Plötzlich lesbisch oder was ist das?

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Ismi82
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Plötzlich lesbisch oder was ist das?

Beitrag Di., 10.12.2019, 22:02

Hallo,
vielleicht erinnern sich manche noch an meinen Thread. Ich hatte eine Vaterübertragung auf meinen Chef. Das ging 2 Jahre. Bis SIE in mein Leben getreten ist. Ich hatte mich mit ihr ausgetauscht über die Sache mit meinem Chef, es ist mir eher heraus gerutscht. Wir kennen uns schon eine Weile, aber nicht näher. Sie mochte mich schon immer und so kam sie auf die Idee, ich will dir gern ein bisschen Zuwendung schenken (weil ich die als Kind nicht hatte), vielleicht hilft dir das. Ich muss dazu sagen, sie ist ebenfalls im Alter meines Chefs. Wenn ich Frauen richtig heiß finden würde, dann wäre sie unter Garantie nicht mein Typ.
Auf jeden Fall umarmen wir uns oft und berühren uns wie man das mit Freunden macht und merken, es tut uns beiden gut. Aber ich merke immer mehr wie ich mich zu ihr hingezogen fühle, auch sexuell. Das macht mir Angst. Liegt das an den vielen Berührungen? Stehe ich plötzlich auf Frauen? Ich bin total verunsichert. Da ich bei meinem Chef damals auch sexuelle Phantasien hatte (obwohl ich merkte dass ich in seiner Nähe zum Kind werde) finde ich es merkwürdig dass es sich nun wieder fortsetzt. Wir haben eine sehr inniges Verhältnis, sie und ich, und reden auch darüber. Weil ich bei ihr auch oft Kind bin, ist diese sexuelle Komponente echt komisch.

Auch merkwürdig ist, dass es sich tatsächlich meinem Chef gegenüber total entspannt hat und diese starken Gefühle nicht mehr da sind.

Da ich kindheitsbedingt meine Gefühle immer gut weggepackt hatte, ist so ein Übermaß an Gefühlen für mich echt anstrengend. Ich meine mich zu erinnern Mal gelesen zu haben, dass wenn es der Seele zu viel wird, sie sich in sexuelle Phantasien flüchtet. Ist das so?

Ich hoffe ihr versteht was ich meine. Ja, ich bin verheiratet mit einem Mann. Er bedeutet für mich Sicherheit aber auch keine so heftigen Gefühle (sind seit 15 Jahren zusammen).

Vielleicht könnt ihr Licht und Dunkel bringen? Das wäre toll.


No Twist
Forums-Gruftie
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Beitrag Di., 10.12.2019, 22:12

Hallo, sowas sind Fragen für eine Therapie, nicht für Hobbypschylogen in einem Forum... Finde ich zumindest. Dich verunsichert das scheinbar sehr und vielleicht bist du doch bisexuell, lesbisch, vielleicht ist einfach die Nähe, die du brauchst. Ich würde das mit jemandem besprechen, der dich kennt- bestenfalls deiner Therapeutin.
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Es ist Nacht, ich steh am Fenster
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von: Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen

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Ismi82
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Beitrag Di., 10.12.2019, 22:16

Meine Therapeutin ist damit überfordert. Ich mache allerdings eine Verhaltenstherapie. Das ist wohl eher was für die Analyse.

Dass es in therapeutische Hand gehört, weiß ich. Aber ich weiß nicht Recht in welche Richtung ich suchen soll.

Mir ging es eher darum ob jemand eine Idee hat oder ähnliches erlebt hat.

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Joa
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Beitrag Mi., 11.12.2019, 05:55

Hey Ismi,

ja, kann ich nachvollziehen.

Da geht es mMn nach ganz einfach um Nähe, Zuneigung und aufgehoben sein. Und dabei ist es mitunter nicht so wichtig, ob männllich oder weiblich, wenn die Person das "passende" Alter hat und gewisse Eigenschaften aufweist. Da ist ein Defizit, welches man versucht auszugleichen. Mit lesbisch, bi etc. hat das nicht wirklich was zu tun. Um Sex geht es auch nicht primär. Hauptsache, da ist jemand.

Dein Chef ist jetzt Vergangenheit, weil da jemand Neues ist. Das wird wahrscheinlich so weitergehen. Ich würde mir an deiner Stelle einen tiefenpsychologisch arbeitenden Therapeut/in suchen, wenn deine Verhaltensthera da überfordert ist.

