Umgang mit Idealisierung

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Kimba&Blacky
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Umgang mit Idealisierung

Beitrag Mo., 30.11.2020, 02:01

Hallo,

Ich kannte eine Person, die - warum auch immer - dazu geneigt hat, mich zu idealisieren. Ich habe ihr erzählt, dass ich viele schlechte Eigenschaften habe (aber nicht nur schlechte), worauf sie meinte, dass ich ein falsches Bild von mir hätte und mich nur schlecht rede. Ein Grund dafür war wohl, dass ich schlimmes erlebt habe. Ich habe ihr aber immer wieder versucht klar zu machen, dass ich nicht glaube, dass meine schlechten Eigenschaften durch die Menschen gekommen sind, die mir schlechtes angetan haben, sondern einfach da sind.

Ich muss dazu sagen, dass wir sehr ähnliche schlimme Dinge in der Vergangenheit erlebt haben. Jedoch hat uns ansonsten nicht viel miteinander verbunden.
Sie dachte aber, dass ich ihr ähnlich bin und hat versucht, mich gut zu reden.
Desweiteren habe ich in ihrer Gegenwart "Angst" davor bekommen, meine Meinung zu sagen, weil ich mitbekommen habe, dass wenn andere dies tun, sie versucht, diese solange mit ihrer Sichtweise zu "bearbeiten" bis diese Ruhe geben. Ich mag sowas nicht, da ich aber den Genuss der Idealisierungen dieser Person nicht verlieren wollte, habe ich meinen Mund gehalten.
Irgendwann habe ich aber doch meine Meinungen gesagt und Anfangs war es so, dass mir die Person nicht richtig geglaubt hat, dass ich das denke und dann aber mit der Zeit anscheinend schon. Dadurch wurde unser Verhältnis schlechter.

Ich war dann noch so blöd und habe die Person auf komische Weise geärgert. Waren aber keine Beleidigungen oder sowas.

Jedenfalls finde ich das komisch.

Ich hatte zwar von Anfang an ein schlechtes Gefühl, habe aber zugegebenermaßen die Idealisierungen genossen, obwohl sie mir zu dem Zeitpunkt auch schon falsch vorkamen.

Hat jemand schon sowas erlebt und wie verarbeitet man das am besten?
Ich gebe mir selbst auch die Schuld daran, weil ich mich darauf eingelassen habe. Es hat mir geschmeichelt und ich hatte anfangs den Eindruck, die Person würde sich für mich interessieren, im Grunde hat sie das zwar auch, aber sie wollte nicht wirklich mich als Mensch sehen, sondern das, was sie sich darunter vorgestellt hat. Und das hat mich verletzt.


Gruß, Kimba&Blacky

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Malia
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 30.11.2020, 09:59

Du hast erkannt, warum die Beziehung so und nicht anders gelaufen ist.
Ändern kannst du eine Erfahrung nicht mehr, nur daraus lernen.
Und du siehst ja deinen eigenen Anteil an dem Ganzen.
Was willst du da noch verarbeiten?
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 30.11.2020, 12:00

Hallo Malia,

eigentlich will ich mich so hinbekommen, dass ich der Person nach dem Mund rede. In der Hoffnung, dass mich die Person dann wieder mag.
Ich habe diese Idealisierungen wirklich gebraucht. Bei den meisten anderen Personen ließ mich sowas kalt, nicht aber bei dieser Person.
Ich glaube, ich bin abhängig. Es hat sich gut angefühlt.

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Holland
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Beitrag Mo., 30.11.2020, 12:21

Hallo Kimba&Blacky,

1. Du widersprichst dir.

2. fragst Du, wie damit umgehen, obwohl Du weisst wie du damit umgehen wollen würdest.

Was ist denn Sache?

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Sinarellas
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 1997

Beitrag Mo., 30.11.2020, 14:27

Hi K&B,
ja kann ich gut nachvollziehen, auch das "sich Widersprechen" ( ;-) ).
Ich kann dir sagen: Du wirst es nicht so hinbekommen, dass du ihr nach dem Mund redest nur um die Abhängigkeit aufrecht zu erhalten. Zwar kannst du einen Teil von dir so hinbiegen, dass du eine Zeit dem Gegenüber entsprichst, auf Dauer wird das dir aber nicht gelingen, denn du hast bereits dein verhalten reflektiert und erkannt, dass das nicht so der ideale Weg ist um das eigene Selbstwertgefühl zu pushen.
Eigentlich kann ich dir da nur raten: halte dich von diesem toxischen Menschen fern, egal wie sehr er dich vergöttert, es entspricht keiner gesunden Beziehung.
..:..

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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 30.11.2020, 19:12

Hallo Sinerallas,

das wird wahrscheinlich das beste sein. Obwohl mir das soviel gegeben hat. Es ist so, dass diese Person etwas erlebt hat, das nicht viele Menschen erleben bzw. die öffentlich darüber reden.
Ich kenne mehrere, die das erlebt haben, aber mit den anderen hatte ich nicht so intenven Kontakt.

