Verborgene echte Erinnerungen und falsche Erinnerungen

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.

Jenny Doe
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Beitrag Fr., 17.11.2017, 06:22

Hallo Ziesel,

die von Dir vorgeschlagene Methode ist ungeeignet, aus zwei Gründen:

1. Aus dem Ausschlagen der Nadel lässt sich nicht schließen, dass es sich um eine erlebnisbasierte Erinnerung handelt. Falsche Erinnerungen sind nicht von wahren zu unterscheiden. Sie sind nur durch die Frage "Wie sind sie entstanden?" unterscheidbar. Bei falschen Erinnerungen besteht dasselbe Leid wie bei erlebnisbasierten Erinnerungen. Es kommt bei falschen Erinnerungen genauso zu Emotionen, Flashbacks, "Körpererinnerungen", Dissoziation, Alpträume, ... wie bei erlebnisbasierten Erinnerungen. Bei falschen Erinnerungen können alle Merkmale einer Posttraumatischen Belastungsstörung erfüllt sein.
Es wurden bereits Versuche unternommen falsche von wahren Erinnerungen mittels Lügendetektor zu unterscheiden. Die Unterscheidung scheiterte, aus dem Grund, dass sich falsche Erinnerungen wie wahre Erinnerungen anfühlen. Der Betreffende glaubt nicht einfach nur, dass er etwas erlebt hat. Es fühlt sich vielmehr wie eine wahre Erinnerung an, begleitet von Emotionen usw. Menschen, die Erinnerungen irrtümlich für wahr halten bestehen einen Lügendetektor-Test. Denn falsche Erinnerungen sind keine (bewusste) Lüge, sondern etwas, wovon man überzeugt ist, dass es sich ereignet hat, etwas, was sich wie eine Erinnerung anfühlt.

2. Aus dem Nicht-Ausschlagen der Nadel kann man nicht schließen, dass sich ein Ereignis nicht zugetragen hat. Möglich ist ja auch, dass die betreffende Person z.B. Emotionen unterdrückt, um sie nicht fühlen zu müssen, dissoziert, von sich abspaltet usw., so dass Erinnerungen an einen erlebnisbasierten Missbrauch keine Reaktionen auslösen; der Betreffende kalt oder gleichgültig reagiert oder wirkt.

Es gibt zum derzeitigen Zeitpunkt nur eine einzige Möglichkeit falsche Erinnerungen von wahren zu unterscheiden, nämlich durch die Frage "Wie sind sie entstanden?" Beispiel: Wann, wie und wodurch kamen die Erinnerungen hoch? Gibt es manipulative und suggestive Einflussfaktoren von Außen, wie z.B. Psychotherapie, die zur Entstehung falscher Erinnerungen geführt haben könnten? Kann die betreffende Person Fanatsie von Realität trennen? Neigt die Person zu Autosuggestionen? Welche psychische Erkrankung liegt vor, z.B. Borderline? ...
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Kaonashi
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Beitrag Fr., 17.11.2017, 08:14

Ich glaube, falsche Erinnerungen sind gar nicht so selten. In Foren habe ich schon Beiträge gelesen, wo Leute schrieben, dass ihnen plötzlich Sachen aus der Kindheit einfallen, und das wurde dann von Tag zu Tag mehr, und das Alter, in dem das stattfand, woran sie sich erinnerten, wurde immer jünger, bis sie sich angeblich an Dinge aus der Säuglingszeit erinnerten. Es wirkte, als würden sie sich hineinsteigern und krampfhaft Erinnerungen provozieren.
Entweder waren es falsche Erinnerungen, oder sie haben einfach gelogen.
Häufig bekommen die Leute viel Mitleid und Zuspruch dafür von anderen Forenschreibern.


Maskerade
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Beitrag Fr., 17.11.2017, 09:59

peppermint patty hat geschrieben: Fr., 17.11.2017, 05:47 Ich glaube dieses Gerät hat keinerlei therapeutischen Effekt. Wenn es das Gerät ist, welches ich im Fernsehen über Scientology gesehen habe, dient es doch nur dazu auf eine bestimmte Stelle aufmerksam zu machen wo im Körper eine Erregung stattfindet. Die Ursache der Erregung spielt dabei überhaupt keine Rolle. Kann ja auch gar nicht da das Gerät nicht in der Lage ist diese auszuwerten.
Dabei von Trauma zu reden ist also hochgradig unseriös. Bei Scientology dient dieses Gerät als Folterinstrument um irgendwelche Informationen aus den Personen auszuquetschen- egal ob vorhanden, oder nicht. Der Sinn der Sache ist, etwas gegen die Personen in der Hand zu haben, damit man sie unter Druck setzen kann falls sich jemand mit Ausstiegsgedanken befasst.

Und da wären wir wieder an dem Punkt, sind diese erzwungenen 'Erinnerungen' wahr?
Die erste Antwort ist mir leider verschütt gegangen. Also zweiter Anlauf:

Genau das, die Praktiken von Scientologie, ist mit die größte Gefahr. Deren Praktiken gehen von Gehirnwäsche bis höchste Manipulation. Schon gesunde Menschen kommen dadurch in größte Schwierigkeiten um wieviel mehr ist das bei Psychisch kranken/angeschlagenen Menschen, die sich nicht wehren können. Ist man erst mal in deren Fänge, dann ist es kaum noch möglich, da wieder herauszukommen. Gegen diese geballte Macht und durch diese schlimmen Manipulationen werden so schlimmer Schäden angerichtet. Mittlerweile gibt es ja einige Aussteigerberichte, von Menschen, die für immer in Angst und Schrecken leben müssen. Äußerlich sind sie raus, das heißt aber nicht, daß sie frei sind. Und da weren seitens der Sekte auch kriminelle Aktionen nicht gescheut.

