Wie geht Ihr mit den (Mit)tätern um?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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candle
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Wie geht Ihr mit den (Mit)tätern um?

Beitrag Fr., 20.02.2009, 12:03

Ein Frage, die ich mir nun häufig stelle und die mir hier nie hinreichend beantwortet scheint, ist die Frage: Wie geht Ihr mit den (Mit)tätern um?

Mittäter sind für mich auch immer Eltern, die verschweigen, verharmlosen oder ausführen sowieso- egal welche Form des Missbrauch vorliegt. Kann man so was noch lieben oder was passiert da bei Euch, denn ich wundere mich, dass es hier oft keine Kontaktabbrüche zu den „Tätern“ gibt. Also muss man einen Weg für sich finden oder man macht sich sein Lebtag zum Opfer.

Als Beispiel hatte ich einmal so im Alter von 8 Jahren einen sexuellen Übergriff erlebt, der mir auch in Erinnerung geblieben ist. Man nannte solche bösen Männer damals freundlich „Mitschnacker“. Nun, ich bin diesem Mann entflohen und was ich als schlimmeres Ereignis dabei empfand war, dass ich nicht in die Wohnung kam. Ich hatte Schuldgefühle meine Mutter zu stören und habe es meinen Eltern auch nie erzählt. Kein Vertrauen schon als Kind! Für das Geschehene können Eltern ja erstmal nichts, ABER ich habe mir im Nachhinein Gedanken gemacht als ich vor einigen Jahren erfuhr, dass selber Mann das gleiche bei einer Freundin versuchte. Sie erklärte sich den Eltern und es wurde Anzeige erstattet. Und nun: Bin ich Schuld, dass ich nichts gesagt habe und möglicherweise diesen Mann nicht angezeigt habe? Hätte ICH nun verhindern können, dass andere Mädchen zu Schaden kommen?

So das nun nebenbei. Ich will damit sagen, dass sich Erziehungsberechtigte mit schuldig machen oder nicht? Soll nicht in jeder Beziehung Vertrauen herrschen? Wieso sucht man zu diesen Menschen den Kontakt, wobei man doch normalerweise einen „Verbrecher“ nie mehr wieder sehen wollen würde?

Ich bin gespannt, ob jemand dazu was schreiben möchte, denn ich bin mir dessen bewusst, dass es nicht einfach ist, denke aber, dass es allgemein ein großer Schritt zur Gesundung wäre das mal eingehend zu beleuchten und Konsequenzen daraus zu ziehen.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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yuna
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Beitrag Fr., 20.02.2009, 14:35

Hi Candle!

Interessante Fragestellung und vor allem sehr verzwickt. Ich versuche mal etwas dazu zu schreiben.
1. Eltern, die irgendeine Form des Missbrauchs praktizieren, findet glaube ich jeder schrecklich... dennoch, es sind die Eltern. Ich denke es gibt nur wenige die da konsequent sein und den Kontakt gänzlich abbrechen können. Es dürfte sich als sehr schwierig gestalten die eigenen Eltern für derartige Taten "büßen" zu lassen.

2. Die Sache mit dem Vertrauen ist auch nicht so leicht. Könnte es in deinem Fall nicht die Scham gewesen sein, etwas zu sagen? Ich denke es ist in den seltensten Fällen ein Mangel an Vertrauen. Um ehrlich zu sein könnte ich mir nicht vorstellen meiner Mutter von solch einem "Erlebnis" zu erzählen.

Ich hoffe ich habe deinen Thread richtig verstanden....

LG, yuna

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Clara11
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Beitrag Fr., 20.02.2009, 18:10

Hallo Candle,

ich finde es schlimm, dass Du Deinen Eltern nicht sagen konntest. Genauso schlimm ist, dass sie nicht bemerkt haben, dass da was vorgefallen ist. Normale Eltern würden das wohl merken. Das ist zumindest ein Mangel an Fürsorglichkeit. Das Du Dich fragst, ob Du schuld daran bist, dass dem anderen Mädchen das auch passiert ist, kann ich verstehen, ist aber nicht so. Kinder sind Kinder und es ist schon mißbräulich sie wie Erwachsene zu behandeln. Also sollte statt SChuldgefühlen da Ärger sein, dass Deine Eltern nicht fähig / willens waren eine Atmosphäre zu schaffen, in der Kinder sowas sagen können und die Erwachsenen wissen dann, was man tut. Ein achtjähriges Kind, kann doch eigentlich nciht wissen, was man mit so jemanden tun muss.

