Freundin wurde mit 15 vergewaltigt - wie kann ich ihr helfen?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Stefko13
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Freundin wurde mit 15 vergewaltigt - wie kann ich ihr helfen?

Beitrag Di., 06.11.2018, 22:06

Hallo,
ich habe seit ein paar Monaten eine Freundin. Sie wurde mit 15 bei einem Praktikum in einer Bäckerei vom Chef vergewaltigt und ich bin der erste gewesen, dem sie es überhaupt erzählt hat. Sie hatte Todesangst dabei und wurde auch anschließend bedroht, sollte sie etwas darüber sagen. Sie ist jetzt 21 und kämpft sehr damit, hat sogar einen Suizidversuch hinter sich. Sie ist aktuell in Behandlung und ich habe sie darum gebeten, als diese begann, ihren Vorfall dabei offenzulegen (vorrangig ging es nur um ihre allgemeine Depression).
Sie hat mit mir enorme Fortschritte gemacht. Sie lässt sich mittlerweile unter dem Shirt anfassen, sogar ihre Brüste kann ich die meiste Zeit anfassen. Sie hat sogar den ersten Schritt zu unserem ersten Kuss gemacht, was mich sehr beeindruckt hat.
Ich habe das Gefühl, dass ich ihr etwas damit helfen kann, Berührungen neu zu interpretieren und neu zu verknüpfen. Sprich eben nicht mit Bedrohung und Todesangst. Weiter weiß ich allerdings nicht. Ich gebe zu dass es mir natürlich auch um meine eigenen Bedürfnisse geht. Ich stehe ja unheimlich auf sie. Aber zu irgendetwas drängen werde ich sie nicht. Dennoch frage ich mich, ob ich mich ihr irgendwie weiter nähern kann, oder besser gesagt speziell sexuelle Reize ihr als ungefährlich präsentieren kann. Sie ist sehr schüchtern und oftmals fürchte ich mich auch, dass sie es vielleicht nicht schafft, auszudrücken, falls sie etwas stört. Ich merke es natürlich meist an ihrer Reaktion, kann mir aber auch vorstellen, dass sie mich nicht enttäuschen will. Das macht mir ziemliche Sorgen und hat mich auch etwas scheu vor ihr werden lassen (sprich, ich berühre ihre Brüste oder ihren Po weitaus seltener).
Die Vergewaltigung war ihre bisher einzige sexuelle Erfahrung. Und ich bin ihr erster Freund. Mir liegt viel daran, dass wir irgendwann zusammen all das machen können, was ihr als Bedrohung bekannt geworden ist, ohne dass es ihr dabei schlecht geht. Sie idealerweise Freude daran empfinden kann - ich würde ihr gern auf die Art zeigen, wie viel sie mir bedeutet.
Ich weiß nicht ob ich etwas egoistisch dabei klinge, aber ich denke es mag verständlich sein, dass ich mich nach sexuellen Dingen mit ihr sehne. Bei all dem wie gesagt, möchte ich immer nur so weit gehen, wie es für sie in Ordnung und verkraftbar ist. Deswegen würde ich gerne wissen, ob ihr irgendwelche Tips geben könnt, wie ich mit ihr umgehen kann. Mache ich das richtig bisher? Könnte ich etwas besser machen? Wie lang wird es womöglich dauern, bis der Großteil des Traumas überwunden ist (ich würde ihr gerne eine [egal wie grobe] Orientierung geben können, um ihr Mut zu machen).

Vielen Dank im Voraus!

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candle.
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Beitrag Di., 06.11.2018, 22:35

Hallo!

Ganz schwierige Sache! Wie seid ihr euch überhaupt näher gekommen?
Ich würde eher raten dir jemand anderes zu suchen wo du dich mit ihr direkt ausleben kannst- so wirst du vermutlich eher weniger Befriedigung finden. Und bis sie wirklich bereit ist, kann wohl auch sehr lange dauern.

candle
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Felix0710
Helferlein
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Beitrag Di., 06.11.2018, 22:54

Bei so einem einmaligen Erlebnis stehen die Chancen ganz gut denke ich.
Ist sie denn in therapeutischer Behandlung? Es ist sehr wichtig, dass sie über diese Erfahrung spricht und die dazugehörigen Gefühle verarbeitet.

