Angst vor Tod und Krankheiten nach Verlust

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Scarlet Witch
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Angst vor Tod und Krankheiten nach Verlust

Beitrag So., 14.10.2018, 21:08

Hallo alle zusammen,

vor einem Jahr habe ich meine Freundin verloren. Sie ist mit 28 nach einem Unfall gestorben. Das war eine sehr traumatische Erfahrung. Es tut mir immer noch sehr weh und ich denke oft an sie. Ihren Tod habe ich akzeptiert, zurück bleibt natürlich die quälende Frage warum es sie treffen musste und eben die Traurigkeit, dass sie sich ihre Wünsche (Kinder und Reisen) nicht mehr erfüllen konnte.

Ich bin ein sehr Mitfühlender Mensch, mir liegt das Wohl meiner Familie und Freunde und alles was noch zu mir gehört unglaublich am Herzen. Daher fühle ich auch diese starke Traurigkeit, ich bin fast trauriger, dass sie sich ihre Wünsche nicht mehr erfüllen konnte, als das ich sie verloren habe und ohne sie weiterleben muss. Ich neige stark dazu, meine Gefühle als auch schlechte Gedanken zu verdrängen. Manchmal denke ich, ich schaffe es nur so. Denn die Schmerzen die zusammen mit der Auseinandersetzung folgen, halte ich nicht aus. Ich bin zu schwach, um meine Gefühle auszuhalten.

Mit dem Tod wurde ich schon öfters konfrontiert. Der beste Freund meines Ex-Freundes starb plötzlich und unerwartet an einem Autounfall da war ich fast 18. Als nächstes musste ich meinen Opa nach langer Krankheit an den Tod aufgeben. Das war eine schwere traurige Zeit, die ich wie in Trance verbracht habe. Ich liebte meinen Opa abgöttisch. Mit Anfang 20 starb meine Oma und nicht arg viel Später auch mein anderer Opa. Allerdings sind letztere ohne Krankheit und in einem hohen Alter gegangen. Was es erträglicher für mich machte.

Durch diese Verluste fing ich an, immer mit dem schlimmsten zu rechnen. Ich habe das Gefühl ich bin nicht mehr weit von einer Panikattacke entfernt. Als meine Freundin letztes Jahr starb, bekam ich keine Luft mehr. Ich hatte das Gefühl trotz bewusster Atmung zu wenig Sauerstoff abzubekommen. Nach ärztlichem Check, konnte man ausschließen das es physisch ist sondern psychischer Natur ist. Ich habe das Problem in den Griff gekriegt mit der Atmung, weil ich die Phasen akzeptiert habe und mich beruhigen konnte.

Jetzt komme ich zu meinem eigentlichen Problem, ich bin eine fröhliche Person die das Leben liebt. Weiter als ich kann man wahrscheinlich nicht von einer Depression entfernt sein. Aber, ich habe Angst das mir der Tod wieder einen Menschen nimmt den ich Liebe. Manchmal wache ich Nachts auf und mache mir völlig grundlos wahnsinnige Sorgen um meine Mutter, um meinen Freund oder um meinen Vater. Hab Angst das sie krank werden, einen Unfall haben könnten. Genauso habe ich Angst um mich, dass ich vorzeitig sterben muss.

Es ist, als wäre der Tod mein ständiger Begleiter, als würde er über mir schweben und sich alle paar Jahre jemand rauspicken den ich liebe. Selbst als ich noch nicht mal auf der Welt war, starb mein leiblicher Vater an einem Autounfall. Natürlich ist das quatsch, aber er gehört zu meinem Leben einfach immer schon dazu.

Ich habe mal gute Phasen, da fällt es mir leicht die schlechten Gedanken beiseite zuschieben und schlechte Phasen so wie heute, da geht es mir einfach nur mies weil ich nicht fähig bin diese Angst in den Griff zu bekommen und ich einfach nur leide. Fühle mich hilflos und möchte einfach mein Leben genießen, ich weiß das diese Gedanken auch nichts nützen und mir nur die Zeit vermiesen, aber sie sind eben da.

Jetzt wollte ich mich gerne einfach austauschen, ob ich das vielleicht allein hinbekomme oder ob eine Therapie von Nöten ist? Hat jemand Tipps? Oder kennt diese Situation.

