Das Kreuz mit den Beziehungen und das ungeliebte Kind

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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Lorenzo
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Das Kreuz mit den Beziehungen und das ungeliebte Kind

Beitrag So., 24.03.2019, 16:36

Hallo,

ich habe mich hier angemeldet um Kontakt zu Menschen zu bekommen, die in ihrem Erwachsenenalter Schwierigkeiten haben, tiefe und dauerhafte Beziehungen zu Menschen aufzubauen.

Nicht zu allen, aber wenn dann eher zu Menschen die einem nicht guttun während die anderen irgendwie anscheinend nicht wahrgenommen werden.

Wer als Kind nicht das Gefühl bekommen hat, geliebt und anerkannt zu werden, so wie er ist, hat als Erwachsener meist dieses Gefühl noch ganz tief in sich und verliert sich in Beziehungen, die ihm genau das wiedergeben.
Immer diese Suche nach Liebe mit allen Konsequenzen.
Davor wegzulaufen, Angst vor der Enttäuschung, das anhängen an Menschen die einem nicht gut tun usw.

Ich bin ein solcher Mensch und habe mittlerweile sehr vieles verstanden, woher das alles kommt.
Warum meine Eltern nicht anders konnten. Und warum ihre Kinder es ihnen nachmachen.

Und wer ähnliche Erfahrungen gemacht hat weiß dann sicher auch, das sowas nie "weggeht", sondern das man nur versuchen kann sich damit zu arrangieren und damit zu leben, die Gefühlswelt aber immer irgendwie "anders" ist.

Jedenfalls würde ich mich freuen hier ein paar Menschen zu finden die darüber reden wollen, wirklich verstehen kann es ja nur jemand der das auch durchlebt, ansonsten hat man vermutlich kaum eine Vorstellung davon, was auch OK ist.

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Silberstreif
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Beitrag So., 24.03.2019, 22:53

Hallo Lorenzo,
... weiß nicht sicher, ob das bei mir auch so ist - ja vielleicht.

Ich frage mich, ob man die anderen nicht wahr nimmt oder ob einen die anderen nicht wahr nehmen ... - weil man sich anders verhält ...

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Lorenzo
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Beitrag Mo., 25.03.2019, 06:41

Hallo Silberstreif,

beides, glaube ich. Es funkt halt nicht bzw. nur bei den "falschen" Menschen.

Ich für meinen Teil kenne ja meine Probleme die das "ungeliebte Kind" bei mir so machen,
dieses narzisstische, die Suche nach Liebe und Anerkennung usw. usw.
habe aber gelernt damit zu leben und umzugehen, also nicht wie ein "Ar...ch" durchs Leben zu gehen.

Aber rein beziehungstechnisch sitze ich dann Menschen gegenüber die sich keine Gedanken
machen oder gemacht haben, was da eigentlich nicht stimmt.

Von Selbstdarstellern bis hin zu notorischen Lügner, alles dabei.
Und wenn man selbst so tickt erkennt man das auch sehr schnell,
aber die "Trigger" werden trotzdem angesprochen.
Mittlerweile weiß ich, das das mit Liebe nichts zu tun hat.

Früher habe ich noch den Fehler gemacht, mich an solche Beziehungen zu klammern,
mittlerweile gehe ich sie nicht mehr ein oder es ist eben nach 3 Monaten Schicht
wenn das wahre Gesicht zum Vorschein kommt.


cinikus
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Beitrag Mo., 25.03.2019, 19:41

