Nähe und Distanz

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holydime
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Nähe und Distanz

Beitrag So., 05.05.2013, 21:30

hallo.
vor etwa 4 jahren habe ich meine jetzige partnerin kennengelernt. voll klassisch die, eigentlich nie daran geglaubte, liebe auf den ersten blick.

sie brachte bereits ein kind aus einer früheren beziehung mit, somit war mehr oder weniger klar das ich von der stadt zu ihr aufs land ziehe. ich wollt sowieso weg aus der stadt zu der zeit und für mich wars wie ein zeichen, dass ich sie kennengelernt hab. wie ein zeichen, "das ist jetzt der weg raus aus der stadt und wieder zurück aufs land."

am anfang wars großartig. viel zuneigung, spürbare liebe, totale verliebtheit halt, wie mans kennt. so ca. nach einem halben, dreiviertel jahr waren wir dann schon schwanger. haben uns total gefreut und alles. und dann kam ein moment der meiner meinung nach alles verändert hat. ich nenns mal "die hormone".

das war eine schreckliche zeit. sie konnte mich nicht mal mehr riechen, mochte mich gar nicht mehr, außer ich zeigte ihr die kalte schulter, was ich auf ihren rat hin ein paar mal versuchen konnte, dann fand sie mich plötzlich wieder anziehend.
kann mich nicht erinnern wann ich davor so unendlich traurig war. jemand anders sein zu müssen nur damit die frau die ich über alles liebe und mit der ich jetzt ein kind erwarte mich auch zurückliebt und es mir zeigt. zum glück hat sich das mehr oder weniger wieder gelegt.

was ich aber (und ich bilde mir ein es ist seitdem) spüre ist, dass sie sich nicht mehr so zu mir hingezogen fühlt wie früher. zuerst hab ich gedacht ja, die anfängliche verliebtheit ist halt vorbei (hat sie mir eingeredet, so auf die art das ist doch bei allen paaren so, am anfang eben sooooo verliebt und dann verändert sichs) und bei mir ist sie halt noch da, aber es vergingen seitdem 2 jahre und es hat sich nichts geändert. ich bin noch immer verliebt in sie und ich find da auch nichts falsch daran. war schon (auch noch wegen ein paar anderer sachen, aber unter anderem auch deswegen) in therapie, wollt dem ganzen auf den grund gehen, so selbstfindungsmäßig mal nachforschen, warum ich eigentlich so viel liebe und zuneigung und das gefühl von ihr brauche. denn das tue ich. manchmal fühlt es sich so an (und bitte nicht falsch verstehen) als wäre ich (stereotyp gsehen) die frau in unserer beziehung. ich sehne mich so oft so sehr danach dass sie sich einfach mal zu mir hinkuschelt, oder mich einfach mal so zärtlich küsst oder mir das gefühl gibt das sie mich begehrt bzw begehrenswert findet, aber je mehr ich mir das wünsche und je mehr ich mich zurückhalte anstatt es mir einfach zu holen, weil ich mir denk sie soll auch mal kommen, umso schlimmer wirds für mich.

auf den rat meines therapeuten hab ich das thema schon sooo oft angesprochen, dann sieht sie es, wie schwer es für mich ist und wie traurig mich das macht und dann is es auch ein paar Tage oder Wochen wieder viel besser und ich merke wie sie mehr auf mich zugeht. danach gehts wieder gleich weiter, bis ich es das nächste mal anspreche. aber ich muss ehrlich sagen, ich mag nicht mehr! das ist schon so ein leidiges thema, über drei jahre. ich will dass sie es einfach checkt das ich das brauch und mich nicht immer damit abspeist dass sie mich e liebt und das ihr halt einfach nicht so oft wie mir danach ist, zärtlichkeiten auszutauschen. das war doch früher auch nicht so, sag ich dann immer. woraufhin sie keine antwort weiß. sie weiß dass sie früher auch viel mehr zuneigung und zärtlichkeit zu mir wollte und auch zu anderen partnern die sie davor hatte.

während ich das schreibe is es grad schon wieder so schlimm.

