistisch" empfunden, weil dieses Empfinden von kleinst auf in mir "gezüchtet" worden war - Das geht nicht so schnell "vorüber" alles, weil mans ja als "Grunderleben" gelernt hat.
Das "bleibt" in gewisser Weise, auch wenn man mit der Zeit lernen kann, es immer und immer wieder zu überwinden.


Eremit
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Beiträge: 8876

Beitrag So., 26.08.2018, 17:04

aquamarin111 hat geschrieben:Einerseits ist sie ja total liebevoll zu mir (…)
Nein, ist sie nicht. Das ist emotionale Geiselnahme, was sie betreibt. Sie führt einen parasitären Lebensstil. Sie forciert Parentifizierung. Das ist keine Liebe, sondern eine reine Nutzbeziehung.

Dazu passend:


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Whale
Helferlein
Helferlein
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Beitrag So., 26.08.2018, 18:25

Wie wärs wenn du kleinere Schritte machst um den emotionalen Abstand zwischen euch zu vergrössern? Die Entscheidung eine Therapie zu beginnen war da schon sehr gut! Aber es wichtig dass du Beziehungen abseits von deiner Mutter aufbaust und die Erfahrung machst, ohne sie gut zurecht zu kommen.
Vlt. einem Verein beitreten, einen Kurs besuchen, mit jemand etwas trinken gehen oder ins Kino, ein paar Tage wegfahren, ...

Das mit getrenntem Wohnen würde ich aber auf jeden Fall anvisieren. Sonst wird das nie etwas. Es ist sehr anstrengend mit jemand im selben Haus zu wohnen, der so an den Kräften zerrt. Für den eigenen Weg bleibt dann keine Kraft mehr.

Whale

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RoboCat
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Beiträge: 551

Beitrag Di., 28.08.2018, 08:22

Hallo Aquamarin,
aquamarin111 hat geschrieben: So., 26.08.2018, 13:18
Bin ich unfair zu ihr? Ist ihr Verhalten das einer liebenden Mutter?
Gegenfrage: Hast du im falschen Unterforum gepostet? Ich vermute mal, nein ;-)
Was ich damit sagen will ist, ich glaube du spürst schon, dass da etwas gehörig schief läuft und gelaufen ist in der Beziehung zu dir und deiner Mutter.

Ich kann das nachvollziehen, ich habe eine ähnliche Mutter, wenn auch die anderen Parameter verschieden sind. Ich bin allein mit ihr aufgewachsen, sie hatte immer mal wieder Partner und zusätzlich leider ein richtig unglückliches Händchen für diese - heute erstaunt mich das nicht mehr, sie war ja selbst emotional gestört und ist es bisweilen bis heute.

Dass du dir eine Therapeutin gesucht hast, ist sicher ein guter und wichtiger Schritt um den Weg zu gehen, der da vor dir liegt. Die Mutter hat in der Vergangenheit mit Selbstmord gedroht, wenn die Tochter sie verlässt. Harter Tobak, aber eine räumliche Trennung ist in meinen Augen nicht zu vermeiden, wenn du dein eigenes Leben endlich haben willst. Das wird unschöne Konflikte geben, ich spreche da defitnitiv aus Erfahrung. Ich bin selbst "erst" mit 23-24 von zuhause ausgezogen. Sie hat danach für ein Jahr nicht mehr mit mir gesprochen, den Tag des Umzugs selbst hat sie allen Beteiligten zu einem unvergesslichen Erlebnis werden lassen. Heute kann ich darüber lachen und sie selbst würde (heute) wohl auch sagen, dass sie da deutlich übertrieben hat.

Seit ich alleine lebe, hat sich unser Verhältnis gebessert, als ich mir wie du eine Therapie suchte, wurde es auch noch einmal besser.

Also, sei auf Dramen eingestellt, aber wenn du ein gutes Verhältnis zu der Therapeutin hast, dann kann sie dich begleiten in dem Prozess. Es wird schmerzhaft, für beide Seiten, aber es kann danach nur besser werden.

Achso, zu deiner Ausgangsfrage, ob deine Mutter eine Narzisstin ist oder nicht: Ich hatte exakt die gleiche Frage für viele Jahre. Inzwischen ist mir das nicht mehr so wichtig, eine handfeste Diagnose würde sich ja ohnehin nur stellen lassen, wenn sie in psycholigische oder psychiatrische Behandlung geriete, was sie niemals tun würde. Ich weiß nicht, ich würde dir hier einfach raten, deine Energie in deine Therapie zu stecken und mehr zu schauen, wo deine "Baustellen" sind. Die Mutter kannst du nur indirekt durch ein anderes Verhalten beeinflussen, dich selbst kannst du verändern, wenn du dazu bereit bist.

Die Frage, wie du dich lösen kannst, wird sich dann von ganz alleine ergeben. Das ist denke ich ein Prozess, da kann man nicht sagen, auf Schritt a folgt Schritt b. Klar, du kannst nen harten Schnitt setzen und einfach ausziehen (oder ihr ne kleine eigene Wohnung suchen, oder, oder) aber ich denke, das möchtrst du ihr so nicht antun, was ich auch verstehen kann.

Wie würdest du denn ihre Selbstmorddrohung eigentlich sehen, denkst du da sist was, was realistisch ist, oder versucht sie nur ein Drama zu eröffnen?

Alles Gute für dich!!
:axt:

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