Wieviel zählt das, was die Leute über einen reden?

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Wurstel
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Wieviel zählt das, was die Leute über einen reden?

Beitrag Fr., 30.05.2014, 15:02

Wurstel


Mich würde mal interessieren, wie Ihr diese Sache seht:
Wie wichtig ist Euch, was die Leute über Euch reden?
Und welche Konsequenzen könnte es tatsächlich haben, wenn schlecht über einen geredet wird? (Also ich meine, für den, über den schlecht geredet wird.)

Mir persönlich ist es ja wurscht, was die Leute sich über mich zusammenspinnen. Jetzt kommt allerdings das große Aber:
Eines der großen Probleme, das ich habe (um nicht zu sagen das Hauptproblem) ist nämlich genau auf diesen Themenkomplex herunterzubrechen.

Meiner Familie ist es sehr wichtig, daß man in der Umgebung gut dasteht. Dazu gehört natürlich, daß man sich so zu verhalten hat, wie es von der älteren Bevölkerung erwartet wird.

Nun ist es so, daß ich die Erwartungen meiner Eltern und meiner Umgebung nicht gerade erfülle. Mit 17 begann ich, mich gegen meine Eltern aufzulehnen; da begann in unserem Haus der Generationenkonflikt, der noch immer andauert. Ich begann, mir viele Schallplatten (später auch CDs) zu kaufen und spielte die natürlich zuhause. Da schon begann der Ärger - meine Mutter warf mir vor, da unpassende Musik zu spielen, und wenn das die Nachbarn hören, reden die über uns; und das darf nicht sein, daß ich unsere Familie durch das Abspielen solcher Schallplatten in der Nachbarschaft schlecht mache.

Bei eigentlich allen Situationen war es meiner Familie immer sehr wichtig, was die Nachbarn über einen reden. So wollte ich schon damals lange Haare haben, aber das ließ meine Mutter nicht zu und schickte mich zur Frisörin. Als ich dort sagte, ich möchte mal einen anderen Haarschnitt haben, sagte mir die Frisörin, daß meine Mutter angerufen und gesagt hat, daß sie mir nur einen Scheitel machen darf, ganz gleich, was ich verlange. Und so schnitt sie mir dann wieder einen (von mir gehaßten) Scheitel. Später ging ich dann zu einem anderen Frisör (nahm dazu einen langen Fahrtweg in Kauf) und ließ mir einen von meinen Schulkollegen empfohlenen Haarschnitt machen. Mit dem Ergebnis, daß meine Mutter daraufhin beim Frisör vorstellig wurde, dort herumkeifte und ihm über die Gendarmerie und über die Stadtgemeinde Schwierigkeiten machte, sodaß mich der Frisör das nächstemal rausschmiß. (Wohlgemerkt: Ich war damals schon volljährig!)

Ungefähr 1977 begann ich, Gedichte zu schreiben. Meine ersten Gedichte fielen in die Zeit vor dem Generationenkonflikt und waren daher eigentlich nur witzig, so im Stile der Frühschoppengedichtevortrager. (Der Frühschoppen war eine Radiosendung im Ö R, wo Marschmusik gespielt wurde und immer wieder witzige Gedichte vorgetragen worden sind.) Diese Gedichte gefielen meiner Mutter, und ich durfte sie auch im Familienkreis vortragen.

Als jedoch (ausgelöst durch Klassenkameraden in der Handelsschule) 1979 der Generationenkonflikt in unserem Haus begann, fing ich an, andere Gedichte und Liedtexte zu schreiben, welche sozialkritisch oder auch sarkastisch bis haarsträubend (also Schwarzer Humor) waren. Diese Texte gefielen meiner Mutter überhaupt nicht. Sie verbot mir, diese "schrecklichen" Texte im Familienkreis oder sonstwo vorzutragen. Da ich mich unterstand, sie dennoch vorzulesen (wer will schon seine Werke für sich behalten?), verbrannte sie dann immer wieder meine Gedichte. Meine Mutter sagte damals, ich soll froh sein, daß sie meine Texte verbrennt, denn wenn die jemand hört oder liest, werde ich in eine Geschlossene Anstalt oder auf lebenslag ins Gefängnis gesteckt.

Meine Mutter bestimmte, was für Kleidung ich zu tragen hatte. Mir persönlich war das egal (die Kleidung mußte mir nur von der Form her passen und bequem sein); aber meine Schulkollegen sagten mir, daß ich sehr unvorteilhaft gekleidet war. (Ich mußte oft Hosen von verstorbenen Onkeln auftragen.) Später habe ich mir dann T-Shirts (z. B. von IRON MAIDEN) gekauft - die ersten dieser T-Shirts hat meine Mutter zerschnitten, weil sie der Ansicht war, daß die Leute über uns reden werden, wenn ich mit so einem T-Shirt herumlaufe.

Als ich meinen Wunsch äußerte, Sänger einer Rockband zu werden (ein damals unmögliches Unterfangen, da ich keine Musiker kannte), kam meine Mutter wieder mit dem Argument, daß dies die Nachbarn nicht gut finden und dann über uns reden würden.

Erst 1991 (als ich bereits 28 Jahre alt war) wurde ich Akteur einer Rock-Schock-Showband. Zwar erzählte ich zuhause, daß ich Akteur (kein Musiker oder Sänger) einer Band bin, aber meine Eltern wußten nicht, was diese Band macht. Egal war es meiner Mutter nicht (sie befürchtete, ich könnte durch die Beschäftigung mit Rockmusik rauschgiftsüchtig werden), aber immerhin beruhigte sie sich damit, daß die Band nie in meiner Gegend spielte und daher in der Nachbarschaft unbekannt war; sie verbot mir allerdings, herumzuerzählen, daß ich in einer Band bin, da sowas ein schlechtes Bild auf unsere Familie wirft.

Dann wurde ich von einer Zeitung (die nur geringe Auflage hat und nur in Wien und im Burgenland verkauft wurde) interviewt. Da stand dann zu lesen, daß ich als Kind Schläge mit dem Schürhaken bekommen hatte (was ja auch stinmte). Mein damaliger Therapeut (der zuerst begrüßt hatte, daß ich interviewt werde und gemeint hatte, die Zeitung wird schon wissen, was sie schreibt) meinte dann, daß der Bericht schlecht ist und daß ich an eine Zeitung geraten bin, die mich da als Aufnäher für eine reißerische Story benutzt hat (er kannte vorher diese Zeitung nicht); der Hinweis auf das Interview mit mir war die Schlagzeile am Titelblatt. Monate später hat meine Mutter von irgendwoher eine Kopie dieses Zeitungsberichtes bekommen und sich furchtbar darüber aufgeregt. Sie rief bei der Zeitung an, machte den Redakteur zur Schnecke und erreichte mit ihren Beziehungen, daß der Zeitung die Presseförderung gestrichen und daraufhin die Zeitung eingestellt werden mußte (mittlerweile gibt es sie wieder). Weiters verlangte meine Mutter von meinem Therapeuten einen Bericht, daß ich zum Zeitpunkt des Interviews nicht im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte war - sie wollte mich wohl in eine geschlossene psychiatrische Anstalt bringen, um zu verhindern, daß die Nachbarn Wind davon bekommen, wie "abartig" (Zitat meiner Mutter) ich sei und dann unsere ganze Familie schlecht dasteht. Da sich mein Therapeut weigerte, einen derartigen Befund zu schreiben (er sagte, so ein Befund wäre nicht gut für mich), wandte sich meine Mutter dann an einen Psychiater (bei dem ich auch manchmal war) und redete ihm ein, daß ich so einen Befund für den Dienstgeber brauche, andernfalls ich entlassen werde. Worauf dann dieser Psychiater ein Schreiben verfaßte, in dem stand, daß die Zeitung da offenbar meine Gutgläubigkeit ausgenutzt hat und daß ich berühmt werden möchte und mich daher zu Dingen hinreißen lasse, um bekannter zu werden; in diesem Zusammenhang sehe er auch meine Teilnahme bei der Rock-Schock-Showband, die mich als groteskes Maskottchen erkoren habe. (Der Psychiater kannte die Band überhaupt nicht und hat sich das nur von meiner Mutter erzählen lassen.) Dieser Psychiater sagte mir dann, daß er in einer Zwickmühle gewesen ist, da meine Mutter ihm glaubhaft versichert hatte, daß ich meinen Job verliere, wenn er nicht sofort einen diesbezüglichen Befund schreibt und daß ihm meine Mutter nichtmal Zeit gegeben hatte, mich zu fragen, was ich zu dieser Sache sage, sondern ihm gesagt hatte, sie müsse diesen Befund noch am selben Tag meinem Chef geben, sonst wäre ich gefeuert.)