Wann man genug Geld und Einfluß hat, wie eine Cousine meiner Mutter, dann ist das alles nicht gar so schlimm, aber gerade die kleinen Leute, die haben die Arschkarte und sind ja in der Regel die, die leichter zu beeinflussen sind. Ebenso die Kranken und Angeschlagenen. Da geht die Seele noch mehr kaputt, als sie es eh schon ist. Und die Praktiken und Methoden, die angewendet werden sind meist so gut getarnt, daß man erst mal gar nicht an Scientology denkt. Das fängt bei Kindern an, mit sogenannten Lernkursen. Eigentlich eine tolle Sache, wenn die Kinder lernen wie man lernt, aber dabei bleibt es eben nicht. Für die Erwachsenen gibt es das Auditing.

Das Ziel ist, alle Mißverständnisse in meinem Kopf zu klären ( was das auch immer für Mißverständnisse sind ) um einen Zustand zu erreichen, den sie CLEAR nennen. Im Grunde nichts anderes als eine Gehirnwäsche. usw. Das Auditing kann Jahre gehen, je nachdem, wieviel Geld ein Mitglid hat, um die Kurse zu bezahlen. Das Fußvolk hat von vorneherein die A-Karte, weil ihnen das nötige Kleingeld nicht haben. Letztendlich geht es um 100%-ige Kontrolle und Machtausübung. Diese Menschen sind nach all diesen Kursen nicht mehr sie selbst und sie denken auch nicht mehr wie sie selbst. Sie sind so manipuliert, daß sie es nicht mal mehr merken und nie auf die Idee kämen, daß da etwas faul ist.

Und gerade hie wird wieder sehr deutlich, daß sich das Thema Mißbrauch auf anderer Ebene wiederholt. Also ich könnte nicht ruhigen Herzens eine Therapiemethode empfehlen, die mit solch gefährlich und zerstörerischen Methoden arbeitet. Aus meiner Sicht wäre es eine grobe Fahlässigkeit, jemanden da reinrasseln zu lassen.

Und das hat mit verteufeln nun gar nichts gleich. Ich würde es eher Verantwortungsbewußtsein nennen.
Liebe Grüße, Maskerade

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Maskerade
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Beitrag Fr., 17.11.2017, 10:08

Kaonashi hat geschrieben: Fr., 17.11.2017, 08:14 Ich glaube, falsche Erinnerungen sind gar nicht so selten. In Foren habe ich schon Beiträge gelesen, wo Leute schrieben, dass ihnen plötzlich Sachen aus der Kindheit einfallen, und das wurde dann von Tag zu Tag mehr, und das Alter, in dem das stattfand, woran sie sich erinnerten, wurde immer jünger, bis sie sich angeblich an Dinge aus der Säuglingszeit erinnerten. Es wirkte, als würden sie sich hineinsteigern und krampfhaft Erinnerungen provozieren.
Entweder waren es falsche Erinnerungen, oder sie haben einfach gelogen.
Häufig bekommen die Leute viel Mitleid und Zuspruch dafür von anderen Forenschreibern.
Meine Therapeutin hat mir mal erklärt, daß es geade bei traumatisierten Menschen oftmals zu falschen u/o fehlerhaften Erinnerungen kommen kann. Und daß es eher ungewöhlich wäre, wenn die Geschichte immer ganz genau gleich erzählt werden würde. Das hält sie aber auch nicht für so schlimm, denn es gehe vor allem um die Tatsache, daß Mißbrauch erlebt und erlitten wurde.

Genau, ich denke auch der Punkt, wenn krampfhaft Erinnerungen herbeigeführt weden wollen und sich reingesteigert wird. Das sind schlechte Bedingungen für eine gute Therapie, denn so vermischen sich Erinnerungen/Gedanken mit in der Phantasie vorgestellten Szenarien, Gefühlen, usw. Das End vom Lied ist dann, daß die Person gar nicht mehr unterscheiden kann, was echt und was erdacht ist. Und das ist keine gute Grundlage für eine aufrichtige Therapie.
Liebe Grüße, Maskerade

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Kieselberg
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Beitrag Fr., 17.11.2017, 11:15

Jenny Doe hat geschrieben: Fr., 17.11.2017, 06:22 Welche psychische Erkrankung liegt vor, z.B. Borderline? ...
Willst du damit sagen dass Borderline die Wahrscheinlichkeit schmälert, dass es sich um echte Erinnerungen handelt?

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BluePoint
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Beitrag Fr., 17.11.2017, 11:52

Aha, ok das mit der Werbung im Fernsehn und Scientology wusste ich nicht.
Ich denke nur, es werden ja elektrische Signale über die Haut übertragen und sich das zunutze zu machen wenn man sich versehentlich immer wieder selber "anlügt" aber eigentlich einfach nicht weiß was man selber glauben soll, das wär halt für einen bestimmten Kreis an Leuten sinnvoll.
Natürlich immer nur, wenn der Behandelte das selber will.


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 17.11.2017, 13:23

Hallo Kieselberg,
Willst du damit sagen dass Borderline die Wahrscheinlichkeit schmälert, dass es sich um echte Erinnerungen handelt?
Es gibt Studien zu dieser Thematik, z.B.

"Die Borderlinestörung als Quelle (nicht)-intentionaler Falschaussagen" von Böhm, Meurem und Storm-Wahlich. Praxis der Rechtspsychologie 12/2. 2002. Seite 209 - 223
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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