Neigung zu SM, aber Hemmungen / normal? (W)

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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ping80
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Neigung zu SM, aber Hemmungen / normal? (W)

Beitrag Sa., 19.06.2010, 02:58

Ich glaube meine sexuellen Bedürfnisse sind absolut abnormal. Vielleicht sollte ich mich erklären.
Ich wurde in meiner Kindheit sexuell Belästigt und seither habe ich ein gestörtes Verhältnis zu Sex. Abgesehen davon das ich kaum das Bedürfnis danach habe, haben meine Phantasien eindeudtig SM Anstrich. Ich habe das in der Realität zwar noch nicht ausprobiert, aber ich träume des öfters davon es zu tun. Nur habe ich sehr starke Hemmungen davon. Außerdem wo findet man einen Partner der das gleiche will?
Trotz meine Sehnsüchte ist das doch nicht normal! Ich hätte so gern eine ganz normale sexuelle Beziehung. Es muss mich ja nicht gleich umhauen, aber die ganz normalen sexuellen Wünsche einer Frau haben wäre schön.
Wie kann ich mit meinen Bedürfnissen umgehen, ohne mir selbst die heftigsten Vorwürfe zu machen und mich abartig zu fühlen?

(Hinweis Admin: Betreffzeile präzisiert)

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slipknot
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Beitrag Sa., 19.06.2010, 07:33

also abnormal finde ich sm jetzt nicht. es gibt weit aus schlimmeres. da ich männlich bin, kann ich dir nicht sagen, wo du deine Sehnsüchte ausleben kannst. Schau doch mal im Internet, in verschiedenen Foren. Würde ich jedenfalls machen. Nunja ich als Mann habe auch manchmal die Phantasien aber bei uns Männern, wüsste ich, wo ich hingehen kann, auch wenn vielleicht die Hemmschwelle da noch da ist, um tatsächlich den Schritt zu gehen. Aber bei Frauen muss ich dir ehrlich sagen, habe ich keine Ahnung.

Aber du solltest dir keine Vorwürfe machen, wenn du diese Neigung hast.
Kann man eigentlich sagen, viel Spass, wenn du was gefunden hast?

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Goja
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Beitrag Sa., 19.06.2010, 12:27

Hallo Ping!
ping80 hat geschrieben:Abgesehen davon das ich kaum das Bedürfnis danach habe, haben meine Phantasien eindeudtig SM Anstrich. Ich habe das in der Realität zwar noch nicht ausprobiert, aber ich träume des öfters davon es zu tun. Nur habe ich sehr starke Hemmungen davon.
Also ich glaube, da würde ich versuchen, zwischen Fantasie zu unterscheiden und dem, was Du wirklich willst.
Es ist wohl gar nicht so außergewöhnlich, dass man sich in seinem sexuellen Fantasien Dinge vorstellt, die man leibhaftig aber nie erleben möchte. Da ist dann wirklich die Frage: Sind das Deine Fantasien, um Dich z.B. zu erregen, steht SM vielleicht auch für Dich für etwas ganz Anderes, was Du über diese Fantasien versuchst, auszuleben, wonach Du Dich sehnst,...oder wünschst Du Dir das wirklich für Dich?
Wenn Du diese Hemmungen hast, vermutlich nicht?
Ich glaube, ich würde mal versuchen rauszufinden, was SM für Dich bedeutet und was für Dich daran anziehend ist, es zu tun... .
ping80 hat geschrieben:Außerdem wo findet man einen Partner der das gleiche will?
Ich glaube, da gibt es sogar Kontaktanzeigen für... .
ping80 hat geschrieben:Ich hätte so gern eine ganz normale sexuelle Beziehung. Es muss mich ja nicht gleich umhauen, aber die ganz normalen sexuellen Wünsche einer Frau haben wäre schön.
Du schriebst oben, dass Du kaum Bedürfnisse nach Sex hast, hier schreibst Du von dem Wunsch nach einer normalen sexuellen Beziehung. Ist es eher der Wunsch nach einer Beziehung, dass jemand für Dich da ist, nach Nähe,...oder wirklich auch nach Sex?

