Frühen Missbrauch(?) besser einordnen können

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Wirbel-Uschi
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Frühen Missbrauch(?) besser einordnen können

Beitrag Di., 01.01.2019, 20:14

Hallo ihr Lieben.

Ich wurde als Kind einmal von meinem Vater untenrum befummelt (vorn wie hinten). Im Bett meiner Eltern, ich wachte davon aus.
Ich glaube, es dauerte ziemlich lange, bis er plötzlich aufstand und aus dem Zimmer ging.
An dazugehörige Emotionen erinnere ich mich nicht.
Die Erinnerung war lange weg. Mit 17 erinnerte ich mich daran. Keine Ahnung, ob es vorher schon mal eine Erinnerung gab. Es machte mir nix aus. Ich erzählte es Freunden, die entsetzt waren und nicht verstanden, wie ich meinem Vater das verzeihen konnte. Ach naja, das eine mal. Und ist doch nix weiter passiert. Und so lange her.
Ich habe es dann aber bald wieder vergessen/verdrängt und vor ein paar Jahren tauchte die Erinnerung wieder auf.
Da belastete sie mich. Häufig recht intrusiv Erinnerungen/Gedanken vor allem beim einschlafen.
Seitdem ist es immer mal mehr, mal weniger präsent. Mal denke ich jeden Tag daran, manchmal aber auch einige Tage (vielleicht gar Wochen) gar nicht.

Da die Emotionen dazu fehlen und es so lange verdrängt war, war ich auch lange davon ausgegangen, dass dieses Erlebnis keine besondere Bedeutung in meiner psychischen Welt darstellt.
Inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher.
Ich habe es schon bei mehreren (4) Therapeutinnen (Klinik (2), alte ambulante, jetzige) angesprochen jedoch nur kurz in einer Stunde quasi und nicht weiter thematisiert. Bei meiner jetzigen hatte ich das vor aber es kam was dazwischen und seitdem kriege ich da einfach keinen neue Start hin.
Es wurde vob den Therapeutinnen schon mit angemessenen Mitgefühl aufgenommen aber keine hat sich dem groß angenommen.
Ich wollte wissen, ob dies vielleicht ein traumatisches Erlebnis in meinem Leben war.
Das wurde abgetan. Mit Worten wie: „es muss ja nicht alles immer traumatisch sein. Wo kämen wir denn dahin. Aber belastend war es sicher“
Oder mir wurde erklärt woran man ein Trauma ausmacht. Und dass das bei mir vermutlich nicht passt

Was mich beschäftigt:
Ich kann mich nur an dieses Erlebnis ansich erinnern. Ich kann es zeitlich überhaupt nicht einordnen. Vielleicht war ich 4? Oder schon 8? Oder irgendwo dazwischen?
Ich weiß nicht, was danach war. Bin ich dann da neben ihm wieder in aller Ruhe eingeschlafen? Bin ich am nächsten morgen wach geworden und konnte mich daran erinnern? Oder hatte ich es vielleicht direkt in der Nacht verdrängt?
Wenn ich mich erinnerte: wie ging es mir dann damit als Kind mit diesem Wissen über dieses Erlebnis? War es dann vielleicht doch traumatisch? Hab ich entsprechend reagiert drauf als Kind? Niemand weiß es, weil mir die Erinnerung fehlt!
Ich habe bis ich 12(?) war hin und wieder nachts eingenässt. bereits als Kind konnte ich oft lange nicht einschlafen. Zusammenhang zu dem Missbrauch?
Wenn ich es vielleicht direkt in dieser Nacht verdrängte: dann doch nur, weil es so belastend war, dass meine Seele es nicht ausgehalten hätte mit dieser Erinnerung. Oder? Sagt man doch so.
Das würde ja doch evtl auch wieder für eine traumatische Erfahrung sprechen?!
Und kann dieses verdrängte Erlebnis dann „aus dem Unterbewusstsein heraus“ Probleme bereiten? Man sollte ja meinen: was man nicht weiß, belastet einen auch nicht?!
Jedenfalls, ich fühlte mich bisher nicht ernst genommen in dem Thema. Alle wehrten es gleich ab, dass es ein Trauma für mich als Kind gewesen sein könnte.
Dann frage ich mich natürlich auch: vielleicht will ich ja auch unbedingt ein Trauma haben.Vielleicht will ich, dass mir dieses erlebnis zugesetzt hat, weil einem sowas ja zusetzen muss. Kann ja nicht sein, dass sowas „egal“ ist für ein Kind.
Letztendlich erinnere ich aber ja eben keine belastenden Folgen danach.

