Verlustangst

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BluePoint
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Verlustangst

Beitrag Do., 07.05.2020, 11:58

Guten Tag!

Ich habe ein wiederkehrendes Problem.
Ich gerate immer an Menschen mit Verlustangst. Und ich selber brauche immer viel Raum für mich. Dass sich das schlägt, ist völlig klar.

Aber ich frage mich langsam, gibt es fast nur solche Menschen? Die, nur wenn man 24/7 zusammen ist, nur dann glücklich sind?

Wo sind die Leute, die auch mal für sich sein können? Die mit sich selbst zufrieden sind?

Langsam wird mir klar, ich muss da wohl was ausstrahlen, was solche Menschen anzieht. Aber was ist es?

Aktuell möchte ich nicht wieder alles sofort beenden, sondern dran arbeiten, weil es auch mein Thema zu sein scheint.

Habt ihr da Tipps, wie man für Sicherheit und einem Geborgenheitsgefühl sorgt, wenn man mal für sich sein will?

Es ist von meiner Seite nicht so, dass ich vermitteln will: ich will DICH nicht sehen, sondern einfach nur für mich sein möchte.

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Malia
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Beitrag Do., 07.05.2020, 13:27

Vielleicht könnte es helfen, wenn du dir deine eigenen Ängste mal anschaust?
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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Tröte
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Beitrag Do., 07.05.2020, 16:34

meist ziehen Menschen, die eher "beziehungsängstlich" sind "verlustängstliche" Menschen an...warum das so ist? Keine Ahnung, aber es macht auf jeden Fall Sinn sich mal diese Dynamik anzuschauen.... Du gehst auf Abstand, der andere hüpft auf Dich drauf, Du gehst noch mehr auf Abstand, der andere klammert noch mehr und andersrum..das zu erkennen sind 50% der Miete.... demjenigen, der "Freiheit" braucht diese zu lassen und dem anderen das Gefühl geben, trotzdem geliebt zu werden und zuverlässig zu sein. So klappt es in meiner Beziehung sehr gut...nach anfänglichem "Kampf" und Trouble...

Übrigens "leiden" beide "Parteien" unter Verlustangst, nur die Kompensation ist unterschiedlich... der eine klammert, weil er angst hat den anderen zu verlieren und der andere will sich gar nicht erst binden und geht immer auf Abstand aus Verlustangst...

Ob das bei Dir so ist vermag ich natürlich nicht zu sagen, aber vlt. trifft das ein oder andere ja auf Dich zu?

VG
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BluePoint
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Beitrag Do., 07.05.2020, 17:19

Danke für die Antworten.

Ja, genau das will ich ja, bei mir schauen.

Ich habe schonmal davon gehört, dass beides Verlustangst sein soll, kann ich bei mir aber ausschließen.

Tröte, und wie vermittelst du Sicherheit?

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Candykills
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Beitrag Do., 07.05.2020, 18:41

Ich würde das jetzt nicht unbedingt pathologisieren. Ich bin zum Beispiel auch jemand, der sehr viel Freiheit und Raum für sich braucht. Ich kann das überhaupt nicht ab, wenn jemand 24/7 seine Pfoten an mir kleben hat. Sehe das trotzdem nicht als "krank" an, im Sinne, dass ich das behandeln lassen müsste, sofern's in der Beziehung damit keine Probleme gibt.

Da du aber anscheinend in der Beziehung damit Probleme hast....ich weiß nicht, ich sehe trotzdem mehr den kranken Anteil bei dem, der klammert, als dem, der eben autonomer ist. Du hast ja grundsätzlich keinen Leidensdruck, oder? Vielleicht springen Leute, die krankhaft klammern auf dich an, weil sie ein Stück weit wie du sein wollen - also autonomer. Ich kann mir schon vorstellen, dass das Leute mit derartigem Handicap anziehen könnte.
Auf jeden Fall würde ich dir eher zu einer Paartherapie (wenn überhaupt Therapie) raten, als zu einer Einzeltherapie. Da kann dann mal ein Profi draufschauen, was es für Dynamiken in eurer Beziehung gibt.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Beitrag Do., 07.05.2020, 20:13

Danke Candykills!

Im Moment sieht er eh ein, dass es sein Problem ist. Damit geht es aber nicht weg.
Ich werde es mal beobachten, ob sich was ändert.

Aber bitte gerne weiter Tipps, wie ich Sicherheit vermitteln kann :)

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BluePoint
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Beitrag Fr., 08.05.2020, 08:37

Nun, ich brauche wie gesagt, Tipps wie ich für Sicherheit sorgen kann.
Am besten von selbst betroffenen, die unter Verlustangst leiden.
Ich habe schon einiges probiert, aber nichts hat wirklich geholfen.

Wer kennt sich damit aus? Oder ist selber darüber hinweggekommen?

Eigentlich glaube ich, ich kann ihm das sowieso nicht abnehmen, aber ein wenig unterstützen darin.
Vielleicht eben auch, wie es andere für sich geschafft haben.