Weißt Du, selbst wenn Du A-Sexuell wärest, gibt es Möglichkeiten, das zu leben (vielleicht gibts da auch Partnerbörsen ?).
...und ich finde auch, der Partner muss einfach dazu passen und man muss schauen, dass beide Partner damit gut leben können, egal, ob man nun Sex hat oder nicht bzw. in welcher Form... .
ping80 hat geschrieben:Wie kann ich mit meinen Bedürfnissen umgehen, ohne mir selbst die heftigsten Vorwürfe zu machen und mich abartig zu fühlen?

Das finde ich schon schwieriger. Kann auch ein dauerhafter Prozess sein. Ich kann Dir da grad nur sagen: Versuchen sich zu akzeptieren, wie man ist,...denn sich zu etwas zu zwingen, was man eigentlich nicht möchte, macht doch auf Dauer auch nicht glücklich, oder?
...und ich denke, mit Deiner Hintergrundgeschichte, machen Deine Hemmungen auch Sinn, oder?
Hast Du damals (oder heute) eigentlich eine Therapie gemacht?

Liebe Grüße, Goja!

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ping80
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Beitrag Sa., 19.06.2010, 18:45

Danke für die Ratschläge.
Das ist ja bei mir das Problem. Ich weiß eigentlich nicht wirklich was ich möchte. Der harte SM gefällt mir bestimmt nicht. Ich mag keine Schmerzen, aber das Bondage wäre schon eher etwas für mich. Ein bisschen Fesselspiele finde ich, wenn ich es mir genau überlege, nicht so schlimm.
Ich glaube nicht das ich A-sexuell bin, denn hin und wieder habe ich ja sexuelle Bedürfnisse. Zwar selten aber doch. Eins der Probleme bei der ganzen Sache ist, dass ich mich nicht traue jemanden kennen zu lernen. Das war schon schlimm für mich als sich noch schlank war, aber jetzt habe ich eine Menge Übergewicht und kann mich dabei selbst nicht leiden. Wie also soll jemand anderes mich anschauen mögen?
Für einen Kontakt im Internet ist es mir zu gefährlich. Speziell bei SM und Bondage muss Vertrauen vorhanden sein, denn ich liefere mich den Mann mehr oder weniger aus. Was auch eine große Hemmschwelle für mich ist.
Auf jeden Fall werde ich weiterhin darüber nachdenken und vielleicht komme ich ja noch zu irgendeinem Schluss ohne mich dabei schlecht zu fühlen.

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Kelpie
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Beitrag So., 20.06.2010, 13:47

Gleichgesinnte findest du am besten über den Stammtisch einer SM-Gruppe. In Wien gibts gute, Linz und Graz sollen angeblich eher nicht so toll sein. *nur vom Hörensagen*
Ich bin wie du - auch in der Kindheit schlechte Erfahrungen mit Sex gemacht - und auch schon sehr lange Fantasien. Ich habe meinen SM-Bekanntenkreis nur in der Realität kennen gelernt, ganz ohne Internet, und es sind lauter sehr nette Leute. Ich spiele nur mit einem, die anderen sind einfach tolle Freunde.
ping80 hat geschrieben:Danke für die Ratschläge.
Das ist ja bei mir das Problem. Ich weiß eigentlich nicht wirklich was ich möchte. Der harte SM gefällt mir bestimmt nicht. Ich mag keine Schmerzen, aber das Bondage wäre schon eher etwas für mich. Ein bisschen Fesselspiele finde ich, wenn ich es mir genau überlege, nicht so schlimm.
Das ist ein Zeichen dafür, dass du vernünftig und kein selbstdestruktiver Typ bist.
Am Anfang gehst du es langsam und vorsichtig an. Zwei Jahre später wunderst du dich über dich selber, was dir alles gefällt und was du aushalten kannst.
Es ist ganz gut fürs Selbstbewusstsein, finde ich.