in meiner letzten Klinik Nacht vorgestern kam wieder die Erinnerung und ich steigerte mich da rein und bin dann zur Nachtschwester (sonst bin ich immer allein damit. Da wollte ich es mal nutzen, ausnahmsweise mal nicht damit allein sein zu müssen). Mir kamen die Tränen. Erstmals weinte ich darüber. Betrauerte was mir da als Kind passiert ist. Vielleicht macht es mir doch (im Unterbewusstsein?!) mehr aus, als mir klar/bewusst ist?
Also vielleicht gibt es ja doch Emotionen dazu.
Am meisten macht mich fertig, dass ich es zeitlich nicht einordnen kann. Ich will das aber wissen. Wann es war. Was danach war. Fragen über fragen auf die ich keine Antworten finde. Das ist schwer. Echt schwer auszuhalten. Es macht mich rasend in letzter Zeit!
Ich wünschte, es wäre einfach wieder weg. So wie jahrelang. Dann bräuchte ich keinen Gedanken mehr an all das verschwenden.
Aber ich glaube, darauf brauche ich nicht hoffen. Ist da und will/wird bleiben.
Was kann ich tun? Um
- herauszufinden, ob es traumatisch war (ielleuyr ja ganz hilfreich wenn man eine ptbs Diagnose bekäme?!)
- mich ans drumherum (die Gefühle dabei, die Zeit danach) zu erinnern?
- es zu bearbeiten/verarbeiten? (Ich mache eine analytische Therapie)
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shesmovedon
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Beitrag Di., 01.01.2019, 20:19

Vielleicht war es traumatisch, vielleicht belastet dich das aber auch einfach nur. Und Belastung und auch Trauma bedeuten nicht gleich PTBS. Wieso sollte es hilfreich sein, eine PTBS Diagnose für etwas zu bekommen, was vielleicht gar keine PTBS Symptome auslöst?
Gedanke an etwas, bedeutet nicht gleich PTBS.

Vielleicht würde es dir schon helfen, es mal wirklich in der Therapie zu thematisieren und zu bearbeiten. Einen Vorfall kann man ja auch gut mit EMDR oder so bearbeiten.

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Pianolullaby
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Beitrag Di., 01.01.2019, 20:32

Du wirst es erst erinnern können, wenn Du soweit bist, falls Du iwann soweit bist.
Und ja man kann Dinge auch "vergessen" wenn sie nicht unmittelbar sehr traumatisch war.
Wie gesagt Du hast erklärt bekommen was ein Trauma beeinhalten, und das ist unter anderem auch Todesangst, bzw. ein Ereignis was bei jedem tiefgreifende Gefühle auslöst.

Ich denke auch, dass es sicherlich belastend war, aber wie gesagt, nicht jedes "Trauma" erzeugt eine PTBS, man kann das auch überwinden. Um ein Trauma zu bearbeiten, sollte man auch eine genügend grosse Stabilität haben, dazu Vertrauen in den Therapeuten und man sollte Möglichkeiten haben, damit umzugehen, also bsp. Stabiliisierungsmöglichkeiten, welche man selbst anwenden können sollte, um sich selber runter zu regulieren. Ebenfalls sollte kein SVV oder Suizidalität vorhanden sein.

Ich denke, dass Du ganz einfach noch nicht so weit bist. Trotzdem wünsche ich Dir einen guten Umgang damit.

p.s. Frage dich erst einmal was genau Dir das bringen würde, wenn Du das weisst?
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Schnuckmuck
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Beitrag Di., 01.01.2019, 21:46

Ich will dir nix, aber du hängst deine ganze psychische Gesundheit an diese einmalige Sache?
Ich will nix herunterspielen. Du tust dir nur keinen gefallen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dein einziger auslösender Faktor ist. Die geraten aus dem Fokus. Das ist nicht gut.