Was das Verzeihen betrifft. Ich kann es gerade gar nicht, weil ich verstärkt merke, welche Verwüstungen da in mir sind. Ich reisse mich bei meiner mutter im Moment zusammen, weil sie genauso geschlagen wurde, wie sie das mit mir gemacht hat, aber sie ist offensichtlich stärker. Total wütend bin ich auf meinen Vater, der sich nicht anderes zu helfen wußte als zu saufen und nicht mehr leben zu wollen, anstatt uns vor den Schlägen zu schützen. Mittäter sind für mich auch meine damaligen lehrer, die müssen das doch mal gesehen haben.

Ich glaube, es wäre wichtig sich damit auszusöhnen, damit man zufrieden mit sich, in guten Beziehungen leben kann und einfach auch, nicht mehr soviel Angst haben muss, weil wir nur dieses eine Leben haben und es so schön sein kann. Es gibt aber keine Pflicht zum Verzeihen, nur weil es die Eltern sind und vor dem Verzeihen sollte die Bereitschaft stehen, sich mit den Verwüstungen die sie angerichtet haben auseinanderzusetzten und es ersteinmal zuzugeben. Meine Mutter zum Beispiel hat keinen Kontakt mehr zu ihrer und lebt mit dieser Konsequenten Entscheidung gut. Ich habe meiner mal gesagt und das sehr ernst gemeint, dass ich sie nicht pflegen werde, nicht so wie meinen Großvater, denn da hat sie mich auch im Stich gelassen und mir permanent ein schlechtes Gewissen gemacht.

Was ich mir in Bezug auf meine mutter gerade wünsche ist sehr viel Abstand, keine Belehrungen - zu denen sie wirklich kein Recht hat und dann irgendwann vorsichtig aufeinander zu gehen, aber auf Augenhöhe, ohne Zwang.
Das Leben ist wie Salzwasser, je mehr man davon trinkt, je durstiger wird man.
Dagestanisches Sprichwort

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jennyfer
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Beitrag Fr., 20.02.2009, 20:42

candle hat geschrieben:Ein Frage, die ich mir nun häufig stelle und die mir hier nie hinreichend beantwortet scheint, ist die Frage: Wie geht Ihr mit den (Mit)tätern um? ...
Mittäter sind für mich auch immer Eltern, die verschweigen, verharmlosen "oder ausführen" sowieso- egal welche Form des Missbrauch vorliegt.
Hallo candle.

Ich für mich lasse jetzt bewusst das "oder ausführen" weg, da ich nicht in so einer Situation war mit einem Täter weiterleben zu müssen/nach dem Beenden das MB.


Ich denke das kommt auf den Stand (s)einer (eigenen) Verarbeitung drauf an. Bis in welche Schichten jemand vordringen kann/will, welche Verbindungen sich dabei entwickeln. Was innerlich reagieren darf/kann. Die eigens empfundene Schwere der Mit-täter-vermuter. Mir gelang es mich von meiner Mutter gefühlsmäßig, was meine Erlebnisse betrifft, ab einem gewissen Zeitpunkt zu trennen. Wo nichts mehr vermischt wurde. Da war sie, und da war ich. Ich konnte zwar mitverarbeiten, dass sie nicht anders "konnte" aber von da weg, ging es nur noch um mich! (von daweg gelang mir die emotionale Trennung, da ich für ihre Beweg-abgründe keine Verantwortung trage) Ich kann nicht ein Gsamtpacket verarbeiten (Mutter und ich), sondern nur Mich. Ich sehe sie jetzt getrennt von mir, als meine Mutter. Ob sich da mit der Zeit noch mehr aufbauen wird, dass kann ich nicht beurteilen. Was ich aber fühle und weiss ist, dass ich jetzt losgelöst von ihr auf mich achten kann, und somit mein Leben trage.


Sie war zu einer bestimmten Zeit Mit-vermuterin, jedoch im Glauben das Kinder sowas vergessen würden. Ich habe jedoch schon diesen Anteil was das sich emotional Wegnehmen betrifft in deinem anderen thread unbeachtet geschrieben. Daher denke ich, dass Du und Ich halt zu verschieden sind/funktionieren, und du deswegen nichts mit meiner Art der Verarbeitung meiner ICH- Art des Schreibens anfangen kannst. Ist ja nicht schlimm, wäre aber nett, wenn du mir das mitteilen würdest, um meine Mühe des Wiedergebens zukünftig einzusparen.
Vllt habe auch ich was übersehen/lesen.

