Wenn man es spürt ... (ungeliebt zu sein)

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FiLu
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Wenn man es spürt ... (ungeliebt zu sein)

Beitrag Mo., 30.05.2011, 22:22

hach.....so`n Betreff zu finden der alles erklärt.....das ist nicht so einfach.

Ich fang einfach mal an:
Mein Thera hat dazu geraten einen Kontakt zu meiner Mutter mal für einige Zeit (drei Monate) auf Eis zu legen. Vorher hatte ich einen furchtbaren Streit mit ihr....ich habe mich mal RICHTIG gestritten und auf meiner Meinung bestanden (das war ja ohnehin schonmal was ganz neues) Danach hatte ich sowieso kein Verlangen mehr auf Kontakt. Dann trudelte ein Brief von meiner Mutter ein. Ich habe diesen beantwortet. Und seitdem is absolute Funkstille. Okay - ich melde mich im Moment nicht, weils für die Thera gut is (merke ich ja auch irgendwie) .......aber.......das SIE sich so gar nicht meldet. Also...da kommt nix. Kein Brief, kein Anruf, keine Email, kein Besuch.....nichts.........
Und ich merke das genau das kommt, was all die Jahre (auch in meiner Kindheit) von ihr gekommen ist........: Eben...NICHTS.
Sie hat irgendwann mal gesagt, dass sie gar nicht mehr wüsste wie sie mit mir umgehen soll seitdem ich aus der Klinik zurück bin (das ist jetzt über ein Jahr her) und ich denke, dass der Brief einiges dazu getan haben wird. Aber trotzdem........trotzdem finde ich es.....HEFTIG.
Das ist so als wenn du im Regen stehst und dir jemand den Schirm wegnimmt. Das ist so, als wenn dir jemand im Winter die wärmende Decke wegreißt.

Ich fühle mich so verlassen wie noch nie und mir ist so unglaublich kalt, dass ich selbst bei diesen sommerlichen Temperaturen mit einer Wolldecke und Wärmflasche ins Bett gehen muss weil es mich fröstelt. Und ich denke mir die ganze Zeit....."das kann doch nicht....das kann doch nicht wahr sein.....so kann es doch nicht sein.......so kann eine Mutter doch nicht sein.......keine "liebende" Mutter"........und doch ist es so. Und das erschreckt mich und es ängstigt mich.

Ich habe zu ihrem Geburtstag ein Paket gepackt - liebevoll verschnürt und dekoriert und habe es nachts heimlich vor ihre Tür gestellt.
NICHTS.......kein Danke....kein Brief, keine Nachricht, kein gar nix. Dieses Paket quoll über vor Liebe........unerwiderter Liebe.

Ich bin allein, mir ist kalt und ich fühle mich einsam und ich kann nicht verstehen das es ist wie es ist und will es auch nicht wirklich wahrhaben.

Dafür spüre ich immer wieder und immer öfter, wie sehr ich darauf getrimmt bin "lieb" zu sein.......nett zu sein.....mich immer gut zu verhalten....nie anzuecken.....immer "das richtige" (das was andere wollen oder wollen könnten) zu tun........
Ich bin darauf getrimmt mich immer so zu verhalten, dass ich nie ICH bin.......es nie sein kann.
Mich überkommen, noch mehr als in der Vergangenheit, Tränenausbrüche zu den geringsten Anlässen. Ich habe das schon immer gehabt, dass mich eine schöne Musik oder eine bezaubernde Landschaft oder auch einfach das Getrappel von Pferdehufen so berührt hat, dass ich weinen muss. Im Moment habe ich das Gefühl, dass es sich um das tausendfache verstärkt hat.

Und doch ist das was bleibt.........NICHTS........
Ich weiß, dass ich diese Leere die ich im Moment fühle füllen kann.......mit MIR........aber ich kenne mich doch gar nicht .....jedenfalls nicht wirklich....wie soll ich sie denn dann füllen?

Oh wei oh wei.....is das ne heftige Therapiezeit/Lebenszeit....was auch immer.... im Moment.....
Kennt das einer von euch? Ich brauch mal ein paar gute Gedanken.