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mio
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Beitrag Di., 01.01.2019, 23:40

Wirbel-Uschi hat geschrieben: Di., 01.01.2019, 20:14 Betrauerte was mir da als Kind passiert ist.
Wie war das Verhältnis zu Deinen Eltern denn sonst? Wie war Deine Kindheit gesamt gesehen?

Ich würde eher da ansetzen.

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Wirbel-Uschi
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Beitrag Mi., 02.01.2019, 12:48

Ja, vielleicht, vielleicht, vielleicht...Genau das macht mich so fertig. Dieses Vielleicht. Könnt ihr nicht verstehen, dass ich aus dem "vielleicht" lieber eine Gewissheit hätte?
Einschlafstörungen als Kind sind in dem Ausmaße, wie ich es hatte, gewiss nicht normal. Einnässen bis 12 wohl auch nicht.
Vielleicht habe ich als Kind ja Symptome einer PTBS gezeigt? Die sind ja nochmal anders, als im Erwachsenenalter. Vielleicht gab es da auch noch weit mehr Symptome, die ich aufgrund eh mangelnder Erinnerung an die Kindheit, nicht mehr weiß.
Das kann ja alles sein. Ich wüsste es gerne.
Mir geht es nicht darum, eine PTBS Diagnose zu bekommen, sondern zu erfahren, ob es traumatischen Ausmaßes gewesen sein kann und ob möglicherweise heutige Störungsbilder auch damit zusammen hängen können.
Wenn ich das wüsste, dann wüsste ich ja auch, ob eine Traumatherapie ratsam/hilfreich wäre. Ob ich einen "Anspruch" auf EMDR hätte, ja, vielleicht wäre das genau das richtige für so ein einmaliges Erlebnis (wenn es einmalig war, wovon ICH sicher ausgehe, ich denke doch, wenn ich das erinnere, würde ich doch auch andere Vorfälle erinnern, jedoch haben mich da 2 oder 3 Therapeutinnen verunsichert, die meinten, möglicherweise (bzw die eine war fest überzeugt) war es sogar häufiger).

Natürlich gab es noch weitere negative Erfahrungen in der Kindheit und Jugend, es wird nicht die einziger Ursache sein, das ist klar, aber vielleicht war es ja "die Wurzel allen Übels"? Vielleicht wurde ich daraufhin komisch und bescherte mir so "hausgemacht" die weiteren Probleme?
Mir wurde bisher großzügig ohne wirkliche Diagnostik die BPS diagnostiziert. Meine aktuelle Therapeutin sieht es klar nicht so. Ich ebenfalls. Gewisse Tendenzen gehen dahin, ja, das will ich nicht abstreiten. Aber es ist ja so, dass BPS meist (manche behaupten sogar ausschließlich) aufgrund Trauma entsteht und wir alle wissen, welch Überschneidungen es zur PTBS und erst recht kPTBS gibt.
Deshalb habe ich mir einfach häufig die Frage gestellt: War dies vielleicht doch traumatisch? Hatte ich als Kind entsprechende Symptome? Hängen meine jetzigen Symptome vielleicht auch u.a. damit zusammen?
Auch spannend ist, dass mir letztens bewusst wurde, dass ich, nachdem mir in der Jugend diese Erinnerung kam (wo ich ja eigentlich so tapfer war und mir das (bewusst) gar nichts ausmachte), so richtig "abdrehte". Klar, war vorher schon schwierig mit meinen Eltern, wie das so ist in der Pubertät, aber bei mir war's schon noch extremer und psychisch sicher auffällig, aber so richtig schlimm wurde es nach dieser Erinnerung. Suizidandrohungen, ein (nicht ernst gemeinter) Versuch, SVV, Drogenkonsum. Vielleicht auch alles Zufall...

