Angst vor Sex als Mann

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.

Eremit
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Beitrag Di., 21.07.2015, 22:23

kletterMax hat geschrieben:[…] Wie sieht heute euer Verhältnis zur Mutter aus?
Der Kontakt zu meiner Mutter beschränkt sich darauf, alle paar Jahre mal auf einen Kaffee vorbeizuschauen und über Belangloses zu plaudern.
kletterMax hat geschrieben:Da der mein Vater in meiner Pubertät nicht mehr da war, fixierte ich mich auf meine Mutter. […] wir hatten und haben noch ein super Verhältnis. Jedoch fällt es mir dadurch noch schwerer, mich davon zu lösen, was sich auch in den Beziehungen zeigte.
Ich verstehe nicht, wie ein gutes Verhältnis zur Mutter zu Beziehungsproblemen führen soll …
aviat0r hat geschrieben:Es waren Sätze die meiner Mutter entfahren sind, wahrscheinlich im Frust gegen meinen Vater noch. Diese waren aber in kleinster Weise gegen mich gerichtet, es blieb mir einfach in Erinnerung da ich frisch pubertierend war und man da eben gerade anfängt über Sexualität etc. nachzudenken. Vielleicht hätte ich mich klarer ausdrücken sollen. Von meinen Schwestern kam auch nie so etwas, ganz im Gegenteil.
Welche Erinnerungen hast Du an Deinen Vater?
aviat0r hat geschrieben:Naja, eigtl genau das was ich oben beschrieben habe. Nachdenklichkeit, Introvertiertheit, eine dünne Haut eben..
Da vermischt Du allerdings einige Dinge, wie ich schon geschrieben habe. Es gibt keinen kausalen Zusammenhang zwischen Sensibilität und Nachdenklichkeit, Sensibilität und Introvertiertheit. Das sind alles verschiedene Dinge, die zusammenfallen können, aber nicht müssen …
aviat0r hat geschrieben:Sie hat nur ein sehr schlechtes Selbstbewusstsein und irgendwie färbt das auf mich ab..:/
Du meinst wohl eher Selbstwertgefühl und/oder Selbstvertrauen, nicht?

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aviat0r
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Beitrag Di., 21.07.2015, 23:08

kletterMax hat geschrieben:Da der mein Vater in meiner Pubertät nicht mehr da war, fixierte ich mich auf meine Mutter. […] wir hatten und haben noch ein super Verhältnis. Jedoch fällt es mir dadurch noch schwerer, mich davon zu lösen, was sich auch in den Beziehungen zeigte.
Ja das verstehe ich auch nicht ganz. Meinst du damit dass du so an deine Mutter gebunden, das kein Mädl an sie heranreichen kann?
Welche Erinnerungen hast Du an Deinen Vater?
Ein übermächtiger, furchteinflössender Mensch zu dem ich lange schon keinen Kontakt mehr habe. Er lebt im Ausland, Ich will ihn auch nicht sehen.
Du meinst wohl eher Selbstwertgefühl und/oder Selbstvertrauen, nicht?
Ja wahrscheinlich. Zugegeben ich kenne den Unterschied nicht wirklich, aber wäre cool wenn du mich aufklärst!


Eremit
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Beitrag Di., 21.07.2015, 23:26

aviat0r hat geschrieben:Ein übermächtiger, furchteinflössender Mensch zu dem ich lange schon keinen Kontakt mehr habe.
Hast Du Angst, dass Du vielleicht wie er werden könntest?
aviat0r hat geschrieben:Ja wahrscheinlich. Zugegeben ich kenne den Unterschied nicht wirklich, aber wäre cool wenn du mich aufklärst!
Das können die fleißigen Schreiberlinge auf Wikipedia viel besser als ich:

https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstwert

Ist ein ziemlich komplexes Thema, ein Schnellumriß in ein, zwei Sätzen würde dem gar nicht gerecht werden.