Liebe Grüße
FiLu
"Und dann kam der Tag, an dem es mir größere Schmerzen bereitete, eine verschlossene Knospe zu bleiben, als zu wagen, mich zur vollen Blüte zu öffnen" (Anais Nin)

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Ive
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Beitrag Di., 31.05.2011, 13:15

Hallo FiLu!
als wenn du im Regen stehst und dir jemand den Schirm wegnimmt. Das ist so, als wenn dir jemand im Winter die wärmende Decke wegreißt.
So gut ich Deine Gefühle nachvollziehen kann - Einsamkeit, Kälte, Leere und Deine Sehnsucht, dass sich Deine Mutter um Dich kümmern möge, endlich! ....

Aber: Demnach, was Du beschreibst, hast Du ja nun den Schirm oder die wärmende Decke abgestreift und von Dir geworfen, in Absprache mit der Therapeutin, die sich dabei ja etwas gedacht hat. Deine Mutter ist irritiert und lässt Dir Deine Ruhe, wie Du es gewünscht hast - das finde ich erst einmal in Ordnung.

Es muss ja nicht für alle Zeit so bleiben. Gönnt Euch beiden den Abstand, versuch mit Deiner Thera das aufzuarbeiten in dieser Zeit, was noch schmerzt ... und eines Tages gehst Du wieder auf Deine Mom zu, hm? Dann weiß sie, Deine Tür steht wieder offen.

Ganz ehrlich, ich würde mich an ihrer Stelle auch zunächst zurückhalten, von Dir kamen sicherlich widersprüchliche Botschaften, die muss sie ja auch erst mal verkraften. Ich glaube nicht, dass sie Dich nicht liebt, sie ist nur nicht geschickt darin, Dir ihre Liebe zu zeigen.

Ive

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Una
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Beitrag Di., 14.06.2011, 01:53

Hallo FiLu,

ja ich kenne Deine Gefühle gut. Lass Dich mal in den Arm nehmen!Bild

Du bist im Moment sehr aufgebrochen durch die Therapie.
Das was Du erlebst ist Teil der Verarbeitung und Rückschau.
Es hört sich jetzt erbarmungslos an, aber das muß so sein.

Dir wird bewußt was fehlte. Vorher fehlte es, aber Dir war es nicht bewußt.
Jetzt siehst Du es und das macht es noch schlimmer....Du willst es nicht wahr haben,
aber die Wahrheit hat Dich eingeholt.

Du hast Probleme in Deinem Leben und einen Leidensdruck, der Dich zur Therapie gebracht hat.
Nun erfährst Du wieso, woher das kommt und da ist. Und das tut verdammt weh.

Irgendwann hoffe ich, dass Du lernst, die Decke selbst zu nehmen, den Schirm nachzukaufen und zu öffnen. Du liebst Dich weil Du es wert bist. Deine Mutter war nur und ausschließlich in der Kindheit zuständig. Nun bist Du es selbst.
Ich hoffe es gipfelt in der Erkenntnis:

Ich bin wer ich bin durch mich selbst.
Nicht durch meine Mutter,
sondern trotz ihr!

Wenn Du sie soweit loslassen kannst, geht es Dir besser....
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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Ashley
Helferlein
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Beitrag Mo., 20.06.2011, 12:46

Ich finde es schrecklich, wie deine Mutter dich behandelt und würde an deiner Stelle wirklich den Kontakt ganz abbrechen. Ich denke ja nicht, dass sie sich noch ändert. Und du tust dir so nur selbst weh.

Wenn du so weit bist, dass du akzeptieren kannst, dass du von ihr keine Wärme bekommen wirst und diese auch nicht mehr begehrst, dann kannst du ja vorsichtig wieder ein Treffen oder so wagen.

Hast du einen Freund oder jemanden, der für dich da ist, dich in den Arm nehmen kann und so? (Ich weiß, das ersetzt keine Mutter, kann aber sehr helfen...).

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