So ging es immer weiter. Meine Mutter (und auch mein Vater und insbesondere auch meine Schwester) kamen bzw. kommen immer mit dem Argument, daß ich Dies und Das zu tun habe bzw. zu unterlassen habe, damit die Leute nicht schlecht über uns reden.

Auch der Tod meiner Mutter steht damit im Zusammenhang: Ihr war nicht recht, daß ich Theater spiele - sie war der Ansicht, daß sich das mit meinem Job nicht verträgt. Außerdem sagte sie in Bezug aufs Musikmachen und Theaterspielen immer: "Wir sind keine Jenischen!" Da ich trotzdem als Special Guest bei Bands als Sänger auftrat und auch Theater spielte, regte sich meine Mutter darüber immer irrsinnig auf, weil sie befürchtete, daß die Nachbarn deswegen schlecht über unsere Familie reden könnten. Sie steigerte sich so stark hinein, daß sie einen Herzanfall bekam und der Arzt geholt werden mußte. Dann fragte mich unser Hausarzt immer wieder, ob ich schuld daran sein will, wenn meine Mutter stibt und erklärte mir, daß sie sich unter gar keinen Umständen aufregen darf. Einmal habe ich einen Auftritt abgesagt, weil meine Mutter sich über diesen Auftritt so aufgeregt hatte; da waren mir dann die anderen Schauspieler böse. Als ich dann im Jahr 2005 wieder Theater spielte, sagte ich nicht ab. Da regte sich meine Mutter derart auf, daß sie ins Spital kam, wo sie jämmerlich zugrunde ging. Seitdem wird mir von meiner Familie vorgeworfen, schuld am Tod meiner Mutter zu sein. Und das Ganze nur, weil meiner Familie so wichtig ist, was die Leute reden.

Später wurde mir von einem Freund empfohlen, zum Kieser-Training zu gehen zwecks Gewichtsreduktion und Training meiner total verkümmerten Muskeln. Meinem Vater war nicht recht, daß ich zu diesem Training fuhr. Da er sich immer stärker darüber aufregte, fuhr ich dann immer seltener hin. Einmal aber wollte ich unbedingt hinfahren, was mein Vater verhindern wollte. Im Zuge der Auseinandersetzung versetzte mir mein Vater einen Faustschlag (einen sogenannten "Judas") auf die Schulter. Beim Training begann meine Schulter stark zu schmerzen, und ich mußte das Training abbrechen. Da die Schmerzen unerträglich wurden, brachte mich mein Vater am nächsten Tag ins Spital und gab dort an, daß ich mich beim Kieser-Training verletzt habe. (Ich konnte vor Schmerzen nicht reden.) Der Chefarzt erstattete Anzeige bei der Polizei, da er erkannte, daß meine Schmerzen nur von einem Schlag auf die Schulter kommen konnten. Mein Vater mußte eine Aussage bei der Polizei machen. Dann hieß es, ich hätte meinen Vater angezeigt (was aber nicht stimmte). Mein Vater sagte, er ist auf der Polizei dagestanden wie ein Mörder. Und meine Schwester warf mir vor, schuld daran zu sein, daß die ganze Ortschaft jetzt über meine Familie redet, und das nur, weil ich mir eingebildet habe, zu diesem blöden Kieser-Training zu gehen, obwohl das mein Vater nicht wollte; sie sagte auch, daß es eine Blutschande ist, wenn man seine Eltern anzeigt. Später bekam ich noch Briefe von der Krankenkasse und von meiner privaten Zusatz-Krankenversicherung, daß ich den Täter bekanntgeben muß. Auf diese Schreiben reagierte ich nicht, da mir dies von meiner Familie verboten worden ist. (Meine Schwester meine damals, daß die Krankenkasse nur einen Sündenbock sucht, der meinen [ihrer Ansicht nach unnötigen] Krankenhausaufenthalt bezahlt und daß sie es nicht zuläßt, daß ich da meinen Vater eintunke.) Zwei Freunde telefonierten damals mit meinem Vater, meiner Schwester und meinem Schwager und sagten mir dann, daß es meine Familie überhaupt nicht interessiert, wie es mir geht, sondern daß sie nur darauf besorgt sind, daß nichts Schlechtes über die Familie geredet wird.

Meine Schwester wirft mir auch oft vor, daß sich Leute bei ihr über mich beschweren. ("Kannst du nicht dafür sorgen, daß sich der ordentlich frisiert?") Sie sagte mir früher auch, daß sie Schwierigkeiten mit ihrer Chefin bekommen hat wegen meiner langen Haare und wegen meinem Bart. (Sie war im Kindergarten angestellt, und da mein Arbeitsplatz gleich nebenan ist, sahen mich dort natürlich die Leute immer mit dem Rad vorbeifahren.) Dieses Argument ist allerdings heuer weggefallen, da meine Schwester seit heuer in Pension ist.

Im Zusammenhang mit diesem Thema steht auch die Einschränkung meiner Geschäftsfähigkeit, die meine Familie gegen mich erwirkt hat. Sie will damit erreichen, daß ich mit meinen künstlerischen Aktivitäten aufhöre.

So, und jetzt meine Frage:
Wie wichtig ist das tatsächlich, daß die Nachbarn nichts Schlechtes über einen reden?
Mir persönlich ist es egal, aber meiner Familie halt nicht.

Wie hält Ihr das?
Kennt Ihr solche Argumente, wie sie meine Familie anbringt?


Wurstel

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Hiob
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Beitrag Fr., 30.05.2014, 16:03

"...Im Zusammenhang mit diesem Thema steht auch die Einschränkung meiner Geschäftsfähigkeit, die meine Familie gegen mich erwirkt hat. Sie will damit erreichen, daß ich mit meinen künstlerischen Aktivitäten aufhöre....."

Bist du sicher, dass sie nicht einfach an deinen Erbteil ran wollen?

"...Wie wichtig ist das tatsächlich, daß die Nachbarn nichts Schlechtes über einen reden?
Mir persönlich ist es egal, aber meiner Familie halt nicht.

Wie hält Ihr das?
Kennt Ihr solche Argumente, wie sie meine Familie anbringt?..."

So wie du deine Familie beschreibst, sind sie alles andere als freundlich und liebevoll zu dir.
Ich hätte mir in dieser Situation längst eine andere gesucht. Wenn es dich nicht stört, wie sie über dich denken und dass deine Familie dich dafür mißbraucht, ihren eigenen Ruf zu stabilisieren, würde ich einfach dabei bleiben...wie ich bin, ihnen einen Vogel zeigen und mein Ding weiter durchziehen. Ich mein, dein Ruf ist doch eh längst ruiniert, da ist das Leben doch viel angenehmer und freier. Deine Schwester ist nicht frei, sie ist abhängig vom Wohlwollen anderer. Ich vermute, das beschäftigt sie jeden Tag. Dass sogar deine Haarlänge dabei eine Rolle spielt, zeugt eher von ihrer Geistesschwäche als von deiner.

Ich muss irgendwie grad lachen. Kennst du das Buch "Irre-Wir behandeln die falschen"? Als Einstieg ist das vielleicht was für dich. Ich vermute, wenn sie behaupten, dass man sich für dich schämen sollte, meinen sie eher sich selber. Das ist oft so, im Leben...bei deinem Falle tritt es aber recht originell zu Tage.