War wirklich überhaupt keiner da, der dich geliebt hat?
Ich kenne ebenfalls ein emotional verarmtes Elternhaus. Allerdings hatte ich Geschwister, und unsere Beziehung untereinander ist stark gewesen. Es gab Großeltern, Tanten, Nachbarn, Freunde der Familie, die zu zwischenmenschlicher Wärme fähig waren.
In gewisser Hinsicht stimmt schon, was du sagst. Man erwartet eine gewisse Wärme oder Geborgenheit gar nicht, beziehungsweise kann sie vielleicht gar nicht schätzen oder ist nicht in der Lage, sie selbst zu geben. Jemand aber, der dieses Herzliche hat, braucht es im Maße, wie er es liefert. Insofern wäre man für den blankes Gift. Ich denke, man sucht sich tatsächlich dann Leute im entsprechenden Level, die es vielleicht selbst auch nicht wärmer hatten. Weil einen alles andere eh überfordern oder unterfordern würde.
Eine Sehnsucht ist nicht dazu da, gestillt zu werden, sondern gelitten zu werden. So sehe ich das mittlerweile. Und die ödesten Zeiten des Lebens sind jene, in denen Sehnsucht völlig fehlt. Klar kann sie auch ein zermürbendes Maß annehmen, aber ich glaube, man kann mit diesen Mängeln ganz gut leben, wenn man gut unterscheiden kann zwischen einer Sehnsucht, die nur gelitten sein mag, und der Realität, die man leben kann. Wenn man erkennt, dass man zu Manchem selbst dann nicht in der Lage wäre, wenn es einem auf dem Silbertablett serviert würde. Perlen vor die Säue, quasi.
Die Wahl, die man hat, ist, keine Kinder in die Welt zu setzen, um dieses Drama nicht auch noch weiterzugeben. Und die Sehnsucht kann man vielleicht kreativ verwerten. So mache ich das. Dadurch ist auch Liebe und Beziehung über lange Strecken lebbar. Man muss nur jemanden finden, der auf derselben Wellenlänge schwimmt und ebenfalls Bewältigungsstrategien hat, bzw. weiß, dass Realität ihre Grenzen hat, und das Innen niemals satt wird, wenn es bereits als Kind gelernt hat, Hungermeister zu sein.
Für mich selbst werde ich immer ein ungeliebtes Kind sein. Was heißt, ich liebe das Kind nicht, das ich war, und das auch von den Eltern nicht geliebt wurde. Aber ich kann dafür sorgen, so, wie sie es getan haben. Nur besser. Ich kann ihm vielleicht keine Liebe geben, aber dafür sorgen, dass es sich dort entfalten darf, wo es als Kind ungerecht sanktioniert wurde. Es darf das ungestraft, wofür ihm als Kind Schuldgefühle gemacht wurden.
Wünsche ich mir insgesamt ein "wärmeres" Leben? Vielleicht. Meist merke ich es ja gar nicht so sehr, nur im Kontrast zu anderen. Da frage ich mich manchmal, was fehlt hier. Zugleich sehe ich aber auch Leute, die noch kälter sind. Mich rettet vielleicht auch, dass ich mit Rationalität sehr gut klarkomme. Alles zerdenken ist nicht nur Fluch, sondern auch Segen.
Auch der Anblick des Schlechten kann eine Schulung für das Gute sein! Niccolò Tommaseo

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Lorenzo
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Beitrag Mo., 25.03.2019, 22:56

Nicht wirklich.
Meinen Geschwistern erging es nicht besser und zur Erklärung kann ich noch sagen, das es nicht „nur“ um die fehlende Emotion Liebe ging, sondern natürlich auch um die kaputte Beziehung der Eltern, Streit, zum Teil Gewalt usw.
Da können sich Geschwister gegenseitig nicht mehr stützen, zum Teil sind Sie auch daran zerbrochen.