Klar, bei Kindheit setzen wir ja grundsätzlich auch an. Bin da mit meiner Therapeutin ja mitten im Prozess... die Frage die ich mir eben stelle ist: Sollte ich dieses Erlebnis noch einzeln bearbeiten?
Es gibt immer wieder Phasen, wo es mir zu schaffen macht und ich darüber kirre werde. Tausend Fragen. Keine Antworten.
Zuletzt begann ich schon, was bisher nie der Fall war (bewusst war mir meine eigene Unschuldigkeit bzgl dieses Erlebnisses immer klar), mich zu fragen, ob ich nicht doch Anteil daran hatte. Ob ich irgendwie meinen Vater animiert habe. Was eigentlich Quatsch ist, denn die Erinnerung ist klar: Ich wachte davon auf. Und plötzlich frage ich mich solche dummen Sachen!
Sonntag Abend/Nacht im der Klinik holte mich das ja wieder ein. Und da kam hatte ich (zuvor schon) schnelleren oder dolleren Herzschlag. Da kam mir die Idee, ob dieser mich vielleicht getriggert hat, dass die Gedanken kamen.
Inzwischen habe ich genau sowas gelesen, dass das ein Trigger ist und ja, vielleicht hatte ich ja doch Angst in dem Moment? Und deshalb beschleunigten Herzschlag?
Ich habe auch oft gelesen, dass die Psyche die Emotionen zu einem traumatischen Erlebnis abspalten kann.
Vielleicht war das bei mir auch so?

Ich denke nur daran, dass es vielleicht als bedeutungsloser als es war/ist, abgetan werden könnte und mir somit entsprechende therapeutische "Maßnahmen" verwehrt bleiben, die aber wichtig sind hilfreich wären.
Als die Erinnerung vor ein paar Jahren wieder kam, war das so häufig und heftig, dass ich da überlegt hatte, deshalb, um das wieder loszuwerden, einen Therapeuten aufzusuchen. Aber mit 1 oder 2 kleinen Kindern (ich weiß nicht mehr genau, wann die Erinnerung wieder kam, ob da schon beide Kinder geboren waren), hatte ich nicht den Kopf dafür. Darüber ärgere ich mich. Denn wenn ich ausschließlich deshalb einen Therapeuten aufgesucht hätte, dann wäre da sicher intensiver "hingeguckt" worden. Meine letzten und aktuelle Therapie habe ich wegen anderen Gründen aufgesucht. Da ist dieses Erlebnis nur "kleines Beiwerk". Und irgendwie tut es weh, das Gefühl zu haben, damit nicht richtig "ernst" genommen zu werden :(
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candle.
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Beitrag Mi., 02.01.2019, 12:57

Wirbel-Uschi hat geschrieben: Di., 01.01.2019, 20:14 Da die Emotionen dazu fehlen und es so lange verdrängt war, war ich auch lange davon ausgegangen, dass dieses Erlebnis keine besondere Bedeutung in meiner psychischen Welt darstellt.
Hm, aber wenn nie negative Emotionen vorhanden waren, warum dann welche haben wollen?

Kann es sein, dass du deine Probleme nur mit einer vermeintlich besonders "schwerwiegenden" Traumatisierung ertragen kannst? Sowas gibt es ja durchaus.

Und damit meine ich nicht, dass du nicht viele schlimme Sachen erlebt hast.

LG candle
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mio
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Beitrag Mi., 02.01.2019, 13:14

Wirbel-Uschi hat geschrieben: Mi., 02.01.2019, 12:48 Könnt ihr nicht verstehen, dass ich aus dem "vielleicht" lieber eine Gewissheit hätte?
Doch, ich kann das sogar sehr gut verstehen, aber es kann sein, dass Du diesbezüglich niemals Gewissheit bekommen wirst.

Und leider wird es Dir niemand "sagen" können, wie auch?

Inwieweit es mit Methoden wie EMDR bearbeitet werden könnte kann Dir nur ein entsprechend ausgebildeter Therapeut sagen, da würde ich mich einfach mal an einen wenden wenn Du Dir da eine Auskunft wünschst.