Um zum Thema zu kommen

Ich gehe "heute" ganz normal mit meiner Mutter um. Ich lass sie wieder in mein Leben. Jedoch werde ich meine Gefühle nicht mehr mit ihren alten Gefühlen "vermischen" lassen (wie ich es vor meiner Verarbeitung, und zwangsläufig als Kind während meiner Verarbeitung (in eingetauchten Situationen) tun musste, als ich zum "Schauplatz" zurückkehrte. (in dem es auch um erst gemischte Verlassenheits-Gefühle Mutter und Ich,ging). Aber sehr schwer in Worte zu fassen. Was uns jetzt verbindet sind die Gefühle die jetzt neu entstehen können.




LG, jennyfer_
...

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baer
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Beitrag Fr., 20.02.2009, 21:04

liebe candle.

ich habe deinen bericht gelesen, möchte aber auch dazu was schreiben, ich weiss das es hierbei ja um dich geht, nur erzähle dir meine erfahrungen die ich genau wie du mit 8 jahren erfahren musste.

Es ging und geht um meinen bruder, als ich 8 jahre alt war war das *verstecken spielen* eins der schlimmsten spiele für mich, meine schwester zählte und dann musst sie uns finden, wir spielten es immer wenn meine eltern nicht im hause waren, und meistens war es um diese zeit auch finster.
Mein Bruder war gerade in der pupertären phase, naja was soll ich sagen, er nötigte mich ihm zu streicheln, *ihn* in den mund zu nehmen, tag täglich, er drohte mir wenn ich es den eltern erzähle. Glück hatte ich eines tages als meine schwester uns dabei beobachtete, sie erzählte es den eltern und meine mutter bat *mich* um ein gespräch. Nach langen zögern habe ich ihr die geschichte erzählt. An alles was ich mich erinnern kann ist , das sie mich um eine aufklärung bat, aber ich kann mich nicht erinnern das jemals mein bruder strafe kassieren musst, nein..er hatte nicht einmal ein gespräch.

naja, der kontakt zu meinen bruder ist sehr wenig, ich seh ihn vielleicht einmal im jahr und wir telefonieren, das schlimme aber daran er wundert sich warum ich sowenig kontakt mit ihm habe, tja..ich bin jetzt 42 und hab nicht den mut ihn zu sagen was er mir damals angetan hat.

Nun jetzt kommts: meine mutter hatte mich erst kürzlich gefragt warum ich eigendlich so wenig kontakt zu meinen bruder habe, ich musste lachen und sie fragen ob sie so einiges vergessen hatte?? tatsächlich zu meinen schrecken hatte sie das auch, und das einzige was sie darauf sagen: ich wurde auch von meinen bruder missbraucht, kommt anscheinend in den besten familien vor!

was soll ich dazu noch sagen: sie sind mittäter!!!
Nur wer ganz genießt, der lebt wirklich

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w_s_
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Beitrag Fr., 20.02.2009, 21:45

Hallo liebe candle,

weißt du, in Kenntniss dessen wie es dir so zur Zeit geht, und auch der anderen Threads: weißt du, ich verstehe dass es gar arg schwer ist mit diesen "Mittätern". Oder für mich einfach zu wenig liebende Eltern. Sexuellen Mißbrauch an der eigenen Tochter - oder fast erfolgter sexueller Mißbrauch - nicht bemerken? Hmmm....

Ich kann gut verstehen, dass du nicht verzeihen kannst, nicht verzeihen willst. Und sie haben das eigentlich auch nicht verdient.

Nur frage ich mich eher, ob es nicht für dich notwendig wäre, von dieser Anklage endlich los zu lassen. Nicht weil sie es verdient hätten, die Mittäter, sondern weil du es brauchst. Weil es dich emotional an diese Geschichten bindet. Weil es deine Kraft, deine Energie bindet. Weil du noch immer damit kämpfst.

Und vermutlich wäre es nur fair, den Kontakt einzustellen. Wenn das halt geht.

@baer,
ich will ja gar nicht wissen, wie groß die "Dunkelziffer" mit Geschichten wie den deinen ist. Die Mittäter genieren sich, für sie ists primär peinlich, dass es in den Opfern die sich nicht wehren konnten was bewirkt, na das begreifen die Eltern ja nicht. War ja nur ein Kinderspiel

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Elfchen
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Beitrag Fr., 20.02.2009, 21:54

Liebe candle

Bei mir ist es so, dass ich wahrscheinlich mit aus diesem Grund seit bald 20 Jahren keinen Kontakt mit meiner Mutter habe.
Irgendwie haben nicht nur die ganzen Grausamkeiten von ihr genügt.
Sie hat mir auch noch befohlen, "ja anständig" zu den Menschen zu sein, die mir Schreckliches angetan hatten.
Da war kein Schutz, keine Rettung für mich.