Aber egal wie sehr Du an dir arbeitest, die Dinge verstehen lernst und durchaus in der Lage bist,
soetwas wie ein glückliches Leben zu führen,
wenn es um Beziehungen geht suchst Du Dir unbewusst unter 10 Frauen genau die raus, mit der du es deinen Eltern nachmachen kannst.


cinikus
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Beitrag Mo., 25.03.2019, 23:10

Lorenzo hat geschrieben: Mo., 25.03.2019, 22:56 wenn es um Beziehungen geht suchst Du Dir unbewusst unter 10 Frauen genau die raus, mit der du es deinen Eltern nachmachen kannst.
Na ja, du suchst dir die raus, die dich emotional berührt. Alles andere wäre ja "nur" Freundschaft. Das Glückslevel, das wir in der Kindheit haben, werden wir unser ganzes Leben beibehalten. Der Mensch sucht, was er kennt. Den Großteil seiner Entwicklung verbringt er, anders als Tiere, in der Umwelt. Das macht ihn einerseits zum anpassungsfähigsten Wesen. Auf der anderen Seit hat es natürlich Nachteile. So werden manche für eine Umwelt fit gemacht, die da draußen gar nicht wirklich existiert. Bis zu einem gewissen Grad baut man sich also die Umwelt so auf, wie man sie kennt. Weil der Mensch wiederum ein Gewohnheitstier ist. Ein Leben jenseits des Gewohnten ist zwar möglich, aber erst mal sehr anstrengend. Die wenigsten mögen diese Anstrengung auf sich nehmen, weil das Ausbrechen aus der Gewohnheit für gewöhnlich schmerzhaft ist und mit Verlust einhergeht. Der Mensch ändert sich so gesehen nur, wenn er muss, und müssen tut er, wenn es keine andere Wahl gibt. Solange die Wahl lautet, man sucht sich einfach den entsprechenden Partner aus zehn oder zehn Millionen, besteht kein Grund, sich aus der Komfortzone zu bewegen, so unkomfortabel sie auch ist.
Ich denke zwar, dass man aus dem Muster ausbrechen kann, sich also durchaus Partner für eine erwachsene, fruchtbare Beziehung suchen, aber dieses innere Level des Fehlens wird man nicht beheben können. Vielleicht greift man zu besseren Partnern, wenn man das mal verstanden und echt akzeptiert hat. Weil man dann nicht mehr die Geborgenheit durch Reinszenierung sucht, sondern quasi in dem Motto lebt: unbequem wird es so oder so, weil es für mich keine Bequemlichkeit gibt, also kann ich auch jemanden nehmen, der mir nicht Vertrautes liefert, der anders ist, der eine Herausforderung ist, der mich an meine Grenzen bringt und mit dem ich alles leben kann, nur gewiss nicht meine Komfortzone. Das kann einen retten.
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Lorenzo
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Beitrag Di., 26.03.2019, 21:04

Vielleicht habe ich es ja nicht verständlich genug erklärt.

Wir haben ja beide schon mal einen Beitrag kommentiert, in dem es um die Beziehung mit eine "Führungspersönlichkeit" geht. Ist das emotional? Ist das Liebe?
Ich persönlich kenne sehr viele Beziehungen, viele scheinen mir wie Zweckgemeinschaften um irgendwie die Kinder groß zu kriegen und eben auch oft das narzisstische mit viel Leid und Elend. Oder es wird einfach nebeneinander her gelebt. Aber natürlich auch glückliche Beziehungen. Jedenfalls ist es ja nicht schwer einfach nur eine Beziehung zu führen, darum ging es mir nicht.

Mal angenommen, du kommst aus einem Elternhaus in dem du vernachlässigt wurdest, oder dir wurde vermittelt das du nichts taugt, das man dich nicht liebt oder dir wurde auch körperlich Gewalt angetan.

Dann wirst du unbewusst eine Partnerschaft eingehen die sich nicht sonderlich von der deiner Eltern unterscheidet,
mit einer Partnerin, die ein ähnliche Kindheit hatte. Und wenn es Kinder gibt, werden sie genauso usw.

Soweit ist das ja Allgemeinwissen.

Wie kommt man aus der Nummer raus?
Ein Beispiel:
Ein "ungeliebtes" Kind aus einem narzisstischen Elternhaus wird sich niemals zu einem Menschen hingezogen fühlen, der eine liebevolle und nicht überbehütete Kindheit hatte. Und andersherum auch nicht.