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kletterMax
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Beitrag Mi., 22.07.2015, 00:30

@aviat0r: Ja genau. Ist recht komplex das Ganze. Dadurch, dass mein Vater mich oft im Stich gelassen hat in der Zeit, in der er noch da war, konnte ich mich nur auf meine Mutter so richtig verlassen. Als er dann wegging und die Scheidung vorüber war, übernahm ich paradoxer Weise ein Gefühl der Verantwortung meiner Mutter gegenüber.
Das äußert sich dann so, dass ich immer schau, dass ich nie zu lange von zu Hause fort bin und mindestens einen Tag am Wochenende daheim usw. Hat mich wirklich beeinträchtigt, was mittlerweile ein wenig besser geworden ist.

@Eremit: Hast Recht. Zum Thema Selbstbewusstsein/Selbstwert/Selbstsicherheit gibt es eine ganze psychologische Palette an Informationen.
Kurz gehts darum, wie man seinen eigenen Körper wahrnimmt, welche Ressourcen man selbst besitzt, um mit schwierigen Situationen umzugehn usw.

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Carpincha
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Beitrag Mi., 22.07.2015, 08:23

aviat0r hat geschrieben:Naja, eigtl genau das was ich oben beschrieben habe. Nachdenklichkeit, Introvertiertheit, eine dünne Haut eben..
Da diese Eigenschaften auch stark auf mich zutreffen, kann ich dir versichern, dass sie nicht nur für Männer zum Nachteil sind. Auch als Frau kann man sich dadurch Vieles schwer machen...

Sensibilität an sich ist meiner Ansicht nach jedoch durchaus etwas Positives, und zwar für beide Geschlechter. Wie Eremit schreibt, fallen Sensibilität und die oben genannten Wesenszüge nicht zwangsläufig zusammen. Wobei ich durchaus den Eindruck habe, dass ein gleichzeitiges Auftreten wahrscheinlich ist und dann sehr hinderlich sein kann.

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aviat0r
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Beitrag Di., 28.07.2015, 17:31

Hast Du Angst, dass Du vielleicht wie er werden könntest?
Weiß ich nicht.. was den Alkohol angeht ist er ein starkes Negativvorbild für mich, lenke mich lieber mit Sport ab …

Denkt ihr ich sollte mir Viagra holen wenn ich das nächste Mal wieder mit nem Mädl bin??


Eremit
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Beitrag Di., 28.07.2015, 17:51

Lies Dir mal durch, wie Viagra genau wirkt, aviat0r. Dann wirst Du sehen, dass das nichts bei Dir bringen würde.

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Möbius
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Beitrag Di., 28.07.2015, 19:18

Also - ich weiß nicht ob da nicht ein bissl voreilig allzutief psychologisiert wird, wenn das Problem auf der rein sexuellen Ebene gelöst werden kann. Diese Angst vor der vaginalen Penetration ist so ungewöhnlich eigentlich garnicht, wenn man am Anfang steht. Und gewisse Errektionsprobleme stellen sich auch bei den "Vollprofis" in der Szene immer mal wieder ein - das sollte man ruhig etwas entspannter sehen. OK, wenn man einen "Blutpenis" hat, der also ohne Erregung verhältnismässig klein ist, aber bei Errektion seine Größe so um das 2-3 fache vergrößert, hat man damit mehr Schwierigkeiten, als mit einem "Muskelpenis", der schon unerregt relativ groß ist, aber sich bei Erregung kaum noch vergrößert, lediglich verhärtet und aufrichtet. Beim "Blutpenis" ist der Penisring ein alterprobtes Mittel. Da gibt es zig Varianten, wobei zumindest zum Ausprobieren ein Ring aus elastischem Material (Gummi, Leder) gewählt werden sollte, der auch nicht allzu eng abschnürt. Für gewöhnlich wird er um Penisschaft und Hodensack herum getragen, und führt normalerweise zu einer sehr verlässlichen Errektion. Nachteil: die Genitalien werden nach einiger Zeit relativ kalt, weil der Blutaustausch ja stockt. Der Ring sollte dann zumindest für ein paar Minuten abgenommen werden. Penisringe - auch "cockrings" genannt - gibts in jedem Sexshop und beim online-Versand - bei den Marktführern wie orion oder Beate Uhse kann man sich gut mal über die Fülle des Angebots informieren. Sie sind, wenn man keinen Unfug damit anstellt, frei von Nebenwirkungen und kosten nur relativ wenig Geld. OK, sie sind teurer, als ein Dichtungsring, aber von solchen Zweckentfremdungen sollte man die Finger lassen - die Penisringe aus dem shop sind darauf ausgelegt, hautfreundlich zu sein und vor allem nicht zu doll abzuschnüren, die Dichtungsringe oder Heizungsmuffen oder was weiß ich, was die freaks da noch nehmen, können nur allzu leicht zu Allergien und Verletzungen führen.