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Candykills
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Beitrag Fr., 08.05.2020, 09:45

Das Problem ist, dass du ihm niemals richtig Sicherheit geben kannst.
Es wird so laufen: du gibst ihm mehr Sicherheit, das wird ihn kurzfristig ruhig stellen, irgendwann reicht das aber auch nicht mehr und du wirst noch mehr Sicherheit geben müssen bis auch das für ihn wieder nicht mehr reicht und so weiter und so fort.
Und das Problem ist - dabei wirst du immer wieder ein Stück mehr von dir selbst aufgeben müssen. Und ich halt das für den falschen Weg.

Wenn er nicht alleine in Psychotherapie gehen will, was wohl nötig wäre, dann - wie ich schon schrieb - würde ich euch eine Paartherapie empfehlen.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


mio
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Beitrag Sa., 09.05.2020, 14:59

BluePoint hat geschrieben: Do., 07.05.2020, 20:13 Aber bitte gerne weiter Tipps, wie ich Sicherheit vermitteln kann :)
Warum möchtest Du das überhaupt?

Ich sag es ganz ehrlich: Ich hätte da einfach irgendwann den Kanal voll. Da würde wohl so ziemlich jede Liebe in mir dran "sterben" wenn ich dauernd "Sicherheit" vermitteln müsste. Das hat doch was von: Bitte bitte gib mir meine Droge! Bitte, mehr davon!

Warum also willst Du der "Dealer" sein?

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Tröte
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Beitrag Mo., 11.05.2020, 08:58

BluePoint hat geschrieben: Do., 07.05.2020, 17:19 Danke für die Antworten.

Ja, genau das will ich ja, bei mir schauen.

Ich habe schonmal davon gehört, dass beides Verlustangst sein soll, kann ich bei mir aber ausschließen.

Tröte, und wie vermittelst du Sicherheit?
Hallo Bluepoint,
woran merkst Du, dass Du Verlustangst bei Dir ausschließen kannst?
Was macht es z.B. mit Dir, wenn der andere unter Verlustangst leidet und klammert?
Hast Du dann Druck? Das Gefühl in die Ecke gedrängt zu werden? Das es "zuviel" ist?
Verlustangst macht sich nicht nur in Form von "ich habe Angst Dich zu verlieren" bemerkbar, sondern auch in Form von "mir ist das alles zuviel, ich möchte diese Nähe nicht" (Wäre ja zu einfach, wenn es so einfach wäre :->).

Ich glaube es ist wichtig sich gemeinsam mal eine Situation/ein Beispiel mit dieser Dynamik anzuschauen und zu fragen, was jeder in dieser Situation gefühlt hat.... meistens wird daran sehr deutlich was da für ein "Teufelskreis" entsteht....
Das heisst zwar noch nicht, dass man dann alles ändert und es perfekt ist, aber zu verstehen, dass es oft an dieser Dynamik hängt und nichts mit der Beziehung unmittelbar zusammenhängt.

Immer vorausgesetzt es ist wirklich ein Nähe-Distanz-Thema bei Euch.
Das ist ja imemr nur eine Vermutung, denn ich gebe meinen Vorredner recht: ein gewisses Maß an Distanz ist ja normal und notwendig, um dann wieder Nähe haben zu können. Nur wenn Beziehungen daran scheitern, oder man selber merkt, dass das was nicht "rund läuft" und man z.B. immer an einen VÄ "gerät", dann lohnt es sich mal hinzuschauen.

Was das Thema Sicherheit anbelangt:
Zunächst ist es aus meiner Sicht wichtig, dass beide Partner etwas an dieser Situation/Beziehung verändern wollen (und wie gesagt, das ist nicht einfach und geht nicht schnell, da jahrelange Muster sich eben nur langsam verändern).
Dazu gehört oft sogar auch eine therapeutische Unterstützung, weil hinter der Verlustangst ja das Thema Selbstwert und Selbstbewußtsein steht und man es oft nicht alleine "hinbekommt" (meine Erfahrung, die natürlich nicht allgemeingültig ist).
Mir (ich bin verlustängstlich) hilft es ungemein, wenn meine Partnerin zuverlässig ist und bei Dingen, wo sie Abstand braucht sagt, dass es nichts mit mir zu tun hat, sondern sie gerade etwas Abstand braucht, dass sie sich dann aber wieder zu einer bestimmten Zeit von sich aus meldet (zuverlässig), oder auch von sich aus schreibt, dass sie mich liebt etc., denn für mich ist immer schwer zu begreifen, dass man nach einer sehr schönen, harmonischen und intensiven Zeit so eine Distanz herrscht.
Das war aber auch ein längerer Prozess mit Arbeit an beiden "Seiten", die nicht von heute auf morgen perfekt war und auch immer noch nicht perfekt ist (wobei es schon zu 95% wirklich sehr gut läuft).