Was macht man da? Selbst kranke Beziehungen führen, alleine bleiben, oder .... ?

Ich hoffe es ist verständlich.


cinikus
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Beitrag Di., 26.03.2019, 22:06

Lorenzo hat geschrieben: Di., 26.03.2019, 21:04 Vielleicht habe ich es ja nicht verständlich genug erklärt.
Doch, ich habe dich schon verstanden und eigentlich auf all das geantwortet. Vielleicht drücke ich mich ja nicht verständlich aus.
Lorenzo hat geschrieben: Di., 26.03.2019, 21:04 Wir haben ja beide schon mal einen Beitrag kommentiert, in dem es um die Beziehung mit eine "Führungspersönlichkeit" geht. Ist das emotional? Ist das Liebe?
Ich persönlich kenne sehr viele Beziehungen, viele scheinen mir wie Zweckgemeinschaften um irgendwie die Kinder groß zu kriegen und eben auch oft das narzisstische mit viel Leid und Elend. Oder es wird einfach nebeneinander her gelebt. Aber natürlich auch glückliche Beziehungen. Jedenfalls ist es ja nicht schwer einfach nur eine Beziehung zu führen, darum ging es mir nicht.
Vielleicht sitzt du einer Wunschtraumfantasie auf. Es gibt keine perfekten Beziehungen. Das, was man aus der Literatur, aus Filmen und Serien kennt, oder auch aus der Selbstbeschreibung mancher Menschen persönlich oder in Social Media, ist nicht die Realität. Ebenso, wie es die Nuklearfamilie nie gegeben hat, also Mutter, Vater, zwei Kinder, die glücklich zusammen leben, gibt es nicht DIE Liebesbeziehung. Das ist alles lediglich eine Erfindung der Medien. Bis vor wenigen Jahrzehnten gab es all unsere Familien- und Beziehungsmodelle gar nicht. Ehe war eher eine Wirtschaftsgemeinschaft, wurde arrangiert. Liebe war ein Luxus, eher vielleicht eine Leidenschaft, die man sich dann und wann gestohlen hat – woanders. Nur wenige hatten das Glück, mit jemandem zusammensein zu können, den sie lieben. Aber auch das ist dann nicht das Glück an sich. Auch da kehrt der Alltag ein. Auch da schleicht sich die Gestörtheit ein, die Probleme, die man aus den Herkunftsfamilien mitnimmt. Der Unterschied zwischen "geglückten" Beziehungen und jenen, die nicht glücken, ist die Bereitschaft zum Kompromiss. Die Bereitschaft, miteinander an der Beziehung zu arbeiten. Die Bereitschaft, für die Beziehung zu kämpfen. Da heißt es Erwartungen nachjustieren, zu wachsen, zu lernen. Frag Paare, die vierzig, fünfzig, siebzig Jahre zusammen sind. Über das, was unsereins unter Liebesglück oder eine glückliche Beziehung verstehen, lächeln die. Sie wissen, dass es "dieses" Glück nicht gibt. Vielleicht begreift man es am besten so: Eine geglückte Beziehung ist wie eine Freundschaft mit Add-ons. Man geht durch dick und dünn, lässt einander sein und werden. Vielen gelingt diese Toleranz bei Freunden, nicht aber bei Partnern.

Lorenzo hat geschrieben: Di., 26.03.2019, 21:04 Mal angenommen, du kommst aus einem Elternhaus in dem du vernachlässigt wurdest, oder dir wurde vermittelt das du nichts taugt, das man dich nicht liebt oder dir wurde auch körperlich Gewalt angetan.

Dann wirst du unbewusst eine Partnerschaft eingehen die sich nicht sonderlich von der deiner Eltern unterscheidet,
mit einer Partnerin, die ein ähnliche Kindheit hatte. Und wenn es Kinder gibt, werden sie genauso usw.
Die Chancen sind sehr hoch. Wie ich schrieb: Man sucht das, was man kennt, weil man dafür adaptiert ist. Das Fermde, das Andersartige, ist viel zu anstrengend. Anziehend vielleicht, aber nicht ohne einen Kraftakt umsetzbar.
Lorenzo hat geschrieben: Di., 26.03.2019, 21:04 Ein "ungeliebtes" Kind aus einem narzisstischen Elternhaus wird sich niemals zu einem Menschen hingezogen fühlen, der eine liebevolle und nicht überbehütete Kindheit hatte. Und andersherum auch nicht.
Ich würde das nicht kategorisch ausschließen. Aber nehmen wir an, unser vernachlässigtes Kind schafft es, sich zu einem behüteten Kind hingezogen zu fühlen. Diese Beziehung wird sehr, sehr schwierig und sehr, sehr anstrengend. Ein bisschen vielleicht vergleichbar mit einer Beziehung unter sehr verschiedenen Kulturen. Es gibt kein naturgegebenes Verständnis. Alles, wirklich jedes kleinste Gefühl muss verhandelt werden. Es ist, als spräche man zwei verschiedene Sprachen. Klar kann es klappen, aber nur, wenn beide bereit sind, sich darauf einzulassen, jeden Millimeter auszuhandeln, zu erklären, zu verstehen. Das heißt viel zurückstecken auf beiden Seiten, sich zurücknehmen, um zu verstehen. Da ist es in der Tat einfacher, sich jemanden zu suchen, der in einem ähnlich desolaten Milieu aufgewachsen ist. Da passt die emotionale Sprache besser. Man muss nicht alles erklären. Aber klar, das hat natürlich destruktive Tendenzen. Auch da muss man höllisch aufpassen. Das sollte man eigentlich immer. Man sollte nie irgendwas als gegeben und selbstverständlich nehmen.
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cinikus
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Beitrag Di., 26.03.2019, 22:07

Lorenzo hat geschrieben: Di., 26.03.2019, 21:04 Was macht man da? Selbst kranke Beziehungen führen, alleine bleiben, oder .... ?
Sich nicht auf seiner Gestörtheit ausruhen. An sich selbst arbeiten, und nicht von anderen erwarten, dass sie einen heilen. Mir scheint ein wenig, als suchtest du nach einer heilen Partnerin, um selbst heiler zu werden, und verzweifelst daran, dass dich aber gesunde Frauen nicht so anziehen. Wie wäre es aber damit, aus der Opferrolle auszubrechen und zu erkennen, dass man für jeden Traum, jede Erwartung, jeden Wunsch, jede Sehnsucht kämpfen muss? Dass man alles, was man will und braucht aushandeln muss, früher oder später. Klar, am Anfang, wenn die Hormone zuschlagen, da ist das alles mal nebensächlich. Das ist ein Drogenrausch aus dem Chemielabor des eigenen Körpers. Aber nach einigen Wochen und Monaten flaut das ab. Da ist dann der Knackpunkt. Wer erwartet, dass alles "ganz automatisch" supertoll ist, wird sich vermutlich trennen, weil es das nie ist. Die Alternative ist, sich zusammenzuraufen und aus der Verliebtheit eine Freundschaft und schließlich Liebe zu machen. Aber das passiert alles nicht von selbst. Das passiert alles nicht "natürlich". Mitunter bedeutet das eine Menge Streit. Insofern ist weniger wichtig, jemanden zu finden, der aus einem heilen Elternhaus kommt, sondern jemanden, der bereit ist, zu kämpfen. Und diese Bereitschaft ist von der Herkunftsfamilie unabhängig. Das ist Charaktersache.
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Lorenzo
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Beitrag Di., 26.03.2019, 23:08

Wir reden leider komplett aneinander vorbei. :-)

Welche Opferrolle?
Wieso sprichst du von „Heilung“ suchen?

Ich kenne deinen Hintergrund nicht und das geht mich auch nichts an.

Es geht mir primär um Gespräche mit Menschen die als
„Ungeliebtes Kind“ groß geworden sind und dieses Gefühl, nicht geliebt zu werden, auch als Erwachsene in sich tragen.
Und deswegen zu Beziehungen tendieren, die ihnen das bestätigen und nicht gut tun.

So wie z.B. ein Co-Narzisst zum Narzisten rennt und nicht zum Gutmenschen. Mit dem kann er nichts anfangen.
Das kann man jetzt aber verstehen.

Und hier ist niemand Opfer, ich bin nicht in einer solchen Beziehung.
Es geht ausschließlich um die gegenseitige unbewusste Anziehung solcher Menschen, selbst wenn man sein Leben im Griff hat. Das bleibt.

Ist aber auch vielleicht etwas zu komplex oder wie gesagt schwer zu erklären wenn man nicht einen ähnlichen Hintergrund hat.


cinikus
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Beitrag Di., 26.03.2019, 23:55

Lorenzo hat geschrieben: Di., 26.03.2019, 23:08 Wir reden leider komplett aneinander vorbei. :-)
Das glaube ich gar nicht.

Lorenzo hat geschrieben: Di., 26.03.2019, 23:08 Es geht mir primär um Gespräche mit Menschen die als
„Ungeliebtes Kind“ groß geworden sind und dieses Gefühl, nicht geliebt zu werden, auch als Erwachsene in sich tragen.
Und deswegen zu Beziehungen tendieren, die ihnen das bestätigen und nicht gut tun.
Das habe ich durchaus verstanden. Allerdings sehe ich darin erst mal prinzipiell keinen Fehler, sondern eine Selbstverständlichkeit. Weil man sucht, was man kennt. Die Biologie/das Gehirn tendiert zum geringstmöglichen Aufwand. Etwas völlig Neues zu lernen, noch schlimmer, ein völlig neues Weltbild zu erlernen, ist extrem aufwändig und machen Menschen meistens nur, wenn ihr Überleben davon abhängt, oder sie eine dermaßen schreckliche Erfahrung mit ihrem Weltbild machen mussten, dass sie aus Überlebensgründen nicht anders können, als sich um 180° zu drehen. Ansonsten bleibt man bei seinen Leisten. Ist einfach sparsamer.

Lorenzo hat geschrieben: Di., 26.03.2019, 23:08 So wie z.B. ein Co-Narzisst zum Narzisten rennt und nicht zum Gutmenschen. Mit dem kann er nichts anfangen.
Das kann man jetzt aber verstehen.
"Gutmensch" halte ich für einen missglückten Begriff, weil politisch aufgeladen. Ich verstehe aber, was du meinst. Interessanterweise war mein Vater Narzisst. Meine Mutter Komplementärnarzisstin. Ich weiß also, was das bedeutet und welche vernichtenden Konsequenzen das hat. In der Tat konnte und kann ich mit "gesunden" Menschen nichts anfangen. Sie sind ein anderer Planet, ach was, eine andere Galaxie. Das meinte ich mit den verschiedenen Sprachen. Menschen, die in einer heilen Welt aufgewachsen sind, sind, hm, wie soll ich sagen, naiv? Sie können sich ums Verrecken nicht vorstellen, wie eine Kindheit sein kann. Ich habe eine solche "Freundin". In Anführungszeichen, weil eine echte Freundschaft gar nicht möglich ist. Es ist, als kämen da zwei Spezies zusammen. Man kann sich oberflächlich unterhalten, aber eben NUR oberflächlich. Mitunter kann sie den Dreck gar nicht ertragen, den ich mitschleppe. Etwas, das für mich "normal" ist, ist für sie bereits etwas, das ihr emotional genau null zugänglich ist. Wie es möglich sein soll, unter diesen Umständen eine Liebesbeziehung zu führen, ist mir rätselhaft. Das geht so weit, dass ich Männer mit "glücklicher" Kindheit so was von langweilig und kindlich, ja nervtötend naiv finde, dass da ohnehin keine Anziehung besteht. Ich bin ihnen wohl zu zynisch, zu kompliziert, zu komplex und anstrengend. Sie wollen halt ihr Bauernmädel mit den roten Backen, bildlich gesprochen. Warum also sollte man einander antun?
Neige ich dazu, mir einen Narzissten zu suchen? Nun, bis zu einem gewissen Grad halte ich mich sogar selbst für eine Narzisstin. Beziehungsweise, ähnlich wie bei erlernten Depressionen, ist da vermutlich eine erlernte Narzissmuskomponente da. Ist einfach Prägung, wenn man in der Kindheit nichts anderes erlebt hat.
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Philosophia
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Beitrag Mi., 27.03.2019, 10:22