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spirit-cologne
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Beitrag So., 14.10.2018, 22:22

Scarlet Witch hat geschrieben: So., 14.10.2018, 21:08 Es ist, als wäre der Tod mein ständiger Begleiter, als würde er über mir schweben und sich alle paar Jahre jemand rauspicken den ich liebe. Selbst als ich noch nicht mal auf der Welt war, starb mein leiblicher Vater an einem Autounfall. Natürlich ist das quatsch, aber er gehört zu meinem Leben einfach immer schon dazu.
Es ist nicht so, als wäre der Tod dein ständiger Begleiter, der Tod ist dein ständiger Begleiter, nicht nur deiner, sondern der aller Menschen.

Klingt jetzt vielleicht hart und du fragst dich vielleicht, was dir die Antwort bringen soll, aber meiner Meinung nach solltest du nicht überlegen, wie du die Gedanken an den Tod verdrängen kannst, denn dann wird dir das irgendwann immer wieder auf die Füße fallen, sondern lieber daran arbeiten, den Tod als Begleiter unseres Lebens zu akzeptieren. Wir kommen alleine auf die Welt und wir sterben alleine. Alle Menschen, denen wir begegnen, gehen immer nur einen Teil unseres Lebens mit uns gemeinsam. Es gilt also zu lernen, diese Tatsache zu akzeptieren und statt um das zu fürchten und zu trauern, was wir nicht mit einem Menschen an gemeinsamer Zeit haben, sondern für das dankbar zu sein, was wir an gemeinsamer Zeit haben, in dem Wissen, dass diese Zeit begrenzt ist. Mit der richtigen Einstellung nimmt uns der Gedanke an Tod und Vergänglichkeit nicht die Freude am Leben, sondern erhöht sie durch das Wissen, wie kostbar schöne Momente mit geliebten Menschen sind.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...


Eremit
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Beitrag So., 14.10.2018, 23:26

Scarlet Witch hat geschrieben:Jetzt komme ich zu meinem eigentlichen Problem, ich bin eine fröhliche Person die das Leben liebt.
Nach Eric Berne gehörst Du wohl zur sogenannten "Weihnachtsmanngruppe". Das Leben ist für diese ein Geschenk, der Tod eine Strafe. Bei der "Todesgruppe" ist es genau umgekehrt.

Bis zu einem gewissen Grad ist Todesangst der Preis, den man für die Liebe zum Leben bezahlen muss.


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Scarlet Witch
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Beitrag Mo., 15.10.2018, 09:49

Hallo Spirit und Hallo Eremit,

vielen Dank erstmal fürs Lesen.
spirit-cologne hat geschrieben: So., 14.10.2018, 22:22
Es gilt also zu lernen, diese Tatsache zu akzeptieren und statt um das zu fürchten und zu trauern, was wir nicht mit einem Menschen an gemeinsamer Zeit haben, sondern für das dankbar zu sein, was wir an gemeinsamer Zeit haben, in dem Wissen, dass diese Zeit begrenzt ist. Mit der richtigen Einstellung nimmt uns der Gedanke an Tod und Vergänglichkeit nicht die Freude am Leben, sondern erhöht sie durch das Wissen, wie kostbar schöne Momente mit geliebten Menschen sind.
Das ist ja auch das Problem, durch das Verdrängen kommt es immer wieder hoch und äußert sich dann auch körperlich, mein Herz schlägt schneller, das Atmen fällt mir schwerer und ich fange an in "Was wäre wenn" und in Schwarzmalerei zu versinken.

Die richtige Einstellung finde ich nicht, ebenso wenig wie ein Zugang zu mir in diesen Momenten. Ich bin jemand der Dinge lieber mit sich selber ausmacht, mein Bedürfnis danach, über Probleme zu sprechen ist klein bis gar nicht vorhanden. Ich bin Kategorie Totschweigen, meine Freunde können zwar jederzeit zu mir kommen und ich stehe ihnen mit Rat und Tat zur Seite, aber über mich und meine Probleme will ich aber nicht reden. Weil sie dann ja real sind und ich mich damit auseinander setzen muss, kehre alles lieber unter den Teppich.

Ich denke ich würde diese Geschichte auch eher verbuddeln, wenn ich nicht diese Angstzustände hätte. Wie lerne ich diese Akzeptanz? Was tue ich in solchen Momenten?