ich liebe sie einfach so sehr. daher (und weil ich durch unser gemeinsames kind auch eine absicherung wollte, sollte mir was zustoßen) habe ich sie auch gefragt ob sie mich heiraten möchte. sie hat ja gesagt und in 2 wochen ist es schon so weit. da heiraten wir.
tja....das spielt sicher auch mit, dass ichs jetzt noch viel krasser sehe. ich denk mir oft, wenn das für immer so weitergeht, dann will und kann ich irgendwann nicht mehr. dann hoff ich nur das ichs so lange aushalte bis unser kind groß genug ist, dass ich diese partnerschaft wieder als bloße beziehung sehen kann, die ich auch beenden kann wenn ich unglücklich darin bin.
ich bin selbst ein kind das eine scheidung der eltern durchlebt hat, das möcht ich für meines nicht. da "leide" ich lieber still jahrelang vor mich hin, denk ich mir. aber wenns so weitergeht mit dem ständigen "ich muss es wieder ansprechen" dann "bemüht" sie sich wieder und dann wirds wieder scheisse bis ich es anspreche....keine ahnung was ich da machen soll!? ich tank da ja auch kraft damit ich ein guter vater und elternteil sein kann. nicht nur für mien eigenes sondern auch für das kind das bereits da war als wir uns kennenlernten.

ich sag immer im spaß, ich bin noch verliebt in dich, während du mich bloß nur mehr liebst. obwohl, ich mein das eigentlich total ernst.

danke für die aufmerksamkeit, vielleicht fällt ja wem was dazu ein ;)
gute nacht

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RTRV
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Beitrag So., 05.05.2013, 21:50

Deine Geschichte hört sich nicht gerade berauschend an und allein bei deinen Worten, dass ich bald in dieser Situation heiraten wollts, schrillen die Alarmglocken. Blöde Frage, was genau willst du denn mit der Heirat absichern?
Den Schmerz euch täglich sehen zu müssen und euch nicht zu verstehen?

Ich stecke in einer ähnlichen Sitation und natürlich fällt mir dabei auf, dass ich dauernd lese, was du willst und was du brauchst.

Was braucht deine Verlobte? Interessiert es dich überhaupt? Möchtest du ihr die Frage stellen, ohne Hintergedanken, ohne zu Unterbrechen und ohne die Antwort im vorraus zu wissen?
Am Ende wird alles gut.
Wenn es nicht gut wird,
ist es noch nicht das Ende.
Oscar Wilde



http://ich-oder-so.webnode.at/

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Miss_Understood
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Beitrag So., 05.05.2013, 23:16

Du liebst sie.
Sie hat JA gesagt.
Zur Heirat.

Ist sie ein leichtfertiger Mensch?

Und was hat sie noch gesagt?
Was sind eure Ziele, Wünsche, Bedürfnisse für diese Ehe?
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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holydime
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Beitrag Mo., 06.05.2013, 06:32

nein sie ist kein leichtfertiger mensch. ich glaub auch das sie mich liebt. sie sagt es zumindest. was für mich so schwer ist, dass sie es mir nicht zeigen kann oder will. obwohl ichs schon wie bereits erwähnt des öfteren angesprochen und mir gewünscht habe.

ziele, wünsche, bedürfnisse.....die gemeinsame familie "großzuziehen". eine schöne zeit miteinander zu verleben. viel zu reisen und später zu zweit noch mehr zu reisen.
ich wünsche mir dass die "verbindlichkeit" der ehe zwischen uns etwas noch mehr festigt, dass sowieso schon da ist, nämlich dass wir vor problemen und konflikten nicht davonlaufen sondern gemeinsam versuchen diese zu lösen.

mein problem ist eigentlich, und ich hab die ganze nacht noch drüber gegrübelt folgendes kurz gesagt:

in unserer partnerschaft gibt es keine beziehung mehr!
sie ist nur noch elternteil und verdonnert mich mit ihrer art dazu auch nur mehr elternteil zu sein. da gibt es keine liebesbeziehung mehr. ihre oberste priorität sind die kinder und plump gesagt, wenn die schlafen, ist sie auch zu müde sich mit mir auch noch zu beschäftigen. so kommt es von ihrer seite rüber, das hat sie auch schon mal so gesagt. schön nicht? ich bin ja nach einem anstrengenden tag mit den kids auch müde, aber dass ich die zeit mit ihr dann als belastung oder anstrengend sehen würde, das fiele mir im traum nicht ein.

