Psychologische Glaubwürdigkeit von Aussagen

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MrN
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Psychologische Glaubwürdigkeit von Aussagen

Beitrag Di., 13.07.2010, 17:53

Überaus interessanter Artikel. Die im Artikel genannten Kriterien können vermutlich auch therapeutisch verwendet werden, um bei lang zurück liegenden Traumata reale Erinnerungen von Phantasievorstellungen zu unterscheiden:

SZ: Lügen ist Schwerstarbeit fürs Gehirn

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(V)
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Beitrag Di., 13.07.2010, 18:29



Ein interessanter Artikel!

Hab ihn gleich mal gedanklich zweckentfremdet, fraglich, ob man es auf diese Weise tun kann:

Betrachte ich mich rückwirkend, wie ich über gewisse MOTIVE und Motivationen schreibe und spreche, so treffen all die Wahrheitskriterien zu. Heißt das also, dass ich mir selbst vertrauen kann?!

Immerhin wissen wir alle ob der Gefahr sich selbst belügen zu können.

Es gibt ja auch so Sprüche, wie, wer am lautesten brüllt, hat Unrecht. Wenn jemand beispielsweise sich EINE Interpretation/Wertung zurecht legt, und diese undetailiert und monoton immer vor sich hersagt, in keinsterweise an sich zweifelt und alles ZU logisch ist... wäre dies dann evt. ein Hinweis darauf, dass derjenige sich selbst was vormacht?!

Warum frag ich mich das? - Weil ich es BISHER als Unart ansehe, dass ich ein so extrem ausgeprägtes Erklärungs-und Rechtfertigungsbedürfnis habe, dass ich immer zu ausführlich und unstrukturiert rede, schreibe. Und ich oft Menschen darum beneide, die sich EINMAL eine LOGIK rausgesucht haben und dann ganz pragmatisch dabei bleiben, während ich immer komische Bezüge herstelle, mir manchmal scheinbar widerspreche und mich viel zu oft hinterfragen.

Möglicherweise, - falls sich die Erkenntnisse des Artikel auch auf Selbstlügen transferieren ließen- , ist aber genau umgekehrt, und meine o.g. Schwächen sind in Wahrheit meine Stärken?

Ich denke da auch an das virtuelle Forumsleben. Wie oft hat man einen persönlichen Troll am Bein, der jedwede Aussage auf scheinbare Widersprüche durchleuchtet, jedes Wort auf die Goldwaage legt, regelrecht zwanghaft nach Logik sucht. Oder das Totschlag-Argument: Wer DETAILIERT und vlt. auch ein wenig unscharf auf einen falschen Vorwurf reagiert, macht sich nach Meinung vieler schuldig, weil dies ja BEWEIS dafür sei, dass man den wunden Punkt getroffen habe. Dabei macht sich in Wahrheit derjenige weitaus mehr verdächtig, der kurz und knapp und ZU durchdacht und ZU logisch reagiert?

Vielleicht macht dies aber einfach nur menschlicher und authentischer? Statt es gegen einen als Totschlagargument zu benutzen? Vielleicht ist das so, weil diese Leute, genau wie auf S. 2 des verlinkten Artikels, eine FALSCHE Vorstellung von einer guten Lüge habe?

Interessant. Interessant.

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candle
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Beitrag Di., 13.07.2010, 18:39

Mir sind diese Erkenntnisse nicht neu bzw. hab das weitgehend aus mir gezogen, weil ich ja früher gezwungen war es vorzeitig zu erkennen... Und hatte auch schon Zusammenstöße mit der Rechtsmedizin (lange her) wo man gut auf Wahrheit oder nicht unterscheiden kann.

candle
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Hamna
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Beitrag Di., 13.07.2010, 19:15

MrN hat geschrieben:Die im Artikel genannten Kriterien können vermutlich auch therapeutisch verwendet werden, um bei lang zurück liegenden Traumata reale Erinnerungen von Phantasievorstellungen zu unterscheiden
Glaube ich eher nicht, denn vorsätzliches Lügen ist doch noch was anderes als nicht reale Erinnerungen. Die Erinnerungen, ob real oder Phantasie, werden ja für wahr gehalten vom Opfer.

Der Artikel erinnert mich an das Buch "Ich weiß, was du denkst" von Thorsten Havener, welches ich aber plausibler finde als diesen Artikel, dass z. B. wenn wir etwas erfinden, die Augen anderswo hinwandern als wenn wir uns etwas tatsächlich Erlebtes in Erinnerung rufen.

Gothika, dieses "sich-rechtfertigen-wollen" kenne ich auch, bzw. habe ich in den letzten Monaten bei mir bemerkt, dass ich mich erleichtert fühle, wenn etwas von mir Erzähltes praktisch später selbst seinen Beweis liefert. Ist verständlich, was ich meine?

Kann es sein, dass du früher öfter mal der Lüge bezichtigt wurdest oder dir nicht geglaubt wurde? Also, bei mir kommt es ganz klar daher.

Ansonsten habe ich beim ersten Überfliegen des Artikels den Eindruck, dass er nicht viel Neues bietet für Leute, die sich jemals mit Psychologie und/oder Lüge vs. Wahrheit beschäftigt haben

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MrN
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Beitrag Di., 13.07.2010, 22:42

Noch eine Antwort:
Sir hat geschrieben: Betreff: Unterscheidung von Phantasie, Spiel und Realität

@ MrN, inteessanter Artikel, den Du da verlinkt hast... usw.
Interessante Rückäußerungen - vielen Dank!

Ich habe vor einiger Zeit etwas gelesen, daß z.B. durch Retraumatisierung sich die Erinnerungen verfälschen können. Mit solchen verfälschten Erinnerungen wäre es dann sehr schwer, bis unmöglich, die Traumata zu verarbeiten. Daher fand ich den Artikel so interessant, weil damit vielleicht die eine oder andere Unsicherheit in den Erinnerungen besser eingeschätzt werden kann.

Besonders die Gedanken von Gothika haben mich zutiefst bewegt und, um ganz genau zu sein, den Schuh muß ich mir dann wohl auch anzieh'n.

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