Organspende

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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einefremde
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Organspende

Beitrag So., 19.06.2011, 21:50

Ich brauche Hilfe, Gedanken, Zuspruch und Anregungen. Daher mein Anliegen möglichst kurz formuliert.
Mein Mann soll eine Niere von mir bekommen als Organspende - bald.
Seine sind am Ende, Dialyse möchte er nicht, da es beser wäre gleich ein Spenderorgan zu erhalten. Ich habe mich angeboten, und meine Niere würde auch passen.
Meine Familie ist dagegen, beeinflußt mich aber nicht in meinem Vorhaben. Was mich zutiefst verwirrt ist allerdings sein Egoismus den er schon immer an den Tag legte. Auch jetzt sieht er es völlig selbstverständlich das ich mich sozusagen bereitstelle.
Bisher hatte ich bei dem Gedanken kein Problem das für ihn zu tun. Aber immer mehr merke ich das er bei Kleinigkeiten schon nicht das geringste bereit ist für mich zu tun. Sei es wie ich 100km ins KH komme zu Terminen die ich für ihn in Kauf nehme, sei es das er sich darum kümmern will was sein wird wenn wir beide von der OP heimkommen ohne das jemad da ist der sich um uns kümmert.
Mittlerweile fürchte ich schon als frisch operierte meinen Mann pflegen zu müssen, während dem ich auf der Strecke bleibe. Das alles mag sich von mir egoistisch anhören, aber es sind noch soviele Kleinigkeiten die wir zusammen lösen sollten - davor.
Wo ich aber immer alleine dahstehe, sogar ein Gespräch dazu wird verweigert.
Genaugenommen würde ich bereits am liebsten davonlaufen. Sogar dafür das er sich dankbar fühlt werde ich schuldig gemacht. Ich fühle mich sehr mies, will ich doch helfen ohne dafür etwas an Dankbarkeit zu nehmen - aber ich fühle mich total alleine gelassen. Nein reden bringt nichts, er verschließt sich wie eine Auster und macht mir noch zusätzliche Schuldgefühle die mich langsam aber sicher erdrücken. .... Danke fürs zuhören.

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Sahra-Marie
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Beitrag So., 19.06.2011, 22:12

einefremde hat geschrieben:
Das alles mag sich von mir egoistisch anhören, aber es sind noch soviele Kleinigkeiten die wir zusammen lösen sollten - davor.
Wo ich aber immer alleine dahstehe, sogar ein Gespräch dazu wird verweigert.
Genaugenommen würde ich bereits am liebsten davonlaufen. Sogar dafür das er sich dankbar fühlt werde ich schuldig gemacht. Ich fühle mich sehr mies, will ich doch helfen ohne dafür etwas an Dankbarkeit zu nehmen - aber ich fühle mich total alleine gelassen. Nein reden bringt nichts, er verschließt sich wie eine Auster und macht mir noch zusätzliche Schuldgefühle die mich langsam aber sicher erdrücken. .... Danke fürs zuhören.
hallo fremde,

du brauchst dich nicht mies zu fühlen , ich finde es sehr stark von dir das du so uneigennützig deinem mann deine niere angeboten hast -
das was jetzt bei dir auftaucht würde mir auch zu denken geben , ich denke auch das du noch zeit brauchst um für dich zu klären ob du das unter diesen voraussetzungen , wovon du schreibst , noch möchtest ? dein mann ist nicht in gefahr und kann die dialyse nutzen so dass euch noch zeit bleibt über das was dich belastet zu sprechen .
Ich finde es nicht selbstverständlich das eine ehefrau ihrem mann eine niere spendet , dazu gehört für mich sehr viel liebe in der beziehung ...

alles gute , sahra-marie

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Dunkle
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Beitrag So., 19.06.2011, 22:18

Liebe Einefremde,

Dein Beitrag geht mir nah.
Ich meine auch einiges zu kennen, weil ich mit einem so ähnlichen Mann verheiratet war.
Ich finde auf jeden Fall, dass Du die Warnsignale ernst nehmen solltest.
Und ich finde auch, dass das durchaus eine Option für Dein Dilemma ist, Deine Niere nicht zu geben.
Aber zu einer Entscheidung möchte und kann ich Dir nicht raten.
Es ist eine wirklich schwierige Situation mit viel "moralischem" Druck.
Vielleicht - ich weiß nicht, wie Du dazu stehst - magst Du die Telefonseelsorge anrufen?

Wieviel Zeit hast Du noch für die Entscheidung?

