Kollegin schlägt (demente) Bewohnerin zurück

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Klein-Ida
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Kollegin schlägt (demente) Bewohnerin zurück

Beitrag Do., 30.05.2019, 09:01

Gestern habe ich etwas furchtbares erlebt. Eine Bewohnerin eines Altenheimes, in dem ich eingesetzt bin schlug
meine Kollegin beim Anziehen und diese schlug zurück. Ich sagte dieser Kollegin sofort dass sie das nicht darf, weil diese gerade nochmal zuschlagen wollte. Sie reagierte entsetzt und sagte die Bewohnerin hätte sie ja schließlich auch geschlagen, ob diese das denn dürfe.
Ich hätte das gemeldet, hatte aber schon mal einen ähnlichen Fall, wo alles abgestritten wurde und mir dann nicht geglaubt wurde und ich sogar noch eine Abmahnung für meine Meldung bekommen habe. Was kann ich also tun?
"Wer nicht weiß wohin er will, der darf sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt."
Mark Twain

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Malia
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Beitrag Do., 30.05.2019, 09:12

Ich würde für ein Dreier-Gespräch mit der Wohnbereichsleitung sorgen.
Die sollte an der Reaktion der Kollegin erkennen können, dass etwas nicht stimmt.
Selbst, wenn die WBL Zweifel an deiner Aussage hat, so ist jene Kollegin doch gewarnt und wird sich in Zukunft beherrschen.
Ist diese Kollegin eine Fachkraft?
Wenn nicht, dann fehlt ihr vielleicht noch Wissen über den angemessen Umgang mit Dementen?
Schon allein, wenn die Bewohnerin zuschlägt, stimmte schon etwas nicht.
Demente reagieren auf das, was sie im Gegenüber spüren.
Und wenn sie sich nicht sicher fühlen, werden sie "aggressiv".
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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Klein-Ida
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Beitrag Do., 30.05.2019, 09:30

Malia hat geschrieben: Do., 30.05.2019, 09:12 Ich würde für ein Dreier-Gespräch mit der Wohnbereichsleitung sorgen.
Nun ist es aber so, dass ich gerade in diesem Haus schon öfters Aggression gegenüber den Bewohnern mitbekommen habe, zwar kein Schlagen, aber die Kollegen greifen da doch sehr hart durch, wenn die Bewohner nicht gleich alles so mitmachen oder etwas nicht wollen oder etwas wollen was nicht machbar ist. Es ist extremer Personalmangel und die Kollegen sind sehr überlastet mit ihrer Arbeit und es sind sehr viele schwerstpflegebedürftige Bewohner dort.

Selbst bei der Teamleitung kam es schon vor, dass eine Bewohnerin gestürzt ist und ich hörte sie schreien, kam dann aus dem Zimmer und die ebenfalls demente Bewohnerin sagte, die Kollegin hätte sie geschubst, was ich aber nicht gesehen habe. Es herrscht auch die Meinung dort man solle sich nicht auf die Bewohner einlassen, sonst würden die einen ständig belagern und den ganzen Tag an einem kleben.
Ich glaube,die Kollegen halten da alle zusammen, da ist glaube ich nichts zu machen. Es hat übrigens eine andere Kollegin auch gesehen,dass die Kollegin zugeschlagen hat und diese Kollegin hat es dann auch in der Küche erzählt:
"Ich musste dich schlagen." Sie ist fest davon überzeugt richtig gehandelt zu haben.
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Malia
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Beitrag Do., 30.05.2019, 09:33

Dann geht es wohl um Zivilcourage, Klein-Ida.
Du könntest alle Vorfälle dokumentieren und der Heimaufsicht zukommen lassen.
Das kannst du namentlich oder anonym machen.
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Klein-Ida
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Beitrag Do., 30.05.2019, 09:36

Malia hat geschrieben: Do., 30.05.2019, 09:12 Ist diese Kollegin eine Fachkraft?
Nein, sie ist keine Fachkraft, aber ist dort glaube ich fest angestellt und keine Deutsche.
Die dritte Kollegin,die das auch gesehen hat kam von einer Fremdarbeitsfirma.
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Klein-Ida
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Beitrag Do., 30.05.2019, 09:39

Malia hat geschrieben: Do., 30.05.2019, 09:33 Dann geht es wohl um Zivilcourage, Klein-Ida.
Du könntest alle Vorfälle dokumentieren und der Heimaufsicht zukommen lassen.
Das kannst du namentlich oder anonym machen.

Ja ok, das werde ich machen, da bin ich jetzt so schnell garnicht drauf gekommen, ich danke dir.
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candle.
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Beitrag Do., 30.05.2019, 09:41

Malia hat geschrieben: Do., 30.05.2019, 09:12 Demente reagieren auf das, was sie im Gegenüber spüren.
Und wenn sie sich nicht sicher fühlen, werden sie "aggressiv".
Das stimmt so auch nicht, weil das schon auch charakteristisch ist bei dementen Menschen, dass diese auch aggressiv werden.

Klein-Ida: Dann gehe an die nächsthöhere Instanz. Ich weiß ja nicht, ob das so eine "Kette" ist. Da kannst du über die Missstände aufklären.

Leider ist es so, dass noch viel zu oft alte Menschen schlecht behandelt werden. Und das nicht nur wenn sie selber aggressiv sind. ::?