Ich hasse sie nicht. Ich möchte sie aber auch nicht in meinem Leben haben.

glg!
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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lingaroni
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Beitrag Sa., 21.02.2009, 08:27

Hallo candle, also hier ist meine klare Antwort. Ich habe mit meiner GESAMTEN Verwandtschaft vor 30 Jahren den Kontakt abgebrochen. Dies deshalb, weil ich einerseits extrem sauer bin und die Wut hochkocht, sobald ich mich mit diesen Leuten auf ein Gespräch einlasse. Zum anderen, weil es meinem Selbstbild nicht entspricht, mich mit verlogenen und uneinsichtigen Sexualstraftätern, Suchtpersönlichkeiten und deren Lobby zu umgeben. Egal ob verwandt oder nicht. Und egal mit welchen hirnrissigen Ausreden sie daherkommen.

Anders würde ich aber umgehen mit (Mit)Tätern, die sich ihre Strafe bei Gericht abgeholt haben und bemüht sind, die Missbrauchte/den Missbrauchten bei der Bewältigung tatkräftig das heisst vor allem finanziell zu unterstützen.

LG
lingaroni

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lingaroni
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Beitrag Sa., 21.02.2009, 08:37

@ws
Fachinformation am Rande: Die Beratungsstelle TAMAR geht davon aus, dass Verzeihen nicht für eine "Heilung" notwendig ist. Sie vertreten in der Regel die gegenteilige Position. Sie meinen, man sollte es sich gut überlegen, ob das zu verzeihen ist.

Die Antwort auf Eltern, die "es" nicht gewusst haben ist üblicherweise: Aber Sie hätten es wissen MÜSSEN.

LG
Lingaroni

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feelings_w39
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Beitrag Sa., 21.02.2009, 09:17

liebe candle!!! liebe menschen,.....

also eigentlich bin ich schwer im stress aber ich hab da reingelesen und muss einfach was schreiben:

es tut mir leid für dich (ich fühle mit dir), zumal ich lange in der rolle des opfers war,.........

meine eltern haben mich missbraucht.......immer und immer wieder.......auch sexuell
meine tochter wurde im alter von 13 jahren von mehreren jungs vergewaltigt....(das verfahren wurde eingestellt, bzw gar nicht eröffnet)

nun ich hab gelernt damit gut auszukommen und nur mit hilfe meines therapeuten...an dieser stelle aufrichtiges dankeschön (ein feiner mensch)

oh mann was hab ich da durchgemacht......mir kommen die tränen
ganz kurz mal:
ich war bis zum 35 lebensjahr in dieser opferrolle gefangen es gab kein entrinnen, so glaubte ich..
und dann hab ich in einer stationären therapie, mich damit intensiv auseinandergesetzt.
hab meine mutter tel gebeten in begleitung durch meinen therapeuten der hier nur alls mediator fungiert hätte, zu einem neuanfang mit allen kosequenzen, sie hat es verneint! ich sagte du weisst das wird das letzte mal sein das wir uns in diesem leben hören, nein sie wollte nicht!

ok zu diesem zeitpunkt war glasklar.....es ist vorbei.....
und siehe da es hat mich erlöst, ich hab ein stück weit zu mir gefunden und dadurch lebensqualität erlangt.... keine schuldgefühle mehr und keinen hass.....ich hab ihr verziehen, sie wusste es nicht anders und muss damit sterben......
strafe genug

und was meine tochter betrifft so ist es ein beiseite schieben, manchmal, denn das ist schon der hammer....
ich war bei der geburt ihres sohnes dabei, denn das konnte ich nicht vergessen, man hat mir damals erklärt das dieses erlebnis in allen lagen wiederkommen kann und ganz besonders bei einer geburt!
nun ich weine gerade weil ich denke sollten wir das wieder mal ansprechen, da bin ich hilflos, sie müsste das auch mit begleitung verarbeiten.....denke ich.....ich liebe sie so sehr......!!!!!
oh mann da fliessen sie zahlreich ....