Meine Gedanken bezüglich eigener Meinung waren in etwa wie folgt: Auch wenn ich das selbst nicht denke, was die Person denkt und das, was sie denkt, aus objektiver Sicht falsch ist, könnte ich trotzdem so tun, als würde ich das auch denken, um weiterhin von ihr gemocht zu werden.
Das zu denken, was sie denkt, würde sogar besser in mein Weltbild passen, aber ich weiß, dass es objektiv gesehen falsch ist und da ich zu reflektiert bin, würde ich dann die ganze Zeit darüber nachdenken.

Außerdem schien die Person ein zu gutes Bild von mir zu haben und als ich sie darauf hinwies, dass sie in ein paar Punkten falsch liegt, meinte sie anfangs, ich würde mich nur so schlecht einstufen, weil mir andere dies eingeredet hätten. Dem ist aber nicht so.

Das ist das Problem, was ich habe, ich habe es zugegebenermaßen schon genossen, als so positiv wahrgenommen zu werden, aber ich finde, dass das nicht richtig ist, wenn das nicht den Tatsachen entspricht. Ich entwickelte mit der Zeit einen Neid auf die Person, weil sie in den Sachen, in denen ich nicht so gut bin, anscheinend besser ist. Und außerdem, weil ich zusätzlich noch andere Probleme habe, die sie nicht hat.
Eigentlich hätte ich das aufgrund des falschen Bildes, was sie von mir hatte, ausnutzen können, aber ich habe es nicht geschafft.
Ich weiß nicht, ob das richtig war, weil ich wie gesagt, noch nie zuvor eine Person kannte, die das erlebt hat, was ich erlebt habe und mich gut behandelt hat. Daher bin ich seit Wochen am überlegen, ob ich mich nicht lieber dich anders verhalten soll.
Jedoch habe ich den Kontakt beendet, woraufhin die Person anscheinend auch nichts mehr mit mir zu tun haben will.

Mir geht es nicht gut damit.

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Emma28
sporadischer Gast
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Beiträge: 12

Beitrag Mo., 07.12.2020, 15:16

Wenn wir uns verlieben, ist eine Idealisierung unseres bedeutsamen Gegenübers nicht nur unvermeidbar, sie ist sogar notwendig.

Dieser unkontrollierbare und leidenschaftliche Zustand richtet sich auf die Person, in die wir verliebt sind, und lässt uns oft staunend zurück: Jeder positive Zug des Objekts der Liebe wird verstärkt wahrgenommen. Jeden negativen Charakterzug empfindet man als weniger bedeutend. Man ignoriert ihn oder betrachtet ihn sogar als etwas Charmantes.

Im Laufe der Zeit wird dies von selbst vergehen, dieser Prozess kann nicht ewig dauern. Danach ändert sich auch die
Beziehung.

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Airo
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Beiträge: 35

Beitrag Mo., 07.12.2020, 23:04

Ich verstehe dich.... es tut gut, wenn ein Mensch Gutes in einem sieht, v. a. wenn man diesbezüglich ausgehungert ist.
Es ist traurig, dass die Person dich nicht als ganzes toll finden konnte.

Du schreibst nicht, was das für ein Erlebnis ist, was es für mich etwas schwieriger macht das ganze zu erfassen.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Do., 10.12.2020, 01:50

Hallo,

wie nennt man folgendes Problem und wie kann man damit umgehen?

Jemand ist gedanklich auf sich selbst fixiert und mag sich gerne leiden. Kann andere Menschen nicht wirklich lieben. Hat aber Sehnsucht nach Liebe und möchte eigentlich auch andere Menschen lieben können.

Vergleicht sich selbst mit Personen, die etwas ähnliches wie man selbst erlebt hat, bekommt dadurch ein Verbindungsgefühl.

Dies reicht demjenigen aber nicht. Insgeheim erwartet er, dass der andere so ist wie er selbst oder dass er so ist wie der andere. Da das nicht funktioniert, kommt nach einer Weile Frust auf. Man traut es sich nicht dem anderen zu sagen, weil man weiß, dass man Menschen nicht so machen kann, wie man sie gerne hätte. Und weil es unethisch ist.
Dennoch lässt einen das Verlangen danach, dass der andere gleich wie man selbst ist, nicht los.

Wie kann man damit umgehen?

Lieber alleine bleiben? Oder versuchen das zu akzeptieren obwohl es sich für einen selbst falsch anfühlt?

Kimba&Blacky

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Kimba&Blacky
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Beiträge: 761

Beitrag Do., 10.12.2020, 02:33

Hallo Airo,

über das Erlebte selbst möchte ich hier nicht sprechen.

ich glaube mittlerweile, dass es der Person mehr um mein Erlebtes als um meine Person selbst ging. Sie ist wütend auf die Täter und hat dementsprechend Mitgefühl mit anderen, denen das auch passiert ist.
Daher kamen solche Sachen zustande.


Hallo Emma,
Emma28 hat geschrieben: Mo., 07.12.2020, 15:16Jeder positive Zug des Objekts der Liebe wird verstärkt wahrgenommen. Jeden negativen Charakterzug empfindet man als weniger bedeutend. Man ignoriert ihn oder betrachtet ihn sogar als etwas Charmantes.
also ich bisher nur so ähnliche zustande wie Verliebtheit, aber da war es so, dass ich gerade dann die nagativen Charakterzüge wahrgenommen habe.


Kimba&Blacky

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