Übrigens, ich bin chronisch krank und total empfindlich. Ich sag dir eins - das Thema Schmerz ist abhängig vom Augenblick.
Ich kann den Schmerz eines tagelangen Asthmaanfalls aushalten. Ich kann unter bestimmten Umständen (und nach Gewöhnung) den Schmerz einer Bullenpeitsche angenehm anregend finden. Und ich bekomme beim Zahnarzt eine Spritze, egal was dieser berufsmäßige Sadist macht, und wenn er nur hinein schaut, denn mir tut das höllisch weh und ich will meine Spritze haben.

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peter61
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Beitrag So., 20.06.2010, 16:35

Das hängt halt immer vom Gegenüber ab:

Wenn du sm-Wünsche befriedigen möchtest, dann würde ich mich da langsam hintasten, probieren, schauen.... man darf die Dinge nie allzu ernst nehmen. In der Regel ist Sex an sich bei SM-Aktionen nicht im Vordergrund, da geht es viel mehr ums Spielen. Es ist auch durchaus nicht unüblich, dass man dazu jemanden, der bloß auf der Suche ist, mitnimmt, ihn zuschauen läßt usw. Ein einfühlsamer Dom wird dich auch sicher nicht gleich überfordern.

Dank Internet ist es heute relativ einfach, hier Ansprechpartner zu finden. Schauen kostet ja nichts und man findet die eine oder andere Inspiration. Es fallen mir spontan ein:
sklavenzentrale.com (klingt schlimmer, als es ist; es gibt da die unterschiedlichsten Leute vom Genarldirektor bis zur Putzfrau; da sind wirklich alle Richtungen vertreten)
libertine.at, in wien das smartcafe.at, zarthart.at ist eine einschlägige Partnerbörse.....

Wenn du Näheres wissen möchtest, schreib einfah
lg peter

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Goja
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 19:30

Hallo Pling!
ping80 hat geschrieben:Auf jeden Fall werde ich weiterhin darüber nachdenken und vielleicht komme ich ja noch zu irgendeinem Schluss ohne mich dabei schlecht zu fühlen.
Das finde ich eine gute Idee. Nur nichts überstürzen!

Ich finde auch die Ideen, die Dir Kelpie und Peter genannt haben, ganz gut, um Dich weiter zu informieren.
Ansonsten ist mir, um das Thema nochmal rund zu bekommen und Du Dich ja auch fragtest, was Du willst, noch der folgende Link hier eingefallen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Asexualit%C3%A4t
Kannst Du Dir ja einfach einmal durchlesen...oder Peters und Kelpies Tipps nachgehen...oder auch einfach einen ganze anderen Weg verfolgen, der mehr zu Dir passt!

Wünsche Dir viel Erfolg dabei,

Goja!

Nachtrag:
Mir fiel noch ein: Da Du ja davon sprachst, dass Du Sorge hast, dass Dich keiner ansehen mag, wenn Du zuviel wiegst: Es gibt auch Menschen, die auf rundlichere Frauen stehen!...und: Wenn man jemanden liebt, gerät wohl das Aussehen in die hintere Reihe der Wichtigkeit... .

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ping80
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 21:18

Vielen Dank für die tollen Ratschläge. Hätte nie gedacht hier welche zu finden oder überhaupt in einem Forum.
Auf jedenfall werde ich mich näher informieren und die Seiten die mir Peter genannt hat mal anschauen. Vielleicht hilft das ein wenig um mich besser orientieren zu können.
Danke noch mal. Ech klasse.

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ping80
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 21:21

Ach ja, Kelpie, ich finde es fantastisch das du deine Wünsche auslebst obwohl ich beim lesen deines Beitrages ein mulmiges Gefühl bekommen habe. Vor allem bei dem Wort Bullenpeitsche. Das hört sich echt schlimm an. Aber denoch bewundere ich dich und ein bisschen Neid ist auch dabei. Nicht falsch verstehen. Vielleicht ist der Schmerz doch nicht so schlimm wie ich es mir vorgestellt haben.

