Was fange ich mit den Erinnerungen an?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
Antworten

Thread-EröffnerIn
Blauwahl
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 27
Beiträge: 1

Was fange ich mit den Erinnerungen an?

Beitrag Di., 16.03.2021, 22:21

Hallo liebes Forum!

Seit einigen Jahren begleiten mich immer wieder Erinnerungen an meine frühe Kindheit. Man könnte wohl sagen, dass ich "missbraucht" worden bin, wobei es zum Glück nie über ein Betatschen hinaus ging, ich jedoch davon ausgehen muss, dass es ziemlich häufig passiert ist.
Diese Erinnerungen haben keinen besonderen Einfluss auf mein Leben. Sie machen mir keine Angst, oft denke ich wochenlang nicht daran. Doch immer wieder kommt es dazu, dass ich für ein paar Tage in eine Art Trance verfalle und die ganze Zeit daran denken muss. Dann bin ich "drin", fühle mich etwas neben mir und das Thema dominiert meine Gedanken. Doch diese Phasen sind kurz; wenn sie vorbei sind, interessiert mich das Thema nicht mehr.
Jetzt frage ich mich: Was soll ich mit diesen Erinnerungen machen? Soll ich einfach akzeptieren, dass sie da sind? Sie scheinen mir unwirklich, sehr weit weg. Soll ich sie als Einbildung abtun? Wozu sind sie da, wenn sie doch keinen Sinn ergeben? Was wollen sie von mir? Wenn ich versuche genau nachzuvollziehen, was da passiert ist, komme ich nicht weiter. Schon jahrelang nicht.
Ich sträube mich etwas gegen psychologische Hilfe, denn gerade erst bin ich von einer Therapeutin weg gekommen, mit der es überhaupt nicht gepasst hat. Auch ist der Leidensdruck, meine ich, nicht hoch genug, da es mir die meiste Zeit ja gut geht.
Also, was meint ihr, wozu sind diese Erinnerungen da? Was soll ich damit anfangen?

Ich hoffe ihr konntet den ganzen langen Text durchlesen! :red:

Liebe Grüße, Blauwahl

Werbung

Benutzeravatar

Sinarellas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1975

Beitrag Mi., 17.03.2021, 11:05

Dein Hirn blendet dir immer wieder unverarbeitete Erfahrungen von damals ein, das ist genau das: Unverarbeitet.
Das bedeutet auch, dass du diese auf irgendeine Art und Weise reintegrieren musst oder besser gesagt die Erinnerungstrennung überhaupt integrieren.
Sie ergeben hochgradig Sinn: Traumatische Erlebnisse wurden damals abgespalten, daher auch deine dissoziativen Erlebnisse (Trance etc.). WIe sehr musst du denn leiden, damit du das Problem bearbeiten kannst?
Suche doch mal nach speziellen Traumatherapeuten, ich kann mir vorstellen, dass sich damit viel verbessern lässt.
Du tust das alles ab, als wäre es ein kleiner Kratzer, das ist es aber nicht, ganz im Gegenteil.
Kümmere dich um professionelle Hilfe, ich denke das kann sich ambulant gut managen lassen, so wie es klingt.

Bewerte es nicht, sondern kümemre dich darum, dass es bearbeitet werden kann :)
..:..

Benutzeravatar

Friendly511
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 27
Beiträge: 5

Beitrag Fr., 02.04.2021, 16:53

Wann kommen dann diese Erinnerungen? Passiert das auch wenn du im Kontakt mit Menschen bist oder eher beim Alleinsein? Ich würde mal von der mentalen Ebene weggehen und herrausfinden worunter du denn genau leidest und das ausformulieren: "ich leider unter ...". Erinnerungen an sich würde ich jetzt nicht als Problem ansehen.