Lieben Gruß
Dunkle

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sofa-held
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Beitrag So., 19.06.2011, 22:33

Hallo Fremde,

du solltest keine Schuldgefühle wegen deinem vermeintlichen Egoismus haben. Überdenke lieber alles nochmals, denn mit einer Niere zu leben bedeutet auch für dich ein Risiko. Wie lange seid ihr zusammen/verheiratet und wie erklärst du dir das veränderte Verhalten deines Mannes. Hat er einfach nur Angst, oder zeigt er jetzt Seiten, die er bis jetzt verbergen konnte. Oder schämt er sich dafür, deine Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich finde das Verhalten ziemlich paradox. Eigentlich müsste er doch jetzt dankbar und freundlich sein.
lg sofa

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krabath
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Beitrag So., 19.06.2011, 22:36

Vielleicht ist das sein Problem: Er wird dir für immer dankbar sein müssen, er wird einen Teil von dir in sich tragen.
Das, worauf es im Leben ankommt, können wir nicht vorausberechnen. Die schönste Freude erlebt man immer da, wo man sie am wenigsten erwartet hat. - Antoine de Saint-Exupéry

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*candle*
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Beitrag So., 19.06.2011, 22:42

Hallo einefremde!

Willkommen im Forum!

Als ich Dich las, habe ich nur gedacht, dass Du furchtbare Angst haben mußt vor dem operativen Eingriff. Da kann ich mir gut denken wie nun die Gedankenspirale abgeht dieser Sache irgendwie entfliehen zu können.

Ich weiß nicht wie es in Österreich ist, aber Ihr könntet doch beide in der Klinik bleiben bis Ihr wieder gesund seid?

Ich denke schon, dass es zwar doch medizinische Maßnahmen sind, die wie alle ein Risiko in sich bergen, aber dass Ihr Beiden doch sehr schnell wieder munter auf den Beinen sein werdet.

Ist es möglich Dich etwas abzulenken?

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einefremde
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Beitrag Mo., 20.06.2011, 07:22

ich danke euch sehr für eure antworten.
Leider habe ich kaum jemanden mit dem ich darüber sprechen kann.

Wir sind seit 14 Jahren verheiratet. Unsere Ehe ist zwar beständig, aber mehr eine kumpelhafte freundschaftliche Beziehung. Wirkliche Liebe hat darin schon lange keinen Platz. Reden ist mir sehr wichtig. In vielen Dingen habe ich eben auf dieses Reden verzichtet im laufe der Jahre und versucht mit so manchen eben alleine klar zu kommen.

Nur bei der Sache komme ich nicht umhin das er wird mit mir viel reden müssen darüber.
Es ist für ihn nicht Lebensbedrohend, nein trotz schlechter Werte geht es ihm sogar ganz gut so das er arbeiten geht und auch Sport nebenher betreibt.
Er möchte halt den einfachsten schnellsten Weg gehen um wieder ganz uneingeschränkt über seine Kräfte verfügen zu können - was ich ja verstehe und befürworte (bisher).

Allerdings sind meine Zweifel nun schon sehr groß ob es nicht besser wäre das er vorerst Diylyse machen sollte um den Wert einer geschenkten Niere überhaupt begreifen zu können.
Ich selbst bin ja gesund, habe für die geplante Transpalantation bereits 25kg abgenommen um den Kriterien nur ja zu entsprechen. Wie es mir dabei ging mich so zu kasteien, und wie es mir jetzt geht wo ich täglich aufpassen muß nicht zuviel zu mir zu nehmen das ich das Gewicht halte bzw weiter reduziere, naja das interessiert ihm so gut wie gar nicht.
Daher einer von vielen Gründen, meine massiven Zweifel ob ohne echte Liebe dahinter das wirklich richtig ist. Entscheiden muß ich es letztendlich selbst.

Wie gesagt mir tut es gut die Meinung von anderen zu lesen. Könnte ich es mir leisten würde ich einen Psychologen aufsuchen, leider ist bei uns alles so knapp das dies für mich nicht leistbar ist.

Danke euch

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sofa-held
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Beitrag Mo., 20.06.2011, 07:37

Denkst du auch über Trennung nach? Mal nur als Frage.Hast du solche Fantasien?