Alles Gute
Hiob

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Wurstel
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Beitrag Fr., 30.05.2014, 18:38

Wurstel


[zur Einschränkung meiner Geschäftsfähigkeit]
Hiob hat geschrieben:Bist du sicher, dass sie nicht einfach an deinen Erbteil ran wollen?
Ja.
Obwohl das schon mit dem Erbe zusammenhängt, aber quasi andersherum.

Hiob hat geschrieben:So wie du deine Familie beschreibst, sind sie alles andere als freundlich und liebevoll zu dir.
Weil ich nicht so geworden bin, wie sie sich ihren Sohn gewünscht haben. Und weil ihrer Ansicht nach mein Verhalten die Ursache dafür ist, daß die Leute schlecht über uns reden, was ja meine Familie verhindern will.
Hiob hat geschrieben:Ich hätte mir in dieser Situation längst eine andere gesucht.
Sich andere Eltern und sich andere Geschwister zu suchen, ist biologisch unmöglich.
Hiob hat geschrieben:Wenn es dich nicht stört, wie sie über dich denken und dass deine Familie dich dafür mißbraucht, ihren eigenen Ruf zu stabilisieren, würde ich einfach dabei bleiben...wie ich bin, ihnen einen Vogel zeigen und mein Ding weiter durchziehen.
Mein Ding ziehe ich eh weiter durch. Nur hat mir meine Familie immer Steine in den Weg gelegt. Um tun zu können, was ich tun wollte, mußte ich diese Steine erst wegräumen - nur hatte ich nach dem Wegräumen der Steine meistens nicht mehr die Kraft, um das tun zu können, was ich eigentlich tun wollte. (Sisyphos, Du könntest mein Bruder sein!)
Hiob hat geschrieben:Ich mein, dein Ruf ist doch eh längst ruiniert, da ist das Leben doch viel angenehmer und freier.
Glaubst Du!
Hiob hat geschrieben:Deine Schwester ist nicht frei, sie ist abhängig vom Wohlwollen anderer. Ich vermute, das beschäftigt sie jeden Tag. Dass sogar deine Haarlänge dabei eine Rolle spielt, zeugt eher von ihrer Geistesschwäche als von deiner.
Meine Schwester kommt immer wieder und kämmt mir meine Haare, obwohl ich das nicht will, außerdem ist sie dabei noch recht grob. Sie sagt, daß sich die Leute bei ihr beschweren, weil ich ungekämmt herumlaufe. Es stimmt schon, daß ich die Haarpflege etwas vernachlässige. Ich hatte mal in Erwägung gezogen, mir Dreadlocks machen zu lassen - lang genug sind meine Haare ja jetzt, nur wäre da die natürliche Verfilzung wichtig. Geht aber nicht, wenn meine Schwester sich dauernd über meine verfilzten Haare aufregt und solange an meinem Kopf herumkämmt, bis alles entfilzt ist. Ich sage ihr immer, sie soll das sein lassen, aber sie sagt dann immer: "Glaubst du, ich will mich wegen deiner ungekämmten Haare ausrichten lassen? Die Leute hauen mich an, warum ich nicht auf dich schaue!"
Hiob hat geschrieben:Ich muss irgendwie grad lachen. Kennst du das Buch "Irre-Wir behandeln die falschen"? Als Einstieg ist das vielleicht was für dich.
Nein, das Buch kenne ich nicht.
Hiob hat geschrieben:Ich vermute, wenn sie behaupten, dass man sich für dich schämen sollte, meinen sie eher sich selber. Das ist oft so, im Leben...bei deinem Falle tritt es aber recht originell zu Tage.
Nein, das meint sie sicher nicht damit. Es stört sie, daß ich unangepaßt bin.

Es war ja so, daß meine Schwester immer das getan hat, was unsere Eltern wollten. Sie hat nie gegen die Eltern rebelliert, nicht einmal ein bißchen. Auch ihren Mann haben unsere Eltern ausgesucht, und ihr war das recht. Ihr Haus hat mein Vater gebaut, und gehören tut der Grund und das Haus noch ihm - sie wird es nach seinem Tod erben.

Meine Familie sagt oft, daß ich unselbständig bin. Das aber nur, weil sie "Selbständigkeit" anders definiert: "Warum kannst du nicht selbständig das tun, was man von dir verlangt? Das zeigt von großer Unsebständigkeit. Solange du aufmüpfig und unfolgsam bist und Anlaß dazu gibst, daß die Leute über dich reden, bist du nicht erwachsen!"

Und originell oder lustig - na, ich weiß nicht...


Wurstel

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Emely
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Beitrag Fr., 30.05.2014, 19:24

Hallo Wurstel,

so wie du es beschreibst, wohnst du in einer bäuerlich-ländlichen Umgebung.
Ich kenne das, ich bin auch so aufgewachsen. Sogar als Mädchen durfte ich in den Siebzigern meine Haare nicht lang wachsen lassen. Schließlich sollte ich nicht zu diesen langhaarigen "Faulenzern" (Hippies) gehören.
Auch bei der Musikauswahl war es so: ich bekam einen Plattenspieler, durfte aber keine "Negermusik" spielen.
Die Leute in solchen Gegenden legen sehr viel Wert auf ihren "Ruf". Und dazu gehört, nicht aus der Reihe zu tanzen.
Mir war das zu eng da, ich bin mit Anfang zwanzig in die Stadt gezogen.
Die beste Entscheidung meines Lebens. Wenn du dort bleibst, kannst du dich diesen Gegebenheiten kaum entziehen.
Heute wird es nicht mehr so schlimm sein wie früher, aber noch schlimm genug.
Musst du da wohnen bleiben? als "Sonderling" wirst du da sowieso nicht Ernst genommen.

LG
Emely

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MissX
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Beitrag Fr., 30.05.2014, 20:47

Wurstel hat geschrieben: So, und jetzt meine Frage:
Wie wichtig ist das tatsächlich, daß die Nachbarn nichts Schlechtes über einen reden?
Mir persönlich ist es egal, aber meiner Familie halt nicht.

Wie hält Ihr das?
Kennt Ihr solche Argumente, wie sie meine Familie anbringt?

Ich bin auch in einer ländlichen Gegend aufgewachsen, wo das Leben der anderen und das Gerede darüber scheinbar der einzige Lebensinhalt vieler Leute ist.
Ich habe mich in dieser Welt nicht wohl gefühlt. Und bin dann in eine Gegend gezogen, wo sich die Menschen mehr um sich selbst kümmern (Großstadt). Das passt einfach mehr zu mir.
In dörflichen Gegenden fühle ich mich einfach nicht wohl, weil es dort wirklich oft dieses Klischeegetratsche und kleinkarierte Denken gibt (Natürlich nicht immer, gibt wahrscheinlich auch total weltoffene Dörfer, vielleicht, ich kenn nur keins). Also im Prinzip ist es mir auch egal, was andere Menschen über mich reden. Nur finde ich die Atmosphäre einfach dann so negativ und das schränkt dann doch eher meine Lebensqualität ein. Die negative Bla-bla-bla über andere geht mir einfach auf den Keks und ich will darüber nicht reden, dass langweilt und nervt mich ziemlich.
Ich habe die Einstellung, dass jeder machen kann, was er will solange er niemanden schadet. Und mich interessiert das Leben fremder Menschen einfach nicht im Alltag. Ubd ich will auch nicht in solche Gespräche verwickelt werden usw.
Insgesamt denke ich einfach, dass Leben ist viel zu kurz, als dass ich es mit Menschen verbringen will, die nicht zu mir passen.
Und im Umfeld der Stadt passen sehr viele Menschen zu mir.
Aus dem Dorf aus dem ich komme nicht. Ich habe mich dort immer extrem eingeengt gefühlt und wie ein "Fremdkörper". In der Stadt fühle ich mich einfach viel freier und sehr viel wohler.