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Miss_Understood
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Beitrag Mo., 06.05.2013, 13:45

holydime hat geschrieben:(...)und dann kam ein moment der meiner meinung nach alles verändert hat. ich nenns mal "die hormone".

das war eine schreckliche zeit. sie konnte mich nicht mal mehr riechen
Nur kurz fällt mir an der Stelle noch was ein/auf: kannst du sie inzwischen wieder riechen?
Und ja, das kann mit hormonellen Veränderungen sehr zusammenhängen. Hat sie denn vorher die Pille genommen? Und jetzt möglicherweise wieder?

Daneben:
wie schaut's denn mit ihrem Wunsch aus wieder /mehr/ als Eltern zu sein?
Was genau meinst du, dass du 'Beziehung' statt Elternschaft vermisst? Sex? Anderes?
Ich habe keine Kinder, kann nur aus der Ferne beurteilen wie überaus anstrengend diese Zeit sein kann. Ich kann mir vorstellen, dass ihr euch ganz bewusst Freiräume schaffen solltet, nur für euch.

Spontan dachte ich: hey, sie hat JA gesagt, sie will dich heiraten, das sagt man ja nicht mal eben so, oder? Was - und bitte nicht als Angriff verstehen - ich möchte es verstehen - braucht holydime NOCH?

Was ich auch herauslese (korrigiere mich, wenn ich irre) - dass du dir eben auch mehr wünschst, dass SIE dir zeigt, dass sie dich will und liebt.

Wie schaut das denn bei dir sonst aus? Brauchst du generell sehr viel deutliche und 'laute' Bestätigung von außen? Und sie, ist sie sonst gegenüber anderen eher jemand, die mit überschwänglichen Bekundungen sich zurückhält oder ist sie nur bei dir gefühlt so - ja, wie würdest du es nennen ... ich sage jetzt mal 'zurückhaltend'?

Wie ist die Stimmung zwischen euch, freut ihr euch auf die Hochzeit? Freut ihr euch auf dieses Versprechen?
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Pfefferraupe
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Beitrag So., 05.07.2015, 15:51

Neue Frage zum Thema:

Ich will keinen neuen thread eröffnen, hätte zu dieser Thematik aber eine Frage:

Können Menschen mit unterschiedlichem Nähebedürfnis miteinander gut leben?

Derjenige, der mehr Nähe wünscht, bleibt doch immer irgendwie auf der Strecke, wenn der andere gut mit Distanz klar kommt. Ich frage mich, ob es möglich ist, eine Annäherung eines Zustandes zu erreichen, in dem beide glücklich sind. Derjenige, der mehr Nähe wünscht, ist vermutlich der unglückliche, weil er zu wenig bekommt. Der andere, der gut mit Distanz klar kommt ist somit der glücklichere Part von Haus aus, weil er eben keine Schwierigkeiten mit (zB. aufgrund von Änderungen der Lebensumstände) einer sich neu entwickelten Distanz hat. Somit wäre derjenige eher in eine Zwangssituation gebracht, wenn man von ihm mehr Nähe einfordern würde.
Einfordern kann doch auch keine Lösung sein. Freiwillig kommt aber nichts. Wie kann sich so eine neue Lebenssituation einpendeln, damit es auch demjenigen gut geht, der mit der neuen Distanz nur bedingt klar kommt?

Ich bin gerade überfragt wie man eine solche Frage beantworten, bzw. so ein Problem lösen kann.

Um Mithilfe wird gebeten!

LG Pfefferraupe

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Miss_Understood
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Beitrag So., 05.07.2015, 16:35

Liebe Pfefferraupe -- (danke fürs Threadausgraben - schade, dass sich der erste Themenersteller nicht mehr gemeldet hat, ich frage mich gerade, ob die Hochzeit schön war, gar stattfand und wie es ihm jetzt geht ...)

Nun ... meine letzte Beziehung ist u.a. genau DARAN gescheitert: ER wollte und brauchte und MUSSTE mehr Nähe haben als ich. Ich glaube, DAS ist das schwierigste Thema überhaupt, verschiedene Nähewünsche. Selbst wenn man sich darüber bewusst ist. Sogar selbst wenn man BEREIT ist aufeinander zuzugehen. Es birgt dann seitwärts am Thema vorbei sich öffnende Fallen. Bei uns zb: einer macht ständig Geschenke. Auch größere.