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Yep
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 12:48

ping80 hat geschrieben: Ich wurde in meiner Kindheit sexuell Belästigt und seither habe ich ein gestörtes Verhältnis zu Sex. Abgesehen davon das ich kaum das Bedürfnis danach habe, haben meine Phantasien eindeudtig SM Anstrich.

Hallo Ping,

ich gehe davon aus, dass Du mit Deinen sexuellen Phantasien einem Wiederholungszwang unterliegst. Traumen von einst trachten danach, wieder und wieder durchlebt zu werden. Als mal ein Schüler in den USA an einer Schule Amok lief und zahlreiche Mitschüler erschoss stellten die Lehrer gerade bei den jüngeren Kindern fest, dass sie diese Szene wieder und wieder nachspielten. Und zwar so lange, bis sie das Trauma überwanden und ihnen das "Amok-Spiel" langweilig wurde.

Ich vermute, dass die meisten (bzw. alle) SMler mit ihrer "Neigung" ein unbewältigtes Trauma, eine Ohnmacht von einst, wieder und wieder durchspielen. Dieses Mal jedoch, indem sie die "Kontrolle" über das Geschehen haben, weil sie sich die Illusion aufbauen, jederzeit den Prozess stoppen zu können und obendrein die Illusion hegen, "freiwillig" die Dinge zu betreiben. Kein SMler betreibt diese "Spiele" freiwillig - es sind allesamt Zwangshandlungen. Die Ohmacht von einst soll in einen heutigen Triumph verwandelt werden.

Ja, wie schön wäre es gewesen, als Du in der damaligen Situation Deiner sexuellen Misshandlung einfach nur ein "Codewort" hättest aussprechen brauchen und schon wäre der Vorgang beendet gewesen? Und wie herrlich wäre es, wenn da Zeugen gewesen wären, denen Du die Schlechtigkeit des Täters hättest demonstrieren können? Es dürfte wohl nicht wundern, dass SMler häufig gerne Zeugen bei ihren "Spielen" haben. Und selbst wenn diese Zeugen nicht leibhaftig präsent sind, so können sie in der Vorstellung doch eingebildet werden.

Zeugen, die mit ansehen, was passiert, welches Leid Du zu ertragen hast bzw. ertragen kannst, die Dich dafür ggf. sogar bewundern und vor deren Auge Du den Täter als das darstellen kannst, was er ist: ein Sadist, ein schlechter Mensch.

Ja, das bereitet den SMlern so richtig Laune.

Allerdings bezweifele ich, dass SM die richtige Technik ist, um einstige Traumen zu überwinden. Ich befürchte, dass eher das Gegenteil passiert. Dass nämlich die Traumen von einst sich durch SM verfestigen, vertiefen und somit einbetoniert werden.

Wie wäre es, wenn Du mal über Deine Gefühle bzgl. Deiner Misshandlungserfahrung berichten würdest? Nicht unbedingt hier, sondern z.B. in professioneller Umgebung.

Grüße

Yep

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Thread-EröffnerIn
ping80
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 20:09

Hi Yep
Ich bin seit acht Jahren in intensiver Betreuung. Um ehrlich zu sein bin ich nicht unbedingt deiner Meinung. Ich sehe SM Praktiken als etwas anderes an, aber deshalb sind sie noch lange nicht schlecht oder pervers. Ich finde für diese Leute Hochachtung weil sie sich nicht darum kümmern was andere womöglich über sie denken.
Aber Danke für deinen gutgemeinten Rat

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candle
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 20:21

Ich finde den Beitrag von yep genial. So sehe ich das auch!
ping80 hat geschrieben: Ich finde für diese Leute Hochachtung weil sie sich nicht darum kümmern was andere womöglich über sie denken.
Das stimmt leider in der regel so gar nicht.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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peter61
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 21:18