Dann meine ich, daß ein Großteil aller sexuellen Probleme auf einen überflüssigen Leistungsdruck zurückzuführen sind, den man sich gegenseitig oder auch selbst macht. Man kann auch ohne Vaginalverkehr viel Spaß beim Sex haben, und es spricht auch garnix dagegen, sich gegenüber seiner Partnerin zu solchen "Startschwierigkeiten" zu bekennen. Wenn die weiblichen Genitalien, die man ja als junger Mann normalerweise nicht so gut kennt, erst einmal etwas vertrauter geworden sind, dann verlieren sich auch unbegründete Ängste und Hemmungen vor ihnen. "Jugend forscht!" nannte man das früher. Man kann ein lust-iges Spiel daraus machen, an dem auch die Frau ihr Vergnügen haben kann, wenn sich ihr Partner da unten mal ganz genau und sorgfältig "orientiert", und auch mal mit ein oder zwei Fingern den Kanal der Vagina erkundet. Da könnte es dann sehr gut sein, daß die Angst vor diesem "komischen Loch" (es ist ja schon etwas fremdartiges, wenn man es zum ersten Mal "live und in Farbe" vor sich hat) sich ganz von alleine verliert, und nicht nur der Penis, sondern auch der Rest vom Mann auf einmal große Lust drauf bekommt.

Für völlig falsch halte ich die These, daß Masturbation/Autoerotik der Freude am Sex Abbruch tun würde. Nach meiner eigenen Erfahrung - 25 Jahre gelebte promiskuitive Bisexualität - ist genau das Gegenteil richtig. Man kann es etwas salopp einfach so sagen: der Penis ist wie jeder andere Muskel: er muß täglich trainiert werden ! Gerade ein Blutpenis profitiert enorm von der täglichen Massage. Fast alle Leute in der Szene - und das sind Leute, die verdammt viel Sex haben - masturbieren auch viel. Während die Leute, die wenig masturbieren, oder davon reden, daß man um Gottes Willen nicht zuviel masturbieren solle, meistens Leute sind, die auch sehr, sehr wenig Sex haben.

Auch Pornos - die man in der "offenen Szene" übrigens auch "Fachliteratur" nennt - halte ich für völlig unschädlich bis zu dem Punkt, an dem man zum reinen Porno-Gucker wird, am realen Sex die Lust verliert, Porno-süchtig wird. Aber da sehe ich bei Dir überhaupt keinen Anhaltspunkt.

Wenn man keine Probleme hat, Sexualpartnerinnen "kennenzulernen", mit ihnen "ins Bett zu gehen" und auch das petting geniessen kann, auch dabei ein gutes Gefühl hat - dann braucht man nicht unbedingt die Familiengeschichte zu erforschen und nach verborgenen Komplexen und Traumata zu suchen. Die Wahrscheinlichkeit ist dagegen recht hoch, daß es sich wirklich nur um eine "ganz normale Startschwierigkeit" handelt. Keiner von uns ist als Meister vom Himmel gefallen !


Eremit
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Beitrag Di., 28.07.2015, 21:06

Äh, wie, was? Die Angst vor der Vagina mit einem Penisring "kurieren"? Na ja, man kann auch Kopfschmerzen mit einem Hammer mehr oder weniger "kurieren" …

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Möbius
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Beitrag Mi., 29.07.2015, 12:22

@ Eremit: der Penisring ist als Hilfsmittel bei Errektionsproblemen gedacht - gegen Ängste vor der Vagina ist er natürlich nicht indiziert ... und das beste Heilmittel gegen Kopfschmerzen, daß es jemals gab, ist leider schon seit mehr als 50 Jahren nicht mehr verschreibungsfähig im deutschen Sprachraum. Es stammt aus Frankreich und heißt "Guillotine"


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Blanchet
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Beitrag Mi., 29.07.2015, 17:06

Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann ist sie nicht mehr deine Freundin.