Die Art wie du damit umgehst finde ich sehr gut. Ich denke es reicht wenn du sie immer wieder dazu einlädst zu sagen, wenn etwas zu viel ist. Oder dass ihr ein bestimmtes Zeichen dafür vereinbart, falls es für sie zu schwer ist etwas zu sagen.

Aus Erfahrung kann ich sagen, dass dein Ansatz wirklich wirksam sein kann mit neuen positiven Erfahrungen die alten abzuschließen, also die Gute Erfahrung mit dir annehmen zu können.
In Bezug auf sie kann ich sagen, dass es hilfreich ist, wenn sie sich immer wieder bewusst macht wem sie körperlich nah ist...Eben dir und keinem Geist aus der Vergangenheit. Dafür ist es gut viel Augenkontakt herzustellen und sich viel Zeit zu lassen. Wenn sie erlebt, dass dir ihre Grenzen wirklich wichtig sind und sie bereit ist sich auf etwas neues einzulassen wird sich das von selbst entwickeln

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Marzipanschnute
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Beitrag Mi., 07.11.2018, 14:10

Ich denke du solltest vor allem darauf achten dich nicht in eine Therapeuten Rolle Zu manövrieren. Du bist ihr Freund, das heißt du kannst sie unterstützen, mehr aber auch nicht. Es ist nicht deine Aufgabe sie an ihre sexualität heranzuführen. Vielleicht kannst du sie aber irgendwann gemeinsam mit ihr entdecken.
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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Stefko13
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Beitrag Fr., 09.11.2018, 00:42

candle. hat geschrieben: Di., 06.11.2018, 22:35 Hallo!

Ganz schwierige Sache! Wie seid ihr euch überhaupt näher gekommen?
Ich würde eher raten dir jemand anderes zu suchen wo du dich mit ihr direkt ausleben kannst- so wirst du vermutlich eher weniger Befriedigung finden. Und bis sie wirklich bereit ist, kann wohl auch sehr lange dauern.

candle
Wir haben uns im Krankenhaus kennengelernt. Wir waren beide wegen Depressionen dort. Sie ist aktuell noch stationär. Danke dass du dir Sorgen um meine Bedürfnisse machst, aber ich möchte wirklich sie und nicht jemand anderes. Sollte ich warten müssen, dann ist das eben so. Auch auf dem Weg möchte ich für sie da sein.
Felix0710 hat geschrieben: Di., 06.11.2018, 22:54 Bei so einem einmaligen Erlebnis stehen die Chancen ganz gut denke ich.
Ist sie denn in therapeutischer Behandlung? Es ist sehr wichtig, dass sie über diese Erfahrung spricht und die dazugehörigen Gefühle verarbeitet.
Meinst du die Einmaligkeit macht einen Unterschied, obwohl dies ihre bisher einzige sexuelle Erfahrung war? Denn genau das macht mir nämlich umso mehr Sorge :/. Wie gesagt, ich bin auch ihr erster Freund. Sie redet mit ihrer Therapeutin darüber und diese (ebenso wie ich, die Aussage verstärkend) hat ihr gesagt dass sie den Vorfall noch weiteren Leuten erzählen sollte.
Freut mich zu hören, dass du meinst, ich mache das so weit richtig, Danke dir!

Dein Tip am Ende klingt wirklich gut und leuchtet mir ein. Ich werde das mit ihr versuchen. Augenkontakt ist für sie zwar schwer da sie sehr schüchtern ist, aber wir werden das mal probieren.
Marzipanschnute hat geschrieben: Mi., 07.11.2018, 14:10 Ich denke du solltest vor allem darauf achten dich nicht in eine Therapeuten Rolle Zu manövrieren. Du bist ihr Freund, das heißt du kannst sie unterstützen, mehr aber auch nicht. Es ist nicht deine Aufgabe sie an ihre sexualität heranzuführen. Vielleicht kannst du sie aber irgendwann gemeinsam mit ihr entdecken.
Ja ich denke da hast du Recht. Ich bin verständlicherweise geneigt, ihr helfen zu wollen. Aber bspw die Details ihrer Vergewaltigung kann ich sie mir leider nicht erzählen lassen, da ich aktuell nicht damit klarkommen würde, mir allzu genau vorstellen zu können, wie ihr etwas angetan wurde.