Yep hat geschrieben:
ping80 hat geschrieben: .....Ich vermute, dass die meisten (bzw. alle) SMler mit ihrer "Neigung" ein unbewältigtes Trauma, eine Ohnmacht von einst, wieder und wieder durchspielen. Dieses Mal jedoch, indem sie die "Kontrolle" über das Geschehen haben, weil sie sich die Illusion aufbauen, jederzeit den Prozess stoppen zu können und obendrein die Illusion hegen, "freiwillig" die Dinge zu betreiben. Kein SMler betreibt diese "Spiele" freiwillig - es sind allesamt Zwangshandlungen. Die Ohmacht von einst soll in einen heutigen Triumph verwandelt werden.
......
Das mag vielleicht dein Vorurteil sein, die Welt ist aber viel komplzierter als dass sich alles auf Erlebnisse in der Kindheit zurückführen lassen. SM wird aus unterschiedlichsten Gesichtspunkten heraus betrieben, es gibt Subs, Doms, switcher und was der Teufel alles - wirklich alles. manche mögen ein Trauma erlitten haben (was immer das heißen mag), andere wiederum - und ich kenne da Einige und ich möchte meinen, dass es die Mehrheit ist -, haben einfach Spaß an der Sache. Weil sie einfach gerne inszenieren, befehlen, empfangen, sich an Grenzen herantasten....einfach spielen.

Was mir aber schon immer wieder aufgefallen ist, dass das äußere Aussehen und auch Sex an sich oftmals nur im hintergrund steht, weil es da um etwas ganz anderes geht.

lg peter

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Yep
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Beitrag Do., 24.06.2010, 11:47

Hallo Ping,

ping80 hat geschrieben:Um ehrlich zu sein bin ich nicht unbedingt deiner Meinung. Ich sehe SM Praktiken als etwas anderes an, aber deshalb sind sie noch lange nicht schlecht oder pervers.

Wie schon Paracelsus zu Recht feststellte, ist es die Dosis, die aus allen Dingen etwas Schädliches machen kann. Somit wäre es im Einzelfall zu prüfen, was bei diesen "Spielen" gemacht wird und in welchem Ausmaß bzw. in welcher Intensität.

Sollte es sich bei diesen "Spielen" um die reale Neu-Inszenierung physischer und psychischer Gewalt handeln, wäre das wohl als schlecht bzw. schädlich einzustufen. Dann handelt es sich auch keineswegs mehr um ein "Spiel", wie diese Dinge ja verharmlosend von SMlern genannt werden, sondern Ernst. Und in dem Ernst ist die Feindseligkeit der dargebotenen Handlung entsprechender SM-Praktiken offensichtlich.

Bei einem Spiel (z.B. Cowboy und Indianer) geht es keineswegs darum, den anderen tatsächlich tätlich anzugreifen bzw. ihm zu schaden. Man bedient sich Stellvertreterobjekte (z.B. Holz- und Plastikgewehre), von denen keine Gefahr oder Bedrohung ausgeht.

Man könnte z.B. auch Auspeitschen spielen (vgl. Stichwort "Bullenpeitsche"). Z.B. indem man ein Stellvertreterobjekt (Beispielsweise Federn oder schlicht eine "Luftpeitsche") nimmt und so "tut als ob".

Würde man hingegen jemanden tatsächlich auspeitschen, dann liegt Ernst vor und kein "Spiel". Würde man selbst das reale Auspeitschen als "Spiel" bezeichnen, dann könnte man das "spielerische" Erschießen einer Person auch als "Spiel" bezeichnen. Oder, wie z.B. im Fall des Kannibalen von Rothenburg, auch das "spielerische" Abtrennen von Gliedmaßen, dem "spielerischen" gemeinsamen Verzehr derselben, um dann "spielerisch" mit anzusehen, wie der Amputierte langsam verblutet und stirbt. Übrigens ließ der verstorbene im Fall des Kannibalen von Rothenburg die Tortur auch "freiwillig" über sich ergehen und die todbringende Tortur wurde vom Kannibalen von Rothenburg auch tatsächlich "Spiel" genannt.