Eremit, ich habe schon nach Weihnachtsmanngruppe geschaut, aber nichts darüber gelesen. Die Kernaussage finde ich aber doch recht treffend. Den ich lebe ja gerne und wenn man etwas gern hat, will man es ja auch nicht aufgeben. Die Frage ist nur, was dagegen tun? Es bleibt mir wohl nichts anderes über, als meine Strafe anzunehmen.

Vielen Dank noch mal und einen schönen Tag.

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Eremit
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Beitrag Mo., 15.10.2018, 10:06

Scarlet Witch hat geschrieben:(…) aber über mich und meine Probleme will ich aber nicht reden. Weil sie dann ja real sind und ich mich damit auseinander setzen muss, kehre alles lieber unter den Teppich.
Das allein wäre aber schon etwas, das Du mit Hilfe einer Psychotherapie angehen könntest.
Scarlet Witch hat geschrieben:(…) ich habe schon nach Weihnachtsmanngruppe geschaut, aber nichts darüber gelesen.
Ich glaube, das kam in "Die Transaktionsanalyse nach Eric Berne. Grundlagen, Persönlichkeitsinstanzen und psychologische Hintergründe" vor, bin mir aber nicht sicher und kann nicht nachschauen, da verborgt. Ist aber so oder so ein sehr empfehlenswertes Buch.
Scarlet Witch hat geschrieben:Die Frage ist nur, was dagegen tun? Es bleibt mir wohl nichts anderes über, als meine Strafe anzunehmen.
Es ist ja auch so, dass Dir der Tod jetzt als Strafe erscheint. Das kann sich noch ändern und wird es noch mit recht hoher Wahrscheinlichkeit.

Die Entgültigkeit der Vergänglichkeit der Dinge zu akzeptieren ist ohne Frage eine sehr schwierige Angelegenheit. Das braucht seine Zeit, so wie Trauer. Die Zeit solltest Du Dir auch nehmen.


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Scarlet Witch
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Beitrag Mo., 15.10.2018, 11:09

Eremit hat geschrieben: Mo., 15.10.2018, 10:06
Das allein wäre aber schon etwas, das Du mit Hilfe einer Psychotherapie angehen könntest.
Die Frage ist halt, ist eine Psychotherapie denn wirklich notwendig? Oder wäre ich möglicherweise selber dazu im Stande mir diese Angst zu nehmen? Ich weis das Therapieplätze rar sind und möchte auch nicht jemandem den Platz stehlen, der es viel eher brauchen würde.

Vor langer Zeit, war ich in einen Narzissten verliebt, der mir mein Leben zur Hölle gemacht hat. Er lies mich einfach nicht gehen, war aber auch nicht Bereit mich gut zu behandeln. Ich brach irgendwann aus und bin mit viel Disziplin und auch durch die Liebe zu mir selber von ihm losgekommen. Ich wollte dann eine Zeit ohne Mann leben und war vier Jahre lang single bis ich mich auf den Nächsten einließ. Er ist das genaue Gegenteil, er behandelt mich gut, respektiert mich und ist liebevoll.

Ich erzähle das, weil ich damit verdeutlichen möchte das ich durchaus in der Lage bin aus Mustern auszubrechen und in der Lage bin Verantwortung für mich zu übernehmen.
Eremit hat geschrieben: Mo., 15.10.2018, 10:06 Die Entgültigkeit der Vergänglichkeit der Dinge zu akzeptieren ist ohne Frage eine sehr schwierige Angelegenheit. Das braucht seine Zeit, so wie Trauer. Die Zeit solltest Du Dir auch nehmen.
Dazu wäre ich schon Bereit, nur bin ich auch nicht sicher wo die Grenze ist, zwischen reinsteigern also der Angst zu viel Raum im Leben geben und Verdrängung, die Angst nicht zulassen ::? .

Hab mir auch schon überlegt, dass ich mir Zeit einräume um mich mit dem Tod zu beschäftigen in einem von mir zeitlich festgelegten Rahmen und böse Gedanken verscheuche, wenn sie unerwünscht auftreten. Vielleicht erspar ich mir so die Angstattacken?!