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hawi
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Beitrag Sa., 31.05.2014, 08:58

Wurstel hat geschrieben:So, und jetzt meine Frage:
Wie wichtig ist das tatsächlich, daß die Nachbarn nichts Schlechtes über einen reden?
Mir persönlich ist es egal, aber meiner Familie halt nicht.

Wie hält Ihr das?
Kennt Ihr solche Argumente, wie sie meine Familie anbringt?
Hallo Wurstel!

Wieviel das, was du beschreibst, zählt?
ICH kann es dir nicht sagen! Ich glaube nicht mal, dass es auf diese Frage überhaupt EINE Antwort gibt, weder allgemein für das übereinander reden, noch bezogen auf das, was andere über dich reden.

Dass es zählt, das zeigt ja bereits den Thread, das, was du schilderst.

„mir persönlich ist es egal“?
Stimmt das?
Du schilderst sehr ausführlich vieles aus, von deiner Umgebung. „egal“, diese Haltung, Überzeugung, hättest du sie, wärst du so autonom, unabhängig von anderen?
Möglich, dass es dann auch einen Thread von dir gäbe. Aber dann - meine ich – einen, der weniger „Betroffenheit“, „Verletztheit“ ausdrückte, als ich nun hier rauslese. Sogar die Überschrift? Zu einen „egal“- Haltung passte vielleicht eher die Frage nach dem „warum“, warum reden anderen über einen, warum ist ihnen so was wichtig, so wichtig?

Antworten darauf hätte ich viele. Aber hier? Zumindest im Moment nicht wichtig.
Eher wichtig, glaube ich, die Feststellung, dass es ist wie es ist.
Was andere über einen reden zählt, zählt auch, ist wichtig, jedenfalls nicht immer völlig unbeachtlich.
Ich glaube, wäre ich völlig allein, ohne Kontakt zu anderen Menschen, ohne auch dem miteinander reden über einander, es fiele mir sehr schwer, so allein zu sein.

Du? Genau weiß ich es natürlich nicht, aber so unwichtig scheinen dir die anderen gar nicht zu sein.
Womöglich sogar an mancher Stelle eher im Gegenteil. Mir scheint eher, du wehrst dich gegen das schlechte Reden über dich. Dir fehlt Zustimmung, Anerkennung, Akzeptanz (der anderen).

Lösungen, Ratschläge?
Lass ich lieber. Jedenfalls all das, was ganz konkret, real, praktisch machbar wäre.
So was braucht, finde ich, ein Fundament, eine passende eigene Einstellung, Sicht.
Akzeptanz, Bewusstsein des Tatsächlichen, grad auch höchstpersönlich bei dir selbst.
Vielleicht mit Hilfe anderer, denen du vertrauen kannst.

Sich dann u. a. so wie es grad MissX schreibt auch ein „passendes“ Umfeld zu suchen, finde ich gut. Übereinander geredet wird dort aber auch! Und wer dazu gehören möchte, der macht mit, denn auch gut übereiander reden geht ohne miteinander, übereinander reden, nicht.


LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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Wurstel
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Beitrag Sa., 31.05.2014, 10:16

Wurstel

Emely hat geschrieben:so wie du es beschreibst, wohnst du in einer bäuerlich-ländlichen Umgebung.
Das ist richtig. Es ist ein Dorf mit ca. 2.000 Einwohnern.
Emely hat geschrieben:Ich kenne das, ich bin auch so aufgewachsen. Sogar als Mädchen durfte ich in den Siebzigern meine Haare nicht lang wachsen lassen. Schließlich sollte ich nicht zu diesen langhaarigen "Faulenzern" (Hippies) gehören.
Lange Haare waren bei Mädchen kein Problem, bei Jungen hingegen schon.

Es war hier weniger so, daß ein Bursche mit langen Haaren als Hippie hingestellt wurde, sondern eher als Rebell. Und Rebellen, die sich nicht einfügten, wollte man nicht. Man wollte auch keine Tätowierte, denn die sah man als gewalttätige "Häfenbrüder" an.

Als Hippie wurde man eher angesehen, wenn man zu bunt gekleidet war, unabhängig von der Länge der Haare. Zum einen meinten meine Eltern, daß sowas nicht ins Ortsbild paßt, und andererseits sahen meine Eltern in den Hippies Rauschgiftsüchtige.
Emely hat geschrieben:Auch bei der Musikauswahl war es so: ich bekam einen Plattenspieler, durfte aber keine "Negermusik" spielen.
Als ich meine erste AC/DC-Platte auflegte, glaubten meine Eltern zuerst, die Platte sei kaputt. Denn nie vorher hatten sie soetwas gehört.

Dazu kam noch, daß die Lieder meist auf englisch waren, was von meinem Vater als "undeutsch" bezeichnet wurde. (Da ich nicht so gut englisch konnte, um die Texte zu verstehen, aber wissen wollte, worum es in den Liedern geht, legte ich beim Kauf der Platten Wert darauf, daß die Texte beilagen.)
Emely hat geschrieben:Die Leute in solchen Gegenden legen sehr viel Wert auf ihren "Ruf". Und dazu gehört, nicht aus der Reihe zu tanzen.
Mir persönlich ist das egal, was die Leute über mich reden (ich weiß es übrigens auch nicht). Nur leider meiner Familie nicht. Aus diesem Grund kommt sie mir immer mit diesem Argument.
Emely hat geschrieben:Mir war das zu eng da, ich bin mit Anfang zwanzig in die Stadt gezogen. Die beste Entscheidung meines Lebens.
Ich weiß nicht, ob das für mich so gut wäre. Denn es hat ja auch Vorteile, wenn man in einem großen Haus mit riesigem Garten wohnt. Ich kenne Leute, die in Wohnungen in Wien wohnen, da ist es doch sehr beengt, und man darf keinen Krach machen, weil sich sonst die Nachbarn beschweren (was ja dann irgendwie auch wieder ins Thema fällt). Bei uns hört man das nicht so leicht durch die dicken Mauern, außerdem sind die nächsten Nachbarn weiter weg.
Emely hat geschrieben:Wenn du dort bleibst, kannst du dich diesen Gegebenheiten kaum entziehen.
Aber auch nur deshalb nicht, weil es meiner Familie so wichtig ist und sie mir deshalb laufend Schwierigkeiten macht (siehe die Einschränkung meiner Geschäftsfähigkeit). Mir hingegen ist es ja egal, was über mich geredet wird.
Emely hat geschrieben:Heute wird es nicht mehr so schlimm sein wie früher, aber noch schlimm genug.
Ich weiß nicht, wie sich die Bevölkerung in unserer Ortschaft entwickelt hat. Im Jahr 1971 hatte unsere Gemeinde ca. 2.300 Einwohner. Im gleichen Jahr wurden wir zur nächstgelegenen Stadt eingemeindet, und seitdem gibt es nur mehr eine Angabe, wieviele Einwohner diese Stadt hat. Ich weiß also nicht, wieviele Leute heute hier wohnen. Es wurden ja viele neue Einfamilienhäuser ("Zua'graste") und auch Mehrparteienhäuser gebaut. Allerdings sind auch etliche Leute von hier fortgezogen. Früher wohnten in den alten Bauernhäusern viele Leute. So waren wir in den 70ern noch 6 Personen, heute sind wir nur mehr zwei (mein Vater und ich). Und meine Großmutter väterlicherseits hatte acht Geschwister.
Emely hat geschrieben:Musst du da wohnen bleiben?
Gewissermaßen ja. Das habe ich im anderen Thema schon erklärt. (Kurz: Nach dem Tod meines Vaters soll ich Haus und Hof übernehmen.)
Emely hat geschrieben:als "Sonderling" wirst du da sowieso nicht Ernst genommen.
Mein Therapeut meinte, daß es diesbezüglich in unserer Gegend ganz besonders schlimm ist. Das mußte er selber erfahren, als er von Wien hierher zog.