LG Joa

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Ismi82
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Beitrag Mi., 11.12.2019, 08:01

Danke Joa, das vermute ich auch, dass es so ist. Mich wundert halt diese totale sexuelle Anziehung. Tiefenpsychologisch jemand zu finden scheint schwierig zu sein. Alle sind ausgebucht bis nächstes Jahr.
LG Ismi

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Sinarellas
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Beitrag Mi., 11.12.2019, 08:17

Och ich weiß nicht, ich würde das gar nicht so bewerten. Die Frau triggert positiv deine Gefühlswelt an, vielleicht riecht sie (unterbewusst) besonders gut oder die Berührungen fühlen sich einfach gut und richtig an - so what?
Es ist sicherlich Neugierde dabei und ein wenig auch der Nervenkitzel.
Ich würde nicht unbedingt sagen, dass hier irgendwas therapeutisch behandelt werden muss, oder fehlen mir hier informationen?
..:..

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Tröte
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Beitrag Mi., 11.12.2019, 10:49

was mich wundert ist, dass Deine Therapeutin damit "überfordert" ist.
Ich kann mit meiner Therapeutin durchaus über sexuelle Dinge (ich bin lesbisch) sprechen und das ist kein Problem.
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Ismi82
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Beitrag Mi., 11.12.2019, 10:56

Tröte hat geschrieben: Mi., 11.12.2019, 10:49 was mich wundert ist, dass Deine Therapeutin damit "überfordert" ist.
Ich kann mit meiner Therapeutin durchaus über sexuelle Dinge (ich bin lesbisch) sprechen und das ist kein Problem.
Sie ist nicht überfordert dass ich vielleicht lesbisch sondern mit der Gesamtsituation. Weil ja erst immer mein Chef Thema war. Schon da wusste sie nicht wie sie mir weiterhelfen kann.

Dass ich das Defizit habe, das steht fest. Mir fehlt einfach körperliche Zuwendung und Ermutigung. Ich lief quasi so nebenher mit, war selbstverständlich. Umarmungen gab es sehr wenige, ich kann mich nicht erinnern. Das suche ich schon lange bei älteren, egal ob Mann oder Frau. Bisher war das immer eher von weitem und sie hat sich jetzt eben darauf eingelassen und will mir eben ein bisschen das geben was ich so vermisse. Aber eigentlich müsste ich ja lernen mir das selbst zu geben. Aber wie das kann mir meine Therapeutin nicht sagen.

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Tröte
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Beitrag Mi., 11.12.2019, 10:59

ah okay, dann habe ich das falsch verstanden, sorry.

wenn ich an deiner stelle wäre, würde ich einfach mal in mich reinspüren, ob es wirklich ein sexuelles verlangen ist, oder "nur" von dem schönen gefühl ein "nebenprodukt" ist. ich finde bei mir oft dinge, die ich bewusst wahrnehme dann gar nicht mehr so intensiv und das hilft mir mit den themen besser umzugehen.
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mondlicht
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Beitrag Mi., 11.12.2019, 13:25

Hallo Ismi,

erstmal finde ich es prima, dass die Übertragung auf den Chef weg ist. Die Kollegin ist zwar auch älter, aber Eure Umarmungen sind ja schon mehr auf Augenhöhe.

Wie schön, dass Du das zulassen und genießen kannst. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich. Ich bin auch so "nicht berührtes Kind" und da spielen sich die Sehnsüchte bis heute ganz oft im Kopf ab und haben gar keine Chance so real zu werden wie in Deinem Fall.

Schade natürlich, dass sich das alles auf Deinem Arbeitsplatz abspielt - aber man muss die Feste feiern wie sie fallen!

Sind die sexuellen Fantasien denn nun so stark, dass sie Dich quälen? Oder kannst Du das vielleicht einfach genießen? Siehst Du da irgendwelche Gefahren?

Die Frage, ob Du nun lesbisch bist, würde ich beiseite lassen.

Schade, dass die Therapeutin nichts mit dieser Entwicklung anfangen kann. Dafür braucht es keine tiefenpsychologische Ausrichtung. An welchen Themen arbeitet Ihr denn, falls Du das sagen magst?