nun wenn mann bei sich und anderen schlechtes karma verbreitet, es wird der zeitpunkt kommen da musst du dich stellen, für jeden....soviel zu den tätern

ich verbleibe

in liebe karin

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Elfchen
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Beiträge: 2845

Beitrag Sa., 21.02.2009, 09:32

lingaroni hat geschrieben:Die Antwort auf Eltern, die "es" nicht gewusst haben ist üblicherweise: Aber Sie hätten es wissen MÜSSEN.
Ich bin da ganz Deiner Meinung.
Wenn man sich für seine Kinder interessiert, ihnen zuhört, dann wird man zumindest fühlen, dass etwas nicht stimmt. Egal um was es sich handelt oder wie verschlossen ein Kind ist, ich bin überzeugt, dass fast alle Signale aussenden- seien diese sichtbar oder unsichtbar.

lg
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Laura13
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Beitrag Sa., 21.02.2009, 11:21

Nun versuche ich es auch einmal....
Ich habe in dieser Hinsicht noch keine wirkliche Einstellung gefunden.
Bin immer wieder hin und hergerissen, zwischen den unterschiedlichen Betrachtungsebenen.
Einerseits muss ich sehen, dass meine Eltern beide selbst krank waren/sind. Kann man sie dann überhaupt zur Rechenschaft ziehen? Vor Gericht gibt es in solchen Fällen ja auch verminderte Schuldfähigkeit...Somit ist vieles in ihrem Erleben und Verhalten Symptom ihrer Erkrankung.
Andererseits haben sie nie etwas eingesehen...ist das auch krankheitsbedingt oder auch ganz primitive sture Boshaftigkeit?
Wut kommt nur selten in mir hoch, wird dann meist wieder von Schuldgefühlen oder Empathie für meine Eltern und die schrecklichen Dinge, die sie selbst erlebt haben, abgelöst.
In wieweit bin ICH für meine Eltern verantwortlich? Darf ich psychisch kranke Menschen zur Rechenschft ziehen oder auf sie wütend sein.....oder ist das nicht eher ein Zeichen meiner Dummheit, wenn ich das tue?
Warum kann ich sie nicht hassen...es gäbe genug Gründe, jeder würde es verstehen, der meine Geschichte kennt-aber keiner versteht, dass ich das nicht kann.
Was ist der richtige Weg mit dem ganzen umzugehen? Wohl eher eine innere Aussöhnung mit meinem inneren Kind und den inneren Eltern...?
Bei meiner Mutter gäbe es noch die Möglichkeit, Dinge mit ihr zu klären,....sie lebt noch. Wir haben aber seit langen Jahren keinen Kontakt mehr, weil SIE ihn abgebrochen hat....sie hat kein Interesse an mir, will nichts mehr von mir und meinem Leben wissen. Wäre es trotzdem gut, den Versuch eines letzten klärenden Gesprächs zu starten....wäre es gut für mich?
1000 Fragen und noch mehr....ich hoffe, dass ich einen Weg finden werde, so wie das einige von euch schon geschafft haben.

LG
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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w_s_
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Beiträge: 746

Beitrag Sa., 21.02.2009, 13:15

lingaroni hat geschrieben:@ws
Fachinformation am Rande: Die Beratungsstelle TAMAR geht davon aus, dass Verzeihen nicht für eine "Heilung" notwendig ist. Sie vertreten in der Regel die gegenteilige Position. Sie meinen, man sollte es sich gut überlegen, ob das zu verzeihen ist.
Nur hatte ich nicht von "Verzeihen" gesprochen sondern vom Loslassen. Für mich ist das ein Unterschied. Es kann Dinge geben - und die hier genannten gehören da wohl dazu - wo ich nicht verzeihen kann und nicht verzeihen will, vielleicht auch nicht verzeihen darf.

Den sowas zu verzeihen ist wohl schwer. Sehr schwer:
feelings_w39 hat geschrieben: meine eltern haben mich missbraucht.......immer und immer wieder.......auch sexuell
meine tochter wurde im alter von 13 jahren von mehreren jungs vergewaltigt....(das verfahren wurde eingestellt, bzw gar nicht eröffnet)
Auch wenn hier etwa das Verzeihen sogar funktioniert hat:
feelings_w39 hat geschrieben: ok zu diesem zeitpunkt war glasklar.....es ist vorbei.....
und siehe da es hat mich erlöst, ich hab ein stück weit zu mir gefunden und dadurch lebensqualität erlangt.... keine schuldgefühle mehr und keinen hass.....ich hab ihr verziehen, sie wusste es nicht anders und muss damit sterben......
strafe genug
Denn wenn ich nicht verzeihen kann, dann kann ich davon vielleicht wenigstens loslassen. Ich kann sagen: das darf mein weiteres Leben nicht beherrschen. Das darf nicht so zentral für mich bleiben. Es ist Vergangenheit. Das muß ich für mich überwinden. Aufarbeiten. Selbst davon Loskommen, selbst loslassen.