Benutzeravatar

YourLocalSunshine
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 21
Beiträge: 6

Beitrag Sa., 17.04.2021, 10:45

Hallo Blauwahl,
erst einmal tut es mir leid, dass dir sowas passiert ist! Vorallem im Kindesalter lässt sowas schwerwiegende Narben zurück, die sich auf aktuelle Beziehungen auswirken, ohne dass der nun Erwachsene diesen Zusammenhang richtig begreift.
Von daher kann ich mich nur meinen Vorrednern anschließen - du solltest diese Erinnerungen konfrontieren. Ein Trauma Therapeut kann da eine Möglichkeit sein, andererseits könntest du beginnen, sie konkret aufzuschreiben. In der Summe schwarz auf weiß machen sie für dich vielleicht mehr Sinn? Dein Vorschlag, sie als Einbildung abzutun, kann ich nur dringlich ablehnen! Dein Gehirn versucht all das Trauma zu verarbeiten, indem du es abwimmelst, staut es sich an. Sowas kann im schlimmsten Fall psychosomatische Symptome mit sich ziehen, die sich auf deine Gesundheit auswirken.
Mit der richtigen Therapie und Herangehensweise lässt sich dir aber gewiss helfen, mit diesen Erinnerungen umzugehen!
Ich hoffe ich konnte dir helfen und dass sich die Situation bessert.
Liebe Grüße :)

Werbung

Benutzeravatar

HarleyQ
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 35
Beiträge: 6

Beitrag Mi., 19.05.2021, 10:52

Solche Erinnerungs-Episoden kenne ich nur zu gut. Man weiß nicht immer durch was sie getriggert werden. Was ich nur aus meiner Erfahrung sagen kann:
Auch wenn man denkt der Leidensdruck ist nicht sonderlich groß (was auch eine Art Selbstschutz ist), so ist es dennoch relevant. Sonst würde es dich nicht für Tage "gefangen" halten. Also arbeitet etwas in dir, auch wenn es nur unterbewusst ist. Ich persönlich mit kein Fan davon jede einzelne Erfahrung im Leben komplett aufzuarbeiten. Bei manchen Dingen ist es nicht schlecht sie einfach dort zu belassen wo sie sind. Jedoch muss Einem bewusst sein, dass das immer wieder hochkommen kann. Und dann hilft es mir mich hinzusetzen und mir eine gewisse Zeitspanne nur für diese Gedanken zu reservieren. Warum empfinde ich nun so? Was hat die Erinnerungen hervorgeholt? Warum stören sie mir, wenn sie doch auf meinen Alltag normal keine Auswirkungen haben? Ich rede auch viel mit meinem Mann darüber, das hilft auch. Die Episode ist dann meist nach ein paar Tage wieder im Hinterstübchen und über die Jahre werden diese Momente seltener. Ich glaube nicht, dass sie je weggehen, aber man kann sie etwas besser kontrollieren wenn man ihnen ein wenig nur für diese Gedanken verplante Zeit zugesteht.

Ich hoffe das hilft dir etwas. :-)

LG
Harley Q

Benutzeravatar

TherapieWunder
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 27
Beiträge: 6

Beitrag Fr., 21.05.2021, 10:06

Hallo!

Wenn diese Erinnerungen wieder kommen, dann hat es schon eine wichtige Rolle in deinem Leben. An unwichtiges denkst du nicht immer wieder.

Die Frage nach dem, was du damit machen kannst....tja... Du musst dir bewusst werden, dass du Vergangenes nicht ändern kannst. Deshalb immer, wenn diese Erinnerungen kommen, musst du diese Gedanken gezielt aus dem Kopf rausschmeißen. Das mag zwar banal klingen, ist aber in der Tat das Richtige in der Situation. Wir können unsere Gedanken steuern. Am Anfang wird es schwer fallen, Aber versucht es mit unterschiedlichen Tricks. Denk explizit an was anderes. Schau dir etwas interessantes. Spreche mit Jemanden. Mach deine Lieblingsmusik an. Natürlich ist das kompliziert, aber möglich.

Wenn du aber schon darüber nachdenkst, mach daraus ein Mehrwert für dich. Versuch daraus etwas nützliches für die Zukunft mitzunehmen. Denk zum Beispiel, was du machen kann, um dich gegen ähnliche Situationen zu sichern: Pfefferspray. Denks wie du deine Kinder davor schützt.

Komm gedanklich zu einem Ergebnis: ich habe das und das erlebt, daraus kann ich das und das lernen...Und jetzt reicht es, es macht keinen Sinn mehr darüber einfach nachzudenken. Sage es dir selbst. Mache das immer wieder, wenn das kommt. Zwinge dich dazu an anderes zu denken. Überzeuge dich, dass das Thea geschlossen ist
Gesund: Körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag