Alte Mutter zieht zu viel meiner Energie

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per aspera...
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Alte Mutter zieht zu viel meiner Energie

Beitrag Mi., 28.11.2018, 18:03

Schon lange nicht mehr hier gewesen, eines meiner Probleme aber immer noch das alte: Seit dem Tod meines Vaters vor 2 1/2 Jahren wird mir meine Mutter kontinuierlich noch fremder als sie es auch schon länger zuvor war. Ich habe das Gefühl, ihr Grundcharakter tritt immer konzentrierter hervor, jetzt, da er nicht mehr durch Temperament + Humor kaschiert wird.

Mutter ist trotz Mitte 80 geistig und körperlich noch gut aufgestellt. Sie ist weder vergesslich, noch nachlässig in ihrem Äußeren, oder "altersböse". Sie interessiert sich noch für das Tagesgeschehen, liest ihre Zeitung, sieht Nachrichten. Sie hat Freunde + Helfer, aber wie viele alte Menschen/ Witwen fühlt sie sich oft sehr einsam, und jede kleine Verunsicherung wird mit großer Dramatik aufgeblasen.
Das jedoch ist für mich wahnsinnig anstrengend, denn ich lebe schon lange alleine, bin chronisch und auch immer wieder akut ernsthaft krank + habe genug eigene echte Sorgen: Ich ertrage ihre Stürme im Wasserglas nicht mehr. Sie leidet unter ihrer nicht mehr vorhandenen Wichtigkeit - ich wünsche mir nur meine Ruhe...

Ihre lebenslange Übergriffigkeit habe ich zwar erfolgreich minimieren können (hauptsächlich, weil in meinem Leben nicht mehr so viel Relevantes passiert) - aber es war sehr schwer, ihr klarzumachen, dass ich trotz meiner "Jugend" schon mit 56 nicht mehr in der Lage war, z.B. mit ihr bei 36°C im Schatten einkaufen zu fahren, oder dass, wie im aktuellen Fall, die großen unterschiedlichen momentanen Lebenskrisen meiner beiden besten Freundinnen mir keine Empathie lassen für ihren weinerlichen Anruf, den sie nur tätigt um mir zu klagen, dass bei einem ihrer jahrzehnte-alten kleinen Weihnachtsengel der Flügel abgebrochen ist...
Nennt mch brutal, aber ich erwarte im Moment gleich zwei ernste Diagnosen, und habe ständig Schmerzen; wenn Mutter angerufen hätte um mich zu bitten, einen neuen Engel zu besorgen, wäre das völlig OK gewesen - aber sie wollte nur einen Mitleider in ihrem gern gehegten Herzschmerz, und der kann und will ich nicht sein.

So verständnislos sie für die Folgen meiner Krankheiten ist, so sehr sorgt sie sich, wenn ich ihr davon erzähle, was wiederum meinen Stress erhöht - und was ich eben deshalb nur sehr eingeschränkt tue.

Will sagen: Ich leide weniger darunter, dass meine Mutter immer weniger meine Mutter ist, oder dass sie mir keine Freundin ist (das war sie mir nie). Mein Problem ist, dass sie es nicht schafft, sich selbst ein wenig mehr zu helfen, dass sie sich niemals entwickelt hat, nie dazugelernt, um mit einer schwierigeren Situation auch mal selbst klarzukommen.
Ich empfinde es als sehr traurig, dass sie mir nun nicht mehr ist als eine Belastung...

LG

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Whale
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Beitrag Do., 29.11.2018, 16:50

Es tut mir leid, dass dich deine Mutter so belastet. Trotzdem:

Was genau möchtest du jetzt vom Forum? Mir fehlt die klare Frage. :)

Whale

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per aspera...
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 08:58

Ich habe eigentlich keine klare Frage, das hab ich beim Schreiben schon gemerkt. Einfach ein paar Leser mit ähnlichen Problemen zum Austausch finden, das wäre schon schön. In meiner recht einsamen Perspektive zu wissen, dass ich nicht die einzige bin, die an dieser Front zu kämpfen hat (natürlich weiß ich rational, dass es nicht so ist, aber wenn man zu wenig Austausch hat, blasen sich die eigenen Probleme immer zu sehr auf...)

Danke für deine Antwort.