Wir hatten öfter darüber gesprochen. Ich BIN schon über meine Schatten gesprungen oder zumindest habe ich mich ihm angenähert. Es war zu langsam. Er befand ich hätte ihn abgeschaltet - als ich, der megaauslöser, krank wurde und nicht mit in Urlaub fliegen konnte - danach machte er Schluss. Hatte zwei Wochen später eine neue. Zog nochmal zwei oder drei Wochen später bei ihr ein.

Ja, der der weniger will, führt. Hat David Schnarch in seinen Büchern brilliant herausgearbeitet. Seine Bücher handeln zwar vom sexuellen Ungleichgewicht, aber seine Lösungsansätze lassen sich durchaus auf das Thema Nähe übertragen. Ich habe meinem Ex versucht davon zu erzählen. Ich habe ihm, da wir es eh schon als sehr schön und wichtig und hilfreich empfanden für uns, auch ohne das Buch zuvor, von Schnarchs "Umarmungen" erzählt. Das haben wir dann auch praktiziert. (Sich bis zur gemeinsamen Entspannung im Gleichgewicht zu umarmen, das ist wirklich, wirklich toll - und alle Gefühle, die so in dieser langen Umarmung - keiner hält den anderen, man steht im absoluten Gleichgewicht in einer Umarmung einfach bloss da - dürfen sein - bis es für beide stimmig ist sich loszulassen.) EINE von mehreren Ansätzen bei David Schnarch. Es hat bei uns letztlich nicht geholfen.

Wenn das Lebensliebenskonzept die FORM des gewünschten Lebens die beteiligte Person (PartnerIN) überstrahlt, dann denke ich ist es nicht möglich aufeinander zuzugehen. zb Zusammenziehen, Kinder - war bei uns jetzt nicht Thema, sich täglich sehen und wenn nicht mehrmals täglich telefonieren oder stundenlanges Chatten, weil nur so "die Beziehung" als solche gespürt wird ... was ich echt traurig finde. Dass DAS bei ihm so war, kann ich dann auch nur im Nachgang beantworten. Denn - als er die dazu passende Frau gefunden hatte, war ICH abgeschaltet. Oder auch kurz davor, weil es ihm angeblich SO weh tat, dass ich mich angeblich nicht "richtig" auf ihn einlassen würde ... Da habe ich leider immer noch dran zu knabbern.

Wie ist denn deine Situation, weshalb fragst du?
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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luciabava
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Beitrag So., 05.07.2015, 16:41

Hallo Pfefferraupe, ich würde zunächst sagen, es kommt darauf an, was alles unter "Nähe" verstanden wird. Körperliche Nähe? Die Nähe, die durch intensive, offene Gespräche entsteht? Und was heißt das genau - den anderen mit den eigenen Befindlichkeiten quasi permanent zu "überrollen"? (Überspitzt gesagt) Oder sich "alles" mitzuteilen? Heißt Nähe, alles gemeinsam zu machen und nie oder selten etwas allein? Was gehört alles zu dieser Nähe?

Dann denke ich, es ist zu kurz gedacht, dass der mit dem Wunsch nach weniger Nähe sozusagen immer die Oberhand hat. Es kann ja auch extrem unglücklich machen, jemanden mit größerem Nähebedürfnis immer wieder um die Distanz zu bitten, die er/sie braucht, um zufrieden zu sein. Theoretisch können beide Seiten etwas lernen, der Nähebedürftige kann einmal schauen, wie er mit etwas Distanz vielleicht auch zufriedener oder allgemein selbstständiger wird, der Distanzbedürftige könnte einmal schauen, ob er seine Grenzen etwas erweitern möchte und ob ihm das vielleicht guttut. Ob das auf längere Sicht funktioniert, kommt dann wohl auf die beiden Charaktere an - niemand könnte damit leben, sich dauerhaft unglücklich zu machen (wenn es denn tatsächlich so ist!).