Als ich mal mit einem etwas gewagterem Hut in die Therapiestunde kam, meinte mein Therapeut, ich solle hier nicht mit einem derartigen Hut herumlaufen. Wenn ich das in Wien tue, dann würden sich die Leute denken, das ist ein Künstler oder so. Wenn ich das aber hier in unserer Ortschaft oder in der nahen Stadt mache, dann könne es leicht passieren, daß jemand die Polizei ruft und es dann diesbezüglich amtsärztliche Eintragungen gibt. (Na, die gibt's über mich ohnehin schon.)

Und jetzt gehe ich etwas kochen, denn "gegessen wird um zwölf!" (Zitat meines Vaters).


Wurstel

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Beitrag Sa., 31.05.2014, 10:56

Hallo Wurstel,

das Positive zuerst: Ja, ich kenne das, wenn die Eltern für ihren vermeintlich guten Ruf bei den Nachbar über Leichen gehen. Ich könnte da beinahe ähnlich haarsträubende Geschichte erzählen.

ABER...

... da dachte ich, bereits ICH täte mich schwer, mich zu Wehr zu setzen und sei unfähig, mich aus ihren Fängen zu befreien. Und gerade weil ich so was kenne, muss ich mich doch sehr, sehr ernsthaft fragen: wieso du dir das antust??!

Ich denke, genau da liegt irgendwo der Hund begraben in deiner Geschichte: du schreibst u.a. von ungepflegten Haaren, und so wie es aussiehst, wohnst du also mit über 50 noch zu Hause und bist noch dazu nur "eingeschränkt geschäftsfähig"... das hinterlässt bei mir den Eindruck, dass da einiges mehr im Argen liegt. Selbst wenn deine Eltern noch so reich wären und noch viel weitreichende Kontakte haben sollten, so weit reicht ihre Macht auch wieder nicht, dass du in deinem Altern dir DAS alles bieten lassen musst und dass es da überhaupt keinen Ausweg gäbe. Mein Ex-Ehemann war am Ende u.a. wegen Verwahrlosungssyndrom ebenfalls geschäftsunfähig, hatte gesetzlichen Betreuer. Um das zu bewirken, hat es schon einiges (!)bedurft, und niemand, der halbwegs normal gepflegt ist und halbwegs normal lebt wird derart entmündigt, wenn es da nicht zumindest ausreichend Verdachtsmomente gibt. Denn wo nichts ist, da kann man auch nichts falsch auslegen oder interpretieren.

Übrigens, ich denke auch gerade sehr ernsthaft über Dreadlocks nach, und das mit dem natürlich verfilzen lassen, ist zwar ein netter Ansatz aber wenn du mich fragst, nur eine Ausrede. Es geht auch anders, und die WENIGSTEN machen es hierzulande auf natürliche Art und Weise, und außerdem verfilzt fettiges Haar schlechter!!!! Je trockener, desto besser. Und auch Dreadlocks müssen gepflegt und gewaschen werden, sind sogar recht pflegeaufwändig. Es bei einem Profi machen zu lassen, kostet halt was (200 bis 300 Euro). Sieht dafür dann aber schöner und gepflegter aus. Einfach die Haare komplett vernachlässigen und dann drauf hoffen, dass man tolle Dreadslocks bekommt, das ist ein Irrtum.
Und ich muss mich schon fragen, was da los ist, dass du dich mit über 50 GEWALTSAM GEGEN DEINEN WELLEN gekämmt wirst. Wenn du nicht mal dessen habhaft wehren kannst, dann gehe ich davon aus, dass du entweder Vollinvalide bist und pflegebedürftig ODER du solltest froh sein, dass sie dir nicht gleich einfach abschneidet, offenbar kannst du dich ja eh nicht wehren. Sorry, ist nicht böse gemeint, aber das will mir nun gar nicht in den Kopf... zumal es ja anscheinend den einen oder anderen Therapeuten und Therapie-Versuch gibt, was sagen DIE denn dazu?!

So wie ich das sehe, hast du grob runtergebrochen zwei Möglichkeiten:
Möglichkeit A: Du genießt die Freiheit, die es mit sich bringt, wenn man eh für verrückt erklärt wurde, getreu dem Motto "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt's sich völlig ungeniert." Wenn die eh schon in deiner Geschäftsfähigkeit entmündigt haben und eh schon solche Zustände herrschen, gibt es ja wohl kaum noch was zu verlieren, also kannst du auch mal so richtig durchdrehen und dir einen Spaß draus machen. Lass den Rocker, die Sau in dir raus.
Möglichkeit B: Du passt dich zum Schein solange und ganzheitlich an, bis sie dich vom Haken lassen. Planst derweil deine Flucht von diesen gestörten Menschen, suchst dir eine eigene Wohnung, stellst deine Geschäftsfähigkeit und Autonomität wieder vollständig wieder her, um DANN... wenn du sie endgültig loshast... endlich machen und leben zu können, wie du willst.

Und für den Fall, dass es dir vielleicht wirklich nicht bewusst sein sollte:
Selbst wenn du wegen psychischer Probleme schwerbehindert wärst und komplett geschäftsunfähig gäbe es immer noch die Möglichkeit mit einem gesetzlichen Betreuer im betreuten Wohnen unterzukommen. Das wäre wohl für alle das Beste. Niemand kann dich zwingen, bei diesen Menschen zu bleiben.

Was das Haus und den Hof angeht: Noch so ein Blödsinn. Als ob ein Sonderling mit "eingeschränkter Geschäftsfähigkeit" dazu in der Lage wäre. Aber wenn dir dein ERBE das alles wert ist, für den Rest des Lebens? Dann kann ich nur hoffen, dass es das wirklich wert ist. Das eine gibt es nicht ohne das andere. Du entscheidest, wo deine Prioritäten liegen: lebenslanger Opfer mit Aussicht auf ein Irgendwann-Haus und Irgendwann Hof oder in Frieden ohne Erbe... Wo ist denn dein Sinn für's Abenteuer? Für den Widerstand? Für den Künstler in dir? Ein schöner Rocker bist du. COOL sein wollen, aber dann einen spießigen Hof in einer verhassten Gegend erben wollen...bloß nichts riskieren, sondern sich sogar mit über 50 noch kämen lassen.

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Wurstel
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männlich/male, 58
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Beitrag Sa., 31.05.2014, 14:35

Wurstel

MissX hat geschrieben:Ich bin auch in einer ländlichen Gegend aufgewachsen, wo das Leben der anderen und das Gerede darüber scheinbar der einzige Lebensinhalt vieler Leute ist.
Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, was die Leute über mich reden. Mir sagen die ja nichts.

Ich kriege halt immer von meiner Schwester zu hören, daß die Leute über mich reden, und das stört sie sehr. Mich stört das nicht - es ist mir egal, was die Leute über mich reden. Da jedoch meine Schwester mich immer mehr in meinem Tun behindert (einfach, weil sie befürchtet, daß unsere Familie durch mein Tun in einem schlechten Licht bei den anderen Leuten dasteht), stellt sich natürlich die Frage, wie ich damit umgehen kann. Also nicht damit, daß die Leute über mich reden, sondern damit, daß mir deswegen meine Schwester Schwierigkeiten macht. (In diesem Zusammenhang steht ja die Einschränkung meiner Geschäftsfähigkeit und die Drohung meines Vaters, mich in eine Geschlossene Anstalt zu bringen, um zu verhindern, daß die Leute über mich reden.)
MissX hat geschrieben:Ich habe mich in dieser Welt nicht wohl gefühlt. Und bin dann in eine Gegend gezogen, wo sich die Menschen mehr um sich selbst kümmern (Großstadt). Das passt einfach mehr zu mir.
Zwar fahre ich oft nach Wien. Früher, weil ich mir dort oft Konzerte angeschaut habe (in meiner Gegend gab es in den 80ern noch keine Rock- oder Popkonzerte), später dann, weil ich selber aufgetreten bin (als Special Guest bei einigen Bands oder als Amateurschauspieler bei mehreren Ensembles, später mit meinem eigenen Bandprojekt). Auch meine (wenigen) Freunde wohnen alle in Wien. In meiner Gegend habe ich keine Freunde, sondern höchstens Bekannte.