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Kaonashi
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 13:17

Meine Situation ist nicht ganz gleich wie deine, aber ein bisschen ähnlich.
Bei mir ist eher das Problem, dass ich, wie auch meine Mutter, beide das Gefühl haben, irgendwie zu kurz gekommen zu sein. Für meine Mutter war es stressig, 3 Kinder zu haben, und mein Vater hat sich nur um die praktischen Arbeiten gekümmert aber wenig um Kindererziehung oder Beschäftigung mit den Kindern. Er war also keine große Hilfe. Sie hat sich immer sehr angestrengt, es gut zu machen und wollte eine gute Mutter sein, auch um sich selbst eben gut zu fühlen. Dafür hat sie vermutlich viel Energie aufgewendet. Blöderweise kam bei mir nicht so viel davon an. Bei mir kam eher der Stress an, den sie hatte. Für meine eigenen Probleme bekam ich selten Hilfe. Wobei da noch dazukam, dass ich auch fast nie über meine Probleme gesprochen habe, daher wusste sie von den meisten Dingen einfach nichts. So hatten wir beide ein Defizit-Gefühl.

Jetzt ist sie 77 und hat Angst vor'm Sterben. Jetzt denkt sie, die Kinder sind groß, sie muss nicht mehr für sie da sein, jetzt kann sie selbst mal im Mittelpunkt stehen. Das führt dazu, dass sie ständig am Jammern ist, auch darüber redet, dass sie nicht mehr lange lebt usw.
Sie will jetzt Aufmerksamkeit.
Ich habe aber selber Probleme und bin auch noch insgeheim sauer, weil ich in der Kindheit nie jemanden für meine Probleme hatte. Das heißt, ich habe gar nicht so viel Lust, ihr jetzt die Aufmerksamkeit zu geben, die ich gefühlt selber nicht bekommen habe.
Außerdem bin ich sowieso nicht gut bei solchen Dingen. Ich kann dann nur praktische Ratschläge geben, bin aber kein Seelentröster.

Das ist auch eine blöde Situation, weil keiner von uns absichtlich was falsch gemacht hat, jeder gibt sich Mühe, aber es kommt trotzdem nichts dabei rum.

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Whale
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Beiträge: 108

Beitrag Mo., 03.12.2018, 09:42

Hallo per aspera,

ich weiss gar nicht, wie ich meine Mutter-Beziehung zusammen fassen soll.
Ich sehe das so: Ihre Kinder waren so ziemlich das Einzige in ihrem Leben, das ihr gehört hat das sie kontrollieren konnte. So haben wir uns über die Jahre durch gekämpft. Nachdem ich aus dem Elternhaus endlich draussen war, dachte ich viele Jahre, wir kriegen das auf Distanz so einigermassen hin. War natürlich ein Trugschluss. Sie wollte immer alles wissen was in meinem Leben vorgeht. War sie damit nicht einverstanden, hat sie massiv Druck ausgeübt bis die Dinge wieder in Ordnung waren. So ist der gefühlmässige Abstand natürlich immer größer geworden.
Vor ca. 3 Jahren ist bei mir vieles aus der Jugend wieder hochgekommen. Ich hab gesehen, was ich damals nicht sehen durfte: Jahrelange, massive Grenzüberschreitungen und psychische Gewalt. Damit hab ich schwer gekämpft. Letztlich hat es dazu geführt, dass ich vor 2 Jahren endgültig den Kontakt abgebrochen habe. Und es geht mir sehr gut damit.

Trotzdem verstehe ich auch ihre Seite. Sie ist selbst in einer gefühlskalten, engstirnigen Familie aufgewachsen und entsprechend kontrolliert worden. Und da nie rausgekommen. Das macht es mir manchmal schwer, weil im Grunde ist sie kein böser Mensch. Aber ihr ist keine Freiheit zugestanden worden und so konnte sie sie mir auch nicht gönnen.

Ich hab mich für diesen Schritt entschieden, weil ich immer noch öfter sauer auf sie bin. Im Moment würde ich nur streiten mit ihr, weil ich bei jedem Kontakt Schwert und Schild dabei hätte, um nicht wieder von ihr überfahren zu werden. Dh ich weiss nicht, ob es ein "für immer" Bruch ist. Ich hab aber auch nicht den Stress damit, dass eine neue "Begegnung" stattfinden muss, während sie noch lebt.