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Miss_Understood
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Beitrag So., 05.07.2015, 16:44

oh - "FÜHREN" damit meint Schnarch explizit NICHT, dass es demjenigen BESSER geht, es ist sogar eben so wie du es beschreibst: BEIDE leiden zuweilen dann ...
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Pfefferraupe
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Beitrag So., 05.07.2015, 21:46

Danke euch beiden!

Da waren ein paar sehr gute inputs dabei.

Es geht bei mir darum, dass sich bei mir und einem sehr guten Freund zeitgleich die berufliche Lage geändert hat und auf eins zwei sehen wir uns anstatt beinahe jeden Tag nur noch alle zwei bis drei Wochen für zwei, drei Stunden. Zig Jahre lang verbrachten wir ganze Tage miteinander. Ich komm aktuell nicht gut damit klar, wenngleich es mich nicht stört, dass wir uns nicht mehr so oft sehen, aber DAS wiederum ist mir zu wenig. Ich leide darunter. Er meinte es gefällt ihm auch nicht aber er nimmt es so hin. Warum er so handelt kann ich zwar vermuten, kenne ihn sehr gut, aber das ändert nichts daran dass er mir oft fehlt.
Seit knapp einem Jahr läuft es nun so und ich habe abgewartet ob ich mich daran gewöhne.
Tat ich bis zu einem gewissen Grad auch, aber momentan klappt es nicht und ich habe ihm leider unlängst die Hölle heiß gemacht. Das war unser erster Streit seit wir uns kennen. Ich muss einen Weg finden damit umzugehen. Bloß von 100 auf 30 ist mir einfach zu wenig und ich weiß aber auch dass ich es nicht einfordern kann bzw. wenn es ihm so auch reicht bzw. er zu faul ist sich zu bewegen (was er leider auch ist) dann werde ich bestimmt müde werden mich darum zu bemühen und er wird müde werden mich zu enttäuschen.
Ihm reicht es wenn wir uns öfter unter Tags schreiben und einmal oder zweimal die Woche telefonieren, wobei er das auch vermeidet, weil wir dann immer sehr lange bis in die Nacht telefonieren und er um 5.30 aufstehen muss, was ich auch verstehen kann. Auch wenn wir es uns vornehmen, sobald wir uns hören reden wir eben lange.
Dass er auch nicht glücklich ist mit dieser Lage weiß ich, trotzdem kann er besser damit umgehen.
Nun steht auch noch ev. ein Ortswechsel an bei ihm und das löst bei mir weitere Ängste aus, dass es sich noch mehr auseinander bewegt. Er meint zwar dass es jetzt eben so ist und ja nicht so bleiben muss, es kann sich auch wieder ändern aber für mich ist es belastend. Ich denke er lässt das nicht so an sich ran wie ich.
Mir ist klar dass ich an mir weiter arbeiten muss und das werde ich auch tun. Er hat auch gemeint er wird sich bemühen, aber herrje, wie lange läuft etwas gut, wenn man sich bemühen muss. Ist zwar lieb von ihm gemeint aber ich weiß, dass das nicht die Lösung sein wird. Keine Beziehung baut auf einem Bemühen auf, sondern auf Freiwilligkeit. So war es bis jetzt auch immer, nur irgendwie läuft das jetzt nicht rund.

Über weitere Gedankenanstöße bin ich dankbar.

LG Pfefferraupe


Pfefferraupe
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Beitrag Do., 09.07.2015, 10:37

Kann man es so zusammenfassen, dass es keine Lösung gibt für Menschen mit unterschiedlichem Nähebedürfnis?

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leuchtturm
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Beitrag Do., 09.07.2015, 10:58

wenn das Bedürfnis nach Nähe sich krass unterscheidet, kann das verschiedene Ursachen haben.
Es kann sein, dass einer der beiden bindungsängstlich ist (scheint bei dir und deinem Kumpel nicht so zu sein).

Es kann auch sein, dass der mit dem riesigen Nähebedürfnis nicht gut alleine zurecht kommt. Dann muss der Andere quasi etwas ausfüllen, was man sich selbst nicht geben kann. Deshalb klammert er.

Und das wäre mit Sicherheit eine Untersuchung wert

Ansonsten wird es wirklich inkompatibel, fürchte ich.