Und dennoch verbinden mich zwei Dinge mit meiner Gegend: Einmal die Vertrautheit unseres Hauses und der ganzen Umgebung und andermal der Umstand, daß mein Vater und meine Schwester ja auch in derselben Ortschaft wohnen. Wenngleich ich mich oft über ihr Verhalten mir gegenüber ärgere, sind die beiden die einzigen Personen, bei denen ich mir sicher bin, daß ich immer zu ihnen zurückkommen könnte, wenn was ist.
MissX hat geschrieben:In dörflichen Gegenden fühle ich mich einfach nicht wohl, weil es dort wirklich oft dieses Klischeegetratsche und kleinkarierte Denken gibt (Natürlich nicht immer, gibt wahrscheinlich auch total weltoffene Dörfer, vielleicht, ich kenn nur keins). Also im Prinzip ist es mir auch egal, was andere Menschen über mich reden. Nur finde ich die Atmosphäre einfach dann so negativ und das schränkt dann doch eher meine Lebensqualität ein. Die negative Bla-bla-bla über andere geht mir einfach auf den Keks und ich will darüber nicht reden, dass langweilt und nervt mich ziemlich.
Ehrlich gesagt weiß ich auch nichts über die Atmosphäre in meiner Ortschaft, weil ich mit den Leuten hier kaum in Kontakt trete. Man kennt sich vom Sehen, das ist schon alles. Nur der eine Nachbar kommt immer wieder herüber, wenn er was von meinem Vater braucht, und er hilft uns auch oft.

In meiner Ortschaft gibt es ja keine Abendlokale, sondern nur ein paar Gasthäuser und ein Restaurant. Ende der 70er gab es auch eine kleine Disco, aber die mußte bald wieder geschlossen werden, weil sich die ältere Bevölkerung ("wir wollen nicht, daß unsere Jugend durch die Disco verdorben wird und das Rauschgift dadurch in unsere Ortschaft kommt!") vehement gegen die Disco gestellt und sich in der Stadtgemeinde wichtig gemacht hat. Es gibt in unserer Ortschaft ja nicht einmal ein Kafeehaus oder Café. Die Gasthäuser schließen alle gegen 22 Uhr.
MissX hat geschrieben:Ich habe die Einstellung, dass jeder machen kann, was er will solange er niemanden schadet. Und mich interessiert das Leben fremder Menschen einfach nicht im Alltag. Ubd ich will auch nicht in solche Gespräche verwickelt werden usw.
Eigentlich habe ich zu diesen Leuten überhaupt keinen Kontakt und werde daher auch nicht in Gespräche verwickelt.
MissX hat geschrieben:Insgesamt denke ich einfach, dass Leben ist viel zu kurz, als dass ich es mit Menschen verbringen will, die nicht zu mir passen.
Und im Umfeld der Stadt passen sehr viele Menschen zu mir.
Das hat bei mir sicher nichts damit zu tun, ob jemand in einer Stadt oder in einem Dorf wohnt.

In meinem Fall war es so, daß ich aufgrund meiner leichten Behinderung (ich war schwach und langsam und konnte mich nicht wehren, hatte motorische Störungen und dadurch einen etwas ungewöhnlichen Gang) und aufgrund meiner anderen Interessen von der Klassengemeinschaft (sofern es überhaupt eine gegeben hatte) ausgeschlossen war und von den anderen Schulkindern als Prügelknabe angesehen wurde. Das änderte sich erst, als ich mit Ende 16 in eine Behinderten-Handelsschule nach Wien gekommen bin. Mein Freundeskreis besteht aus einem Schulkollegen aus der Handelsschule; aus einem Wiener, den ich zufällig in Stuttgart kennengelernt habe und ansonsten nur aus Leuten aus dem Musikerbereich. Und meine Freundin stammte aus dem Theater- und Musikerbereich.
MissX hat geschrieben:Aus dem Dorf aus dem ich komme nicht. Ich habe mich dort immer extrem eingeengt gefühlt und wie ein "Fremdkörper". In der Stadt fühle ich mich einfach viel freier und sehr viel wohler.
Durch die anderen Leute in meiner Ortschaft eingeengt fühle ich mich nicht.
Sehr wohl allerdings fühle ich mich durch meinen Vater und meine Schwester eingeengt.

Als Fremdkörper sehe ich mich nicht an, ich bin ja schließlich hier aufgewachsen und somit ein Teil der Ortschaft, in der ich lebe.

Ein Bekannter von mir stammt aus einer Kleinstadt. Dessen Familie zog nach Wien (den Kindergarten besuchte er noch in seiner Heimatstadt, die Volksschule bereits in Wien), behielt aber ihr Haus in der Kleinstadt, wo sie nur am Wochenende hinfuhren. Er sagte mir, daß er damit zwischen zwei Stühlen saß: Die Wiener lehnten ihn als "G'scherten" ab, und die Leute in der Kleinstadt, wo er her war, bezeichneten ihn als "blöden Wiener". Anschluß fand er weder in Wien noch in seiner Heimatstadt. Deshalb hat er dann auch inseriert "Leute für Freizeittreffen gesucht", und auf diese Weise hat ihn ein Freund von mir kennengelernt, der mich dann ebenfalls zu diesen Freizeittreffen einlud, wodurch ich dann diesen Bekannten (mit dem ich oft lange Gespräche führte) kennenlernte.

Ein Freund von mir (der seit seiner Geburt in Wien wohnt) sagte einmal, daß er sich entwurzelt fühlt. Das ist aber nicht richtig - um entwurzelt sein zu können, muß man vorher verwurzelt gewesen sein, und das war er nicht. Er wurde vielmehr von seiner Umgebung abgelehnt; das heißt, er konnte nicht wirklich Wurzeln schlagen und wurde in eine Umgebung geboren, die ihn nicht akzeptierte.


Wurstel

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Beitrag Sa., 31.05.2014, 15:06

Einmal die Vertrautheit unseres Hauses und der ganzen Umgebung und andermal der Umstand, daß mein Vater und meine Schwester ja auch in derselben Ortschaft wohnen. Wenngleich ich mich oft über ihr Verhalten mir gegenüber ärgere, sind die beiden die einzigen Personen, bei denen ich mir sicher bin, daß ich immer zu ihnen zurückkommen könnte, wenn was ist.
Okay, ich versuch's mal anders, und verzeih bitte, falls ich vorhin zu "hart" rübergekommen bin:

Du kannst andere Menschen nicht ändern. Das eine gibt es nicht ohne das andere. Deswegen empfehle ich dir, dass du dir dringend über deine Prioritäten klar werden solltest: Was ist dir wichtiger: deine Ruhe vor diesen Schwierigkeiten/Mobbing seitens der Familie oder die (trügerischer) Sicherheit und Vertrautheit, die sie dir geben? Und dann entscheide entsprechend.

Das mit dem Erbe finde ich allerdings immer noch strange: Was willst DU denn mit Haus und Hof anfangen, wenn es irgendwann einmal dir gehört? Und kannst du deine Schwester dann auch entsprechend auszahlen? Wie will man solch Verpflichtungen erben, wenn man nur eingeschränkt geschäftsfähig ist? Bist du wirklich sicher, dass DAS der Grund ist, wieso du bleibst und dir das alles gefallen lässt? Und glaubst du wirklich ernsthaft, dein Vater würde... nach all dem, was er von dir hält, was du hier schreibst... ausgerechnet DIR den Hof vermachen?
(In diesem Zusammenhang steht ja die Einschränkung meiner Geschäftsfähigkeit und die Drohung meines Vaters, mich in eine Geschlossene Anstalt zu bringen, um zu verhindern, daß die Leute über mich reden.)
Würden dann die Leute nicht ERST RECHT darüber reden? Diese Drohung ist unlogisch. Und nochmals zu Erinnerung: es gibt auch die Möglichkeit einer gesetzlichen Betreuung und betreutes Wohnen, wenn's sein muss. Es gibt mehr Alternativen außer "alles erdulden" oder "Geschlossene", lass dir da nichts einreden!
Abgesehen davon, wird dein Vater vermutlich vom Alter her selbst bald ein Pflegefall sein, falls er nicht das zweifelhafte Vergnügen eines schnellen Alterstod hat.