Kokette Krokette hat geschrieben: Mo., 25.03.2019, 19:41 Eine Sehnsucht ist nicht dazu da, gestillt zu werden, sondern gelitten zu werden. So sehe ich das mittlerweile. Und die ödesten Zeiten des Lebens sind jene, in denen Sehnsucht völlig fehlt.
Danke, das hast du schön geschrieben!
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Whale
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Beitrag Mi., 27.03.2019, 22:16

Hallo Lorenzo,

das Gemeine ist, dass man die vielen Verhaltensweisen, die man beim Aufwachsen in so einem Umfeld annimmt, übernimmt, zuerst mal nicht sieht, nicht sehen kann. Natürlich zieht man entsprechende Menschen in sein Leben, die genau jemand wie dich brauchen.

Hat man erst einmal eine Ahnung bekommen, wie sehr man selbst durch sein Verhalten die Spielregeln bestimmt, gibt es nur noch zwei Möglichkeiten:
1. so weitermachen wie bisher und damit ein Leben in stiller Verzweiflung führen.
2. sich mit sich selbst auseinander setzen. Und das ist ein Weg der nie zu Ende geht. Aber es ist nun mal der einzige Weg zur Veränderung damit dazu, andere Mensch und Energien in sein Leben zu ziehen.

Den frommen Wunsch je auf den Level eines Menschen der, sagen wir mal, geliebt und wertgeschätzt aufgewachsen ist, habe ich aufgegeben. Aber ich bleibe dran auf dem Weg zu mir selbst, weil jede Weiterentwicklung die Chance auf das, was ich leben will, vergrößert.

Ich sehe öfter meinen Bekannten/Freunden zu und frage mich, wie sie es schaffen, einfach so fröhlich und gelassen das Leben hinzunehmen? Oder ich frage mich, warum es mir kaum gelingt, tiefere Freundschaften einzugehen? Und, und, und?

Es ist so und ich kann nur an mir arbeiten, niemand sonst.

Whale

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Lorenzo
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Beitrag Do., 28.03.2019, 09:35

Hi Whale,

sehe ich auch so.
Ich halte es mit Punkt 2 und mir ist ebenfalls seit langem bewusst, das dieser Weg nie zu Ende ist, was auch OK ist.

Ich habe aber festgestellt, das es nur ganz ganz wenige Menschen sind, die sich diesen Problemen stellen.
Die meisten gehen einfach durchs Leben, Ecken ständig an, die anderen sind Schuld usw. usw.

Zwischen 2 Menschen mit diesem Hintergrund kann es nur funktionieren wenn man ganz offen damit umgeht und sagt: So bin ich und ich kenne meine Defizite.

In der Praxis stehen fast nur Menschen vor mir (mit gemeinsamen Hintergrund) die sagen:
Schau mal wie toll ich bin.
Die Maske halt.

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Beitrag Do., 28.03.2019, 09:38

Man kann es aber auch zur Schau stellen, indem man ständig darauf verweist, wie blöd die anderen damit umgehen und wie toll man selbst es besser macht, weil man ja ach so reflektiert ist. Ich frage mich, was genau du eigentlich mit diesem Thread bezweckst. Es kommt mir so vor, als würdest du dich lieber über das Gros aufregen wollen, dass da nicht so genau hinsieht.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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