Und doch, ja: eine Beziehung, egal ob Liebes-, Freundes- oder Familienbeziehung muss man gestalten. Sie besteht aus ganz viel Arbeit.Beziehungsarbeit nennt man das. Von wegen: es darf kein Bemühen sein


Pfefferraupe
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Beitrag Do., 09.07.2015, 11:42

Danke @ leuchtturm

es verhält sich so, dass er auch nicht überglücklich ist mit der neuen Situation, es aber besser als ich akzeptieren kann, dass es nunmal so ist und es sogar als eventuell temporären Zustand betrachtet und ich sehe es als absolute Veränderung. Ein Kaugummi am Schuh, den wir nie wieder loswerden. Hinzu kommt mein aktuelles Therapieende. Der Verlust meines Therapeuten. Da kommen zwei wesentliche Faktoren parallel zusammen und damit hadere ich nun (bedingt). Bedingt deshalb, weil ich mit einem Teil der Veränderung durchaus klar komme. Es ist nicht so, dass für mich die Umstellung Welt unter heißt, es gibt ja auch noch andere Menschen in meinem Leben als die Beiden. Sie sind allerdings meine engsten Vertrauten und da klafft jetzt natürlich eine Lücke auf.

ad Beziehungsarbeit: Wir mussten natürlich auch immer wieder mal an der Beziehung "arbeiten", wobei ich sagen muss, es ging eben sehr leicht, da sich nichts aufstauen konnte aufgrund der hohen Frequenz uns zu sehen. Alles konnte sofort angesprochen werden und zwischen Aktion und Reaktion gab es keine unnötigen Verzögerungen. Dies reinigte die Seele und die Beziehung konnte florieren. Nun wird es aufgeschoben und teilweise verdrängt bzw. man ist gezwungen es runterzuschlucken bis es zu einem Treffen kommt. Wahrlich eine Umstellung nach so vielen Jahren...

Das mit dem Bemühen sehe ich natürlich auch radikal. Vielleicht sollte ich diesem Bemühen auch tatsächlich ein Chance geben. Das nehme ich mir als wirklich guten input mit!


Pfefferraupe
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Beiträge: 219

Beitrag Sa., 01.08.2015, 20:27

Pfefferraupe hat geschrieben:Kann man es so zusammenfassen, dass es keine Lösung gibt für Menschen mit unterschiedlichem Nähebedürfnis?
Weil ich mich das gefragt habe vor geraumer Zeit. Jetzt kann ich selbst darauf antworten und falls es jemanden interessiert.

Miteinander reden ist gut und es dann sein lassen können damit sich der Raum für die neue Entwicklung öffnen kann ist wesentlich. So merke ich nun dass Nähe wieder mehr möglich wird, weil ich meinen Wunsch kommuniziert habe - gleichzeitig dazu aber nichts eingefordert habe, sondern mich mehr oder weniger mit mir in der Zwischenzeit auseinandergesetzt habe. Mit dem einhergehenden Gefühl ohnehin nichts ändern zu können und dieses Faktum so zu akzeptieren wie es ist. Neue Wege finden. Ich denke man kann daran tatsächlich nichts ändern, wenn der andere eben anders tickt oder vorübergehend blockiert ist.
Der Hintergrund ist wesentlich. Gibt es tatsächlich ein unterschiedliches Nähebedürfnis oder sind die Bedingungen einfach so und es hält sich ein temporärer Zustand aufrecht, den man eben aushalten muss.
Interessant ist es natürlich wie der andere es sieht. Mißverständisse klären ist so wichtig. Nichts hineininterpretieren. Vermutlich gibt es in Zeiten einer Veränderung als Goldstandard nur das Gespräch. Immer dann (danach) ist da noch mehr Nähe als vorher. Das war schon immer so, keine Ahnung warum ich dies vergaß. Es ist nicht leicht bei sich zu bleiben. Wiedermal erkannt, dass Übung den Meister macht. Tja, und der andere muss halt auch wollen, sonst hilft alles nichts.
Abschließend ist zu sagen, wenn man es schafft, Veränderung zuzulassen, und diesen unsicheren Zustand überwinden kann, können sich neue und feste(re) Strukturen bilden. Es tut gut, wenn etwas gelingt in punkto Beziehung. Man hat ja nicht laufend Herausforderungen und umso schöner ist es, wenn eine Hürde gemeinsam genommen wird.

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