Grüße

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Federchen
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Beitrag Mo., 15.10.2018, 13:44

Naja, du kannst ja mal einen Therapeuten anschreiben und sonst mal zur probatorischen Sitzung hingehen (wenn jemand Zeit hat) - dann wird man schon merken, ob es wirklich notwendig ist. ;)

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Beitrag Mo., 15.10.2018, 22:41

Scarlet Witch hat geschrieben: So., 14.10.2018, 21:08
Es ist, als wäre der Tod mein ständiger Begleiter (...)

Jetzt wollte ich mich gerne einfach austauschen, ob ich das vielleicht allein hinbekomme oder ob eine Therapie von Nöten ist? Hat jemand Tipps? Oder kennt diese Situation.
Der Tod ist ja eigentlich ein ganz normaler Begleiter des Lebens, wie die Geburt auch. Es ist die natürlichste Sache der Welt.

Ich denke, jeder Mensch hat Probleme damit und jeder muss für sich selbst einen Weg damit finden.

Ich denke so ganz kann sich niemand damit abfinden. Jeder entwickelt andere geistige Konstrukte um einigermaßen damit leben zu können im Laufe seines Lebens.
Und kommt dann mal mehr oder weniger gut damit klar.

Und mal ganz ehrlich: Wie soll man hinnehmen, dass der Tod einem wirklich immer geliebte Menschen fortreißen kann für immer?
Das kann man nicht hinnehmen und einfach akzeptieren. Das ist nun mal eines der schrecklichsten Dinge, die passieren können und die jeden Menschen überfordern, der nicht ganz abgestumpft ist. Aber es reicht eigentlich aus, sich damit zu befassen, wenn es soweit ist. Denn vorbereiten kann man sich auf so harte Schicksalsschläge sowieso nicht.

Man kann es nur so ertragen, indem man seinen Fokus wieder verschiebt .... also anstatt ständig sich auf den Tod zu konzentrieren, der irgendwann eintreten wird, sich auf das Leben zu konzentrieren....

Ich denke, man muss nicht den Tod akzeptieren.
Aber man muss akzeptieren, dass man keinerlei Kontrolle darüber hat. Ich denke, das Nachdenken und das Reinsteigern hängt damit zusammen, dass man Leben und Tod kontrollieren möchte. Das kann man aber nicht.

Aber man kann kontrollieren, was man denkt... ob man die Zeit die man hat genießt oder nicht... wie viel Raum man Gedanken und Emotionen gibt... welche Gedanken und Emotionen man in den Vordergrund lässt...
Ich meine damit nicht verdrängen.... ich meine damit, dass man auch die negativen Gedanken und Gefühle zulässt, aber dann vielleicht mit ihnen doch einen anderen Weg einschlägt...

Zum Beispiel immer wenn man denkt, dass Person XYZ jeden Moment sterben kann... kann man sich genauso gut für ein paar Sekunden darauf konzentrieren, dass die Person jetzt in diesem Moment lebt und ich jetzt mit ihr diesen Moment erlebe .... und wenn die Gedanken abschweifen, dann macht man sich das eben wieder bewusst u. ä. ......
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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mondlicht
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Beitrag Di., 16.10.2018, 00:39

Hallo Scarlett,

ich hatte vor einem Jahr nach einem belastenden Erlebnis mit meiner Mutter auch eine Phase, in der ich oft dachte, die nächste Katastrophe ist allgegenwärtig. Hatte bei jedem Anruf bei meiner Mutter, die zuvor einmal am Telefon zusammengebrochen war und ich am Telefon mitbekam, wie die von mir gerufene Feuerwehr das Fenster einschlug, höllische Angst. Ich bin damals im Internet auf eine Seite von zwei Verhaltenstherapeuten gestoßen, die auf Angst spezialisiert sind. Eine Aussage zum Thema "generalisierte Angststörung" hat mir damals etwas weitergeholfen. Und zwar, dass die Angst vor bestimmten Ereignissen, auch wenn ihr Eintreten unwahrscheinlich ist, die Funktion hat, die betreffende Gefahr zu "bannen". Indem man so zu sagen wie in einer Dauerschleife den Ernstfall simuliert, so stelle ich mir das vor. Also ein kleiner Rest von Rationalität versteckt sich sogar in dieser Angst, nämlich das Gebot, wachsam zu sein.