Vielleicht darfst du deinem Körper einfach nur vertrauen. Du hast dich bei ihr vielleicht nicht so wohl/ angenommen/ geliebt gefühlt, dass du auch mit ihr schlafen wolltest.

Also rein körperlich scheint bei dir ja alles zu "funktionieren". Ich seh die Lust auf Selbstbefriedigung jetzt auch eher deinem Alter (und dem dazu gehörigen Hormonstand) angemessen. Es soll Männer geben, die mehr an Vertrautheit oder angenommen sein brauchen, das ist nicht unbedingt ein Fehler.

Was du über deinen Vater schreibst, kann dir natürlich schon ein negatives (weil gewalttätiges) Männerbild suggeriert haben und du versuchst vielleicht unbewusst genau das Gegenteil zu sein. Das ist vielleicht zu viel des Guten. Du bist nicht dein Vater und glaubst du nicht, dass dir ein Mädl sagen würde, wenn sie sich bedrängt fühlt, oder es ist zu animalisch wird? Vielleicht darfst du dir in dieser Hinsicht sehr viel mehr vertrauen, als du glaubst.

Viagra halt ich für keine gute Idee. Eher in dich hinein zu spüren, ob du wirklich mit dem Mädl schlafen willst. Ich würd mal eher davon ausgehen, dass es genau gar keine Probleme geben wird, wenn "alles" für dich passt. Du musst auch keine irgendwie gearteten Erwartungen erfüllen (da könnten Pornos vielleicht ein etwas schräges Bild vermitteln). Und wenns nicht klappt dann ist es vielleicht sehr viel weniger ein Drama für das Mädl als du denkst. Es soll doch um dich als mensch gehen - du bist kein Objekt das irgend welche Dinge erfüllen muss.

lg
Blanchet

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Möbius
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Beitrag Mi., 29.07.2015, 17:56

Da gibt es noch einen thread hier:

viewtopic.php?f=5&t=34284

Der ist auch für das Problem von aviat0r vielleicht ganz lehrreich.

Es gibt da so die romantische, idealisierte Vorstellung, daß es beim Sex gleich von Anfang an total toll klappt und man gegenseitig und miteinander und überhaupt die total tollsten Orgasmen zusammen hat usw. und die werden auch an realen und virtuellen Theken lustig weiterverbreitet. Aber das ist Unfug. Mit dem Sex ist es - insofern - wie bei jeder anderen Tätigkeit, die man zu zweit macht: Tennis spielen, joggen, arbeiten, kochen ... Kochen ist übrigens eine höchstsensible Angelegenheit, viel sensibler als Sex. Ich habe in meinem langen Leben nur 3 - in Worten: drei - Menschen kennengelernt, mit denen ich mich in der Küche super verstanden habe (mit den zwei Frauen habe ich auch sehr guten Sex gehabt, der Dritte war ein Mann und leider (seufz!) stockhetero). Aber ich schwaffele mal wieder ab.

Man muß sich "einspielen" aufeinander, und das braucht seine Zeit. Manchmal geht es schneller, manchmal dauert es länger. Auch darüber sollte man versuchen, mit seinem neuen Partner zu sprechen. Und bei diesem Einspielen sollte man dann auch nicht so kritisch sein dem anderen gegenüber. Man sollte versuchen, aufeinander einzugehen, sich einander auch mal einen Fehlgriff zu verzeihen und darüber zu lachen, Wünsche und Abneigungen klar äussern, seinen Partner auch fragen, was er gerne mag und was nicht. Klar, es ist doof, ne Art Checkliste von Vorlieben abzuarbeiten, zutreffendes bitte ankreuzen oder so. Aber das kann man auch beim Sex ganz locker mit einfließen lassen. Es gibt überhaupt keinen Grund, beim Sex nicht miteinander zu sprechen - auch das ist so eine merkwürdige Phantasie, die sich hartnäckig hält: daß man beim Sex ein Schweigegelübte ablegen müsse.

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