Ich kenne solche Drohungen und Erpressungen mit dem Erbe. Mein dringender Rat dich: bloß nicht zu ernst nehmen. Es sind i.d.R. leere Drohungen und Versprechungen, um das "Opfer" schön klein und bei der Stange zu halten.

Von der psychologischen Seite aus betrachtet, hast du als schwarzes Schaf der Familie eine wichtige Funktion. Sie brauchen dich mehr als du sie! Sie DEFINIEREN sich darüber, dass du der Böse bist. Weil es IHNEN die Möglichkeit gibt, vermeintlich die Guten zu sein. Deswegen brauchen sie ihren Sündenbock ganz dringend, und versuchen alles, um dich "bei der Stange" zu halten. Und ja, natürlich würden die dich jederzeit mit offenen Armen wieder aufnehmen... weil deine Sündenbock-Rolle ihre eigenes Ego aufwertet.

Auch was deine Schwester so erzählt... FALLS wirklich die "Nachbarn" sich derart über dich beschweren sollte, wie sie behauptet, falls dem wirklich so wäre ohne ihre eigene dazu erfundene Übertreibung... dann wäre es an ihr, sich dagegen zu behaupten, statt zu kuschen und es an dir auszulassen. Sie könnte auch sagen: "Ihr wisst doch, er ist (leicht) behindert. Wir lieben ihn auch so, wie er ist." Aber denkste! Sie projiziert und kaschiert ihre eigenen Minderwertigkeitskomplexe mit dir. Es geht dabei gar nicht wirklich um dich, sondern pure Projektion.

Ist dir eigentlich klar, dass sie dich psychisch missbrauchen? Das ist seelischer Missbrauch, und sonst nichts. Und wie geistig/seelisch arm muss eine Frau in diesem Alter sein, wenn sie sich lieber über die Frisur ihres Bruder aufregt statt nur ein einziges Mal das eigene Verhalten zu reflektieren? Aber solange sie sich ÜBER DICH aufregen kann, muss sie nicht über sich selbst nachdenken. So einfach ist das. Und das mit dem, was die "Nachbarn" vermeintlich oder tatsächlich zu sagen, rein gar nichts zu tun.

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Beitrag So., 01.06.2014, 10:48

Wurstel

hawi hat geschrieben:Wieviel das, was du beschreibst, zählt?
ICH kann es dir nicht sagen! Ich glaube nicht mal, dass es auf diese Frage überhaupt EINE Antwort gibt, weder allgemein für das übereinander reden, noch bezogen auf das, was andere über dich reden.
Offensichtlich ist es so, daß es Menschen gibt, denen es wichtig ist, daß die Leute nicht Negatives über einen reden und die daher Vieles nicht machen, um nur ja nicht in der Umgebung anzuecken. Das geht offenbar soweit, daß diese Leute auch Dinge, die sie eigentlich sehr gerne tun würden, nicht machen, weil sie befürchten, daß dann über sie geredet wird.

Diese Haltung finde ich nicht richtig, da man sich dann ja selber blockiert. Etwas nur deshalb zu machen oder nicht zu machen, nur damit nicht schlecht über einen geredet wird und in Kauf zu nehmen, daß man dann selber frustriert wird, weil man auf diese Weise seine eigenen Ziele nicht verfolgen kann und seinen eigenen Neigungen nicht nachgehen kann? Das würde mich krank machen.
hawi hat geschrieben:Dass es zählt, das zeigt ja bereits den Thread, das, was du schilderst.
Jein.

Für mich persönlich zählt es nicht.
Doch ich werde von meiner Familie aus genau diesem Grunde behindert.
hawi hat geschrieben:> „mir persönlich ist es egal“?

Stimmt das?
Ja. Siehe oben.
hawi hat geschrieben:Du schilderst sehr ausführlich vieles aus, von deiner Umgebung. „egal“, diese Haltung, Überzeugung, hättest du sie, wärst du so autonom, unabhängig von anderen?
Ich bin nicht unabhängig von meiner Familie. Aber ich bin (für mich selber) unabhängig von den anderen Leuten. Verstehst Du das?
hawi hat geschrieben:Möglich, dass es dann auch einen Thread von dir gäbe. Aber dann - meine ich – einen, der weniger „Betroffenheit“, „Verletztheit“ ausdrückte, als ich nun hier rauslese. Sogar die Überschrift? Zu einen „egal“- Haltung passte vielleicht eher die Frage nach dem „warum“, warum reden anderen über einen, warum ist ihnen so was wichtig, so wichtig?
Also, ich bin ja an sich auch der Meinung, daß das Warum sehr wichtig ist, da man nur dann korrekt darauf reagieren kann.

Natürlich ist es ein interessanter Aspekt zu erfahren, woher es kommt, daß die Leute über einen reden. In meinem Fall aber ist es so, daß ich ja gar nicht weiß, was die Leute tatsächlich über mich reden. Möglicherweise bildet sich das meine Familie ja auch nur ein bzw. befürchtet, daß es so sein könnte. Persönlich habe ich noch nichts von "diesen Leuten" gehört, daß da irgendwer schlecht über mich reden würde. Wie merkt man sowas überhaupt? (Der einzige diesbezügliche Vorfall war, daß ich in einem Gasthaus in meiner Umgebung, wo ich mit meinem Vater und mit einem Onkel war, wegen meiner langen Haare nichts zum Essen bekommen habe, was ich als Frechheit empfand, mein Vater aber als logische Konsequenz meiner Langhaarigkeit ansah.) Okay, Türsteher lassen mich oft nicht in eine Disco...

Viel wichtiger erscheint mir zunächst die Frage, warum meine Familie mir immer sagt, daß die Leute über mich reden und warum meine Schwester mir dann trotz Gegenwehr meine Haare kämmt, nur damit die Leute nicht mit dem Finger auf uns zeigen.
hawi hat geschrieben:Antworten darauf hätte ich viele. Aber hier? Zumindest im Moment nicht wichtig.
Eher wichtig, glaube ich, die Feststellung, dass es ist wie es ist.
Um etwas ändern zu können, muß man wissen, warum sich die anderen Leute so verhalten, was für eine Vergangenheit zu dieser Situation geführt hat. Denn wenn man dies nicht berücksichtigt, muß jeder Versuch einer Änderung zwangsläufig scheitern.

Nur geht's mir zuerst einmal um die naheliegenderen Fragen:

1.) Wieso ist meiner Familie so wichtig, daß die Leute nicht schlecht über uns reden?
2.) Stimmt es überhaupt, daß die Umgebung schlecht über mich redet?