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einefremde
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Beitrag Mo., 20.06.2011, 07:43

Denkst du auch über Trennung nach? Mal nur als Frage.Hast du solche Fantasien?
ja sehr intensiv sogar, ich weiß zwar das ich es nicht tun würde da mein Pflichtgefühl zu groß ist
aber der Gedanke ist da - leider
Vielleicht ist das sein Problem: Er wird dir für immer dankbar sein müssen, er wird einen Teil von dir in sich tragen
ja das ist ganz sicher sein Problem, ich weiß das er damit kaum umgehen kann - diesem Gefühl Herr zu werden

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sofa-held
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Beitrag Mo., 20.06.2011, 07:53

"Pflichtgefühl" und"leider". Ich hab das Gefühl, dass du auf der Strecke bleiben könntest. Wenn er jetzt schon so merkwürdig reagiert, wie erst, wenn dann alles abgewickelt ist. Und du kannst nicht ewige Dankbarkeit erwarten.
Worst Case, er würde dich später einmal betrügen. Das wäre doch der GAU für dich...
Also ich rate dir nicht ab, aber so einfach sagen, ja mach, das ist schon das Richtige, könnte ich jetzt auch nicht. Weiß auch nicht, ob da ein Psychologe wirklich helfen könnte. Der würde auch in ersten Linie einmal dich stärken. Und die Beziehung mal genauer analysieren. Ist das noch Liebe oder schon Gewohnheitsrecht.
Außerdem würde dein Mann mindestens soviel Support brauchen, wenn er jetzt schon im Vorfeld damit nicht umgehen kann. Also jetzt konkurrieren in deinem Kopf verschiedene Vorstellungen. Welche fühlt sich für dich am besten an. Wenn es ein Film wäre, welchen Ausgang würdest du als Regisseur machen?

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*Rilke*
Helferlein
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Beitrag Mo., 20.06.2011, 11:02

Hallo Fremde,

versuche doch vielleicht mal, deinen Mann nicht als deinen Mann zu sehen, sondern unabhängig von dir als einen Menschen, dem du mit deiner Niere ein Leben ohne Dialyse ermöglichen kannst.

Würdest du es dann tun? Vielleicht sogar leichter tun?


Und tu es nicht aus Pflichtgefühl oder weil du dich von deinem Mann oder den Ärzten gedrängt fühlst. Du hast ein Recht auf einen unversehrten Körper!

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Ive
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Beitrag Mo., 20.06.2011, 12:44

Es ist für ihn nicht Lebensbedrohend, nein trotz schlechter Werte geht es ihm sogar ganz gut so das er arbeiten geht und auch Sport nebenher betreibt.
Er möchte halt den einfachsten schnellsten Weg gehen um wieder ganz uneingeschränkt über seine Kräfte verfügen zu können ...
Ich denke, das lässt Dir noch den Spielraum, sachlich zu entscheiden, ohne Schuldgefühle, falls Du Dich anders entschließen solltest.

Was mich stört: Es kann nicht angehen, dass Du solch einen Schritt für ihn auf Dich nimmst, und er verweigert Dir sogar Gespräche. Selbst wenn er "nicht der Typ" für solche Offenheit ist - es zeugt von Respektlosigkeit Dir gegenüber, nicht zumindest zu versuchen, auf Dich mehr einzugehen.

LG Ive

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Ratlosigkeit
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Beitrag Do., 23.06.2011, 06:49

Also, das ist wohl eine der schlimmsten Situationen, in der man überhaupt stecken kann. WOW.
Dabei geht es nicht um die Entscheidung, die Du triffst (wie immer die assehen mag), sondern um die daraus entstehenden Konsequenzen.
Variante 1: Du gibt Deine Niere her. Mal Dir mal aus, wie Euer Leben dannach sein wird. Kannst Du so leben?
Variante 2: Du gibst sie nicht her. Dasselbe. Mal es Dir aus! Kannst Du so leben?
Egal wie Du Dich entscheidest, Deine Ehe wird danach nie mehr so sein wie vorher.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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TwoFace
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Beitrag Do., 23.06.2011, 07:16

Gestern auf SternTV, finde z.Zt. keinen Link.
Das Pärchen mußte vorher zu einer Psychologin.
Eine Transplatation ist auch während einer Dialysebehandlung möglich.
Da könnte jemand erstmal sehen, wie das ist mit regelmäßiger Dialyse und wie wertvoll eine
Organopferung eines anderen Menschen
wäre.

Mehr kann ein liebender Mensch nicht geben, wer das nicht erkennt, da wären
meine Zweifel an das Gegenüber riesig.

LG und viel Kraft
Ich verlass´ mich auf meine Sinne!
Irrsinn
Blödsinn
Wahnsinn

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sofa-held
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Beiträge: 2305

Beitrag Do., 23.06.2011, 08:59

@twoface, ich hab mir das gestern auch angesehen, wahrscheinlich auch sensibilisiert durch das Thema hier. Und was mir auffiel, die Frau, die ja nur eine Freundin, aber nicht die Partnerin war, die konnte dieses "Geschenk" richtig gut annehmen. Das war hier in diesem Fall gleich mein großes Fragezeichen. Annehmen muss man offensichtlich auch können.

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