Natürlich gebe ich Mio auch recht, es ist immer eine Frage wie sehr oder wie lange man das ganze mit sich mitmachen lässt. Wenn man zu sehr leidet oder das Thema nur noch im Fokus ist und es keine schönen Zeiten gibt , ist es sicherlich auch besser sich zu trennen.
Ich habe nur die Erfahrung gemacht, dass diese Beziehung viel intensiver und inniger ist, als alles bisher dagewesene und ich deswegen gerne ein paar Schleifen gedreht habe (was aber natürlich auch individuell ist).

Ansonsten kann ich auch noch bei youtube die Videos von Steffi Kessler empfehlen. Sie bietet auch ein Coaching an, was mir persönlich sehr weitergeholfen hat, was aber alles andere als günstig ist.
An Büchern Stefanie Stahl "Das innere Kind muss Heimat finden"
"Liebe macht Sinn" Sue Johnson
"Warum wir uns immer in den Falschen verlieben" Amir Levine
und insbesondere zum Thema Bindungsangst:
"Jein" Stefanie Stahl

Ausserdem wird in der FB GRuppe in der ich zu dem Thema aktiv bin auch Literatur von Martin Berger empfohlen, da habe ich aber noch nichts gelesen.

VG
Tröte
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BluePoint
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Beitrag Do., 14.05.2020, 15:12

Tröte hat geschrieben: Mo., 11.05.2020, 08:58
Hallo Bluepoint,
woran merkst Du, dass Du Verlustangst bei Dir ausschließen kannst?
Was macht es z.B. mit Dir, wenn der andere unter Verlustangst leidet und klammert?
Hast Du dann Druck? Das Gefühl in die Ecke gedrängt zu werden? Das es "zuviel" ist?
Verlustangst macht sich nicht nur in Form von "ich habe Angst Dich zu verlieren" bemerkbar, sondern auch in Form von "mir ist das alles zuviel, ich möchte diese Nähe nicht" (Wäre ja zu einfach, wenn es so einfach wäre :->).
Also, ganz pragmatisch gesagt, wenn man sich einen Tag ausmacht, an dem man sich nicht sieht, und dann immer wieder die Frage untertags kommt, ob man sich nicht doch kurz sehen kann, dann ist es ein Gefühl des genervt seins. Immer und immer wieder wiederholen zu müssen, man kann oder mag nicht.
Dann noch die Frage hinterher, was man denn geplant hätte, dann werd ich richtig sauer. Weil das grenzt an Kontrolle.

Manchmal ist was geplant, und das sage ich dann auch.
Und manchmal ist nur geplant, dass ich Ruhe für mich haben möchte.

Ich sage sowieso immer, es hat nichts mit der anderen Person zu tun.
Aber wenn man das über Jahre schon immer so zusichert, es ernstgemeint ist, dann ist es irgendwann genug, wenn es irgendwie nichts bringt.

Ich versuche Sicherheit zu vermitteln, indem ich alles transparent halte. Auch wenn es mir manchmal gegen den Strich geht, weil einiges auch mal privat bleiben darf. Zum Beispiel was ich denn nun genau tue - kochen, putzen, was weiß ich, manchmal weiß ich es vorher nicht, und es kommt spontan.
Und ich mich damit kontrolliert fühle.
Ich versuche es dennoch immer zu sagen.

Mir reißt aber langsam schon die Geduld.

Ich werde mir dann mal die Videos ansehen und weiter dazu forschen.

Denn, es begegnet mir ja immer wieder. Das ist mir klar.

Danke dir erstmal, Tröte

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Beitrag Sa., 14.05.2022, 11:13

Candykills hat geschrieben: Do., 07.05.2020, 18:41
ich sehe trotzdem mehr den kranken Anteil bei dem, der klammert, als dem, der eben autonomer ist. Du hast ja grundsätzlich keinen Leidensdruck, oder? Vielleicht springen Leute, die krankhaft klammern auf dich an, weil sie ein Stück weit wie du sein wollen - also autonomer. Ich kann mir schon vorstellen, dass das Leute mit derartigem Handicap anziehen könnte.
Ja, das war es.
Mein Leidensdruck entsteht nur, wenn ich bedrängt werde.

Wenn sie wie ich sein wollen, oder sich was abschauen wollen, sollen sie das bitte in Zukunft aus der Ferne machen ✌

Es hätte mir klar sein müssen, dass ich die Droge "Aufmerksamkeit" nicht ewig liefern kann. Da muss die andere Seite schon auch etwas mithelfen und an sich arbeiten.
Ihr habt da schon sehr gute Punkte genannt, einige haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Bis ich es verstanden habe, hat es aber noch ein bisschen gedauert...

Es funktioniert jetzt definitiv viel besser, ich verstehe mich auch selbst besser. Ich habe keine Verlustangst, ich brauche nur ganz einfach nur sehr begrenzt Menschen um mich. Nicht oft und nicht lange. So einfach und doch so schwer das erstmal selber zu kapieren.

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