Ich wünsche Dir noch viele schöne Umarmungen!

Liebe Grüße ;)

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Malia
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Beitrag Mi., 11.12.2019, 13:35

In meiner Entwicklung gab es "positive" körperliche Zuwendung (positiv im Sinne von: keine Schläge") nur im Zusammenhang mit ungewollter Sexualität.
Dadurch ist bei mir früh eine Koppelung entstanden: körperliche Nähe=Sexualität ( z.B.die Bereitschaft, meinen Körper zur Verfügung zu stellen für Nähe)
Bis ich das durch Therapie verstanden habe, gab es in mir sehr viel Verwirrung in Bezug auf meine Orientierung und meine Beziehungsfähigkeit.

Könnte es bei dir etwas ähnliches sein?
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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Lady Nightmare
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Beitrag Mi., 11.12.2019, 17:31

Hallo Ismi,

sprichst du mit deiner Therapeutin denn über deine Ehe? Warst du vor 15 Jahren bzw. als du ihn kennengelernt hast, richtig in deinen Mann verliebt? Eine Ehe ist zwar keine "Bedürfnisbefriedigungs-KG", in der man/frau sämtliche Bedürfnisse befriedigt bekommt, aber mir fällt auf, dass du von einer Übertragung in die andere schlitterst (soll kein Vorwurf sein), so dass ich den Eindruck habe, als ob du es schon lange aufgegeben hättest von deinem Mann Nähe und Zärtlichkeit zu bekommen. Bist du selbst noch bereit Gefühle in die Ehe zu investieren?


cinikus
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Beitrag Mi., 11.12.2019, 18:02

Interessantes Thema. Wenn ich so nachdenke, kenne ich das in gewisser Hinsicht. Bin auch "unberührtes Kind" und jede Form von Nähe, die sich irgendwie ergibt, macht immer erst mal den Umweg übers Sexuelle. Nicht ausgelebt, aber in meinem Kopf entsteht da reinstes Chaos. Das geht irgendwann von alleine vorbei.
Lady Nightmare hat geschrieben: Mi., 11.12.2019, 17:31 ... so dass ich den Eindruck habe, als ob du es schon lange aufgegeben hättest von deinem Mann Nähe und Zärtlichkeit zu bekommen.
Das dachte ich mir auch. Ich meine, ich kenne genau das. Dass man in einer Beziehung nähetechnisch komplett vernachlässigt wird, und sich das dann irgenwie in alle Richtungen kanalisiert, nur nicht mehr zum Partner.
Auch der Anblick des Schlechten kann eine Schulung für das Gute sein! Niccolò Tommaseo

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Candykills
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Beitrag Mi., 11.12.2019, 18:47

Es kann sich um eine erneute Übertragung handeln, da es sich wieder um eine ältere Person dreht. Es könnte aber genauso gut sein, dass du einfach den Menschen liebst und nicht das Geschlecht.
Verhaltenstherapeuten tun sich teilweise schwer mit Übertragungen, in der Analyse und TfP ist das ein Standartthema hingegen.

Ansonsten, ich würde es einfach genießen an deiner Stelle, wenn diese Person dich auch mag. Die Frage ist halt, was passiert, wenn dir diese Person irgendwann nicht mehr diese Aufmerksamkeit und Zuwendung entgegenbringt.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Claude
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Beitrag Do., 12.12.2019, 04:48

Ich denke nicht, dass ich hier irgendetwas schreiben kann, dass dir weiterhilft aber das mit deinen Mann "springt mich richtig an". Ich meine eigentlich müsste es in deiner Ehe doch Zärtlichkeiten und Zuwendungen geben, aber in diesem Thread kommt das irgendwie nicht raus. Du schreibst von deinem Chef und deiner Freundin und dabei meint man, man könne förmlich die Zuneigung spüren, die du für sie empfindest bzw. empfunden hast und dann erwähnst du deinen Mann in einem Satz und es fühlt sich an als würdest du über ein Möbelstück reden. Aber dein Mann ist doch derjenige mit dem du ein Bett teilst, dem du doch körperlich vermutlich sehr nahe kommst.
Das sind nur meine Gedanken dazu. Ich hoffe ich habe jetzt nichts falsches geschrieben, dass dich irgendwie "auf einen falschen Dampfer bringt".

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