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So., 13.05.2018, 08:12
@ Nachtigall
Danke für die Info's ! So gänzlich unbekannt ist mir Dein Sexualcharakter ja nicht geblieben ... für mich als Hobbyanalytiker hast Du Dich schon als "feminine Masochistin" geoutet. Das hat nix mit dem "BDSM-Masochismus" und Schmerzzufügung zu tun. Das Wesen dieses femininen Masochismus liegt in der erotischen Passivität, die männliche Aktivität "einfordert" - die Du ja gerade bei Deinem Mann vermißest ! Für das Nähere siehe: "Über das ökonomische Problem des Masochismus" - auch eine der bedeutenderen kleinen Schriften von Freud.
Es ist auch so, daß eine anspruchsvolle, "erfüllende" Arbeit sehr viel Libido abführen kann - beruflich leistungsfähige Menschen haben immer eine starke Libido oder, je nachdem, auch Aggression, die sie bei ihrer Arbeit abführen. Fällt diese Libidoabfuhr weg, zB durch Arbeitslosigkeit oder eben: Elternzeit, dann fließt der Betrag an Libido, der in der Berufstätigkeit gebunden war, normalerweise wieder ins Sexuelle zurück. Das nennt man "Desublimierung". Davon bin ich selbst in sehr hohem Maße betroffen. Meine früheren, sehr erheblichen Sublimationen: 60h-Woche als vornehmer Wirtschaftsanwalt, künstlerische Fotographie, schnelles Motorradfahren, Hundehaltung - alles fortgefallen, nichts dazugekommen. Ich kann meine sehr starke Libido heute fast nur noch originär sexuell abführen und das artet periodenweise sprichwörtlich in Arbeit aus.
Und da ist noch 1 Aspekt: feminin-masochistische Frauen erlangen ihr sexuelles Selbstbewußtsein sehr häufig erst durch die Mutterschaft, erst recht dann, wenn sie einen Sohn bekommen haben - es ist die normale Kompensation des Penisneides. Hierzu: "Einige psychische Folgen des anatomischen Unterschiedes von Mann und Frau" - ebenfalls von Freud.
Femininer Masochismus, Penisneid - gerade heute etwas unglückliche Begriffe - sind bei Frauen sehr weit verbreitet, der Normalfall, prägen das Rollenbild. Ich würde schätzen, daß 70-80% aller Frauen vom femininen Masochismus betroffen sind. Den Feministen tritt natürlich regelmässig der Schaum vor den Mund bei diesen Begriffen und sie werden wütend als Diskriminierung oder "Verurteilung" bestritten - daß sie in der psychoanalytischen Praxis millionenfach bestätigt wurden und tagtäglich bestätigt werden, schiebt man "postfaktisch" beiseite ...
Das ist jetzt natürlich spekulativ, eben weil ich Dich viel zu wenig kenne, aber rein typologisch gesehen könnte man vermuten, daß Deine Sexualität - "Deine Lust" - eben wegen des Penisneides bis zur Geburt Deines Sohnes vollkommen abhängig gewesen war von Deinem Mann und eben durch die Mutterschaft eines Sohnes diese Abhängigkeit aufgehoben, Deine Sexualität - "Deine Lust" - nun unabhängig, autark geworden ist - und damit eben natürlich auch eine Bereitschaft zu sexuellen Erlebnissen und Erfahrungen ohne Deinen Mann. "Erschwerend kommt hinzu", daß es einen erhöhten Bedarf an Libidoabfuhr gibt, weil die berufliche Libidoabfuhr entfallen ist und auch die mütterliche Beziehung zu Deinem kleinen Sohn allmählich die Intensität verliert, die sie in der Säuglingsperiode gehabt hatte.
Alldies ist jedoch - wenn es überhaupt zutrifft - keineswegs bewußt, sondern spielt sich im Unbewußten ab. Das einzige, was bewußt registriert wird ist eben: die "extreme Lust".
Ob diese Spekulation zutreffend sein könnte - das könntest Du wirklich nur selbst feststellen, wenn Du Dich mit der psychoanalytischen Sexualtheorie beschäftigst. Daß ich sie hier skizziert habe, soll lediglich eine Einladung, eine "Verführung" dazu sein.