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Malia
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Beitrag Do., 30.05.2019, 09:43

Bist du selbst denn eine Fachkraft, Kein-Ida?
Wenn nicht, dann ist es schwerer, ernst genommen zu werden.
So klingt jedenfalls das Klima, das du beschreibst.
Ich sehe mehrere Möglichkeiten des Umgangs mit diesen Übergiffen:
- Mitteilung an die Heimaufsicht (wenn die WBL. die PDL, die Heimleitung nicht ansprechbar sind)
- Anzeige bei der Polizei
- immer wieder ansprechen, auch in Teamsitzungen
- ignorieren

Ich kann nachvollziehen, wenn man in deinem Alter Angst um den Arbeitsplatz hat.
Und da sich die Heimleitungen - obwohl es verboten ist - untereinander austauschen, könnte es such schwer werden, einen neuen zu finden.
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Malia
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Beitrag Do., 30.05.2019, 09:45

Das stimmt so auch nicht, weil das schon auch charakteristisch ist bei dementen Menschen, dass diese auch aggressiv werden.
Nach mehr als 20 Jahren Arbeit mit demenzkranken Menschen kann ich sagen:
doch, es stimmt.
Es gibt keine schwierigen, aggressiven Bewohner.
Es gibt nur "schwieriges" Personal.
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Klein-Ida
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Beitrag Do., 30.05.2019, 09:54

Malia hat geschrieben: Do., 30.05.2019, 09:43 Bist du selbst denn eine Fachkraft, Kein-Ida?
Naja sagen wir mal so, ich hab mich nicht als Fachkraft anstellen lassen, weil ich die ganze Verantwortung nicht mehr wollte.
Malia hat geschrieben: Do., 30.05.2019, 09:43
Ich kann nachvollziehen, wenn man in deinem Alter Angst um den Arbeitsplatz hat.
Ja ich bin auch schon 61 :red: , dann würde ich in Rente gehen. :-D
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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 30.05.2019, 09:56

Klein-Ida hat geschrieben: Do., 30.05.2019, 09:01 Ich hätte das gemeldet, hatte aber schon mal einen ähnlichen Fall, wo alles abgestritten wurde und mir dann nicht geglaubt wurde und ich sogar noch eine Abmahnung für meine Meldung bekommen habe. Was kann ich also tun?
Gegen deine vorige Abmahnung hättest du vorgehen können. Allerdings hätte das wohl zeitnah geschehen müssen.

Ich empfehle jedem Arbeitnehmer eine Rechtschutzversicherung, in der man Arbeitsrecht aber explizit einschließen lassen muss.

Deine Kollegin musst du sogar melden. Da diese naiv damit argumentiert, dass die Bewohnerin schließlich anfing, besteht sogar die Möglichkeit, dass sie es zugibt.

Sollte die Leitung nicht reagieren, kannst du die Heimaufsicht einschalten. Und auch persönlich Anzeige gegen sie erstatten. Vielleicht ist Kollegen auch schon etwas aufgefallen?
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Malia
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Beitrag Do., 30.05.2019, 10:00

Der Verantwortung kann man sich innerlich nicht mehr entziehen, wenn man sie einmal hatte, Klein-Ida.
Ist doch schlimm, wenn man solche Zustände sieht und nicht handeln kann/darf.
Auch, wenn man dann andere Aufgaben hat, so kann man nicht ausblenden, was in so einem Heim passiert.
Ich stelle mir das wirklich sehr belastend vor.
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kaja
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Beitrag Do., 30.05.2019, 10:05

Puh, schwierige Situation.

Gerade Demenzkranke können extrem aggressiv und körperlich gewalttätig werden. Ich erinnere mich auch sehr gut an einen Demenzkranken der jedes Mal sein Geschlechtsteil rausholte und masturbierte wenn eine Altenpflegerin den Raum betreten hat.

Das muss neben all dem Stress durch personelle Unterbesetzung, Zeitvorgaben usw. eine sehr große Belastung für das Personal sein. Natürlich darf man deshalb keine Patienten schlagen, aber körperlich Attacken abwehren muss man ja auch irgendwie.

Gewalt in der Pflege ist ein großes Thema und das nicht nur bei pflegenden Angehörigen die irgendwann nicht mehr ein noch aus wissen wenn sie mit diesen Auswirkungen von Demenz dauerhaft konfrontiert sind.

Wie wäre es wenn du dich mal an das ZQP wendest? Die haben für solche Fälle auch ein Krisentelefon und können dir da evtl. konkrete Vorschläge machen was du tun kannst.
After all this time ? Always.

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Zora_
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Beitrag Do., 30.05.2019, 10:06

Das ist echt eine schwierige Situation....sehr traurige Zustände, die da herrschen. Mußten diese Kolleginnen nie Fortbildungen besuchen zum Thema "Umgang mit dementen Patienten"??
Ich weiß auch nicht so recht, was ich dir raten soll. Ich hätte gesagt, vielleicht versuchst du erstmal nochmal direkt mit der Kollegin zu sprechen. Aber wenn die der Meinung ist, richtig gehandelt zu haben, wird das wahrscheinlich nicht viel bringen.
Ich kann dich gerade so gut verstehen! Als ich noch im Krankenhaus gearbeitet habe, kam es auch immer wieder zu Situationen in denen sich manche Kolleginnen den Patienten gegenüber sehr fragwürdig verhalten haben. Es ist schwer da den richtigen Weg zu finden. Aber ich finde Malia hat die Möglichkeiten ja schon gut zusammengefasst! Ich wünsche dir, dass du eine gute Lösung für diese Situation findest!

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Klein-Ida
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Beitrag Do., 30.05.2019, 10:06

Malia hat geschrieben: Do., 30.05.2019, 10:00 Der Verantwortung kann man sich innerlich nicht mehr entziehen, wenn man sie einmal hatte


Es ist dann aber immer noch eine (andere) Fachkraft da, die man fragen kann im Notfall, also bei medizinischen Sachen
und ich muß das nicht (alleine) entscheiden.
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