Es wurde also jemand auf bestialischste Weise "freiwillig" beim "Spiel" abgemetzelt. Und übrigens haben auch die Zwei sich Zeugen gewünscht. Daher nahm der Kannibale das Geschehen auf Video auf, um es zu einem späteren Zeitpunkt triumphierend anderen zeigen zu können.

ping80 hat geschrieben:Ich finde für diese Leute Hochachtung weil sie sich nicht darum kümmern was andere womöglich über sie denken.

Es ist sicher wünschenswert, wenn man nicht überzogen fremd-, sondern im Hinblick auf viele Dinge (eigene Bedürfnisse, Wünsche, Ziele, etc.) selbstbestimmt ist. Im Grunde ist es schon fast egal was man macht, es wird wohl stets irgendwen geben, der, hätte er Kenntnis, dagegen wäre. Und richtig: in sehr vielen Fällen sollte einem das nun wahrlich egal sein. Hier kann jeder für sich Tag für Tag im Alltag glänzen. Auch und insbesondere bei sog. "Kleinigkeiten".

Seine Selbstbestimmtheit und damit auch sein Selbstwertgefühl jedoch mit solchen Praktiken unter Beweis stellen zu wollen, die einem selbst schaden können, sehe ich als verfehlt an.

Wie wäre es mit der Selbstbehauptung im Alltag? Dem Pizza-Bäcker gegenüber, den eigenen Eltern gegenüber, Bekannten und Freunden gegenüber.

Außerdem: wo bleibt denn diese wunderbare Selbstbestimmtheit, wenn man sich z.B. als sog. "Sub" einem sog. "Dom" ausliefert und sich psychisch sowie physisch fertig machen lässt? Für mich demonstriert man durch solche Praktiken lediglich, wie sehr man in den Fängen der Fremdbestimmtheit weilt. Man sucht diese Fremdbestimmung ja sogar! Dabei wäre es doch gut und an der Zeit, tatsächlich mal zur Selbstbestimmtheit zu finden! SM-Praktiken konterkarieren das. Es sind Zwangshandlungen. Und Zwang hat nichts mehr mit Freiwilligkeit und/oder Selbstbestimmtheit zu tun.



Grüße

Yep

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Yep
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Beitrag Do., 24.06.2010, 11:48

Hi Peter,
peter61 hat geschrieben:Das mag vielleicht dein Vorurteil sein, die Welt ist aber viel komplzierter als dass sich alles auf Erlebnisse in der Kindheit zurückführen lassen.

Was lässt Dich denken, dass ich "Vorurteile" hegen würde? Vielleicht habe ich mich mit dem Thema mal intensiv beschäftigt und hege statt "Vorurteilen" eher Erkenntnisse?

Klar lässt sich nicht alles auf die Kindheit zurück führen. Vieles jedoch schon. Und vorliegend führe ich die Ansinnen der TE in Sachen SM auf ihre sexuelle Missbrauchserfahrung zurück. Wann auch immer diese stattgefunden haben mag.

Dass die Welt "viel komplizierter" wäre ist sicher wahr. Aber leider auch überhaupt nicht hilfreich, denn mit so einem Hinweis könntest Du jegliche Meinung, Erkenntnis, Erfahrung als "zu einfach gedacht" vom Tisch wischen. Die einzige Wahrheit, die dann noch übrig bliebe wäre die, dass es keine Wahrheit gibt. Flups - nicht sehr hilfreich - oder?

peter61 hat geschrieben:SM wird aus unterschiedlichsten Gesichtspunkten heraus betrieben, es gibt Subs, Doms, switcher und was der Teufel alles - wirklich alles.


