Sexuelle Identität - Traue mich nicht ich selbst zu sein

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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anoym
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Sexuelle Identität - Traue mich nicht ich selbst zu sein

Beitrag So., 31.03.2019, 13:16

Hallo,
zuerst einmal möchte ich sagen, dass mir das Thema sehr unangenehm ist und ich noch nie mit irgendjemanden darüber geredet habe. Ich bin 22, homosexuell und männlich.

Ich weiß gar nicht wie ich das jetzt ausdrücken soll. Aber naja, hier bin ich ja Anonym.

Und zwar verhalte ich mich (mehr oder weniger) wie man es eben von einem normalen jungen Mann so erwartet und kennt. Aber das gefällt mir nicht. Ich mag z.B. gerne Crop Tops tragen oder kurze Hosen. Ich habe auch einen Bauchnabelpiercing. Ich verstehe nicht was diese Typischen Männer- und Frauenbilder sollen. Ich mag es z.B. etwas feminin zu sein, und fühle mich trotzdem wie ein Mann und möchte auch einer sein. Diese Seite von mir kann ich aber nicht zeigen, wenn ich mir Akzeptanz wünsche.

Aber ich kann das alles nicht sein, da meine Familie es nicht mögen wird. Sie finden schon meine Homosexualität nicht gut. Auch wenn sie es nicht zugeben, sie sind traurig und enttäuscht darüber. Außerdem bin ich verlobt und seit fast 6 Jahren in einer Beziehung. Er kennt diese Seite aber nicht von mir, da ich mich immer verstecke und versuche so zu sein, wie es erwartet wird. Ich habe Angst, dass er es unangenehm findet und mich dann nicht mehr so attraktiv findet und nicht mehr lieben kann. Es ist die Person, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen möchte, da bin ich sicher.

Es ist eben alles sehr schwer. Ich bin generell nur 162cm groß und wiege nur 48kg und darüber machen die Leute sich sogar schon lustig und sagen man wäre kein richtiger Mann. Aber wieso denn nicht? Ich meine ich habn Schwanz und will auch keine Frau sein. Ich verstehe nicht wieso es so verachtet wird.


shesmovedon
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Beitrag So., 31.03.2019, 13:21

Ich kann dir nur dazu raten, zu diesen Seiten zu stehen. Das ist nicht schlimm, weil so bist du einfach und wenn du das immerzu unterdrückst, wirst du wahrscheinlich nie richtig glücklich.
Ich habe auch schon gehört "ein richtiger Mann....", weil ich bi-sexuell bin und halt auch meine zarten Seiten rauslasse und auch gerne dazu stehe. Weißt du, es muss mich nicht jeder akzeptieren wie ich bin. Dann sagen halt manche Menschen sowas...scheizz drauf. Wichtig ist nur, dass du zu dir selbst stehst, was die paar anderen Männer oder auch Frauen denken ist dabei furchtbar egal!

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Thread-EröffnerIn
anoym
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Beitrag So., 31.03.2019, 13:26

danke dir für den Zuspruch.

Also was irgendwelche Leute denken ist auch nicht so wichtig. Was meine Familie und mein Verlobter denken, kann mir aber nicht furchtbar egal sein :/


shesmovedon
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Beitrag So., 31.03.2019, 13:33

Ja, aber wenn sie dich lieben, dann werden sie dich auch damit lieben. Ich entspreche sicher auch nicht wirklich der Vorstellung, die meine Mutter von mir mal hatte, als ich ein Säugling war. Aber es ist OK heute. Und meine Freundin liebt mich genau so, wie ich bin.
Probier es doch einfach mal aus, vielleicht sind die Reaktionen ganz anders als erwartet?!

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AmaZeus52
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Beitrag Di., 14.05.2019, 06:22

Aus eigener (teils ziemlich leidvoller) Erfahrung mitsamt allen denkbaren Komplikationen, Irrungen, Wirrungen und Sackgassen, kann ich (52) dir nur raten: Der einzig mögliche Weg, der dich langfristig NICHT total zermürbt, ist das beharrliche Gegenhalten. Auch Eltern, auch Verlobten gegenüber. Ok, du bist 22, und in diesem Alter besteht trotz aller Abnabelungstendenzen immer noch eine gewisse innere, mentale Bindung ans Elternhaus. Und die umfasst auch verinnerlichte Urteile, Vorurteile, und überhaupt eine soziale Wertungsmatrix. Auch ich bin schwul, und noch bevor ich mir das selbst so richtig eingestehen konnte, hatten es meine Mitschüler infolge meines mitunter etwas naiven, unbedarften Verhaltens schon rausbekommen (ich war damals erst 13/14). Mitsamt allen Folgen: Ausgrenzung, Beschimpfung, Ächtung innerhalb der Klassengemeinschaft, Sitzen auf der "Eselsbank" in der letzten Reihe usw. Gelegentlich sinniere ich, wie es wohl gelaufen wäre, hätte ich mich schon damals nicht nur nicht voller Scham verkrochen und "es" ständig verleugnet, sondern ganz im Gegenteil mich offensiv verhalten, so zirka nach dem Motto: "Ja, Ihr habt VÖLLIG recht, ich BIN schwul, es ist eben so, ganz phantastisch, und ich bin auch noch stolz drauf! Zack, und netten Tag noch!" Aber gut, ich habe leicht reden. Je jünger man ist, desto riskanter könnten einem solche "Outings" vorkommen (mal ganz abgesehen davon, dass die gesamtgesellschaftliche Haltung gegenüber Homosexuellen Ende der 1970er/Anfang 80er Jahre ganz allgemein auch deutlich befangener, ablehnender war als sie es heute ist).

Mit Konventionen und Erwartungshaltungen ist es eben so eine Sache... Man fragt sich unwillkürlich: Wem schadet es, wenn du deine "feminine Seite" auch nach außen hin, also etwas sichtbarer entwickelst? Trifft man umgekehrt nicht gelegentlich auch Männer an, die zwar regelrecht "tuntig" wirken, und die dennoch sowas von hetero, vielleicht seit Jahren verheiratet sind und nicht einen Gedanken an eine (sexuelle) Beziehung mit einem anderen Mann verschwenden würden?

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