Erst wenn diese beiden Fragen dahingehend beantwortet sind, daß es stimmt, daß die Leute tatsächlich über mich reden, dann muß man sich die Frage stellen, warum das tatsächlich so ist und wie es dazu kam. Sollte sich hingegen herausstellen, daß die Leute gar nicht über mich reden, dann wäre zu hinterfragen, warum meine Familie befürchtet, es könnte diese "Gefahr" lauern; und dann muß man auch die Frage stellen, ob das überhaupt eine Gefahr ist (meiner Ansicht nach ist sie das nämlich nicht).
hawi hat geschrieben:Was andere über einen reden zählt, zählt auch, ist wichtig, jedenfalls nicht immer völlig unbeachtlich.
Für mich ist das nur dann beachtlich, wenn ich dadurch negative Konsequenzen tragen muß. Also beispielsweise, wenn mich der Türsteher nicht in ein Lokal reinläßt. Dann stelle ich (und zwar gleich vor Ort) die Frage nach dem Warum. (Könnte ja sein, daß man in diesem Lokal keine weißen T-Shirts, sondern nur schwarze tragen darf.) Wenn die Begründung eine ist, die ich einigermaßen nachvollziehen kann, dann kann ich mich eventuell auch mal anpassen (je nachdem, wie wichtig mir der Besuch dieses Lokals ist).
hawi hat geschrieben:Ich glaube, wäre ich völlig allein, ohne Kontakt zu anderen Menschen, ohne auch dem miteinander reden über einander, es fiele mir sehr schwer, so allein zu sein.
Ich war jahrzehntelang praktisch allein, hatte nur meine Familie. Und die meiste Zeit ist das auch heute noch so. (Zwar fahre ich schon durchschnittlich einmal wöchentlich nach Wien (meist zu einer Probe) und vielleicht einmal alle zwei, drei Wochen in die nahe Stadt, aber die meiste Zeit bin ich zuhause.)
hawi hat geschrieben:Du? Genau weiß ich es natürlich nicht, aber so unwichtig scheinen dir die anderen gar nicht zu sein.
Ganz so ist es (wie beschrieben) nicht. Ich will halt nur in Ruhe so leben, wie ich will, und es stört mich sehr, wenn ich dabei behindert werde.
hawi hat geschrieben:Womöglich sogar an mancher Stelle eher im Gegenteil. Mir scheint eher, du wehrst dich gegen das schlechte Reden über dich.
Das ist nur dann der Fall, wenn ich grobe Nachteile habe.

So verlangte ich von meiner Freundin das ihr geborgte Geld zurück. Worauf sie mir (per E-Mail!) androhte, mich wegen Stalking anzuzeigen, wenn ich das ihr geborgte Geld zurückverlange. Sie zog das auch noch durch, und ich stand vor dem Strafrichter wegen behaupteter Vorfälle inklusive angeblicher sexueller Belästigung (Strafmaß: Freiheitsstrafe von einem Jahr, was den Verlust meines Jobs bedeutet hätte). Zum Glück wurde ich dank eines guten Verteidigers trotz falscher Zeugenaussagen freigesprochen, weil der Richter erkannte, daß meine Freundin die Anzeigen bei der Polizei gegen mich wider besseren Wissens gemacht hat. Diese Art "schlechtes Reden" über mich toleriere ich nicht, und daher habe ich dann meine Freundin auf Ersatz meiner Verteidigerkosten verklagt. (Leider verlor ich die Klage wegen Geldforderungen und die Klage der Verteidigerkosten.) Allerdings muß ich dazu sagen, daß ich bei dieser Sache meine Freundin ziemlich geschont habe. Was sie gemacht hat, war nämlich eine Verleumdung und eine üble Nachrede inklusive Geschäftsschädigung. Jedoch habe ich darauf Wert gelegt, daß es zu keinem Strafverfahren gegen sie kommt, sondern ich habe sie nur zivilrechtlich verklagt: Ich wollte ja nicht, daß sie ins Gefängnis muß, andererseits aber ihr Verhalten auch nicht durchgehen lassen.

Und als ich mir mal eine Vorverkaufskarte für eine Veranstaltung in St. Pölten gekauft habe und dann beim Eingang nicht reingelassen wurde und man sich weigerte, mir den Eintritt und auch die Fahrtkosten zurückzuzahlen, habe ich mich auch dagegen gewehrt und diesen Vorfall im Internet mit Nennung von Location und Veranstalter genannt habe und den Veranstalter wahrheitsgemäß als gewerblichen Betrüger bezeichnet habe. Mit dem Ergebnis, daß mich dieser Falott wegen übler Nachrede und Geschäftsschädigung verklagt hatte. (Meine Mutter hatte sich damals eingeschaltet und gegen meinen Willen eine hohe Zahlung an den klagenden Rechtsanwalt bezahlt.)
hawi hat geschrieben:Dir fehlt Zustimmung, Anerkennung, Akzeptanz (der anderen).
Naja...
Natürlich wäre es schön, aber es muß auch ohne gehen.

Den Rest beantworte ich später, weil mein Vater schon schreit, daß wir essen fahren. Sorry für eventuelle Tippfehler, denn ich komme nicht mehr zum Durchlesen meiner Antwort.


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Beitrag So., 01.06.2014, 13:03

Wurstel


Nun die Fortsetzung meiner vorigen Antwort.
hawi hat geschrieben:Lösungen, Ratschläge?
Lass ich lieber. Jedenfalls all das, was ganz konkret, real, praktisch machbar wäre.
So was braucht, finde ich, ein Fundament, eine passende eigene Einstellung, Sicht.
Akzeptanz, Bewusstsein des Tatsächlichen, grad auch höchstpersönlich bei dir selbst.
Vielleicht mit Hilfe anderer, denen du vertrauen kannst.
Ein Freund, der in Wien wohnt, sagt mir immer wieder, daß es ihm egal ist, was die Leute über ihn reden. Zwar war es bei ihm anfangs auch so, daß sich sein Vater mokiert hat, wenn er unrasiert war (einen Wochenbart hatte), und auch sein Vater kam ihm mit dem Argument, daß sich die Leute bei ihm (also meines Freundes Vater) beschweren über den Bart meines Freundes. Darauf hat aber mein Freund seinem Vater gesagt: "Dann sag' den Leuten, sie sollen sich an mich wenden, wenn sie was wollen." Und damit war dann Ruhe und seinem Vater das Argument entzogen. Dieser Freund riet mir auch, es genauso zu machen.

Jedoch funktioniert das leider bei meiner Familie nicht. Da auch schon dieser Freund mit meinem Vater diesbezüglich diskutiert hat, meint nun meine Familie, daß dieser Freund ein schlechter Umgang für mich ist und bezeichnet ihn als dummen Idioten. Es paßt ihr seitdem nicht, daß ich mit ihm Kontakt pflege (wenn auch hauptsächlich nur telefonisch oder per e-Mail). Sie meint, daß ich ihm hörig bin und daß er mich in seine Dummheit hinunterzieht.
hawi hat geschrieben:Sich dann u. a. so wie es grad MissX schreibt auch ein „passendes“ Umfeld zu suchen, finde ich gut. Übereinander geredet wird dort aber auch! Und wer dazu gehören möchte, der macht mit, denn auch gut übereiander reden geht ohne miteinander, übereinander reden, nicht.
Ja mei.

Wie gesagt, in der Regel ist es mir egal, was die Leute über mich reden. Das Problem sind ja nur die Konsequenzen, die meine Familie aufgrund ihrer Einstellung, ich werfe durch mein Verhalten (Musik machen und Theater spielen) ein schlechtes Licht auf unsere Familie, zieht. Das geht leider soweit, daß sie das Gericht und den Amtsarzt einschaltet.


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Beitrag So., 01.06.2014, 14:37

Hallo Wurstel,
wie wichtig ist es Dir, Deiner Familie zu gefallen?
Kontakt: shg-mobbing-wien@gmx.at

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Beitrag So., 01.06.2014, 14:53

Wurstel


Normalerweise beantworte ich die Postings der Reihe nach, aber diesmal ziehe ich vor.
SHG Mobbing Wien hat geschrieben:Hallo Wurstel,
wie wichtig ist es Dir, Deiner Familie zu gefallen?
Kurze Frage, kurze Antwort:
Überhaupt nicht.

Ich will nicht bei der Erfüllung meiner eigenen Wünsche durch meine Familie behindert werden.


Wurstel

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Beitrag So., 01.06.2014, 14:57

Ok. Wenn ich Deine Postings richtig verstanden habe, dann gefällt deiner Familie nicht, dass Du anderen nicht gefällst oder nicht gefallen könntest. Bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege.
Kontakt: shg-mobbing-wien@gmx.at

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