Und wie Laura schreibt, es braucht zumindest eine innere Aussöhnung damit.
Laura13 hat geschrieben: Wäre es trotzdem gut, den Versuch eines letzten klärenden Gesprächs zu starten....wäre es gut für mich?
So ein klärendes Gespräch hatte nur dann Sinn, wenn sie ihre Schuld verstehen, eingestehen könnte. Wenn sie verstehen würde, was sie dir mit angetan hat. Wenn sie das nicht kann, ist es dann nicht so dass dich das nicht eher nur noch mehr oder weiter verletzten würde? Und warum sollte sie das jetzt plötzlich können? Die Frage ist doch: würdest du eine abwehrende Reaktion von ihr auch aushalten, wie würde es dir dabei gehen?

Aber ich halte es für wichtig, dass du damit deinen Frieden im Sinn einer inneren Auslösung mit dir selbst machst. Es darf dich nicht ewig binden, ewig quälen, ewig bestimmen. Es muss ein Ende haben - du mußt darüber hinaus wachsen, über diesen Schmerz hinauswachsen. Irgendwann sagen können: ja, das war einmal so. Aber die Wunden sind langsam verheilt.

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Erdbeermütze
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Beitrag Sa., 21.02.2009, 13:21

Hallo,

sind es immer Mittäter? Ich denke es kommt drauf an ab es innerhalb der Familie, Freunde gewesen ist oder ob es jemand fremdes gewesen ist, also allgemein auf die Umstände, oder nur die Augen verschlossen wurden.

Ich kann nur für mich sprechen, es waren Fremde. Wie hätte meine Mutter es merken sollen, als ich mit 6 Jahren grün und blau nach Hause kam und nur erzählte das mich welche festgehalten haben und ich mich mit Händen und Füßen dagegen gewert habe das sie Nachforschungen macht? Wie hätte sie ahnen können das dort was schlimmers passiert ist? Das mein Verhalten anschließend z.B. habe mein Zimmer nicht mehr verlassen, deswegen ist? Oder beim anderen mal, ich ihr erzählt habe ich hätte meine Tage bekommen, wie hätte sie ahnen können, das es ganz was anderes gewesen ist. Und als groß in der Zeitung stand, das sich der Täter umbringen wollte, ich nur zur Ihr gesagt habe, warum ist er nicht gesprungen? Wie hätte sie ahnen können, was er mir angetan hat? Ich hatte nie ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter, mußte immer kämpfen, aber ist sie dadurch Mittäterin? Vielleicht muß meine Wut noch kommen, denn ich fange ja gerade erst an meinen Weg zu gehen.

Liebe Grüße Erdbeermütze

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candle
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Beiträge: 6138

Beitrag Sa., 21.02.2009, 15:52

Hallo Erdbeermütze!

WARUM hast Du nichts sagen wollen? Eines weiß ich: Hätte man mich gefragt, dann hätte ich es gesagt, aber ich wußte ja eh, dass ich keine Hilfe bekomme... so bei mir die Lage.

Ich denke ja nach wie vor, dass eine liebevolle Eltern-Kind- Beziehung IMMER Aussprachen zuläßt. Von Schämen kann ich jetzt auch nicht sprechen da ich damals noch nicht wirklich wußte was da passiert. Nur mein Gefühl, dass etwas falsch war trieb mich wegzulaufen. Bzw. da fällt mir ein, dass es da ein Buch gab von "bösen" Männern worin ich ab und an stöberte.

Wir sehen, die Situationen sind sehr verzwickt.

Heutzutage wird ja immer "Täter Opfer Ausgleich" angestrebt und SOWAS muß ich leider gestehen, WILL ICH auch. Nur mir hört eben nach wie vor keiner zu.

Leider ist mein Rechner defekt und bin von ausserhalb online, deshalb kann ich jetzt nicht alles so intensiv beantworten, danke aber allen für Ihre Beiträge. Ich war sehr erstaunt!

Also Danke!
candle
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Sommer-Stumpenhorst

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