Es kann bzw. sollte aber auch nicht jede Traumatisierung/Traumafolge mit EMDR behandelt werden, da muss der Einzelfall betrachtet werden wie bei allem anderen auch.

Hier findest Du eine Liste mit Therapeuten mit entsprechender Ausbildung (jeweilige Schwerpunkte findest Du unter "Details"):

https://www.gptg.eu

Grundsätzlich würde ich jedoch versuchen mich da jetzt nicht "reinzusteigern" denn damit hilfst Du Dir nicht, damit machst Du Dich nur zusätzlich verrückt. Wenn es Dich belastet dann sprich darüber, aber "suche" nicht krampfhaft.

Deine Seele gibt - von sich aus - immer nur "soviel" frei wie Du "ertragen" kannst und das ist auch gut so. Wenn da "zuviel" auf einmal hochkommt, dann ist das wirklich kein lustiger Zustand. Gerade in einer Traumatherapie wirst Du diesbezüglich im Zweifel sogar "gebremst" wenn Du eh schon instabil bist. Das ist auch keine "Zack-Zack" Methode wenn es um komplexe Traumatisierungen geht. Da stellst Du Dir unter Umständen auch einen zu großen "Unterschied" zu den Methoden vor die Du bisher kennst.


shesmovedon
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Beitrag Mi., 02.01.2019, 13:20

Wovon eine Therapeutin überzeugt ist, ist völlig egal. Sie weiß es nicht. Sie war nicht dabei. Wenn's für dich einmal war, dann war's einmal. Ich finde das immer so schlimm, wenn Therapeuten dem Klienten etwas einreden wollen, was er gar nicht erinnert und vermutlich gar nicht vorgefallen ist.

Wäre es nicht so, wenn du eine PTBS hättest, dass das in der Klinik oder so schon aufgefallen wäre?

Ich kann dir nur empfehlen dieses einmalige Erlebnis mal richtig zu behandeln und auch nicht jetzt sich daran aufhängen. Das ist wahrscheinlich nicht für deine ganzen heutigen Probleme verantwortlich.

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RoboCat
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Beitrag Mi., 02.01.2019, 13:43

Ist ja unglaublich, wie hier über die Gefühle der TE hinweg gedeutet wird. Das könne schon nicht so schlimm gewesen sein, dieses einmalige Erlebnis. Sie schreibt, dass sie selbst unsicher sei, obs nur das eine war. Niemand kann ermessen, was wie belastend für einen anderen Menschen war oder ist, was dieser Mensch zusätzlich noch verdrängt hat.

Fakt ist, Wirbel Uschi ist derweil in einer Klinik, so wie ich es verstanden habe. Da gelangt man ja auch nicht ohne Grund hin und auch wenn es andere Umstände gab die ihr bisher das Leben schwer machen, so steht doch die Person des Vaters durch dieses Ereignis, mag es nun einmal oder öfter stattgfunden haben, in starkem Zweifel. Also ich für meinen Teil denke durchaus, dass es die Wurzel allen Übels für weitere Verstrickungen sein kann.

Missbrauch traumatisiert unabhängig seiner Intensität. Oder darf sich nur als Opfer sehen, wer jahrelang in einen Keller gesperrt wurde und drei Kinder vom eigenen Vater hat? Ist jetzt mal bewusst überspitzt ausgedrückt. Manchen hier würde echt etwas mehr zurückhaltung gut stehen, gerade wenn sie selbst Erfahrungen in dem Bereich machen mussten...

@Wirbel Uschi, ich würde dir raten, deine Gedanken ernst zu nehmen und es bei nächster Gelegenheit mit deiner amublanten Therapeutin zu besprechen.
:axt:


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Beitrag Mi., 02.01.2019, 13:58

Ich will ihr das nicht Wegreden, aber so viele Theras wie sie hatte und stationäre Aufenthalte, wäre wohl jemand auf die Diagnose PTBS gekommen.