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mondlicht
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Beitrag Mo., 03.12.2018, 11:52

Hallo per aspera,
in Überschrift deines Beitrags finde ich mich wieder. Allerdings ist meine Mutter in den letzten Jahren hilfsbedürftig geworden, beginnend dement, im Alltag oft überfordert. Sie hat schon mehrfach stundenlang in der Badewanne gesessen und kam nicht raus oder ist umgekippt. Ich lebe 500 km entfernt und habe seit 2 Jahren einige Zuständigkeiten übernommen, unter anderem eine Haushaltshilfe engagiert, sie mehrmals aus ihrer Wohnung holen lassen und lebe auch in einer dauernnden unterschwelligen Sorge, dass wieder etwas passiert sein könnte. Neben meinen eigenen Lebensaufgaben, die schon reichen, ist das deutlich zu viel. Ich sehe schon meine eigenen Anteile in diesem Komplex - ich habe kindliche Verlustängste und und fühle mich verantwortlich, meine Mutter zu "retten". Daran versuche ich zu arbeiten, versuche ein Burnout abzuwenden, bin in einer Selbsthilfegruppe.

Was hindert dich daran, dich mehr abzugrenzen von deiner Mutter? Zumal du ihre Probleme als Stürme im Wasserglas empfindest?

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Valeria_M
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Beitrag So., 05.05.2019, 05:40

Ich habe ein krasses Erlebnis gehabt vor einigen Wochen rund um das Thema: "Tochter wohnt 40 km entfernt - ärztl. Notfall - hochbetagte verwitwete Mutter - egozentr./narzisstischer Bruder wohnt mit Mutter"
Der Notarzt am Telefon und mein Bruder, der bei Mutti wohnt haben mich das Fürchten gelehrt.
Meine erneute Anfrage beim Notarzt bzgl. Fehleinschätzung der Situation ? (und Kostenübernahme für Krankenwagen) wurde bis heute nicht "bearbeitet". Nur eine Email, mit der ich in die Warteschleife geschickt wurde. Ist nun schon ein paar Wochen her.
De facto habe ich vor Ort dann einen Hausarztbesuch organisiert - begleitet von durchgeknallten aggressiven Reaktionen meines Bruders.
Mein Sicht auf meinen Bruder ist seither zu 200 % desillusioniert. Neuerdings hört auch meine Telefonate mit meiner Mutter ab mittels Zweitanschluss (Festnetz) und klinkt sich sogar ein mit irrem Lachen od. kasperlartigen Statements. Irrtum ausgeschlossen - es ist Abhören.
No comment! Ich hatte mal einen Bruder.

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Pianolullaby
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Beitrag So., 05.05.2019, 22:59

Häng den Hörer auf, wenn du dass hörst
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Sinarellas
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Beitrag Mo., 06.05.2019, 07:03

@valeria das war ein wirklich wirrer Beitrag, den ich von Anfang bis Ende nicht verstanden habe.

@aspera
Das was du beschreibst ist fast die gleiche Situation wie bei meiner Freundin. Dort war die betagte Mutter von 80 Jahren (aus dem Ausland) zu Besuch gekommen und es muss ganz fürchterlich gewesen sein, sie hat die gleichen Situationen beschrieben. Ständig wurde an allem rumgenörgelt, wollt eunbedingt aufräumen und am Abend beschwert, dass sie so viel aufräumen musste, ließ sich nicht vom kochen abbringen und gleichzeitig gejammert, dass sie das jetzt tun müsse. Vieel Dinge wurden komplett überdramatisiert (in den Augen des Umfelds) und aus Kleinigkeiten sind plötzlich dramen entstanden, die bis zum Krankenhaus gereicht haben (hoher Blutdruck und sofortige Panik zu sterben, sie mussten in 2 Wochen 3x zum KH obwohl schlicht nru etwas erhöhter Blutdruck bestand).

Ich habe das Gefühl, dass manche Mütter im Alter bemerken, dass ihre Lebensaufgabe fort ist und können damit sehr schlecht umgehen. Reaktion ist ein Aufmerksamkeitsdefizit, was sie ständig nach außen tragen müssen und Unfähigkeit mit den eigenen Gefühlen klarzukommen. Ich schätze auch diese Generation hat es überahupt nicht gelernt zu reflektieren oder auch nie die Notwendigkeit gehabt.

Jetzt ist vieles anders, Kinder aus dem Haus, ehemann verstorben, Lebensaufgabe dahin...
Eigentlich sind sie whrl. schlichtweg sehr einsam, können das aber nicht verbalisieren, geschwiegedenn etwas dagegen unternehmen :/
..:..

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