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Scars
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Beitrag Fr., 09.11.2018, 07:28

Hallo Stefko! Zwar habe ich nicht so krasse Erfahrungen gemacht, aber immer ein riesen Problem mit Körperkontakt gehabt (und habe), da ging gar nix und ich würde dich aus persönlicher Sicht auch ermutigen, mit ihr zu reden und quasi zu lernen. Wenn sie das möchte! Ganz wichtig finde ich dabei auch den Tipp von Felix, dass sie sich immer wieder bewusst macht, dass sie im hier und heute mit dir sicher ist, wer du bist und auch bewusst hinfühlt, wie sich der Kontakt mit dir anfühlt. Aber, dass du auch auf dich achtest, wie weit du bereit bist, da einzustecken und deine eigenen Bedürfnisse zurück zu stellen. Offenheit finde ich dabei insgesamt ganz wichtig und dass ihr eine auch auf anderen Ebenen vertrauensvolle Beziehung pflegt. Dass du detailliert Bescheid weist o.ä., finde ich widerum unnötig und übersteigt vielleicht auch den Rahmen einer Liebesbeziehung? LG scars
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Stefko13
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Beitrag Sa., 10.11.2018, 01:28

Scars hat geschrieben: Fr., 09.11.2018, 07:28 Hallo Stefko! Zwar habe ich nicht so krasse Erfahrungen gemacht, aber immer ein riesen Problem mit Körperkontakt gehabt (und habe), da ging gar nix und ich würde dich aus persönlicher Sicht auch ermutigen, mit ihr zu reden und quasi zu lernen. Wenn sie das möchte! Ganz wichtig finde ich dabei auch den Tipp von Felix, dass sie sich immer wieder bewusst macht, dass sie im hier und heute mit dir sicher ist, wer du bist und auch bewusst hinfühlt, wie sich der Kontakt mit dir anfühlt. Aber, dass du auch auf dich achtest, wie weit du bereit bist, da einzustecken und deine eigenen Bedürfnisse zurück zu stellen. Offenheit finde ich dabei insgesamt ganz wichtig und dass ihr eine auch auf anderen Ebenen vertrauensvolle Beziehung pflegt. Dass du detailliert Bescheid weist o.ä., finde ich widerum unnötig und übersteigt vielleicht auch den Rahmen einer Liebesbeziehung? LG scars
Vielen Dank nochmal dass du bekräftigst, dass mein aktueller Umgang mit ihr gut so ist. Ihr geht es da genauso wie dir. Sie lässt sich eigentlich nur von mir anfassen.
Ist sehr hilfreich zu sehen, dass du den Tip ebenfalls für gut befindest. Ich werde das definitiv mit ihr ausprobieren, wenn ich ihr vorschlagen sollte, sich irgendwie tiefergehend als bisher zu nähern.
Bisher fällt es mir sehr leicht, meine Bedürfnisse zu adjustieren. Oder vielleicht ist das falsch gedacht - was sie mir gibt, ist mir im Moment ausreichend. Ich weiß natürlich nicht ob das auf längere Sicht so bleiben wird, aber ich denke dass man mit der Zeit auch mehr erreichen kann. Und wie gesagt ist es mir dabei wichtig eben für sie auf dem Weg dahin da zu sein.

Mein Gedanke, warum ich ihr gern anbieten können würde, mir die Details zu erzählen ist, dass sie sich eben erst bei mir überwunden hat, davon zu erzählen. Und es ihr sicher helfen wird, mit mehreren Leuten darüber zu reden. Allerdings muss sie denen eben vertrauen und ausser mir gibt es da wenige denen sie wirklich vertraut. Aber ich bin mir bewusst, dass ich da auch auf mich selbst achten muss und ich weiß, dass sie das versteht.