Mir leuchtete das damals ein. Natürlich ist dieses Dauerdrama nicht hinzunehmen, die Lebensqualität geht ja dabei verloren. Ich habe schon den Eindruck, dass Dir therapeutische Hilfe gut tun würde. Anscheinend hast Du Erfahrungen gemacht, die Dich überfordern, die Du nicht verarbeiten kannst. Mit dem Ergebnis, dass Ängste Dich beherrschen.


Liebe Grüße!


Eremit
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Beitrag Do., 18.10.2018, 07:55

Scarlet Witch hat geschrieben:Ich weis das Therapieplätze rar sind und möchte auch nicht jemandem den Platz stehlen, der es viel eher brauchen würde.
Klar gibt es auch Patienten, die eine Therapie notwendiger hätten als Du, aber die kriegen (in der Regel) sowieso keinen Platz, weil das System nicht primär auf die Bedürftigkeit von Patienten ausgerichtet ist, sondern auf Wirtschaftlichkeit. So gesehen kannst Du gar niemandem einen Therapieplatz wegnehmen.

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Pinguin Pit
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Beitrag Do., 18.10.2018, 21:32

Hallo Scarlet Witch,

hast Du schon einmal daran gedacht in eine Trauergruppe zu gehen?

https://www.trauergruppe.de

Hier kannst Du vielleicht fündig werden in Deiner Stadt.

Trauer ist zuallererst eine normale Reaktion und solltest Du mit einem normalen Angebot angehen, bevor Du sie in einer Psychotherapie "pathologisierst".

Alles Gute für Deinen weiteren Weg
Pingu
Die Vergangenheit ist nicht tot - sie ist nicht einmal vorbei. (William Faulkner)

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anitah
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Beitrag Do., 15.11.2018, 15:20

Den Vorschlag bzgl. der Trauergruppe finde ich gar nicht so schlecht. Würde ich auf jeden Fall mal probieren!

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Schneerose
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Beitrag So., 02.12.2018, 07:57

Hallo Scarlet,
es ist schon Vieles von den Schreibern vor mir geschrieben worden, dass ich auch teils so empfinde...
aber ich kann zum Thema Tod aus meiner persönlichen Sicht noch einbißchen Erfahrung schildern.
Der Tod und die Angst davor hat sich in meinem Leben enorm gewandelt.
Als Kind hatte ich wahnsinnige Angst vor dem Tod, nämlich, dass mir die Menschen die mir wertvoll sind, genommen werden:
das war im Nachhinein betrachtet der Beginn meiner massiven Verlustangst und Kontrollverlustangst - dazu gab es natürlich Hintergründe.
Später in der Jugend hatte ich manchmal Sehnsucht nach dem Tod - damit alles endlich vorbei ist.
Dann kam mein langersehntes Kind, und ich hatte ihr lebenlang Angst vorm Tod, dass ich für sie nicht mehr da sein könnte -
da entstanden Angst und Panikattacken - und die Angst vor dem Sterben.
Im letzten Jahr kam mein Krebs und rüttelte mich wach, und plötzlich war mir klar, wie schnell es tatsächlich gehen kann.
Plötzlich mit dem Tod auf einer Höhe zu sein, sich selbst sogar entscheiden zu können, will ich weiterleben oder nicht... denn hätte ich persönlich die Schulmedizin abgelehnt, wär ich wohl heute nicht mehr da...
das Gefühl dann, es nochmal geschafft zu haben, war unfassbar schön.
Gleichzeitig starb eine gute langjährige Freundin am Krebs und hinterließ zwei kleine Kinder.
Und nun bin ich wieder an dem Punkt - seelischer Tiefgang - das Gefühl zu haben, und wenn jetzt der Tod um die Ecke käme, dann könnte ich mitgehen, weil ich meine Pflicht im Leben erfüllt habe (soweit)... etwas erschöpft vielleicht von all den Jahren...
und doch sind da auch noch Lebensträume...

als ich das nun in der Psychiatrie ansprach, sagten sie mir, dass sie es sogar positiv sehen, dass ich mich mit dem Tod befasse, weil er ja, ganz unausweichlich zum Leben gehört...
denn erst wenn man lernt zu Sterben ist man wirklich fähig intensiv zu leben.
WANN der Tag da ist, den kennen wir nicht ZUM GLÜCK - aber wir können JEDEN TAG LEBEN bis zu letzt...

LG Schneerose
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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