Die "unterschiedlichen Gesichtspunkte" sind mir bekannt. Auch die Gründe für Alkoholismus oder sonst eine Sucht ranken sich um "unterschiedliche Gesichtspunkte". Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten. Bei den Süchtigen z.B. ihr Hang zur Flucht. Und beim SMler - egal welcher Couleur - z.B. der Hang zum Wiederholungszwang. Sei es in der Rolle des Peinigers (Doms), sei es in der Rolle des Peinigeropfers (Subs), sei es in der wechselnden Rolle zwischen Peiniger und dessen Opfer (Switcher). Das ist doch alles peng.


peter61 hat geschrieben:manche mögen ein Trauma erlitten haben (was immer das heißen mag),

Was "Trauma" auch "immer heißen mag" ist zumindest in einfacher Fassung leicht erklärbar. Es braucht zwei Zutaten:

a) Man selbst fühlt sich hilflos, ohnmächtig, ausgeliefert, d.h. die gängigen Abwehrmöglichkeiten (Flucht, Verteidigung) stehen nicht zur Verfügung und

b) diese Ohnmacht besteht im Angesicht einer als existenziell empfundenen Bedrohung.

Schwupps sind die Zutaten zu einem Trauma angerichtet.

peter61 hat geschrieben:andere wiederum - und ich kenne da Einige und ich möchte meinen, dass es die Mehrheit ist -, haben einfach Spaß an der Sache.

Dass jemand "Spaß" an einer Sache hat besagt noch überhaupt nichts. So hatte der Kannibale von Rothenburg immensen Spaß, als er die Genitalien von seinem Opfer abschnitt, in einer Pfanne zubereitete und beide sie dann gemeinsam aßen.

Ebenso wird jeder pädophile Täter Spaß daran haben, Kinder sexuell zu misshandeln.

Auch wird es manche Menschen geben, die Spaß daran haben, andere zu ermorden, zu zerstückeln oder zu erwürgen.

Nicht alles was - wem auch immer - Spaß macht ist O.K.

Bei allen Spaß- und Freizeitaktivitäten sollte man mal überdenken, wie "spaßig" die Ergebnisse bzw. Konsequenzen sind. Auch wie "freiwillig" diese Handlungen vorgenommen werden (doch nicht etwa aufgrund eines inneren Zwangs?)


peter61 hat geschrieben: Weil sie einfach gerne inszenieren, befehlen, empfangen, sich an Grenzen herantasten....einfach spielen.


Gegen spielerische Inszenierungen hätte niemand etwas. Bei Prügeleien (z.B. im Western) wird nur so getan. Die Faustschläge sind nur angedeutet. Niemand wird tatsächlich verprügelt. Die Flaschen, die in diesen Filmen über die Köpfe anderer geschlagen werden sind aus ausgehärtetem Zuckerwasser. Ebenso Fensterscheiben durch die jemand zuweilen fliegt. Und die zerberstenden Tische sind vorher geschickt angesägt.

Das ist Spiel.

Sind die Peitschen beim SM denn auch aus Zuckerwasser? Werden die Schläge dort auch lediglich angedeutet? Wird da "patsch" gerufen, anstatt real mit der Gerte zuzuschlagen, um diesen Sound zu generieren? Und beim Cutting werden nicht etwa reale Skalpelle oder Rasierklingen verwendet, um die Haut streifenförmig einzuschneiden? Das Blut ist also nicht echt, sondern lediglich Tomatensaft wie im echten Spiel bzw. im Film?

Nee, nee... worüber Du redest ist Ernst. Und der ist vom Spiel zu unterscheiden.


peter61 hat geschrieben:Was mir aber schon immer wieder aufgefallen ist, dass das äußere Aussehen und auch Sex an sich oftmals nur im hintergrund steht, weil es da um etwas ganz anderes geht.

Stimmt: Sex steht keineswegs im Vordergrund, die Partner bzw. Partnerinnen sind auch beliebig austauschbar. Es geht nämlich nicht um Sex oder den Anderen, sondern darum, ein einstiges Trauma wieder und wieder neu aufleben zu lassen. Es geht um einen Zwang, einen Wiederholungszwang.

Grüße

Yep

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