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mathilda1981
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Beiträge: 230

Beitrag Sa., 10.11.2018, 08:42

Stefko13 hat geschrieben: Sa., 10.11.2018, 01:28 Mein Gedanke, warum ich ihr gern anbieten können würde, mir die Details zu erzählen ist, dass sie sich eben erst bei mir überwunden hat, davon zu erzählen. Und es ihr sicher helfen wird, mit mehreren Leuten darüber zu reden. Allerdings muss sie denen eben vertrauen und ausser mir gibt es da wenige denen sie wirklich vertraut. Aber ich bin mir bewusst, dass ich da auch auf mich selbst achten muss und ich weiß, dass sie das versteht.
Ich finde es mutig, dass du sie auf diesen Weg begleiten möchtest. Ich wurde mit 9 vergewaltigt und habe bei meinem Partner damals auch schnell mit offenen Karten gespielt - also er wusste es bevor wir Sex hatten. Allerdings war ich damals der Meinung, ich habe es verarbeitet weil ich "offensichtlich" keine Probleme hatte - jetzt mit 37 hat es mich leider eingeholt und ich habe Momentan ziemlich Probleme mit Nähe... Daher, gut das sie es jetzt verarbeitet. Ich habe mich Jahrzehnte mit Dingen rumgeschlagen, die ich viel früher hätte klären sollen.
Bezüglich "mit dir darüber reden"....ich weiß nicht. Ich weiß auch nicht, ob es wirklich viel hilft mit mehreren darüber im Detail zu reden. Ich musste damals zigmal darüber reden. Anwalt, Polizei, Krankenhaus, Gericht.... für mich war das am Ende fast traumatisierender als die Sache an sich. Mein Mann weiß bis heute nicht den konkreten Ablauf (wir sind seit 15 Jahren zusammen und ich vertraue ihm sehr) - und ich glaube auch nicht, dass er ihn je erfahren wird. Das passt nicht in meine Beziehung (für mich persönlich - andere sehen das sicher anders und gehen anders damit um). Ich kann mir auch nicht vorstellen, mit wem ich sonst darüber sprechen würde. Ich finde das für andere Menschen schon belastend und selbst von meinen engen Freunden weiß niemand, dass ich vergewaltigt wurde. Dem letzten, dem ich davon andeutungsweise erzählte, war mein Mann vor 15 Jahren. Und den Menschen, denen ich es theoretisch erzählen würde - denen würde ich es nicht antun weil ich weiß, dass diese nicht damit zurecht kommen würden. Ich fange im nächsten Jahr mit einer Therapie (meiner ersten...) an und dort habe ich kein Problem es zu erzählen. Aber bei Menschen in meinem persönlichen Umfeld die mir wichtig sind - da hat diese "Sache" als "gemeinsame Erinnerung" nichts zu suchen (für mich). So viel Raum möchte ich der Erinnerung nicht geben. Ich hoffe, das mit der Therapeutin klären zu können.

Alles Liebe und Durchhaltevermögen. Ich denke übrigens auch, dass eine einmalige Sache in diesem Alter eine ganz gute Chance hat überstanden zu werden. Es tut mir heute noch sehr für mich leid, dass es damals bei mir eben nicht gut verarbeitet wurde und ich mir bis 20 so viele weitere Probleme "rangezüchtet" habe, keinerlei Nähe zugelassen habe und diese bis heute mit mir rumschleppe. Ich bin mir sicher, hätte ich und meine Mutter (die völlig überfordert war und dachte, es ist besser mich allein damit zu lassen - ohne Vorwurf an sie - sie wusste es damals einfach nicht besser) professionelle Hilfe gehabt - ich wäre gut aus dieser Sache rausgegangen.

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Scars
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Beiträge: 1493

Beitrag Sa., 10.11.2018, 16:35

Hallo Stefko! Du bist aber kein Therapeut - und jetzt stell dir mal vor, deiner Freundin fällt zwischendurch ein, dass der Typ zwei grüne Wimpern hatte und dann plötzlich an dir auf, dass du auch zwei grüne Wimpern hast?! Nicht wörtlich nehmen, aber ich hoffe, was ich damit sagen will, kommt rüber. Ich habe selbst ja keine Erfahrung was Trauma angeht, aber es gibt da nicht umsonst spezielle Therapietechniken. Und üben kann man auch ohne, dass der andere en detail Bescheid weis, denke ich. Für mich war es sogar eher hilfreich, dass andere gar nicht wussten, dass ich ein Problem mit Körperkontakt habe und mich dann einfach behandelt haben, als sei ich "normal". ;) LG scars
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