Ich habe das Gefühl, dass Wirbel Uschi irgendeine Diagnose braucht, damit das, was da passiert ist anerkannt wird. Aber man kann es auch ohne Diagnose als schlimm anerkennen. Und davon ab, ne BPS ist vielleicht die unschönere Störung, aber kann ja auch diesen Vorfall reflektieren.

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Beitrag Mi., 02.01.2019, 16:53

Das wichtigste steht halt immer am Schluss: " Und irgendwie tut es weh, das Gefühl zu haben, damit nicht richtig "ernst" genommen zu werden :( "

Mir ist es jedenfalls auch schon passiert, dass so was bagatellisiert wurde in einer Therapie und ich bin da etwa auf dem Level, wie Wirbel Uschi, was die Intensität angeht. Ich habe mich dann selbst schon nicht mehr getraut, das zum Thema zu machen, weil man mir das Gefühl gab, dass es doch so schlimm wohl nicht gewesen sei, andere hätten ganz andere Sachen erlebt (Die Worte der Therapeutin waren, dass das sicher schlimm war, dass aber das Problem mit meiner Mutter doch wohl im VOrdergrund stünde und mich viel mehr belasten würde - ja schönen Dank auch...).

Ein schmaler Grat ist es dann, wenn man PatientInnen noch vermittelt, dass sie selbst durch ihr Sosein als Kind dem Täter ein gutes Opfer geboten hätten. Solche Aussagen habe nicht nur ich von Therapeuten gehört, da habe ich auch im Bekanntenkreis zwei Kandidaten, denen es ähnlich geht. Gut, das wäre ja jetzt ein anderes Thema, aber dennoch finde ich, dass so was immer enrst zu nehmen ist. Wenn eine Frau mit 33 in einer Klinik sitzt und jetzt die Gedanken an das Thema hochkommen, dann will das schon seine Bedeutung haben, meine ich.

@Wirbel Uschi, das ist ja der Knaller, wie schnell du eine Persönlichkeitsstörung untergeschoben bekommen hast. Ich habe deine Beiträge hier im Forum immer als sehr wertschätzend und achtsam empfunden, gerade auch in Themen, die nicht deine waren - beides Eigenschaften, die einem Borderliner eher nicht so zu Verfügung stehen.

Was die Diagnose PTBS angeht, gebe ich dir allerdings recht, schlendrian.
:axt:

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Beitrag Mi., 02.01.2019, 19:22

wieso solltest Du eine "Therapie" nicht zugesprochen bekommen? Wenn Du die machen willst, sollte das eigtl. kein Problem sein. Ich wollte nur klar ausdrücken, wie heftig eine Traumatherapie ist, und dass dazu eine relativ grosse Stabilität vorhanden sein sollte, und ich DIESE bei Wirbel Uschi nicht sehe, gerade weil sie eben grad jetzt in die Klinik musste.
Ich bin übrigens nicht der Meinung dass man das runterspielen sollte, denn es belastet ja doch.
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Beitrag Mi., 02.01.2019, 19:51

Pianolullaby hat geschrieben: Mi., 02.01.2019, 19:22 wieso solltest Du eine "Therapie" nicht zugesprochen bekommen? Wenn Du die machen willst, sollte das eigtl. kein Problem sein.
Ich wollte am Anfang UNBEDINGT EMDR machen, meine Therapeutin kann das auch und arbeitet auch damit, weil ich mir davon versprochen habe, dass es "sich schnell erledigt".

Sie war nie so "begeistert" von meinem Wunsch, vor allem nicht in einem ambulanten Setting, weil ich eh insgesamt jetzt nicht soooo stabil war am Anfang und es im Grunde auch schwer war wirklich konkret anzusetzen weil vieles so "durcheinander" ging und viele Erinnerungen so unklar waren.

Es ist also nicht gesagt, dass ein Therapeut das als "angezeigt" sieht, auch dann nicht, wenn er es grundsätzlich kann und anbietet. Was aber nichts damit zu tun hat, dass da dann kein Trauma gesehen wird.


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Beitrag Mi., 02.01.2019, 19:55

EMRD ist halt bei einer traumatischen Erfahrung zum Beispiel indiziert. Das weist Uschi auf mit ihrem Beispiel.

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